Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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Montagabend war ich noch bei der letzten Vorstellung mit Filmen von Sarah Maldoror (hab nur die Karneval-Trilogie ausgelassen, die ich letztes Jahr schon sah):

L’hôpital de Leningrad (FR 1982)
Vlady – Peintre (FR/MX 1989)

Den kurzen Film über den Maler Vladimir Victorovich Kibalchich „Vlady“ Rusakov (1920-2005), einen mexikanischen Maler, der in einer in eine Bibliothek umgewandelte Kirche 2000 Quadratmeter Fresken gemalt hat, gab es als Vorfilm (ein paar Fotos hier). Launige Diskussionen über Stalinisten, Trotzkisten usw. – und über seinen Vater, den Schriftsteller Victor Serge (1890-1947), dessen letzte Jahre und Tod im Exil in Mexiko. Von Serge stammte dann die Vorlage für den knapp einstündigen (es gibt zu beiden Filmen divergierende Zeitangaben, 17 vs. 24 Minuten bzw. 52 vs. 58 vs. 59 Minuten – so lang, wie die Vorstellung dauerte, stimmen eher die längeren, angekündigt waren jedoch in beiden Fällen die kürzeren) folgenden TV-Film. Heute würde man hier vielleicht von „Autofiktion“ sprechen: ein Autor (Rüdiger Vogler als Viktor Lvovich Kibalchich, wie Serge eigentlich hiess) besucht eine psychiatrische Klinik, in der politische Gefangene des stalinistischen Regimes gefangen gehalten werden, trifft dort einen Kollegen (Roger Blin), der die Angst besiegt hat und in der Befreiung von der Angst eine Art mögliche (natürlich nicht, haha) gemeinsame Utopie der Herrscher und Beherrschten zu meinen findet … in die Klinik geht er auch, weil seine Frau (Anne Wiazemsky, die den Namen von Serges Frau trägt) zuhause allmählich irre wird – wie die historische Liuba Russakova, über die der gemeinsame Sohn Vlady im Vorfilm auch gesprochen hat. Serge/Lvovich geht dann nach Hause, wird dabei von einem Gefangenentransporter umkreist, trifft seine verängstigte Frau, geht wieder raus und wird – wie man es davor im Film mit anderen Menschen schon sieht – von Uniformierten entführt und weggebracht. Beklemmend aber toll – und die Kombination beider Filme fand ich sehr gelungen (auch die Reihenfolge passte glaub ich so besser).

Insgesamt gesehen habe ich damit:

Monangambééé (Algerien 1967)
Sambizanga (Angola/Frankreich 1972)
Aimé Césaire – Un homme, une terre (Martinique/Frankreich 1976)
Et les chiens se taisaient (Sarah Maldoror, Bernard Favre, Vincent Blanchet; Frankreich 1978)
Louis Aragon – Un masque à Paris (Frankreich 1978)
Fogo, île de feu (Frankreich/Kap Verde 1979)
Carnaval dans le Sahel (Frankreich/Kap Verde 1979)
À Bissau, le carnaval (Guinea-Bissau 1980)
Un dessert pour Constance (Frankreich 1980)
L’hôpital de Leningrad (Frankreich 1982)
Aimé Césaire – Le masque des mots (Martinique/USA 1987)
Vlady – Peintre (Frankreich/Mexiko 1989)
Léon G. Damas (Frankreich 1994)
La route de l’esclave: Regards de mémoire (Frankreich/Martinique/Haiti 2003)
Scala Milan AC (Frankreich/Italien 2003)

Immerhin 15 ihrer Filme … auf der Website gibt es 41, anderswo las ich von 46 … einiges scheint auch verloren zu sein, so wohl auch ihr erste Langfilm („Guns for Banta“, 1971)

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