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Hier läuft mal das Murray-Interview mit Monk Rowe.
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gypsy-tail-windIch hab – ohne hier alles gelesen zu haben (und ohne geguckt zu haben, ob ich drüben bei org hochgestapelt hab … hoffentlich nicht!) nur ne Episode zu den Grabenkämpfen unter den Saxophonisten beizutragen
du warst da „team überschätzt“, aber so richtig habe ich noch nicht verstanden, was du an murray magst und nicht magst (der thread hier fängt ja auch eher kritisch an), und es ist ja auch völlig verständlich, sich da überhaupt nicht festlegen zu können oder zu wollen.
Da wird halt eine allmähliche Annäherung … nicht direkt sichtbar, klar, dafür hab ich mich viel zu selten zu Murray geäussert. Die Konzerte mit dem Infinity Quartet (bei den Sets am Météo Festival und Middelheim Festival war @redbeansandrice beide Male dabei, ja? Auch in Mulhouse? ich hörte die Gruppe zum Kontrast auch noch im Moods im kleinen Rahmen) waren da schon eine Wasserscheide, denke ich. Mein Einstieg bei Murray war – nach der Wildflowers-Box, die mir bei wenigen der Beteiligten für eine solidere Einschätzung reichte – einerseits lauwarm mit Tyners „44th Street Suite“ (glaub das war auch mein Blythe-Einstieg) und heiss mit „Love and Sorrow“ (Hicks!) – beides Zufallsfunde aus den im Black Saint/Soul Note-Kontext erwähnten Grabbelkisten. Seinen Sound und seine Kraft mochte ich sofort, aber es ist schon so, dass ich nicht in allen Aspekten (oder von allen Line-Ups, Projekten) überzeugt bin und erst recht nicht so, dass ich die Diskographie umfassend kennen würde. Es haben sich aber nach den CAM-Boxen noch einige DIW-CDs angesammelt, die halt auch auf einem der Stapel liegen, die zu hören ich noch nicht gekommen bin (schon auch, weil für Murray irgendwie die Zeit passen muss).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy, ja, ich war sowohl in Mulhouse als auch in Middelheim dabei, beides gut, aber Middelheim schon nochmal eine andere Liga… wir hatten das ja damals diskutiert, dass die Konkurrenz der anderen Bands Murray sicher ein bisschen gepusht hat… In Mulhouse hatte er den Eröffnungsabend ohne andere Künstler…
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.david murray big band, live at „sweet basil“, vol. 1&2 (1984)
endlich auch mal ein dokument der big band, murray-typisch im live-setting aufgenommen, an drei august-tagen im jahr 1984. das klingt nach ausgelassener party, und, da nur 3 musiker mehr als beim octet dabei sind (plus butch morris als dirigent), hat man eher den eindruck einer new-orleans-marching-band als den eines orchesters auf z.b. ellingtons spuren. so sind die sachen auch arrangiert, und der bläsersatz darf auch ein bisschen übersprudeln – und murrays gewaltigen ton hört man ja eh immer raus. zwei interessante personalien: billy higgins sitzt an den drums, und ein junger steve coleman zahlt lehrgeld für die eigenen projekte (aber da er kein einziges solo kriegt hier, hatte ich die alben bisher nur einmal gehört). schöne features gibt es für john purcell (klarinette und altsax), craig harris, und die tiefspieler chancey & stewart. olu dara und baikida carroll kann ich nicht zweifelsfrei auseinanderhalten, eine solo order bieten die lps nicht.
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@gypsy-tail-windIch hab – ohne hier alles gelesen zu haben (…) nur ne Episode zu den Grabenkämpfen unter den Saxophonisten beizutragen: der Saxlehrer, der in den späten 90ern die Leitung der Big Band meines Gymnasiums übernahm, war wohl so um 1980 herum in Berklee (…). Als ich endlich mein Tenorsax hatte und in „Sugar“ von Stanley Turrentine mein einziges kurzes Solo, nahm er mich auch mal beiseite und meinte, ich solle doch nicht mit diesem „dreckigen“ Ton spielen (voluminös, Vibrato, Glissandi und sowas) – er überspielte dann irgendwelche Aufnahmen von Lester Young und den alten Prestige LP-Twofer von Hank Mobley für mich auf zwei 90er-Tapes, um mich zu „erziehen“ – aber das fruchtete nichts, ich war da auch direkt und er hat’s akzeptiert. Mobley kannte und liebte ich da eh schon lange, aber eben auch jemanden wie Johnny Griffin. Selbst Coleman Hawkins lehnte er rundum ab … ich weisss nicht, ob er wenigstens noch die Gnade hatte, ihn als historisch wichtigen Musiker zu betrachten, aber für das Saxophonspiel damals hatte das gefälligst keine Rolle mehr zu spielen: das hatte glatt und elegant, flüssig und mit schlankem Ton zu sein. Er spielte zwar Altsax, aber das klang so à la Mike Brecker … nun ja. (…)
Ich erinnere mich, dass man sich in den frühen 80er Jahren in gewissen Kreisen nicht mehr mit einer Grateful Dead-Platte sehen lassen konnte. Damit wäre man gesellschaftlich erledigt gewesen. Auf gar keinen Fall durfte man Gitarrensoli gut finden, die länger als 3 Takte waren! Irgendwann wurden sogar Gitarren an sich uncool und die Zukunft gehörte angeblich dem Synthesizer. Auch Haarschnitte polarisierten! Irgendwie hatte man aber auch übersehen, dass die Ramones lange Haare hatten und Television ausufernde Gitarren-Duette spielten. Ein paar Jahre später relativierte sich das aber schon wieder, kippte sogar teils ins Gegenteil und dann waren The Dead, Neil Young und andere alte Helden wieder cool.
Da hatte man das Kind mit dem Bade ausgeschüttet, was in gewissen Phasen nachvollziehbar, aber doch ziemlich kurzsichtig ist. Irgendwann in den 50ern galt ja auch die gegenständliche Malerei als tot. Sie galt als „überwunden“. Allein die Geste des Pinselstrichs zählte! Doch dann malte – druckte! – jemand zum Entsetzen des Kunstestablishments eine Dose Tomatensuppe. Ich glaube Robert Rauschenberg hat sogar mal eine Zeichnung von Willem de Kooning ausradiert. So schlägt das Pendel von einem Extrem ins andere.
Im Jazz scheint das wohl manchmal nicht viel anders zu sein. Wobei mich da diese Geschichtsvergessenheit und die polarisierende Abgrenzung eigentlich wundert. Was für kulturelle Schätze und was für einen Reichtum an unterschiedlichen Perspektiven und vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten blendet man damit einfach aus! Aber man ist ja selbst nicht ganz frei ganz davon. Hätte man mir vor einigen Jahren noch gesagt, dass Johnny Hodges und Ben Webster zu den allergrößten gehören, hätte ich auch nur mit dem Kopf geschüttelt. Ich glaube Duke Ellington ist in den 60ern beim Jazzfest Berlin sogar mal ausgebuht worden, weil das Publikum stattdessen Free Jazz hören wollte.
Und natürlich ist Stanley Turrentine auch toll!
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)friedrich So schlägt das Pendel von einem Extrem ins andere. Im Jazz scheint das wohl manchmal nicht viel anders zu sein. Wobei mich da diese Geschichtsvergessenheit und die polarisierende Abgrenzung eigentlich wundert. Was für kulturelle Schätze und was für einen Reichtum an unterschiedlichen Perspektiven und vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten blendet man damit einfach aus!
ich kenne mich in den vermeintlichen grabenkämpfen um die tenorsax-schulen und -moden in den 80ern wirklich nicht aus. aber wenn man von einem brecker-ideal ausginge, frage ich mich, warum gleichzeitig (und neben dem dauerveröffentlichenden david murray) joe lovano so erfolgreich sein konnte, obwohl er ja auch eher aus der hawkins-schule kommt. ganz so polarisierend war das vielleicht alles gar nicht – nur mit höhrere intensität in der meinungsbildung…
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plus: in den 80ern war ja schon postmoderne also ging es in einer bestimmten szene ja eher um die art und weise, wie man sich auf die tenorsax-tradition bezieht. und da war murray für einige offenbar technisch zu unpräzise, um echte gonsalves-gedächtnis-soli zu spielen.
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vorgarten
friedrich So schlägt das Pendel von einem Extrem ins andere. Im Jazz scheint das wohl manchmal nicht viel anders zu sein. Wobei mich da diese Geschichtsvergessenheit und die polarisierende Abgrenzung eigentlich wundert. Was für kulturelle Schätze und was für einen Reichtum an unterschiedlichen Perspektiven und vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten blendet man damit einfach aus!
ich kenne mich in den vermeintlichen grabenkämpfen um die tenorsax-schulen und -moden in den 80ern wirklich nicht aus. aber wenn man von einem brecker-ideal ausginge, frage ich mich, warum gleichzeitig (und neben dem dauerveröffentlichenden david murray) joe lovano so erfolgreich sein konnte, obwohl er ja auch eher aus der hawkins-schule kommt. ganz so polarisierend war das vielleicht alles gar nicht – nur mit höhrere intensität in der meinungsbildung…
vorgartenplus: in den 80ern war ja schon postmoderne also ging es in einer bestimmten szene ja eher um die art und weise, wie man sich auf die tenorsax-tradition bezieht. und da war murray für einige offenbar technisch zu unpräzise, um echte gonsalves-gedächtnis-soli zu spielen.
Ich kenne mich sogar noch weniger aus! Aber nach dem zu urteilen, was gypsy schreibt … Er hatte das beim Jazz Festival Berlin auch mal im persönlichen Gespräch kurz erwähnt. Da war ich in meiner heißen Don Byas-Phase
Jahaaa, die Postmoderne! Mit diesem Begriff können viele heute nicht mehr viel anfangen. Mich selbst hat es aber sehr geprägt, dass Stilmittel aus der Vergangenheit mehr oder weniger gezielt und sinnvoll zitiert wurden und sich Wertesysteme verschoben.
Edit: Apropos David Murray, Grateful Dead und postmoderne Kombinationslust, was sehen meine erstaunten Augen zufällig in der Wikipedia? David Murrays Album Dark Star: The Music of the Grateful Dead. Sachen gibt’s!
zuletzt geändert von friedrich--
„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)diese beiden alben gerade hintereinander weg, für mich sehr überzeugender auftritt, da hätte ich vor ort auch meinen spaß daran gehabt….
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!die Idee, Lovano mit Hawkins in Verbindung zu bringen, find ich überraschend… auf irgendeiner Ebene versteh ich das schon, er hat einen recht „schönen“ Ton, vielleicht tatsächlich etwas mehr Wohlklang als bei Sonny Rollins… aber er hat halt überhaupt nichts schmusiges, hätt ich gesagt, und von dem her seh ich ihn dann doch näher bei Brecker als bei Murray… für mich ist Lovano immer noch primär ein etwas langweilliger moderner Tenorist, der von Joe Henderson und Sonny Rollins herkommt, mit – meinetwegen – einem etwas samtigeren Ton… ein bisschen wie Hank Mobley in der Hinsicht, nur moderner…
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.friedrich
Edit: Apropos David Murray, Grateful Dead und postmoderne Kombinationslust, was sehen meine erstaunten Augen zufällig in der Wikipedia? David Murrays Album Dark Star: The Music of the Grateful Dead. Sachen gibt’s!
ach so, ich dachte, du hättest diese assoziation bewusst gewählt. murray und bob weir sind sehr gut befreundet, und murray ist öfters mit grateful dead aufgetreten. „estimated prophet“ ist wohl eines meiner meistgehörten tracks aus den 90ern:
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redbeansandricedie Idee, Lovano mit Hawkins in Verbindung zu bringen, find ich überraschend… auf irgendeiner Ebene versteh ich das schon, er hat einen recht „schönen“ Ton, vielleicht tatsächlich etwas mehr Wohlklang als bei Sonny Rollins… aber er hat halt überhaupt nichts schmusiges, hätt ich gesagt, und von dem her seh ich ihn dann doch näher bei Brecker als bei Murray… für mich ist Lovano immer noch primär ein etwas langweilliger moderner Tenorist, der von Joe Henderson und Sonny Rollins herkommt, mit – meinetwegen – einem etwas samtigeren Ton… ein bisschen wie Hank Mobley in der Hinsicht, nur moderner…
jetzt bin ich wiederum überrascht. lassen wir @friedrich entscheiden?
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Bin da spontan eher bei redbeans … aber Lovano ist irgendwie schon schwer zu greifen. Bei Motian ist er aber z.B. immer der mit dem schlankeren Ton (als Pepper).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaredbeansandricedie Idee, Lovano mit Hawkins in Verbindung zu bringen, find ich überraschend… auf irgendeiner Ebene versteh ich das schon, er hat einen recht „schönen“ Ton, vielleicht tatsächlich etwas mehr Wohlklang als bei Sonny Rollins… aber er hat halt überhaupt nichts schmusiges, hätt ich gesagt, und von dem her seh ich ihn dann doch näher bei Brecker als bei Murray… für mich ist Lovano immer noch primär ein etwas langweilliger moderner Tenorist, der von Joe Henderson und Sonny Rollins herkommt, mit – meinetwegen – einem etwas samtigeren Ton… ein bisschen wie Hank Mobley in der Hinsicht, nur moderner…
Hank Mobley war ja anfangs Autodidakt, ähnlich wie James Moody oder auch Roy Eldridge. Bei Murray ist das nicht dasselbe, jedoch hatte er in der Jugend schon ähnlich seine Instrumente gelernt, die Mutter hatte großen Einfluss auf ihn (s. „Morning Song“), der Vater unterstützte nach dem Tod der Mutter sein musikalisches Talent nicht wenig.
Bei Joe Lovano wäre noch der Vater interessant, der ja auch Saxophon gespielt hatte. Was hatte der für einen Stil? Unter den Italo-Amerikanern finde ich ja auch Carmen Leggio ganz interessant, ebenfalls überwiegend Autodidakt wie die oben genannten. Leggio hatte allerdings mit der Klarinette angefangen. Interessant sind die Parallelen bei Murray und Leggio: Working class environment, unendlich viel Musik absorbieren und schon als Teenager Gigs spielen.
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Schlagwörter: David Murray, Tenorsax
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