Das Piano-Trio im Jazz

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  • #12578683  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hampton Hawes Plays Movie Musicals | Steht ja schon auf dem Cover, dass hier zum Hampton Hawes Trio noch „The Blue Strings“ kommen, arrangiert von Billy Byers. Ob Bob West und Larry Bunker im August 1969 wirklich das Hampton Hawes Trio waren, weiss ich nicht – ich tippe eher auf eine Studio-Geschichte. Es gibt Songs aus drei Musicals. Dabei ist weniger bekanntes Material wie „Where Is Love“, „When I’m Not Near the Girl I Love“, „The Music That Makes Me Dance“ und „As Long as She Needs Me“, aber auch ein paar (halbe) Jazz-Klassiker: „My Man“, „Old Devil Moon“ und „People“, und dazwischen auch „How Are Things in Glocca Morra“, das Sonny Rollins in den Fünfzigern für Blue Note eingespielt hat. Hawes‘ Piano singt über den dicken Streichern und dem fetten aber langweiligen Bass … aber das reicht mir nicht, um das Album wirklich interessant zu machen – obwohl es 29 Minuten kurz ist.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #12578685  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten
    du schließt 1968 ohne corea ab?

    Huch, nein, natürlich nicht, hatte das im Kopf erst 1969 einsortiert, hab ich ja grad nur digital und drum lag das nicht auf dem Stapel, wo ich es auch sehen kann. Morgen dann, danke für die Erinnerung!

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    #12578701  | PERMALINK

    vorgarten

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    pearson, cranshaw, roker, merry ole soul (1969)

    bestes klaviertrioweihnachtsalbum aller zeiten. es hat sogar einen vielleicht heimwehkranken brasilianer eingeladen. schönen abend euch!

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    #12578703  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Walter Bishop Jr. „Farmer’s Delight“ (Red Records) 1993 …. aufgenommen im Dezember 1991 mit einem enorm spielfreudigen Reggie Johnson am Bass und dazu taucht urplötzlich Schlagzeuger Doug Sides aus dem Nichts auf .. stimmig …. die Scheibe bietet auch eine Sicht auf „The Christmas Song“ …. daher in diesem Sinne ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12578765  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Chick Corea – Now He Sings, Now He Sobs | Drei Sessions in den A&R Studios in New York im März 1968, bei denen nicht nur die 40 Minuten der LP eingespielt wurden sondern noch eine halbe Stunde mehr Musik, die für die CD-Reissues seit den Achtzigern mit zum Album gehört, aber davor schon auf „Circling In“, einem der „brown bag“-Twofer von Blue Note, erschien … famose Aufnahmen mit Miroslav Vitous und Roy Haynes, noch heute unglaublich frisch klingen. Alle drei haben Biss, Eleganz, spielen mit einer schlanken Leichtigkeit – gerade Haynes mit seinem hellen Sound macht sich ganz hervorragend. Haynes, der Veteran, wurde am Tag vor der ersten Session 43 Jahre alt, Vitous war 20 Jahre jung und Corea selbst mit seinen 26 schon länger im Geschäft, als man denken könnte (Mongo Santamaria, Willie Bobo, Blue Mitchell, Herbie Mann, Stan Getz …). Vitous‘ Bass ist beweglich und hat zugleich einen tollen Beat und auch Tiefe mit schönem Sound – und wenn ich das wieder höre, dünkt mich, er trägt quasi allein die Evans-Trio-Tradition in dieses neue Trio rein. Denn Corea klingt eher wie eine deutlich avancierte Version von Tyner, auf eine flinkere Art beweglich und mit einer anderen Tonalität, die ich kaum beschreiben kann: er klingt für mich etwas bitter, etwas sauer – und ich meine das durchaus als Kompliment, denn das führt zu dieser Frische, und es setzt ihn eben auch von Herbie Hancock (der klingt halt wie Wassermelone) oder eben Tyner (wie klingt der denn, wie eine ein Sonnenaufgang?) ab: Corea klingt wie eine wolkenlose Vollmondnacht, der Schein blendet fast, so durchdringend ist er, und lässt doch alles im Schatten, lädt die Dinge mit Geheimnissen auf, die im Tageslicht gar nicht zu erahnen sind. Auch wenn das Trio im langen Opener „Steps – What Was“ im letzten Drittel in spanische Gefilde abdriftet (später wurde aus dem Material hier das Stück „Spain“) und Corea in enger Verzahnung mit Vitous über drei wiederholte Akkorde rifft, bleibt das Geheimnis intakt. Und wie Haynes dazu spielt, kommentiert, Akzente setzt, Impulse gibt – das ist wirklich immer wieder überraschend. Auf „Now He Sings, Now He Sobs“ stimmt wirklich alles, nicht nur die Chemie zwischen den dreien, auch der Sound, das Material, der Ausgleich im Trio, das einen ständigen, sehr offenen Dialog führt, nicht nur bei verschränkten Soli oder Fours … ein beeindruckendes Album!

    Beim Bonusmaterial war immer „My One and Only Love“ ein Favorit von mir, neben Monks „Pannonica“ der einzige Standard der Session – aber warum die acht kurzen Stücke, teils schon etwas konventionelleren Stücke, nicht auf dem Album landeten, ist im Rückblick schon nachvollziehbar, denn dieses ist für sich genommen, wie @vorgarten bereit geschrieben hat, tatsächlich perfekt. Und in Ermangelung anderer Trio-Alben aus der Zeit (von Hancock oder Tyner vor allem) füllt es auch eine Leerstelle und markiert nochmal ein neues Kapitel, dünkt mich … das ist nicht wie die Alben von Friedman, Kuhn, Zeitlin usw. eine Fortschreibung der Tradition mit den Neuerungen von Evans als Ausgangspunkt, sondern wieder etwas Neues – ohne das ich das genauer greifen könnte. Im kurzen, geräuschhaften Closer des Albums spielt das Trio frei – aber wiederum auf eine recht sille, ruhige Art, die wenig mit dem Free Jazz der Jahre direkt davor zu tun hat, eher schon vorwegnimmt, was Corea bald mit Circle machen sollte – wo mit Barry Altschul ein Schlüssel-Sideman aus dem Umfeld Paul Bleys dazugehören sollte. Wie gesagt: da öffnen sich neue Felder.

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    #12578769  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Duke Pearson – Merry Ole Soul | Da schliesse ich mich gerade rasch an, passt ja auch, da das Album bei zwei Sessions 1969 aufgenommen wurde, im Piano-Trio mit Extra-Percussion von Airto Moreira. Beim Blue Note-Hören vor ein paar Jahren waren Pearsons Alben unter den schönsten Wiederentdeckungen, und sein Weihnachtsalbum ist wirklich sehr charmant herausgekommen – er gewinnt dem Material oft mehr ab, als dieses verdient hat.

    Den Wünschen schliesse ich mich an: feiert schön oder seit – hoffentlich – schön gefeiert habend ;-)

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    #12578775  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    gypsy-tail-wind Hampton Hawes Plays Movie Musicals | Steht ja schon auf dem Cover, dass hier zum Hampton Hawes Trio noch „The Blue Strings“ kommen, arrangiert von Billy Byers. Ob Bob West und Larry Bunker im August 1969 wirklich das Hampton Hawes Trio waren, weiss ich nicht – ich tippe eher auf eine Studio-Geschichte. Es gibt Songs aus drei Musicals. Dabei ist weniger bekanntes Material wie „Where Is Love“, „When I’m Not Near the Girl I Love“, „The Music That Makes Me Dance“ und „As Long as She Needs Me“, aber auch ein paar (halbe) Jazz-Klassiker: „My Man“, „Old Devil Moon“ und „People“, und dazwischen auch „How Are Things in Glocca Morra“, das Sonny Rollins in den Fünfzigern für Blue Note eingespielt hat. Hawes‘ Piano singt über den dicken Streichern und dem fetten aber langweiligen Bass … aber das reicht mir nicht, um das Album wirklich interessant zu machen – obwohl es 29 Minuten kurz ist.

     

    zu dem Album gibt es ein Kapitel oder ein halbes in Raise Up Off Me, was ich leider gerade nicht zur Hand hab, aber es war wohl irgendwie die kommerzielle Hälfte eines Deals und Hawes ist nicht sehr positiv… Und dafür dürfte er dann iirc andere, spannendere Sachen aufnehmen wie High in the Sky mit Vinegar und Bailey… (im Grunde sind ja Hawes‘ Aufnahmen zwischen den beiden Europatourneen alle für diesen Jack Lewerke / Vault / JAS… Nach der Tournee 1971 kamen dann eine neue Frau, ein neues Instrument – EPiano – und der Deal mit Prestige)

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    #12578777  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ahmad Jamal – At the Top: Poinciana Revisited | Ich kann hier doch nicht loslassen … nach der gestrigen Irritation muss ich dem nächsten Album, irgendwann 1969 live im Top of the Village Gate in New York aufgenommen, eine Chance geben – und siehe da, hier passt schon im ersten Track wieder alles: toller Groove von Jamil Nasser und Frank Gant, Jamal nicht unter Dauerhochdruck sondern mit dramatischem Spiel, auch wenn er nicht mehr an den Bögen von früher interessiert ist, Kürzel und Riffs wiederholt und variiert. Die lange Version von „Poinciana“ ist jedenfalls grosses Kino: die drei verzahnen sich immer wieder neu, Nasser springt ohne je den Basis-Beat zu verlassen immer wieder in Lücken, die Jamal lässt, Gant hält den Beat in der Tradition von Fournier aber mit eigenem Sound aufrecht. Und ich bin beruhigt. Das geht auch super weiter, nur „Call Me“ finde ich wieder ein wenig hektisch – doch das brechen die drei gleich danach mit „Theme from Valley of the Dolls“ über einen Orgelpunkt-Bass wieder auf. Da höre ich viel eher eine Fortsetzung der tollen Live-Aufnahmen aus dem Penthouse, die in den letzten Jahren von Elemental herausgebracht wurden (drei Doppel-CDs, Aufnahmen von 1963 bis 1968), und ich gehe davon aus, dass das, was mich bei „Tranquility“ stört und hier nicht mit dem Live-Setting zu tun hat, das Jamal ja schon seit zehn Jahren immer wieder nutzte, um Platten zu machen. Und neues Repertoire gibt es nicht nur aus dem Film („Valley“ ist von 1967) sondern auch aus Brasilien (der Closer, eine viel zu schnelle Version von „How Insensitive“) und von Frank Strozier („Frank’s Tune“ mit tollen Soli der Sidemen).

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    #12578781  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandrice

    gypsy-tail-wind
    Hampton Hawes Plays Movie Musicals | Steht ja schon auf dem Cover, dass hier zum Hampton Hawes Trio noch „The Blue Strings“ kommen, arrangiert von Billy Byers. Ob Bob West und Larry Bunker im August 1969 wirklich das Hampton Hawes Trio waren, weiss ich nicht – ich tippe eher auf eine Studio-Geschichte. Es gibt Songs aus drei Musicals. Dabei ist weniger bekanntes Material wie „Where Is Love“, „When I’m Not Near the Girl I Love“, „The Music That Makes Me Dance“ und „As Long as She Needs Me“, aber auch ein paar (halbe) Jazz-Klassiker: „My Man“, „Old Devil Moon“ und „People“, und dazwischen auch „How Are Things in Glocca Morra“, das Sonny Rollins in den Fünfzigern für Blue Note eingespielt hat. Hawes‘ Piano singt über den dicken Streichern und dem fetten aber langweiligen Bass … aber das reicht mir nicht, um das Album wirklich interessant zu machen – obwohl es 29 Minuten kurz ist.

    zu dem Album gibt es ein Kapitel oder ein halbes in Raise Up Off Me, was ich leider gerade nicht zur Hand hab, aber es war wohl irgendwie die kommerzielle Hälfte eines Deals und Hawes ist nicht sehr positiv… Und dafür dürfte er dann iirc andere, spannendere Sachen aufnehmen wie High in the Sky mit Vinegar und Bailey… (im Grunde sind ja Hawes‘ Aufnahmen zwischen den beiden Europatourneen alle für diesen Jack Lewerke / Vault / JAS… Nach der Tournee 1971 kamen dann eine neue Frau, ein neues Instrument – EPiano – und der Deal mit Prestige)

    Danke, Art Taylors Buch hab ich auch schon rausgezogen …

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    #12578795  | PERMALINK

    lotterlotta
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    dark horse – listen, wejazz 2020

    info auf discogs:

    Dark Horse is a Swedish trio formed by John Holmström (piano), Alfred Lorinius (bass) and Mårten Magnefors (drums). They formed in 2012 after Lorinius joined Holmström and drummer Mårten Magnefors to complete the group. Things quickly started taking shape musically from there on, but the group took their time in honing their craft with a method they now refer to as „tryout development“. Their self-titled debut album appeared in 2015 and the current We Jazz album „Listen“ marks the first internationally distributed release for the trio.The roots of Dark Horse lay firmly in the buzzing creative music scene of Gothenburg, Sweden, where the members have close ties with local establishments such as the legendary venue BrÖtz, and the city’s vast scene of highly-regarded musicians.

     

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12578797  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Phineas Newborn Jr. – Please Send Me Someone to Love / Harlem Blues | Im Februar 1969 ist Phineas Newborn endlich wieder mal zwei Tage im Studio – seine einzigen Aufnahmen zwischen 1964 und 1974. Er hat ein formidables Gespann mit dabei, Ray Brown mit seinem Beat und Elvin Jones mit seiner Flexibilität. Und er hat ein tolles Programm zusammengestellt mit Klassikern („Come Sunday“ und „Black Coffee“ auf dem ersten, „Sweet and Lovely“, „Little Girl Blue“, „Stella By Starlight“ und das Bass-Feature „Tenderly“ auf dem zweiten Album), Bluesballaden („Please Send Me Someone to Love“), Bop („Stay On It“ von Gillespie/Dameron, „Ray’s Idea“ von Ray Brown/Gil Fuller), R & B („He’s a Real Gone Guy“ von Nellie Lutcher) und ein paar Originals („Brentwood Blues“ und „Harlem Blues“ von Newborn selbst, „Rough Ridin'“ von Ella Fitzgerald, Hank Jones und Bill Tennyson, „Little Niles“ von Randy Weston – 1969 wohl auch schon fast ein Klassiker – und „Cookin‘ at the Continental“ von Horace Silver). Das erste Album erschien im Jahr seiner Aufnahme, das zweite 1975 in Japan und erst 1979 in den USA. Ich finde das echt tolle Aufnahmen, Newborn klingt reif, hat seine phänomenale Technik jeden Moment im Griff und setzt sie so musikalisch ein, wie er das davor erst bei den drei Contemporary-Alben allmählich konnte („The Newborn Touch“ von 1964, das dritte der Alben, habe ich auch irgendwo, aber nicht hervorgesucht bisher – war meine erste Begegnung und ich mochte das immer sehr). Jones gibt dem ganzen eine Qualität, die das Trio aus der kontemplativen Rückschau auf eine vergangene Ära heraushebt … aber klar, das ist Ende der Sechziger nicht mehr am Puls der Zeit sondern scheibt quasi die Tradition fort, die 1956 mit Tatums Tod abzubrechen drohte, man denkt eher an Oscar Peterson als an Ahmad Jamal, auch wenn Newborn auf gewisse Weise sehr viel agiler klingt als der überragende, aber bei aller pianistischen Wucht etwas behäbige Kanadier, der auch von der Aufnahmekadenz her das pure Gegenteil war. Diese Aufnahmen haben zudem eine so tolle Atmosphäre und Präsenz, dass ich mich die halbe Zeit in einem Club wähne, nicht im Studio (vom Nachzügler habe ich die ganz neue SHM-CD aus Japan und die klingt super, vom ersten Album eine reguläre OJC-CD aus den Neunzigern).

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    #12578807  | PERMALINK

    vorgarten

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    cowell, mcbee, burrage, close to you alone (1990)

    ist eher ein leichtgewicht, habe ich, wenn ich das richtig erinnere, direkt in tokio bei disk union mitgenommen. der jüngste im trio, burrage, ist der eigentliche leader, aber DIW hatte damals gerade eine pianisten-serie, und so wurde cowells rolle überbetont. burrage ist ja ein ziemlich wuchtiger drummer, an dem man in den 1990ern nicht vorbeikam, hier hält er sich sehr zurück. alle haben material beigesteuert, cowell wieder sein „equipoise“, bei dem sie zum einzigen mal richtig loslassen und hitze entwickeln. aber auch sonst ist das hübsch, moderner mainstream, der auch coltrane/tyner mit einrechnet, aufgeräumte frequenzbereiche.

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    #12578811  | PERMALINK

    vorgarten

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    tethered moon, first meeting (1990/91/97)

    von kikuchi besitze ich mittlerweile mehr klaviertrio-alben aus den 1990ern als von jarrett. witzigerweise war ja peacock bei beiden dabei und somit in interessanten kontrasten unterwegs. wobei der beginn von tethered moon ja angeblich darin lag, dass peacock und kikuchi live auch standard-programme spielten und sich dabei irgendwann langweilten. also probierten sie mit freien formen herum, die eventuell in standardthemen mündeten oder lose davon ausgingen. ein japanischer produzent spendierte eine studio-session, paul motian kam dazu, der sich auf kikuchi und sein konzept einlassen mochte, und das hier ist das ergebnis, das über umwege beim späteren produzenten des trios (stefan winter) 1997 doch noch herauskam.

    als experiment muss man das sehr ernstnehmen, finde ich – es gibt auch sehr häufig momente, die wirklich überraschen und etwas öffnen, was sonst in verabredungen fixiert gewesen wäre. aber es fällt doch auf, dass es quasi drei unterschiedliche ideen zur umsetzung des konzepts gab und eine etwas bemühte absprache, davon um keinen preis wegzugehen. peacock groovt, als würde er sich mit jarrett aus den schlussakkorden eines standards in neues gelände ausdehnen, motian klappert und raschelt ein bisschen und lässt sich dann doch mal von peacock zu einem swingrhythmus überreden, den kikuchi ziemlich krampfhaft bekämpft. sehr schön allerdings, wenn kikuchi zeit hat, erstmal ein paar akkorde und figuren zu erfinden, eine atmosphäre zu schaffen, die fast von allein trägt, dann fällt mit dem einstieg von bass und schlagzeug alles in eine neue ordnung.

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    #12578815  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind Ahmad Jamal – At the Top: Poinciana Revisited | Ich kann hier doch nicht loslassen … nach der gestrigen Irritation muss ich dem nächsten Album, irgendwann 1969 live im Top of the Village Gate in New York aufgenommen, eine Chance geben – und siehe da, hier passt schon im ersten Track wieder alles: toller Groove von Jamil Nasser und Frank Gant, Jamal nicht unter Dauerhochdruck sondern mit dramatischem Spiel, auch wenn er nicht mehr an den Bögen von früher interessiert ist, Kürzel und Riffs wiederholt und variiert. Die lange Version von „Poinciana“ ist jedenfalls grosses Kino: die drei verzahnen sich immer wieder neu, Nasser springt ohne je den Basis-Beat zu verlassen immer wieder in Lücken, die Jamal lässt, Gant hält den Beat in der Tradition von Fournier aber mit eigenem Sound aufrecht. Und ich bin beruhigt. Das geht auch super weiter, nur „Call Me“ finde ich wieder ein wenig hektisch – doch das brechen die drei gleich danach mit „Theme from Valley of the Dolls“ über einen Orgelpunkt-Bass wieder auf. Da höre ich viel eher eine Fortsetzung der tollen Live-Aufnahmen aus dem Penthouse, die in den letzten Jahren von Elemental herausgebracht wurden (drei Doppel-CDs, Aufnahmen von 1963 bis 1968), und ich gehe davon aus, dass das, was mich bei „Tranquility“ stört und hier nicht mit dem Live-Setting zu tun hat, das Jamal ja schon seit zehn Jahren immer wieder nutzte, um Platten zu machen. Und neues Repertoire gibt es nicht nur aus dem Film („Valley“ ist von 1967) sondern auch aus Brasilien (der Closer, eine viel zu schnelle Version von „How Insensitive“) und von Frank Strozier („Frank’s Tune“ mit tollen Soli der Sidemen).

    Jamil Nasser und Frank Gant, deren Spiel mit Ahmad Jamal längere Zeit als weniger gefinkelt und ziseliert, ja fast grobschlächtig vergleichend zu Israel Crosby Vernell Fournier dargestellt wurde entwickeln zu der nunmehr vermehrt flächigen, mit zahlreichen Schattierungen versehenen Spielstruktur des Pianisten eine neue Qualität .. den Höhepunkt erreicht man dann @  Montreux bzw Studio 104 Paris ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12578817  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Stanley Cowell – Blues for the Viet Cong (Travellin‘ Man) | Am 5. und 6. Juni 1969 nimmt Stanley Cowell in den Polydor Studios in London sein Debutalbum auf. Er spielt auch etwas E-Piano, mit dabei sind Steve Novosel und Jimmy Hopps (im Januar gab es in Paris schon eine Session für BYG mit Reggie Johnson und Joe Chambers, die wohl nie veröffentlicht wurde). Abgesehen von eine irre virtuose, halbe Stride-Version von „You Took Advantage of Me“ (erinnert auch daran, dass Cowell aus Toledo, Ohio stammt, wie Art Tatum) spielt das trio nur Material von Cowell selbst. Die Avantgarde ist auf diesem Album eher unterschwellig herauszuhören, aber doch immer präsent – nicht nur, wenn das Titelstück und der Closer „Travellin‘ Man“ die B-Seite mit E-Piano öffnen und schliessen. Die Grooves der Begleiter sind noch nicht so freischwingend wie auf der „Illusion Suite“ (habe ich nicht rausgelegt), aber auch schon sehr toll. Das Album ist von der Stimmung so dunkel geraten, dass das Cover meiner Black Lion-CD mit dem Alternativ-Titel (vermutlich ein so politisches Statement, den Titel zu ändern, wie es die Wahl des ursprünglichen Titels war) auch ganz gut passt. Das klingt alles in der Anlage sehr offen, wirkt auf mich oft, als wären da noch andere Wege und Ausbrüche möglich als jene, die Cowell im Studio wählte. Es gibt hier auch introspektive Momente wie im „Wedding March“ und immer wieder modernes Piano Trio, das sich neben Tyner oder Corea nicht zu verstecken braucht (im Opener „Departure etwa oder im längsten Stück, „Photon in a Paper World“).

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