Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Das Piano-Trio im Jazz › Antwort auf: Das Piano-Trio im Jazz


Phineas Newborn Jr. – Please Send Me Someone to Love / Harlem Blues | Im Februar 1969 ist Phineas Newborn endlich wieder mal zwei Tage im Studio – seine einzigen Aufnahmen zwischen 1964 und 1974. Er hat ein formidables Gespann mit dabei, Ray Brown mit seinem Beat und Elvin Jones mit seiner Flexibilität. Und er hat ein tolles Programm zusammengestellt mit Klassikern („Come Sunday“ und „Black Coffee“ auf dem ersten, „Sweet and Lovely“, „Little Girl Blue“, „Stella By Starlight“ und das Bass-Feature „Tenderly“ auf dem zweiten Album), Bluesballaden („Please Send Me Someone to Love“), Bop („Stay On It“ von Gillespie/Dameron, „Ray’s Idea“ von Ray Brown/Gil Fuller), R & B („He’s a Real Gone Guy“ von Nellie Lutcher) und ein paar Originals („Brentwood Blues“ und „Harlem Blues“ von Newborn selbst, „Rough Ridin'“ von Ella Fitzgerald, Hank Jones und Bill Tennyson, „Little Niles“ von Randy Weston – 1969 wohl auch schon fast ein Klassiker – und „Cookin‘ at the Continental“ von Horace Silver). Das erste Album erschien im Jahr seiner Aufnahme, das zweite 1975 in Japan und erst 1979 in den USA. Ich finde das echt tolle Aufnahmen, Newborn klingt reif, hat seine phänomenale Technik jeden Moment im Griff und setzt sie so musikalisch ein, wie er das davor erst bei den drei Contemporary-Alben allmählich konnte („The Newborn Touch“ von 1964, das dritte der Alben, habe ich auch irgendwo, aber nicht hervorgesucht bisher – war meine erste Begegnung und ich mochte das immer sehr). Jones gibt dem ganzen eine Qualität, die das Trio aus der kontemplativen Rückschau auf eine vergangene Ära heraushebt … aber klar, das ist Ende der Sechziger nicht mehr am Puls der Zeit sondern scheibt quasi die Tradition fort, die 1956 mit Tatums Tod abzubrechen drohte, man denkt eher an Oscar Peterson als an Ahmad Jamal, auch wenn Newborn auf gewisse Weise sehr viel agiler klingt als der überragende, aber bei aller pianistischen Wucht etwas behäbige Kanadier, der auch von der Aufnahmekadenz her das pure Gegenteil war. Diese Aufnahmen haben zudem eine so tolle Atmosphäre und Präsenz, dass ich mich die halbe Zeit in einem Club wähne, nicht im Studio (vom Nachzügler habe ich die ganz neue SHM-CD aus Japan und die klingt super, vom ersten Album eine reguläre OJC-CD aus den Neunzigern).
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba