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hope, booker, higgins, in search of…hope (1990)
billy higgins hatte ich hier auch noch nicht im klaviertrio-feld, dabei entstand im gleichen jahr die aufnahme mit pieranunzi und haden. aber die eigentliche sensation hier ist natürlich die wiederentdeckung von bertha hope, die hier luxuriös von jim anderson aufgenommen wird und ihre eigenen kompositionen neben denen von elmo einspielt (dazu das tolle „pas de trois“ von paul arslanian, aus dem sie tatsächlich mehr drama herausholt als john hicks, und „lament“ als einziger standard). warum ist das so gut? im spiel kommt ein altes wissen zum vorschein, alles geht in die tiefe, die akkorde haben eine komplexität, als wären sie einfach mit den jahrzehnten angewachsen. auch die spezifische band macht spaß, der leichte swing von higgins, der schöne ton von booker, aber es ist wirklich auch die aufnahme, die dem ganzen einen fast feierlichen raum gibt. einziges ärgernis sind die naiven liner notes („still pretty and petite“), die hope zunächst ein selbstverschuldetes schattendasein attestieren, um dann die frage zu stellen: „maybe it was because she was a woman?“
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Hampton Hawes – Piano Improvisation | Um Gene geht es hier zum Glück nicht, aber ich gestehe, dass ich das Cover meiner Ausgabe gerade zum ersten Mal richtig anschaue, hatte da immer ein abstraktes Farbmotiv vermutet. Die Studio Songs-Ausgabe von 2014 hab ich mal aus Wien gekriegt und sie füllt eine Hawes-Lücke, zumal mir auch die drüben auf Organissimo kürzlich abgefeierte „Spanish Steps“ noch immer fehlt. Erstmals 1977 bei Joker in Japan veröffentlicht, später von Moon in Italien auf LP und CD – Bootlegs sind das natürlich alles. Es gibt „Autumn Leaves“ und „Fly Me to the Moon“ aus Rom am 25. Januar 1968 mit Jimmy Woode und Kenny Clarke, dann vom 23. März 1968 aus der Faculté de Droit in Paris „Godchild“ im Duo mit Martial Solal (erinnert mich dran, dass ich George Wallington mal noch nachhören wollte – aber das ist auf nach der Bestenliste verschoben) sowie nochmal „Autumn Leaves“ und „Softly as in a Morning Sunrise“ mit Gilbert Rovère und Daniel Humair – also Solals Rhythmusgruppe. Zwischen den zwei Sessions entstand eben „Spanish Steps“, aber auch das Album mit Pedro Iturralde für Hispavox, das ich dank dem CD-Reissue auf Blue Note zusammen mit dem „Jazz Flamenco“- Twofer schon früh entdeckt habe (die CDs sind von 1997 bzw. 1996 – der Twofer hat mit Hawes nichts zu tun, auf dem Album mit Hawes ist noch eine geborgte Rhythmusgruppe zu hören, die von Tete Montoliu).
Das sind natürlich gute Aufnahmen – und man wünschte sich direkt mehr davon. Aus Paris vielleicht wenigstens so eine Transversales-LP mit 40 Minuten statt der hier zu hörenden 23. Dass die Ausgabe die Sessions mischt und ausgerechnet die zwei Versionen von „Autumn Leaves“ hintereinander an den Anfang stellt, ist eigenartig, aber besonders die neunminütige, als zweites zu hörende Version aus Paris ist schon vom Solo-Intro her klasse – Rovère spielt ein gutes Solo und Humair kriegt dann im Austausch mit Hawes einige paar Takte. In „Godchild“ gibt es Tastenfeuerwerke – aber leider ist der Zauber nach vier Minuten auch schon vorbei. „Fly Me to the Moon“ gibt’s im Walzer-Tempo – die Version ist aber nicht auf der Höhe der „Here and Now“-Version. Der Closer, „Softly as in a Morning Sunrise“, ist dafür dann höchst willkommen – ich glaub das ist die einzige Version, die es von Hawes von diesem Lieblingsstück gibt? Der Pianist fällt irgendwann in akkordische Passagen, Rovère spielt wieder ein gutes Solo mit Doppelstopps, Humair begleitet mit Gusto. Schön.


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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
Steve Kuhn Trio – Watch What Happens! | Das Fontana-Cover – klar! Aus dem Staubkeller von Bob Thiele ins Wohnwandwohnzimmer von Hans-Georg Brunner Schwer, mit Familienaufstellung fürs Rückcover der Foldout-Hülle: Papa Steve Kuhn auf dem Gartenstuhl, die vergnügen Söhne Palle Danielsson und Jon Christensen grinsend daneben. Das Album gab es neulich in Japan auf CD wieder und so läuft es jetzt auch, zum zweiten Mal nach gestern spät. Aufgenommen wurde die Platte am 4. Juli 1968 im MPS Tonstudio in Villingen, sie öffnet mit Michel Legrands Titelstück, beschwingt, aufgeräumt, Kuhn mit einem schlanken, überzeugenden Drive, das alles klingt schlank und elegant – und ist in weniger als drei Minuten auch schon vorbei, Pop-Song-Format. Noch kürzer ist das erste Original „Silver“, eine Miniatur-Rubatoballade mit minimalen Akzenten von Bass und Drums.
Erst in „Lament“, dem Klassiker von J. J. Johnson denke ich kurz an Bill Evans, von dem Kuhn sich hier schon ziemlich emanzipiert zu haben scheint. Das Stück fliesst in Gary McFarlands „Once We Loved“ mit Bossa-Beat über – dem Kollegen, mit dem Kuhn 1966 seine zweite Scheibe unter Thiele aufgenommen hatte, das Album vor diesem hier. Mit dem Filmthema von „Tom Jones“ (1963) endet die erste Seite, hier führt Kuhns Solo über repetive Riffs in Cluster und sogar ins Atonale, während Danielsson/Christensen immer mehr aufdrehen, aber das dem Stück zugrunde liegende Riff nie verlassen. Ein Durchbruch, ein Ausbruch wie es ihn bei Kuhn kaum je zu hören gibt. Am Schluss der knapp sieben Minuten vokalisiert jemand das Bass-Riff mit, das nahtlos überleitet in Seite 2, natürlich mit Fade-Out und dann Fade-In. Berendt bemerkt in seinen Liner Notes, wie fast alles am Stück und in First Takes aufgenommen sei, hier ging das vielleicht wirklich nahtlos weiter? Seite zwei enthält drei Stücke, die gleich wieder die Breite von Kuhns Programm zeigen: Bacharach zum Einstieg mit einem Medley von „Windows of the World“ und „Here I Am“, dann eine freie Version der Ballade „I Fall in Love Too Easily“ und als Closer eine neunminütige Version von Carla Bleys „Ad Infinitum“. Hier gibt es eine Art musique concrète Intro mit Gebrüll, bevor das Trio in einen smoothen Groove fällt, über den Kuhn das Thema vorstellt. Das ist zunächst ruhig, melodisch, minimalistisch – doch dann rifft das Trio los und dreht weiter, immer weiter. Die Hektik von Zeitlin fehlt hier völlig, das ist quasi tiefenentspannte Eskalation … und ich denke hier tatsächlich auch mal einen Moment lang an The Necks. Dann setzt Kuhn aus und die skandinavischen Kollegen improvisieren gemeinsam (wo fängt deren Zusammenspiel eigentlich an, die wirken hier schon total vertraut … an den zwei Tagen direkt davor begleitete das Trio jedenfalls Lee Konitz, Leo Wright, Pony Poindexter und Phil Woods für das MPS-Album „Alto Summit“, das mit derselben Sendung aus Japan wie „Watch What Happens“ vor ein paar Tagen hier eingetroffen ist). Ein tolles Album – ganz und gar die erhoffte Entdeckung!

Die US-Ausgabe gab es bei Prestige, da wird der freche Beckenhalter vom Familienfoto visuell zum Leader:

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIch hab diese Hawes Sachen von den beiden Europatourneen für die Umfrage eher zurückgestellt, weil ich dachte, beste Alben sind da eher nicht dabei, allein schon wegen den Editionsgeschichten… Aber wenn ich dann doch was gehört hab, war es schon immer sehr sehr gute Musik…
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.redbeansandriceIch hab diese Hawes Sachen von den beiden Europatourneen für die Umfrage eher zurückgestellt, weil ich dachte, beste Alben sind da eher nicht dabei, allein schon wegen den Editionsgeschichten… Aber wenn ich dann doch was gehört hab, war es schon immer sehr sehr gute Musik…
Total nachvollziehbar, aber beim Hawes-Vertiefen will jetzt grad nicht abkürzen
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSPANISH STEPS ist bei mir noch im rennen.
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bley, haden, motian, memoirs (1990)
das aufgekratzte zusammentreffen beim montreal jazz fest lässt sich im studio nicht so einfach wiederholen. MEMOIRS klingt ein wenig so, wie das cover aussieht. eine schöne, runde buddy-aufnahme, bei aller originalität etwas zahm und siegessicher, so, als hätte man beschlossen, die offenen fragen des konzerts dann doch zu beantworten, die scharfen kanten zu glätten, den zerknitterten stoff aufzubügeln. hätte ich das mit 17 in die hand bekommen, ich hätte mich jahrelang damit beschäftigt. hier, heute, läuft es etwas vorbei, und hört nicht mehr auf – monumentale 72 minuten, hallo, cd-zeitalter.
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Keith Jarrett Trio – Somewhere Before | Auch das zweite Album von Keith Jarrett lief gestern spät schon wieder – und jetzt erneut. Zurück im Club von Shelly Manne, der im Sommer 1968 natürlich definitiv nicht mehr am falschen Ozean lag, wenn es um aktuelle Musik ging … dass hier Pop-Sensibilität vorhanden ist, Folk ebenso wie Gospel ins Gewebe des Trios eingebaut wird, passt zur Geographie. Hadens Bass singt schon im Dylan-Opener „My Back Pages“ fast so schön wie das Klavier von Jarrett, während Motian einen mitreissend, tänzelnden Beat trommelt, zugleich federleicht und mit allem Gewicht der Erde. Als ich das Album zum ersten Mal hörte, konnte ich damit gar nichts anfangen – und bei späteren Jarrett-Vertiefungen liess ich es, wie das Debut, oft weg … doch momentan gefällt es mir überraschend gut, besser wohl auch als das Debut, weil es so offen ist, in so viele Richtungen geht und des dem Trio meistens dennoch gelingt, die Fäden in der Hand zu halten. Aufgenommen wurde das Album am 30. und 31. August – und ohne den Lagerbrand bei Atlantic und Jarretts redaktionelle Strenge wäre da vielleicht auch eine erweiterte Ausgabe mit zwei, drei CDs vorstellbar … vermutlich käme da nicht mehr zu Vorschein, als hier geboten wird, aber bei der Kürze der ausgewählten Stücke bin ich neugierig, ob es da wirklich keine ausgedehnten musikalischen Trips gab, wie Jarrett sie damals ja auch mit Charles Lloyd längst pflegte (ich erinnere nur an die zwei halbstündigen Tracks vom Konzert aus Montreux 1967, das auf TCB erschienen ist). Manches hier wirkt unfertig, als breche es mittendrin ab – aber wenn ich das bei Zeitlins letzten Columbia-Sessions auch schon dachte: vielleicht lag sowas auch in der Luft? Statt einer Themenrekapitulation, einem Schluss, einer Coda einfach aufhören, wenn man fertig ist? Warum auch nicht! Das Titelstück ist mit sechseinhalb Minuten das längste hier, eine einfache Melodie, Jarrett rhapsodiert im Zundholzschachtelformat (Köln Concert in drei Minuten) und Haden prägt das alles – es fällt hier wieder auf, dass das Klavier zu leise ist – das ist keine luxuriöse Aufnahme wie bei Legrand, ich glaub die Erteguns mochten das Klavier sowieso noch weniger als RVG (drum hab ich zu dem Album was von „Garage“ geschrieben weiter oben) – und dennoch passt der Sound perfekt zur Musik. Der „New Rag“ mittendrin ist sicher ein Highlight hier – Jarrett gräbt sich ein in einen Rhythmus, der sich wohl irgendwie auf Ragtime bezieht (dass da was aktualisiert wird, glaube ich eher nicht, denke er hat das eher erfunden, fiktive Roots-Pflege irgendwie), der Groove ist zerklüftet und fliesst dennoch, der Pianist wirft Kürzel rein, der Drummer kriegt endlich mal ein Solo … wirklich toll. In der Albumdramaturgie muss das dann gleich mit der Rubatoballade „A Moment for Tears“ mit gestrichenem Bass aufgefangen werden, noch nach einem letzten Original und dem einzigen Standard, einer tollen Version von „Dedicated to You“, gibt es zum Ausklang noch den „Old Rag“ – und hier ist das Trio wohl näher am alten Ragtime. Toll ist, wie Motian damit umspringt, denn Drums waren da ja nie vorgesehen und im Gegensatz zum Bass, das irgendwas aus der linken Hand es Klaviers spielen kann, muss Motian seinen Part erst erfinden – und so offenbart sich in zwei Minuten sein ganzer, zupackender Individualismus.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
pieranunzi, haden, higgins, first song (1990)
pieranunzi hat ja ein buch über bill evans geschrieben, und selbst jahrelang ein konsistentes trio mit marc johnson und joey baron, aber hier finde ich seinen beitrag äußerst unspektakulär. ein irgendwie enzyklopädischer zugang, tristano, bebop, great american songbook, alles draufgeschafft, ornette coleman ist ihm auch nicht fremd – auch die eigenen kompositionen sind mal in dem stil, mal in einem anderen. manchmal wache ich auf („newsbreak“), manchmal schlaf ich ein (als evans-fan kann man „polka dots and moonbeams“ nicht so uninspiriert dahinstellen), manchmal schüttel ich den kopf (das parker-stück ist schon versemmelt, wenn er beim thema ankommt), am ende gelingt ihm was, wenn haden und higgins mal ein wenig aufdrehen. auch hier wieder: ein ordentliches, rundes album, das keine fragen aufwerfen möchte, vielleicht auch keine hat. für mich bleibt pieranunzi ohne scharfes profil.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,976
gypsy-tail-wind …. vom 23. März 1968 aus der Faculté de Droit in Paris „Godchild“ im Duo mit Martial Solal sowie nochmal „Autumn Leaves“ und „Softly as in a Morning Sunrise“ mit Gilbert Rovère und Daniel Humair – also Solals Rhythmusgruppe. Zwischen den zwei Sessions entstand eben „Spanish Steps“ …. Das sind natürlich gute Aufnahmen – und man wünschte sich direkt mehr davon ….


Erfreulich, dass „Spanish Steps“ und „Autumn Leaves“ nunmehr hüben und drüben verspätet Anerkennung finden .. die abgesegnet suprigen Bassisten/Schlagzeuger in Rom/Paris natürlich Erfolgsgaranten …. definitiv Teil der stärksten Schaffensphase von Hampton Hawes ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)gypsy-tail-wind
redbeansandriceIch hab diese Hawes Sachen von den beiden Europatourneen für die Umfrage eher zurückgestellt, weil ich dachte, beste Alben sind da eher nicht dabei, allein schon wegen den Editionsgeschichten… Aber wenn ich dann doch was gehört hab, war es schon immer sehr sehr gute Musik…
Total nachvollziehbar, aber beim Hawes-Vertiefen will jetzt grad nicht abkürzen

vorgartenSPANISH STEPS ist bei mir noch im rennen.
Ich hatte eher noch „This guy’s in love with you“ auf der Liste zum nochmal hören… Aber dann wohl auch nochmal „Spanish Steps“ … Und klar Hawes vertiefen ist immer richtig… Das Kapitel in Notes and Tones gehört übrigens genau in die Phase und ist sehr spannend
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Ahmad Jamal – Tranquility | Shit, Browser abgeschmiert, gerade wo ich den fertigen Post absenden wollte. Also detailfrei nochmal in Kürze: Der Titel muss ironisch gemeint sein, denn das Album ist von einer ständigen, nervösen Unruhe geprägt, alles ist enorm unter Druck, selbst die Balladen wirken nicht ruhig. Da gibt es keine Dramaturgie, sondern der Schalter wird am Anfang auf „on“ und am Ende wieder auf „off“ gekippt, dazwischen ist das eine Damfpwalze, die mich ziemlich überrollt, auch wenn sie phasenweise viel Spass macht – im Closer etwa, einem von nur zwei Originals hier. Ansonsten gibt es viel Pop (zweimal Bacharach und dann Bricusse zum Einstieg), Mandel („Emily“, Jamal zitiert im Solo den „Jitterbug Waltz“), ein Stück seines alten Freundes Joe Kennedy („Illusions opticas“, da fehlt wohl ein „e“?) … dass Jamal ein paar Jahre später nochmal ein Plateau erreichte, wissen wir nicht zuletzt dank dem Dokument aus Paris, aber das hier hinterlässt in mir in erster Linie ein Unruhe und ich gehe jetzt mal nach draussen. (Und vertage das Jamal-um-1970-Wiederhören auf nach der Umfrage.)
(Sommer 1968, Jamil Nasser und Frank Gant.)
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Gordon Beck Trio – Gyroscope | Tony Oxley war schon eine Weile im Geschäft, als er mit Cecil Taylor zusammenkam. Am 28. September 1968 war er dabei, als Gordon Beck sein viertes Album aufnahm (das dritte im Trio, bei Nr. 3 im Quartett mit John McLaughlin war er auch schon dabei). Beck kam 1935 zur Welt, ging mit 21 nach Kanada „to follow a career in aero-engineering“, wie Clive Wills in seinen Liner Notes zum 2018er-Reissue schreibt. Musik war nur eine Nebenbeschäftigung, die er aber weiter pflegte, und als er nach London zurückkehrte, spielte er mit dem Saxophonisten Peter King im Ronnie Scott’s, stiess 1962 zur Band von Tubby Hayes, bevor sein Trio in den späten Sechzigern zur Hausband im Ronnie Scott’s wurde (wo Oxley auch mal der Hausdrummer war). „Gyroscope“ entstand für das kleine Label Morgan, gegründet von den Betreibern des gleichnamigen Studios. Die Platte kam 1969 heraus, 2002 gab es ein erstes Reissue (CD), 2018 dann ein weiteres (CD und LP). Die Musik bewegt sich vielleicht irgendwo zwischen Dauner und Riley (mit dem Oxley natürlich auch oft spielte), aber Beck wohl so ziemlich alles mitgekriegt, was Rang und Namen hatte und in London Halt machte – definitiv auch Bill Evans, an den das zweite Stück des Albums, „Cluster“, erinnert, das auf den ziemlich wilden Titeltrack folgt. Am Bass ist Jeff Clyne dabei, Kollege von Beck bei Hayes. Das Trio findet frische Sounds in der Nachfolge an Evans und vermutlich auch Bley (spielte der auch in England auf seinen Europa-Streifzügen der Sechziger?) und ist offen für die Avantgarde.
Das Album kann man auf Bandcamp streamen (und kaufen, allerdings nur digital oder auf CD) – ich finde es sehr hörenswert:
https://gordonbeck.bandcamp.com/album/gyroscope-with-jeff-clyne-tony-oxley--
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Maurice Vander – Luigi Trussardi – Philly Joe Jones | Letzte Runde aus dem Jahr 1968, eine Studio-Aufnahme aus Paris, die erst 1978 erschien … Vander spielt „Sonnymoon for Two“, „Whims of Chambers“, Ellington („It Don’t Mean a Thing“, „Satin Doll“) und Klassiker aus Filmen („Over the Rainbow“, „My Foolish Heart“). Dazu kommen eine Prise Cabaret(„Darling, je vous aime beaucoup“) und ein Original für den Gast-Drummer („Philly“). Eigentlich auch schon ein Standards-Album also – ob das eine Art Jam-Session im Studio war und daher vertrautes bzw. einfaches Material zum Einsatz kam, weiss ich nicht, aber das Trio wirkt ziemlich kompakt und der Drummer gibt ihm immer wieder den nötigen Extra-Kick.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbadu schließt 1968 ohne corea ab?


allen, haden, motian, live at the village vanguard (1990) / unissued tracks (1990/2022)
abschied von diesem sehr besonderen trio. ein würdiger abschied, denn hier finden sie mit ihrem originalmaterial, das längst aus anderen kontexten stammt, nochmal zu was neuem zusammen (ohne das alte aufzugeben, wie vor allem die zweite hälfte des originalalbums und die jüngst neuveröffentlichten tracks zeigen). geri allens pianistische sprache ist reicher geworden, der biss ein wenig verlorengegangen; paul motian ist zwischen broadway und schwebegedichten (mit frisell etc.) unterwegs, nur haden ist sehr konstant geblieben. die erste häfte des albums ist ruhig, auf intensiver art reflektierend, nein, nicht „lyrisch“, eher nach neuen sensibilitäten suchend, die durchaus auch schroff sein dürfen. höhepunkt ist ihre version von motians „it should have happend a long time ago“, das ganz ohne groove oder puls auskommt; auch toll: „for turiya“, nur als melodie, knapp eine minute lang. im später veröffentlichten material gibt es dann aber auch gassenhauer, „cherokee“, „in walked bud“, das großartige „dancing in the night“ (kurzer wink zu sinatra, drüben) und „dance of the infidels“ von bud powell. damit brettern sie durchaus publikumswirksam durch, bevor sie mit weiteren skizzen und gedichten enden („song for the whales“). immerhin 5 jahre bestand dieses trio, das sich auf ganz unterschiedliches material einlassen konnte, ohne möglichst schnell auf einen gemeinsamen nenner zu kommen, dafür ganz eigene dramaturgien fand („two women from padua“). es hat spuren hinterlassen. von geri allen gibt es danach noch zwei allstar-trios, motian ist in den 90ern dann vor allem mit kikuchi unterwegs zu noch größerer offenheit, haden eher im quartett (west) und diversen duos.
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Schlagwörter: Jazz, Piano, Piano Trio
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