Das Piano-Trio im Jazz

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  • #12565127  | PERMALINK

    vorgarten

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    atomIch kenne The In Crowd noch nicht, der Gedanke der kleinen Combo als Jukebox kan mir neulich aber bei diesem Album:

    WOLFGANG DAUNER TRIO – Klavier-Feuer (12 Welterfolge Mit dem Wolfgang Dauner Trio)
    Mit Eberhard Weber und Pierre Favre, 1967 auf CBS veröffentlicht, international dann so vermarktet:

    das ist ja großartig, habe ich noch nie gesehen.

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    #12565137  | PERMALINK

    atom
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    Dürfte auch etwas schwieriger sein, die mal zu finden.

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    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #12565141  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandriceWilliamson und Williams gingen mir auch die Tage durch den Kopf, bislang hab ich die Alben aber noch nicht wieder gehört… (hier wird übrigens Williams‘ spätere Karriere zusammengefasst, er machte fast keine Musik mehr, aber es wurde sogar ein Park nach ihm benannt…)

    Daraus:

    `I’ll never forget the time that we played a club up in Harlem and Frank and I went to the bar in the intermission, and who should be at the bar but Bud Powell. That blew our minds! We bought him a few drinks and got him to sit in. That was a real high spot. Naturally he was my favourite piano player at the time, and I guess he still is.

    Vielen Dank, gerade meine Zuglektüre, mit Bud Powell auf den Ohren:

    The Amazing Bud Powell Vol. 5 – The Scene Changes | Blue Note hatte die besten Cover (hier mit dem Sohn auf dem Klavierschemel) und in aller Regel auch die beste Musik bei Powell. Irgendwie scheint Lion es hingekriegt zu haben, dass Powell immer eine Spur besser, entspannter drauf war als bei Verve … und die Resultate damit auch deutlich konsistenter ausgefallen sind. Auch hier ist der Sound dunkel, Paul Chambers bringt wuchtige, tiefe Töne ein (eher atypisch), Art Taylor diesen nonchalanten, eigentlich ja recht hässlichen Hi-Hat-Scheppersound … aber dann passiert was, die drei wachsen zusammen, reissen packende Grooves vom Zaun, die manchmal fast aus der Hölle zu kommen scheinen: dunkel und heiss und unerklärlich sind sie. Mein Highlight ist der halbe Mambo in „Comin‘ Up“, irgendwo zwischen Jamal, Garland und Tjader und mit einem „You Are My Sunshine“–Anklang. Da kann Powell auch mal den Faden verlieren in seinem viel zu langen Solo, der Groove rettet alles!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12565143  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    atomIch kenne The In Crowd noch nicht, der Gedanke der kleinen Combo als Jukebox kan mir neulich aber bei diesem Album:

    WOLFGANG DAUNER TRIO – Klavier-Feuer (12 Welterfolge Mit dem Wolfgang Dauner Trio)
    Mit Eberhard Weber und Pierre Favre, 1967 auf CBS veröffentlicht, international dann so vermarktet:

    das ist ja großartig, habe ich noch nie gesehen.

    Ich auch nicht!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12565161  | PERMALINK

    lotterlotta
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    bei discogs im cd format für um die 15€, vinylisten können dort ab ca. 180€ fündig aber wohl nicht glücklich mit werden….schade, hätte mich interessiert…

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    Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!  
    #12565247  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Ramsey Lewis Trio „The In Crowd“ …. hier @ Musikladen am 3ten Oktober 1973 …. der verhaltensauffällige Bassist ist Cleveland Eaton (und der Schlagzeuger Morris Jennings) …. live is live ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12565261  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    lotterlotta
    bei discogs im cd format für um die 15€…

    Mal schauen, japanisches Boutique-Label, mit Versand in gutem Zustand wohl auch eher 35-40. Und so gut sieht das Album ja in Sachen Repertoire dann doch nicht aus (und so toll find ich Dauner bisher auch eher nicht). Aber gut zu wissen, dass es das gibt, falls die Gelegenheit sich mal ergeben sollte. Höre jetzt Marmarosa im Quartett mit Bill Hardman :-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12565347  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Joanne Brackeen Trio „Keyed In“ (Tappan Zee) 1979 …. es entbehrt nicht einer gewissen Ironie,  dass wohl eines der stärksten Joanne Brackeen Piano Trio Alben von Bob James „beheimatet“ wurde …. die bewährte „ECM rhythm backbone“ Eddie Gomez (b) + Jack DeJohnette (dr) musste sich wohl nicht lange aufwärmen 😎 …. Anspieltipp Track 2 : „El Mayorazgo“ ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12565349  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das mobile Forum hatte meinen YT-Link verschluckt… hier noch nachgereicht. Finde das wirklich eine tolle Performance, warts and all:

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12565473  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Johnnie Pate Trio | Der Bassist Johnnie Pate kam 1923 in Chicago zur Welt und scheint mit 101 Jahren immer noch am Leben zu sein. Er fängt 1944 an, Bass zu spielen, stösst nach ersten Gigs 1946 oder 1947 zum Trio des Geigers Stuff Smith (mir sind keine Aufnahmen bekannt, vielleicht ist er ja der unbekannte Bassist der Session, die im Dezember 1946 für das Label Town & Country entstand?). 1947 zieht der zur Red Saunders Band weiter (Armin Büttner wird im Booklet meiner CD-Ausgabe verdankt), verantwortet für zwei Jahre die musikalische Leitung im Club DeLisa, begleitet Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan bei Auftritten im Blue Note, geht 1950 für ein Jahr mit Eddie South auf Tour. Im Oktober 1951 lässt es sich wieder in Chicago nieder und bildet mit Claude Jones (p) ein Duo, das im Club Airliner auftritt, bis Ende 1952 ist er dann Teil von Eddie Johnsons Band. Daneben schreibt Pate zwei Stücke für George Shearing („Minoration“, „Appreciation“) und mit South nimmt er sein „Currant Jelly“ auf. Ein „territory musician“, wenn man so will, der nicht aus Chicago weg wollte, dort in 1953 auch mit Ahmad Jamal spielt – „one of the most interesting musical experiences I ever had“ (auch da leider keine Aufnahmen). Das nächste Duo ist dann mit Donald Shirley, und als der im Mai 1954 nach New York zurückkehrt, empfiehlt Pate ihm Richard Davis als Nachfolger. Max Hook ist der neue Pianist, wieder im Streamliner.

    Der Clubbesitzer gibt ihm im Februar 1955 den Auftrag, ein eigenes Trio zu gründen und Pate stellt den Pianisten Ronnie Bright, kürzlich aus der Navy zurück und Charlie Walton am Schlagzeug an. Ann Henry stösst als Sängerin dazu. Im April 1955 nennt der Manager des Clubs das Trio „the greatest group we’ve had since Billy Taylor was here.“ An den Off-Nights, montags und dienstags, spielt das Trio ab September auch im London House, dem Restaurant, das kürzlich eine Jazz-Policy etabliert hat. Später werden sie auch vom Blue Note angeheuert, begleiten dort u.a. Lurlean Hunter, Carmen McRae und Anita O’Day. 1955 entstehen mit der Sängerin Audrey Morris erste Aufnahmen mit Pate (was gegen die Smith-Vermutung spricht), „Bistro Ballads“ heisst die bei X erschienene Platte.

    Für Talisman macht Pate im selben Jahr seine eigene erste Aufnahme, eine 10″-Platte (oben). Eine Besonderheit ist auch hier Pates Repertoire: neben „Midnight Sun“ (aus dem Buch von Lionel Hampton), „A Foggy Day“, „Easy Livin'“ und „This Can’t Be Love“ gibt es auch vier Originals, drei von Pate („For the Love of Mike“ ist dem Radio-DJ Mike Rapchack gewidmet), eins vom ganzen Trio. Da und dort ein Latin-Beat, im Opener „Oo, You’re a Livin‘ Doll“ ein Band-Vocal des Trios, sonst ein Trio, dem man die Herkunft in den Hotel-Lounges anmerkt, das dennoch sehr gut ist, auch wenn die Musik die meiste Zeit eher von der ruhigen, unaufgeregt swingenden Sorte sit. Oscar Pettiford war Pates grosses Vorbild: „He’s No. 1 with me. I admire Charlie Mingus‘ technique, but he doesn’t tell as much of a story for me as Pettiford or Duvivier do. I’ve listened to Charlie, talked with him, and know him, but I prefer Pettiford.“ Und über Ray Brown: „Ray would be my No. 2 or 3 man, after Pettiford and possibly Duvivier.“ – Von der Beweglichkeit, dem warmen, biegbaren (Cello-beeinflusstenn?) Ton Pettifords höre ich hier allerdings nicht viel – aber in der gekonnten Art, wie Pate walkt und auch immer mal wieder soliert, liegt schon eine Qualität, wie sie die (4-5 Jahre älteren – aber Pate fing ja erst 1944 überhaupt zu spielen an!) Bebop-Bassisten der ersten Generation noch nicht hatten.

    Johnnie Pate Trio – Subtle Sounds | Die Fresh Sound-CD von 2013, von der ich die Aufnahmen höre, recycelt das Cover des zweiten Albums des Johnnie Pate Trios, 1956 in derselben Besetzung für das Label Gig aufgenommen (zwei ebenfalls enthaltene Singles stammen vom 28. Januar, das Album laut CD-Booklet von zwischen dann und Sommer, ev. auch von der Session Ende Januar). Hier gibt es mehr interessantes Repertoire: neben „Danny Boy“, „Will You Still Be Mine“, „I’ve Got a Crush on You“, „Things Ain’t What The Used to Be“, „The Continental“ und „Thou Swell“ auch eine Band-Vocals-Nummer, Jimmy Van Heusens „Nancy“ (wir kennen es von Coltranes „Ballads“, hier fehlt der Klammer-Zusatz „with the laughing face“), dazu weitere Originals: „Jeff“ vom Gitarristen Ray Crawford (damals mit Ahmad Jamals Trio), „Mood for Milt“ von Cal Tjader, „The Real McCoy“ (für den DJ Sid McCoy), die tolle Ballade „I Was a Fool“ mit Gastsängerin Gwen Stevens, und bei den vier Stücken der beiden Singles neben „In the Wee Small Hours of the Morning“ (eine Miniatur mit glänzendem Piano und Röhrenglocken) und Stevens‘ zweitem Auftritt in „Dont Worry About Me“ noch eine Version von „Oo, You’re a Livin‘ Doll“ (wieder mit Band Vocals und Closer der CD, da sind in der Trackliste #22 und #24 vertauscht) owie „Stay in the Know“ von Pate. Die Stücke sind zwar weiterhin alle zwischen zwei und drei Minuten kurz, aber mich dünkt, Pate nimmt sich auf diesem zweiten Album etwas mehr Raum, spielt auch ein paar echt gute Soli – und hier sind auch vereinzelt Einflüsse von Jamal zu hören, glaube ich. Bright hat einen sehr schönen Touch (vielleicht auch mal bei Shearing zugehört), immer wieder harmonisch interessante Ideen. Walton (der laut den Liner Notes zur 12″-Platte u.a. mit den South Side-Bands von Duke Groaner, Johny Griffin und Willie Mabon aber auch mit eigener Band in Gary, Indiana, gespielt hat) hält sich die meiste Zeit sehr zurück.

    Pate hatte als lokaler Musiker und Bassist/Bandleader Herausforderungen zu bewältigen: einerseits wollten die Clubbesitzer in Chicago ihn nie gleich gut bezahlen, wie die tourenden Bands, die landesweit bekannt waren, andererseits entwickelten die Pianisten oft recht schnell den Ehrgeiz, weiterzuziehen. Ronnell Bright ist ja auch kein ganz grosser Name geworden, aber doch einiges bekannter als Pate es zumindest in seiner ersten, der Jazz-Karriere, wurde. Die zweite beginnt in den frühen Sechzigern, als Pate von OKeh angestellt wird, um Arrangements zu schreiben (Quincy Jones war wohl von ihm beeinflusst). Curtis Mayfield und die Impressions nehmen im Januar 1963 „Sad Sad Girl and Boy“ auf und in der Folge produziert Pate weitere Hits mit ihnen. Ihr Label ABC-Paramount beschliesst, in Chicago ein Büro zu eröffnen und stellt Pate als A&R-Zuständigen ein. Ab 1968 schreibt er dann für Curtom-Aufnahmen von Mayfield, arrangiert für Bobby Bland/B.B. King oder Soundtracks wie „Shaft in Africa“, das Bee Gees-Album „Life in a Tin Can“ – und einige seiner Produktionen werden im Hip Hop (Diddy, Jay-Z) wieder ausgegraben. Am 5. Dezember wird er 102 Jahre alt.

    Auch im Jazz hat Pate als Arrangeur Spuren hinterlassen – so auf dem umwerfenden „The Last Train from Overbrook“ von James Moody (wo er auch Bass und Tuba – sein erstes Instrument – spielt), „Movin‘ Wes“ von Wes Montgomery, Kenny Burrells „Asphalt Canyon Suite“ (arr. Pate, prod. Burrell/Pate) oder „Travelin‘ Light“ von Shirley Horn (da ist er Produzent und hat vier Stücke arrangiert).

    Bands wie das Pate Trio gab es vermutlich in allen mittelgrossen Städten in den USA – und ich nehme an, dass es da auch einiges an Aufnahmen zu entdecken gäbe. Um den Dreh herum sicherlich oft noch im p/g/b-Format, weil das in den Restaurants, Bars und Hotel Lobbies weniger aufdringlich war … die „Piano Moods“-Reihe von Columbia hatte ich ja schon erwähnt, vielleicht muss ich mir die Mosaic-Box mit einer grosszügigen Auswahl daraus die Wochen doch nochmal vorknöpfen.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12565493  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hampton Hawes Trio, Vol. 1
    Herbie Nichols Trio – Love, Gloom, Cash, Love

    Gestern auch noch zwischendurch angehört, nicht, um ausführlich drüber zu schreiben und v.a. das Hawes-Album nicht super konzentriert. Das Trio finde ich aber nach wie vor unter Hawes‘ besten und sein Spiel ist in der Zeit so unglaublich frisch, dass es mich ständig aufhorchen lässt. Vol. 2 erinnere ich allerdings als das stärkste der drei Alben. Bei Nichols ist das Bethlehem-Album von 1957 leider ja bereits der Schlusspunkt – allerdings ein exzellenter, mit dem gern unterschätzten George Duvivier, der einen dunklen Ton mitbringt und eine so solide wie agile Delivery, während sich Dannie Richmond mir – trotz Vertrautheit fast von Beginn meines selbständigen Musikhörens an – lange nicht so recht erschliessen wollte … das hat sich zum Glück geändert und ich finde seinen irgendwie ausgesparten Stil gerade im Kontrast zu den Vorgängern bei Blue Note (Blakey und Roach) einen höchst interessanten und ebenso überzeugenden Kontrast.

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    #12565495  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Thelonious Monk Plays the Music of Duke Ellington | Ich vergesse immer wieder, dass die Platte schon ein Cover hatte, bevor sie (ab 1958) zum Douanier Rousseau kam. Wo ich gerade einen Bassisten hörte, der Oscar Pettiford als sein grosses Vorbild sah, habe ich überlegt, wo ich diesen denn im Trio hören kann – und ich glaube, das geht nur hier. Hatte an sich nicht vor, die zwei ersten Riverside-Alben von Monk auch wieder anzuhören, aber so ändern sich die Pläne ständig. Pettiford hat einen warmen, schlanken, sehr schönen Ton, der überraschend obertonreich klingt – und schon im ersten Stück, „It Don’t Mean a Thing“ (Keepnews legt Monk in den Mund: „Seht her, Leute, ich bin auch nur ein normaler, swingender Jazzpianist!“) spielt der Bassist ein Solo, das halt alles in den Schatten stellt, was Pate auf den Sessions aus derselben Zeit macht (Monks Album ist am 21. und 27. Juli 1955 entstanden – in New York machten auch kleine und junge Label wie Riverside da schon 12″-Platten).

    Kenny Clarke nimmt hier auch eher die traditionell zurückhaltende Drummer-Rolle von früher ein – aber das passt ja schon, die sind ja auch alle schon eine Generation älter (Clarke *1914, Monk *1917, Pettiford *1922 und damit nur zwei Jahre älter als Pate, aber er spielte halt ab 14 Bass, davor tanzte und sang er und ab 12 lernte er Klavier zu spielen, 1942 war er schon bei Charlie Barnett, 1943 im Minton’s und bei Coleman Hawkins, 1945 ging er mit diesem nach Kalifornien, bevor er im selben Jahr zu Ellington stiess, wo er bis 1948 blieb).

    Highlights gibt es hier natürlich schon – Monks Voicings sind oft wahnsinnig schön, und die Nähe zum ähnlich reichhaltigen Arranger’s Piano von Ellington nicht von der Hand zu weisen. Das lange Solo-Intro zu „I Got It Bad“, das er sich dann im kargsten Stil (aber mit reichen Voicings, toller Kontrast), fast à la Waldron (der hatte sein Zeug ja auch von wo her) einverleibt und buchstäblich zu Monk-Musik macht, grad als man denken könnte, jetzt würde es etwas langweilig – und ein schönes Pettiford-Solo gibt es auch noch. Direkt davor das fast blumige „Sophisticated Lady“ oder das kurze Monk-Intro zu „Mood Indigo“. Clarke bringt in „I Let a Song“ seinen patentierten Besen-Swing – gerade so diskret wie effektiv.

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    #12565499  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hank Jones / Wendell Marshall / Kenny Clarke – The Trio | August 1955, schon wieder Kenny Clarke, am Bass einer von Pettifords Nachfolgern bei Ellington (Jahrgang 1920 und Cousin von Jimmie Blanton) – und am Klavier Hank Jones, der älteste der drei berühmten Jones-Brüder aus Detroit. Natürlich geht das direkt zu Teddy Wilson zurück, bezieht aber auch modernen Einflüsse mit ein, und von Marshall zu Pettiford ist hier wirklich nur ein kurzer Weg, auch wenn der Ton anders ist, grösser, schwerer, etwas weniger biegsam. Im zweiten Stück, „Odd Number“, mit Clarke an den Besen, verschmelzen die drei wirklich zu einer Einheit. Wie der Opener „We’re All Together“ stammt das Stück von Jones, während sich bei „Cyrano“ der nicht komponierende Produzent Ozzie Cadena den Credit geschnappt hat. Neben Parkers „Now’s the Time“ (seit 1949 als „The Hucklebuck“ auch ein Hit auf den Tanzflächen) gibt es noch vier Standards, „We Could Make Such Beautiful Music Together“, „When Hearts Are Young“ (Walking-Ballade mit Blockakkorden – an Shearing kam damals wohl echt niemand vorbei), „There’s a Small Hotel“ (geht ähnlich los wie „Small Hotel“, nimmt dann aber einen anderen Weg) und „My Funny Valentine“.

    Ein sehr schönes Programm, in dem Jones ebenso sehr mit seinem Wilson-Glow, mit reichen aber nie überladenen Voicings wie mit swingender Phrasierung und gutem Drive überzeugt. Die Rollen sind trotz Clarkes unaufdringlichem Spiel wirklich verblüffend gleichmässig verteilt, dünkt mich: der Bass und die Drums prägen den Sound aktiver als damals meist üblich, sie sind eine ständig gefühlte Präsenz, sie bestimmen die Richtung mit, warten nicht auf Hinweise oder Anweisungen eines Leaders. Gerade in Sachen Clarke im direkten Vergleich mit dem Monk-Album fällt das schon deutlich auf – und der Eindruck, dass Marshall fast so agil und präsent ist, wie Pettiford, spricht ja auch Bände (also: Pettiford gilt ja – zu recht – als eine Art Überbassist, Marshall hingegen läuft in der Regel – nicht zu recht finde ich – eher unter „ferner liefen“). Dass die Namen kleiner gedruckt werden als „The Trio“, dass vielleicht „Trio“ (Label) oder „The Trio“ (Front- und Backcover) der Band- und zugleich Albumname ist, ist also keine blosse Behauptung.

    Das ist ein Album, das ich noch nicht oft gehört habe – Jones nachgekauft habe ich zu Beginn der Pandemie und ich glaube, auch das kam erst damals dazu (mein Favorit ist natürlich „Upon Reflection“, das wissen alle, die hier schon länger mitlesen … aber Top 20 schafft Jones vermutlich am Ende nicht). Das Album gibt es mit unterschiedlichen Covern, dem originalen oben, das quasi noch aus der Zeit vor dem Cover-Design stammt, dem etwas missglückten (weil eben „The Trio“!) mit dem hübschen Foto von Jones (erstmals 1985 in Frankreich, dann wieder fürs Fresh Sound-CD-Reissue) und dem der Savoy-CD von 1992, die ich habe (bei mir die Version aus Japan. Bei meiner Ausgabe ist die Reihenfolge der zweiten Hälfte der Tracks durcheinandergeraten, und der Bonustrack (ein Alternate Take von „Cyrano“), der auf der frz. LP und bei Fresh Sound (illegalerweise) zu finden ist, fehlt auch wieder.

    Und die Bemerkung zu Shearing erinnert mich auch dran, das hier endlich mal zu erwähnen, lief die Tage schon vier oder fünf Male:

    The George Shearing Trio – Jazz Moments | Natürlich ist das nicht hip wie Jamal, nicht dramatisch wie Jamal, nicht phänomenal wie Jamal … aber das einfach als Leichtgewicht abzutun, scheint mir auch nicht fair, denn Shearing hat einen eigenen Stil mit einem tollen Sound und hier hat er – nach früheren guten Sessions in seinem typischen Band-Sound mit Vibraphon, Gitarre und oft auch Percussion und natürlich Bass und Drums – für einmal nur Kontrabass und Schlagzeug dabei, und das in ausgezeichneter Besetzung, gutem Repertoire. Es gibt Standards, darunter den Opener „Makin‘ Whoopee“, den ich eh immer mag, „What’s New“, „Like Someone in Love“, „When Sunny Gets Blue“, „It Could Happen to You“ etc., dazu Obskures wie „Heart of Winter“ (vom Pianisten Charles DeForest, der wohl solche Gigs spielte, wie sie oben bei Pate – im Duo und im Trio – vorkommen), „Symphony“ (Alex Alstone, André Tabet und Roger Bernstein bzw. Jack Lawrence) oder „Wonder Why“ (Brodszky-Cahn), und auch ein kleines Experiment mit dem eigenen „Blues in 9/4“.

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    #12565521  | PERMALINK

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    gypsy-tail-wind  Herbie Nichols Trio – Love, Gloom, Cash, Love Bei Nichols ist das Bethlehem-Album von 1957 leider ja bereits der Schlusspunkt – allerdings ein exzellenter, mit dem gern unterschätzten George Duvivier, der einen dunklen Ton mitbringt und eine so solide wie agile Delivery, während sich Dannie Richmond mir – trotz Vertrautheit fast von Beginn meines selbständigen Musikhörens an – lange nicht so recht erschliessen wollte … das hat sich zum Glück geändert und ich finde seinen irgendwie ausgesparten Stil gerade im Kontrast zu den Vorgängern bei Blue Note (Blakey und Roach) einen höchst interessanten und ebenso überzeugenden Kontrast.

    Der einzige Abstrich hier, dass George Duvivier leider suboptimal aufgenommen ist 😪 ….

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      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #12565523  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    The Unique Thelonious Monk | Nach Ellington also Standards, nochmal Trio, nochmal zwei Sessions (17. März und 3. April 1957), nochmal ab 1958 ein neues Cover (unten), nochmal Oscar Pettiford, aber ein anderer Drummer, Art Blakey (Pettiford kehrte im Hebst für „Brilliant Corners“ zurück, dann mit Roach und zwei Bläsern – abgesehen. „Liza, All the Clouods’ll Roll Away“ ist der kauzig gewählte Opener. Danach geht es mit „Memories of You“ solo weiter – ein erstes Highlight! Danach rompt und stompt das Trio durch „Honeysuckle Rose“ – mit einem lauteren, aber nicht unbedingt prägnanteren Drummer. Nach dem Klaviersolo ist einen Moment lang unklar, ob der Bass oder die Drums dran sind oder vielleicht Fours gespielt werden – und wie in solchen Fällen üblich, setzt der Schlagzeuger sich durch. Monk rifft dann noch länger, Pettiford walkt, Blakey fällt nach dem kurzen, guten Solo in den Beat zurück – und abgesehen von einem spröden Sax ist hier eigentlich die Monk-Formel von nach 1959 oder so schon etabliert. Und dennoch ist das super, keine Frage. „Darn That Dream“ kriegt dann die Walking-Balladen-Behandlung, Monk schmückt aus, stottert mit der linken Hand dazwischen … Keepnews‘ Absicht, Monk in gängigem Repertoire zugänglich zu machen, mag man nicht goutieren, aber mich dünkt, der Plan ging ziemlich gut auf. Vielleicht ist das (nach der 19545er Heath/Blakey-Session auf Prestige?) die erste Monk-Session, die gewissermassen „klassisch“ ist: Monk hat sein Vokabular fertig erarbeitet, kann es auf allerlei geläufige Stücke anwenden und das Ergebnis ist eigenwillig und sofort erkennbar, was mit der Rhythmik, der Harmonik wie auch der Melodik zu tun hat, die zum Einsatz kommt. Stop and Go, gehämmerte Phrasen, herabfallende Läufe (gerne in Ganztonleitern. Neben den schon genannten Stücken der ersten Plattenhälfte gibt es auf der B-Seite noch „Tea for Two“, „You Are Too Beautiful“ und „Just You, Just Me“ – schrulliger aber total gradliniger Romp, Balladenhighlight, toller Romp als Closer, in dem Monk oft die linke Hand aussetzt, quasi die hornlike Rechte strollen lässt – ein super Effekt natürlich, und Effekte konnte Monk wirklich. Und weil Pettiford dabei ist, sind die Räume, die der Bass (auch später) immer wieder kriegt, eine gute Idee (später nicht immer, da waren sie wie die Schlagzeugsoli zu oft nur Ruhepausen für Rouse und Monk). Hier funktioniert das alles prächtig und ich mag das Album auch ein ganzes Stück lieber als das Ellington-Album. Pettiford spielt z.B. in der Ballade „You Are Too Beautiful“ ein tolles Solo – überhaupt mein Highlight der zweiten Hälfte des Albums. Beide Alben gewinnen, wenn ich sie nicht Rücken an Rücken mit anderen Aufnahmen höre, die ich deutlich mehr schätze (nicht zuletzt das gerade erwähnte „Brilliant Corners“, das zusammen mit „Freedom Suite“ zu meinen liebsten Pettiford- und Roach-Aufnahmen gehört). Im Trio hat Monk kaum noch Aufnahmen gemacht: ein Stück für die „Sound of Jazz“ TV-Show (nicht das Columbia-Album) mit Ahmed Abdul-Malik und Osie Johnson, drei (zwei?) Columbia-Session (1965 wieder „Honeysuckle Rose“ mit Gales/Riley, die Version von „Misterioso (Recorded On Tour)“, der Rest der Session war solo; und 1968 ein Stück, das auf dem Soundtrack von „Straight No Chaser“ landete sowie eine der Sessions für das Album „Underground“ – dieselbe, bei der noch Jon Hendricks dabei war). Ausführliche Trio-Aufnahmen gibt es erst am 15. November 1971 in London wieder, als Monk zum letzten Mal als Leader aufnimmt, mit den alten Kollegen Al McKibbon und Art Blakey, die mit auf der Giants of Jazz-Tour waren.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #169 – 13.01.2026, 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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