Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang
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Verrückte Mischung bisher, lese aber bislang gespannt mit. Mit Alligatoah hätte ich bei Dir nicht gerechnet, aber da wurde man schon bei Paula überrascht.
„Sálumessa“ gefiel mir übrigens auch sehr. Wilde Assoziation: Klingt für mich wie Héroes del silencio in der Post-Rock Version.
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Werbung„Alligatoah“
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How does it feel to be one of the beautiful people?dengel
close-to-the-edgeWolfgang hat bestimmt Vorurteile gegen Holländer. Ich glaube, er hatte noch nie was holländisches in seiner Jahres-Top 10. Edit: Nee, stimmt gar nicht. Electric Castle hatte er damals hoch gerankt.
Ausserdem ist er noch Fan von Golden Earring, erfreut sich an der Musik von Arjen Lucassen und Ayreon und die beiden Vorgänger von „The Shape Fluidity“ schätzt er auch.
So isset, ich würde da noch z.B. Focus, Earth & Fire, Brainbox, Shocking Blue und Supersister dazurechnen, das sind alles Bands, die Musik gemacht haben, als ctte noch mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gelaufen ist.
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Savage bed foot-warmer of purest feline ancestryHilfe, Künstlernamen falsch schreiben geht ja gar nicht, obwohl man bei der Schreibweise von Alligatoah, schon auf die Idee kommen könnte, das Fehler bei der Wiedergabe möglicherweise gewollt provoziert sein könnten.
Und ja, mein Streifzug durch ein mir komplett unbekanntes Genre in diesem Jahr, war zwar recht zeitaufwendig, hat aber einige wirklich spannende Sachen hervorgebracht.
Jetzt wird es aber noch etwas bunter. Denn Neuerscheinungen aus dem Jazz habe ich wirklich ganz selten in meinen Listen. Und das folgende Album gibt es noch nicht lange, die hat Potential noch zu steigen.18. Nik Bärtsch – Spin
Bei dem Schweizer Jazzpianisten Nik Bärtsch wird es langsam etwas kompliziert. Mitte des Jahres kam er mit einem Album namens „Moonday“, dass er unter dem Namen Ronin Rhythm Clan in einer Auflage von 300 Stück veröffentlichte, die es nur über Bandcamp und seine Homepage gab. Und natürlich als Stream. Eine ziemlich geile Produktion in der ganz schön die Post abging. Das Teil habe ich aber nicht in der Wertung, weil es mit 23 Minuten recht kurz geraten ist.
Jetzt kommt unter Nik Bärtsch’s Ronin das Album „Spin“, eine 60-minütige Reise durch 5 Tracks, die wie immer als Module benannt sind. Mitunter mischt er hier neuere mit älteren Modulen, die vor allem durch den neuen Bassisten durchaus aufgepeppt werden. Nachdem Bärtsch ECM verlassen hat, läuft auch diese VÖ über sein eigenes Label.
Entwickelt wurde das Material wie immer auf den kultigen Montagskonzerten, von denen man in diesem Jahr tatsächlich die Nummer 1000 feiern konnte. Und mehr denn je klingt „Spin“ ursprünglich und wie live mitgeschnitten.
Titel 1 ist bereits nach 10 Sekunden auf Temperatur, alle weiteren entwickeln sich deutlich langsamer, bei der 15-minütigen Schlussnummer beginnt sogar ein heiteres Instrumentenraten. Da haben sie entweder das Saxophon durch ein Effektgerät gejagt, oder aber es kommt ein Synthesizer zum Einsatz. Dieses „Modul 23“ ist die ***** auf dem Album, und erinnert mich stellenweise an Glanztaten von Eberhard Weber. Es wird einfach experimentierfreudiger. Lediglich das überraschende Ende kommt etwas plötzlich.Nik Bärtsch bezeichnet das was seine Band spielt, ja selbst als zen-Funk, ein Begriff den ich immer etwas rätselhaft fand. Diesmal beginne ich, diese Bezeichnung als etwas griffiger wahr zu nehmen. Der Horizont des Schweizers scheint sich jedenfalls zu erweitern.
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17. Frost* – Life in the Wires
Kein Jahr ohne John Mitchell. Nach dem tollen Arena Album aus dem letzten Jahr war es 2024 mal wieder sein Projekt mit Jem Godfrey, welches 2006 ins Leben gerufen wurde. Wenn man die EPs weglässt müsste es das fünfte Studioalbum sein, und nach dem sehr beatlastigen Zwischenschritt „Falling Satellits“, der ziemlich aus der Art geschlagen war, konnte schon der Vorgänger wieder überzeugen. Mit diesem sage und schreibe 85 minütigen Werk ist man wieder beim standardmäßigen Progressive Rock des Debüts angekommen, der fast ein bisschen konservativ daherkommt. Ein feinfühliges und gut durchdachtes Album, mit weitläufigen Instrumentalflächen und viel Klavier.
Dass die Platte so lang geraten ist, birgt natürlich ein wenig das Risiko, dass der Hörer erschlagen wird. Man benötigt schon viel Zeit, um sich in dem Werk wirklich zu Hause zu fühlen. Und da es diesmal keine stilistischen Ausbrüche gibt, können sich manche Passagen auch schon mal ähneln. Aber eigentlich ist die Kreativität der Band völlig ausreichend, um auch ein Album dieser Länge zu unterfüttern.--
16. Wolfgang Müller – Das Ende von allem
Auch dieses Album des Hamburger Liedermachers bringt es auf nur 32 Minuten. Das stört aber deshalb nicht besonders, weil man das Werk ohnehin gleich noch einmal hört. Man taucht in einem moll-lastige, vernebelte Stimmung ein, die von der ersten bis zur letzten Sekunde den Eindruck vermittelt, das sämtliche Songs zu einer Einheit verschmelzen.
Völlig Liedermacher-untypisch nimmt die Akustikgitarre an diesem Album überhaupt nicht teil. Der eher minimalistische Sound entsteht vorzugsweise durch scheinbar einfach gehaltene und eher zurückhaltende Drum Beats, Dub-mäßig verzerrt, gelegentlich ein bisschen an Die Sterne erinnernd. Dazu meist traurige, hoffnungslose oder verzweifelte Keyboards, die meist Leere und Tristesse ausdrücken.Der Album Titel ist Programm, aber der niederschmetternste Titel ist „Eine Sprache der Gewalt“, in der Müller eine Art Menschenbild zeichnet, bei dem ihm durchaus Donald Trump in den Sinn gekommen sein könnte.
Die Stimme, meist mit einer Art Sprechgesang, klingt monoton, ist aber gerade dadurch auch ausdrucksstark. Deshalb dürfte dieses Album bei jedem etwas hinterlassen, und den zweiten Durchgang in der Regel sofort und unmittelbar einfordern.Den Abschluss bildet „Das Glück“, eigentlich ein Happy End. Aber da auch die Nummer im musikalischen Kontext der Platte gefangen ist, wirkt es, als könne Wolfgang Müller gar nicht glauben was er da singt.
Ein bisschen erinnert mich die Stimmung an ein elektronisch geprägtes Album, das Mark Kozelek mal mit Jimmy LaValle gemacht hat, nämlich „Perils from the Sea“, eine bockstarke Platte mit hoher Nachhaltigkeit. In der Liga spielt das hier natürlich nicht, aber die Wirkung auf den Hörer scheint mir vergleichbar.
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close-to-the-edge … 18. Nik Bärtsch – Spin
Bei mir mit Abstand das Album des Jahres. Die minimalistischen Rhythmen von Klavier und Schlagzeug gewinnen in meinen Ohren durch die Erweiterung der Band Ronin auf mittlerweile vier Mitglieder und beim Rhythm Clan sogar auf acht Musiker erheblich an Variation; die Band bewegt sich hin zum instrumentalen Mainstream, ohne ihre einzigartige Identität zu verlieren. Interessant übrigens auch die „Episoden“ der Dokumentation „Ingredients for Disaster“ auf Nik Bärtschs You-Tube-Kanal. Fünf der sieben Module der beiden diesjährigen Alben „Moonday“ und „Spin“ werden höchstwahrscheinlich auch in meiner Top-20 der besten Tracks des Jahres auftauchen.
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Man müsste in Zürich leben. Ein Abo für sämtliche 52 Montagskonzerte eines Jahres kostet 999 Franken.
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15. Einstürzende Neubauten – Rampen
Eine Band, bei der man bei dem hören der neuen Erzeugnisse nahezu grundsätzlich ratlos vor den Boxen sitzt, um sich das Werk dann aber Stück für Stück mit viel Geduld zu erschließen, weil man ja weiß dass es sich lohnen wird.
Diesmal war die Herausforderung besonders groß, denn das Album ist sage und schreibe 74 Minuten lang. Und meistens kommt man nicht über die Musik in den Flow, sondern über die zahlreichen genialen Wortspiele des notorisch schlecht gelaunten Frontmanns Blixa Bargeld.Dabei gefällt mir diesmal am besten die noch geschlossene Schleuse unter dem Meer zwischen glücklichen Krustentieren.
Aber auch die musikalischen Zutaten wissen nach geraumer Zeit durchaus zu überzeugen, die Mehrheit der Stücke verfügt durchaus über Songcharakter, und wird, was nicht immer so war, von echten Instrumenten getragen.Das sympathische gelb-schwarze Cover tut ein Übriges, und in der Live-Umsetzung der Herbsttour konnte man die Songs auch durchaus erkennen und zuordnen.
Allerdings geht Neubauten nicht immer. Bei mir ist die Aufnahme von der Tagesform abhängig. Die Grenze zwischen auf die Nerven gehend und grandios ist durchaus fließend. Und das außergewöhnliche auch an diesem Neubauten Werk ist fordernd.
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irrlicht
„Sálumessa“ gefiel mir übrigens auch sehr. Wilde Assoziation: Klingt für mich wie Héroes del silencio in der Post-Rock Version.In der Tat sehr wild. Wo genau hörst Du hier die Héroes? Ist doch eine völlig andere Ecke, zumindest wenn ich an das Hitalbum denke.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?14. Opeth – The Last Will and Testament
Das Album polarisiert ein bisschen. Im Vorfeld wurde es geradezu als Sensation verkauft und diskutiert, dass ist endlich mal wieder Growls gibt. Tatsächlich eher unbedeutender Fakt. Außerdem gab es Diskussionen ob es möglicherweise das Abschiedsalbum sei, was sich bei genauerer Betrachtung des thematischen Ansatzes auch als unwahrscheinlich herausstellte.
Irritierend zudem die Durchnummerierung der Songs anhand von Paragraphen. Und dann wurde auch noch die VÖ 4 Wochen verschoben. Genug Stoff also schon im Vorfeld.Was mir auffällt, sind die überwiegend wirklich tollen Songs. Die hatten wir in der Dichte seit mindestens 15 Jahren nicht mehr. Das Beliebige der letzten Opeth Alben ist diesmal überwunden.
Aber für die Großtaten der Band reicht es dann wieder nicht, weil diese Klarlack-Produktion nicht so richtig zu dem Gesamtkonzept passen will. Opeth sind um Wohlklang und Perfektion bemüht, und bekommen das natürlich auch hin. Vielleicht hätte man Steven Wilson mal wieder als Produzent einsetzen können. Für ein zweites Blackwater Park hätte es dann zwar auch nicht gereicht, aber es hätte ganz sicher noch etwas authentischer geklungen.Ganz prima und absolut passend übrigens der Gastauftritt von Ian Anderson, der einen Sprechpart hat, und im gleichen Song auch Flöte beisteuert, die sich großartig einfügt.
Jedenfalls hat Opeth wieder ein Stück weit zu den Wurzeln zurückgefunden, absolut brauchbares Material zusammengestellt, und dieses technische einwandfrei aufgenommen. Ich würde aber erwarten, dass wir das Live noch etwas organischer bekommen. Obwohl die Band inzwischen durchaus in der Lage ist, ihre Sachen auf der Bühne eins zu eins zu reproduzieren.
In den meisten Jahren hätte die Platte sich in die Top Ten gerettet. Dieses Jahr wurden sie, nicht zuletzt in ihrem eigenen Genre, von einigen Kollegen übertrumpft.
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Auf was muss ich bei Opeth achten, wenn ich das Album zum nächsten Mal höre? Bis auf den Schlusstrack lief das Album bislang jedes Mal an mir vorbei.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?Ich benötigte so um die fünf Durchgänge, bis sich eine gewisse Vertrautheit einstellte. Aber die bezog sich dann schon auf das Gesamtpaket, weniger auf einzelne Zutaten.
Für mich war vor allem wichtig, dass sie nicht mehr so zwanghaft nach 70er Deep Purple klingen. Das war eine Einbahnstraße, aus der sie jetzt endlich wieder raus sind.
(Dafür hat den Job jetzt leider Riverside übernommen)--
Deep Purple der 70er, da wäre ich nie drauf gekommen, bis auf die Parts von Blackmore, Lord und Gillan könnte was dran sein.
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Savage bed foot-warmer of purest feline ancestry13. Steven Steps to The Green Doors – The?Truth
Der letzte Teil der ambitionierten Triologie, die so ungefähr in Fünfjahresrhythmus veröffentlicht wurde. Teil 1 mit Namen The?Book ist nach wie vor fantastisch, und war seinerzeit mein Jahresalbum. Teil 2 The?Lie fand ich enttäuschend, weil er stellenweise zum Hörspiel mutierte, und sich musikalisch zu dem zu sehr auf Teil 1 bezog.
Jetzt sollte man vorausschicken, dass diese begnadeten Musiker rund um Marek Arnold ohne Frage in der ersten Liga des Progressive Rock spielen, dem Hörer mit ihren aufwendigen Konzepten allerdings einiges abverlangen. Jedem Album liegt eine aufwändig gestaltete Story bei, und zu diesem dritten Teil er schien sogar ein schickes Artbook im LP Format mit allen drei CDs. Da ist das Gesamtwerk noch mal opulent aufgearbeitet.
The?Truth zitiert nun die vorherigen Alben nicht ganz so stark, wie das im zweiten Teil der Fall war. Die Komposition bekommen wieder mehr Raum, es stellt sich wie beim ersten Teil wieder eine Art selbstständiger Album Charakter ein. Man könnte das Album also auch ohne größere Probleme als eigenständig durchgehen lassen, und die Vorgänger außen vor lassen. Am strahlendsten glänzen hier wieder die Gesangsparts, die gesprochenen Übergang, so wichtig sie für die Story sein mögen, sind diesmal auf ein erträgliches Maß gestutzt, und stören somit nicht.
Der individuelle Stil von SSTTGD ist jederzeit erkennbar, die Songs sind ausgefeilt, ideenreich, und perfekt produziert. Einige Längen treten allerdings trotzdem auf, auf der Schlussteil ist wieder recht lang geraten. Dass man sich das Album noch nicht nach drei Durchgängen erarbeiten wird, muss ich sicher nicht erwähnen. Das versteht sich von selbst.
Die Triologie ist ohnehin over the Top, und mir fällt da auch nichts vergleichbares ein. Wem das gesamte über drei Stunden lange Paket aber too much ist, der kommt mit The?Truth vielleicht sogar viel ungezwungener klar.
Das Artbook ist natürlich trotzdem sehr zu empfehlen, weil grandios gestaltet und vom betriebenen Aufwand nahezu einmalig.
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