Antwort auf: ctte gibt Senf dazu – VÖ-Betrachtungen mit leichtem Prog-Überhang

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16. Wolfgang Müller – Das Ende von allem

Auch dieses Album des Hamburger Liedermachers bringt es auf nur 32 Minuten. Das stört aber deshalb nicht besonders, weil man das Werk ohnehin gleich noch einmal hört. Man taucht in einem moll-lastige, vernebelte Stimmung ein, die von der ersten bis zur letzten Sekunde den Eindruck vermittelt, das sämtliche Songs zu einer Einheit verschmelzen.
Völlig Liedermacher-untypisch nimmt die Akustikgitarre an diesem Album überhaupt nicht teil. Der eher minimalistische Sound entsteht vorzugsweise durch scheinbar einfach gehaltene und eher zurückhaltende Drum Beats, Dub-mäßig verzerrt, gelegentlich ein bisschen an Die Sterne erinnernd. Dazu meist traurige, hoffnungslose oder verzweifelte Keyboards, die meist Leere und Tristesse ausdrücken.

Der Album Titel ist Programm, aber der niederschmetternste Titel ist „Eine Sprache der Gewalt“, in der Müller eine Art Menschenbild zeichnet, bei dem ihm durchaus Donald Trump in den Sinn gekommen sein könnte.
Die Stimme, meist mit einer Art Sprechgesang, klingt monoton, ist aber gerade dadurch auch ausdrucksstark. Deshalb dürfte dieses Album bei jedem etwas hinterlassen, und den zweiten Durchgang in der Regel sofort und unmittelbar einfordern.

Den Abschluss bildet „Das Glück“, eigentlich ein Happy End. Aber da auch die Nummer im musikalischen Kontext der Platte gefangen ist, wirkt es, als könne Wolfgang Müller gar nicht glauben was er da singt.

Ein bisschen erinnert mich die Stimmung an ein elektronisch geprägtes Album, das Mark Kozelek mal mit Jimmy LaValle gemacht hat, nämlich „Perils from the Sea“, eine bockstarke Platte mit hoher Nachhaltigkeit. In der Liga spielt das hier natürlich nicht, aber die Wirkung auf den Hörer scheint mir vergleichbar.

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Ab sofort stelle ich im ctte-Thread meine Top 25 Jahresalben für 2024 vor. Beginnend bei Platz 25 kommen jeden Tag so zwei bis drei Titel dazu. Jeder ist eingeladen sich auch aktiv zu beteiligen.