Chronological Coltrane

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    gypsy-tail-wind
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    1963

    7.-13. Januar: Babe Baker’s Jazz Corner, Cincinnati, OH (mit Dolphy, ev. eine Nacht mit Sängerin Francine Griffin)
    19. Januar: Schwab Auditorium, Penn State University, State College, PA
    25. Januar – 2. Februar: Gino’s, St. Louis, MO
    5.-10. Februar: Jazz Temple, Cleveland, OH (eine Nacht mit Albert Ayler!)
    21. Februar – 6. März: Birdland, NYC (abwechselnd mit Monk, in der 2. Woche Art Blakey)

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    Am 23. Februar wurde aus dem Birdland erneut am Radio ein kurzes Set ausgestrahlt. Das Quartett spielt „I Want to Talk About You“, und wieder spielt Coltrane eine wunderbare Kadenz. Das zweite Stück des Mitschnittes ist eine Überraschung: „Transition“ (das erst am 10. Juni 1965 im Studio aufgenommen wurde). Sofort etabliert sich ein Dialog zwischen Coltrane und Jones, dann folgt u.a. ein tolles Bass-Solo von Garrison.
    In der zweiten Woche wurde am 2. März ein Set im Radio ausgestrahlt – Miles Davis war im Publikum und hat möglicherweise versucht, mitzuspielen:

    „[McCoy] Tyner […] remembers one night in the early 60s when Davis tried to sit in at Birdland. ‚There wasn’t any room. He didn’t quite work. We were very special. It was very difficult for anybody to walk up and come into the band.'“ (From „John Coltrane: A Life Supreme,“ by Peter Watrous, Musician, July 1987; reprinted in Woideck, 1998, pp. 56-71

    is from p. 64

    .)

    ~ Coltrane Reference, p. 274

    Die Stücke, die am 2. März aufgezeichnet wurden sind „Mr. P.C.“ undd „My Favorite Things“, dazwischen eine Ansage von Symphony Sid Torin. Auf „Mr. P.C.“ gibt’s die übliche Solo-Routin: p – b – ts und am Ende immer mehr Raum für Elvin Jones. „My Favorite Things“ bricht leider nach etwas weniger als 11 Minuten ab, irgendwo mitten im Piano-Solo.

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    4. März: Tyner nimmt mit Steve Davis und Lex Humphries das Album Nights of Ballads and Blues (Impulse AS-39) auf.
    6. März: Das Quartett ist im Studio, nimmt Vilia auf und versucht auch erfolglos, einige weitere Stücke („Impressions“ und „Nature Boy“, sowie drei unbekannte Originals und einen unbekannten Blues, auch ein Original). „Vilia“ landete auf einer Compilation (Various Artists – The Definitive Jazz Scene Volume 3, Impulse AS 9101)
    7. März: Das Quartett nimmt John Coltrane & Johnny Hartman auf (Impulse AS-40)

    „Vilia“ ist ein Stück von Franz Lehar, das Thema wird in einer Standard 32-Takte-Form präsentiert, während die Soli modal verlaufen – Coltrane (am Sopran) und Tyner demonstrieren ihr lyrisches Können, Jones swingt leicht aber webt dennoch einen dichten Teppich. Garrison walkt, tut dies aber sehr effektiv, greift auch hier und da melodisch ins Geschehen ein – im Thema spielt er halftime, aber es kommt nie deser typische Groove auf, wie ihn Chambers/Jones und dann noch mehr Chambers/Cobb bei Miles geprägt haben.

    Das Album John Coltrane and Johnny Hartman wurde am Tag darauf eingespielt (bei drei Stücken hat Coltrane später noch zusätzliche Sax-Obbligatos eingespielt). Es ist ein durchaus schönes Album, aber ob es jetzt etwa gegenüber Hartmans I Just Dropped By to Say Hello, das auch 1963 (mit Illinois Jacquet, Hank Jones, Kenny Burrell, Jim Hall, Milt Hinton und Elvin Jones) eingespielt wurde, so viel besser ist, wage ich zu bezweifeln. Coltrane macht seinen Job natürlich perfekt, ebenso passen Tyners Lyrismen perfekt, und v.a. Elvin Jones beeindruckt mich durch sein feines Besenspiel, das dennoch mitreissend swingt, aber insgesamt ist das Album für mich dann doch eher ein (sehr hübsche) Fussnote in Coltranes Werk.
    Das Highlight für mich ist der Closer, „Autumn Serenade“, es wird als Rumba gespielt, Coltrane bläst das längste Solo des Albums, und wieder spielt Elvin Jones unglaublich mitreissend.

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    8.-17. März: International Jazz Mecca/Abart’s Internationale, Washington, DC
    19.-24. März: Shelly’s Manne-Hole, Los Angeles, CA

    Wollte mir das folgende ersparen, aber es ist einfach zu köstlich:

    Review – sort of – by Kenneth Hume („Los Angeles,“ Coda, June 1963, p. 14):

    I heard Elvin Jones play drums for six nights in a row, last month. The fact that Elvin was playing with John Coltrane at Shelly’s Manne-Hole in Hollywood and I was in my Studio City apartment hat no bearing on the matter. All I had to do was open my windows and Elvin’s percussiveness came wafting over the midnight air. That lad can make those drums talk, and his message was heard and felt throughout the Southern California area.
    Overnight, local drummers became heavily sweating imitators of the Jones‘ style. Band leaders all over town cowered against the piano as drummers unleashed a barrage of bombs unheard of since the last of the great fun wars, World War Two.
    The two drum shops in Los Angeles reported a gratifying increase in the sale of drum sticks (large, heavy drum sticks, please) and the sale of new drum heads was brisk in the weeks following Elvin’s nightly lessons.
    There were other incidents: An elderly accountant wandered into Shelly’s one night by mistake, heard Elvin play one set, and rushed out to leave his wife and four children to seek his fortune in Borneo. A group of cocktail waitresses formed a corporation and offered to buy Elvin from Coltrane for a handsome sum. Local zoo officials reported an unusual amount of activity in the dangerous animal cages between the hours of 9 and 2 during Elvin’s tenure.
    In actuality, the appearance of the Coltrane group at Shelly’s had a most profound effect on musicians and listeners alike. Arguments are still raging, but the overall result was a healthy one for Los Angeles jazz, which tends to become rather bland.
    […]

    ~ Coltrane Reference, 275

    Parallel dazu spielte Davis in Los Angeles, er hatte sich wieder gefangen und hatte bereits George Coleman und Ron Carter in seiner Band, ebenso wie Harold Mabern und Frank Strozier. Er nahm in dieser Zeit die erste Session für das Studio-Album „Steven Steps from Heaven“ (sein erstes seit „Someday My Prince Will Come“) auf, mit Coleman, Carter, Frank Butler (d) und Victor Feldman (p), der auch das Titelstück beisteuerte, das lange Zeit im Live-Repertoire von Miles‘ Bands bleiben sollte.

    26. März – 7. April: Jazz Workshop, San Francisco, CA
    9.-14. April: Minor Key, Detroit, MI

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    Ende April verliess Elvin Jones für ca. drei Monate (bis Ende Juli) aus persönlichen Gründen die Band. Verschiedene Schlagzeuger spielten während dieser Zeit mit Coltrane, aber wenn immer möglich engagierte Coltrane Roy Haynes, der ähnlich komplexe Rhythmen wie Jones spielen konnte, dies aber auf eine andere, leichtere Art tat.
    Am 29. April nahm die Gruppe mit Haynes eine Session für Impulse auf. „All the Things You Are“ (4 komplette Takes) ist verschollen, „After the Rain“, eine wunderbare Rubato-Ballade, erschien auf dem Album Impressions (AS-42 – 3 komplette Takes, der letzte wurde gewählt).
    „Dear Old Stockholm“, ein Schwedisches Stück, das Stan Getz ausgegraben hatte und Miles Davis zum Klassiker gemacht hat (mit Coltrane, natürlich!) erschien zuerst auf einem Sampler (Various Artists – The Definitive Jazz Scene Volume 2, AS-100, erschienen ca. Jan 1965). Coltrane spielt ein rein modales Solo ohne Klavierbegleitung, Garrisons Anker-Funktion ist zentral. Dann folgt Tyner. Haynes begleitet hör- und fühlbar anders leichter, irgendwie so als sässe er auf der Stuhlkante, bereit, jeden Augenblick in eine andere Richtung loszurennen – während Elvin im Eames-Chair ruht und um sich herum alles flirren lässt, selber irgendwie ein ruhender Pol bleibt.

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    1.-12. Mai: McKie’s, Chicago, IL (mit Roy Haynes)
    23. Mai – 5. Juni: Birdland, New York City (mit Roy Haynes und teils Philly Joe Jones!)

    In einem Brief vom 4. Juni an Jones (der im Lexington Narcotics Hospital/Clinical Research Center in Lexington, Kentucky war von ca. Mitte April bis Ende Juli), erwähnt Coltrane die Probleme mit seinem Mundstück wieder („Coltrane Reference“, 278).

    10.-15. Juni: Showboat, Philadelphia, PA (mit Haynes)

    Hiervon stammt die nächste erhaltene Aufnahme, vermutlich vom Matinee-Konzert am Montag 10. Juni. Tyner ist am Anfang der Aufnahme nicht dabei, im Trio beginnt es mit „Chasin‘ the Trane“, einem Stück von Ballads („It’s Easy to Remember“) und „Up ‚Gainst the Wall“. Haynes zeigt sich erneut als absolut würdiger Ersatz für Jones! Mit Tyner werden dann „The Inchworm“, „Impressions“ (ohne Bass-Intro, schon bei „Up ‚Gains the Wall“ fehlt das Bass-Solo leider – man hat allerdings davon wohl auf dem mässig klingenden Tape fast nichts gehört), dann „I Want to Talk Abou You“ mit einer besonders tollen Solo-Kadenz, „Mr. P.C.“ und das neulich im Studio aufgenommene „After the Rain“, gespielt während der Pause von Coltrane am Piano!
    Leider lässt die Qualität zu wünschen übrig (es handelt sich um ein „audience recording“). Die Musik ist aber toll genug, dass sich die Leute von „Coltrane Reference“ eine komerzielle Veröffentlich wünschen würden (S. 684).

    Der Taper der Aufnahme, Alan Sukoenig, hat den Autoren von „Coltrane Reference“ (bzw. Chris de Vito) eine Mail mit einigen Erinnerungen geschickt, u.a. wie er ca. 61/62 als Coltrane mal im Showboat spielte, die Nummer im Telefonbuch gewählt habe, unter der Coltrane noch immer aufgeführt war. Coltranes Mutter habe abgenommen, er habe sie dann u.a. gefragt, ob sie das Spiel ihres Sohnes möge (was er sich kaum habe vorstellen können): „In a rather stern tone, she replied: ‚What mother wouldn’t like her son’s playing if she had a son who played like John does'“ (nach: „Coltrane Reference“, 280) :lol:

    ca. 17-23. Juni: Rochester, NY (unbekannter Ort, nicht bestätigt, vermutlich 1 Woche)
    (oder möglicherweise 13.-19. Mai oder 8.-14. Juli, oder August/September – LaBarbera spricht allerdings von einem „hot summer’s day“

    über die „Wayback Machine“ habe ich das seit 2003 nicht mehr zu findende Interview aufgetrieben, das Andre White, ein kanadischer Drummer, mit dem Tenorsaxophonisten Pat LaBarbera geführt hat (für Jazz View, ein Online „magazine“):

    AW: Up until this point, who had you seen of the really big guys?

    PL: I saw Coltrane; he used to come to Rochester-he had Roy Haynes on drums at the time-I was totally blown away. I remember Trane coming in and talking to McCoy; it was a hot summer’s day so all of the guys would go outside to cool off. He would come off the bandstand, it was the middle of summer, and he had this sweater on, and he would go into the closet where they stored the beer, and would practice his soprano. The other guys were down on the street; there was a big old white upright piano that McCoy had to play. Later on I reminded McCoy about that gig when we worked together, and he remembered that piano! Trane was really popular, and that’s what I wanted to do. I was afraid to talk to Trane but I spoke to Jimmy Garrison. You didn’t want to talk to Trane, didn’t want to bother him. He always looked like he had a mission. The other guys were really approachable.

    (Die Antwort von LaBarbera wird in „Coltrane Reference“ auf Seite 280 zitiert.)

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    Vom 24. oder 25. Juni bis am 6. Juli spielte das Quartett dann zuerst mit Roy Haynes (bis am 3. Juli) und dann mit Donald Bailey im La Tête de l’Art in Montréal, Quebec.
    Tyner spielte am 5. Juli in Newport (das Konzert wurde auf Impulse veröffentlicht, möglicherweise das beste von Tyners Impulse-Alben?), vielleicht hat Coltrane im Trio gespielt, vielleicht ersetzte jemand Tyner.

    Es existiert ein Radio Mitschnitt oder ein audience recording von „Up ‚Gainst the Wall“ und „Impressions“ (inc), der mit Donald Bailey vermutlich zwischen dem 4. und dem 6. Juli entstand. (Es gab laut Coda samstags um 21:30 Radio-Übertragungen vom Tête de l’Art, Samstag 6. Juli ist also ein mögliches Datum – allerdings ist es möglicherweise gar kein Radio-Mitschnitt, die Ansage vor „Up ‚Gainst the Wall“ wurde anscheinend von derselben Person gemacht, die auch die Aufnahme verantwortete… es kann aber auch sein, dass der Radio-Moderator selber anwesend war – so funktioneren z.B. bis heute die Jazz Club Live-Sendungen am französischen Radio).
    Wie auch immer… die Aufnahme ist toll, und wenn das tatsächlich Donald Bailey ist, dann find ich ihn ziemlich überraschend! Kenne ihn sonst fast nur von Jimmy Smith, und von diesem einen wunderbaren Album Trio mit Jimmy Rowles und Red Mitchell. Hier und hier finden sich zwei Artikel über ihn. Und seine neue CD scheint bereits vergriffen (die Website des Labels existiert nicht mehr)

    Am 7. Juli spielte dann auch John Coltranes Quartett (mit Roy Haynes) am Newport Jazz Festival. Das Konzert wurde von Impulse mitgeschnitten und erschien zuerst zerstückelt auf Compilations (Selflessness feat. My Favorite Things, AS 9161 und To the Beat of a Different Drum, IZ 9346-2). 2007 erschien die CD My Favorite Things: Coltrane at Newport, auf der zum ersten Mal ein Edit „Impressions“ erschien, auf dem das eröffnende Thema und das Piano-Solo nicht fehlten (23:30 – das Bass-Solo fehlt noch immer, das Stück dauerte insgesamt 27 Minuten). Bemerkenswert ist, dass das öffnende Thema von „My Favorite Things“ hier auf dem Tenor gespielt wird (es fliesst mehr oder weniger direkt aus „I Want to Talk About You“). „Impressions“ enthält eine längere, sehr tolle Passage, in der Coltrane und Haynes im Duo spielen!
    Die CD enthält überdies das Newport 1965 Set von Coltrane (das später wieder Thema sein wird, es erschien zuerst auf dem Album New Thing At Newport (AS-94), zusammen mit Archie Shepps Set vom selben Festival.

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    Am 16. Juli nehmen Tyner und Art Davis mit Sonny Stitt zusammen Art Blakeys Album A Jazz Message für Impulse auf.

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    18.-31. Juli: Birdland, NYC
    (vermutlich gegen Ende wieder mit Elvin Jones, davor mit Roy Haynes)

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    8. August: Tyner nimmt mit Jones und Garrison sein Album Illumination! (Impulse AS-49) auf.

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    ca. 16.-18. August: The New Minor Key, Detroit, MI
    (der Klub hat den Besitzer gewechselt und anscheinend zu einer „weekend-only“-Politik gewechselt)

    ca. 19.-25. August: Showboat, Philadelphia, PA

    Hiervon existieren wieder Aufnahmen vom selben Taper (Alan Sukoenig) wie schon vom 10. Juni. Der jüngste (erste?) Bootleg davon beim nervigen RLR Label gibt als Datum fälschlicherweise den 17. Juni an und nennt Roy Haynes als Schlagzeuger. Das hat seinen Ursprung darin, dass die Aufnahmen vom Juni und die hier vom August gemeinsam zirkulierten, mit drei möglichen Daten: 10., 17. oder 24. Juni 1963.
    Diese Aufnahmen halten mal wieder eine Überraschung in der Setlist bereit: „Good Bait“, gefolgt von „Out of This World“ von den 1962er Coltrane Sessions, dann „Mr. P.C.“, eine halbminütige Improvisation, eine unvollständige Version von „The Promise“ (das auf Live at Birdland offiziell eingespielt werden sollte), sowie zum Abschluss eine über 35 Minuten lange Version von „Impressions“.
    In „Coltrane Reference“ wird erneut die Meinung vertreten, diese „mono audience recordings are of listenable audio quality. They feature powerful, extended solo by Coltrane and duets with Coltrane and Jones, and they deserve to be released through official channels.“ (687)
    Da bin ich komplett einverstanden – habe diese Aufnahmen (110 Minuten) soeben zum ersten Mal gehört und die Ohren pfeifen… danach folgt… Stille!
    Unglaublich eindrücklich, besonders das abschliessende „Impressions“! Im Verlauf von 1962 und 1963 hat sich das Stück zur Parade-Nummer der Band entwickelt!

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    27. August – 1. September: Bohemian Caverns, Washington, DC

    ca. 9.-15. September: Royal Arms, Buffalo, NY

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    On Monday, September 9, 1963, a number of musicians gathered in a Buffalo hotel room to celebrate Elvin Jones‘ birthday (born September 9, 1927), including George Benson, Wes Montgomery, Jack McDuff, Red Holloway, John Coltrane, and Jones. Montgomery was in Jack McDuff’s group at another club in Buffalo. (George Benson, interviewed by Yasuhiro Fujioka, September 29, 1991, New York City.)

    ~ Coltrane Reference, 283

    Nehme mal an, das ist Bensons „claim for fame“… :lol:

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    17.-22. September: Jazz Temple, Cleveland, OH (am 17. spielt Lawrence „Jacktown“ Jackson Schlagzeug)

    Elvin Jones nimmt im Semptember teil an den Sessions zu Gil Evans‘ wunderbarem Album „The Individualism of Gil Evans“ (Verve).

    3.-16. Oktober: Birdland, NYC

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    Am 8. Oktober nimmt Impulse die Live-Hälfte (eigentlich eher zwei Drittel) des Albums Live at Birdland (AS-50) auf (der Rest wird im RVG Studio am 18. November eingespielt)

    Drei zusätzliche Titel wurden an diesem Tag aufgenommen: „Traneing In“, „Mr. P.C.“ und „Lonnie’s Lament“, die ersten beiden fliessen ineinander über (zusammen fast eine halbe Stunde, die frühe Version von „Lonnie’s Lament“ ist 19 Minuten lang).

    Und bei der CD-Herstellung ist ein Fehler passiert, und ich hab tatsächlich eine dieser falschen CDs, und das find ich raus, nachdem ich diese CD schon seit ca. 13 Jahre habe! Unglaublich – bin ziemlich wütend darüber!
    Details hier.

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    […]Lenny and I were in New York, and on a particular evening, decided to drop in at Birdland to hear John Coltrane. (Coltrane was about to record, or had just recorded his album „John Coltrane Live at Birdland“). After listening to a set, Lenny, who invariably carried his acoustic guitar with him, approached Coltrane and asked if he could sit in. I recall John looking Lenny up and down and at some of the group, and they nodded their consent. This acceptance, without knowing anything about Lenny, who could have been a dud for all they knew, was typical of the mutual respect and brotherhood between musicians. It must be remembered that Coltrane’s Jazz in 1962 was better known for experimentation, including playing the same chord three or four different ways within a single measure, as well as overlapping chords, before the change was intended to occur. This type of eccentric and unorthodox playing, which most musicians and guitarists could not comprehend, nor play, appealed to Lenny. The rest of the evening with Coltrane and his group was also memorable. When Lenny sat in, after plugging his guitar into one of the speakers, he initially just played chords to get a feel for what was happening. In the following number, when Lenny’s turn came to play, the effect was electrifying. Coltrane leaned over with eyes wide-open, looked at Lenny’s hands, and smiled. During the remainder of that session, which lasted for at least another two hours, Lenny played with authority with the great John Coltrane, and on many of his licks, Lenny led the charge.

    – George B. Sukornyk, July 31, 2003 (Liner Notes zu „Lenny Breau – The Hallmark Sessions“, von hier

    (Diese CD muss ich mir *unbedingt* besorgen, Breau kenn ich eh noch nicht, und Danko/Helm als Jazz Rhythmusgruppe? Das muss ich hören!)

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    Am 9. und/oder 17. Oktober nimmt Johnny Johnny Hartman das Album „I Just Dropped By to Say Hello“ (Impulse AS-57) mit Elvin Jones am Schlagzeug auf.
    Am 19. Oktober nimmt Elvin mit seinem Bruder Hank Jones für dessen Album „Here’s Love“ (Argo/Cadet LP [S] 728) auf.

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    20. Oktober: Five Spot, NYC (Coltranes Anwesenheit ist nicht bestätigt)

    22. Oktober – 4. November: Europa Tournee (nächster Post)

    ca. 11.-17. November: Showboat, Philadelphia (ev. mit Eric Dolphy)

    Am 18. November nimmt das Quartett im Studio den Rest des Albums Live at Birdland auf: „Your Lady“, ein 3/4-Stück am Sopran zeigt eindrücklich, wie gut Coltrane das sperrige Instrument mittlerweile unter Kontrolle hat. Er spielt grösstenteils ohne Klavier-Begleitung und über einen Pedal-Point von Garrison.
    „Alabama“ ist ein Juwel in Coltranes Diskographie:

    „Alabama“ is one of the central statements of a watershed year in the American civil rights movement, and exceeds all save Martin Luther King’s speech of three months earlier as a reflection of that historic moment. Part prayer in memory of the four children who perished in the Birmingham church bombing, part statement of intent to continue pursuing the dream of equal rights and the end of racism, it is an extremely powerful statement, constructed from two successive takes to yield a statement of seamless drama. Coltrane first plays the melody in his most introspective tenor voice over Tyner’s rolling piano, and after the full rhythm section has entered, marches forward at medium tempo with the quiet dignity of the freedom fighters‘ journey through the South. Garrison is particularly poised in this walking section. When the melody is restated, bass and rums are doing the background colorations, and instead of a 4/4 release the rubato feeling of the main section is brought to a peak within the overall mood of the performance in a brief coda. Live at Birdland annotator Amiri Baraka, the first of many poets who have responded to „Alabama,“ heard „introspective sadness, almost hopelessness, except for Elvin, rising in the background like something out of nature…“ There is that; but for this listener the sadness is overridden by a hope that, given the circumstances, is truly poignant. Hope was in the air in America on November 18, 1963, the day „Alabama“ was recorded, though a good portion of it would be destroyed in Dallas within the week.

    ~ Bob Blumenthal, June 1998 (aus den Liner Notes zur 8CD Box „The Classic Quartet“, Seite 40)

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    23. November: Royce Hall Auditorium, University of California-Los Angeles (UCLA), Los Angeles, CA

    26. November – 8. Dezember: Jazz Workshop, San Francisco, CA

    7. Dezember: Coltrane nimmt in den KQED-TV Studios in San Francisco ein halbstündiges Programm für Ralph J. Gleasons „Jazz Casual“ auf. Die Gruppe spielt „Afro Blue“, „Alabama“ und „Impressions“ (inc).

    12.-22. Dezember: Shelly’s Manne-Hole, Los Angeles, CA

    31. Dezember: Philharmonic Hall, Lincoln Center, NYC (mit Eric Dolphy)

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    Jazz at Lincoln Center, directed by Wyton M… no sir! Coltranes Quartett, das Modern Jazz Quartett, Art Blakey und Cecil Taylor beendeten das Jahr mit Konzerten im Lincoln Center vom 27.-31. Dezember.

    Auszüge aus LeRoi Jones‘ Review in Down Beat, Feb. 27, 1964, 34:

    Coltrane and company, even though they went through what by now must be their standard concert repertoire (which includes the soprano treatment of My Favorite Things), still managed to get up on a couple of tunes – especially on their last tune of the evening, Impressions. Coltrane started squatting and totting on this number and got into that hysterically exciting thing he can do with such singular expressiveness. He can still do magical things with his horn, or rather horns, because half of the numbers were done with the soprano (though I, for one, would still rather hear this fantastic tenor player play tenor). Dolphy also played a very wild alto solo – in fact, I think it was probably the most completely satisfying effort of his I’ve ever heard. He sounded so much better than he has on recent recordings. And Garrison is one of the strongest and most swinging bass players on the scene today.
    One beautiful thing about the Coltrane group is that it sounds like its members have been playing together for a while: they really sound like a group. But I’m always amazed at hearing drummer Elvin Jones play his solos straight through any tune. I mean, no matter what the group is playing, Jones sounds as if he’s soloing, but he’s got his playing together so well that he almost never interferes with what anyone else is doing; he just provides a constant driving solo voice. Even on a ballad like Alabama, which had the rest of the group slow and subdued, Elvin was bombing and rolling on the sideground like a beautiful war picture.

    ~ zit. nach „Coltrane Reference“, 294f.

    (Taylors Gruppe bestand an diesem Abennd übrigens nicht nur aus Taylor, Jimmy Lyons und Sunny Murray, auch Albert Alyer und Henry Grimes waren dabei! Als dritte Gruppe, Baraka fand sie den „anticlimax after the vision-producing music that preceded it“ [Coltrane Reference, 294, selbe Rezension wie oben zitiert], spielte Blakeys klassische Band mit Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Wayne Shorter, Cedar Walton, Coltranes früherem Bassisten Reggie Workman, sowie dem Sänger Wellington Blakey.)

    Ganz anders äusserte sich Whitney Balliett über dieses Konzert (im New Yorker, Jan. 11, 1964, pp. 93-94):

    Philharmonic Hall was given over to the groups of John Coltrane, Cecil Taylor, and Art Blakey, and it passed from the unendurable (Coltrane and Taylor) to the matter-of-fact (Blakey). The first two groups had a wildness and passion that came close to holocaust; in places their playing was supramusical, or perhaps amusical, for it took on distinct and disturbing human characteristics – defiance, anger, and bitterness. Coltrane’s band, which played four long long numbers, was the less inflammatory of the two. On hand with him were Eric Dolphy (alto saxophone, bass clarinet, flute), McCoy Tyner (piano), Jimmy Garrison (bass), and Elvin Jones (drums). Each number had partly atonal ensembles as well as lengthy solos by Coltrane (tenor and soprano saxophones) and/or Dolphy. Coltrane circulated in high-blood-pressure fashion around the scale, leaped from shrieks to grunts, and (on the tenor) became so exercised that he almost sank to his knees, as if, as a last resort, he were about to pray. His work on the soprano was less apologetic and had a bagpipe sound, in contrast to the clover-and-honey tones of Sidney Bechet. Dolphy, too, did a good deal of whinnying and big-interval jumping, but in a mannered, calculated way. The engine that almost shook the group to pieces, though, was Elvin Jones, whose ferocity and volume often boliterated every other sound. Jones is an untutored but phenomenal drummer who has already changed the course of his instrument. He somehow maintains two or three different rhythmic patterns at once, gradually developing a criss-crossing cloud of polyrhythms that encircle, infuse, and finally posssess his colleagues. Only rarely does he seem able to construct these intricacies at anything below a roar, and so it will be up to his followers to round off his extraordinary rhythmic visions.
    […]

    ~ Coltrane Reference, 295

    Balliett findet dann immerhin auch, „Blakey’s Jazz Messengers […] played in a mechanical, old-fashioned hard-bop style, and gave the impression of a delegation of musical-comedy diplomats come to observe a very real revolution.“ (ibid.)

    Die Birdland-Aufnahmen werde ich auch mal noch separat kurz erwähnen… aber erstmal muss ich mir eine akzeptable CD von „Live at Birdland“ besorgen! Bin richtig wütend! Habe diese 1996er CD wohl schon seit sie erschienen ist und es war mir nie bewusst, dass damit was nicht stimmt! Unglaublich!

    Quelle für Daten etc: „Coltrane Reference“, 269-295

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    Jazz Magazine, Fevrier 1962, N° 79, p. 31 (ca. die zweite Hälfte des Interviews, bis zum Ende)

    […]

    — Que pensez-vous de la „nouvelle vague“ des altiste, Ornette Coleman, Eric Dolphy ?
    — Je n’aime pas ce qu’il font. Je ne peux pas dire si, musicalement, c’est valable ou non, car j’avoue que leurs buts m’échappent. J’ai beaucoup étudié la musique, les formes classiques de la musique, le contrepoint, les structures de la musique moderne dont se réclament certains de ces musiciens. Prenez Schoenberg : ses oeuvres ne mee séduisent pas mais je reconnais qu’elles expriment une parfaite logique. Certains de ses thèmes m’attirent mais je réprouve tout à fait la manière dont il les développe.
    — Comment expliquez-vous alors le succès remporté par ces musiciens ?
    — A mon avis, il est entièrement faux de parler de succès. Seule une très faible partie du public écoute et soutient ces musiciens. Les gens favorables à ceux-ci se sont d’ailleurs souvent persuadés à l’avance que la musique qu’ils vont entendre sera de premier ordre — et elle ne peut en effet que l’être… Une telle attitude manque, selon moi, de fair play. Je me rappelle cette réflexion de Lou Donaldson : „Cannonball, nous avons étudié pendant des années la technique musicale, comment jouer dans le ton, comment construire des phrases qui swinguent, etc., et voici qu’arrive Ornette Coleman qui joue comme nous le faisions avant d’avoir passé des années à apprendre à ne plus jouer ainsi…“
    — Et Coltrane ?
    — Ah ! Coltrane, c’est autre chose ! Je ne le mets pas du tout dans ce groupe-là. Je connais très bien John, nous avons travaillé ensemble chez Miles; c’est un pur et un sincère, peut-être le seul chercheur original de son époque.

    Interview recueillie par Philippe NAHMAN

    Interessant… dass man die enorm starke Verwurzelung von Dolphy in Parker damals noch nicht hören konnte, überrascht irgendwie doch ein klein wenig!
    Und dass Adderley ausgerechnet den extrem konservativ-arroganten Lou Donaldson als Gewährsmann anführt (na ja, ganz so schlimm wurde Poppa Lou wohl erst später, als ihm Ende der 60er dann auch langsam das Publikum wegfiel, nehme ich an).
    Aber doch, diese äusserst respektlose Haltung gegenüber Coleman und Dolphy… dass die beiden auch jahrelang an ihrer Musik gearbeitet haben könnten, das kommt Adderley gar nicht erst in den Sinn!
    Die Toleranz Coltrane gegenüber überrascht dann weniger, ich denke es ist nicht verwegen, zu sagen, dass dieser ihn in der Zeit bei Miles auch ziemlich stark geprägt hat.

    Das Interview entstand aus Anlass des Bud Powell Albums „Portrait of Cannonball“ (mit Don Byas und Idrees Sulieman), das Adderley zu der Zeit in Paris produziert hat (auf einer Columbia/Legacy CD erhältlich, die zudem einen Outtake enthält, auf dem Cannonball auch noch mitspielt). Von diesen Sessions gibt’s im selben Heft ein paar schöne Fotos.

    EDIT: da ich im Adderley Thread schon eine Übersetzung dieses Interviews gemacht habe, hier ist sie auch noch mal:

    Frei übersetzt, ohne viele Wörter nachzuschlagen… aber im grossen ganzen sollte das nicht allzu verfälschend sein:

    Jazz Magazine, Februar 1962, Nr. 79, S. 31 (ca. die zweite Hälfte des Interviews, bis zum Ende)

    […]

    — Wie denken Sie über die „neue Welle“ von Altisten, Ornette, Dolphy?
    — Ich mag nicht, was sie machen. Ich kann nicht beurteilen, ob es musikalisch betrachtet gültig ist oder nicht, denn ich gebe zu, ich verstehe ihre Absichten nicht. Ich habe lange Zeit Musik studiert, die klassischen Formen der Musik, den Kontrapunkt, die Strukturen der modernen Musik, auf die gewisse dieser Musiker [der „neuen Welle“ – gtw] sich beziehen. Nehmen wir Schönberg: seine Werke verführen mich nicht, aber ich erkenne dass sie Ausdruck einer perfekten Logik sind. Gewisse dieser Themen ziehen mich an, aber ich missbillige die Art und Weise, in der er sie entwickelt völlig.
    — Wie erklären Sie sich denn den Erfolg, den diese Musiker haben?
    — Meiner Meinung nach ist es völlig falsch, von Erfolg zu sprechen. Nur ein sehr kleiner Teil des Publikums hört und unterstützt diese Musiker. Die ihnen wohlgesinnten Leute sind überdies oft von vornherein überzeugt, dass die Musik, die sie hören werden, erstrangig sein werde – und daher kann sie auch nichts als das sein… Eine solche Einstellung lässt meiner Meinung nach Fair Play missen.
    Ich erinnere mich an die folgende Aussage von Lou Donaldson: „Cannonball, wir haben während Jahren die musikalische Technik studiert, wie wir sauber intonieren können, wie man swingende Phrasen konstruiert etc., und da kommt nun Ornette Coleman dahergelaufen, der so spielt, wie wir gespielt haben vor diesen Lehrjahren, die ja gerade dazu dienten, nicht mehr so zu spielen…“
    — Und Coltrane?
    — Ah! Coltrane, das ist was ganz anderes! Ich ordne ihn keineswegs dieser Gruppe zu. Ich kenne ihn sehr gut, wir haben zusammen bei Miles gearbeitet; Coltrane ist rein und ehrlich, möglicherweise der einzige originelle Suchende seiner Zeit.

    Aufgezeichnet von Philippe NAHMAN

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    gypsy-tail-wind
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    Jazz Magazine, Fevrier 1962, N° 79, p. 18f., aus der Rubrik „Noir sur blanc: Jugements et commentaires recueillis dans la presse internationale par Jean-Robert Masson

    Elvin Jones a confié à Melody Maker : „Le style Dixieland ne m’a jamais intéressé. Lorsque je suis arrivé à New York, j’ai joué deux ou trois fois devant Benny Goodman en vue d’un engagement : ça n’a pas collé du tout, ce genre de musique m’échappait totalement. J’ai donc abandonné Goodman et j’ai rejoint Charlie Mingus et Teddy Charles. Avec Coltrane, j’ai une liberé complète d’expression : tout est affaire d’interprétation personnelle. Mais il est nécessaire de posséder un degré élevé de maîtrise de soi pour parvenir à cette liberté d’expression recherchée. N’importe quel batteur bénéficierait d’une liberté semblable à l’intérieur du groupe sinon Coltrane lui-même serait dans l’impossibilité de s’exprimer librement“ Le même Elvin Jones à Jazz News: „J’ai passé des heures à écouter Max Roach et Kenny Clarke : ils m’ont aidé à comprendre de l’interieur un certain style. Je n’ai pas cherché à les imiter, mais à jouer dans un esprit voisin du leur, qui me paraît être la manière idéale d’accompagner à la batterie une formation instrumentale. Mes frères Hank et Thad m’ont souvent parlé du jeu des batteurs qu’ils rencontraient au cours de leurs déplacements; cela aussi m’a beaucoup aidé.“ Enfin, Coltrane a précisé à Melody Maker : „Les musiciens de ma section rythmique sont libres de jouer tout ce qu’ils veulent. Mc Coy Tyner joue au piano certaines choses que j’ignore avant qu’il les joue mais qui dérivent des accords. Le bassiste fonde son accompagnement sur l’accord de mi, qu’il traite de toutes les manières rythmiques possibles. Quant à Evlin Jones, il prent pour base le 3/4.“

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    gypsy tail wind
    Aber doch, diese äusserst respektlose Haltung gegenüber Coleman und Dolphy… dass die beiden auch jahrelang an ihrer Musik gearbeitet haben könnten, das kommt Adderley gar nicht erst in den Sinn!

    Danke! Habe mich beim Lesen des Interviews ständig gefragt, wer denn so etwas sagt? Adderley also. Ist wohl auf lange Zeit doch immer dasselbe mit den Alten und den Jungen.

    --

    #7658625  | PERMALINK

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    dazu ein kleiner Exkurs Altsaxophonisten und ihre Geburtsdaten – das ist eine andere Art von Glaubenskrieg…

    Lou Donaldson 1. November 1926
    Lee Konitz 13. Oktober 1927
    Eric Dolphy 20. Juni 1928
    Julian Edwin „Cannonball“ Adderley 15. September 1928
    Ornette Coleman 9. März 1930

    --

    .
    #7658629  | PERMALINK

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    redbeansandricedazu ein kleiner Exkurs Altsaxophonisten und ihre Geburtsdaten – das ist eine andere Art von Glaubenskrieg…

    Lou Donaldson 1. November 1926
    Lee Konitz 13. Oktober 1927
    Eric Dolphy 20. Juni 1928
    Julian Edwin „Cannonball“ Adderley 15. September 1928
    Ornette Coleman 9. März 1930

    Charlie Parker 29. August 1920
    Sonny Stitt 2. Februar 1924
    John Coltrane 23. September 1926

    --

    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #7658677  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Nachtrag: Birdland, 8. Oktober 1963: an diesem Tag wurde nicht nur der grösste Teil des Impulse-Albums Live at Birdland aufgenommen, fast fünfzig weitere Minuten an beinahe noch intensiverer Musik wurden dokumentiert: „Traneing In > Mr. P.C.“ und „Lonnie’s Lament“. Das hab ich mir soeben zum allerersten Mal angehört. Leider ist die Qualität der davon zirkulierenden Version nicht gerade grossartig, aber die Musik schon! Eine „Deluxe Edition“ mit zwei CDs wäre wohl angesagt gewesen, damals als die „Deluxe Editions“ von Coltrane und Ballads erschienen!

    Herbst 1963

    Der Schedule der Europa-Tournee 1963:

    22. Okt: Konserthuset, Stockholm (19:00 und 21:15)
    23. Okt: Njardhallen, Oslo (20:00)
    24. Okt: Kulttuuritalo, Helsinki
    25. Okt: Tivolis Koncertsal, Kopenhagen (20:00)
    26. Okt: Concertgebouw, Amsterdam (zwei Konzerte, bis nach Mitternacht)
    27. Okt: Teatro dell’Arte, Mailand (geplant 16:30/21:30, effektiv ca. 19:00/22:00)
    30. Okt: Fruchthalle, Kaiserslautern (20:00)
    31. Okt: Kongresshalle, Frankfurt am Main (20:00)
    1. Nov: Salle Pleyel, Paris (21:00)
    2. Nov: Audimax, Freie Universität, Berlin (20:00)
    3. Nov: Kongress-Saal, Deutsches Museum, München (20:00)
    4. Nov: Mozart-Saal, Liederhalle, Stuttgart (20:00)

    Zum dritten Mal geht das Coltrane Quartett auf eine Europa-Tournee mit Norman Granz.
    Aufnahmen entstanden in Stockholm, Kopenhagen, Paris, Berlin und Stuttgart. Davon sind wieder grosse Teile auf der Live Trane – The European Tours Pablo/Fantasy 7CD-Box enthalten.

    Gleich am ersten Tag in Stockholm wurde das komplette Konzert mitgeschnitten – es ist in voller Länge auf CD4 (#4-6) und der ganzen CD5 des Pablo-Sets zu hören, allerings ist „Mr. P.C.“ falsch programmiert (es ist in „Coltrane Reference“ als Closer angegeben, folgt auf der CD aber nach „Traneing In“ als zweites Stück – das wäre ja eine seltsame Setlist, die die beiden ähnlichsten Stücke nacheinander programmieren würde). Auschnitte davon wwaren zuvor auf dem Pablo-Album The European Tours greifbar.
    Die Setlist bestand aus: Traneing In, Naima, The Promise, Spiritual, Impressions, I Want to Talk About You, My Favorite Things, Mr. P.C. – im Vergleich zu den 1962er Konzerten sind neu dazugekommen: „The Promise“ (es wurde am 8. Oktober schon im Birdland aufgenommen und erschien auf Impulse AS-50) und „Spiritual“ von den 1961er Village Vanguard Sessions.
    „Traneing In“ ist einiges kürzer geraten, beginnt aber wie gewohnt mit einem Klaviersolo. Dann folgt ein tolles Coltrane-Solo, kürzer und irgendwie gebündelter als sonst oft, vom Einstieg an völlig souverän. Weiter geht’s mit „Naima“ – sublim wie immer. Und dann kommen die neuen Songs: „The Promise“ beginnt schon grandios, Elvin gibt mit starker Hilfe Garrisons den Beat vor und umschmückt ihn, derweil Tyner sehr swingend das erste Solo übernimmt (und – jetzt bin ich mir sicher, bei „Traneing In“ hatte ich noch Zweifel – dazu in bester Jarrett-Manier mitmöhnt… also nicht mal das hat Jarrett selbst erfunden, he he he…). Nach etwas über viereinhalb Minuten steigt Coltrane mit dem Sopran ein, sein Ton klingt wunderbar hier, weich, voller, zumindest in den tiefen Lagen. Die Rhythmusgruppe kocht, und das Stück endet nach weniger als sieben Minuten, kurz und präzis – ein Highlight! Es folgt „Spiritual“ auf dem Tenor – wunderbar, wie Coltrane mit der Rubato-Einleitung in wenigen Tönen die Stimmung schafft. Das langsame Walking-Tempo gefällt Elvin Jones ausserordentlich und langsam beginnt er, immer mehr zu „füllen“, Tyner spielt teilweise fast drohnenartige, einfache Akkorde – das nächste Highlight! Weiter geht’s mit „Impressions“, das mit dem erwarteten, intensiven Coltrane-Solo auftrumpft. Spätestens in „I Want to Talk About You“ – mit grandioser Solo-Kadenz am Ende – wird endgültig klar, dass Coltrane seine Probleme mit dem Ton/dem Mundstück gelöst hat, er klingt wunderbar und absolut sicher. Das hindert ihn aber nicht, bei Stücken wie „Impressions“ oder „Traneing In“ diesen etwas weniger festen, etwas… unsteteren?… Ton beizubehalten, wie man ihn etwa ein Jahr zu vor schon hören konnte. Er hat möglicherweise aus der Krise heraus seine klangliche Palette erweitert. Zum Abschluss folgt „My Favorite Things“, mit 14 Minuten auch eher kurz gehalten – und wieder klingt Coltranes Sopran voll und weich, zumindest am Anfang, vor er die Intensität hochschraubt. Als allerletztes Stück folgt dann noch „Mr. P.C.“, das einzige Stück dieses Konzertes, das eher zwanzig als 10-14 Minuten dauert. Nach Tyners Solo, ist Elvin Jones zu hören, und dann steigt Coltrane ein mit einem intensiven Solo, unter dem Elvin mehr oder weniger weitersoliert. Anfangs spielen auch Tyner und Garrison mit, doch dann ensteht ein beinahe Free-Form-Duett, in dem auch der – ohne, dass ein fester Beat ganz aufgegeben würde – der Swing nicht weitergezogen wird. Es folgt ein kurzes Wiederaufgreifen des Themas… und Exit. Unglaublicher Abschluss!

    The second concert was reviewed in Orkester Journalen („Inspired Coltrane Concert,“ by Lars Werner, Nov. 1963 [translated from the Swedish by Martin Paludan-Müller]):

    John Coltrane’s second Stockholm concert on October 22 turned out to be one of the best ever given by the quartet. Power and inspiration fused in a process of musical creation of the utmost tension. […] Coltrane and Elvin Jones [performed several] long duets where incredible things happened. My only possible [criticism of Jones] is that he hardly ever leaves his cymbals; even touches at various rums are indicated by strokes at the cymbals, giving his playing a uniform character that easily overpowers the sound of the other musicians. In this respect his solo on „Mr. P.C.“ was ideal, and one hopes to find more or such qualities in his accompaniment [in the future].
    […] McCoy Tyner seems to have taken a definitive step forward as a soloist. […] A gem were his chord melodies behind Coltrane in Billy Eckstine’s pretty ballad „I Want to Talk About You“; in this piece Coltrane played an outstandting solo coda.
    A remarkable alteration has happened [in Coltrane’s playing], from the Indian-Arabic to a Debussy-Ravel influence, [particularly] in „My Favorite Things“ where the long soprano cadences often sounded as though taken directly from some Debussy composition for woodwind instruments.

    While in Stockholm, Coltrane purchased or was given an Albert Ayler record (Hultin, 2000, p. 161). This have been Something Different (BIrd Notes BNLP 1), Ayler’s first record, recorded by Swedish musician Bengt „Frippe“ NNordstrom and released on his private record label.

    ~ Coltrane Reference, 286

    Am 23. Oktober hat Randi Hultin Coltrane vor dem Konzert in Oslo in seinem Hotel interviewt und ihn nach dem Konzert in ihr Haus eingeladen (wo Coltrane das Gästebuch signiert und mit den eröffnenden Takten von „Naima“ verziehrt hat). In der Pause hat Hultin die vier Musiker photographiert (Thomas, 1975, gegenüber S. 89).
    Anscheinend kamen Jones‘ Drums zu spät und er musste sie vor dem Publikum aufstellen: „Elvin had to unback uand set up his kit, not only in front of the audience – but with Coltrane looking on as well. He leaned relaxedly against the grand piano and waited patiently while Elvin set up. Not a word was spoken.“ (Hultin, 2000, 161, nach: Coltrane Reference, 287).

    Am 25. Oktober enstanden in Kopenhagen die nächsten Aufnahmen. Sie sind auf diversen Bootlegs greifbar, nichts davon erschien in der Pablo-Box. Die Setlist der erhaltenen Stücke: Mr. P.C., Impressions (inc), The Promise, Afro Blue, Naima, MFT.
    Neben „The Promise“ taucht ein weiteres neues Stück auf, „Afro Blue“. Los geht’s mit „Mr. P.C.“, zuerst Tyner, dann ein langes Garrison-Solo, dann Jones, und dann diesmal direkt the Coltrane/Jones-Dialog. Das ganze dauert fast 24 Minuten! „Impressions“ enthält wieder ein langes Bass-Solo von Garrison, das nachfolgende Coltrane-Solo ist dann leider unvollständig, da das Stück nach 19.5 Minuten abbricht, als Coltrane noch mitten im Flug ist. Es folgen „The Promise“ und „Afro Blue“, mit ca. 10 bzw. unter 9 Minuten wieder kurz und kompakt, im ersten glänzt Tyner mit einem tollen Solo zu Beginn, „Afro Blue“ lebt vom ausserordentlich intensiven Groove Elvin Jones‘. Coltrane glänzt auf beiden mit durchdachten, wunderbaren Sopransax-Soli. Es folgt ein schönes „Naima“ und 17 Minuten „My Favorite Things“, wie üblich mit tollen Soli von Tyner und Coltrane.

    Das Konzert aus Paris vom 1. November wurde wieder mitgeschnitten – zwei Stücke erschienen auf Pablo-Alben und sind jetzt in der Live Trane-Box zu finden, zwei weitere zirkulieren – die Setlist: Afro Blue, poss. The Promise, I Want to Talk about You (alle drei nicht erhalten), Impressions, MFT (Pablo), Everytime We Say Goodbye, Mr. P.C. (Pablo). Das Stück „Chasin‘ the Trane“, das manchmal diesem Konzert zugeschrieben wird, ist laut „Coltrane Reference“ von einem unbekannten Konzert dieser Tour („Aural evidence suggests that this performance is from the 1963 Europe tour.“ Coltrane Reference, 691).
    Der Kritiker von
    Le Monde fand das Konzert bis auf die langweiligen Bass-Soli toll. für Jazz Hot hat Jef Gilson eine Besprechung verfasst.
    „My Favorite Things“ vom Live Trane Set ist klasse, mit 24 Minuten die längste Version von dieser Tour (die kürzeste ist etwas mehr als halb so lange – das spricht wohl dafür, dass die Gruppe sich einige Freiheit nahm im Verlauf der Konzerte). „Mr. P.C.“ dauert auch „nur“ 26:28 (die Stuttgarter Version sollte hier alles toppeln mit beinahe 36 Minuten). Garrison spielt sein Solo zuerst arco, wechselt dann zu pizzicato, aber richtig ab geht’s dann mit Coltrane! Neben den beiden offiziell veröffentlichten Stücken existieren eine kurze Aufnahme von „Everytime We Say Goodbye“ (das während dieser Tournee sonst nur in Stuttgart aufgenommen wurde) und eine lange (fast 23 Minuten) von „Impressions“.
    Die von einem dieser Konzerte stammende Version von „Chasin‘ the Trane“ dauert etwas über fünf Minuten und bringt einmal mehr konzentriertesten Coltrane am Tenor, im Singsang-Modus, mit äusserst lebendiger Begleitung von Elvin Jones. Die Aufgabe des time keeping muss Jimmy Garrison fast alleine erfüllen. Tyner setzt wie üblich in diesem Stück aus, legt nur am Ende ein paar Akkorde.

    Am 2. November spielte das Quartett in Berlin, die Aufnahme war auf dem Pablo Doppel-Album Afro Blue Impressions greifbar und ist jetzt die abschliessende in der 7CD-Box. Diesem Konzert wird überdies auch die letzte Aufnahme des 7CD-Sets, ein 27-minütiges „Impression“ zugeschrieben (auch das bleibt aber unsicher). Die Setlist: Lonnie’s Lament, Naima, Chasin‘ the Tranee, MFT, Afro Blue, Cousin Mary, I Want to Talk About You, ev. Impressions.
    Eine Kritik aus dem Tagesspiegel (6. Nov. 1963, von „G.G.“) redet von einer Orgie und fährt auf der Rassen-Schiene (so explosive, kraftvolle Musik gebe es von Weissen nicht). Auch zum Münchner Konzert vom 3. November wird ähnliches geschrieben (SZ, 6. Nov. 1963, S. 6, von einem H. Krammer): „You cannot help feeling that this Mr. Coltrane – acting on stage so apathetic – mercilessly gets even with us, with the world of white people. The traditional relationship between artist and listener is broken; it is probably all the same to John Coltrane whether we like his music or not.“ Ziemlich dämliche Kritiker am Werk…
    Die Aufnahme beginnt sehr lyrisch mit „Lonnie’s Lament“, einem Stück, das später auf Crescent, einem der allerschönsten Coltrane-Alben, erschienen würde. Es folgt „Naima“ und dann schaltet Coltrane einen Gang höher mit einem weiteren kurzen „Chasin‘ the Trane“, gefolgt von einem langen „My Favorite Things“. Weiter geht’s mit „Afro Blue“, „Cousin Mary“ (tolles Tenor-Solo!), „I Want to Talk About You“, und zum Ende (zugleich das letzte Stück der Live Trane-Box) folgt „Impressions“, 27 Minuten lang. Die neuen Stücke dieser 1963er Tour – „Afro Blue“, „The Promise“, „Spiritual“ – haben „Impressions“ etwas ins Abseits gedrängt, dabei war es das grosse Highlight der 1962er Tour. Hier, zum Abschluss, wird es allerdings wieder in sein Recht eingesetzt; Tyner setzt die Stimmung in einem langen, streckenweise akkordisch gespielten und äusserst intensivem Solo, dann folgt Garrison, dem man auf diesen Live-Aufnahmen förmlich beim Wachsen zuhören kann – er spielt ein sehr langes, wunderbares Solo! Es folgt der Dialog von Coltrane/Elvin, der in Sachen Intensität 1963 wohl seinesgleichen suchte! Mit diesem Highlight klingt die Pablo-Box aus (das Stück ist übrigens auf keiner LP zu greifen und soweit „Coltrane Reference“ vertrauenswürdig ist, auch auf keinem Bootleg zu greifen).

    Am 4. November schliesslich fand in Stuttgart das letzte Konzert im Rahmen der „Treffpunkt Jazz“-Reihe statt. Es wurde vom SDR mitgeschnitten. Die Setlist: The Promise, Afro Blue, I Want to Talk About You, Impressions, MFT, Everytime We Say Goodbye, Mr. P.C. Die beiden längsten Stücke, „Impressions“ und „Mr. P.C.“ gehören zu den „most extraordinary of all Coltrane recordings. This important concert deserves to be released in its entirety through official channels.“ (Coltrane Reference, 698) – ein Urteil, dem ich mich nur anschliessen kann! Die Aufnahme beginnt mit „The Promise“ und „Afro Blue“, beide recht kurz gehalten, swingend. Dann folgt eine der schönsten Versionen von „I Want to Talk About You“, die ich aus Coltranes Werk kenne, mit einer fast fünfminütigen Solo-Kadenz. Die erste Hälft schliesst dann mit fast 29 Minuten „Impressions“ – wieder folgt auf Tyner ein sehr eindrückliches Bass-Solo, mit double stops und Anklängen an die Spielweise einer Flamenco-Gitarre, wie Garrison sie in den kommenden Jahren zu grosser Meisterschaft entwickeln würde. Coltrane spielt einmal mehr ein unglaubliches Solo über Jones‘ Begleitung. Linien lösen sich auf zu Fragmenten, zu „cries“, äussert vokal. Dann „My Favorite Things“, das nie fehlen durfte, eine schöne Fassung von „Everytime We Say Goodbye“, und zuletzt „Mr. P.C.“, das diesmal fast 36 Minuten dauert. Tyner soliert ausgiebig, Garrison/Jones bringen die Musik schon fast zum Siedepunkt. Nach ca. 7 Minuten beginnt Garrison völlig unbegleitet sein Solo – mit dem Bogen. Er geht dann in pizzicato über, und nach 11 Minuten steigt die ganze Band ein und Jones beginnt sein Solo. Coltrane soliert dann für die letzten ca. 20 Minuten, zuerst im Quartett, dann im Duett mit Elvin Jones… und die Musik endet – oder gar die Welt?

    Quelle: Coltrane Reference, 286-290 & 691-700

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    #7658679  | PERMALINK

    nail75

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    Das Stuttgart-Konzert ist komplett unveröffentlicht? Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele großartige Aufnahmen in deutschen Rundfunkarchiven schlummern (und vergammeln). Die müssen endlich mal veröffentlicht werden.

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    #7658681  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    nail75Das Stuttgart-Konzert ist komplett unveröffentlicht? Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele großartige Aufnahmen in deutschen Rundfunkarchiven schlummern (und vergammeln). Die müssen endlich mal veröffentlicht werden.

    Nein, komplett nicht, es ist teilweise auf diveresen Bootlegs zu finden, aber natürlich NICHT die beiden Highlights, „Mr. P.C.“ und „Impressions“!

    Das Veröffentlichen solcher Radio-Aufnahmen scheint allerdings rechtlich heute äusserst schwierig geworden zu sein – fast nur die Inhaber der Rechte selbst können das heute (nebst Bootleggern) noch bewerkstelligen. (Laurie Pepper hat z.B. kürzlich das 1981er Konzert von Art aus Stuttgart veröffentlicht.)

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    #7658683  | PERMALINK

    katharsis

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    Schön, dass er hier weiter geht.
    Zwei Dinge vielleicht noch. Ich finde wirklich, dass man das Interesse und die Leidenschaft spürt und das ist mitunter auch recht spannend zu lesen. Nur gibt es durchaus auch Passagen, „wo die Pferde durchgegangen sind“, wo einfach viel Text, viele Fakten zu verdauen sind und das hemmt den Lesefluss. In diesem Sinne wäre ich durchaus auch für eine Portionierung, oder auch eine Teilung. Darunter soll dann aber bitte keinesfalls der Enthusiasmus leiden, ganz im Gegenteil – andere sollten zum mitmachen angeregt werden.
    Ich für meinen Teil muss dann noch anfügen, dass mich Coltrane chronologisch und lückenlos nicht unbedingt interessiert. Das erklärt dann auch meine fehlende Beteiligung und das etwas laxe mitlesen.
    Ich finde es aber – um das zum Abschluss zu bringen – positiv, dass andere sich zumindest zu Wort melden und darauf aufmerksam machen, dass ihr Wille zur Beteiligung aus angegebenen Gründen leidet.
    So. Weitermachen. :sonne:

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #7658685  | PERMALINK

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    Überflüssige Aufregungen versickern wohl leider nicht so schnell wie sie kommen.

    Befremdet mich sehr, Leidenschaft einzufordern und sie nicht zu geben; nur mitzulesen, aber sich nicht darauf zu beschränken (wenn sonst nichts gesagt wird) – und Schwierigkeiten bei der Lektüre sind immer möglich, aber es sind Schwierigkeiten des Lesers oder der Forumseinrichtung. Technisch kompliziert ist heute wohl nicht allzu viel: also warum keine pdf-Funktion, sodass längere Beiträge schön ausgedruckt werden können, um den Augen zu schmeicheln?

    Simplement: Wer lesen will, liest. Wer nicht, nicht. Aber warum und wozu Beschwerden über die Länge des Gelesenen? Wirklich erstaunlich.

    --

    #7658691  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    John Coltrane on Film

    Es gibt nicht allzu viele Film-Aufnahmen von Coltrane und manche davon sind in gar schlechter Qualität – lohnenswert sind sie jedoch alleweil und sei’s nur als Dokumente dieser zentralen Figur der Musik des 20. Jahrhunderts. Der Reihe nach…

    Mitte Oktober 1950: Hollywood Palladium, Los Angeles (mit Dizzy Gillespie)
    Die Aufnahmen sind anscheinend verloren. Neben Gillespies Quintett spielten die Ray Anthony Big Band und Helen Forrest, sowie Art Tatum solo.

    18. November 1955: Steve Allen – Tonight, NYC (mit Miles Davis)
    Audio von den zwei Stücken ist auf der Bonus/4.-CD des „Legendary Quintet“ Fantasy/Concord-Sets zu hören. Video scheint nicht überliefert zu sein.

    2. April 1959: Robert Herridge – The Sound of Miles Davis, NYC
    Eine grossartige leider nur 25-minütige Dokumentation und im kleinen wohl eine Summe dessen, was Miles bis dahin erreicht hatte. Das Quintett spielt „So What“ (Adderley war krank, am Piano sass Wynton Kelly), das in der Einleitung und vor dem Bass-Solo von Gil Evans‘ Orchester sanft umrahmt wird. Dann spielt Miles mit dem Orchester (ohne Coltrane) drei Arrangements vom Album „Miles Ahead“, dem ersten, das er und Evans für Columbia aufgenommen hatten.
    „So What“ ist eine tolle Aufnahme, Coltrane spielt hier schon einiges sicherer, konstruiert mit grosser Ruhe ein tolles Solo.

    Späte 50er/frühe 60er: Home-Videos von Naima (19 Sekunden hiervon oder von sonst was ähnlichem in Episode 10 von Ken Burns Jazz)

    28. März 1960: Coltrane, Stan Getz und Oscar Peterson spielen im Rahmen einer Norman Granz Session in Düsseldorf ein paar Stücke ein. Leider kenne ich hiervon nur die Ton-Aufnahmen (die beiden Teile wurden im WDR am 27. August 1960 und im ZDF am 24. Oktober 1961 gesendet).

    Ca. frühe 60er: Im Dokfilm Recollections of a Jazz Witness: A Portrait of Prophet Jennings gibt’s kurze stumme Ausschnitte, in denen man Coltrane auf Jennings‘ Sofa sitzen sieht und anscheinend anfangen will, Tenorsax zu spielen.
    (Jennings hat das Cover für Dolphys „Outward Bound“ gemacht und ich glaub ihm ist auch Kenny Dorhams Stück „The Prophet“ gewidmet?)

    Ca. 1960er: Der Photograph Burt Goldblatt erwähnt in einem Interview, dass er von vielen Musikern, die er photographiert habe, auch stumme „footage“ besitze, so auch von Coltrane.

    3.-11. Oktober 1961: PM East/PM West TV-Show aus dem Club Renaissance, Los Angeles, mit Coltranes Quintett. Aufzeichnungen davon sind wohl nicht erhalten.

    4. Dezember 1961: Jazz – Gehört und Gesehen, Südwestfunk TV Studio, Baden-Baden.
    Für Joachim Ernst Berendts Sendung spielt das Quintett mit Dolphy drei Stücke ein: „My Favorite Things“, „Everytime We Say Goodbye“ (ohne Dolphy) und „Imrpessions“ (zu dieser Zeit noch als „Excerpts“ angesagt). Unter dem Abspann spielt die Rhythmusgruppe noch einen kurzen Blues.
    Berendt drechselt die unsinnige aber doch irgendwie bemerkenswerte Phrase der „In-sich-Verspanntheit seiner Improvisationen“.
    Dieser Mitschnitt ist wie die Sendung über Miles ein Dokument erster Güte!

    19. November 1962: Konserthuset, Stockholm.
    Das einzige Film-Dokument der zweiten Europa-Tour fällt kürzer aus, vom Balkon gefilmt sieht man das Quartett „I Want to Talk About You“ spielen – noch die kürzere Version ohne Solo-Kadenz, leider. Elvin Jones ist sehr schön zu sehen.

    2. Dezember 1962: Mailand
    Auf Photos sind TV-Kameras zu sehen, auch Norman Granz‘ Unterlagen legen nahe, dass RAI anwesend war. Leider sind die Aufnahmen wohl verloren.

    7. Dezember 1963: Jazz Casual, KQED-TV Studios, San Francisco
    Für Ralph J. Gleasons grossartige Sendungs-Reihe spielt das Quartett drei Stücke: „Afro Blue“, „Alabama“ und „Impressions“ (leider unvollständig, aber immerhin 14 Minuten lang).
    Ein Interview gibt’s nicht – Gleason sagt, Coltrane sei der Meinung, die Musik spreche deutlicher als Worte und er, Gleason, schliesse sich dem an, er sei überdies der Meinung, Alben sollten keine Liner Notes haben, selbst dann nicht, wenn er sie geschrieben habe… der Mann ist cool!
    Auch das ist ein Dokument erster güte und neben der 1959er Aufnahme von Miles wohl die am leichtesten greifbare Sendung von/mit Coltrane. In „Afro Blue“ macht es grossen Spass, Elvin Jones über die Schultern zu schauen. Auch der heilige Ernst Coltranes beim Spielen kommt sehr schön zum Ausdruck. Und in „Impressions“ hört man tolle Soli von Tyner und Garrison.
    Ein aside: es ist schön, zu sehen, wie unprätentiös damals noch TV gemacht werden konnte… das Studio hier oder 1959 mit Miles kommt gänzlich ohne Plastik-Kulissen und Hochglanz-Idiotie daher, man sieht die anderen Kameras im Bild, Gleason steht während der Musik (wie immer Pfeife rauchend) ans Klavier gelehnt… auch die Kleidung der Musiker lässt eher an eine gefilmte Probe denken – alles sehr sympatisch.

    1964-67: es existieren zahllose 8mm Home-Videos von John & Alice Coltrane aus ihrem Haus in Dix Hills, NY.

    26. Juli 1965: ORTF-Broadcast vom Festival International du Jazz Antibes-Juan-les-Pins.
    Das Konzert wurde in voller Länge mitgeschnitten, Video existiert von „Acknowledgement“ und der ersten Hälfte von „Resolution“. Als Audio wurde dieses grossartige Konzert auf der zweiten CD von „A Love Supreme (Deluxe Edition)“ erstmals legitim veröffentlicht. Ich kenne nur die Film-Ausschnitte vom folgenden Tag.

    27. Juli 1965: ORTF-Broadcast vom Festival International du Jazz Antibes-Juan-les-Pins.
    „Naima“ und „Ascension“ (als „Blue Valse“, inc) geben einen guten Eindruck vom Quartett im Sommer 1965 – sehr eindrückliche Musik! Anscheinend wurde auch das Bass-Solo und das darauf folgende „Impressions“ gefilmt, kenn ich aber nicht. Das Quartett spielt in der mediterranen Sommerhitze im Smoking!

    1. August 1965: RTBF-Broadcast, Comblain-la-Tour Jazz Festival.
    Das dürfte wohl das längste Film-Dokument von Coltrane sein, fast 38 Minuten vom Quartett in voller Blüte. Im eröffenenden „untitled original“ gibt’s gleich ein langes Coltrane/Jones Duett, es folgt „Naima“ und dann 21 Minuten „My Favorite Things“. Grossartig! Diese Aufnahmen dokumentieren wohl etwa das äusserste, wozu das „classic quartet“ fähig war, unglaublich intensive Musik!

    2. Juli 1966: Newport Jazz Festival.
    Hiervon existieren anscheinend nur ein paar kurze stumme Farb-Aufnahmen, gemacht von Hozumi Nakaida. Insgesamt ca. 7 minuten „home video“.
    Audio von diesem Konzert existiert allerdings – dazu später.

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    1964

    Dieses Jahr ist sehr arm an Aufnahmen – aber es enstand im Dezember der Meilenstein A Love Supreme und im Frühling/Sommer das wunderbare Album Crescent, auch das eins von Coltranes allerschönsten.

    8. Januar: Elvin Jones nahm an Andrew Hills Session für „Judgement“ (Blue Note) teil.

    15. Januar: Elvin Jones nahm an einer unveröffentlichten Sonny Rollins RCA-Session teil (mit Herbie Hancock und Bruder Thad Jones).

    17.-30. Januar: Half Note, NYC
    (Gäste, die während dieses Gigs mit dem Quartett spielten: Eric Dolphy, Archie Shepp, Albert Ayler, Freddie Hubbard, Pharoah Sanders, John Tchicai, Sunny Murray)

    From January 1964 to May 1965, the Coltrane Quartet played eight gigs totaling more than fourteen weeks at the Half Note, culminating in the spring 1965 gigs that yielded four radio broadcasts. During the legendary January 1964 gig (unrecorded, unfortunately – the Half Note didn’t begin radio broadcasts until Dec. 1964), Ornette Coleman sat in on trumpet (Down Beat, Mar. 12, 1964, p. 8), and we have an anecdotal report that Eric Dolphy, Archie Shepp, Albert Ayler, Freddie Hubbard, and Pharoah Sanders also sat in (from Gerald „Splivy“ McKeever, interview, late 1973, broadcast on WBUR-FM, with Charlie Perkins [Porter, 1998, p. 371]; it’s possible that this account refers to other Half Note gigs in 1964-1965 as well).
    Marzette Watts may have been referring to this gig in an interview published in Cadence (Aug. 1998, p. 14) in which he describes Eric Dolphy and Albert Ayler sitting in for Coltrane, who wasn’t feeling well (the interview was conducted May 7, 1997, in Santa Cruz, California; Marzette Watts dies in Mar. 1998):

    John Coltrane […] had started to take ill in the middle of some of his performances. He had a deal with Eric Dolphy to come in and finish the gig if he couldn’t play. We were sitting in the Half Note, sometime in ’63, I think, and John wasn’t feeling well. [Coltrane wasn’t at the Half Note in 1963; Watts returned from Europe in 1963, and the gig he describes was after that, so he’s referring either to this gig of to the Mar. 13-Apr. 2, 1964, Half Note gig.] So he called Eric, and Eric walks in with this strange little man with a green leather suit on. John was bent over, wrapping his soprano sax in a towel, and putting it in his tenor case, and Eric motioned for this little guy to come up. Well, they must have played for 45 minutes to an hour, and John stayed in that position, that’s how shocked he was with Albert. The sound stayed on in my ear for two weeks! […] [Ayler and Dolphy] had been practicing all day, probably down in that loft on Jefferson Street; you could tell they had been playing together. It was incredible, I’ve been waiting for years to hear some tapes of that.

    ~ Coltrane Reference, 299

    Zu Sunny Murray, der bei diesem oder einem späteren Gig im Half Note für Elvin Jones eingesprungen ist, kann man hier das Interview nachlesen, das Dan Warburton im November 2000 mit Sunny Murray geführt hat:
    http://www.paristransatlantic.com/magazine/interviews/murray.html
    Hier ist der Auschnitt über Murray mit Coltrane:

    I’ll tell you the truth – John wanted somebody to play next to Elvin, and I turned him down. I had played with John three times in 1964, and the closest Elvin came to losing his job was me taking it. Buzz buzz the grapevine buzz buzz Sunny Murray’s gonna be playing with John… At that period Elvin was getting high and shit, he’d get off the bandstand and his first wife – big tall white chick, real vampire junky – she’d be at the door… “Baby c’mon here…” And Jimmy Garrison saying “Motherfucker, you can’t just go…” John asked me to sit in that first time because Elvin was arguing with Jimmy – Albert was with me – John came over quietly and said, “Sunny, how you doing? Would you like to play?” But Elvin was playing so great that night, it froze me in my tracks. After he jumped and ran Albert said “You still wanna do this?” I said, “Yeah…” And we played, man. McCoy sounded different, Jimmy was singing with me… it worked. Elvin came back and was sitting there with a drink and he was enjoying himself! I came off the stand and we had a drink together and we became buddies. He calls me Big Man ever since. I took John to a little festival Archie had put together at the Dome on St. Mark’s Place, and there Milford was playing, Roger Black was playing and Rashied was playing… John said, “You wanna play some, Sunny?” I said, “I’m gonna show you something John about acoustics.” Roger Blank let me on his drums while Milford and Rashied were still playing, and when I started you couldn’t hear nobody but me. I was using what Helmholtz calls “sound displacement”… a big sound displaces a small sound, like that story I told you about the siren. Later I told John “Elvin never let nobody play with you but me, and I’m never gonna lose the friendship I have with him… You’re gonna make him hate me.” John sat there quietly and said, “Sunny, I hear a thousand rhythms…” Cecil was there, Leroi Jones was there and Jean Phillips was there when he offered me the job, if there’s anybody out there don’t believe me, they were there.

    Am 4. Februar waren Elvin Jones und Tyner für dessen „Today and Tomorrow“ (Impulse) im Studio (mit John Gilmore!).

    5.-16. Februar: McKie’s Chicago, IL
    17.-24. Februar: Casa Loma, Montréal, Quebec

    19. Februar: Die am 7. Dezember 1963 aufgezeichnete Folge von Jazz Casual wurde ausgestrahlt.

    Porter (1998, 371) schreibt, Coltrane sei um diese Zeit in Toronto gewesen – in Coda finden sich dafür aber keine Hinweise („Coltrane Reference“, 301).

    13. März – 2. April: Half Note, NYC

    From Down Beat („The Columnist and the Club,“ by Ira Gitler, May 21, 1964, p. 13): „There has been more than one complaint from the critics and public about [John Coltrane’s] 45-minute (sometimes longer) solos and two-hour sets. Though it is questionable that any musician can be creative for the lengths of time Coltrane imposes upon himself, his sidemen, and his listeners, he does have an audience. They flocked to New York’s Half Note in such numbers during his first 1964 stay there that he was booked again for three weeks in March.“ At a time when the critics were worried that jazz was losing its audience, it might have been more productive for them to spend less time complaining about the length of Coltrane’s solos and more time noticing how large and intensely devoted his audience was.

    ~ Coltrane Reference, 301

    Am 6. April nahm Elvin Jones an einer der Sessions für Gil Evans‘ „The Individualism of Gil Evans“ (Verve) teil.

    Am 8. April hielt Malcolm X eine Rede im „Militant Labor Forum“ in Manhattan. Dies ist wohl die Rede Malcolm X‘, von der Coltrane im Interview mit Frank Kofsky spricht („Coltrane Reference“, 301).

    Am 10. April nahmen Tyner und Jones an der Session für Joe Hendersons „In ’n Out“ (Blue Note) teil.

    13.-18. April 1964: Showboat, Philadelphia, PA
    (anscheindend existieren hiervon Aufnahmen, aber die sind nicht mal in „Coltrane Reference“ detailliert verzeichnet, da die Autoren sie auch nicht kennen)

    26. April: Five Spot, NYC

    From Down Beat (June 18, 1964, p. 8): „The last of four Five Spot benefits for the downtown branch of the Congress of Racial Equality featured tenor saxophonists: John Coltrane, Joe Farrell, Al Cohn, and Farrell Saunders. The first two had their own group, but Cohn played with a pickup rhythm section, and Saunders combined with alto man Bobby Brown in a hastily improvised quintet that subbed at the last minute for Sonny Rollins. Vocalist Sheila Jordan also did a set, and drummer Frankie Dunlop, who played with the [Joe] Farrell group, opened the program with impersonations and impressions.“ Coltrane was not at the previous benefit on April 19, as had been tentatively announced in Down Beat (Apr. 23, 1964, p. 12).

    ~ Coltrane Reference, 302

    27. April – die erste Session für das erste der beiden grossartigen Alben, die Coltrane in diesem Jahr aufnimmt, fand wie üblich im Studio von Rudy Van Gelder statt.
    Crescent (Impulse AS-66) gehört für mich zu den allerschönsten Alben Coltranes überhaupt. Coltrane spielt nur noch Eigenkompositionen und nur noch Tenorsax und schafft eine unglaublich schöne, konzentrierte und zugleich lockere, offene Atmosphäre. Die Session beginnt mit einem frühen Take des Titelstücks, das mit Rubato beginnt und endet und äusserst effektiv in einen mittelschnellen 4/4 wechselt, den Jones meisterlich ausschmückt. Coltrane ist der einzige Solist, zuerst mit der ganzen Rhythmusgruppe, dann im Trio ohne Tyner, und schliesslich gegen Ende setzt auch kurz Garrison noch aus. Dann folgt zum Abschluss nochmal eine längere Rubato-Passage. Sehr schön – aber noch nichts weiter als ein erster Versuch…
    Dann enstanden drei Master Takes: „Lonnie’s Lament“, „The Drum Thing“, und das Highlight des Albums, „Wise One“. Auf „Lonnie’s Lament“ ist Coltrane nur zu Beginn und am Ende mit dem Thema zu hören, solistisch gehört das Stück ganz Tyner und Garrison. Tyner spielt mit grosser Eleganz und Garrison spielt eins der schönsten unbegleiten Soli seiner ganzen Karriere. „The Drum Thing“ gehört dann erwartungsgemäss fast ganz Elvin Jones. Coltrane spielt am Anfang und Ende das lyrische, sehr getragene Thema, dazwischen hören wir ein auch sehr lyrisches, langes Schlagzeugsolo von Jones, der die getragene Stimmung des Stückes keine Sekunde lang durchbricht. Dann „Wise One“ – unglaublich schön! Coltranes Thema klingt auch hier wieder wie ein vorgetragenes Gedicht (anscheinend hätten alle Stücke von „Crescent“ ihren Ursprung in – nicht erhaltenen – Gedichten gehabt, wie dann auch der vierte Teil von „A Love Supreme“). Nachdem das Thema zweimal gespielt wurde, fällt die Rhythmusgruppe in einen sanften Latin-Beat, Garrison erinnert mit seinen rhythmisierten Linien an Workman zu Zeiten der „Africa/Brass“-Sessions, Tyner spielt getragen, setzt mit der linken Akzente… und Jones… das Stück kann ich jederzeit mehrmals nacheinander hören, schon nur, um Jones zuzuhören! Coltrane setzt getragen ein, wie Tyner, konstruiert dann ein kurzes, meisterhaftes Statement, das mit Wiederholung und Verdichtung an Intensität gewinnt, bis sich das Stück wieder im Rubato auflöst. Diese neun Minuten gehören für mich zum allerschönsten in der grossen Welt der Musik und Kunst!
    Am Ende der Session entstanden nochmal zwei kurze Outtakes: eine unvollständige Version von „Bessie’s Blues“, dem „straightesten“ Stück des Albums, sowie eine frühe Version von „Song of Praise“ (das Stück wurde dann im Jahr darauf für das Album „The John Coltrane Quartet Plays…“ aufgenommen). Die drei Outtakes sind übrigens nur auf dem 8CD Set „The Classic Quartet – Complete Impulse! Studio Recordings“ zu hören (die beiden kurzen Stücke waren auch auf einem nicht-kommerziellen Promo-Sampler für die Box zu hören). Wie schön wäre es, wenn in Ravi Coltranes Archiv noch mehr auftauchen würde und auch von diesem Album eine „Deluxe Edition“ entstehen könnte! dream on, dream on…

    Trivia: „Wise One“ war anscheinend das letzte Stück, das Coltrane seiner ersten Frau Naima gewidmet hat. Im Frühling 1964 lebte er im Hotel.
    Vom Juli 1964 bis zu seinem Tod drei Jahre später lebte Coltrane dann in Dix Hills, Long Island, NY. Alice blieb mit den Kindern bis 1972 dort. 2004 wurde das Haus vor dem Abruch gerettet und von der Stadt Huntington, NY gekauft.
    Mehr dazu hier: http://thecoltranehome.org/

    Am 29. April waren Tyner und Jones mit Reggie Workman im Studio mit Wayne Shorter: „Night Dreamer“ (Blue Note).

    1. Mai: J.J. Johnson nahm mit Tyner und Jones sein Impulse-Album „Proof Positive“ auf.

    5. & 6. Mai: Elvin Jones nahm an den Verve-Sessions von Bill Evans und Stan Getz teil (auf der ersten spielt zudem Richard Davis, auf der zweiten Ron Carter).

    Am 20. Mai nahmen Tyner und Jones mit Grant Green dessen „Matador“ auf (Blue Note).

    22. Mai – 4. Juni: Half Note, NYC

    Am 25. Mai war Jones erneut für „The Individualism of Gil Evans“ im Studio.

    Am 26. & 27. Mai nahm Jones an den Aufnahmen für „Bob Brookmeyer and Friends“ (Columbia) teil – mit Stan Getz, Herbie Hancock, Gary Burton und Ron Carter.

    1. Juni: die Master Takes von „Crescent“ und „Bessie’s Blues“ entstanden – damit waren die Aufnahmen für Crescent (AS-66) abgeschlossen. Das Titelstück ist etwas kürzer als die frühe Version, Coltrane soliert zuerst mit Tyner, dann über Bass/Drums. Coltranes Solo ist ein weiteres Highlight dieses Albums!
    „Bessie’s Blues“ lebt einmal mehr von Jones‘ intensivem midtempo 4/4 Swing. Das Stück ist ein einfacher Blues, Coltrane spielt hart und drängend, streckenweise erinnert er hier an seine Aufnahmen aus den 50er Jahren (ohne sheets of sound, allerdings).

    Am 12. Juni waren Tyner und Jones mit Grant Green im Studio: „Solid“ (Blue Note).

    Am 29. Juni starb Eric Dolphy in Berlin. Coltrane erhielt später von Dolphys Eltern dessen Bassklarinette geschenkt (er hat sie hie und da bei Konzerten und Aufnahmen gespielt).

    30. Juni – 5. Juni: Bohemian Caverns, Washington, DC

    Am 9. Juli war Jones erneut im Studio mit Gil Evans („The Individualism…“).

    Im New Yorker (4. Juli 1964, S. 8) heisst es, Coltrane spiele ab dem 10. Juli im Half Note – dieser Auftritt fand nicht statt, Lennie Tristano spielte stattdessen.

    Vom Juli 1964 existiert überdies anscheinend eine Amateuraufnahme unklarer Herkunft (die Autoren von „Coltrane Reference“ kennen sie nicht und es gibt dazu entsprechend keine Details – S. 305).

    15.-26. Juli: McKie’s, Chicago, IL

    30. Juli – 12. August: Birdland, NYC
    (Anscheinend hätte Miles Davis‘ Quintett parallel zu Coltrane spielen sollen, Davis sagte aber ab.)

    Am 3. August waren Tyner, Workman und Jones mit Wayne Shorter im Studio: „JuJu“ (Blue Note)

    Am 10. August war Coltrane im Van Gelder Studio, als Archie Shepp sein Impulse-Album „Four for Trane“ aufnahm. Gespielt hat Coltrane (leider) nicht.

    Am 11. August nahm Tyner an der Session zu Lee Morgans „Tom Cat“ (Blue Note) teil.

    Am 15. August hätte Coltrane am „Third Annual Ohio Valley Jazz Festival“ in Cincinnati, OH, spielen sollen, erschien aber nicht. Am 16. August dasselbe am Montréal Jazz Festival: Coltrane taucht nicht auf, ebensowenig Max Roach.
    Am 26. August kommt der erste Sohn von Alice & John Coltrane zur Welt, John W. Coltrane, Jr. Möglicherweise erklärt das die Absage der beiden Festival-Konzerte.

    21.-27. August: Half Note, NYC

    In dieser Woche kam Bud Powell zurück in die USA, am 25. August spielte er erstmals wieder im Birdland. Im Publikum sassen u.a. Thelonious Monk, Max Roach, Charles Mingus, Quincy Jones, Kai Winding und John Coltrane (Newsweek, 7. September 1964, 79, nach „Coltrane Reference“, 306f.)

    Am 1. September unterzeichneten John und Juanita (Naima) Coltrane ein Trennungsabkommen, die Scheidung folgte erst im Oktober 1965.

    Am 4. September nahmen Tyner und Jones an einer Blue Note Session von Stanley Turrentine teil („Mr. Natural“).
    Am 11. September war Jones mit Grant Green und Larry Young im Studio für Greens „Talkin‘ About“ (Blue Note).

    14.-19. September: Pep’s, Philadelphia, PA
    Von diesem Gig stammt vermutlich die erste erhaltene Aufnahme vom 2. Teil von „A Love Supreme“, eine über 32 Minuten lange Version von „Resolution“ (Kahn schreibt in seinem Buch über „A Love Supreme“ auf S. 105f. über diese Aufnahme – kenne dieses Buch noch nicht).
    Bei diesem Auftritt wurden anscheinend noch andere Aufnahmen gemacht, die aber den Autoren von „Coltrane Reference“ wiederum nicht bekannt sind.

    24. September – 4. Oktober: Shelly’s Manne-Hole, Los Angeles, CA

    Ein kurzer Auszug aus dem Review von Charles E. Brown („Impressions“, Los Angeles Sentinel, 1. Oktober 1964, S. 8B, zit. nach „Coltrane Reference“, 307):

    During that hour and a half, my attention is swept away from Elvin to McCoy. The fingers of his right hand are moving as Bud Powell’s might. His ability to feel basic but extremely modern changes, play stiff chords along with the intricate patterns his right establishes is unbelievable but true.
    To say that Coltrane’s group is relaxed s an understatement. No group can boast a drummer who repeatedly yawns while playing intricate 6/8 patterns.
    It is difficult to pinpoint the nucleus of this dynamic group. But the closer one listens, the more McCoy Tyner emerges as the mainstay. He lays down everything for Elvin, who with his keen sense of time and rhythm, binds the four parts into one.

    6.-18. Oktober: Jazz Workshop, San Francisco, CA
    19. Oktober: Valley Music Theatre, Los Angeles, CA (neben Monk und Jon Hendricks)
    20.-24. Oktober: Plugged Nickel, Chicago, IL

    Entgegen einer Notiz in Coda (Dec. 1964/Jan. 1965, S. 25) war Coltrane am 28. Oktober nicht an Lionel Hamptons Immpulse-Session beteiligt.

    Am 29. Oktober nahm Jones erneut an einer Session für „The Individualism of Gil Evans“ teil.

    2.-8. November: Jazz Workshop, Boston, MA
    (ev. mit Tony Williams anstelle von Jones)

    10.-15. November: Birdland, NYC
    (Während diesem Gig sprang Coltrane anscheinend mal für Clifford Jordan ein in der zwölfköpfigen Band von Charles Mingus, die parallel zu Coltrane im Birdland auftrat – „Coltrane Reference“, 311.)

    Am 16. November war Jones wieder mit Grant Green (sowie Larry Young und Bobby Hutcherson) im Studio: „Street of Dreams“ (Blue Note).

    20. November – 3. Dezember: Half Note, NYC

    Am 30. November nahmen Tyner und Jones mit Joe Henderson auf: „Inner Urge“ (Blue Note)
    Am 2. Dezember nahmen Garrison und Jones mit Tyner auf (Impulse)
    7. & 8. Dezember: Garrison und Jones nehmen an den Aufnahmen zu „McCoy Tyner Plays Duke Ellington“ (Impulse) teil.

    Am 9. & 10. Dezember ist Coltranes Quartett für Impulse im Studio, das zweite Album des Jahres 1964, einer der grossen Jazz-Klassiker ensteht: A Love Supreme.
    Was soll man zu diesen Aufnahmen noch sagen, was ist nicht alles schon über sie geschrieben worden? Ich nehme an, Ashley Kahns Buch fügt alle überlieferten Mosaiksteinchen zusammen… in Kürze: das Album zeigt das klassische Coltrane Quartett auf der Höhe seines Könnens, die Musik ist zugleich sehr lyrisch und unheimlich intensiv. Elvin Jones drängt und treibt, Tyner ist wohl in der Tat der Kitt, der alles zusammenhält, auf der rhythmischen, harmonischen und melodischen Ebene. Garrison ist oft mehr gefühlt als gehört (aber immer und stark gefühlt!), hat eine sehr schöne, unbegleitete Solo-Passage und Jones ist schlicht unglaublich.
    Der erste Teil der Suite, „Acknowledgement“, enstand in einem einzigen Take, für „Resolution“ (den zweiten Teil) wurden mehrere Versuche unternommen – einer davon findet sich auf dem „Classic Quartet“ Box-Set, und dieser und ein Breakdown sind auch auf der „Deluxe Edition“ des Albums zu finden. Die Teile 3 und 4, „Pursuance“ und „Psalm“ entstanden dann wieder in einem Take – 18 Minuten unglaubliche Musik. Coltrane hat dann für das Ende von „Psalm“ noch einen kurzen Insert im Overdub-Verfahren eingespielt.
    Am folgenden Abend stiessen Archie Shepp und Art Davis zum Quartett, es entstanden vier Takes von „Acknowledgement“ (sowie diverse Breakdowns) – die ersten zwei davon sind auf der „Deluxe Edition“ des Albums zu hören. Die Session vom 10. wurde dann anscheinend abgebrochen und Coltrane hat die Overdubs für „Psalm“ aufgenommen (mehrere Takes).
    Der Rest des Bonus-Materials auf der „Deluxe Edition“ wurde im Sommer 1965 live aufgenommen – dazu mehr im nächste Post!
    Die „Deluxe Edition“ ist überdies die erste CD-Version des Albums, die von einem originalen Master gemacht wurde, zuvor stammten alle Reissues von einem Master 2. Generation ab.

    18.-24. Dezember: Half Note, NYC
    (Am 18. fand ein Live Radio-Broadcast statt, bisher sind keine Aufnahmen aufgetaucht.)

    Am 24. Dezember nimmt Jones an der Aufnahme von Wayne Shorters „Speak No Evil“ (Blue Note) teil.

    27. Dezember: Village Gate, NYC

    Vom 28.-31. Dezember fanden in der Judson Hall, NYC, die von der Jazz Composers Guild organisierten „4 Days in December“ statt – es spielten u.a. Archie Shepp, John Tchicai, Marion Brown und Pharoah Sanders, die alle im folgend Jahr an den Aufnahmen von Coltranes „Ascension“ beteiligt waren, sowie Rashied Ali, der später Elvin Jones ersetzen würde.

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    Herzlichen Dank, dass Du hier weitermachst, gypsy! Da habe ich mir auch gleich »Crescent« aufgelegt, die ich noch nie recht angehört habe, bin mit Coltrane ohnehin elend zurück. Egal, »Wise One« ist wirklich eines der phantastischsten Stücke, das ich kenne; das entwickelt sich alles so sicher und leicht und diese Leichtigkeit – trotz oder wegen aller Differenzierungen und ›Abweichungen‹ – lässt bei keinem nach, als sei das so etwas wie, na ja, ihr Dialekt. Tyner perlt, Jones ziseliert, Garrison fliegt und Coltranes Tenor hat mir selten so gut gefallen wie hier und auf dieser Platte überhaupt. Und auch wenn ich mich damit jetzt leichtfüßig in die Nesseln setze: »Wise One« rangiert bei mir gleich neben »Nature Boy« von Pepper, Flanagan, Mitchell und Higgins, ich finde die Stücke auch gar nicht so unähnlich … Sehr schön auch das Ende von The Drum Thing und also dem Album: da nimmt doch Coltrane Jones nach seinem schönen Furor in der Gelassenheit an die Hand, die dieses Album für mich so freundlich macht.

    Aber eigentlich wollte ich das hier schreiben: Coltrane Reference bezieht sich ja wahrscheinlich auf die Originalausgabe von Kahn, ich habe nur die Übersetzung, das dürfte dann S. 144f. sein: Ich tippe es mal ab:

    »An jenem Abend Mitte September spielte Coltrane ein Stück, das er kurz zuvor komponiert hatte und an dem er immer noch feilte. Er zählte die Musik an, und eine halbe Stunde später hielt Tiberi [Frank Tiberi, ›ein junger Saxophonist und Coltrane-Fan aus der Nachbarschaft«, den hat Kahn kurz vorher zitiert, weil er dabei war] den Beweis dafür in Händen, welchen Zauber ein angenehmes nächtliches Ambiente hervorzubringen vermochte. Abgesehen von dem Wert, den das Band als Vorläufer der A Love Supreme-Aufnahme besitzt (die unverkennbare Melodie von ›Resolution‹ ist darauf bereits deutlich zu hören), enthält es verblüffende Beispiele für Coltranes experimentellen Stil Ende 1964.

    ›Der Junge sucht eindeutig nach etwas‹, meint der Saxophonist und Produzent Bob Belden dazu und verweist zum Beispiel auf die aufsteigenden, vom Harfenspiel beeinflussten Skalen, die Coltrane in seinem ersten Solo auf dem Band spielt. Tatsächlich hatte Coltrane das klassische Instrument seit kurzem zu Hause aufgebaut und ermunterte Alice, ›Harfe zu lernen‹. Bei seiner zweiten Improvisation (entsprechend dem Vorrecht des Bandleaders, für das abschließende und gewöhnlich spannungsreichste Solo noch einmal an die Rampe zu treten) lässt Coltrane die für ihn typischen Registerwechsel mitten im Lauf hören: Er springt aus dem unteren in den oberen Tonbereich des Saxophons und wieder zurück, ein faszinierendes Ruf-und-Antwort-Spiel, mit dem er das Publikum in hörbares Entzücken versetzt. […]

    Zehn Wochen später, bei der Aufnahme im ruhigeren Umfeld des Studios, ist das Tempo etwas höher. Aus der 32:20 Minuten langen, in b-Moll gespielten Livedarbietung im Pep’s ist eine flottere, gut sieben Minuten lange Version in es-Moll destilliert worden. Der Deckel der Tonbandschachtel mit der 7 1/2-ips-Kopie der Session verrät zudem, dass der endgültige Take von ›Resolution‹ das Ergebnis von sieben Anläufen war.«

    Im Original hört sich das vielleicht besser an – Du wirst Deinen Eindruck haben. :-) Jedenfalls auch bei Kahn nichts über die weiteren Aufnahmen im Pep’s.

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    #7658697  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    an dieser Stelle fügt sich wunderbar ein
    Woody Herman – Giant Steps (featuring Joe Lovano und Frank Tiberi)
    Subtitel sowas wie, Die Kanonisierung von Giant Steps

    Tiberi, der auch arrangiert hat, ist der Tenorist mit der Schnurrbart…

    auf irgendeine Art kann man wirklich gar nicht gegen die Musik sagen, im Gegenteil, und es sind offensichtlich zwei sehr sehr gute Tenoristen am Werk… aber irgendwie ist es so sehr gegen alles, diese Musik zu spielen und dabei solche Bärte und ultramarinblauen Jackets zu tragen… warum Lovanos Karriere sooo viel glanzvoller verlief als Tiberis ist mir übrigens von diesem Video her unklar… und abschließend: es ist kein Zufall, dass das grad mit Giant Steps passierte und nicht mit Ascension…

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