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1963
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7.-13. Januar: Babe Baker’s Jazz Corner, Cincinnati, OH (mit Dolphy, ev. eine Nacht mit Sängerin Francine Griffin)
19. Januar: Schwab Auditorium, Penn State University, State College, PA
25. Januar – 2. Februar: Gino’s, St. Louis, MO
5.-10. Februar: Jazz Temple, Cleveland, OH (eine Nacht mit Albert Ayler!)
21. Februar – 6. März: Birdland, NYC (abwechselnd mit Monk, in der 2. Woche Art Blakey)
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Am 23. Februar wurde aus dem Birdland erneut am Radio ein kurzes Set ausgestrahlt. Das Quartett spielt „I Want to Talk About You“, und wieder spielt Coltrane eine wunderbare Kadenz. Das zweite Stück des Mitschnittes ist eine Überraschung: „Transition“ (das erst am 10. Juni 1965 im Studio aufgenommen wurde). Sofort etabliert sich ein Dialog zwischen Coltrane und Jones, dann folgt u.a. ein tolles Bass-Solo von Garrison.
In der zweiten Woche wurde am 2. März ein Set im Radio ausgestrahlt – Miles Davis war im Publikum und hat möglicherweise versucht, mitzuspielen:
„[McCoy] Tyner […] remembers one night in the early 60s when Davis tried to sit in at Birdland. ‚There wasn’t any room. He didn’t quite work. We were very special. It was very difficult for anybody to walk up and come into the band.'“ (From „John Coltrane: A Life Supreme,“ by Peter Watrous, Musician, July 1987; reprinted in Woideck, 1998, pp. 56-71
is from p. 64
.)
~ Coltrane Reference, p. 274
Die Stücke, die am 2. März aufgezeichnet wurden sind „Mr. P.C.“ undd „My Favorite Things“, dazwischen eine Ansage von Symphony Sid Torin. Auf „Mr. P.C.“ gibt’s die übliche Solo-Routin: p – b – ts und am Ende immer mehr Raum für Elvin Jones. „My Favorite Things“ bricht leider nach etwas weniger als 11 Minuten ab, irgendwo mitten im Piano-Solo.
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4. März: Tyner nimmt mit Steve Davis und Lex Humphries das Album Nights of Ballads and Blues (Impulse AS-39) auf.
6. März: Das Quartett ist im Studio, nimmt Vilia auf und versucht auch erfolglos, einige weitere Stücke („Impressions“ und „Nature Boy“, sowie drei unbekannte Originals und einen unbekannten Blues, auch ein Original). „Vilia“ landete auf einer Compilation (Various Artists – The Definitive Jazz Scene Volume 3, Impulse AS 9101)
7. März: Das Quartett nimmt John Coltrane & Johnny Hartman auf (Impulse AS-40)
„Vilia“ ist ein Stück von Franz Lehar, das Thema wird in einer Standard 32-Takte-Form präsentiert, während die Soli modal verlaufen – Coltrane (am Sopran) und Tyner demonstrieren ihr lyrisches Können, Jones swingt leicht aber webt dennoch einen dichten Teppich. Garrison walkt, tut dies aber sehr effektiv, greift auch hier und da melodisch ins Geschehen ein – im Thema spielt er halftime, aber es kommt nie deser typische Groove auf, wie ihn Chambers/Jones und dann noch mehr Chambers/Cobb bei Miles geprägt haben.
Das Album John Coltrane and Johnny Hartman wurde am Tag darauf eingespielt (bei drei Stücken hat Coltrane später noch zusätzliche Sax-Obbligatos eingespielt). Es ist ein durchaus schönes Album, aber ob es jetzt etwa gegenüber Hartmans I Just Dropped By to Say Hello, das auch 1963 (mit Illinois Jacquet, Hank Jones, Kenny Burrell, Jim Hall, Milt Hinton und Elvin Jones) eingespielt wurde, so viel besser ist, wage ich zu bezweifeln. Coltrane macht seinen Job natürlich perfekt, ebenso passen Tyners Lyrismen perfekt, und v.a. Elvin Jones beeindruckt mich durch sein feines Besenspiel, das dennoch mitreissend swingt, aber insgesamt ist das Album für mich dann doch eher ein (sehr hübsche) Fussnote in Coltranes Werk.
Das Highlight für mich ist der Closer, „Autumn Serenade“, es wird als Rumba gespielt, Coltrane bläst das längste Solo des Albums, und wieder spielt Elvin Jones unglaublich mitreissend.
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8.-17. März: International Jazz Mecca/Abart’s Internationale, Washington, DC
19.-24. März: Shelly’s Manne-Hole, Los Angeles, CA
Wollte mir das folgende ersparen, aber es ist einfach zu köstlich:
Review – sort of – by Kenneth Hume („Los Angeles,“ Coda, June 1963, p. 14):
I heard Elvin Jones play drums for six nights in a row, last month. The fact that Elvin was playing with John Coltrane at Shelly’s Manne-Hole in Hollywood and I was in my Studio City apartment hat no bearing on the matter. All I had to do was open my windows and Elvin’s percussiveness came wafting over the midnight air. That lad can make those drums talk, and his message was heard and felt throughout the Southern California area.
Overnight, local drummers became heavily sweating imitators of the Jones‘ style. Band leaders all over town cowered against the piano as drummers unleashed a barrage of bombs unheard of since the last of the great fun wars, World War Two.
The two drum shops in Los Angeles reported a gratifying increase in the sale of drum sticks (large, heavy drum sticks, please) and the sale of new drum heads was brisk in the weeks following Elvin’s nightly lessons.
There were other incidents: An elderly accountant wandered into Shelly’s one night by mistake, heard Elvin play one set, and rushed out to leave his wife and four children to seek his fortune in Borneo. A group of cocktail waitresses formed a corporation and offered to buy Elvin from Coltrane for a handsome sum. Local zoo officials reported an unusual amount of activity in the dangerous animal cages between the hours of 9 and 2 during Elvin’s tenure.
In actuality, the appearance of the Coltrane group at Shelly’s had a most profound effect on musicians and listeners alike. Arguments are still raging, but the overall result was a healthy one for Los Angeles jazz, which tends to become rather bland.
[…]
~ Coltrane Reference, 275
Parallel dazu spielte Davis in Los Angeles, er hatte sich wieder gefangen und hatte bereits George Coleman und Ron Carter in seiner Band, ebenso wie Harold Mabern und Frank Strozier. Er nahm in dieser Zeit die erste Session für das Studio-Album „Steven Steps from Heaven“ (sein erstes seit „Someday My Prince Will Come“) auf, mit Coleman, Carter, Frank Butler (d) und Victor Feldman (p), der auch das Titelstück beisteuerte, das lange Zeit im Live-Repertoire von Miles‘ Bands bleiben sollte.
26. März – 7. April: Jazz Workshop, San Francisco, CA
9.-14. April: Minor Key, Detroit, MI
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Ende April verliess Elvin Jones für ca. drei Monate (bis Ende Juli) aus persönlichen Gründen die Band. Verschiedene Schlagzeuger spielten während dieser Zeit mit Coltrane, aber wenn immer möglich engagierte Coltrane Roy Haynes, der ähnlich komplexe Rhythmen wie Jones spielen konnte, dies aber auf eine andere, leichtere Art tat.
Am 29. April nahm die Gruppe mit Haynes eine Session für Impulse auf. „All the Things You Are“ (4 komplette Takes) ist verschollen, „After the Rain“, eine wunderbare Rubato-Ballade, erschien auf dem Album Impressions (AS-42 – 3 komplette Takes, der letzte wurde gewählt).
„Dear Old Stockholm“, ein Schwedisches Stück, das Stan Getz ausgegraben hatte und Miles Davis zum Klassiker gemacht hat (mit Coltrane, natürlich!) erschien zuerst auf einem Sampler (Various Artists – The Definitive Jazz Scene Volume 2, AS-100, erschienen ca. Jan 1965). Coltrane spielt ein rein modales Solo ohne Klavierbegleitung, Garrisons Anker-Funktion ist zentral. Dann folgt Tyner. Haynes begleitet hör- und fühlbar anders leichter, irgendwie so als sässe er auf der Stuhlkante, bereit, jeden Augenblick in eine andere Richtung loszurennen – während Elvin im Eames-Chair ruht und um sich herum alles flirren lässt, selber irgendwie ein ruhender Pol bleibt.
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1.-12. Mai: McKie’s, Chicago, IL (mit Roy Haynes)
23. Mai – 5. Juni: Birdland, New York City (mit Roy Haynes und teils Philly Joe Jones!)
In einem Brief vom 4. Juni an Jones (der im Lexington Narcotics Hospital/Clinical Research Center in Lexington, Kentucky war von ca. Mitte April bis Ende Juli), erwähnt Coltrane die Probleme mit seinem Mundstück wieder („Coltrane Reference“, 278).
10.-15. Juni: Showboat, Philadelphia, PA (mit Haynes)
Hiervon stammt die nächste erhaltene Aufnahme, vermutlich vom Matinee-Konzert am Montag 10. Juni. Tyner ist am Anfang der Aufnahme nicht dabei, im Trio beginnt es mit „Chasin‘ the Trane“, einem Stück von Ballads („It’s Easy to Remember“) und „Up ‚Gainst the Wall“. Haynes zeigt sich erneut als absolut würdiger Ersatz für Jones! Mit Tyner werden dann „The Inchworm“, „Impressions“ (ohne Bass-Intro, schon bei „Up ‚Gains the Wall“ fehlt das Bass-Solo leider – man hat allerdings davon wohl auf dem mässig klingenden Tape fast nichts gehört), dann „I Want to Talk Abou You“ mit einer besonders tollen Solo-Kadenz, „Mr. P.C.“ und das neulich im Studio aufgenommene „After the Rain“, gespielt während der Pause von Coltrane am Piano!
Leider lässt die Qualität zu wünschen übrig (es handelt sich um ein „audience recording“). Die Musik ist aber toll genug, dass sich die Leute von „Coltrane Reference“ eine komerzielle Veröffentlich wünschen würden (S. 684).
Der Taper der Aufnahme, Alan Sukoenig, hat den Autoren von „Coltrane Reference“ (bzw. Chris de Vito) eine Mail mit einigen Erinnerungen geschickt, u.a. wie er ca. 61/62 als Coltrane mal im Showboat spielte, die Nummer im Telefonbuch gewählt habe, unter der Coltrane noch immer aufgeführt war. Coltranes Mutter habe abgenommen, er habe sie dann u.a. gefragt, ob sie das Spiel ihres Sohnes möge (was er sich kaum habe vorstellen können): „In a rather stern tone, she replied: ‚What mother wouldn’t like her son’s playing if she had a son who played like John does'“ (nach: „Coltrane Reference“, 280) :lol:
ca. 17-23. Juni: Rochester, NY (unbekannter Ort, nicht bestätigt, vermutlich 1 Woche)
(oder möglicherweise 13.-19. Mai oder 8.-14. Juli, oder August/September – LaBarbera spricht allerdings von einem „hot summer’s day“
über die „Wayback Machine“ habe ich das seit 2003 nicht mehr zu findende Interview aufgetrieben, das Andre White, ein kanadischer Drummer, mit dem Tenorsaxophonisten Pat LaBarbera geführt hat (für Jazz View, ein Online „magazine“):
AW: Up until this point, who had you seen of the really big guys?
PL: I saw Coltrane; he used to come to Rochester-he had Roy Haynes on drums at the time-I was totally blown away. I remember Trane coming in and talking to McCoy; it was a hot summer’s day so all of the guys would go outside to cool off. He would come off the bandstand, it was the middle of summer, and he had this sweater on, and he would go into the closet where they stored the beer, and would practice his soprano. The other guys were down on the street; there was a big old white upright piano that McCoy had to play. Later on I reminded McCoy about that gig when we worked together, and he remembered that piano! Trane was really popular, and that’s what I wanted to do. I was afraid to talk to Trane but I spoke to Jimmy Garrison. You didn’t want to talk to Trane, didn’t want to bother him. He always looked like he had a mission. The other guys were really approachable.
(Die Antwort von LaBarbera wird in „Coltrane Reference“ auf Seite 280 zitiert.)
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Vom 24. oder 25. Juni bis am 6. Juli spielte das Quartett dann zuerst mit Roy Haynes (bis am 3. Juli) und dann mit Donald Bailey im La Tête de l’Art in Montréal, Quebec.
Tyner spielte am 5. Juli in Newport (das Konzert wurde auf Impulse veröffentlicht, möglicherweise das beste von Tyners Impulse-Alben?), vielleicht hat Coltrane im Trio gespielt, vielleicht ersetzte jemand Tyner.
Es existiert ein Radio Mitschnitt oder ein audience recording von „Up ‚Gainst the Wall“ und „Impressions“ (inc), der mit Donald Bailey vermutlich zwischen dem 4. und dem 6. Juli entstand. (Es gab laut Coda samstags um 21:30 Radio-Übertragungen vom Tête de l’Art, Samstag 6. Juli ist also ein mögliches Datum – allerdings ist es möglicherweise gar kein Radio-Mitschnitt, die Ansage vor „Up ‚Gainst the Wall“ wurde anscheinend von derselben Person gemacht, die auch die Aufnahme verantwortete… es kann aber auch sein, dass der Radio-Moderator selber anwesend war – so funktioneren z.B. bis heute die Jazz Club Live-Sendungen am französischen Radio).
Wie auch immer… die Aufnahme ist toll, und wenn das tatsächlich Donald Bailey ist, dann find ich ihn ziemlich überraschend! Kenne ihn sonst fast nur von Jimmy Smith, und von diesem einen wunderbaren Album Trio mit Jimmy Rowles und Red Mitchell. Hier und hier finden sich zwei Artikel über ihn. Und seine neue CD scheint bereits vergriffen (die Website des Labels existiert nicht mehr)
Am 7. Juli spielte dann auch John Coltranes Quartett (mit Roy Haynes) am Newport Jazz Festival. Das Konzert wurde von Impulse mitgeschnitten und erschien zuerst zerstückelt auf Compilations (Selflessness feat. My Favorite Things, AS 9161 und To the Beat of a Different Drum, IZ 9346-2). 2007 erschien die CD My Favorite Things: Coltrane at Newport, auf der zum ersten Mal ein Edit „Impressions“ erschien, auf dem das eröffnende Thema und das Piano-Solo nicht fehlten (23:30 – das Bass-Solo fehlt noch immer, das Stück dauerte insgesamt 27 Minuten). Bemerkenswert ist, dass das öffnende Thema von „My Favorite Things“ hier auf dem Tenor gespielt wird (es fliesst mehr oder weniger direkt aus „I Want to Talk About You“). „Impressions“ enthält eine längere, sehr tolle Passage, in der Coltrane und Haynes im Duo spielen!
Die CD enthält überdies das Newport 1965 Set von Coltrane (das später wieder Thema sein wird, es erschien zuerst auf dem Album New Thing At Newport (AS-94), zusammen mit Archie Shepps Set vom selben Festival.
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Am 16. Juli nehmen Tyner und Art Davis mit Sonny Stitt zusammen Art Blakeys Album A Jazz Message für Impulse auf.
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18.-31. Juli: Birdland, NYC
(vermutlich gegen Ende wieder mit Elvin Jones, davor mit Roy Haynes)
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8. August: Tyner nimmt mit Jones und Garrison sein Album Illumination! (Impulse AS-49) auf.
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ca. 16.-18. August: The New Minor Key, Detroit, MI
(der Klub hat den Besitzer gewechselt und anscheinend zu einer „weekend-only“-Politik gewechselt)
ca. 19.-25. August: Showboat, Philadelphia, PA
Hiervon existieren wieder Aufnahmen vom selben Taper (Alan Sukoenig) wie schon vom 10. Juni. Der jüngste (erste?) Bootleg davon beim nervigen RLR Label gibt als Datum fälschlicherweise den 17. Juni an und nennt Roy Haynes als Schlagzeuger. Das hat seinen Ursprung darin, dass die Aufnahmen vom Juni und die hier vom August gemeinsam zirkulierten, mit drei möglichen Daten: 10., 17. oder 24. Juni 1963.
Diese Aufnahmen halten mal wieder eine Überraschung in der Setlist bereit: „Good Bait“, gefolgt von „Out of This World“ von den 1962er Coltrane Sessions, dann „Mr. P.C.“, eine halbminütige Improvisation, eine unvollständige Version von „The Promise“ (das auf Live at Birdland offiziell eingespielt werden sollte), sowie zum Abschluss eine über 35 Minuten lange Version von „Impressions“.
In „Coltrane Reference“ wird erneut die Meinung vertreten, diese „mono audience recordings are of listenable audio quality. They feature powerful, extended solo by Coltrane and duets with Coltrane and Jones, and they deserve to be released through official channels.“ (687)
Da bin ich komplett einverstanden – habe diese Aufnahmen (110 Minuten) soeben zum ersten Mal gehört und die Ohren pfeifen… danach folgt… Stille!
Unglaublich eindrücklich, besonders das abschliessende „Impressions“! Im Verlauf von 1962 und 1963 hat sich das Stück zur Parade-Nummer der Band entwickelt!
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27. August – 1. September: Bohemian Caverns, Washington, DC
ca. 9.-15. September: Royal Arms, Buffalo, NY
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On Monday, September 9, 1963, a number of musicians gathered in a Buffalo hotel room to celebrate Elvin Jones‘ birthday (born September 9, 1927), including George Benson, Wes Montgomery, Jack McDuff, Red Holloway, John Coltrane, and Jones. Montgomery was in Jack McDuff’s group at another club in Buffalo. (George Benson, interviewed by Yasuhiro Fujioka, September 29, 1991, New York City.)
~ Coltrane Reference, 283
Nehme mal an, das ist Bensons „claim for fame“… :lol:
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17.-22. September: Jazz Temple, Cleveland, OH (am 17. spielt Lawrence „Jacktown“ Jackson Schlagzeug)
Elvin Jones nimmt im Semptember teil an den Sessions zu Gil Evans‘ wunderbarem Album „The Individualism of Gil Evans“ (Verve).
3.-16. Oktober: Birdland, NYC
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Am 8. Oktober nimmt Impulse die Live-Hälfte (eigentlich eher zwei Drittel) des Albums Live at Birdland (AS-50) auf (der Rest wird im RVG Studio am 18. November eingespielt)
Drei zusätzliche Titel wurden an diesem Tag aufgenommen: „Traneing In“, „Mr. P.C.“ und „Lonnie’s Lament“, die ersten beiden fliessen ineinander über (zusammen fast eine halbe Stunde, die frühe Version von „Lonnie’s Lament“ ist 19 Minuten lang).
Und bei der CD-Herstellung ist ein Fehler passiert, und ich hab tatsächlich eine dieser falschen CDs, und das find ich raus, nachdem ich diese CD schon seit ca. 13 Jahre habe! Unglaublich – bin ziemlich wütend darüber!
Details hier.
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[…]Lenny and I were in New York, and on a particular evening, decided to drop in at Birdland to hear John Coltrane. (Coltrane was about to record, or had just recorded his album „John Coltrane Live at Birdland“). After listening to a set, Lenny, who invariably carried his acoustic guitar with him, approached Coltrane and asked if he could sit in. I recall John looking Lenny up and down and at some of the group, and they nodded their consent. This acceptance, without knowing anything about Lenny, who could have been a dud for all they knew, was typical of the mutual respect and brotherhood between musicians. It must be remembered that Coltrane’s Jazz in 1962 was better known for experimentation, including playing the same chord three or four different ways within a single measure, as well as overlapping chords, before the change was intended to occur. This type of eccentric and unorthodox playing, which most musicians and guitarists could not comprehend, nor play, appealed to Lenny. The rest of the evening with Coltrane and his group was also memorable. When Lenny sat in, after plugging his guitar into one of the speakers, he initially just played chords to get a feel for what was happening. In the following number, when Lenny’s turn came to play, the effect was electrifying. Coltrane leaned over with eyes wide-open, looked at Lenny’s hands, and smiled. During the remainder of that session, which lasted for at least another two hours, Lenny played with authority with the great John Coltrane, and on many of his licks, Lenny led the charge.
– George B. Sukornyk, July 31, 2003 (Liner Notes zu „Lenny Breau – The Hallmark Sessions“, von hier
(Diese CD muss ich mir *unbedingt* besorgen, Breau kenn ich eh noch nicht, und Danko/Helm als Jazz Rhythmusgruppe? Das muss ich hören!)
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Am 9. und/oder 17. Oktober nimmt Johnny Johnny Hartman das Album „I Just Dropped By to Say Hello“ (Impulse AS-57) mit Elvin Jones am Schlagzeug auf.
Am 19. Oktober nimmt Elvin mit seinem Bruder Hank Jones für dessen Album „Here’s Love“ (Argo/Cadet LP [S] 728) auf.
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20. Oktober: Five Spot, NYC (Coltranes Anwesenheit ist nicht bestätigt)
22. Oktober – 4. November: Europa Tournee (nächster Post)
ca. 11.-17. November: Showboat, Philadelphia (ev. mit Eric Dolphy)
Am 18. November nimmt das Quartett im Studio den Rest des Albums Live at Birdland auf: „Your Lady“, ein 3/4-Stück am Sopran zeigt eindrücklich, wie gut Coltrane das sperrige Instrument mittlerweile unter Kontrolle hat. Er spielt grösstenteils ohne Klavier-Begleitung und über einen Pedal-Point von Garrison.
„Alabama“ ist ein Juwel in Coltranes Diskographie:
„Alabama“ is one of the central statements of a watershed year in the American civil rights movement, and exceeds all save Martin Luther King’s speech of three months earlier as a reflection of that historic moment. Part prayer in memory of the four children who perished in the Birmingham church bombing, part statement of intent to continue pursuing the dream of equal rights and the end of racism, it is an extremely powerful statement, constructed from two successive takes to yield a statement of seamless drama. Coltrane first plays the melody in his most introspective tenor voice over Tyner’s rolling piano, and after the full rhythm section has entered, marches forward at medium tempo with the quiet dignity of the freedom fighters‘ journey through the South. Garrison is particularly poised in this walking section. When the melody is restated, bass and rums are doing the background colorations, and instead of a 4/4 release the rubato feeling of the main section is brought to a peak within the overall mood of the performance in a brief coda. Live at Birdland annotator Amiri Baraka, the first of many poets who have responded to „Alabama,“ heard „introspective sadness, almost hopelessness, except for Elvin, rising in the background like something out of nature…“ There is that; but for this listener the sadness is overridden by a hope that, given the circumstances, is truly poignant. Hope was in the air in America on November 18, 1963, the day „Alabama“ was recorded, though a good portion of it would be destroyed in Dallas within the week.
~ Bob Blumenthal, June 1998 (aus den Liner Notes zur 8CD Box „The Classic Quartet“, Seite 40)
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23. November: Royce Hall Auditorium, University of California-Los Angeles (UCLA), Los Angeles, CA
26. November – 8. Dezember: Jazz Workshop, San Francisco, CA
7. Dezember: Coltrane nimmt in den KQED-TV Studios in San Francisco ein halbstündiges Programm für Ralph J. Gleasons „Jazz Casual“ auf. Die Gruppe spielt „Afro Blue“, „Alabama“ und „Impressions“ (inc).
12.-22. Dezember: Shelly’s Manne-Hole, Los Angeles, CA
31. Dezember: Philharmonic Hall, Lincoln Center, NYC (mit Eric Dolphy)
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Jazz at Lincoln Center, directed by Wyton M… no sir! Coltranes Quartett, das Modern Jazz Quartett, Art Blakey und Cecil Taylor beendeten das Jahr mit Konzerten im Lincoln Center vom 27.-31. Dezember.
Auszüge aus LeRoi Jones‘ Review in Down Beat, Feb. 27, 1964, 34:
Coltrane and company, even though they went through what by now must be their standard concert repertoire (which includes the soprano treatment of My Favorite Things), still managed to get up on a couple of tunes – especially on their last tune of the evening, Impressions. Coltrane started squatting and totting on this number and got into that hysterically exciting thing he can do with such singular expressiveness. He can still do magical things with his horn, or rather horns, because half of the numbers were done with the soprano (though I, for one, would still rather hear this fantastic tenor player play tenor). Dolphy also played a very wild alto solo – in fact, I think it was probably the most completely satisfying effort of his I’ve ever heard. He sounded so much better than he has on recent recordings. And Garrison is one of the strongest and most swinging bass players on the scene today.
One beautiful thing about the Coltrane group is that it sounds like its members have been playing together for a while: they really sound like a group. But I’m always amazed at hearing drummer Elvin Jones play his solos straight through any tune. I mean, no matter what the group is playing, Jones sounds as if he’s soloing, but he’s got his playing together so well that he almost never interferes with what anyone else is doing; he just provides a constant driving solo voice. Even on a ballad like Alabama, which had the rest of the group slow and subdued, Elvin was bombing and rolling on the sideground like a beautiful war picture.~ zit. nach „Coltrane Reference“, 294f.
(Taylors Gruppe bestand an diesem Abennd übrigens nicht nur aus Taylor, Jimmy Lyons und Sunny Murray, auch Albert Alyer und Henry Grimes waren dabei! Als dritte Gruppe, Baraka fand sie den „anticlimax after the vision-producing music that preceded it“ [Coltrane Reference, 294, selbe Rezension wie oben zitiert], spielte Blakeys klassische Band mit Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Wayne Shorter, Cedar Walton, Coltranes früherem Bassisten Reggie Workman, sowie dem Sänger Wellington Blakey.)
Ganz anders äusserte sich Whitney Balliett über dieses Konzert (im New Yorker, Jan. 11, 1964, pp. 93-94):
Philharmonic Hall was given over to the groups of John Coltrane, Cecil Taylor, and Art Blakey, and it passed from the unendurable (Coltrane and Taylor) to the matter-of-fact (Blakey). The first two groups had a wildness and passion that came close to holocaust; in places their playing was supramusical, or perhaps amusical, for it took on distinct and disturbing human characteristics – defiance, anger, and bitterness. Coltrane’s band, which played four long long numbers, was the less inflammatory of the two. On hand with him were Eric Dolphy (alto saxophone, bass clarinet, flute), McCoy Tyner (piano), Jimmy Garrison (bass), and Elvin Jones (drums). Each number had partly atonal ensembles as well as lengthy solos by Coltrane (tenor and soprano saxophones) and/or Dolphy. Coltrane circulated in high-blood-pressure fashion around the scale, leaped from shrieks to grunts, and (on the tenor) became so exercised that he almost sank to his knees, as if, as a last resort, he were about to pray. His work on the soprano was less apologetic and had a bagpipe sound, in contrast to the clover-and-honey tones of Sidney Bechet. Dolphy, too, did a good deal of whinnying and big-interval jumping, but in a mannered, calculated way. The engine that almost shook the group to pieces, though, was Elvin Jones, whose ferocity and volume often boliterated every other sound. Jones is an untutored but phenomenal drummer who has already changed the course of his instrument. He somehow maintains two or three different rhythmic patterns at once, gradually developing a criss-crossing cloud of polyrhythms that encircle, infuse, and finally posssess his colleagues. Only rarely does he seem able to construct these intricacies at anything below a roar, and so it will be up to his followers to round off his extraordinary rhythmic visions.
[…]~ Coltrane Reference, 295
Balliett findet dann immerhin auch, „Blakey’s Jazz Messengers […] played in a mechanical, old-fashioned hard-bop style, and gave the impression of a delegation of musical-comedy diplomats come to observe a very real revolution.“ (ibid.)
Die Birdland-Aufnahmen werde ich auch mal noch separat kurz erwähnen… aber erstmal muss ich mir eine akzeptable CD von „Live at Birdland“ besorgen! Bin richtig wütend! Habe diese 1996er CD wohl schon seit sie erschienen ist und es war mir nie bewusst, dass damit was nicht stimmt! Unglaublich!
Quelle für Daten etc: „Coltrane Reference“, 269-295
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba