Bob Dylan – Tempest

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  • #8334741  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    nail75… Das ist mir nicht entgangen, deshalb schrieb ich ja, dass Dylan sich seit 1963 marginal verändert hat. Wenn Du von ihm willst, dass er gesellschaftskritische Texte schreibt, dann wirst du enttäuscht. Das macht nicht, aber mit dieser Erwartung an ihn heranzutreten, finde ich schon daneben.

    Erkennst du den dramaturgischen Unterschied von WHEN THE SHIP COMES IN und TEMPEST tatsächlich nicht?

    Ich bin nicht enttäuscht, denn Dylan hat ja gesellschaftskritische Texte geschrieben.

    Dylans Weihnachtsalbum, das kann man im Vorbeigehen abwatschen, indem man es als „lächerliche Spielerei“ abtut. … Bei Tempest ist das nicht möglich, weil es ein viel zu komplexes und viel zu vielschichtiges Werk ist.

    Wo ist da etwas komplex? Und wo sind die Schichten?

    Sei bitte ehrlich: Hast Du Tempest mehr als ein- oder zweimal gehört?

    Ja.

    Du willst alle anderen davon überzeugen, dass das Album wirklich schwach ist.

    Nein.

    Ich halte dir vor, dass du das Album nicht verstanden hast, aber nicht weil du zu blöd bist, sondern weil du dich damit nicht beschäftigen willst. … Man muss keine akademische Bildung besitzen, um Tempest gut oder schlecht zu finden, aber wenigstens sollte man hinhören.

    Im anderen etwas vorhalten bist du wirklich sehr energisch und ausdauernd.

    Was hörst du, wenn du hinhörst?

    Ich habe mit Widerspruch kein Problem, aber ich habe ein Problem damit, wenn dieser Widerspruch auf der Basis von Unwissenheit erfolgt. Ich selbst habe das Album ein Dutzend Mal gehört und tendiere zu ****.

    Wie gesagt, es ist kein besonders tragfähiges Diskussionsfundament, wenn man andere Ansichten und Einschätzungen, die von der eigenen abweichen, kategorisch als Unwissenheit diffamiert. Du hast vielleicht kein Problem mit Widerspruch, mit Toleranz möglicherweise schon.
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    #8334743  | PERMALINK

    nail75

    Registriert seit: 16.10.2006

    Beiträge: 45,074

    Mag sein. Ich bin nicht sonderlich tolerant bezüglich Posts wie deinem ersten hier im Thread – eine reine Polemik ohne jede Substanz. Den habe ich erfolgreich ignoriert, aber nachdem noch weitere acht Posts kamen, in denen auch nichts besseres stand, war meine Toleranz aufgebraucht.

    Wie kann es eigentlich sein, dass du dich so ausführlich mit einem Album beschäftigst, nachdem du mich oben gefragt hat wie oft und warum ich *-Alben höre? Wieso hörst du ein Album mehr als zweimal, das du offensichtlich zum Kotzen findest?

    Zwei Möglichkeiten gibt es:
    1. Die Bewertung war Teil der Provokation. In Wirklichkeit hörst du es pausenlos und bist völlig hin und weg. ;-)
    2. Du spürst, dass da mehr ist, willst es aber nicht zugeben.

    Inhaltlich äußere ich mich später noch zu Tempest.

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    Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.
    #8334745  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    nail75Dylans Weihnachtsalbum, das kann man im Vorbeigehen abwatschen, indem man es als „lächerliche Spielerei“ abtut. … Bei Tempest ist das nicht möglich, weil es ein viel zu komplexes und viel zu vielschichtiges Werk ist.

    nail75Ich meinte das in Bezug auf tolo, die mich oben fragte, wie häufig ich **1/2 oder *-Alben höre und weshalb ich das überhaupt mache. Tempest ist gar nicht überkomplex oder undurchsichtig, aber es verdient ein wenig mehr Beachtung als „einmal hören und abwatschen“.

    Was denn nun? Vielleicht solltest du nochmals nachhören.

    RosebloodIch glaube, tolo wollte mit ihrem Beitrag auch etwas provozieren, dem Mythos Dylan etwas entgegensetzen. Würde sie ein anderes Album mit 1 Stern hören, was der Mehrheit hier im Forum aber egal wäre, hätte sie sich auch nicht so viel Mühe gegeben, das Album schlechtzureden. Sie wollte etwas herumstänkern, dass Dylan überbewertet sei, hatte sie ja schon in einem anderen Thread erwähnt und wusste natürlich, dass sie damit auf Contra stößt. Ich glaube, ihr ging es vielmehr darum, dass auch mal erwähnt wird, dass nicht jeder Dylan als einen großartigen Künstler hört. Und dem wollte sie eben durch ihre Wortwahl noch zusätzlich ausdruck verleihen.

    Lieber Roseblood, ich versuche nicht das Album schlecht zu reden, sondern ich habe in meinem Post #326 in gebotener Kürze meinen ganz persönlichen Höreindruck wiedergegeben. Nicht mehr und nicht weniger. Man kann das dann zur Kenntnis nehmen, vielleicht auch den Kopf darüber schütteln, als Herumstänkerei oder Provokation überbewerten, oder aber auch einfach als abweichende Einzelmeinung stehen lassen. Das Denkmal Dylan verlöre durch nichts davon von seinem Heiligenschein.

    Die fundierten Gegenargumente und Vorschläge in meine Richtung waren eher enttäuschend: ich solle besser Weghören, mein Post sei Geschwafel, 1x Scheißdreck, 1x Scheißdeck (was immer das auch ist), unsachlich, inhaltslos, bizarr, altersdiskriminierend, Theater. Und der beste nail von allen findet es obendrein eine Provokation von mir, entstandene Fragen von Usern auch noch zu beantworten. Kurios.

    Was den anderen, von dir erwähnten Thread betrifft, so ging es dort – wie du weißt – nicht um TEMPEST, sondern um den Einfluss Dylans auf Musiker und es war der Eindruck entstanden, als hätte ohne Dylan die komplette Popmusik in den sechziger Jahren aufgehört zu existieren. Wenn man bei derlei Jubelarien mal kurz ein ‘Ja aber’ hineinwirft, dann halte ich das nicht für Stänkerkram und hoffe, du hast das auch nicht so aufgefasst.
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    #8334747  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    nail75Wie kann es eigentlich sein, dass du dich so ausführlich mit einem Album beschäftigst, nachdem du mich oben gefragt hast wie oft und warum ich *-Alben höre? Wieso hörst du ein Album mehr als zweimal, das du offensichtlich zum Kotzen findest?

    >

    nail75Wir reden über Dylan, nicht über einen unbedeutenden Amateurmusiker.

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    #8334749  | PERMALINK

    pink-nice

    Registriert seit: 29.10.2004

    Beiträge: 27,368

    nail75Tempest ist gar nicht überkomplex oder undurchsichtig, aber es verdient ein wenig mehr Beachtung als „einmal hören und abwatschen„.

    Das muss jeder selber wissen….wer mit dem Gesang und den doch ein wenig eintönigen Melodien nichts anfangen kann, dem langt eigentlich ein zweimaliger Hördurchgang.
    Ich kann nachvollziehen das man das Album richtig schlecht findet…bei mir bekommt es eine knappe ****….ich kann es auch irgenwie noch nicht richtig begründen.

    --

    Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“
    #8334751  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Irgendwann ist erst mal gut. Tolo mag die Platte aus wohlbegründeten Ursachen nun mal nicht, nail sieht das aus ebenso wohlbegründeten Ursachen genauso anders wie ich. Das Schöne ist, und das mag den Dylanverächtern gar nicht gefallen: Bob Dylan ist immer noch wie eh und je aus unterschiedlichsten Gründen für leidenschaftliche Kontroversen, nie zu allgemeinem Abwatschen, gut. Allein das zeigt seine Qualität und Bedeutung. Ob sein Alterswerk die Zeit überdauern wird, wird eben wie so manches Mal die Zeit und Distanz zeigen. Für mich hat es sogar viel Alleinstellungsmerkmal, wie der Marketingfachmann und -frau sagen würden, zu tun. Das hier auszuführen, würde den Bogen wahrscheinlich sehr überspannen. Ob tolo das irgendwann genauso sehen wird, weiß ich nicht. Aber ich tendiere aus den unterschiedlichsten Gründen dazu, ja zu sagen!

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    #8334753  | PERMALINK

    stormy-monday
    White Freak Flag

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 21,464

    Schön geschrieben, Bgigli. Immer noch rennen Menschen mit Äxten durch die Gegend auf der Suche nach irgendwelchen Stromkabeln, an denen alte Zauseln angeschlossen sind. Pete S. mochte das nicht, ich mochte die „Phase“ nicht und tolo mag die aktuelle Platte nicht. Jedem seinen Dylan.

    --

    Bis eine(r) heult..............                                           Contre la guerre    
    #8334755  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,216

    tolomoquinkolomWas hörst du, wenn du hinhörst?

    Ich zum Beispiel höre auf der Platte eine absolut faszinierende Gesangsperformance – nuancen- und abwechslungsreich, emotional vielschichtig, von superzärtlich bis hundsgemein, von knurrig-wuchtig bis schwerst verletztlich, von märchenonkelraunerisch bis lässig, von lakonisch bis aufgewühlt. Ein großer Gesangsschauspieler! Und wie Dylan phrasiert, mit dem Rhythmus spielt, extrem verschleppt und dann wieder auf den Punkt knurrt – ich find’s grandios und ziemlich einzigartig.

    Aber gut, manche sagen, er kann nicht singen. Sei’s drum.

    Dass diesmal gleich mehrere Songs arg länglich und abwechslungsarm geraten sind, will ich bei aller Liebe zu Dylan nicht abstreiten. Narrow Way, Scarlet Town, Tin Angel und Tempest – jeden dieser Songs für sich genommen könnte ich recht gut vertragen. Aber alle vier zusammen ergeben allein 38 Minuten Spielzeit und verführen mich beim Zuhören recht unwiderstehlich zur Gedankenabschweifung. Obendrein finde ich zum Beispiel den Text von Tempest im Vergleich zu anderen Monumental-Epen der Dylan-Geschichte definitiv nicht so grandios, dass ich 40 oder 50 Strophen brauche. Hätte der alte Zausel (schönes Wort, tolo, und gar nicht so unpassend, finde ich) etwas mehr kreative Selbstdisziplin geübt, hier und da entschlossen gestrafft, auf das eine oder andere Lied verzichtet und eine Platte mit 50 Minuten statt fast 70 Minuten Spielzeit und so hinreißenden Nummern wie Duquesne Whistle, Soon after Midnight, Long and Wasted Years, Pay in Blood, Roll On John gemacht, wäre ich vor Begeisterung ausgerastet.

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    #8334757  | PERMALINK

    kathisi

    Registriert seit: 18.09.2010

    Beiträge: 1,521

    bullschuetzDass diesmal gleich mehrere Songs arg länglich und abwechslungsarm geraten sind, will ich bei aller Liebe zu Dylan nicht abstreiten. Narrow Way, Scarlet Town, Tin Angel und Tempest – jeden dieser Songs für sich genommen könnte ich recht gut vertragen. Aber alle vier zusammen ergeben allein 38 Minuten Spielzeit und verführen mich beim Zuhören recht unwiderstehlich zur Gedankenabschweifung. Obendrein finde ich zum Beispiel den Text von Tempest im Vergleich zu anderen Monumental-Epen der Dylan-Geschichte definitiv nicht so grandios, dass ich 40 oder 50 Strophen brauche. Hätte der alte Zausel (schönes Wort, tolo, und gar nicht so unpassend, finde ich) etwas mehr kreative Selbstdisziplin geübt, hier und da entschlossen gestrafft, auf das eine oder andere Lied verzichtet und eine Platte mit 50 Minuten statt fast 70 Minuten Spielzeit und so hinreißenden Nummern wie Duquesne Whistle, Soon after Midnight, Long and Wasted Years, Pay in Blood, Roll On John gemacht, wäre ich vor Begeisterung ausgerastet.

    Dem stimme ich voll zu – sehe die Platte übrigens bei knapp ****, aber nur wegen der letztgenannten Titel.
    Angeregt durch meine Indifferenz gegenüber den Stücken „Tin Angel“ und „Tempest“ habe ich in den letzten Tagen mehrmals Desire gegengehört – mit den langen Erzählstücken „Hurricane“, „Joey“ und „Black Diamond Bay“. Und da wird dann schon ein gravierender Qualitätsunterschied zu den neuen Stücken hörbar, sowohl textlich (Desire hat Dylan allerdings auch nicht allein geschrieben), als auch von der musikalischen Spannung.
    Die Stücke von Desire könnten ihre Geschichte noch gerne länger erzählen, bei den genannten Stücken von Tempest bin ich froh, wenn sie vorbei sind.
    Und bei ich ertappe mich öfter dabei, dass ich bei „Tempest“ zum tollen „Roll on John“ skippe.

    --

    Love goes on anyway!
    #8334759  | PERMALINK

    tolomoquinkolom

    Registriert seit: 07.08.2008

    Beiträge: 8,651

    bullschuetzIch zum Beispiel höre auf der Platte eine absolut faszinierende Gesangsperformance – nuancen- und abwechslungsreich, emotional vielschichtig, von superzärtlich bis hundsgemein, von knurrig-wuchtig bis schwerst verletztlich, von märchenonkelraunerisch bis lässig, von lakonisch bis aufgewühlt. Ein großer Gesangsschauspieler! Und wie Dylan phrasiert, mit dem Rhythmus spielt, extrem verschleppt und dann wieder auf den Punkt knurrt – ich find’s grandios und ziemlich einzigartig.

    Dass diesmal gleich mehrere Songs arg länglich und abwechslungsarm geraten sind, will ich bei aller Liebe zu Dylan nicht abstreiten. Narrow Way, Scarlet Town, Tin Angel und Tempest – jeden dieser Songs für sich genommen könnte ich recht gut vertragen. Aber alle vier zusammen ergeben allein 38 Minuten Spielzeit und verführen mich beim Zuhören recht unwiderstehlich zur Gedankenabschweifung. Obendrein finde ich zum Beispiel den Text von Tempest im Vergleich zu anderen Monumental-Epen der Dylan-Geschichte definitiv nicht so grandios, dass ich 40 oder 50 Strophen brauche. Hätte der alte Zausel (schönes Wort, tolo, und gar nicht so unpassend, finde ich) etwas mehr kreative Selbstdisziplin geübt, hier und da entschlossen gestrafft, auf das eine oder andere Lied verzichtet und eine Platte mit 50 Minuten statt fast 70 Minuten Spielzeit und so hinreißenden Nummern wie Duquesne Whistle, Soon after Midnight, Long and Wasted Years, Pay in Blood, Roll On John gemacht, wäre ich vor Begeisterung ausgerastet.

    Keine Einwände. Es ist wie es ist. Du hörst das Album eben anders als ich. Für beides gibt es gute Gründe.

    Was die von dir angesprochene mangelnde Selbstdisziplin betrifft, wäre sicher ein Co-Produzent für das Album keine schlechte Idee gewesen. Nach meiner Ansicht hat Dylan nicht selten ein Problem damit, seine künstlerische Kreativität mit der Produktion im Studio in Einklang zu bringen. Ich glaube nicht, dass er als Jack Frost/Bob Dylan Opfer eigener Selbstgefälligkeit wird, sondern eher, dass er wohl anderen Produzenten nicht mehr traut oder vielmehr ihnen nicht mehr zutraut Ideen nach seinen Vorstellungen umzusetzen. Vermutlich ist ihm aber oft selbst nicht klar, wie sein Album eigentlich klingen soll. Dies wiederum mag vielleicht daran liegen, dass er mehr Songschreiber und Geschichtenerzähler, als Musiker ist. Und vielleicht ist er ja auch ein klitzekleines bisschen starrsinnig.

    Mir fallen spontan ein paar Produzenten bzw. Co-Produzenten ein, die sich Dylan hätte gönnen können: Tchad Blake, T-Bone Burnett, Daniel Lanois, Todd Rundgren und – ja – weshalb nicht auch Rick Rubin. Bei den Alben die mir von Dylan gefallen, waren stets – mit Ausnahme von BLOOD ON THE TRACKS (eine chaotische Produktionsgeschichte, die jeden Produzenten zur Verzweiflung gebracht hätte) – andere Produzenten verantwortlich bzw. mitverantwortlich: Daniel Lanois (OH MERCY), Bob Johnston (NASHVILLE SKYLINE), Rob Fraboni (PLANET WAVES), Gordon Carroll (PAT GARRETT & BILLY THE KID).
    .

    --

    #8334761  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,675

    Joe Henry wäre meine erste Wahl als Produzent.

    --

    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #8334763  | PERMALINK

    notdarkyet

    Registriert seit: 15.04.2011

    Beiträge: 701

    tolomoquinkolom
    Was die von dir angesprochene mangelnde Selbstdisziplin betrifft, wäre sicher ein Co-Produzent für das Album keine schlechte Idee gewesen. Nach meiner Ansicht hat Dylan nicht selten ein Problem damit, seine künstlerische Kreativität mit der Produktion im Studio in Einklang zu bringen. Ich glaube nicht, dass er als Jack Frost/Bob Dylan Opfer eigener Selbstgefälligkeit wird, sondern eher, dass er wohl anderen Produzenten nicht mehr traut oder vielmehr ihnen nicht mehr zutraut Ideen nach seinen Vorstellungen umzusetzen. Vermutlich ist ihm aber oft selbst nicht klar, wie sein Album eigentlich klingen soll. Dies wiederum mag vielleicht daran liegen, dass er mehr Songschreiber und Geschichtenerzähler, als Musiker ist. Und vielleicht ist er ja auch ein klitzekleines bisschen starrsinnig.
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    Ja, das kann ich nachvollziehen. Dylan selbst betont immer wieder (bei den wenigen Gelegenheiten), dass er die Lyrics in den Mittelpunkt stellt. Er absolutiert sie sogar in meinen Augen (Ohren). Mit Melodien hätte er nichts zu schaffen, immer wieder seine Aussage.
    Im aktuellen Interview sind einige interessante Stellen dazu. Er lässt die Band beim Soundcheck auf seine neuen Lyrics jammen. Er will, dass die Songs Live funktionieren (auch wenn er „früher“ vielleicht bessere Songs geschrieben hätte, die aber Live nicht funktionieren würden…) etc.
    Auch mit Produzenten hat er seine Lyrics immer wieder mit unterschiedlichen Schemen (Rhytmen) einspielen lassen. So ala „Spielt das mal als Boogie“, „Macht hier mal nen 12Bar“.

    Sehr interessant dazu ein aktuelles Feature aus des Uncut Magazine:
    http://www.uncut.co.uk/bob-dylan/life-with-bob-dylan-1989-2006-feature

    Für mich ist halt der Songschreiber (und performing Artist!) Dylan von höchstem Interesse. Deshalb kann ich auch mit vermeintlich zu lang geratenen (vermeintlich nicht abwechslungsreichen) Stücken wunderbar leben. Mit den meisten zumindest.

    Die Lyrics von Tin Angel (Und ihre Betonung) hauen mich schier vom Hocker. Die Musik passt für mich perfekt und es wird mir keine Sekunde langweilig. (Was für ein brutaler Text. Ich musste da mehrmals Schlucken.)
    Scarlet Town gefällt mir gerade wegen seiner musikalischen Schlichtheit.
    Bei Tempest bin ich mittlerweile auch in Schwierigkeiten. Zu viel Soundbrei. Zu wenig Spitzen (gerade wegen des alles andere als anheimeligen Textes).

    Starrsinnig ist der Künstler Dylan mit Sicherheit. Er lässt sich weiterhin nicht auf Radiokonforme, Massentaugliche, ökonomisch perfekt Verwertbare Zielproduktionen ein. Ich mag das. (Wobei ich keinem der genannten Produzenten unterstellen würde, dass zu tun; Die Oh-Mercy Studio-Bootlegs zeigen aber z.T. wo Lanois eher hinwollte. Aber eh alles Kokolores: Live ist z.B. „Man in the long black coat“ eine verdammte Wucht. Jede Live gehörte Version war in meinen Ohren um längen eindringlicher, tiefer und ehrlicher als die gute Studioversion.).

    Ob die aktuellen Songs mit Hilfe durch einen guten Produzenten besser wären? I don`t know. Das vorliegende Ergebnis gibt zumindest mir ausreichend „Satisfaction“.
    Und sollten es Songs von Tempest auf seine Live-Setlist schaffen: Da ist noch wunderbar viel Spielraum :-)

    --

    #8334765  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

    Registriert seit: 09.07.2002

    Beiträge: 40,480

    dengelIch glaube nicht, das die besser ist als „Modern Times“.

    j.w.Doch, ist es.

    Muss mich korrigieren. Es ist nicht besser als Modern Times, was aber nicht daran liegt, dass Tempest weniger gut ist als zunächst angenommen, ich habe nur bei meinem „die letzten Dylan-Alben im Kontext hören“ immer wieder Modern Times aufgelegt und festgestellt, dass ich die wahre Qualität der Platte damals nicht voll erfasst habe. Ein fantastisches Album.

    --

    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #8334767  | PERMALINK

    captain-kidd

    Registriert seit: 06.11.2002

    Beiträge: 4,140

    tolomoquinkolomDies wiederum mag vielleicht daran liegen, dass er mehr Songschreiber und Geschichtenerzähler, als Musiker ist.
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    Diese Aussage halte ich für äußerst gewagt in Anbetracht von mehr als 100 Konzerten pro Jahr seit mehr als zwei Jahrzehnten. Für Cohen und Konsorten mag so etwas stimmen – aber doch nicht für Dylan. Finde sowieso, dass die Fokussierung auf die Texte bei Dylan zu kurz greift. Ich liebe Dylan vor allem wegen der Musik seiner Songs, der Melodien, der Stimme. Die Texte sind sicherlich ganz groß, keine Frage. Aber Musik liebe ich der Musik wegen. Ist die scheiße, würde das auch ein guter Text nicht rausreißen.

    Zum Album: Höre es nur noch. Erste Hälfte ist phantastisch, sicher mit das beste, was er seit 40 Jahren rausgebracht hat… Aber mit dem Blues-malen-nach-Zahlen-Stück kippt die Sache leider etwas. Würde trotzdem jetzt ****1/2 geben.

    Und zur Diskussion über die Produktion: Finde, dass seine selbst produzierten Alben sehr sehr kut klingen. Lanois ist mir mit seinen Echos und Flangern immer ein wenig zu gekünstelt, obwohl TOOM natürlich ganz groß ist. Mercy dagegen hat überhaupt keinen Biss, vor allem bei den rockern. Man höre dagegen Love & Theft – da packen die Gitarren aber sowas von zu. Das ist für mich überhaupt sein bestklingendes Album. Mir würde kein aktueller Produzent einfallen, der passen würde. Und bitte nicht rick Rubin – so alt ist Bob nun auch wieder nicht, dass er so einen Gimmick-Produzenten braucht. Danger Mouse wäre mal interessant – der hat mit Norah Jones ja ganz gute Sounds gemacht.

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