blindfoldtest zum jahresende

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  • #12416831  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ach, 1-8 ist ein Sänger? Klar, beim zweiten Hören … repeat :-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #12416903  | PERMALINK

    vorgarten

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    redbeansandrice2-6 so stell ich mir ja McPartland plays Wilder vor… aber das können auch ein dutzend andere Pianisten sein, ich find es jedenfalls grossartig.

    das ist ein eigenartiger pianist, der in seiner zwischenstuhligkeit zu wilder sehr gut passt. ich glaube, er war hier noch nie thema.

    redbeansandrice
    2-8 will jetzt gar nicht beschwören, dass das nicht Musiker sind, die ich in anderen Kontexten mag, aber. Der Bass-Sound ist fies und scheint es auf 1980 +- 5 Jahre einzugrenzen… in der Rhythmusgruppe ist auch sonst recht viel los… Sind das zwei Keyboards oder Keyboard und Gitarre? ein einziger Drummer? Die beiden Solisten an Trompete und Saxophon (diesmal schon Alt und nicht Sopran, oder?) sind vergleichsweise altmodisch in Ton und Vokabular… irgendwie sympathisch find ich es ja, aber es ist mir ein bisschen anstrengend.

    kann ich alles nachvollziehen, kommt aus einer anderen ecke als 1-3 und ist außerdem uptempo, deshalb hier sehr willkommen. du magst den eigentlich, wir hatten es schon mehrfach von ihm. der bassist mit dem fiesen ton ist a-liga. in den credits sind ein drummer, zwei pianisten und zwei gitarristen verzeichnet.

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    #12416911  | PERMALINK

    vorgarten

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    wahrbft 34 1 track _1
    Ärger ist ein Mann, Schuld ist immer eine Frau. Ich kenne mich mit Jazz-Stimmen nicht so gut aus. Das hier ist älter, 1950er irgendwann. Piano spielt keine Note zuviel, nimmt sich zurück, wie auch die übrigen Instrumente (man könnte beim ersten Hören fast denken, es gibt nur das Piano). Aus diesen und ähnlichen leisen Settings ist dann irgendwann auch Bossa Nova entstanden, auch wenn dort der Schmerz anders verhandelt wird, nicht so direkt (damit lernten die Brasilianer während der Diktatur die Zensur zu umgehen: Stücke über die Liebe zu schreiben, bei denen es nicht um die Liebe ging, sondern darum, wie die Umstände sie verhinderten). Der Gesang ist schon sensationell gut, sehr klar in der Aussage und in der Erkenntnis, aber er holt auch das eigene Verlangen nach oben, dass am Ende die letzte Konsequenz der Trennung doch so schwer macht. Ich muss an eine Art Gegenentwurf zu Hank Williams denken, der ebenfalls in seinen Songs seiner Frau eigentlich an allem die Schuld gibt, gemein und unfair sein kann, wegen seines eigenen Verlangens aber immer wieder die Beziehungskämpfe verliert. Ich glaube aber, seine Frau konnte auch ganz gut austeilen.

    ich kenne hank williams nicht gut, aber ich mag die querverbindungen hier ;-) das stück ist noch älter als du annimmst, nicht so super bekannt, weil es die interpretation auf sängerinnen reduziert (der wilder-freund sinatra hätte sich damit natürlich lächerlich gemacht). die sängerin hier müsste viel bekannter sein, das selbstbewusste klavier spielt sie selbst.

    wahrbft 34 1 track _1bft 34 1 track _2
    Noch älter als _1, wieder eine Beziehungsszene, es geht auch hier darum, dass der Sängerin das Problem ihrer Beziehung bewusst ist, sie die Spiele ihres Partners durchschaut, aber in gewisser Weise trotzdem auf ihn wartet.

    ja, die große masochistische tradition der songs of unrequited love… die sängerin ist sehr bekannt, zeigt hier aber neue facetten. den song kennt kein mensch.

    wahrbft 34 1 track _1bft 34 1 track _3
    Hier wird der Ausbruch aus der Liebesbeziehung angekündigt, oder vielleucht der letzte Versuch ihrer Rettung. Lösungsvorschlage werden versucht, weitere Versuche vorgeschlagen, es wird ein Zeitrahmen gesteckt – give me time, (than) I give you love – die Sängerin ist aber hier diejenige, die die Schuld bei sich sucht. Sie bittet um Aufschub, um Zeit, ein paar Dinge zu ändern, mehr Leidenschaft einzubringen. Am Ende klingt es fast flehentlich, als wäre ihr bewusst, dass die Chancen nicht gut stehen. Die Musik ist auch eher getragen, wieder ein sehr reduziertes Setting.

    hier hätte ich gedacht, du kennst den (!) interpreten (!). hier gibt es eher ein queeres element der komplizenschaft zwischen ihm und dem komponisten und dem text, eigentlich ist das auch für frauen geschrieben. hat bei dir ja auch zu verwirrung geführt ;-)

    wahrbft 34 1 track _1
    bft 34 1 track _5
    „Love is not an easy thing to lose.“ Nun ist es also geschehen, die Liebe ist verloren gegangen. Die Lady ist allein und erstarrt. Und allein. Noch ist keine Zuversicht in Reichweite. Das Vibrafon, das ziemlich zum Ende kommt, vielleicht sowas wie eine aufkeimende Helligkeit symbolisierend, ist jetzt interessant, die ersten Töne hat tatsächlich mal Beefheart zitiert (auf dem „Smithsonian Institute Blues“, dort hat Roy Estrada das Vibrafon beigesteuert), vielleicht war es auch Zufall, aber bei Beefheart ist sowas meist keiner. Blues zu Blues gesellt sich gern.

    interessant. auch, dass du aus der tracklist eine große erzählung machst. da ist vielleicht was dran. sängerin ist große untergründig verzweifelte cool school.

    wahrbft 34 1 track _1bft 34 1 track _6
    Aufhellende Klaviertöne jetzt. „It’s so peaceful in the country“. Ein Rücksichtsort wird besungen. Ein Loblied auf die Ruhe auf dem Land. Dabei weiß eigentlich jeder, der mal auf dem Land gelebt hat, dass es hart sein kann, wenn man anders ist als diejenigen, die gerne auf dem Land leben. It’s hard to live in the country, sang schon Mark E. Smith. Deswegen kann ich mit diesem Song, obwohl schön und sanft, doch eher wenig anfangen. Kann ihn aber verstehen, weil er in den Kontext passt: Hat man sich auf Trk_5 endgültig getrennt, ist allein und spürt sich kaum noch, so benommen macht einen die Trennung, dann wählt man vielleicht auch eine passende Umgebung aus, von der man sich eine Heilung der Narben verspricht, eben das Klischee vom „stillen, einfachen Leben auf dem Land“. Eine Übergangslösung? Ich hoffe, ab trk_7 wird sich wieder konsolidiert und langsam teilgenommen am urbanen Leben.

    der text hier ist grenzwertig. aber es ist schon toll, wie das die ganze zeit zwischen dur und moll hin und her schlingert. vom land hat hier keiner einen konkreten begriff, glaube ich.

    wahrbft 34 1 track _1bft 34 1 track _7
    Ein samtiges Saxofon, taucht das erste Mal auf, glaube ich. Doch wieder ein Lied kurz vor der endgültigen Krise. Eine Beschwörung, es nochmal zu versuchen. „Ask me or command me, I will obey you.“ Ein Lied von der Abhängigkeit. Es ist eben nicht alles so rational entscheidbar, wir wir es oft gerne hätten. Trotzdem schmeckt mir der devote Ton nicht.

    über den bin ich auch gestolpert. ist besser, wenn das ein mann singt (z.b. der von #1.3)

    wahrbft 34 1 track _1bft 34 1 track _8
    Größerer Orchesterbahnhof. Wieder getragen. Ich werde da sein, egal, wie du mich behandelt hast. Dann aber plötzlich mit einer großen Geste: Auf Wiedersehen, mach deine Erfahrungen, versuche eine Liebe zu finden, wie die, die ich dir geben kann. Ich werde aber da sein, wenn dir dann klar wird, was unsere Liebe bedeutet. Ich finde, das könnte auch gut von Marvin Gaye gesungen werden (der hier aber nicht sing). Aber die Tonalität ist ähnlich. Jedenfalls ein Stück, dass auch in der Trennung doch wieder die Zukunft im Blick hat. Gewonnenes Selbstbewusstsein zeigt.

    du wirst dich noch wundern ;-)

    wahrbft 34 1 track _1
    bft 34 1 track _9
    Ein Song des allmählichen und süßen Näherkommens. Männliche Stimme, Akustikgitarrenorientiert. Eine neue Möglichkeit bietet sich, die jahreszeiten sind hier symbolträchtig. Da geht was, es wird immer besser, immer enger, immer schöner.

    da gleicht sich jemand an der völlig anderen zwillingsschwester ab. aber ich denke hier auch immer an den drink, chapagner und o-saft, und damit an was fröhliches und an eine etwas verrutschte rezeptur aus edlem und billigem.

    wahrbft 34 1 track _1bft 34 1 track _10
    „I’ll be around no matter how you treat me now“, das Stück von 8 in einer anderen Version. Und ich habe das Gefühl, hier kommen sich die beiden Trennenden doch wieder näher, die Musik klingt so versöhnlich, sie ist zwar behalten, aber sie schwappt auch über den Rand, mit dem Orchester, ohne kitschig zu sein. Ich tippe auf Claus Ogerman, mein liebster Orchesterarrangeur.

    nicht ogerman, aber auch nicht weit weg, wenn man in dieser zeit jemand für ein üppiges arrangement, das aber nicht ganz doof ist, gebraucht hat.

    vielen dank für deine tollen kommentare!

    --

    #12416915  | PERMALINK

    vorgarten

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    redbeansandrice2-9 Piano und Bass Duette sind auch so ein Genre, für das ich sehr lange gebraucht hab… wer singt denn mit so einer hohen Stimme mit… der knarrende Stuhl ist auch witzig, den hätte man mit Drummer niemals wahrgenommen… sowas kann man sich eigentlich stundenlang anhören… ich sag mal: wenn ein Track hier aus Europa kommt, dann ist es dieser hier.

    edit: 2-9 ist Blackberry Winter… und es gibt nur einen Pianisten, der so mitsingt… Take 4.

    das war jetzt ganz ungeplant witzig, weil wir uns ja kürzlich über den drummer, der hier den knarzenden stuhl gibt, unterhalten haben ;-) den leader in einem bft unterzubringen, ist natürlich der allergrößte quatsch, aber auf sowas habe ich gar nicht geachtet, ich habe einfach sachen zusammengestellt, die ich wirklich mag und für sich interessant finde.

    --

    #12416929  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind
    1-1 | Trouble Is a Man – Gänsehaut! Das Cole-Trio (p/g/b) hinter der Sängerin passt super, besonders die Gitarre schafft eigentlich allein die ganze Atmosphäre … aber klar, das Solo kriegt jemand am Klavier, eine Spur zu flashy und perlend, aber nicht grad so, dass es stört. Ein Highlight zum Einstieg, bin ich mal so frei zu vermuten

    das solo am klavier kriegt hier die sängerin ;-) ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, aber ich glaube, du hast sie auch entdeckt, als wir vokaljazz gehört haben. ich kenne sie tatsächlich kaum. passt zu wilder, weil eher ein show-act, aber hier eigentlich auch nicht (wie du sagst: alles ist sehr atmosphärisch und reduziert).

    gypsy-tail-wind1-2 | Die Stimme geht weniger an mich bzw. ich brauche etwas, um über die mädchenhafte Intonation zu kommen. Die Gitarre hier macht mehr und heult schon im Intro charakteristisch auf – Barney Kessel? „I’ll Wait“ heisst der Song, den ich noch nicht bewusst gehört habe. Spätestens im Teil, wo die Sängerin erst summt und dann scattet, bin ich vollkommen am Haken. Toll! Auch das Arrangement, das eine allmähliche Verdichtung bringt, aber doch immer karg bleibt.

    wer hier gitarre spielt, konnte ich leider nicht herausfinden (auf #1.1 auch nicht). da steht dann einfach nur „rhythm accompaniment“.
    aber die sängerin kennst du auf jeden fall.

    gypsy-tail-wind1-3 | Toller Song! „Give Me Time“ heisst er wohl und ist auch neu für mich. Wieder brauche ich einen Moment, um über die Theatralik des Sängers hinwegzukommen, aber nach einer Minute bin ich drin – wenn er dann einzelne Phrasen förmlich bellt (darf man „to belt“ so übersetzten? ), die Gitarre eine kurze Girlande einstreut – toll! Sehr eigenwilliger Gesang – toll! Repeat.

    ja, der gesangsstil war damals innovativ und führt natürlich eher zu elvis als zu jazzsängern. ziemlich illustre figur, kannte ich vorher auch nicht, war aber für eine zeitlang sehr populär. (mir fällt gerade auf, dass ich die chance verpasst habe, etwas von johnny mathis unterzubringen…)

    gypsy-tail-wind1-4 | Auch wieder nicht direkt meine Art Gesang – aber da bin ich erstaunlich schnell drin … wie toll die Linie, fast ohne Bewegung wirkt das – und das ist dann wiederum perfekt umgesetzt und die Sängerin präsentiert das wirklich ganz hervorragend, jede Silbe gestaltet, Farben und Schattierungen … repeat. Ach ja, den Song kenne ich immerhin mal wieder, wenngleich nicht gut. „Winter of My Discontent“ – muss ja schon allein des Titels wegen gut sein.

    sie singt text, und im text geht es um den discontent und die leicht schiefe situation. also eher eine cabaret-performance, und sowas hat wilder ja geliebt.

    gypsy-tail-wind1-5 | Sehr schöne Stimme hier – das Vibrato auf den gehaltenen Tönen gefällt mir allerdings nicht so … und da sich der Song so sehr in Billie Holidays Version eingebrannt hat (die ihn doch mit Herbie Nichols geschrieben hat, oder ist das ein Fall von falschen Credits?), tue ich mich hier etwas schwer – das klingt irgendwie wahnsinnig aufgeräumt hier, die Streicher das Vibraphon – das ist die Hochglanz-Fassung. Aber das Timbre der Sängerin gefällt mir sehr gut und hintenraus, wenn sie die langen Töne mit Schlenkern versetzt, finde ich auch das Vibrato super eingesetzt. (Lustigerweise dauert die Version hier exakt gleich lang wie die von Holiday, 3:44 Minuten.) (Zwei, drei Klicks weiter auf dieses Holiday-Tribute von Diana Ross gestossen – den Film kenne ich leider nicht.)

    die sägerin magst du sehr. es gibt zwei kompositionen mit quasi dem gleichen titel, aber sie haben angeblich nichts miteinander zu tun. also wilders song nichts mit dem von nichols/holiday. ich zerbreche mir darüber schon länger den kopf, weil ich sie auch nicht unähnlich finde – aber scheinbar ist das sonst niemandem aufgefallen…

    gypsy-tail-wind1-6 | Okay, den erkenn ich in der ersten Phrase – klar doch! Klick – toller Song, gesungen von einem Sänger, den ich manchmal extrem gerne höre, dann wieder jahrelang vergesse … auch eine Stimme mit einem besonderen Timbre … und im Jazzgesang sicher eine der schönsten Männerstimmen.
    (Den Song gibt’s auch von Mildred Bailey, die hier glaub ich nicht dabei ist?)

    bailey hat mehrere wilder-songs erstaufgenommen, und ich finde sie ganz großartig. aber hier hätten sich alle mit interpretationen gedoppelt, die ich nochmal anders interessant finde – wie diese hier. ich bin gar kein fan des sängers, aber hier ist er großartig.

    gypsy-tail-wind1-7 | Tolles Arrangement mit den sphärischen Vibes, dem Tenorsax und der streckenweise walkenden Gitarre – den Song kenne ich nicht, die Sängerin vermutlich auch nicht … das ist für meine Ohren wieder ein Highlight!
    Und hier eine Zwischenbemerkung: faszinierend, wie die Zeit sich dehnen und zusammenziehen kann. Dieser kurze Song, der kürzeste der 20, wirkt lang, lässt Raum … längere im Mix wirken viel kürzer.

    ja, das liegt wohl daran, dass alle 10 hier wirklich sehr präzise und ambitioniert arrangiert sind und von leuten gesungen werden, die einen echten zugang zu diesem nicht einfachen material gefunden haben. die sängerin hier ist nicht allzu bekannt, aber über das album haben wir schon häufiger geschrieben, die auswahl des songs fiel schwer, weil alle so gut sind.

    gypsy-tail-wind1-8 | Nicht mein Arrangement – aber bei der Qualität der Sängerin fällt es mir leicht, darüber hinwegzuhören … „I’ll Be Around“ natürlich. Ist das eine Soul-Sängerin? Die zweite Hälfte lässt mich das denken, die kleinen Manierismen im Gesang.

    auf jeden fall soul, und dein misgendern hast du schon gemerkt ;-) das ist jetzt eher so ein bft-witz, aber ich dacht ewirklich, dass ihr das alle länger und besser kennt als ich. und das arrangement hat hier auch fans, z.b. @thelonica, verständlicherweise.

    gypsy-tail-wind1-9 | Da hab ich jetzt gegoogelt, weil ich diesen tollen Song seit kurzem kenne (Jackie & Roy, „Lovesick“ – klick) – und da war’s nicht weit zur Auflösung – kenne den Sänger/Gitarristen nicht – gefällt mir sehr gut!

    ich kannte ihn vorher auch nicht. aber der kriegt hier echt was interessantes hin.

    gypsy-tail-wind1-10 | „I’ll Be Around“ nochmal – und das ist wieder bekannt, auch wenn ich einen Moment brauchte – Highlight natürlich, auch wenn mir das Arrangement auch wieder etwas zu geschleckt daher kommt. Als würde jeder Produzent (gibt es in dem Beruf auch Frauen? krass, mir ist keine einzige Jazzproduzentin bekannt, so off the top of my head – Konzertveranstalterinnen und so ja, aber im Plattenbusiness?) denken: „Ein Song von Alec Wilder? Dann gib mir Vibraphon und Streicher!“

    ja, das ist nostalgisch, rückt alles bewusst in eine tradition, zu der der sänger eigentlich eine eher gebrochene beziehung hat, sinatra usw. da hätte mich sehr interessiert, was wilder zu dieser version gesagt hätte.

    danke auch dir für die tollen kommentare. bin wirklich sehr beeindruckt, was ihr alles in den sachen hört.

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    #12416945  | PERMALINK

    brandstand3000

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    Ich find’s auch toll, was alle in den Sachen hören, und was du dann dazu wieder kluges schreibst. sehr schöner bft.

    2.8 den bass sound find ich auch grauenhaft, aber dachte, ich halte mal die klappe… aber auf die 2p, 2g hin muss ich mir es nochmal anhören.

    2.9 dass es doch der bekannteste, der klavier-mitsinger ist, dachte ich nicht. und dachte vom sound eher, dass das 20 jahre jünger sei. tolle aufnahme.

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    #12416953  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    vorgarten

    redbeansandrice2-6 so stell ich mir ja McPartland plays Wilder vor… aber das können auch ein dutzend andere Pianisten sein, ich find es jedenfalls grossartig.

    das ist ein eigenartiger pianist, der in seiner zwischenstuhligkeit zu wilder sehr gut passt. ich glaube, er war hier noch nie thema.

    ok, das hier muss ich bei Zeiten haben… gibt ja einige solche Pianisten, Hazel Scott, Andre Previn, Peter Nero, Cy Coleman… aber deine Beschreibung war perfekt, der Name stand direkt vor mir und dann musste ich nur den Namen und Alec Wilder googeln, und auf den ersten Link klicken… und dabei hatte ich glaub ich noch nie Musik von ihm gehört…

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    #12416955  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Zu Teil 2 les ich noch nichts … versuche es zumindest – gut, schreibt ihr immer die Tracks mit 1- oder 2- Präfix, das macht’s einfacher, vorbeizuscrollen :good:

    Das mit Johnny Mathis fiel mir tatsächlich auf, den hatte ich schon erwartet. Interessant die Spuren zu den Alben, über die wir uns unterhalten haben bzw. der Sängerin, die ich wohl auch entdeckt hatte (da hab ich ein paar Ideen, aber ich gehe jetzt erstmal ins Kino).

    Das mit den zwei „Lady Sings the Blues“ ist ja schräg, der von Holiday beginnt ja immer (auch in Covern) mit dieser Fanfare, die fehlt hier, aber sonst sind sie ja echt nicht unähnlich … das muss ich auch mal in Ruhe nachhören!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #12417027  | PERMALINK

    thelonica

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    Teil II – instrumental

    1 gefällt mir schon gut, wüsste gern mehr über die Sidemen (Drums, Piano, Posaunen). Hier würde ich später mal genauer hinhören, ob der Drummer von Brushes zu Sticks wechselt und zurück, wie die Übergäng genau sind. Ergänzung: Der Track ist ein gutes Beispiel für tension and release, zwischendurch etwas Spannung aufbauen, was ja auch mit feeling zu tun hat, das es möglichst natürlich wirkt. Ist hier auch gelungen und wahrscheinlich muss die Musik öfters gehört werden.

    2 dieses Jahr habe ich noch relativ viel Roy Eldridge gehört, das hier ist anders, aber der Trompeter gefällt mir auch. Ergänzung: Hier gefällt mir besonders, wie die Melodie fast verschleiert wurde, durch die abwechselnden Musiker, die auch noch call and response hinzufügen. Nach dem Intro vom Saxophone kommt gleich die gedämpfte Trompete dazu und irgendwann setzt der walking bass ein, das ist toll gespielt. Ich habe Schwierigkeiten das Stück zu erkennen, weil hier viele Versionen von „I’ll Be Around“ zu hören sind, die kriegt man fast nicht aus dem Ohr. Ich erkenne das Stück (#2) vielleicht, habe aber das Gefühl, dass was an der Melodie geändert wurde, oder bestimmte Parts wurden ausgelassen. Davon profitiert das Stück allerdings, finde ich.

    3 hier bei den ersten drei Stücken hätte ich nicht vermutet, dass vorgarten das gefällt. Ergänzung: Mich erinnert das etwas an dieses eine Solo auf „The Parable of the Poet“. Die Posaune klingt etwas nach Curtis Fuller vielleicht, obwohl er das wohl nicht sein kann. Interessant ist, wie die Posaune das Saxophone unterstützt, die Einleitung spielt, zwischendurch dezent begleitet und auch das Ende vorbereitet. Das kann schnell langweilig klingen, was hier aber nicht der Fall ist.

    4 Kenny Burrell, Jimmy Smith und Donald Bailey („While We’re Young“). Etwas untypisch und weicher für Blue Note, nicht für die Musiker vielleicht. Hier könnte man genauer hinhören, wer von den beiden den Song besser kannte (ich tippe auf Burrell, aber das muss nichts bedeuten). Allen dreien traue ich zu, dass die nur einen Take brauchten, vielleicht auch nicht länger als 5 Minuten, um kurz was zu besprechen. Mittlerweile schätze ich auch sehr das Spiel mit den Besen, alles was nicht laut ist, swingt und trotzdem dynamischer werden kann. Donald Bailey ist hier super (toller Sound ebenso).

    5 das mag ich auch etwas mehr, hat mir aber noch keiner vorgestellt. Die Gitarre ist wirklich sehr leise, aber die wurde ja bewußt so gespielt. Es könnte sein, dass der Drummer die Hi-Hat leicht gedämpft hat (Mel Lewis konnte durch das Bewegen der Zehen die Hi-Hat leiser spielen), auf der Bass drum spielte er einen kaum hörbaren Puls (feathering the Bass drum). Und der Bassist (Milt Hinton? Ron Carter?) ist richtig gut, am Piano spielte jemand eventuell half-time ziemlich oft, was mir auch gefällt. Es könnte eine Frau sein, oder ist das doch Red Garland? Das Konzept am Piano ist relativ zeitlos/modern, das Tempo ändert sich öfters und Blues ist auch drin. Garland mit Gitarre gibt es allerdings sehr wenig, der kann es eigentlich nicht sein. Von der Stimmung her könnte es auch Ellington sein, aber das passt natürlich nicht wirklich. Lieblingstrack hier mit Jimmy Smith, Dinah und Marvin zusammen. Zu den restlichen Tracks eventuell später mehr.

     

     

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    #12417057  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,714

    thelonica hier bei den ersten drei Stücken hätte ich nicht vermutet, dass vorgarten das gefällt.

    warum? (interessiert mich wirklich)

    ich mag jetzt keine stereotype über weißen westcoastjazz aufwärmen, aber mir ist natürlich das filmische und meine idee der atmosphäre sehr nah, und ich mag natürlich interessante arrangements genauso wie modulierte individuelle instrumentensounds, und davon gibt es ja hier genug. im ersten stück gibt es immerhin 10 soli hintereinander, ohne dass es langweilig wird – was an der facettenreichen komposition liegt, aber auch daran, weil sich leute gedanken gemacht haben (eben: wie wird das denn nicht langweilig?). und zwischendurch die dramatik, im leichten aufbrausen des bläsersatzes, wie ein szenen- oder lichtwechsel. im zweiten stück mag ich, wie die einfache melodie nicht verkompliziert, sondern als voraussetzung dafür verwendet wird, den besonderen sound im eigenen spiel zu erzeugen. und das in einer knappen, fast sketchartigen situation. und im dritten dann gibt es plötzlich das energetische element, den – wie redbeans ja bemerkt hat – etwas aufgekratzten ton des altsax, der eine spannung hat und transportieren will. film noir, aber auch die melancholie der etwas radnständigen existenz und die etwas nerdigen musiktheoretischen ambitionen – da passen diese leute und wilder sehr gut zusammen. gunther schuller würde hier noch passen, der hat sich tatsächlich sehr intensiv mit wilder beschäftigt.

    thelonica
    5 das mag ich auch etwas mehr, hat mir aber noch keiner vorgestellt. Die Gitarre ist wirklich sehr leise, aber die wurde ja bewußt so gespielt. Es könnte sein, dass der Drummer die Hi-Hat leicht gedämpft hat, auf der Bass drum spielte er einen kaum hörbaren Puls (feathering the Bass drum). Und der Bassist (Milt Hinton? Ron Carter?) ist richtig gut, am Piano spielte jemand eventuell half-time ziemlich oft, was mir auch gefällt. Es könnte eine Frau sein, oder ist das doch Red Garland? Das Konzept am Piano ist relativ zeitlos/modern, das Tempo ändert sich öfters und Blues ist auch drin. Garland mit Gitarre gibt es allerdings sehr wenig, der kann es eigentlich nicht sein. Von der Stimmung her könnte es auch Ellington sein, aber das passt natürlich nicht wirklich. Lieblingstrack hier mit Jimmy Smith, Dinah und Marvin zusammen.

    gut beschrieben, ein interpretation auf zehenspitzen. ich verstehe, wo deine ellington-assoziation herkommt, aber hauptverdienst an der sophistication hat auch die komposition, die im titel schon das formexperiment verrät. eins der tollsten wilder-themen, eine kippfigur. aber mehr darf ich nicht verraten. keine frau am klavier, und kein garland, der leider zu selten was von wilder gespielt hat („trouble is a man“, mit coleman hawkins).

    --

    #12417067  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,714

    redbeansandrice

    vorgarten

    redbeansandrice2-6 so stell ich mir ja McPartland plays Wilder vor… aber das können auch ein dutzend andere Pianisten sein, ich find es jedenfalls grossartig.

    das ist ein eigenartiger pianist, der in seiner zwischenstuhligkeit zu wilder sehr gut passt. ich glaube, er war hier noch nie thema.

    ok, das hier muss ich bei Zeiten haben… gibt ja einige solche Pianisten, Hazel Scott, Andre Previn, Peter Nero, Cy Coleman… aber deine Beschreibung war perfekt, der Name stand direkt vor mir und dann musste ich nur den Namen und Alec Wilder googeln, und auf den ersten Link klicken… und dabei hatte ich glaub ich noch nie Musik von ihm gehört…

    von hazel scott gibt es auch eine einspielung von „i’ll be around“, auf die bin ich aber noch nie gestoßen. was den herrn hier angeht, kannte ich nur die geschichte, die ja auch erfolgreich verfilmt worden ist, hab aber erst später das alles zusammenbekommen. was er hier macht, finde ich grandios.

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    #12417079  | PERMALINK

    thelonica

    Registriert seit: 09.12.2007

    Beiträge: 4,180

    Oben noch ein paar Eindrücke ergänzt.

    Beim Don Shirley Album sehe ich, dass auch in der Webster Hall aufgenommen wurde. Das ist wirklich eine besondere Location mit interessanter Geschichte, wo zudem unterschiedliche Musik gespielt wurde (Coleman Hawkins, Brookmeyer, Belafonte, Bill Evans, Al Cohn, Joe Newman, Rubinstein). RCA hatte den Saal/Ballroom von 1953-1968 als Studio genutzt, was man vielleicht gar nicht so genau weiß. Möglich wäre, dass Hawkins da mal Rubinstein begegnet war, oder gehört hatte.

    From 1953 to 1968, RCA Records, recognizing the acoustical integrity of the Grand Ballroom, purchased the building and began operating Webster Hall as their East Coast recording venue, Webster Hall Studios.

    Das Foto unten könnte gut das Studio zeigen bzw. die Bühne.

    On Topic: Das Album „That Old Feeling“ vom Al Cohn Sextett mit Joe Newman wurde auch an diesem Ort (Webster Hall) aufgenommen. Oben sieht man jedenfalls ein Octet mit Shadow Wilson, Al Cohn ist wohl mit auf dem Bild, Freddie Green kann man erkennen.

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    #12417113  | PERMALINK

    thelonica

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    Das hier gerade gefunden. Charlie Mariano ist es also, Track 3 im zweiten Teil.

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    #12417125  | PERMALINK

    vorgarten

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    sehr schön! aber könntest du erstmal keine namen nennen? hier sind ja einige noch nicht soweit und können nicht an allem vorbeischauen.

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    #12417363  | PERMALINK

    brandstand3000

    Registriert seit: 29.12.2016

    Beiträge: 244

    Auflösung 1.1 – 1.5

    1.1

    mein liebstes. dass kein schlagzeug dabei ist hab ich gar nicht gemerkt, aber so ist die gitarre ja auch gedacht. außerdem ersetzt das rauschen der aufnahme das rascheln der besen. perfekte interprätation. das piano solo finde ich sehr charmant.

    1.2

    zweitliebstes. das mädchenhafte der intonation kokett, aber perfekt kontrolliert und mit ordentlich tiefe dahinter. summen und gitarre zusammen ist herrlich, sonst dudelt mir die gitarre fast zu viel, aber vielleicht wäre es ohne auch zu spärlich. auf yt und spotify leider ohne den abgeschnittenen satz: you might as well cut… dafür aber am anfang nicht blöd aufgeblendet.

    1.3

    der gesang ist schon toll. dieses wechseln von fast sprechen zu glockenklaren ausbrüchen. super theatralisch, super künstlich überhöht, super 50s teenage angst. und eine ungewöhnliche stimme.
    (hab mir jetzt auch seine version der 1.7 angehört, da wird’s mir schon zu viel, aber ich höre noch direkter eine linie zu marc almond und kevin rowland.)

    1.4

    gefällt mir auch immer besser. die sehen halt sehr brav aus und klingen auch ein bisschen so. aber sehr geschmackvoll und relativ unsentimental.

    1.5

    klingt auch sehr geschmackvoll und weiß, wogegen ja nichts zu sagen ist. sehr schöne stimmlage, angenehm lakonisch vorgetragen. und die stelle im arrangement wo es vom kecken vibraphon in die extrem düsteren posaunen (?) geht, ist einfach fantastisch.

    zuletzt geändert von brandstand3000

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