2019: Jazzgigs, -konzerte & -festivals

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  • #10905405  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Co Streiff-Russ Johnson Quartet

    Zürich, Moods – 13.10.2019

    Russ Johnson (t), Co Streiff (as, ss), Christian Weber (b), Gerry Hemingway (d)

    Gestern gab es mein zweites Konzert im Moods in der neuen Saison. Co Streiff erhielt 2019 eine „carte blanche“, was ihr erlaubte, mit verschiedenen Besetzungen im Moods aufzutreten, u.a. auch im Duo mit Irène Schweizer, einer langjährigen Partnerin von Streiff (Co ist übrigens kurz für Cornelia). Das Quartett mit Russ Johnson nahm vor ein paar Jahren eine Intakt-CD auf, damals mit Julian Sartorius am Schlagzeug. Live hörte ich das Quartett noch nie, aber 2011 beim Unerhört spielten, Streiff, Johnsons und Hemingway ein wunderbares Set, in dem sie Eric Dolphy feierten – bis auf ein Stück von Ken McIntyre stammte damals alles Material von Dolphy, und Hemingway machte ganz allein – old School, ganz wie Pierre Favre (s.o.) und doch wieder total anders – eine vollständige Rhythmusgruppe. Das musste er gestern nun nicht, denn Christian Weber (der damals am Unerhört im nachfolgenden Set mit dem Oliver Lake/Weber/Dieter Ulrich sowie Gast Nils Wogram spielte) war am Kontrabass dabei – auch das Bindeglied zum letzten Konzert, das ich im Moods hörte, und nach wie vor einer meiner allerliebsten Bassisten.

    Das Quartett spielte gestern das sechste und letzte Konzert einer kleinen Tour, die Stimmung war super, das Material sass, es ging vom ersten Stück an zur Sache. Kreisende Melodien, sanglich und oft mit einem etwas wehmütigen, manchmal klagenden Unterton, dazu ein pochender Groove vom Bass, Schlagzeugrhythmen, die in alle Richtungen gehen. Der Geist ist offen, das Tempo kann be- und entschleunigt werden, mal in echt, mal nur scheinbar und wie Weber/Hemingway das – einmal synchron, das andere mal versetzt – anstellen und dabei den Groove nicht verlieren, war allein schon den Konzertbesuch wert.

    Ich kam relativ spät, sass aber dennoch in der ersten Reihe, allerdings am Rand, auf der Seite von Gerry Hemingway. Dieser hatte sein Kit jedoch so aufgestellt, dass ich quasi an seiner Seite sass und sehr gut beobachten konnte, was er so alles anstellte – ohne dabei die volle Dröhnung abzukriegen (Weber hielt sich beim grossartigen letzten Schlagzeugsolo des Abends zeitweise das linke Ohr zu, für ihn war es wohl lauter). Was mir schon auch wieder sehr klar wurde: ich geniesse Jazz in solchem Rahmen schon ungemein mehr als in einem grossen wie bei Festivals (oder wenn Jazzmusiker in Klassikhallen auftreten – an manche, in meinem Fall z.B. Sonny Rollins, ist aber anders gar nicht mehr heranzukommen möglich geworden). Gestern passte jedenfalls die Stimmung, das Publikum war für Sonntagabend recht zahlreich erschienen (Streiff und Weber sind aus Zürich, das hilft natürlich). Was mir – gerade im Vergleich mit dem Konzert davor – sehr klar wurde ist, wie gut das Material, etwa hälftig von Streiff und Johnson komponiert – ist. Den Stücken von Streiff wohnt eine Wärme inne, sie hat überhaupt keine Scheu davor, Melodien auszukosten, elegische Linien zu spielen, die aber immer wieder aufgebrochen werden. Eine gewisse Nervosität dringt auch immer wieder durch – das klassische Ornette Coleman Quartet guckt rasch vorbei, Sun Ra winkt von hinter dem Vorhang (das war im Sextett – das zwei feine Intakt-Alben gemacht hat, als das zweite erschien hörte ich es auch live, übrigens in genau so einem vermaledeiten Doppelkonzert, in dem aber für mich damals erste Set für mich überhaupt nicht funktionierte; hier mein damals sehr salopp für das Organissimo-Forum formulierter Bericht).

    Das Quartett ist freigeistig im besten Sinn. Die Stücke bieten nicht nur Halt sondern auch Inspiration, es wird mit Stimmungen gearbeitet, aber auch mit Grooves, mit Verschleppungen, Verdichtungen. Oft scheint sich eine Art Karussell in Bewegung zu setzen, doch bald merkt man, dass es oval ist und sich obendrein auf einer elliptischen Bahn zu bewegen scheint. Es werden keine Haken geschlagen, bloss weil das halt Mode ist, instinktsicher und in oft ans Schlafwandlerische grenzender Einigkeit bewegen die vier sich voran. Plötzlich trommelt Hemingway einen satten Funk-Beat, oder Weber verhakt sich an einem tiefen Ton, den er – thump thump thump thump thump – über mehrere Takte wiederholt, während Saxophon und Trompete zu einer leicht dissonantem und gerade daher so bewegender Einheit finden. Ein kompakter Gruppensound, der aber auch viel Raum für Soli bot. Streiff glänzte am Alt mit einem beweglichen, recht weichen und doch sehr klaren Ton, das Sopran klang etwas schärfer, aber auch da war der Ton ein voller und niemals verhärterer. Johnsons Trompete beeindruckt mich jedes Mal sehr (live kenne ich ihn bloss von den bisher drei Konzerten mit Streiff, die sich über 13 Jahre verteilen – ein paar Gelegenheiten habe ich leider zwischendurch verpasst). Er verfügt wohl über ordentlich Technik, doch setzt er sie so ein, dass er nicht zum Kraftprotz oder Tempobolzer wird – ganz im Gegenteil, auch die schnellsten Passagen wirken stimmig, oftmals geradezu lyrisch. Und darin scheint er Streiff ein Geistesverwandter zu sein, auch bei ihr gab es rasende Läufe, auch bei ihr kam aber nie ein Gedanke wie: „boah ist die gut!“ auf – und gerade darum sind die beiden so verdammt gut. Sie brauchen dafür auch kein Understatement oder so, sie stehen halt einfach hin und spielen ihr Zeug, und das Zeug und wie sie es spielen ist richtig gut.

    Die Freiräume, die in dieser Besetzung auch zur Gefahr werden können, wurden jedenfalls gestern von allen vieren einzeln, aber auch von der Gruppe als ganzer souverän genutzt, der Sound klang stets organisch, durchdacht, und am wichtigsten: sehr eigen. Immer wieder dachte ich an grosse Weiten, an Wüsten, wurde da und dort ein wenig an die Grooves des Trios Romano-Sclavis-Texier erinnert, was wohl kein völliger Zufall ist – ohne dass ich in irgendeiner Richtung Einflüsse behaupten würde, viel eher scheint mir die Vorgehensweise, die Absicht, quasi die Bilder, die zu Musik verarbeitet werden, in mancher Hinsicht zu ähneln.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #10905495  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Mein letztes Bennink Konzert mit „The Quartet.NL“ ist inzwischen schon wieder eine Weile her, aber ich hatte ja versprochen kurz Bescheid zu sagen, ob es wirklich fantastisch war – ja, war es… Vorhin nochmal kurz mit einem Kollegen gesprochen, der sonst kaum Musik hoert aber gerne das zweite Bennink Konzert in kurzer Zeit mitgenommen hatte… er ist auf jeden Fall beim naechsten Mal wieder dabei… Was bei Free Jazz Konzertem ja eigentlich nicht selbstverstaendlich ist, also, dass Leute, die zu Hause keine Moeglichkeit haben, Musik zu hoeren, weil das Interesse fehlt, sagen, natuerlich sind drei Konzerte pro Jahr nicht zu viel, wenn Han Bennink dabei ist… Sind sie auch nicht, denn Han Bennink gehoert ganz sicher zu den fuenf besten Liveschlagzeugern des 20. Jahrhunderts – und auch jetzt wo das 20. Jahrhundert lange vorbei ist, bleibt es beeindruckend zu sehen, wie der 77jaehrige noch immer die Schuhsohle verwendet, um die Toms abzudaempfen (oder so)… letztes Mal hatten wir ihn mit Ray Anderson(tb)/Paul van Kemenade(as)/Ernst Glerum(b) gesehen – das war mehr so eine implizite McLean und Mingus Hommage, eine vergleichsweise ernste Sache aber super gelungen. Dieses Mal war es eine explizite Mischa Mengelberg Hommage im Quartett mit Benjamin Hermann/Peter Beets und wieder Glerum (der in dieser Band kuerzlich die verstorbene Legende Ruud Jacobs ersetzt hat). Herman und (in gewissen Grenzen auch) Beets repraesentieren sowas wie die Young Lions Generation der Niederlande. Gerade Herman ist lokal sowas wie Wynton Marsalis und John Zorn in einer Person – ist halt ein kleines Land. Und klar ist das keine leichte Rolle, Augenzwinkern+bester Postbop Altist im Umkreis+Mengelberg Hommage… aber was er definitiv fuer sich sprechen hat, ist dass er echt gut Saxophon spielt, also, echt gut, und es wirklich schaffen will… Beets ist so jemand, der als junger Mensch noch Johnny Griffin hat begleiten duerfen, ein niederlaendischer Michael Weiss. Und „Michael Weiss plays Monk“ ist etwas, was man garantiert unterschaetzt, aber was garantiert gelingt, auch wenn die Klavierstile grundverschieden sind – und das gleiche gilt fuer Beets in der Rolle von Mengelberg – es ist ein bisschen glatter, aber es funktioniert doch vortrefflich… Von den erzaehlten Mischa Anekdoten hab ich mangels Sprachkenntnis nur einen Bruchteil mitnehmen koennen (Mischa traeumt, dass er auf einem Schlachtfeld voller Riesen aufwacht, aber Mischa waere nicht Mischa, wenn er nicht als einziger einen Helm tragen wuerd, oder so…), aber es war trotzdem ein Weltklassekonzert.

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    #10905665  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das klingt doch super @redbeans! Denke Han Bennink ist halt inzwischen auch im Alter, in dem das Reisen auf der Bühne seine Folgen zeitigen kann – und wenn die Musik nur halb inspiriert ist, kommt’s halt so heraus wie neulich hier in Zürich, wo er zwar sehr gut spielte, aber der „Bennink-Effekt“ vermisst wurde. Benninks Begleiterin dürfte übrigens seine Frau gewesen sein @dietmar_ – die ist wohl in der Regel dabei und guckt vermutlich auch, dass er es nicht mehr zu wild treibt … aber der Weisswein muss schon runter, das ist das Minimum.

    Mein nächster Jazz-Termin ist wohl Nubya G am 22. – mal schauen … am 27.10. gäb’s Dave Holland mit Chris Potter und Zakir Hussain … am 9.11. spielt im Moods Maria Grand Trio, da gehe ich ev. hin, bin aber direkt davor noch in einem Konzert mit Musik von Lachenmann/Feldman und davor wohl den ganzen Tag am Lachenmann-Symposium, das hier aus Anlass der aktuellen Aufführung seines Stücks „Das Mädchen mit den Schwefelhölzern“ abgehalten wird (Kritik 1 und Kritik 2).

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    #10905733  | PERMALINK

    dietmar_

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    Wieder spannende Eindrücke von euch. Danke!

    Dass es Han Benninks Frau gewesen sein könnte, kam uns auch in den Sinn. Ich finde keine Belege dafür, einen Artikel in de Volkskrant konnte ich nicht wirklich verstehen. Mir scheint so, als ob Bennink Privates eher zurückhält.

    Von wegen Nubya G.: ist das ein Witz, den ich nicht verstehe? Zu Nubya Garcia gehst du bestimmt nicht mehr freiwillig.

    Da gehe doch lieber zu Dave Holland. Wir haben ihn vor 8 Jahren mit seinem Quintett auf Burg Linn in Krefeld gesehen. Im strömenden Regen verharrten wir in Regencapes und wurden dennoch mit der Zeit nass. Das einzige Mal das ich mit so einer Plane ein Konzert aushielt. Dave Holland war sichtbar beeindruckt von der Stoik des Publikums.

    Unser „Hausclub“ hat diese Saison ein nicht so spannendes Programm – viele Name sagen mir überhaupt nichts, vielleicht bin ich ungerecht? – also ist zur Zeit noch nichts geplant. Aber der eine oder andere spontane Termin wird vielleicht noch hinzukommen?

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    #10905735  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, Nubya Garcia war ein plumper Witz … das Moods macht (ich glaub zum wiederholten Mal, oder die Werbeflyer liegen schon so lange und penetrant herum, dass es mir so vorkommt) ein „London Calling“-Reihe – allerdings eher mit den Club-Jazzern als den „richtigen“, die es ja auch gäbe (Shabaka Hutchings sehe bzw. höre ich da irgendwo dazwischen und finde ihn auch nicht immer super, das 2019er Kometenhypealbum habe ich nie angehört, müsste ich?) … Holland müsste ich wohl an sich schon mal live sehen, aber ich hab die kommenden Wochen viel zu viel vor (in der Woche, die mit Holland am Sonntagabend endet, möchte ich dreimal ins Kino, zweimal – auch an dem Sonntagmittag – geht es an ein Klassik-Konzert und einen niederschwelligeren Jazzabend gäbe es auch noch (Sandra Weiss/Gabriela Friedli/Jan Schlegel). Nach der elend langen Sommerpause drängt sich hier immer alles ein wenig und es gibt viel zu viel aufs Mal.

    EDIT: Welches ist denn Dein Hausclub @dietmar_ – gucke mir das Programm gerne mal online an!

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    #10905853  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    der Name Nubya Garcia ist mir die Tage beim Ueberfliegen des Downbeat Critics Polls wieder begegnet, Nr 2 bei Rising Star Tenorsax und Nr 6 bei Rising Star Kuenstler des Jahres… hmmm… gewonnen hat letztere Kateogrie wie ich gerade sehe der Pianist Sullivan Fortner… der Name sagte mir bis heute morgen ueberhaupt nichts – bis ich beschloss, nachher spontan im Hausclub das Peter Bernstein Quartet anhoeren zu gehen, wo er mitspielt… der Hausclub zeigt sich momentan eh von seiner besten Seite, Moholo am Freitag lass ich wohl aus, aber naechste Woche gibt es voraussichtlich die Necks und in drei Wochen dann nochmal das Akinmusire Quartet

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    #10905855  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Falls Moholo mit den (4/5/6?) Blokes kommt, musst Du schon hin! Da ist ja Jason Yarde dabei, der beste der Amy Winehouse-Saxer ;-)

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    #10905863  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    :) ist nur ein Duett mit Paul van Kemenade, den ich mag, aber neulich erst gehoert hab…

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    #10905869  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandrice
    :) ist nur ein Duett mit Paul van Kemenade, den ich mag, aber neulich erst gehoert hab…

    Alles klar … denke er kann eh keinen echten Dialog mehr, was Duos ein klein wenig erschwert  :whistle:

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    #10905881  | PERMALINK

    dietmar_

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    gypsy-tail-windJa, Nubya Garcia war ein plumper Witz

    Nach der elend langen Sommerpause drängt sich hier immer alles ein wenig und es gibt viel zu viel aufs Mal

    Welches ist denn Dein Hausclub @dietmar_ – gucke mir das Programm gerne mal online an!

    Nein, plump fand ich deinen Witz nicht. Aber ich erinnere mich an deine Aussagen zu eNGi.

    Ich schaffe es nicht so viel zu reisen, wie du es hinbekommst, daher beschränke ich mich meistens auf Konzerte in meiner Stadt Düsseldorf. Hier ist die Szene auch längst nicht mehr so legendär wie im vergangenen Jahrtausend. Ich besuche, meistens mit Frau im Team – ein Austausch ist mir schon wichtig – die Jazz Schmiede vor Ort. Das diesjährige Programm ist aus meiner Sicht das unattraktivste seit ich dort hingehe (dort das erste Konzert im Oktober 2007: das Eric Legnini Trio). Ich beneide dich ein bisschen um dein Luxusproblem. ;)
    Falls du doch etwas interessantes Sichten würdest, wäre ich dir für einen Hinweis dankbar.
    Bert Joris (aus Antwerpen!) + WDR Big Band, STUFF. wollte ich schon in Middelheim nicht sehen .. oder haben wir die kurz angehört …?, Fabian Arends spielt noch irgendwo mit, den mag ich – hoffentlich wird das Programm ab Dezember nur ein bisschen prominenter.

    Penthe möchte zu den Africa Mamas *dickeBackenblas* ;)

    --

    #10905893  | PERMALINK

    dietmar_

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    redbeansandriceder Hausclub zeigt sich momentan eh von seiner besten Seite, Moholo am Freitag lass ich wohl aus, aber naechste Woche gibt es voraussichtlich die Necks und in drei Wochen dann nochmal das Akinmusire Quartet

    Ich werde wahnsinnig. :wacko:

    Ich habe den Eindruck, um mein Land machen viele Musiker einen großen Bogen – vor ein paar Jahren las ich, es wäre aus steuerlichen Gründen für ausländische Künstler unattraktiv (ob das noch so stimmt, weiß ich nicht?) … und dann ist Ddorf auch nicht erste – oft auch nicht zweite Wahl.

     

    Ich müsste mich eigentlich mehr nach Köln orientieren. Doch das wird kaum einer glauben, die Verbindungen der Öffis sind spät Abends/in der Nacht recht bescheiden. Natürlich habe ich freundschaftliche Beziehungen dorthin, doch Besuche sind oft mit unerfreulichen nächtlichen Reisefahrungen verbunden.

    --

    #10906475  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das Programm in Ddorf sieht wirklich nicht so berauschend aus @dietmar_ – aber hier ist für mich auch eher im Bereich Klassik und Oper was zu holen als im Jazz … es gibt eben die Festivals, von denen das Unerhört in der Regel einige gute Sachen bietet (dieses Jahr Wadada Leo Smith solo, darauf freue ich mich schon riesig), das Taktlos muss sich mit dem neuen Konzept erst noch beweisen (ich bin verhalten optimistisch), das jazznojazz hat sich dafür in die Irrelevanz verabschiedet (Nubya Garcia wäre dort perfekt versorgt), das Moods macht viel zu viel aufs Mal und Zuwenig Jazz bzw. oftmals nur an den Randtagen (ich war ja jetzt Montag und Sonntag dort, Dienstag gibt es auch mal noch Jazz, sonst ist das eher Glücksache und überhaupt ist die Programmgestaltung nicht mutig, gerade was den Jazz angeht nicht). Das grosse Kulturangebot hätte ich jedenfalls nicht ohne die Tonhalle (das Tonhalle-Orchester Zürich aber auch andere hauseigene und eingemietete Konzertreihen) und die Oper (auch da gibt es neben Oper und Ballett auch Konzertreihen, aber so ansprechend wie letzte Saison ist das Programm insgesamt diese Saison für mich auch nicht, die zwei Highlights habe ich wohl Ende dieser Woche schon gesehen). Dass es sich dann halt öfter mal so trifft, dass ausgerechnet an einem Abend, an dem ich Klassik hören werde, auch im Moods (oder am Unerhört) grad noch was Gutes läuft, wo es ja nicht mehr sooo viel zu holen gibt für mich, ist dann schon ärgerlich (am Freitag verpasse ich die marokkanische Popsängerin Oum, die ich sehr gerne ein zweites Mal live gehört habe, weil ich in eine zeitgenössische (Art von) Oper gehe, die erstmals überhaupt als Ballett aufgeführt wird). Und gut, die Konzerte, die ich jetzt im Moods gehört habe, waren ja auch „bloss“ zwei lokale Bands mit jeweils einem Gast … Bennink ist klar, aber Russ Johnson und die Locals sind jetzt auch nichts, bei dem man „von aussen“ das Potential abschätzen konnte, auch ich war ziemlich geflasht von dem Konzert, ich hatte mich wieder auf einen eher mittelprächtigen Abend eingestellt, gerade nachdem ich den Abend mit Bennink, von dem ich mir mehr versprochen hatte, schon etwas enttäuschend fand.

    Seitdem ich regelmässig an Klassikkonzerte gehe, ist es halt so, dass ich jeweils im April/Mai die komplette Saison (ca. Ende September/Anfang Oktober bis Ende Juni/Anfang Juli) plane, und auch schon Karten kaufe, damit ich überhaupt an günstige kommen kann … und dann ist das halt so eine Sache, wenn dann im September das Unerhört-Programm rauskommt. Tomeka Reid verpasse ich, die ganze Reid Anderson/Orrin Evans/Bad Plus/Taborn-Geschichte auch, aber ich werde eben Wadada Leo Smith, Kaja Draksler und vermutlich auch Angelika Niescier/Alexander Hawkins hören gehen … immerhin (und ja, bei Niescier habe ich nach wie vor grosse Vorbehalte, aber wenn Hawkins – der sie nicht kennt – mit ihr auftritt, bin ich einfach mal neugierig).

    Hier der Link zum Festival:
    https://unerhoert.ch/

    Und hier, der guten Ordnung halber, derjenige zum Jazznojazz:
    https://jazznojazz.ch/

    Bei letzterem hörte ich vor knapp 20 Jahren u.a. Ahmad Jamals Trio mit George Coleman, das Charles Lloyd Quartet (der ist auch wieder da dieses Jahr, aber ihn hörten wir ja im August), Dave Douglas mit einem tollen Elektro-Gebräu, die wunderbare Shirley Horn, ein irres Konzert von Annette Peacock mit Streichquartett, Tom Harrell mit grösserer Band (Oktett oder so), das Jacky Terrasson Trio, das Trio von Larry Goldings, Dr. Lonnie Smith mit einer jungen niederländischen Band (kennst Du die Leute @redbeansandrice?) … davor gab es auch schon mal Pharoah Sanders, als er noch in Form war (1998 glaube ich?), aber das konnte ich mir damals noch nicht leisten, da ging ich noch zur Schule und die Tickets waren damals schon zu teuer (das Set vom ShabakaKomet kostet z.B. 45 CHF, Konzerte zum Sitzen – ich verpasste da z.B. meine wie sich später herausstellte einzige Chance, Charlie Haden live zu hören – eher auch mal doppelt so viel, aber die Veranstaltungsorte und Preisstrukturen haben sich ein paar Male geändert … ein Tagespass kostet aber schon so viel – oder in der besseren Platzkategorie sogar deutlich mehr – , wie in Antwerpen der Festivalpass …)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10906487  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,483

    Die Band kenn ich nicht (wo ein Blick ueber ihre credentials bei discogs nahelegt, dass man sie an sich schon kennen koennte). Das Problem mit Koeln kenn ich, damals von Duisburg aus bin ich auch viel zu selten hingefahren… obwohl es ja immerhin so ist, dass Stadtgarten und Loft strategisch guenstig an Bahnhoefen liegen (West und Ehrenfeld)… Gerade das Loft-Programm ist schon immer noch Spitze, und gegen 10 Euro pro Ticket kann man echt nicht viel sagen… Wobei ich mich ja wie gesagt momentan auch echt nicht beschweren will, Peter Bernstein gestern war wieder fantastisch, vielleicht spaeter mehr und zwischen 15 und 20 Euro ist immer noch mehr als fair…

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    #10906659  | PERMALINK

    dietmar_

    Registriert seit: 29.10.2013

    Beiträge: 764

    gypsy-tail-windDas Programm in Ddorf sieht wirklich nicht so berauschend aus

    (dieses Jahr Wadada Leo Smith solo, darauf freue ich mich schon riesig)

    Ich vermute, es fehlt (in diesem Jahr) am Geld? Da sind schon versierte Leute des Vereins, die die Auswahl dort treffen, meistens selbst Musiker. Ein bisschen mehr Mut würde ich mir auch dort wünschen, vor allem weil bei ambitionierteren Projekten die jungen Leute von der Musikhochschule schon kommen. Sonst, meist eher älteres bis steinaltes Publikum, da gehören wir mit unseren fiftysomething schon fast zu den Jüngeren … das breite Mittelfeld stimmt wohl eher.

    Wadada würde ich so gerne sehen. Hier wahrscheinlich illusorisch.

    redbeansandriceDas Problem mit Koeln kenn ich, damals von Duisburg aus bin ich auch viel zu selten hingefahren… obwohl es ja immerhin so ist, dass Stadtgarten und Loft strategisch guenstig an Bahnhoefen liegen (West und Ehrenfeld)… Gerade das Loft-Programm ist schon immer noch Spitze, und gegen 10 Euro pro Ticket kann man echt nicht viel sagen… Wobei ich mich ja wie gesagt momentan auch echt nicht beschweren will … vielleicht spaeter mehr und zwischen 15 und 20 Euro ist immer noch mehr als fair…

    Von Duisburg aus ist das nicht einfacher. Ich sollte mir einprägen, dass die Veranstaltungsorte nahe Bahnhöfen liegen. Zur Not hätte ich sogar einen privaten Übernachtungsplatz in K. dessen Besitzer durchaus für Jazz zu begeistern ist, doch dann geht es immer nur mit viel Kölsch. Nicht, dass ich Prinzipielles dagegen hätt‘. ;)

    Preise zwischen 10-20 Euro finde ich durchaus legitim, mehr als angemessen. In der Jazz Schmiede gibt es Tickets teils sogar ab 8 Euro.

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    #10906689  | PERMALINK

    kurganrs

    Registriert seit: 25.12.2015

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    Ich versuche es auch mal:

    Gestern Jazz:

    Mary Halvorson’s Code Girl / Elbphilarmonie, Kleiner Saal / Hamburg / 15.10.2019
    Es war das letzte Konzert ihrer Europa Tournee. Sie ist mit anderen sechs Musikern aufgetreten, die zusammen das Code Girl waren. Die Musiker waren: Mary Halvorson (guitar), Amirtha Kidambi (voice), María Grand (tenor saxophone & voice), Adam O’Farrill (trumpet), Michael Formanek (bass) & Tomas Fujiwara (drums).
    Sie haben aus dem Album „Code Girl“ gespielt, aber auch andere Sachen. Die Musiker haben sehr gut miteinander harmoniert, Frau Halvorson hatte alles sehr gut im Griff. Von den Musikern kann ich keinen hervorheben, alle waren klasse. Vielleicht Amirtha Kidambi, die den Gesangspart sehr gut rübergebracht hat. Adam O’Farrill und auch Tomas Fujiwara waren gut.
    Die Musik kennt man, ich würde sagen etwas in Richtung Avantgarde, aber auch klassischer Jazz. Die Musik war aber sehr zugänglich, angenehm zu Hören.
    Ich kann nur sagen: sehr gelungenes Konzert. :good:
    Unverständlich: wie auch beim letzten Konzert in der Elbphilarmonie (Soap&Skin) gab es wieder Tonprobleme. Es ging gleich am Anfang damit los, während des Konzerts haben sich die Musiker mehrmals beschwert. Teilweise war es auch zu hören. Und sowas in der Elbphilarmonie. :negative:

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