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Inzwischen fast schon eine Forumstradition … ich bin die Tage schreibfaul, aber den Thread können wir dennoch mal wieder eröffnen, das neue Jahr ist ja schon einen Monat und eineinhalb Tage alt.
Der Trend dazu, dass auch in der kreativen Musik immer mehr Leute mit Business Plänen zu operieren scheinen und dass immer mehr Programmleitungen von Festivals ihre eigenen „kreativen“ Ideen umsetzen wollen („Gruppe X aus Züri plus Gast Y von ennet dem Tümpel müsste doch passen“ – das Ergebnis ist leider oft kleiner als die Summe der Teile …) stösst mich zwar derzeit ziemlich ab und so langweilt mich auch das Angebot ein wenig, weil überall dieselben Leute in verschiedenen Kombinationen auftauchen (ein Duo von zwei frei improvisierenden U40ern aus dem Halb-Prekariat kostet natürlich auch weniger als eine ganze Band zu engagieren, und vielleicht wird es ja doch mal gut? Manchmal natürlich schon, aber als Programmleitlinie ist das doch kein gutes Konzept).
Und dazu kommt halt schon auch der Aspekt, dass bei aller Globalisierung und Öffnung, die dem Jazz und artverwandten Musikformen natürlich schon immer irgendwie inhärent waren, der Jazz einen Entstehungsort und eine Zeit hat(te), eine gewisse Gebundheit, eine Tradition, die es auf die eine oder andere Weise fortzuführen gilt (da gibt es dann auch diesen passenden kleinen Merksatz mit der Asche*). Wenn nun Wohlstandskinder aus Westeuropa die Jazzmusik entdecken, was bedeutet das nun? Was bedeutet es, wenn heute die junge Generation von US-Musikern ihre Curricula durchwandert hat und komplexen Scheiss aufführt? Ich habe auch keine patenten Antworten parat, aber die Scheissegaligkeit, mit der heute damit nur zu gerne umgesprungen wird („Jazz ist für alle da, war doch schon immer eine Musik, die für allerlei Einflüsse offen war“ … ja, schon, aber die Musik wird von Menschen gemacht, nicht von sich selbst). Denkfaulheit führt eben auch nicht weit – oder wenn so eine lustige Programmidee dann doch gelingt, hat es meist tiefer liegende Gründe, die nicht vorhergesehen wurden von denen, die den Plan gemacht hatten (vielleicht erhofft, das schon).
Aber gut, hier soll es wie in den vergangenen Jahren drum gehen, Konzerte, Festivals und anderes zu erwähnen, die besucht werden oder wurden – ich hoffe wider jegliche Vernunft, es wird kein Monolog daraus.
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*) „Nicht vergeblich hat die Flamme im Herd so vieler menschlicher Generationen gebrannt und gefunkelt; aber wir, die wir nicht stillstehen, die wir für ein neues Ideal kämpfen, wir sind die wahren Erben der Herde unserer Vorfahren: wir haben daraus ihre Flamme geholt, ihr habt nur die Asche bewahrt.“ (mehr dazu hier: https://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wz_reflexionen/geschichten/897102_Irrwege-einer-Metapher.html)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaHighlights von Rolling-Stone.deOh, du Hässliche! Die 25 schrecklichsten Weihnachtsalben-Cover
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WerbungAmbrose Akinmusire Quartet – Zürich, Moods – 22.1.
Ambrose Akinmusire (t), Sam Harris (p, fender rhodes, synth), Harish Raghavan (b), Justin Brown (d)
Ein phänomenaler Auftakt in das Jazzjahr bot Ambrose Akinmsires Quartet im Moods vor ein paar Wochen. Die Band ist deutlich mehr als die Summer seiner vier Mitglieder. Harris am Klavier (mit einem eher selten eingesetzten Rhodes daneben und etwas Elektronik auf dem Flügel) schafft Räume und öffnet Flächen, Raghavan und Brown sorgen für einen unwiderstehlichen Groove, egal ob das Tempo schnell oder langsam ist. Akinmusire glänzt an der Trompete mit einer Lässigkeit, die nie ins Unverbindliche, nie ins Gepose kippt (mich natürlich in vielem unweigerlich an Lee Morgan erinnert, auch wenn sein Spiel doch ganz anders ist … obwohl, die eine oder andere „half valve“-Passage gab es auch bei ihm). Das Quartett spielte zwei lange Sets (beide über eine Stunde), hatte an dem Abend ganz offensichtlich Lust darauf, zu spielen. Das erste war brennend intensiv, mehr schnelle, teils ordentlich komplexe Stücke, durche die aber mit einer beeindruckenden Sicherheit navigiert wurde – es wurde schon in den ersten Stücken klar, dass die vier sich blind aufeinander verlassen können. Im zweiten Set gab es dann mehr ruhige Momente, in die Akinmusires Ton sich noch natürlicher einfügt als ins schnelle Spiel – es bleibt ja, obwohl man längst weiss, von Lester Young etwa, oder von Joe Henderson, dass „leise“ Musiker intensiv „projizieren“ können (in der Klassik ist das ja nicht anders, mit einem ganz leisen Geigenton eine ganze Halle zu füllen muss man erst mal hinkriegen) – einigermassen erstaunlich, wie der stille, so lyrische Ton von Akinmusire in all den unterschiedlichen Stimmungen seiner Kompositionen immer bestens passt. Einer der schönsten unter den leisen Momenten war auf jeden Fall die Hommage an Roy Hargrove. Brown am Schlagzeug war unglaublich beeindruckend, sein Spiel voller Kanten, permament Haken schlagend aber dennoch flüssig. Raghavan sorgte für den passenden Boden, war immer aufmerksam dabei und setzte auch seinerseits einige Akzente, solistisch kam er jedoch nur wenig zum Zug. Das galt irgenwdie auch für Harris – machte die Sache aber überhaupt nicht bedauernswert, denn die Momente, in denen da eine Band spielte überwiegten oft auch dann, wenn man beim oberflächlichen Hinhören gedacht hätte: ah, Trompetensolo oder aha, Klaviersolo. Ein total beglückender Abend, der mal wieder das beste vorführte, was guter Jazz (und ich meine Jazz, nicht Improvisation) immer noch kann, was Jazz gerade im Konzert so unvergleichlich macht. Ein Tanz im Augenblick, ohne Sicherheitsnetz, in alle Richtungen offen und doch nie beliebig, in der Interaktion, die nie überfrachtet wirkte, stets schlüssig, ein dichtes Netz an Ideen aufspannend, in dem man manchmal fast nicht mehr folgen konnte beim Zuhören …
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Werkstattkonzert – Zürich, WIM – 25.1.
Manuel Mengis – Trompete / Philipp Schaufelberger – Gitarre / Christian Weber – Bass / Marcel Papaux – Schlagzeug
Das erste der freitäglichen Werkstattkonzerte in der WIM, der Werkstatt für improvisierte Musik Zürich, das mich interessiert hätte, verpasste ich leider, weil ich an dem Abend in der Tonhalle war – das Trio Gabriela Friedli-Christian Weber-Michael Griener wäre zu hören gewesen. Doch zwei Wochen später war ich da und hörte zwei Sets eines Quartetts, das wohl früher mit vorbestimmtem Material (aus der Renaissance?) arbeitete, dieses zum Ausgangspunkt für seine Erkundungen nahm, dann aber ganz zur freien Improvisation fand. Die Musik fiel alles in allem ruhig, ja etwas verhalten aus, entfaltete aber gerade in ihrer Stille immer wieder einen feinen Zauber, eine Wärme, die berührte. Christian Weber und Marcel Papaux schienen sehr eng zu sein, ebenso Schaufelberger und Weber sich blind zu verstehen. Mengis sass dagegen so gekrümmt auf seinem Barhocker, dass ich mich schon wunderte, wie er überhaupt Luft in die Trompete hineinkriegte. Allzu viel Luft war wohl für das meist sehr leise Spiel (oft mit Dämpfer) auch gar nicht nötig … aber gerade von ihm hätte ich gerne manchmal etwas mehr gehört. Egal, der Besuch von Konzerten in der WIM lohnt fast immer, allein wegen der Nähe, der Unmittelbarkeit. Und Christian Weber kriegte ich die letzten Monaten leider viel zu selten zu hören.
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Werkstattkonzert – Zürich, WIM – 1.2.
1. Set: Elisabeth Coudoux – Cello
2. Set: Rough: Cave Beat Keller – Gitarre / Oliver Roth – Analog SynthesizerDiesen Freitag war ich dann bereits wieder in der WIM, zwei Sets standen an, das erste ein Solo der in Köln lebenden Cellistin Elisabeth Coudoux (geb. Fügemann). Auf sie hatte mich einst @nicht_vom_forum aufmerksam gemacht, eine ältere CD (eine neue wird demnächst eingespielt) ihrer Gruppe Emißatett und ihre Solo-CD auf Leo Records sind seit einer Weile da und so war ich gespannt auf den Auftritt. Sie spielte ein relativ kurzes (35-40 Minuten wohl, ich guckte nicht auf die Uhr) Set, das sehr abwechslungsreich war. Ein paar Effekte (ein Mikro an der Rückseite des Cellos, ein Motörchen mit Propeller, das auf den Steg geklemmt wurde und dessen Drehgeschwindigkeit mit einem Pedal gesteuert wurde), vor allem aber eine vielseitige Spieltechnik, die wohl an der Neuen Musik geschult wurde, gezupft und gestrichen, rein und „dreckig“ intoniert, mal voll klingend, dann wieder dünn, kratzig. Der kleine Propeller wurde mal ergänzend eingesetzt: er stiess rhythmisch an eine Saite oder auch an zwei oder mühte sich stotternd an einer Saite ab, irgendwann entfernte Coudoux ihn aus der Halterung und hielt ihn mit einer Hand von oben gegen die Saiten. Das Ding kam mir natürlich sofort bekannt vor und als ich Coudoux nach dem Konzert drauf ansprach, dass ich diese Dinger schon mal gesehen hätte und woher die eigentlich kämen, kam die Auflösung: die Idee stammt von Pascal Niggenkemper und wird von seiner Gruppe mit zwei Bässen und zwei Celli eingesetzt. Moment, die hörte ich doch, aber da gab es nur ein Cello (klick) – ja, an dem Abend hätte sie einen Gig gehabt (mit Zeitkratzer) und darum sei die Gruppe in Zürich nur als Trio aufgetreten und sie hole heute ihren Auftritt ja nach … sehr schön, denn unter dem Strich gefiel mir ihr Solo-Set wohl etwas besser als jenes des Trios um Niggenkemper.
Nach der Pause waren ein paar BesucherInnen schon wieder gegangen und die Musik von Keller/Roth vertrieb dann noch ein paar weitere. Keller hat seine Gitarre so umgebaut, dass er direkt Feedback erzeugen, Töne abnehmen und wieder einspeisen kann, die üblichen Gitarrentöne erwartet man denn auch vergebens, er braucht sein Instrument als Klanglabor, das manchmal bis an die Schmerzgrenze aufheulte. Roth am Syntzesizer schien mir eher geerdet, wusste, was er tat, während Keller etwas Wundertütenhaftes hatte – was ich ja schon im Dezember bei einem Duo mit Jason Kahn hörte. Das Duo mit Kahn war vielleicht etwas vielseitiger, aber das Duo mit Roth schien mir stimmiger, etwas konsistenter – aber vielleicht auch eine Spur zu lang (obwohl es wohl auch nur um die 40 Minuten dauerte).
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Die weiteren geplanten Februar-Termine:
Marc Ribot „Songs of Resistance“ – Moods, Mo 11.2.
Jacques Demierre/Louis Schild/Paul Lovens – WIM, Fr 15.2.
Tamriko Kordzaia/Tobias Gerber/Tomas Korber – WIM, Fr 22.2. (*)
Bill Frisell Trio – Moods, Di 26.2.(ja, das Programm hier ist gerade wirklich recht dürftig, es gäbe noch einen Sonntag mit den dreien von Koch-Schütz-Studer in jeweils eigenen Projekten, aber an dem Wochenende habe ich schon zuviel vor – und natürlich kein Wunder, dass Akinmusire, Ribot und Frisell alle an „off-nights“ spielen … gut möglich, dass ich denn auch mal was sausen lasse, weil es mir zuviel wird, schon am Montag Schlafmangel anzuhäufen …)
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*) Kordzaia spielte beim Konzert des Collegium Novum Zürich mit, das ich vor ein paar Tagen hörte, der andere Pianist an dem Abend war Gilles Grimaître, den ich letzten Sommer am Lucerne Festival mit einem kleinen elektronischen/improvisierten Duo-Auftritt gehört habe … schon interessant, wie sich da die Grenzen vermischen (und nein, „Jazz“ ist das alles nicht, dort sind wohl in vielen Fällen die Grenzen auch noch etwas dichter und wenn sie sich öffnen dann nicht unbedingt zu „Musik der Gegenwart“ oder wie immer man das nennen will)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaMarc Ribot „Songs of Resistance“ – Zürich, Moods – 11.2.
Marc Ribot g/voc, Jay Rodriguez ts/ss/fl, Nick Dunston b, Chad Taylor dr
Ziemlich tolles zweistündiges Set gestern … am Anfang ein paar wohlfeile Lacher auf Kosten der dämlichen Amis aus dem satten oh-so-überlegenen Publikum … auf dieses scheint Ribot aber auch abzuzielen mit seinen Songs, unbequeme Fragen kommen nicht sehr viele, die Haltung ist eher eine trotzige und eben: moralische. In der Politik trägt das nicht weit und hilft vermutlich mit, dass wir das ganze möglicherweise total verkacken, weil die Haltung zu oft verhindert, dass die Entwicklungen hinterfragt werden, die ja auch mitten unter uns stattfinden. Am ekligsten an den Lachern über das Land, das gerade etwas gefickt ist, weil es einen Idioten gewählt hat, ist dann aber gerade aus der moralischen Warte wieder, dass hierzulande seit den Neunzigern immer mehr Menschen – inzwischen sind es ja nahezu 40% – kein Problem damit haben, eine xenophobe, populistische Elitepartei, die sich als volksnah gibt und ebenfalls seit den Neunzigern mehr oder weniger die Agenda bestimmt, zu wählen. Auch da: die moralische Haltung hilft wenig, man muss auch mal steil einsteigen – was wiederum nicht heisst, mit denselben unlauteren Mitteln (was ja leider AOC zu tun scheint, eine Fake-News-Schleuder mehr, die die Welt nicht braucht, und ebenfalls eine Vertreterin des Irrglaubens, der moralische Zweck heilige die Mittel – und damit eigentlich eine Verbündete von Trump), aber man sollte sicht vielleicht mal auf ein Ziel verständigen statt sich selber zu zerfleischen wegen jedem Fehltritt, den Menschen nun mal begehen. Schluss mit den Forderungen nach dieser aalglatten Authentizität, die ja eine contradictio in adjecto ist.
Aalglattigkeit kann man nun Ribot gewiss nicht vorwerfen. Wenn er gegen Ende des Abends in einer seiner wenigen Ansagen meint, eigentlich sei er ja nur „a guitar player“, dann holt er sich ja fast schon selber wieder vom moralischen Ross herunter, bloss um dann als zweite, letzte Zugabe („It’s time for some country music now.“) den Carter Family-Song „When the World’s on Fire“ (den er schon beim Set von Ceramic Dog im November sang, wenn ich mich recht erinnere – mit ein paar veränderten Lyrics). Das Line-Up der Band – ich kannte nur Chad Taylor – war schon eine Überraschung: Jay Rodriguez, stammt aus Kolumbien, lebt aber seit langer Zeit in New York, wo er u.a. mit Phil Woods und Joe Henderson studiert, mit Celia Cruz, Dizzy Gillespie, Tito Puente oder Kenny Barron gespielt hat. Ribot war jedenfalls der einzige (ältere) weisse Mann auf der Bühne, der dann auch noch das Instrument der alten weissen Männer bearbeitete und beim Publikum dennoch schon nach den ersten angeschlagenen Akkorden Begeisterungsrufe auslöse. Bei mir dauerte es unter den Umständen eine Viertelstunde oder länger, bis ich all den Ballast ausblenden und einfach der Musik lauschen konnte.
Als „Resistance-Jazz“ bezeichnete das Moods die Musik des Quartetts, eher war es Latinpunkbluesrockjazz, wobei die Punk-Anteile im Vergleich mit Ceramic Dog gering ausfielen und der Funk-Anteil umso grösser. Ribot zeigte, was er an der Gitarre alles drauf hatte (eine klassische hollow-body, sah aus wie eine Les Paul oder so, aber ich war nicht nah genung, um etwas zu erkennen und kenne mich mit Gitarren schlecht aus). Manchmal (z.B. in der Carter Family-Zugabe) spielte er akustisch oder nur minimal verstärkt, dann wieder flächig, es gab funky Rhythmusgitarre ebenso wie zupackende Rock-Riffs und zwischendurch auch mal virtuosen Bebop. Als lange Coda nach dem Carter-Family-Song gab es dann noch eine Rockabilly-Version von „When the Saints“, in ein 12-Takte-Blues-Schema gepackt … dazwischen wurde auch mal eine Ahnengalerie des (altlinken) Widerdstands aufgezählt, von Leo Trotzky und anderen Kommunisten will ich mir nun eher nicht den Weg zur Freiheit vorschreiben lassen, denn die wissen ja bekanntlich besser als ich selbst, was für mich gut ist. Auch wenn die Musik des Quartetts immer Ecken und Kanten hatte, schwappte das alles manchmal schon ein wenig über in Feelgood-Musik für die geplagten Seelen der korrekten urbanen Linken … aber im Fazit dennoch ein tolles Konzert. Und wenn nun selbsterklärte Widerstandsmusik ihrerseits zum Widerspruch anregt, ist das ja wohl auch nicht das schlechteste. Am besten war es jedoch dann, wenn weniger gelabert (gerappt, gesingsangt) wurde, sondern einfach nur musiziert. Jay Rodriguez hat am Tenor einen vollen Sound, ist an der Flöte ebenfalls super (inklusive Summen beim Spielen) und der mir ebenfalls zuvor unbekannte Nick Dunston am Kontrabass und Chad Taylor am Schlagzeug sorgten für meine Ohren immer wieder für Höhepunkte. Sie waren sehr eng beisammen und navigierten die Stücke mühelos durch Tempo- und Rhythmuswechsel, blieben dabei immer flexibel und dehnbar … und Taylor, der nach einer Stunde oder so richtig aufgewärmt war, drehte ein paar Male richtig auf. Bei ihm klingt noch der simpelste Beat sexy. Und wenn er irgendwann den ikonischen „Funky Drummer“-Beat von Clyde Stubblefield spielt, ist natürlich erst recht Feuer unterm Dach. Musik kann eben, so mag ich glauben, am Ende doch sehr viel mehr als Politik.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaFalls jemand morgen auch hin wollte: Das Konzert von Keith und Julie Tippett mit Willi Kellers in Berlin musste kurzfristig wegen gesundheitlicher Probleme abgesagt werden.
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A Kiss in the DreamhouseDanke für deinen klasse Konzertrückblick, @gypsy-tail-wind!
napoleon-dynamite
Falls jemand morgen auch hin wollte: Das Konzert von Keith und Julie Tippett mit Willi Kellers in Berlin musste kurzfristig wegen gesundheitlicher Probleme abgesagt werden.Hm, immer noch wegen Keith Tippett? Oder ist der inzwischen genesen und tritt wieder auf?
Und danke @wahr … der nächste Bericht folgt, gestern war Paul Lovens in der Stadt!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWerkstattkonzert – Zürich, WIM – 15.2.
Jacques Demierre (p), Louis Schild (elb), Paul Lovens (d)
Auch hier nur rasch ein paar Zeilen … vor zwei Wochen ging es in die WIM, weil Paul Lovens vorbeischaute – mit einem Trio, das ihn mit einem altgedienten Improvisatoren (z.B. Demierre-Leimgruber-Phillips, die ich ja zum Glück vor ein paar Jahren in Willisau noch live erwischte) und einem deutlich jüngeren westschweizer Bassisten zusammenführt. Vielleicht war das am Ende ein Schlagzeugtrio? Demierre griff in den Flügel, der mit allerlei Gegenständen präpariert war und bearbeitet wurde, Schild hatte seinen Bass meist auf dem Schoss liegen und bearbeitete ihn so, Lovens hielt sich lautstärkemässig ziemlich zurück und hörte sehr genau hin. Auch er hatte diverse kleine Gegenstände dabei, unterschiedliche Sticks, Filzstücke, Glocken und vieles mehr. Ein ziemlich feiner Trialog war das, in dem vielleicht manchmal das Ganze etwas vergessen ging ob der Versonnenheit, mit der alle drei tätig waren. Gelohnt hat sich der Besuch aber alleweil, denn Lovens ist immer ein Erlebnis und in beiden Sets gab es wunderbare Momente, das zweite geriet etwas druckvoller und dichter.
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Werkstattkonzert – Zürich, WIM – 22.2.
Tamriko Kordzaia (p), Tobias Gerber (ts, ss, efx), Tomas Korber (g, elec)
Über den Hang von improvisierenden Musiker*innen, sich in Zurückhaltung zu üben, gab es gestern dann, wieder in der WIM, eine kleine Diskussion … „no fucking restraint“ sollten sie aussen über die Tür sprayen, das mein Vorschlag. Allerdings ist es ja auch nicht gerade wünschenswert, wenn alle permanent alles raushauen, was sie gerade denken oder auch nicht denken. Gestern klappte gerade diese Balancen ganz hervorragend und so waren die zwei kurzen aber konzisen Sets, die das Trio spielte, eine wirklich feine und runde Sache. Sie wussten sich zurückzunehmen, versanken darob aber nie in der tüftelnden Pianissimo-Ecke, wie es eben oft geschieht, wenn frei musiziert wird. Kordzaia kokettierte damit, ihr erstes Impro-Konzert überhaupt zu spielen, sie hatte allerdings an den offenen Deckel des kleinen Flügels ein paar Notenblätter geklebt – und im zweiten Set in einer der schönsten Passagen des Konzertes möglicherweise etwas davon gespielt? Gerber wechselte zwischen Tenor und Sopran hin und her, ersteres spielte er im zweiten Set auch mit einem Pedal, wobei der erzielte Effekt in dem Klangstrom, den Korber erzeugte, nicht klar zu identifizieren war. Korber hatte seine Gitarre (bzw. eine Art Gitarre) auf einem Tisch vor sich liegen, darum herum ein Notebook und diverse weitere verkabelte Gerätschaften. Vom Saxophon hätte man sich vielleicht ein paar Töne mehr gewünscht, auch ein paar Ausbrüche, die aber vermutlich einfach nicht Gerbers Sache sind. Doch klangen die Saxophone mit der GitarrenElektronik total schön zusammen und das Klavier – natürlich auch wieder oft im Innern gespielt und präpariert – wurde darüber manchmal fast zur Solo-Stimme, bevor es dann wieder verstummte oder Raum für die anderen liess.
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Die nächsten Termine:
26.2. – Bill Frisell Trio (Tony Scherr, Kenny Wollesen), Moods
2.3. – Kontrabassduo Studer-Frei mit Hans Koch & Giancarlo Schiaffini, Schlosserei Nenninger
14.3. – Taktlos 2019: Schnellertollermeier, Eve Risser Solo, Joshua Abrams & Natural Information Society
15.3. – Chris Jeger/General Arka & Gianni Gebbia/Luca Lo Bianco/Marco Käppeli, WIM
16.3. – Taktlos 2019: Mette Rasmussen/Sofia Jernberg, Camille Emaille/Hans Koch/dieb13, Manuel Troller Solo, Oren Ambarchi/Will Guthrie--
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Peter K. Frey (b), Daniel Studer (b), Hans Koch (ss, bcl), Giancarlo Schiaffini (tb)
Vor einer Woche besuchte ich zum ersten Mal eins der Konzerte, die in der Schlosserei Nenninger in der Binz in Zürich stattfinden. Ein wunderbares Ambiente, wie rasch klar wurde (schon vor dem Konzert, als ich den Schnappschuss oben machte, mit Studer und Schiaffini im Hintergrund). Das Quartett spielte ein wunderbares Set, zupackend, dicht, konzentriert. Wo es Raum brauchte, gab es ihn, wo es Beschleunigung brauchte, gab es sie, wo eine Reaktion gefragt war, fand sie statt und wo nicht, da eben nicht – die hohe Kunst der freien Improvisation, zelebriert von zwei tollen Bläsern und zwei Kontrabassisten. Alle vier entlockten ihren Instrumenten eine Vielzahl an Klängen, die sich zu einem Strom zusammenfügten, der einen mitnahm – mal nachdenklich, dann ruppig, mal laut, dann nur hingehaucht: Kochs Luft-Geräusche, Schiaffini, der mit dem herausgezogenen Stimmbogen an Eisen klopfte, das in der Schlosserei halt so herumstand. Am überraschendesten fand ich aber die beiden Bässe, selbstlos in der Haltung, äusserst abwechslungsreich im Klang, mit Bögen, mit Drum-Sticks, geschabt, geklopft, gezupft und gestrichen – was für ein wunderbar klingendes Instrument, auch in der freien Improvisation.
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Das Bill Frisell Trio liess ich übrigens wegen drohendem Konzert-Overkill aus … schade, aber es war schon das richtige, wenn etwas ausgelassen werden musste. Irgendwann schaffe ich es doch noch, Frisell live zu hören …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba(Fern-)Erkenntnis aus der Residency im Cafe Oto: Joe McPhee hat zwei verschiedene AC/DC-Hoodies
(Pics: Hausfotograf Dawid Laskowski@Facebook)
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A Kiss in the DreamhouseA propos fern und nah: Carla Bley nächste Woche @napoleon-dynamite?
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windA propos fern und nah: Carla Bley nächste Woche @napoleon-dynamite?
Ich wollte dir die Tage schon schreiben, gypsy: Einen Tag vorher bleibe ich auf halber Strecke nach Zürich bei Carla Bley in München hängen. Mehr als ein Tagestrip ist bei mir momentan leider zeitlich nicht drin.
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A Kiss in the Dreamhousenapoleon-dynamite
gypsy-tail-windA propos fern und nah: Carla Bley nächste Woche @napoleon-dynamite?
Ich wollte dir die Tage schon schreiben, gypsy: Einen Tag vorher bleibe ich auf halber Strecke nach Zürich bei Carla Bley in München hängen. Mehr als ein Tagestrip ist bei mir momentan leider zeitlich nicht drin.
Schade – aber Du kriegst sie also auch zu hören, das ist doch die Hauptsache!
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17.5. – Zürich, Moods
18.5. – Espinho (Portugal), Auditório de Espinho
20.5. – Wien, Porgy & Bess
21.5. – Graz, Generalmusikdirektion
22.5. – Graz, WIST (Diskussion, 11-14 Uhr)
24.5. – Köln, Stadtgarten
25.5. – Köln, StadtgartenDicke Empfehlung für alle, die es irgendwie einrichten können, nach München, Zürich oder Köln zu gehen … hab das Trio vor ein paar Jahren schon einmal gehört und fand es sehr viel beeindruckender denn auf CD: druckvoller, dynamischer, vielschichtiger als die Tonträger abbilden (die zwei ECM-Alben gab es da noch nicht bzw. allenfalls das erste, aber die ändern am Gesamteindruck wenig).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWie war das Carla Bley Trio in München @napoleon-dynamite? Der Abend in Zürich war sehr fein, das erste Set von Bleys Seite eher zurückhaltend, so richtig soliert hat sie nicht, es gab ein paar neue Suiten, die auf die CD kommen, die wohl gerade in Lugano für ECM eingespielt wird. Ein paar Klavier-Girlanden bot sie gegen Ende des Sets, aber der Groove und der Witz der Musik waren da, auch wenn hie und da alles ins Dekorative zu kippen drohte. Das zweite Set hatte dann mehr Biss, Bley war präsenter, jetzt auch als Solistin und nicht nur als Organisatorin und Navigatorin. Wobei es wohl deutlicher als beim Konzert vor ein paar Jahren – ich hörte das Trio zum zweiten Mal – wurde, dass Swallow der eigentliche Kern, das Rückgrat, der Beat des Trios ist. Sein lakonisches Spiel, mit diesem Ton, wie man ihn nur von ihm kennt, der unverwechselbare Groove, der auch gerne mal ein wenig hinter dem Beat herhängen darf … einmal mehr phantastisch zu hören! Was mir – aufgrund etwas heftiger Verstärkung, leider, aber die Clubs müssen ja heutzutage das digitale Streaming-Publikum bedienen, was ein Elend – etwas fehlte war die Dynamik, die ich vom letzten Konzert her als sehr breit erinnere – ich war damals geradezu überrascht, wie intensiv dieses Kammerjazztrio werden konnte.
Krass aber, wie hager Bley inzwischen geworden ist. Ob das auch mit der Krankheit, die zur Verschiebung der Tour führte, zu tun hat? Jedenfalls wirkte sie fast gespenstisch, wie jemand, der aus einer anderen Welt nochmal rasch vorbeischaut. Doch in der Musik bestätigte sich dieser Eindruck ja zum Glück überhaupt nicht …
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In Sachen Sommerfestivals gibt es nach drei Jahren einen Traditionsbruch. Das Programm des Météo in Mulhouse war schon letztes Jahr etwas weniger gut als die zwei Jahre davor, dieses Jahr zieht es mich nun nach Antwerpen ans mainstreamigere aber doch hochkarätig besetzte Middelheim Jazzfestival. Da ist Ambrose Akinmusire als Artist in Residence in verschiedenen Formationen zu hören, zudem Enrico Rava, Charles Lloyd, Joe Lovano (im Trio mit Marilyn Crispell – ich kenne die CD nicht, kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen, bin aber sehr gespannt). Und auch David Murray/Saul Williams (die letztes Jahr am Eröffnungsabend in Mulhouse spielten) sind dabei. Zum dritten mal ist das ein gemeinsamer Plan mit redbeansandrice und wir verbringen davor schon ein paar Tage, auf dem Programm stehen dann wohl u.a. Rotterdam und Den Haag … da steht natürlich noch nichts fest.
Am Jazzfestival Willisau gehe ich dann eventuell noch ans letzte Konzert am Sonntagnachmittag, da spielt nach dem Trio von Gabriela Friedli (hab’s noch nie geschafft, in Zürich könnte man die im kleinen Rahmen hören, was vermutlich besser passen würde) das Duo James Brandon Lewis & Chad Taylor zu hören!
Und demnächst geht es für ein paar Tage nach Italien, wo ich mir mal Nils-Petter Molvaer anhören werde … keine Ahnung, was der so treibt und ob sich das lohnt, aber im Urlaub kann man ja einfach mal hingehen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windWie war das Carla Bley Trio in München @napoleon-dynamite? Der Abend in Zürich war sehr fein, das erste Set von Bleys Seite eher zurückhaltend, so richtig soliert hat sie nicht, es gab ein paar neue Suiten, die auf die CD kommen, die wohl gerade in Lugano für ECM eingespielt wird. Ein paar Klavier-Girlanden bot sie gegen Ende des Sets, aber der Groove und der Witz der Musik waren da, auch wenn hie und da alles ins Dekorative zu kippen drohte. Das zweite Set hatte dann mehr Biss, Bley war präsenter, jetzt auch als Solistin und nicht nur als Organisatorin und Navigatorin. Wobei es wohl deutlicher als beim Konzert vor ein paar Jahren – ich hörte das Trio zum zweiten Mal – wurde, dass Swallow der eigentliche Kern, das Rückgrat, der Beat des Trios ist. Sein lakonisches Spiel, mit diesem Ton, wie man ihn nur von ihm kennt, der unverwechselbare Groove, der auch gerne mal ein wenig hinter dem Beat herhängen darf … einmal mehr phantastisch zu hören! Was mir – aufgrund etwas heftiger Verstärkung, leider, aber die Clubs müssen ja heutzutage das digitale Streaming-Publikum bedienen, was ein Elend – etwas fehlte war die Dynamik, die ich vom letzten Konzert her als sehr breit erinnere – ich war damals geradezu überrascht, wie intensiv dieses Kammerjazztrio werden konnte. Krass aber, wie hager Bley inzwischen geworden ist. Ob das auch mit der Krankheit, die zur Verschiebung der Tour führte, zu tun hat? Jedenfalls wirkte sie fast gespenstisch, wie jemand, der aus einer anderen Welt nochmal rasch vorbeischaut. Doch in der Musik bestätigte sich dieser Eindruck ja zum Glück überhaupt nicht … — In Sachen Sommerfestivals gibt es nach drei Jahren einen Traditionsbruch. Das Programm des Météo in Mulhouse war schon letztes Jahr etwas weniger gut als die zwei Jahre davor, dieses Jahr zieht es mich nun nach Antwerpen ans mainstreamigere aber doch hochkarätig besetzte Middelheim Jazzfestival. Da ist Ambrose Akinmusire als Artist in Residence in verschiedenen Formationen zu hören, zudem Enrico Rava, Charles Lloyd, Joe Lovano (im Trio mit Marilyn Crispell – ich kenne die CD nicht, kann mir das irgendwie gar nicht vorstellen, bin aber sehr gespannt). Und auch David Murray/Saul Williams (die letztes Jahr am Eröffnungsabend in Mulhouse spielten) sind dabei. Zum dritten mal ist das ein gemeinsamer Plan mit redbeansandrice und wir verbringen davor schon ein paar Tage, auf dem Programm stehen dann wohl u.a. Rotterdam und Den Haag … da steht natürlich noch nichts fest. Am Jazzfestival Willisau gehe ich dann eventuell noch ans letzte Konzert am Sonntagnachmittag, da spielt nach dem Trio von Gabriela Friedli (hab’s noch nie geschafft, in Zürich könnte man die im kleinen Rahmen hören, was vermutlich besser passen würde) das Duo James Brandon Lewis & Chad Taylor zu hören! Und demnächst geht es für ein paar Tage nach Italien, wo ich mir mal Nils-Petter Molvaer anhören werde … keine Ahnung, was der so treibt und ob sich das lohnt, aber im Urlaub kann man ja einfach mal hingehen.
Hey Flurin,
das ist ja ein Ding. Meine Frau und ich haben für alle 4 Tage Middelheim auch Tickets gebucht. Das Programm scheint doch sehr spannend zu sein. Jedenfalls als es vor ein paar Wochen einsehbar wurde, setzten wir gleich unsere Vorhaben um und buchten mit viel Vorfreude. Du hattest auf meine Frage vor einem Jahr auch diesen Hinweis gegeben.
Zum Carla Bley Trio kann ich nur sagen, dass es – ich glaube? – 2014 beim Jazzfestival in Middelburg/NL ein eindrückliches Erlebnis war. Das vielleicht beste Konzert für viele Jahre. Man sollte die Chance sicher nutzen das Trio anzusehen. Damals war Carla auch schon enorm hager, ich hoffe, das hat nicht noch weiter zu… abgenommen?
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Schlagwörter: 2019, Jazzfestivals, Jazzgigs, Jazzkonzerte, Konzertberichte
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