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  • #1023643  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    I saw the ghost of dengel.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #1023645  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

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    Mike Oldfield – Discovery (1984)

    Bei manchen Alben wäre es spannend zu wissen, wie man sie finden würde, würde man sie heute zum ersten mal hören. Aus heutiger Sicht ist Oldfield bei mir eher eine musikalische No-Go-Area aber für einen kurzen Zeitraum Mitte der 80er hielt ich ihn für einen der Größten, was wohl auch daran liegt, dass er zu dieser Zeit verstärkt den Popsong entdeckt hatte. Ich mochte Stücke wie ‚Moonlight shadow‘ und ‚Shadow on the wall‘ und war gleichzeitig überrascht, dass die SängerInnen dieser Stücke quasi nur nebenbei erwähnt wurden. Völlig verwundert hatte mich dann die Tatsache, dass das Stück ‚Crisis‘ 20 Minuten lang ist, so etwas kannte ich bis dahin nicht. ‚Discovery‘ setzte diesen mit ‚Crisis‘ eingeschlagenen Weg konsequent fort und bot mit ‚To France‘ einen weiteren, folkorientierten Popsong im Stile von ‚Moonlight shadow‘ nur etwas dunkler. Überhaupt geriet ‚Discovery‘ stellenweise melancholischer als sein Vorgänger. Den männlichen Widerpart zu Maggie Reilly’s glockenklarer Stimme übernahm auf diesem Album Barry Palmer, der mit seiner rauhen Stimme ebenfalls Akzente setzte und mehr für die rockigeren Stücke wie ‚Poison arrows‘ oder den stampfenden Titelsong verantwortlich war. Im Stück ‚Trick of the light‘ sangen schließlich beide im Duett. Olfield selbst hielt sich geanglich gewohnt zurück, spielte dafür aber sämtliche Instrumente mit Ausnahme des Schlagzeuges, welches von keinem geringeren als Simon Philips gespielt wurde. Und gerade dieser Schlagzeugsound ist es, der diesem Album das Tüpfelchen auf dem i verleiht. Philips beschränkt sich hier nicht auf den Rhythmus sondern spielt seine Drums stellenweise, als wären sie ein Soloinstrument ohne dabei aufdringlich oder gar nervig zu sein. Hall ist zwar vorhanden, was hier aber nicht stört sondern durchaus passend ist. Am Ende gibt es mit ‚The lake‘, inspiriert durch den Blick auf dem Genfer See vom Studio aus während der Aufnahmesessions, dann doch noch den Longtrack, ein 12 Minuten langes Instrumental, bei dem zumindest das Finale mit einer Melodie aufwartet, die für die Ewigkeit ist, aber auch sonst handelt es sich dabei um einer stringente, kurzweilige Komposition, die auf allzu große Spielereien erfreulicherweise verzichtet und einen hohen Wiedererkennungswert hat.
    Zurück zur Ausgangssituation: wie ich das Album finden würde, wenn ich es heute zum ersten mal hören würde, kann ich nicht sagen. Aber mit all den Erinnerungen die damit verbunden sind gefällt es mir auch heute noch ausgesprochen gut, und das gilt für nicht allzu viele Alben aus dieser Zeit, somit muss eine gewisse musikalische Qualität schon vorhanden sein, rein subjektiv betrachtet natürlich. Die Alben danach haben mich nicht mehr interessiert, was auch daran lag, dass die Singles deutlich schwächer wurden (‚Islands‘ oder ‚Innocent‘ fand ich schon damals sehr schwach). Auch die Alben davor haben mich nie sonderlich interessiert, Auschnitte von ‚Tubular bells‘ oder ‚Hergest ridge‘ fand ich eher langweilig. Aber ‚Crisis‘ und ‚Discovery‘ sind zumindest in meinem musikalischen Kosmos erstaunlich gut gealtert.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023647  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Bee Gees – Horizontal
    PolyGram 1968

    So unwahrscheinlich wie zwei Kinder in einem Jahr von der gleichen Mutter geboren werden, wird dieses Album noch vor Ablauf eines Jahres als Nachfolger von Bee Gees 1st veröffentlicht. Warum nicht mal etwas über die Musik aus dem eigenen Geburtsjahr schreiben. Die hier vorliegenden Songs klingen allesamt trauriger und vermischen sich noch mit der Leichtig- und Heiterkeit des Debüts. Aber wie ist das eigentlich als LP gewesen? Die erste Seite wird von dem Top-Hit „World“ eröffnet, die zweite Seite vom Nr. 1-Hit „Massachusetts“. Diese beiden Songs kennt man ja, also gilt es das Beiwerk zu entdecken – was sich durchaus lohnt. Wenn bei den Bee Gees der kitschige, aber nicht negativ gemeinte Bombast dominiert, klingt es immer nach Weihnachten, Trauer oder Sehnsucht. Und so setzt sich „And The Sun Will Shine“ vom intelligenten „World“ durch sein Arrangement ab und es regieren die getragenen Melodien, wie man sie teilweise von Ennio Morricone im Ohr hat. Gleich danach reduzieren die Bee Gees in „Lemons Never Forget“ (ziemlich irrer Text) die Instrumentierung um ihr Orchester und schon wird es bluesig und nimmt im Text schon das noch folgende „The Change Is Made“ auf, das ein psychedelischer Blues ist. „Really And Sincerley“ ist unendlich traurig und wird durch Glockenspiel und Geigen zum Klagelied. Love is so easy to lose. No no. Thematisch geht es in “Birdie Told Me” so weiter, aber hier kommt der Song aufgelockert durch überraschende Wendungen und es wird nicht ganz so deprimierend. Danach wird es dann noch mal reduziert und nur eine Hammond-Orgel begleitet zunächst den Wehgesang zu „With The Sun In My Eyes“. Doch das klingt alles andere als gewollt. Das klingt echt und logisch, soweit man in Musik von Logik sprechen kann. Damit wird die erste Seite beendet. Ich habe das Album zwar auf CD und die LP-Tracklist nachgelesen, aber für die Dramaturgie ist das Wissen darum schon hilfreich, denn früher meinte man Alben, wenn man von Alben sprach.
    Die zweite Seite kommt insgesamt rockiger daher. Da sind Adaptionen anderer bekannter Bands aus der Zeit durchaus hörbar, aber wie es so ist. Hier gefällt es mir am besten. „Harry Braff“ ist wieder ein Namedropping, wie man es schon auf dem Debüt erleben konnte. Have you seen my wife Mr. Jones? “Day Time Girl“ ist noch zurückhaltend, aber „The Earnest Of Being George“ ist so nah an den Beatles, dass es sich lohnen könnte, die Motivation für diesen Song zu hinterfragen. Da ist man als Hörer durchaus irritiert, kommt aber schnell auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn „The Change Is Made“ beginnt. Kaum vorstellbar wie diese kristallklaren Stimmen einen Blues singen können, aber genau das können sie. Lauter, immer lauter muss die Anlage gedreht werden, bis man alkoholgeschwängert mitsingt und leidet, ohne zu wissen warum. Einer der besten Songs der Bee Gees und auf diesem Album nur versteckt. Es endet mit dem Titelsong, der auch eher psychedelisch angehaucht ist, aber nicht so schwer drückt. Dafür aber mit dem Patentsound der Streicher, die man schon vom Debüt kennt.
    Dieses Album ist offensichtlich nicht der Hitlieferant, aber unwahrscheinlich gut und unwahrscheinlich anders als das Debüt.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #1023649  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,855

    Live – Secret Samadhi (1997)

    Konzerte können einem eine Band auch schon mal vermiesen. So geschehen im Frühjahr 1997 in Stuttgart bei einem „Live“ Auftritt der gleichnamigen Band. Dabei war der Auftritt gar nicht mal so schlecht, aber er war kurz, abgeklärt und ohne Spielfreude wurden die Songs 1:1 heruntergespielt. Manch einem mag das vielleicht sogar gefallen, wie z.B. einem Freund, der mich damals begleitet hatte. Ich erinnere mich noch wie wir nach dem Konzert diskutiert haben und ich schließlich als Miesmacher da stand, dem man es gar nicht recht machen kann. Auf Auftritte wie solche kann ich aber gerne verzichten und höre mir zu Hause dann lieber die Platte an. Und ‚Secret Samadhi‘ habe ich oft gehört und sie hat mir immer besser gefallen, als der erfolgreiche Vorgänger ‚Throwing copper‘. Härter als das Erfolgsalbum sollte es sein, was sich aber schließlich nur in ‚Lakini’s juice‘ niederschlug, bei dem vor allem der pumpende Bass zu begeistern weiß. Aber auch die Breaks mit Streichern, die schließlich in einen wilden Refrain münden sind nicht zu verachten und machen dieses Stück zu einem der außergewöhnlichsten auf diesem Album. Neu ist das freilich nicht, Anleihen bei Bands wie Led Zeppelin sind durchaus zu erkennen, aber der Band gelang es dem ganzen auch einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die restlichen Stücke fallen zwar weniger heftig aus, einen Hit wie ‚Selling the drama‘ sucht man aber dennoch vergeblich, wenngleich Stücke wie ‚Rattlesnake‘ oder ‚Graze‘ natürlich typische Live Hymnen sind, aber eben doch eine Spur kantiger und sperriger als auf ‚Throwing copper‘. Ein weiterer Höhepunkt ist das epische ‚Ghost‘, das durch seine atmosphärischen Gitarrenklänge zu überzeugen weiß wie auch das abschließende ‚Gas head goes west‘. Aufgelockert wird das alles durch den kurzen und schnellen Rocker ‚Heropsychodreamer‘. Pathos wird hier freilich groß geschrieben wozu natürlich auch Ed Kowalczyk’s Texte ihren Beitrag leisten, die zu dieser Zeit von fernöstlicher Spiritualität geprägt waren und bei denen man auch mal gerne nicht so genau hinhören muss. Insgesamt ist ‚Secret samadhi‘ wesentlich dunkler als sein Vorgänger, vielleicht sogar die dunkelste Live Platte überhaupt. Das Nachfolgealbum ‚The distance to here‘ ist zwar eingängiger, hat mich allerdings auch nur wenig überzeugt und danach habe ich aufgehört, die Band weiter zu verfolgen. Und live möchte ich sie übrigens auch nicht mehr erleben, es sei denn, man garantiert mir vorher, dass die Band ihrem Namen auch gerecht werden wird.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023651  | PERMALINK

    skraggy

    Registriert seit: 08.01.2003

    Beiträge: 6,656

    Def Leppard – Hysteria (1987)

    Es war im Frühjahr 1991 als ich im zarten Alter von 13 Jahren beim Durchblättern der damals aktuellen Ausgabe des Metal Hammer auf das Foto eines verdammt cool aussehenden Gitarristen stieß. Mit seinen langen blonden Haaren und einer extrem tief hängenden Les Paul strahlte der Typ diese Art von Coolness aus, die auf kleine Jungs beeindruckend, ja fast schon magisch wirkt. Auf der Seite daneben befand sich ein Artikel, der die Geschichte einer steilen Karriere, von ausverkauften Tourneen, überwältigenden Plattenverkäufen, einem einarmigen Drummer (!) aber auch von Drogen, Alkohol und dem unvermeidlichen Absturz erzählte, an dessen Ende wie so oft der Tod lauern sollte. Der Artikel war ein Nachruf auf diesen Gitarristen. Sein Name war Steve Clark und die Band in der er spielte hieß Def Leppard.
    Ich war sofort Feuer und Flamme und stürmte beim nächsten Einkaufsbummel mit Mutti die Radio Diehl-Filiale, um mir ein Album dieser Band zu kaufen. Aber welches sollte es nun sein? Reinhören war damals nicht möglich. Also musste das Cover als Kaufhilfe herhalten. Nach kurzer Suche entdeckte ich ein Album, dessen Cover seltsam verfremdete bzw. verzerrte Gesichter und schreiende Münder zierten und das schlicht „Hysteria“ betitelt war. Sofort war meine Entscheidung gefallen, diese Scheibe sollte es sein. Zu hause angekommen schob ich die CD sofort in meinen CD-Player und lauschte gespannt. Ein spaciger Soundteppich erklang und bettete eine ebenso klingende Gitarre ein. Sofort darauf durchbrach ein mächtiges Schlagzeug zusammen mit knackigen Gitarren die Ruhe und ging über in einen zunächst schleppenden und dann stampfenden Beat. 35 Sekunden waren vergangen und ich war hin und weg. Ich weiß nicht, wie oft ich das Album am ersten Tag und in den folgenden Wochen gehört habe, aber meinen Eltern dürfte jeder einzelne Song noch heute bekannt vorkommen. Ist ja auch kein Wunder, denn was Def Leppard und Produzent Mutt Lange hier auf die Beine gestellt haben ist einfach perfekt. Über zwölf Songs bzw. zweiundsechzig Minuten wird hier ein unglaublich hohes Niveau gehalten. Sicher, Def Leppard erfanden das musikalische Rad nicht neu und nicht wenige Melodien und Arrangements mögen für sich genommen im ersten Moment banal erscheinen, aber die Unbekümmertheit und Perfektion mit der hier einer charmanten Simplizität gefrönt wurde ist fast schon genial. Das melancholische aber doch kraftvolle „Women“, das verträumte „Hysteria“ mit seiner lieblichen Gitarrenlinie, die für große Stadien prädestinierten „Armageddon It“ und „Pour Some Sugar On Me“, das majestätische Epos „Gods Of War“ oder das hemmungslos dem Pop frönende „Animal“ – jeder dieser Songs frisst sich – ob man will oder nicht – aufgrund seiner unverschämt eingängigen und mitreißenden Bridges bzw. Refrains ins Gehör und lässt einen nicht mehr los. Auch die Produktion von Mutt Lange trägt nicht unwesentlich zur Klasse dieses Albums bei. Zwar mag sie für aktuelle Maßstäbe äußerst steril und klinisch erscheinen, aber „Hysteria“ klingt dermaßen wuchtig und filigran zugleich, dass ich heute gerne darüber hinwegsehe, dass die Produktion definitiv nicht zeitlos ist.
    In der Biographie eines jeden Musikliebhabers finden sich Scheiben, welche die eigene musikalische Sozialisation maßgeblich beeinflusst haben und die bis dato praktizierten Hörgewohnheiten gehörig auf den Kopf gestellt haben. „Hysteria“ ist für mich solch ein Album, klang es doch vollkommen anders als alles, was ich vorher gehört hatte. Das Album wies eine nicht zu verleugnende Schlagseite Richtung Pop auf und entsprach damit nicht dem, was ich als angehender aber natürlich ahnungsloser Junior-Metaller bis dahin für das Maß aller Dinge hielt. Aber das war mir egal. Die Scheibe nahm mich mit ihrer Wucht sowie ihren tollen Hooks und Melodien sofort gefangen und ließ mich nicht mehr los. Unzählige Male habe ich zu Songs wie „Armageddon It“, „Pour Some Sugar On Me“, „Women“, „Gods Of War“, „Run Riot“ oder „Rocket“ vor dem Spielgel gepost und mir vorgestellt mein Zimmer sei die Wembley Arena – zuerst mit einer selbst gebastelten Gitarre aus Pappe und später dann mit meiner richtigen Axt. Aber auch in anderen Bereichen begleitete mich die Scheibe durch meine Jugend. „Love Bites“ und der Titelsong waren nicht nur einmal der Soundtrack für erste gewisse Gehversuche oder Balsam für mein gebrochenes Herz.
    Seitdem ich mich mit Musik beschäftige gab es immer wieder Alben, die für bestimmte Phasen meines Lebens wichtig waren, rein musikalisch jedoch die Jahre nur bedingt überstanden und heute für mich eher nostalgischen Wert haben. Bei „Hysteria“ ist das anders. Musikalisch gehört die Scheibe meiner Meinung nach auch heute noch zu den besten Rock Alben, die jemals veröffentlicht wurden. Besser kann man diese Art von Rock nicht spielen. Auf persönlicher Ebene ist das Album für mich wie ein guter alter Freund. Auch wenn man sich lange nicht gesehen hat, macht ein Wiedersehen immer Freude und es kommt einem so vor, als wären seit dem letzten Treffen lediglich einige Tage vergangen.

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    #1023653  | PERMALINK

    brosche

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 3,981

    Ich habe das Album letztes Jahr ersteigert, allerdings kaum gehört bisher, aber dein Beitrag ist ein schöner Ansporn das jetzt endlich zu ändern.

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    Bleibense Mensch. [/FONT][/I][/COLOR][/FONT]
    #1023655  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,243

    Schöne Texte hier, wird leider nur wenig gewürdigt. Das Bee Gees- und das Def Leppard-Album würden mich durchaus reizen.

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    #1023657  | PERMALINK

    skraggy

    Registriert seit: 08.01.2003

    Beiträge: 6,656

    BroscheIch habe das Album letztes Jahr ersteigert, allerdings kaum gehört bisher, aber dein Beitrag ist ein schöner Ansporn das jetzt endlich zu ändern.

    Ich gehe mal davon aus, dass du das Album von Def Leppard meinst. Es lohnt sich wirklich, der Scheibe eine Chance zu geben. Sofern dich die typische 80er Jahre Produktion nicht stört und du mit „Arena-Rock“ etwas anfangen kannst, solltest du nicht enttäuscht werden. Für den Fall, dass dir gefällt was du hörst, lege ich ich dir noch „Pyromania“ (1983) ans Herz. Hier finden sich schon alle Zutaten, die auf „Hysteria“ perfekt zusammengeführt wurden, jedoch ist das Album noch mehr im Hardrock verwurzelt als sein Nachfolger. Pflichtübungen sich meiner Meinung nach beide Scheiben.

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    #1023659  | PERMALINK

    pelo_ponnes

    Registriert seit: 13.04.2004

    Beiträge: 2,811

    @sparch

    Zurück zur Ausgangssituation: wie ich das Album finden würde, wenn ich es heute zum ersten mal hören würde, kann ich nicht sagen. Aber mit all den Erinnerungen die damit verbunden sind gefällt es mir auch heute noch ausgesprochen gut, und das gilt für nicht allzu viele Alben aus dieser Zeit, somit muss eine gewisse musikalische Qualität schon vorhanden sein, rein subjektiv betrachtet natürlich. Die Alben danach haben mich nicht mehr interessiert, was auch daran lag, dass die Singles deutlich schwächer wurden (‚Islands‘ oder ‚Innocent‘ fand ich schon damals sehr schwach). Auch die Alben davor haben mich nie sonderlich interessiert, Auschnitte von ‚Tubular bells‘ oder ‚Hergest ridge‘ fand ich eher langweilig. Aber ‚Crisis‘ und ‚Discovery‘ sind zumindest in meinem musikalischen Kosmos erstaunlich gut gealtert.

    Warum so zurückhaltend? Warum immer diese Angst, belächelt zu werden? Nur weil heutzutage jeder Kritiker über Mike Oldfield herzuziehen scheint, muss man doch seine eigene Meinung nicht so vorsichtig ausdrücken. Meiner Meinung nach hat Oldfield ein paar tolle Werke geschaffen und sich als wahrer Klangmagier erwiesen. Von seinen eher in Richtung Popalben tendierenden Werken der 80er gefällt mir nicht alles, zumal er auch mit vielen verschiedenen Sängern gearbeitet hat, aber gerade die Stücke mit Maggie Reilly sind sehr gut.

    So, ich sage es ganz laut: für mich gehört Oldfield zu den ganz Großen der Musikgeschichte. Punkt.

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    #1023661  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,855

    PELO_Ponnes
    Warum so zurückhaltend? Warum immer diese Angst, belächelt zu werden?

    Wenn ich Angst hätte, belächelt zu werden, dann würde ich hier keinen Beitrag zu Mike Oldfield schreiben. Sollte mich tatsächlich jemand dafür belächeln, dass ich ‚Discovery‘ auch heute noch für ein großartiges Album halte, dann ist mir das relativ egal.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023663  | PERMALINK

    kaesen

    Registriert seit: 17.06.2003

    Beiträge: 4,291

    ….denn Du bist nicht allein. Ich bin auch ein großer Mike Oldfield – Freund und halte Discovery für sein bestes 80er – Jahre Werk. Und: Es ist auch heute noch durchweg hörenswert. Danach konnte allerdings nur noch das großartige Amarok überzeugen. Den Rest sollte man verschweigen.

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    Käse ist gesund!
    #1023665  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

    Beiträge: 36,855

    Rich Hopkins & The Luminarios – Devolver/Bailey in the sky (1998)

    Meine erste Begegnung mit Rich Hopkins hatte ich im Januar 1997 bei einem Konzert in Aschaffenburg. Ich kannte nur das Stück ‚Careless‘ vom New Voices Sampler was aber damals bei mir Großes erahnen lies. Das Konzert war dann so überragend, dass ich mir an Ort und Stelle noch das damals aktuelle und bis heute sein bestes Album ‚El Paso‘ zulegte. Mit dem folgenden ‚Glorious sounds of‘ bekam meine Begeisterung allerdings zunächst mal einen Dämpfer, denn das Album wirkte stellenweise wie ein eilig nachgeschobener Nachfolger mit Outtakes aus den ‚El Paso‘ Sessions. Auch ‚Devolver‘ musste zunächst enttäuschen, denn wer Rich Hopkins vor allem für in den Raum gestellte Gitarrenwände schätzt, wird mit diesem Album so seine Probleme haben. Der Titel ist eine Anspielung auf ein bekanntes Beatles Album, musikalisch gibt es allerdings keine Gemeinsamkeiten mit den Fab Four, auch wenn Hopkins das Album damals vollmundig als sein ‚Sgt. Pepper‘ bezeichnet hat. In der Tat wird die für ihn typische E-Gitarre hier weitgehend aus der Schusslinie genommen, statt dessen gibt es viele akutische Einlagen, spacige Instrumetalstücke, sogar ein Tango und die ein oder andere lo-fi artige Skizze. Aber auch ein Popsong wie der Opener ‚Red River Saloon‘ darf in diesem Kontext nicht fehlen. Den Laden gibt es in Heilbronn übrigens tatsächlich und in den Anfangstagen des Blue Rose Labels fanden die meisten Konzerte dort statt, ehe man in das biedere Bürgerhaus nach Böckingen umzog. Da aber die städtische Unterstützung dort letztes Jahr zu Ende ging, finden im Red River nun wieder verstärkt Konzerte statt und das ulkige an dieser kleinen und engen Biker Kneipe ist , dass der Weg zur Toilette direkt über die Bühne führt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Rich den Song den ‚crazy people in Heilbronn‘ widmete. Das nachfolgende ‚Poker face‘ ist eine hübsche akustische Nummer und mündet in ein psychedelisches Instrumentalstück mit dem seltsamen Titel ‚Intergalactic Space-Shifting Dinosaurs‘. Der Gitarrenfreund wird erst beim 5. Stück ‚Lost planet of love‘ bedient, wobei auch dieser Song seltsam leicht, wie auf einer Wolke daherschwebend, wirkt. Die grummelnden Gitarren lassen aber keinen Zweifel, dass es sich hier um ein Rich Hopkins Stück handelt. ‚Seasons of long legs‘ ist lo-fi, vermutlich zu Hause in seiner Küche mit Tochter Bailey aufgenommen. Das abschließende, episch ausufernde ‚Tender mercies‘ mit endlosem Trademark-Solo und von Hopkins selbst als sein Meisterwerk bezeichnet, dürfte den Altfan dann doch noch zufrieden stellen, wer aber auch ein Gehör für Weiterentwicklung hat, trifft mit diesem Album sicher nicht die schlechteste Wahl, zumal es in der ersten Auflage, eine zweite gab es vermutlich nie, noch mit der Bonus CD ‚Bailey in the sky‘ geliefert wurde. Diese beginnt mit einer fantastischen Version von Neil Young’s ‚Like a hurricane‘, die zum größten Teil nur mit einer akustischen und einer E-Gitarre eingespielt wurde. Als zweite Coverversion gibt es hier die alte Byrds/Gene Clark Nummer ‚If you’re gone‘. ‚Seasons of long legs‘ kommt hier noch einmal in einer längeren Campingplatz Version und den Abschluß bilden zwei ausufernde Livemitschnitte von einem Konzert aus Regensburg. Zum einen ‚She said‘ (von ‚Dirt town‘) und zum anderen ‚Paraguay‘, einer der wenigen Höhepunkte des Vorgängers ‚The glorious sounds of‘.
    ‚Devolver‘ ist sicher nicht Rich Hopkins‘ bestes Album, das wird wohl für immer ‚El Paso‘ bleiben, aber es hat sich im Lauf der Jahre zu einem erstaunlich guten Album entwickelt und es zeigt, dass Hopkins deutlich mehr drauf hat, als nur ein Gitarrenbrett in den Raum zu stellen.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023667  | PERMALINK

    wa
    The Horst of all Horsts

    Registriert seit: 18.06.2003

    Beiträge: 24,684

    Muß ich mir wieder mal anhören. Ich habe das Album seinerzeit nach wenigen Durchgängen schnell zur Seite gelegt.

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    What's a sweetheart like me doing in a dump like this?
    #1023669  | PERMALINK

    sparch
    MaggotBrain

    Registriert seit: 10.07.2002

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    Neil Young & Pearl Jam – Mirrorball / Merkinball (1995)

    Ist es wirklich schon über 10 Jahre, dass Neil Young ein durchweg hervorragendes Album gelungen ist? Nun gut, nach ‚Greendale‘ bin ich ausgestiegen, aber das was ich von den letzten beiden Machwerken gehört habe ist auch nicht weiter der Rede wert. Sicher befindet sich auch auf ‚Mirrorball‘ der ein oder andere banale Text, aber dennoch gelingem dem Meister hier fast durchweg memorable Songs und Pearl Jam erweisen sich als großartige Begleitgruppe, die sich nicht vor Young’s Haus- und Hofband Crazy Horse verstecken muss. Auf dem Cover wurde die Band aus rechtlichen Gründen jedoch mit keinem Namen erwähnt und Eddie Vedder beschränkt sich hier leider auf einige wenige Backingvocals. Richtig hören tut man ihn allerdings nur im ausufernden Hippiestück ‚Peace and love‘, bei dem er auch seinen Teil am Text geschrieben hat. Ansonsten gibt es hier den elektrischen Neil Young, wie man ihn von den besten Crazy Horse Alben kennt, und wenn ich die besten Alben des Jahren 1995 bzw. die Alben, die mich in jenem Jahr am meisten bewegt haben, aufzählen müsste, ‚Mirrorball‘ wäre sicher mit dabei. Young zählte damals zu meinen Lieblingskünstlern, was nicht zuletzt auch an großartigen Vorgängeralben wie ‚Sleeps with angels‘, ‚Weld‘ oder ‚Ragged glory‘ lag, aber eben auch an seinem typischen Gitarrenspiel: dieses Zerren und Dehnen, diese ausufernden Feedbackorgien. Aber all das wäre natürlich nichts ohne die richtigen Songs, und die gibt es hier zu Hauf. Angefangen beim seemansartigen Rumpelrock von ‚Song X‘ über das stolpernde ‚Act of love‘ und dem episch monotonen ‚I’m the ocean‘, bei dem Young zusätzlich noch Harmonium spielt bis hin zur ausufernden Hippiehymne ‚Peace and love‘ wird hier eine Gänsehaut nach der anderen erzeugt. Wenn es sein muss, wird hier aber auch alles kurz und klein gerockt, wie im sich schier zu überschlagen drohenden ‚Throw your hatred down‘ mit seinem entwaffnend simplen Text: ‚Throw your weapons down‘. Was Young und Band hier auch anfassen, alles scheint zu gelingen und zu gerne hätte ich diese Kombination damals live erlebt, aber soweit ich mich erinnern kann, gab es hier nur ein einzige Konzert in Berlin. Irgendwo liegt bei mir auch noch ein Bootleg vom Dublin Konzert herum, den ich aber bis heute nicht gehört habe, vielleicht auch aus Angst, dass die Magie, die dieses Album ausstrahlt, in der Live Variante verloren geht. Zumindest waren die Kritiken damals eher verhalten und nicht mal ein Jahr später war Neil Young schon wieder mit Crazy Horse auf Tour, die auch in Konstanz Station machte, wo ich auch anwesend war. Die ‚Mirrorball‘ Songs wurden damals jedoch leider komplett ignoriert, stattdessen mäanderte sich die Bands durch eine Reihe damals neuer Songs, die später auf dem zwiespältigen Album ‚Broken arrow‘ veröffentlicht wurden, das Young’s Abstieg einleiten sollte.
    Ein halbes Jahr nach ‚Mirrorball‘ wollte sich Sony dann auch noch ein Stück vom Kuchen abschneiden, und veröffentlichte die Pearl Jam EP ‚Merkinball‘, die zwei weitere Songs aus den ‚Mirrorball‘-Sessions enthielt. Beide wurden von Eddie Vedder geschrieben und gesungen während Neil Young hier „nur“ Gitarre spielt. Für mich gehört diese EP unzertrennlich zum Album, denn die beiden Stücke ‚I got ID‘ und ‚Long road‘ stehen den Songs vom Album in nichts nach und haben im Winter 95/96 noch einmal die Magie, die ‚Mirrorball‘ im Sommer zuvor entfacht hat, aufblitzen lassen.
    Vermutlich wird nicht jeder meiner Meinung sein, aber für mich ist ‚Mirrorball‘ das letzte durchweg hörenswerte Neil Young Album.

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    Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?
    #1023671  | PERMALINK

    beatlebum

    Registriert seit: 11.07.2002

    Beiträge: 8,107

    sparch
    Vermutlich wird nicht jeder meiner Meinung sein, aber für mich ist ‚Mirrorball‘ das letzte durchweg hörenswerte Neil Young Album.

    Deine Vermutung kann ich ausdrücklich bestätigen. ;-)

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    Captain Beefheart to audience: Is everyone feeling all right? Audience: Yeahhhhh!!! awright...!!! Captain Beefheart: That's not a soulful question, that's a medical question. It's too hot in here.
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