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sparch
MaggotBrain

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Live – Secret Samadhi (1997)

Konzerte können einem eine Band auch schon mal vermiesen. So geschehen im Frühjahr 1997 in Stuttgart bei einem „Live“ Auftritt der gleichnamigen Band. Dabei war der Auftritt gar nicht mal so schlecht, aber er war kurz, abgeklärt und ohne Spielfreude wurden die Songs 1:1 heruntergespielt. Manch einem mag das vielleicht sogar gefallen, wie z.B. einem Freund, der mich damals begleitet hatte. Ich erinnere mich noch wie wir nach dem Konzert diskutiert haben und ich schließlich als Miesmacher da stand, dem man es gar nicht recht machen kann. Auf Auftritte wie solche kann ich aber gerne verzichten und höre mir zu Hause dann lieber die Platte an. Und ‚Secret Samadhi‘ habe ich oft gehört und sie hat mir immer besser gefallen, als der erfolgreiche Vorgänger ‚Throwing copper‘. Härter als das Erfolgsalbum sollte es sein, was sich aber schließlich nur in ‚Lakini’s juice‘ niederschlug, bei dem vor allem der pumpende Bass zu begeistern weiß. Aber auch die Breaks mit Streichern, die schließlich in einen wilden Refrain münden sind nicht zu verachten und machen dieses Stück zu einem der außergewöhnlichsten auf diesem Album. Neu ist das freilich nicht, Anleihen bei Bands wie Led Zeppelin sind durchaus zu erkennen, aber der Band gelang es dem ganzen auch einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die restlichen Stücke fallen zwar weniger heftig aus, einen Hit wie ‚Selling the drama‘ sucht man aber dennoch vergeblich, wenngleich Stücke wie ‚Rattlesnake‘ oder ‚Graze‘ natürlich typische Live Hymnen sind, aber eben doch eine Spur kantiger und sperriger als auf ‚Throwing copper‘. Ein weiterer Höhepunkt ist das epische ‚Ghost‘, das durch seine atmosphärischen Gitarrenklänge zu überzeugen weiß wie auch das abschließende ‚Gas head goes west‘. Aufgelockert wird das alles durch den kurzen und schnellen Rocker ‚Heropsychodreamer‘. Pathos wird hier freilich groß geschrieben wozu natürlich auch Ed Kowalczyk’s Texte ihren Beitrag leisten, die zu dieser Zeit von fernöstlicher Spiritualität geprägt waren und bei denen man auch mal gerne nicht so genau hinhören muss. Insgesamt ist ‚Secret samadhi‘ wesentlich dunkler als sein Vorgänger, vielleicht sogar die dunkelste Live Platte überhaupt. Das Nachfolgealbum ‚The distance to here‘ ist zwar eingängiger, hat mich allerdings auch nur wenig überzeugt und danach habe ich aufgehört, die Band weiter zu verfolgen. Und live möchte ich sie übrigens auch nicht mehr erleben, es sei denn, man garantiert mir vorher, dass die Band ihrem Namen auch gerecht werden wird.

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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?