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  • #1023193  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

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    @muffkimuffki

    Ja, ich mag das Album auch heute noch, wenn auch anders. Das ist ja auch über zehn Jahre her. Doch, mir gefällt es wegen dem theatralischen Berlin, das K. Hoffmann immer versprüht.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    Highlights von Rolling-Stone.de
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    #1023195  | PERMALINK

    scorechaser

    Registriert seit: 02.05.2003

    Beiträge: 46,551

    Danke, Dominic! Eine tolle Review! Habe mir mal die Live in New York bestellt. Nachtrag: Und die „Tigerlily“ gleich dazu. Ich mag melancholische Musik…

    Beste Grüße

    Skywalker

    P.s.: Ein wahnsinnig schöner Thread

    --

    "Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra
    #1023197  | PERMALINK

    mitchryder

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 25,961

    Mitch Ryder – La Gash 1992

    Wer mich kennt, weiß, daß ich eine ganz persönliche Rezension dieses Albums vornehme. Ich hoffe jedoch, auch andere damit zu erreichen und auf den Geschmack eines Albums über Liebe und Schmerz zu bringen, was seines gleichen noch nicht gab.

    Es ist ein Album voller Rock & Roll, Soul und Blues mit der Aufarbeitung aller Liebeszustände, die Mitch Ryder erlebt und emotional radikal ausgelebt hat. Jeder Song gibt einem das Gefühl selbst schon in einem ähnlichen Zustand gewesen zu sein. Es sprüht nur so von Bewunderung, tiefer Liebe, Hass, Verständnis und wahrer Lust.

    Ich hatte schon oft den Wunsch, er hätte dieses Album nie geschrieben und veröffentlicht. Doch ich höre es mir immer wieder an und weine, spüre die eigenen Wunden, sehe die Vergangenheit und vertraue auf die wunderbare Kraft seiner heilenden Musik. Und diese Musik schmerzt nicht nur, sondern läßt mich auch leben und den Sinn erkennen für was die Vergangenheit gut war. Es entstehen automatisch Bilder im Kopf, die fröhliche und schöne Zeiten aufzeigen. Es kommen automatisch Spannungen in den Bauch, die Krämpfe aber ebenso Zuversicht und Vertrauen in sich selbst erzeugen.

    Ja, it must be in her genes… und so geht es weiter.

    La Gash einen nicht runter, sondern baut einen auf und läßt die Gegenwart freundlich und hell erstrahlen. Die Musik nimmt einen sogar ein Stück in die Zukunft mit und weiß, daß einige Träume auch wahr werden.

    Wer sich für das Album entscheidet und mir nicht zustimmen mag, der war noch nie verliebt :D .

    --

    Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de
    #1023199  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Udo Lindenberg – Udopia
    Teldec – 1981

    „Wir waren völlig fertig und konntens einfach nicht glauben und man sah, große Ereignisse werfen ihre Schatten unter die Augen…“ Große Dinge werfen ihre Schatten voraus!
    Der Zeitpunkt, als Udo Lindenberg begann, Zenit zu buchstabieren, war ungefähr der Zeitpunkt, an dem dieses Album erschien. Es war auch der Zeitpunkt, als ich Udo Lindenberg das erste Mal im Radio hörte. Seine Stimme hat, wie nur wenige Stimmen, einen außerordentlichen Wiedererkennungswert.
    Das Album wartet nicht, bis man auf Temperatur kommt, es geht gleich mit „Straßenfieber“ los. Eine Hommage an die Gefühle und gleichzeitig die Absage an Konstruktionen, sei es in Beziehungen, Politik, Städtebau oder Musik. Und jawoll: So laut es ging hörte ich Lindenberg, um zu rufen: Hallo hier bin ich!
    Wunderbar lindenbergisch wird es dann im folgenden Song, einer Liebeserklärung an Caroline von Monaco. Ich hätte es ihm geglaubt, dass er tatsächlich mit seiner Schlägermütze und einem alten MB 200 D an der Grenze steht und auf ganz korrekte Art seinen Shit verzollt. Warum auch nicht, denn er war ja der Udo. Der Udo aus Hamburg oder Berlin oder…. Gronau. „Gegen die Strömung“ war dann die erste Single-Auskopplung und erschien zusammen mit „Monotonie“ von Ideal. Generationswechsel in der Musiklandschaft. Plötzlich wurde Lindenberg alt. So jung wie seine Texte klangen, gegen Jüngere wirkte er fast peinlich. Denn er konnte sich doch alles und jeden leisten. Sein Lieblingswort war und ist „Party“ und – durch die Wachablösung wurde er gleichzeitig zu einer Institution. In „Affenstern“ kehrt er dahin zurück, wo er sich am besten auskennt. Mit Freude genießt er seinen Ruf als Enfant terrible, um daraufhin seine Provokationen gegenüber seinen „Feindbildern noch weiter zu treiben. Man musste damals nicht besonders bewandert sein, um die Message zu kapieren.
    In „Sandmännchen“ zeigt uns Lindenberg den putzigen oder liebenswerten Songwriter. Ein Liebeslied der besonderen Art. Vier Strophen, die heutzutage zu einem Film im Privatfernsehen genügen würden.
    Was dann folgt ist mit „Grande Finale“ schon gut beschrieben. Immer lustig und vergnügt, bis der Arsch im Sarge liegt. Schwingt bei jedem Song auf diesem Album ohnehin der Protest mit, wird er hier deutlich und laut. Ein Rundumschlag gegen alles, was schief läuft zu der Zeit – und es läuft viel schief. Das ist Lindenbergs Udopia. In „Ali“ beschreibt er die Gefühle eines Türken, Anfang der 80er in Deutschland. „Heimat ist einfach da, wo du Freunde hast egal, wo du herkommst, wo eins nur wichtig ist, dass du’n guter Kumpel bist.“
    Die letzten drei Songs zeigen Lindenberg noch mal als Komödiant, Entertainer und Liebhaber. Kein schlechter Spagat nach dem Vorspiel. Los geht’s mit „Jonny Gigolo“. Zu der Zeit war doch jeder irgendwie Jonny Gigolo oder Hansdampf. Freie Straßen für freie Bürger und für freie Liebe. Da kommt auch schon das Stichwort. „Kann denn Liebe Sünde sein“ singt er wie eine Hommage an die altersweisen Grand-Damen des alten Berlins und gleichzeitiger Verurteilung von Spießertum. Natürlich dreht hier das Panikorchester durch und Udo lässt sich davon anstecken. Ein Charmeur in seinem Element, um einen Song später den unschuldig und einseitig verliebten Jungen zu geben. „Kugel im Colt“ ist eine wunderschöne Story über die Zerrissenheit, der Qual des Wartens, über die Macht der Frauen und Soundtrack meines Jahres 1981 bis 1982. Ich kannte ja noch nichts richtig.
    Es gibt nur wenige Alben, die so mit der deutschen Sprache umgehen, wie Lindenberg hier. Dieses hemdsärmelige Gereime oder die ambitionierte Schreibe in den Polit-Songs. Den Prolo nimmt man ihm ohnehin ab. So viele Wortneuschöpfungen hätten beinahe eines Wörterbuchs bedurft. Und damals, vor 22 Jahren konnte er mit den Texten auch noch schocken: „Er hat Bumsen und Onanie gesungen..!“ Ja hat er. Er war auch der einzige, der das zu der Zeit ungestraft tun durfte. Die Persönlichkeit von ihm zeigt auch die Liste der Musiker. Es liest sich wie das Who Is Who der besten Studio-Musiker. Doch das absolute Highlight ist natürlich der allegorische Spitzenrock. Danke, ich habe keine Fragen mehr.

    --

    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #1023201  | PERMALINK

    loplop

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 1,949

    Das Album war früher eins meiner Lieblinge, habe es seit Jahren nicht mehr gehört. „Straßenfieber“ fand ich nicht so gut, er sollte sich nicht als Rocker versuchen. Für mich war er eher ein großartiger Kabarettist. Sein Gesang auf „Kann denn Liebe Sünde sein“ist wunderbar- „Kugel im Colt“ und diesen Caroline-Song habe ich auch angenehm in Erinnerung.

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    #1023203  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848

    oder…. Gronau.

    Originally posted by Udo Lindenberg
    die beste Straße unserer Stadt, die führt aus ihr hinaus…

    wahre worte… :D

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    #1023205  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

    Registriert seit: 23.12.2002

    Beiträge: 14,848


    James ∙ Laid
    Fontana 1993

    „Laid“ ist wie ein friedlicher Sonntagmorgen: Ein milder, heiterer Tag, der eben erst beginnt; ein Tag, an dem man tun kann, was man möchte, ein entspanntes sorgloses Sonntagmorgengefühl.
    Zu verdanken haben „James“ dies dem Produzenten Brian Eno (steuert auch Vocals, Bass- und Keyboardparts bei), der den Sound des Albums so homogenisierte, dass es sacht, sanft, weich, warm und atmosphärisch klingt. Zärtlich gestreift von der Stimme Tim Booth, der sowohl die tiefen Töne als auch Falsett („Skindiving“) beherrscht: emotional, evokativ, eindringlich – magisch und hypnotisch.
    Ruhige melancholische Songs, aber auch Plötzlichkeiten, wie charttaugliche Ohrwürmer, die wie Vertraulichkeiten klingen, ein bisschen wie Nachhausekommen.
    Auch wenn man es den Texten häufig nicht anmerkt, die Musik suggeriert Liebeslieder. Der Opener „Out to get you“ beginnt spartanisch, akustisch. Ein Lied über Sehnsucht, das Vermissen und die damit verbundene Hoffnungslosigkeit. Die Einsamkeit, die uns quält, wenn das Schweigen nicht mehr zu ertragen ist. („So alone tonight, miss you more than i will let you knwo, miss the outline of your back, miss you breathing down my neck“). “Sometimes” ist ein wunderschöner eingänger Popsong, der einen gefangen nimmt und einem Chorus, der Seinesgleichen sucht. Ein Song, der veranschaulicht, wie das Zusammenspiel von Text und Musik bei „James“ verbunden sind („There’s a storm outside, and the gap between crack and thunder, crack and thunder, is closing in, is closing in“). Snare-Drum und die trällernden Gitarren sind wie der tropfenverhangene Himmel und das sanfte Streifen der Wassertropfen. Und schaut man lange genug in den Regen, löst sich der Körper und schüttelt die Realität ab. Regen besitzt auch hypnotische Wirkung.
    Die mäandernden Melodien von „Dream Thrum“, das mantramäßig wiederholte „I’ve changed…“ – repetetiv und redundant – hypnotisieren beim Hören. So kreist die Themenauswahl der Texte um Religion, Liebe und Beziehungen (z.B. in Five-O, der vielleicht eindringlichste Song „If we last forever, hope I’m the first to die“). Der Titeltrack „Laid“ ist ein mit wunderbar ironischem Unterton durchsetzter Song darüber, dass Sex allein nicht das Lebenselexier einer Lebensgemeinschaft sein kann („She only comes when she’s on top […] My Therapist said not to see you no more“). Jeder Song, von „Out to get you“ bis „Skindiving“ gewinnt. Immer wieder. Mehr und mehr. Und wie kategorisiert man dieses Album? In welche Schublade soll es gehören?
    Der Klang des Verlöschens der Musik macht die Grenze zwischen der Realen Welt und der Welt der Träume unbestimmt. Und genau da ordnet sich dieses Album ein.
    Man setze sich und schließe die Augen, der Nachhall der Musik verblasst und lässt einen allein zurück. In diese milde Dunkelheit fällt weiter lautlos der Regen.

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    #1023207  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Electric Light Orchestra – Out Of The Blue
    Sony 1977

    Als Science-Fiction Filme modern wurden, änderte sich auch in der Musikwelt so einiges. Das Electric Light Orchestra, bekannt für große Sounds und Einsatz modernster Synthesizer und Keyboards, stilisierte ein zukunftsweisendes Layout. Wie stolz war ich, als es mir gelang, den Original-Schriftzug mit dem Kürzel ELO per Bleistift ziemlich detailgetreu nachzuzeichnen. Später landetete dieser Schriftzug nach unzähligen „Trockenversuchen“ dann auf meiner Bundeswehrtasche, die zu Schulzeiten mein ständiger Begleiter war. Was aber noch besser war: Ich wurde darauf angesprochen. Von Gleichaltrigen und Jüngeren, die mit ELO überhaupt nichts verbinden konnten außer – ja außer eben „Roll Over Beethoven“, weil das regelmäßig zum Jahresende in Oldie-Hitparaden lief. Ich habe es so oft gehört, dass es mir schon egal ist. Ältere Mitschüler oder andere Menschen begannen, meinen Schriftzug sehen, Mr. Blue Sky zu intonieren. Es gibt eben Dinge, die vergisst man nicht mehr.
    Es ist schon viel später und ich beginne damit, nachdem ich meinen Einstieg mit „Discovery“ gefunden hatte, mir die restlichen Alben nachzukaufen. So ist eines Tages das unerschwingliche Doppelalbum „Out Of The Blue“ dran und ich trage es stolz und in froher Erwartung nach Hause, um es in die ELO-Reihe zu stellen, in der auch einige schlechtere Alben stehen. „Out Of The Blue“ wird aber zum Dauerläufer, während ich mir die Musiker mit ihren Instrumenten immer wieder zu Gemüte führe. Ich lese von Ovation 1615/4, 1619/4 und Wurlitzer und Mini-Moog, Polymoog, Remo Roto Toms und einer Batterie an Special Effekts mit alphanumerischen Kombinationen, die für mich keinen Sinn ergeben. Für mich klingt das Album einfach gut und mehr interessiert mich auch nicht. Heute, 26 Jahre später und etwas bewandert in Musikinstrumenten, sieht das alles einerseits sehr antiquiert aus, andererseits sind ein Teil der Effekte, Sounds und Instrumente mittlerweile Standard und werden digital wieder analogisiert. So gesehen war das Album produktionstechnisch wohl on the top. Aufgenommen wurde es übrigens in München bei MACK Musicland. Der Name fiel mir später öfters auf, wenn es um Synthetik und Ästethetik ging.
    Jeff Lynne ging in die Schweiz und schrieb dort in vierzehn Tagen dreizehn Songs für das Album (ein Tag für An- und Abreise wohl). Sicherlich auch ein Grund, warum dieses Album so homogen klingt. Viel entscheidender als die Songs, ist allerdings dieser typische Lynne-Sound, der sich auf dem Vorgänger bereits andeutete. Von nun an sollte jedes Album wie dieses klingen. Und nicht nur das: Auch jedes von Jeff Lynne produziertes Album klang immer ein Stück nach ELO. Dabei zählten so bekannte Künstler wie George Harrison, Roy Orbison, Randy Newman, Tom Petty und die Travelling Wilbury’s (dämmerts?) zu Lynnes Klientel. Lediglich Bob Dylan zog für sein 89er Album „Oh Mercy“ Daniel Lanois vor, sonst… aber das gehört ins Reich der Spekulationen.
    Ich kann Ihnen das in aller Ruhe schildern, da auf dem Spielfeld im Moment nicht all zu viel passiert. Doch, was war das für ein Auftakt in der ersten viertel Stunde: Soviel vorweg, es turnt, stoned oder rained, wenn es nicht gerade anderweitig irgendwas macht. „Es“ ist hier die Musik mit dem Text. Wenn es einen Opener gibt, der einen vom Cover zu der Musik leiten soll, hier ist er: „Turn To Stone“ ist nicht nur ein schöner Song, sondern kommt aus dem Off zwischen Ufo und Tonträger direkt ans Ohr. Dann folgen einige Pop-Standards der oberen Kategorie und mit den Songs von „Concerto For A Rainy Day“ der Mittel- und Höhepunkt des Albums. Das letzte Viertel klingt für mich wie ein Sammelsurium an Songs, die (weils ja mal ein Doppel-Vinyl-Album war) die vierte Hälfte noch vollmachen mussten. Stilistisch sehr unterschiedlich und „The Whale“ klingt weder phonetisch zu „Stone“, „Turn“ oder „Rain“, noch inhaltlich. Letztendlich beliebig. Wie sich der Blues in Birmingham anhört ist zwar so neu nicht, aber auf diesem ovation-geschwängerten Album ein Ausreißer. Nun, dieses Album wird in verschiedenen Kategorien in die Geschichte eingehen und was ich da noch nicht weiß: Es ist das drittletzte hörbare Album von ELO. Meine Bundeswehr-Schultasche habe ich kurz darauf eingemottet, nicht entsorgt. Klebrig wabert die Vergangenheit und „Sweet Is The Night“.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #1023209  | PERMALINK

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    Wie stolz war ich, als es mir gelang, den Original-Schriftzug mit dem Kürzel ELO per Bleistift ziemlich detailgetreu nachzuzeichnen.

    sehr schön, erinnert mich an was….. :twisted:

    Ist „Time“ das letzte hörbare? Oder kam noch was danach…?

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    #1023211  | PERMALINK

    kritikersliebling

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 18,340

    Ist „Time“ das letzte hörbare? Oder kam noch was danach…?

    Ganz genau. Danach ging es für mich nicht mehr, obwohl ich Komplettist war (und hinterher froh, einen Dödel gefunden zu haben, der mir „Secret Messages“ und „Balance Of Power“ abgekauft hat….)

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #1023213  | PERMALINK

    Anonym
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    Ist „Time“ das letzte hörbare? Oder kam noch was danach…?

    Ganz genau. Danach ging es für mich nicht mehr
    dann ists ja gut, „Time“ war eine meiner ersten Platten….

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    #1023215  | PERMALINK

    mitchryder

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    Peter Green – In the skies 1979

    Ich hielt sie damals erstmal in den Händen und bestaunte dieses wunderbare Grün der Platte bevor ich mich zum Kauf entschloß. Als ich sie dann zuhause auf den Plattenteller legte, hatte ich Angst, daß die Nadel sie beschädigen könnte. Doch als aus den Boxen der Gitarrensound von Peter Green zuhören war, legte ich mich aufs Bett und ließ das Grün grün sein und fiel in einen Traum.

    Die Musik zog mich durch Landschaften und ich flog wie ein Vogel über grüne Wiesen, Felder und Wälder. Eindringlich schön und ein solch variantenreichen Blues der melancholisch leicht daher kam, war für mich damals wie ein Schritt ohne Angst ins unbekannte. Ich lernte beim Hören des Albums mehr über die Zusammenhänge von bewußt und unterbewußt, als ein Student je in einem Symposion vermittelt bekommen hätte. Sich zu lösen und einzutauchen in Farben, Klänge und freien Gefühlen, all das vermochte dieses Album mir zu geben.

    Das Album wurde für mich zu einem Schatz, welchen ich für mich behielt. Meine Freunde und Alterkameraden/innen konnten mit dieser Musik sowieso nichts anfangen. Zu dieser Zeit wurde Queen gehört, aber doch nicht Peter Green. Und Fleetwood Mac kannte man nur in der Besetzung mit Stevie Nicks. Von einem Peter Green, der damals der musikalische Kopf von Fleetwood Mac war, hatte man nie etwas gehört.

    Ich erinnere mich noch genau, als eine Freundin von mir, mich fragte: „Du, ich habe heute Nacht ein wunderschönen Song gehört, aber vergessen von wem er ist. Ich glaub das Stück hieß Albatros.“
    Ich sagte ihr, das ist von Peter Green, worauf sie nur mit den Achseln zuckte. Ich sagte ihr, der spielte mal bei Fleetwood Mac. Worauf sie mich auslachte und sagte: „Fleetwood Mac macht eine ganz andere Art von Musik.“

    Sie hatte recht. Die Art, wie Peter Green Musik machte, war schon lange bei Fleetwood Mac vorbei. Aber er konnte es auch ohne die anderen Bandmitglieder. Schon bei John Mayall war er ein Virtuose. Und mit dem Album „In the skies“ schuf er sich ein, zwar nur für einzelne Verzückte, wie mich, ein Monument, was über die Jahrzehnte bestand behalten sollte.

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    Di. & Do. ab 20.00 Uhr, Sa. von 20.30 Uhr Infos unter: [/COLOR][/SIZE]http://www.radiostonefm.de
    #1023217  | PERMALINK

    dominick-birdsey
    Birdcore

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    Lisa Germano ∙ Happiness
    4AD (1993)

    „Du denkst, ich bin Scheiße“, sagt Andy und zieht Joy das Aschenbecherreplikat aus der Hand, das er nach der ersten Begegnung mit ihr, eigens für sie gekauft hatte, „aber ich bin Champagner. Du bist Scheiße.“ Die Szene aus Todd Solondz Film „Happiness“ ist lustig, dann auch wieder nicht. Im Kontext dessen, dass Joy versucht hat anzudeuten, dass sie sich eine ernsthafte Beziehung mit Andy nicht vorstellen kann, bleibt einem das Lachen wie ein Kloß im Hals stecken. Glück, Zufriedenheit, Heiterkeit und Fröhlichkeit? Die Charaktere dieses Films sind genau das Gegenteil dessen, was der Filmtitel suggeriert.
    „You wish you were happy but you’re not hahaha“ singt Lisa Germano in “Bad Attitude”. Damit ist ihr die perfekte Charaktarisierung von Todd Solondz Protagonisten gelungen. Und für die dreizehn Songs ihres Albums.
    „Pain and Sadness are real to me“ heißt im Titelstück „Happiness“ und das ist Programm. „Ain’t life fun?“
    „Happiness“ ist düster, dann auch wieder nicht. Sieht man das Album in seiner vollständigen Tiefe und im Licht seiner vielen Details, erscheinen Momente, in denen man Zartheit empfindet, z.B. bei der zerbrechlichen Stimme Germanos, die der Musik menschliche Wärme zu verleihen mag. Hier ist nicht alles Unbehagen, aber hier ist auch nichts linear. „Change back to when you laughed“ heißt dann auch die überraschende Lösung am Ende von“ Bad Attitude“. Musikalisch umspannt Germanos Songreigen hübsche Pianountermalung („Destroy the Flowers“), Akustisches („Energy“), Pedal Steel („Cowboy“), Percussions und Djembe („Around the World“), Instrumentales („Miamo-Tutti“) und natürlich gelegentlich Geige, die Germano selbst spielt und auch früher schon u.a. bei John Mellencamp spielte. Höhepunkt neben dem wundervollen und ungeheuerlichen „Everyone’s Victim“ ist das bezaubernde „Sycophant“; überraschend das folkig-poppige „The Dresses Song“.
    Auch in „The Darkest Night of all“ muss man nur die Lichter der Nacht richtig zu deuten wissen. Hier herbstleuchtet die Musik und in meinen Augen leuchtet es.
    Am Ende von Todd Solondz Film singt Michael Stipe “Happiness where are you?”. Lisa Germano weiß die Antwort. Ich auch.

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    #1023219  | PERMALINK

    kritikersliebling

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    Kate Bush – The Kick Inside
    EMI – 1978

    Es gibt Dinge, die lassen sich nicht erklären. Ein Ding davon sind die ersten Töne dieses Albums, etwa so wie Walgesang rückwärts aufgenommen, dann perlt das Klavier und ab „Moving stranger, does it really matter?“ wird man willkommen geheißen und befindet sich schon mitten im Song. Dann kommen wieder Wale und sie sagt, wenn sie mir zuhört, wird sie still und meint den Saxophon-Spieler. Spätestens jetzt werden die Stimme und das außergewöhnliche Songwriting zum Ausdruck gebracht. Doch wie war das denn damals? Ein Mädchen von 16 Jahren spielt zuhause selbstgeschriebene Songs auf der Orgel, ein Freund kommt vorbei, hört es und macht sie mit Dave Gilmour bekannt. Kurz darauf unterschreibt Kate Bush einen Vertrag bei EMI um drei Jahre später das Debüt „The Kick Inside“ zu veröffentlichen. Es verkauft innerhalb des Erscheinungsjahres über eine Million Exemplare. Gelobte Analogtechnik. Ach, der Dave, der Gilmour produziert auch an zwei Songs mit.
    Die Stimme ist es, die einen immer wieder in ihren Bann zieht. Die ausgewogene Produktion, der echte Sound und das Klavier bilden das Rückgrat für die eigentliche Stärke Kate Bushs: den Gesang. „Kite“ im typischen Theatergewand, geradezu für bildende Künste prädestiniert in seiner überdrehten Gesangsmelodie mit vertrackter Rhythmik hinterlässt so etwas wie Aufbruchstimmung. Ja, morgen oder gleich geht es los, ich weiß nur noch nicht womit. „The Man With The Child In His Eyes“ ist zum Niederknien schön und ist nicht jeder mal der Mann mit den Kinderaugen? Es folgt der Hit, der sich unverrückbar in Schlafzimmerwände, Boxen-Kalotten und Discotheken-Plattenspieler-Nadeln eingebrannt hat. Wie ein Monolith steht er fast in der Mitte des Albums, genau genommen in der besseren ersten Hälfte und strahlt nach wie vor. „Wuthering Heights“ beginnt zu sprechen, wenn alles gesagt ist und vertraut geschwiegen wird. „James And The Cold Gun“ verdeutlicht die Stärken Bushs, denn so was wie „moderne Disco-Musik“ liegt weder ihrer Stimme, noch der Band.
    Insgesamt bestechen die Songs aus der Kunst, die sich in höchsten Tönen windenden Tonleiterübungen (das ist gar nicht mal so negativ gemeint) punktgenau und konventionell in einen Refrain münden zu lassen und just, als es so klingt, als sollte man mitsingen, geht Frau Bush schon wieder Haken schlagend in andere Sphären über. Das Album klingt nach Hollywood, nach Flashdance und Musical Hair, doch es lebt von dem Charme des Debüts, einer gewissen Unberührt- und Unbekümmertheit bei gleichzeitiger Souveränität im Umgang mit Songs. Diese Songs möchte ich nicht unplugged oder im Las Vegas-Outfit hören. Auch nicht live. Es gibt Dinge, die lassen sich nicht erklären. Ein zweites Ding ist der Glaube an Dinge, die einfach richtig sein müssen – so wie dieses Album.

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    Das fiel mir ein als ich ausstieg.
    #1023221  | PERMALINK

    Anonym
    Inaktiv

    Registriert seit: 01.01.1970

    Beiträge: 0

    Sehr schöne Elaborate, KL. Ach, wenn du doch mal ne Platte nehmen würdest, die ich habe/kenne/mag.

    Danke, KL. Mein Wunsch hat sich erfüllt. :D

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