Was macht einen guten Song (nicht Track!) aus?

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  • #7377557  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,126

    KrautathausWenn ich ein Stück schreiben würde, komme ich aber in fast allen Fällen nicht ohne die Harmonien aus.
    Deshalb arbeiten viele Komponisten am Piano oder Gitarre. Natürlich kann ein Komponist sich auch die Harmonien (ohne instrumentale Begleitung) zu der gedachten Melodie vorstellen, b.z.w. im Kopf zusammenstellen. Aber in irgendeiner Form brauchen sie die Harmonien.

    Daher meine These: Ein Song ist mindesten der Text & Melodie & Harmonie.

    Dieser Argumentation kann ich mich nicht ganz entziehen – in der Tat, wenn man den Song von seiner Entstehung her, sozusagen produktionsästhetisch betrachtet, sind die Harmonien bestimmt wichtig. Ein Gitarrist klampft Akkorde vor sich hin und probiert dazu melodische Wendungen aus – so entstehen bestimmt viele, womöglich die meisten Songs.

    Andererseits: „Mercedes Benz“, Janis Joplin.

    Ich habe den Song noch nie mit Harmonien gehört – vielleicht gibt es eine solche Version, keine Ahnung. Natürlich wäre es leicht, ihn mit Akkorden zu unterlegen: Tonika, Subdominante, Dominante, meinetwegen hier und da eine Moll-Paralleltonart.

    Aber ist der Song ohne diese Harmonien kein vollständiger Song?

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    #7377559  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,520

    bullschuetzDieser Argumentation kann ich mich nicht ganz entziehen – in der Tat, wenn man den Song von seiner Entstehung her, sozusagen produktionsästhetisch betrachtet, sind die Harmonien bestimmt wichtig. Ein Gitarrist klampft Akkorde vor sich hin und probiert dazu melodische Wendungen aus – so entstehen bestimmt viele, womöglich die meisten Songs.

    Andererseits: „Mercedes Benz“, Janis Joplin.

    Ich habe den Song noch nie mit Harmonien gehört – vielleicht gibt es eine solche Version, keine Ahnung. Natürlich wäre es leicht, ihn mit Akkorden zu unterlegen: Tonika, Subdominante, Dominante, meinetwegen hier und da eine Moll-Paralleltonart.

    Aber ist der Song ohne diese Harmonien kein vollständiger Song?

    einfacher Test –
    1) Melodie austauschen, den Rest (also, Harmonien und Text) lassen -> neuer Song ?
    2) Harmonien austauschen, den Rest lassen -> neuer Song ?
    3) Text austauschen -> neuer Song?

    ich würd tendentiell in allen drei Fällen nein sagen… wenn man jetzt zwei Sachen austauscht und eine lässt…

    neue Melodie, neuer Text, gleiche Harmonien -> ganz klar ein neuer Song
    neuer Text, neue Harmonien, aber gleiche Melodie (schränkt die neuen Harmonien natürlich ein) -> eher kein richtig neuer Song
    neue Harmonien, neue Melodie, gleicher Text -> tendentiell ein neuer Song…

    von dem her würd ich dann wohl sagen, dass die Melodie am wichtigsten ist, dann der Text, dann in etwa gleichem Abstand (:-) ) die Harmonien…

    --

    .
    #7377561  | PERMALINK

    otis
    Moderator

    Registriert seit: 08.07.2002

    Beiträge: 22,557

    Ich verstehe euer Problem wirklich nicht.
    Song = Lied. Lied = Text mit Melodie.
    Jeder Melodie lassen sich Harmonien anpassen, der gleichen Melodie unterschiedlich komplexe Harmoniefolgen. Das sind dann ganz sicher keine neuen Songs. Und Melodien brauchen zunächst mal keine Harmonien, um den Song zum Song machen.
    Die alten Volkslieder und Folkssongs waren oft unbegleitet oder wurden mit Zweit- oder Drittstimmen begleitet, wodurch Zusammenklänge (=Harmonien) entstanden. Hier solche, dort solche, ganz so wie es je nach Region üblich war.

    Ab wann man von einem neuen Song sprechen sollte, wenn manches gleich bleibt, ist letztlich ein Streit um Dylans Bart. Ob ein Song wirklich neu ist, ist doch eher nur aus Urheberrechtsgründen wichtig, nicht aber von seiner Wertigkeit her.

    --

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    #7377563  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,126

    redbeansandricevon dem her würd ich dann wohl sagen, dass die Melodie am wichtigsten ist, dann der Text, dann in etwa gleichem Abstand (:-) ) die Harmonien…

    Geniale Kompromiss- und Schlichtungsformel – ich folge Dir!
    Kannst Du Dich bitte jetzt mal um Stuttgart 21 kümmern?

    --

    #7377565  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,964

    otis
    Jeder Melodie lassen sich Harmonien anpassen, der gleichen Melodie unterschiedlich komplexe Harmoniefolgen. Das sind dann ganz sicher keine neuen Songs. Und Melodien brauchen zunächst mal keine Harmonien, um den Song zum Song machen.

    Die alten Volkslieder und Folkssongs waren oft unbegleitet oder wurden mit Zweit- oder Drittstimmen begleitet, wodurch Zusammenklänge (=Harmonien) entstanden. Hier solche, dort solche, ganz so wie es je nach Region üblich war..

    Doch, ich meine die meisten Melodien brauchen aus der Sicht des Songwriters Harmonien. Er kann die Melodie im Zug niederschreiben, und hat schon in diesem Moment die Harmonien dazu im Kopf (so einfach sie auch sein mögen).

    Das mit den Folksongs sehe ich genauso und es gibt noch mehr Ausnahmefälle für Stücke, die in einer Tonhöhe gesungen werde: Mercedes Benz (Bullschuetzt), die Worksongs v. Sklaven oder Baumwollarbeiter.

    Es ist eigentlich auch kein Problem, Otis. Nur wenn ich Songwriter bewerten soll, dann möchte ich auch das Grundgerüst Song bewerten, bevor die Arrangements, Instrumentierungen etc. dazu kommen. Und in den meisten Fällen wird der Songwriter ohne die Harmonie nicht auskommen.

    --

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    #7377567  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Ich denke, beim Komponieren einer Melodie sind die Harmonien ziemlich wichtig. Einen Song wie „Another Day“ (McCartney) schreibt man nicht, wenn man nicht eine Akkordfolge im Kopf hat. Und umgekehrt: Wenn ein Lied a capella und solo vorgetragen werden soll, achtet man darauf, daß die Melodie nicht zu viele Tonwiederholungen enthält und vor allem auch ohne Hinleitung der Begleitung singbar ist (man also nicht versehentlich in andere Tonarten gerät, wenn man die zweite Strophe beginnt).

    Hier mal ein Beispiel (ich vertraue darauf, daß hier alle Noten lesen können).
    Das Lied hab ich ohne jede Begleitung komponiert, weil schon die Akkorde, die mir zu den ersten zwei Zeilen einfielen, zu dröge klangen. Sie bewegt sich zwar im normalen harmonischen Rahmen, soll aber durch die Vermeidung von Tonwiederholungen interessant gemacht werden (geht mächtig auf und ab).
    Später hat mir ein Freund tolle Akkorde dazu geschrieben. Möglicherweise ist das Lied jetzt etwas „too much“. Mir gefällt es trotzdem.

    --

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    #7377569  | PERMALINK

    the-imposter
    na gut

    Registriert seit: 05.04.2005

    Beiträge: 38,732

    Reino(ich vertraue darauf, daß hier alle Noten lesen können)

    wie kommst Du denn auf das dünne Brett?

    nee, lass mal hören

    (der Text ist allerdings schonmal ziemlich schrecklich)

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    out of the blue
    #7377571  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Daß hier jeder lesen kann, hatte ich allerdings nicht erwartet.

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    #7377573  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,199

    Derlei Texte einfach mal in eine andere Sprache übersetzen, vorzugsweise Englisch. Ha! Villon`s „strawberry mouth“ käme zu ganz grossen Ehren. Wanna try, Mr. McCartney? ;-)

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    Contre la guerre
    #7377575  | PERMALINK

    roseblood

    Registriert seit: 26.01.2009

    Beiträge: 7,089

    Ich glaube vielmehr, dass die Musiker hier im Forum Verfechter für Text/Melodie/Harmonie sind, die ausschließlichen Musikhörer für Text/Melodie. Ein „All Along The Watchtower“ klingt ohne Harmonie musikalisch recht unaufregend vorgetragen. Auch wenn die Akkorde sehr simpel sind, geben sie dem Song erst seine Gestalt. Eine Beschränkung nur auf Text und Melodie beim Songwriting ist mir zu dünn. Songwriting ist der Teil, der in der Theorie eins mit dem Praktischen ist und dazu gehören die Harmonien/Akkorde.

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    #7377577  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Stormy MondayDerlei Texte einfach mal in eine andere Sprache übersetzen, vorzugsweise Englisch. Ha! Villon`s „strawberry mouth“ käme zu ganz grossen Ehren. Wanna try, Mr. McCartney? ;-)

    Weiß ja nicht, was du mit „derlei Texte“ meinst. Keiner hier kennt von dem verlinkten „Erdbeermund“-Lied mehr als die erste Strophe und keiner weiß, welche Intention der Text hat. Aber das Übersetzen eines Textes in eine Sprache, die man noch schlechter spricht, sagt nicht das geringste über dessen Qualität aus. Überhaupt können nur sehr wenige Leute in einer Sprache, mit der sie nicht aufgewachsen sind, literarische Qualitäten beurteilen. Das erleichtert uns allen ja den ungestörten Genuß fremdsprachiger Popmusik. Denn den Inhalt kann man übersetzen und auf Plausibilität abklopfen, alles, was darüber hinausgeht bleibt uns verborgen, von Sprachebenen bis zu Emerson-Zitaten.

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    #7377579  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

    Registriert seit: 26.12.2007

    Beiträge: 20,199

    Ich fand Deinen Text nicht so „schrecklich“ wie der Imposter, im Gegenteil eher. Und wenn man sich manche englischsprachigen Grosstaten von Spitzenkünstlern ansieht, ist da auch nicht mehr Substanz oder sogar weit weniger. ( Weil es ein Verlassen -werden-Song ist, fiel mir McCartney`s „Yesterday“ spontan ein) Ein schnödes Übersetzen reicht natürlich nicht, aber mit sehr guten Sprachkenntnissen liesse sich da schon noch was draus basteln……Aber Du magst den Text ja selber nicht wirklich.

    --

    Contre la guerre
    #7377581  | PERMALINK

    malibu

    Registriert seit: 12.12.2005

    Beiträge: 3,280

    KrautathausDoch, ich meine die meisten Melodien brauchen aus der Sicht des Songwriters Harmonien. Er kann die Melodie im Zug niederschreiben, und hat schon in diesem Moment die Harmonien dazu im Kopf (so einfach sie auch sein mögen)…

    Interessant, dass der Thread noch mal hochkommt und auf das gleiche Problem wie damals stößt.
    Da ich mich in der ersten Runde von Otis habe überzeugen lassen, muss ich dir jetzt ja widersprechen. :-)
    Der Songwriter hat natürlich, wenn er eine Melodie erfindet, dazugehörige Harmoniefolge im Kopf. Eben, da sie sich aus der Melodie ergibt. Allerdings ist diese nicht ganz eindeutig (parallele Moll-Akkorde, Septimen, etc.) und ob ein Song mit Jazz- oder Bossa Nova-Akkorden begleitet wird, ändert doch den Song als solches nicht.

    Allerdings stand auch bei fast allen Songs, an denen ich mitgeschrieben habe, zuerst eine Akkordfolge und danach erst eine Melodie. (Bei dem ein oder anderen war auch zuerst ein Schlagzeugmotiv da..) Aber es geht ja nicht um den Weg der Entstehung, sondern um das Ergebnis.

    Für mich war ein Ergebnis dieses Threads, dass Song Writing zwar eine große Kunst ist, es aber genug großartig Musik gibt, bei denen der Song sehr stark im Hintergrund steht und daher für die Wertung des Tracks gar nicht so wichtig ist. Die These, dass hinter jedem guten Track ein guter Song steht, ist aus meiner Sicht widerlegt.

    --

    #7377583  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 25,964

    Malibu
    Die These, dass hinter jedem guten Track ein guter Song steht, ist aus meiner Sicht widerlegt.

    Das hätte ich aber auch nie behauptet, denn es gibt ganz tolle Tracks die dem nackten Songwriting (das wir bei der Umfrage als Kriterium nehmen) so gar nicht entsprechen. Manchmal reißt es doch die Struktur, Instrumentierung, Arrangement raus. Wilcos „Bull Black Nova“ mag auf das Songgerüst reduziert nicht so toll wie „Sky Blue Sky“ sein, aber der Track fasziniert mich wegen seiner ständig anziehenden Spannungsschraube.

    Beim Rest muß ich Dir natürlich wiedersprechen. Aber dem einen reicht halt Text & Melodie; mir halt nicht.

    --

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    #7377585  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,699

    Stormy MondayAber Du magst den Text ja selber nicht wirklich.

    Doch, ich mag ihn sehr. Aber er handelt von etwas völlig anderem, als Imposter unterstellt hat.

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