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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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So gut es ging, habe ich in den letzten Tagen Jenkins und Bang hervorgeholt – und da redbeans feine Anregungen gegeben hat, ermutige ich mich zu ein paar Kurzimpressionen.
Für Jenkins konzentriere ich mich auf die »Themes and Improvisations on Blues« – zum Titel habe ich keine Erklärung finden können, es sei denn, man wolle die Allerweltstrompete (gegen die ich nichts habe): man habe den Blues oder nicht, hier hineinblasen lassen. Zufälle sind immer nett, also gibt es Threadgill und Byron, die hier doch einige Male erwähnt wurden (Besetzungsliste zu meiner Tipperleichterung findet sich hier.) Die themes und patterns, die ich höre, stammen von diesen Leuten: Brahms, Klarinettenquintett (erster Takt, wird sofort karikiert und nicht wieder ernsthaft aufgenommen), Schönberg, Verklärte Nacht, Berg, Wozzek, ein bisschen von den Repititionswitzeleien eines Glass, folkloristische Fiddel aus dem irischen Pub, und vor allem: Bartók, so sehr, dass das Hören der Streichquartette von B. die Sache sechsmal bereichert. Mich würde sehr interessieren, wie jemand, der diese Bezüge gar nicht hört, die Musik auffasst. Sehr. Denn mit diesem blöden Wiedererkennen von Themen und sonstwas hat es doch auch dies auf sich, dass es die Hörerkenntnis stört, sofern man nicht gerade darin, im Wiedererkennen, die Lust findet. Ich könnte also sagen: Das alles hat man schon gehört. Ein anderer: Aber nicht so. Ich: Wie meinst Du das? Der andere: Komm schon, Brahms, Schönberg, Berg, Glass, Pub, Bartók in einem Stück? Das hast Du noch nicht gehört, gib’s zu. Ich: Geb’s zu. Und das kann der Blues? Der andere: Na endlich. – Redespur gewechselt: Jazz ist das nicht. Aber phantastisch epigonal. Was mich zur Frage an Euch weiterleitet, ein weiteres Mal: Wo hört Ihr die Bezüge zu Leuten wie Bartók und Strawinsky (gut, der ist schlichter) im Jazz oder meinetwegen auch Nicht-Jazz von Jazzern? – Ach ja, ich bin begeistert von der Platte.
Die Violine von Jenkins, redbeans, fällt mir gar nicht auf – auch auf anderen Scheiben nicht. Er hat keinen eigenen Ton. Aber ich habe überhaupt noch keinen Jazzgeiger gehört, der einen eigenen Ton hätte. Womit ich mir eine schuftige Überleitung zu Billy Bang geschaffen habe, zu meinen Bang-impressions:
Da gibt’s zwei Anlässe. Number One: Rhythmus, Rhythmus, Rhythmus. Bang hat ihn, den drive, ohne Zweifel, und die Geige klingt, hat Schärfe. Das »Scrapbook« von William Parker hatte ich schon erwähnt, hinzu kommt: »Above & Beyond: An Evening in Grand Rapids« (Frank Lowe, ts; Andrew Bemkey: p; Todd Nicholson: b; Tatsuya Nakatani: dr) – ich glaube, die letzte Aufnahme von Lowe (2003). Das Ganze ist »At Capolinea«, aber im Schleudergang. Lowe kenne ich nur von diesem evening, aber mir scheint, der Mann ist freundlich. Und so ist Bang. Beide kennen ihre dunklen Seiten, aber sind sehr höflich im besten Sinn, keine Exhibitionisten. (Will nicht sagen, dass Exhibitionismus in der Musik immer unhöflich sei.) Anlass Number Two: Bang spielt die gleichen Versatzstücke (patterns) wie auf »Scrapbook«, zumindest hin und wieder, wie übrigens auch Jenkins auf diversen Alben. Falls Ihr das auch schon gehört habt, würde mich eine Erklärung sehr beruhigen. Ich erkläre es mir einstweilen durch den improvisatorischen Gestus der Musik – obwohl dem Pianisten eher wenig einfällt, Niveau Diplom oder wie das heißt –, der sehr großräumig ist, aber in diesem großen Raum muss man sich Ordnung verschaffen und das sind die patterns oder Phrasen, die immer wiederkehren. So wie man den Hut auf eine angeworbene Art zieht, so wie man eine bestimmte Art hat, über die Straße zu gehen, so wie man – man eben – den Geliebten, die Geliebte küsst im Allerlei des Tages – so wie man die eigene Sprache spricht, deren schlichte Grammatik wenigstens durch ein paar Vokabeln aufgefrischt wird.
Seltsam, mir kommt es so vor, als hätte ich Jenkins und Bang nicht so gepriesen, wie ich es wollte. Dabei läuft »Above & Beyond«, und es läuft phantastisch! Wäre ich eine Firma, würde ich sagen, ich erstatte den Kaufpreis bei Nichtgefallen.
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WerbungIch kann da nicht richtig mitreden, da ich Jenkins noch kaum kenne (besitze nur zwei Revolutionary Trio CDs, aber kenne beide noch kaum) und die betreffenden Aufnahmen von Bang auch nicht (von ihm hab ich die zweite Vietnam und warte auf die erste, und ev. hab ich noch was mehr, bin mir nicht mal sicher).
Jedenfalls scheint Bang auf Stuff Smith zurückzugehen, und den würde ich euch ans Herz legen! Er ist gewissermassen der schwarze Kontrapunkt zu Grappelli (gegen den ich nichts habe, der mich aber auch eher selten aus den Socken haut). Smith hat Swing, Blues Feeling, Ideen, einen dreckigen Sound… ob es auch bei ihm schon diese ewiggleichen Versatzstücke aus der Klassik gibt kann ich nicht sagen – ich würde vielleicht einige Motive erkennen können, ohne sie aber identifizieren zu können – kenne mich da sehr schlecht aus. Sind das die Stücke, mit denen seit Jahrzehnten alle Geigenschüler geplagt werden? Und wenn man dann zum Jazz abspringt bevor man ein grösseres Repertoire hat kann eben nur das als Referenz zur „Hoch“kultur kommen?
Anspieltips für Smith sind v.a. die Session mit Dizzy Gillespie und die mit Oscar Peterson – das waren insgesamt drei Verve Alben, die gab’s entweder auf einem tollen 4CD Mosaic-Set (mit Smiths kompletten Verve-Aufnahmen) oder auf einer Doppel-CD aus den 90ern, die unter den Namen aller dreier lief. Billig zu finden sollte auch seine späteste Verve-Aufnahme sein (billiger als hier, der Link nur, damit ihr wisst, welche ich meine).
Wenn ich mich da bei Amazon so umsehe merke ich jedoch, wie wenig ich letztlich auch von Smith kenne… zum allerersten Mal gehört habe ich ihn übrigens als Teenager – in der Mittelschulbibliothek gab’s die tolle „After Midnight Session“ von Nat King Cole, auf der Smith einer der Gast-Solisten ist (Coles Trio, Lee Young am Schlagzeug, sowie vier Solisten, immer nur je einer pro Stück: „Sweets“ Edison, Willie Smith, Stuff Smith und Juan Tizol – für Swing-Fans eine wunderbare CD – mit CD-only Bonus Tracks übrigens – und eine schöne Gelegenheit drei weniger bekannte Solisten kennenzulernen… ich gehe mal davon aus, dass man „Sweets“ eh schon kennt…)--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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gypsy tail wind… ob es auch bei ihm schon diese ewiggleichen Versatzstücke aus der Klassik
Die Versatzstücke, die ich meinte, waren individuelle Ticks von Jenkins und Bang, und mich würde interessieren, ob diese Ticks erkannt werden können. (Dass ich sie auf meine Weise erkenne, finde ich weniger interessant.) Es gibt klassische Versatzstücke, klar, aber mit Jenkins und den „Themes etc.“ ist eine weitere Stufe erreicht, die nicht besser sein muss. Bartòk jedenfalls ist entschiedener in dem, was Jenkins in meinen Ohren meinte.
Hätte es vorhin schon fragen können, aber ich habe es ja schon einmal hier gefragt ohne Antwort: Warum hat Mingus Bartók geschätzt? Geschätzt? Reichlich untertrieben, nach dem, was er im „Underdog“ sagt.
Stuff Smith ist auf der Liste, gypsy!
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clasjaz Die themes und patterns, die ich höre, stammen von diesen Leuten: Brahms, Klarinettenquintett (erster Takt, wird sofort karikiert und nicht wieder ernsthaft aufgenommen), Schönberg, Verklärte Nacht, Berg, Wozzek, ein bisschen von den Repititionswitzeleien eines Glass, folkloristische Fiddel aus dem irischen Pub, und vor allem: Bartók, so sehr, dass das Hören der Streichquartette von B. die Sache sechsmal bereichert.
Mich würde sehr interessieren, wie jemand, der diese Bezüge gar nicht hört, die Musik auffasst. Sehr. Denn mit diesem blöden Wiedererkennen von Themen und sonstwas hat es doch auch dies auf sich, dass es die Hörerkenntnis stört, sofern man nicht gerade darin, im Wiedererkennen, die Lust findet. Ich könnte also sagen: Das alles hat man schon gehört. Ein anderer: Aber nicht so. Ich: Wie meinst Du das? Der andere: Komm schon, Brahms, Schönberg, Berg, Glass, Pub, Bartók in einem Stück? Das hast Du noch nicht gehört, gib’s zu. Ich: Geb’s zu. Und das kann der Blues? Der andere: Na endlich. – Redespur gewechselt: Jazz ist das nicht. Aber phantastisch epigonal. Was mich zur Frage an Euch weiterleitet, ein weiteres Mal: Wo hört Ihr die Bezüge zu Leuten wie Bartók und Strawinsky (gut, der ist schlichter) im Jazz oder meinetwegen auch Nicht-Jazz von Jazzern? – Ach ja, ich bin begeistert von der Platte.
erstmal nur eine teilweise Antwort…
grad nur die amazon soundsamples der Jenkins Platte gehört, das ist ja echt ein Wust an Zitaten, auch wenn ich – mit meinem weitgehend verschütteten und sehr stückweisen Klassikwissen die nicht hätte zuordnen können… ich find generell dieses zitieren in Soli eine etwas seltsame Sache – irgendwie bestehen Improvisationen ja bei den meisten Leuten aus Versatzstücken – aber irgendwie… sowas wie das unten zitierte Bolero Zitat find ich schon seltsam… aber hier bei Jenkins ist das ja nochmal auf einen anderen Level gehoben…
hier ist ein bißchen mehr Diskussion zu Bartok aus Jazzsicht… interessant zum Beispiel, dass Vic Juris erwähnt, dass alle seine Studenten Bartok Violinduette üben müssen… in seiner Musik hör ich davon wenig… (interessant auch der Hinweis auf das Tony Williams Stück…)
hab mir gestern tatsächlich meine erste Boyd Raeburn CD bestellt – ich rechne mit mehr solchen Einflüssen dort… jedenfalls waren in der großen Zeit des Third Stream Bartok und Stravinsky sicherlich wichtige Einflüsse, vielleicht die wichtigsten neben Debussy/Ravel? Bezüge zur zweiten Wiener Schule hört man heutzutage eher mal (John Zorns Streichquartette zB?), damals glaub ich noch weniger…
Bartok hör ich auch in den Streicherarrangements auf Sonny Simmons „The Traveller“, aber wie du schon richtig meintest, das ist alles ein bißchen glatter… viele der Leute, die etwas interessantere Streichersätze schreiben, sich von der großen Hollywood-Seife emanzipiert haben, beziehen sich auf Bartok… das scheint schon einer der organischsten Wege zu sein, Klassikeinflüsse in den Jazz zu schaufeln…
nochmal der Hinweis auf Jack Chambers Dick Twardzik Biografie… ich hör das nicht in der Musik, aber das Buch heißt sicher nicht von ungefähr „Bouncin‘ with Bartok“… auch die These, dass Cecil Taylor von Twardzik beeinflusst ist, könnte dich interessieren; davon, dass Chambers mehr kann als den unsäglichen Tina Brooks Text kann man sich in diesem Text über Twardziks Mentor Bob Zieff überzeugen… Zieff, der alle Stücke für das gemeinsame Album von Chet Baker und Twardzik geschrieben hat, wurde unlängst von Franz Koglmann (?) für ein österreichisches Konzert aus dem Ruhestand geholt… es gibt ein Chet Baker Interview aus den späten fünfziger Jahren, aus dem so ein bißchen den Eindruck gewinnt, die Musik von Zieff sei für ihn „sein Projekt“ um zur Zukunft des Jazz beizutragen, so im Sinne von (stark ausinterpretiert) „Miles Davis hat vorgelegt, hiermit lege ich nach…“, aber dann brach diverses über Baker herein und er ging dem nicht weiter nach – bis in die späten siebziger Jahre, wenn man will… nur Zieffs „Sad Walk“ blieb immer in seinem Repertoire…
hab deine Frage zu Mingus/Bartok nicht so recht mitgekriegt… hast du mal seine „third-streamigeren“ Sachen gehört (wahllose Zusammenstellung)? da würd mich eine Einschätzung, welche Klassikeinflüsse das im einzelnen sind ja auch interessieren… um die Zeit der Bohemia Live Aufnahmen kristallisierte sich daraus dann langsam der Mingus, den wir alle kennen (?) man darf nicht vergessen, dass Mingus schon mehr als zehn Jahre als Bandleader hinter sich hatte, als er begann seine großen Alben aufzunehmen… wer nichts gegen Compilations hat, und mehr über Mingus Aktivitäten ca 1950-55 könnte sich hier für kleines Geld die „Debut Records Story“ Box mit repräsentativen Aufnahmen von Mingus und Max Roachs gemeinsamen Label kaufen…(hoffe die versenden international, gibt auch auf ebay noch ein passables angebot) und für Mingus frühere Ellington Phase kommt man hieran nicht vorbei, die hervorragend editierte Sammlung von Mingus kalifornischen Aufnahmen 1945-49… und für die Zeit dazwischen muss man Mingus mit Red Norvo hören, oder mit Charlie Parker…
eins der tollsten Konzerte, die ich je gehört hab war so ein Dreiteiler, erst Bartok – Mikrokosmos, George Crumb – Makrokosmos und dann ein Solo-Set von John Taylor… Idee klingt irgendwie forciert, aber funktionierte erstaunlich gut…
was „primitives“ zum Schluss Gene Ammons zitiert Bolero in seinem Solo im ersten Stück hier (Billy Eckstine – I like the rhythm in a riff, ca Minute 2… in dem Solo sind noch mehr Passagen, die sich wie Zitate anhören, außer dem Thema des Stücks kann ich sie aber nicht zuordnen…) das ist generell so eine Sache – grad im älteren Jazz erkennt unsereiner ja nur einen Bruchteil, das ist dann schon die Frage, wieweit man die Musik so verstehen kann, wie sie gemeint ist…
um Larry Kart über Johnny Griffin’s „Way Out“ zu zitieren – hab glaub ich noch nie ein Zitat bei Griffin erkannt, auch wenn er einer meiner Lieblingsmusiker ist… (von hier)
“
it’s the lurid Griffin– full of tonal distortions and outrageous, and outrageously jammed-in, quotes –that I love most (though his quote here on „Cherokee“ from „Fascinatin’ Rhythm“ is very tasty). Once in a fanciful mood I wrote this about JG:
„A Griffin solo is like a construction made of fused-together pieces of cultural-physical debris–a cracked juke box, a smoking truck tire, some buzzing neon tubong and maybe a 1953 Buick Skylark grille and bumper. The title? ‘Ugly Beauty.’“--
.gypsy tail windHab ich ja gehofft, dass Kennedy ironisch gemeint war!
warum sollte es????
a) es fragte LOCKWOOD einst nach Violinisten, „die einen weniger swingmäßigen Hintergrund haben“, so dass Kennedy doch hierher passt, zumal er sich auch im Jazz zu Hause fühlt.
b) seine neue Platte, „Shhh!“ beweist doch, dass er durchaus in die Sparte mit Ponty und Urbaniak passt.
c) unter Berücksichtigung dessen, dass der Fragesteller sich ohnehin nicht mehr gemeldet hat, ist es eigentlich eh‘ egal…
Übrigens ist mir in Zusammenhang mit Jazzviolinisten noch jemand über den Weg gelaufen, der m.E. auch noch nachgenannt werden sollte:
Zoltán Lantos, den ich im Zusammenhang mit Nicolas Simion kennen lernte.
Und – ist Michael White eigentlich schon genannt worden??? (habe ich ja vielleicht übersehen…)
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Michael White ist zu unrecht ungenannt geblieben… Land of Spirit and Light ist eins meiner liebsten „Spiritual Jazz“ Alben… vielleicht nicht übermäßig tiefsinnig, aber definitiv sehr schön!
nie explizit auf Lantos geachtet, aber Simion mag ich sehr gerne, da werd ich die Ohren etwas mehr spitzen nächstes mal… Kennedys Jazzalben hab ich nicht gehört – werd mein gesundes Misstrauen vielleicht demnächst mal beiseite schieben…
jetzt grad hör ich Quintorigo – Plays Mingus eine italienische Band die um ein Trio von Geige/Cello/Bass aufgebaut ist… die Sängerin find ich ganz schlimm und es ist alles vielleicht alles eine Spur zu, nicht direkt slick, vielleicht weinselig? auf eine saturierte Art zu glatt? wie auch immer, das Album hat sehr sehr schöne Momente/teilweise sehr interessante Arrangements… ein bißchen Klassik, ein bißchen mediterrane Folklore… (Gabriele Mirabassi spielt als Gast mit…) irgendwie bestätigt sich auch mal wieder der Eindruck, dass sich die Phase rund um die Bohemia Konzerte und Pithecanthropus am besten zum Covern eignet, Pithecanthropus, Moanin… diese Stücke gelingen am besten… Goodbye Pork Pie Head zB geht dagegen vergleichsweise daneben…
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.Ich sag das jetzt mal ganz pauschal… ich finde diese Jazzrock Geiger sowas von öde und langweilig – Ponty, Lockwood, Urbaniak…
Natürlich haben alle auch ein paar schöne Dinge gemacht… z.B. das erwähnte Paul Bley Album mit Urbaniak, oder die ganz frühen Sachen von Ponty, mit dem Mahavishnu Orchestra. Aber dieser ganze Fusion-Spiel-Gestus ist mit zutiefst zuwider (und das natürlich nicht nur bei Geigern).
Michael White wurde glaub ich wirklich noch nicht genannt, ich schliesse mich diesbezüglich redbeans‘ Meinung an – das ist ein tolles Album!
Und auch die Aufnahmen mit George Handy sind ganz gut!--
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Nachtrag hierzu: „Jazz Across The Border“ heisst ein gemeinsames Album der Beiden!…mit vielen Balkan-Folk-Elementen
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asdfjklöNachtrag hierzu: „Jazz Across The Border“ heisst ein gemeinsames Album der Beiden!…mit vielen Balkan-Folk-Elementen
Hab ich vergessen… ich hab irgendwo eine Radio-Aufnahme von Simion/Lantos – das gefällt mir auch sehr gut! Müsste ich mir auch mal eine CD besorgen, bei Gelegenheit!
Und noch ein begnadeter Geiger vor dem Herrn:
:lol:
Und wer französischen Jazz mag, mit Akkordeon, Geige, Gitarre und Bass:
Didier Lockwood/Marcel Azzola – Waltz Club
Ein sehr charmantes Album, finde ich! (Und wenn jemand das und diese Art von Musik so pauschal abkanzeln will wie ich oben die Fusion-Geiger, dann hab ich übrigens kein Problem damit… ich hab sogar eine kitschige CD von Regina Carter, die ich manchmal ganz gerne höre! )
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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redbeans, ich kann gerade nur wenige Deiner Klärungen, Hinweise und Facetten herausgreifen, und, vorausgeschickt, fürchte ich fast, mit dem Panikwort »Versatzstück« (weil es auch gypsy sofort aufgenommen hat) mich verzettelt zu haben: Das, die V., sind in irgendwelchen psychischen Schlingereien erworbene Neigungen, gelb ist ein C-Dur-Akkord, schwärzer die Sekund, blauer der Tritonus (das wäre also meine Neigung im Augenblick) – und das haben irgendwelche Leute vorgemacht und irgendwelche Leute nehmen es auf. Ich finde das nicht schlecht. Auch das Zitieren kann ich nicht schlecht finden, anders geht’s halt nicht. Originalität (die nicht zitieren dürfe) wird gerne im Ohr des Hörenden gesucht – aber das sind andere psychische Windungen, Alltagstreppen, auf denen zu laufen ich keine Lust kenne. Breve, Versatzstück meinte ich ein bisschen »positiv«, als »Orientierung« des Musikanten in seiner Hirnpsyche, falls vorhanden. Um Dein Wort aufzugreifen: Jenkins zitiert auf hohem Level. Hat Beethovendings ja auch gemacht, gut, drei Level höher, aber eben: er zitiert. Vielleicht, wenn ich anderer Stimmung wäre, würde ich auch sagen, Jenkins ist nicht »phantastisch epigonal«, sondern einfach nur Imitator. Aber die Stimmung, die Laune, lässt sich ja selten beiseite schieben.
Habe Boyd Raeburn heute gehört – ich habe keine ernsthaften Einflüsse gehört, die Arpeggii gäbe es auch bei dem frühen Springsteen, also das wären Versatzstücke. Es war frisch, aber was ist nicht frisch, wenn man es im Frühling hört? (Ich übertreibe gern zum Zwecke des Widerspruchs.)
Debussy scheint mir auch einer der wichtigen – aber, wie er so ist – verschatteten Anregungen zu sein. Ravel malt oft auch Plakate (»Bolero«) (für die Werbedesigner unter uns: ja, ist »kunstvoll«), aber ich kann schon glauben, dass er lockt. (Mehr auch nicht: der Mann hat Uhren repariert, das könnte ich auch obszön finden.)
Bartók: Stimme Dir dreimal zu, dass der sich als Alternative leicht ergibt, ein »organischer Weg« ist. Auch deshalb, weil er sich selbst herausgeschaufelt hat aus der „Klassik“ seiner Zeit.
Dies das, um Freund Tucho zu zitieren. Muss weiter hören und bessere Worte finden.
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ich find man muss ein bißchen unterscheiden bei Zitaten… erstens, dass die Saxophonsoli der Altvorderen voll von vergessenen Popsongs sind ist für mich irgendwie ein Kuriosum, dass ich jetzt eher gut als mittel finde, Ammons und den Bolero, da kommt so ein bißchen die Bolero-Aversion hoch, aber da es ein humorvolles Stück ist, er nur kurz anzitiert, das Stück damals noch viel aktueller war… sei ihm das gegönnt [irgendwo hab ich mal eine Diskussion gesehen zu Zitaten populärer klassischer Werke im Bebop…] wenn Mark Feldman einen Fetzen aus „Eine kleine Nachtmusik“ in sein Solo einbaut, find ich das aber im Prinzip affig… dass Musiker sich Phrasen von Lester Young, Charlie Parker, … rauspicken und in ihren Soli weiterentwickeln find ich – ohne es gescheit begründen zu können – ist was ganz anderes – da ist ja irgendwie kein Augenzwinkern an das gebildete Publikum dabei… das ist einfach die Art, wie die Jazztradition funktioniert, das ist mehr eine interne Sache…
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.back on topic… ein ganz hübsches Album von Jean Luc Ponty gibt’s auch in der „Jazz in Paris“ Reihe: Jazz Long Playing, Pontys Debut, keineswegs essentiell, aber hübsch und mit Louiss und Humair (und Rovère bzw. Pedersen am Bass) mit guter Begleitung. Zudem stösst der junge Michel Portal noch dazu, an der Flöte!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windback on topic… ein ganz hübsches Album von Jean Luc Ponty gibt’s auch in der „Jazz in Paris“ Reihe: Jazz Long Playing, Pontys Debut, keineswegs essentiell, aber hübsch und mit Louiss und Humair (und Rovère bzw. Pedersen am Bass) mit guter Begleitung. Zudem stösst der junge Michel Portal noch dazu, an der Flöte!
hmmm – da würd ich aber (außer man ist sehr orgel-avers – Louiss spielt hier Klavier) die beiden Trio-Alben mit Louiss auf Dreyfus bevorzugen! mag wieder so einer Erwartungssache gewesen sein, aber ich fand Jazz Long Playing etwas enttäuschend…
da der Originalposter sich ja ohnehin nicht mehr blicken lässt… wenn man eine CD mit toller Geige von Ray Nance haben will – was kauft man dann?
Kitty on Toast hier hab ich mir oft angehört die Tage, ich find Nance super, auch bei Ellington hört man gelegentlich super Sachen von ihm (aber ich weiß nicht mehr wo…); kann man das irgendwo konzentrierter hören, mal mehr als ein Solo pro Album?
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.Es gibt das eine Album von Nance bei mightyquinn – „Body and Soul“:
Das ist sehr, sehr Sixties, aber ich finde es macht Spass!
Es gibt Samples und die CD ist auch billig zu haben (ist überhaupt fast alles zum empfehlen, Don Ellis, Harold Land, Roy Ayers, Edmond Hall, Pepper Adams, Paul Quinichette, Eddie Condon, … die Lou Rawls hab ich noch nicht, von den neueren habe ich Leviev, Marcus und Leggio, und von den noch älteren habe ich den wunderbaren twofer von Hank Jones).Was Nance mit Ellington betrifft kann ich auch nicht gross helfen… aber er taucht immer mal wieder auf, ist ein toller Trompeter, guter Sänger und Geiger, und es ist immer eine Freude ihn zu hören! Tipp: Dutzende Ellington-CDs kaufen, und dann noch mehr und noch mehr, weil: Ellington ist… na ja, Ellington!
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redbeansandriceich find man muss ein bißchen unterscheiden bei Zitaten […] dass Musiker sich Phrasen von Lester Young, Charlie Parker, … rauspicken und in ihren Soli weiterentwickeln find ich – ohne es gescheit begründen zu können – ist was ganz anderes – da ist ja irgendwie kein Augenzwinkern an das gebildete Publikum dabei… das ist einfach die Art, wie die Jazztradition funktioniert, das ist mehr eine interne Sache…
Doch, die Unterscheidung meinte ich ja, besonders die „interne Sache“. Ich möchte nicht mehr mit meinen Klassikbeispielen kommen, die immer offoff-topic sind, da fällt mir leider nur mehr ein zu den internen Zitaten. Ad hoc möchte ich zu dem Herausgreifen von Phrasen sagen, dass Grammatik und Vokabular auch in der Musik begrenzt sind. Diese Parallele, finde ich, kann man ziehen zwischen Sprache und Musik, ohne bereits auf die Spekulationen zur Sprachähnlichkeit der Musik eingehen zu müssen. Es kommen sicher auch ein paar aristotelische schlichte Erkenntnisse wie der natürliche Nachahmungstrieb hinzu, wenn er nicht sogar in der Begrenztheit der Ausdrucksfähigkeit impliziert ist. Das Zitat ist in allen Künsten ein Motor, in der bildenden hat das bis in die Ausstellungsorganisation hinein den größten Einfluss, in der Literatur behakeln sich die Leute witzigerweise (aber auch nur heute, das war mal anders), in der Musik ist es notwendiger Alltag, scheint mir, bisher. Zitate sind Erkenntnisse, sofern sie es sind :lol:, man nimmt etwas auf und zeigt, dass es auch anders geht – und das meint man freundlich oder nicht – und will es zeigen. Freundliches internes Zitat: Hommage. Nicht freundliches internes Zitat: Polemik. Dumm, beide können ästhetisch gesehen, gehört Soße sein.
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Schlagwörter: Billy Bang, Didier Lockwood, Jean-Luc Ponty, Joe Venuti, Ray Nance, Stéphane Grappelli, Violine
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