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clasjaz Die themes und patterns, die ich höre, stammen von diesen Leuten: Brahms, Klarinettenquintett (erster Takt, wird sofort karikiert und nicht wieder ernsthaft aufgenommen), Schönberg, Verklärte Nacht, Berg, Wozzek, ein bisschen von den Repititionswitzeleien eines Glass, folkloristische Fiddel aus dem irischen Pub, und vor allem: Bartók, so sehr, dass das Hören der Streichquartette von B. die Sache sechsmal bereichert.
Mich würde sehr interessieren, wie jemand, der diese Bezüge gar nicht hört, die Musik auffasst. Sehr. Denn mit diesem blöden Wiedererkennen von Themen und sonstwas hat es doch auch dies auf sich, dass es die Hörerkenntnis stört, sofern man nicht gerade darin, im Wiedererkennen, die Lust findet. Ich könnte also sagen: Das alles hat man schon gehört. Ein anderer: Aber nicht so. Ich: Wie meinst Du das? Der andere: Komm schon, Brahms, Schönberg, Berg, Glass, Pub, Bartók in einem Stück? Das hast Du noch nicht gehört, gib’s zu. Ich: Geb’s zu. Und das kann der Blues? Der andere: Na endlich. – Redespur gewechselt: Jazz ist das nicht. Aber phantastisch epigonal. Was mich zur Frage an Euch weiterleitet, ein weiteres Mal: Wo hört Ihr die Bezüge zu Leuten wie Bartók und Strawinsky (gut, der ist schlichter) im Jazz oder meinetwegen auch Nicht-Jazz von Jazzern? – Ach ja, ich bin begeistert von der Platte.
erstmal nur eine teilweise Antwort…
grad nur die amazon soundsamples der Jenkins Platte gehört, das ist ja echt ein Wust an Zitaten, auch wenn ich – mit meinem weitgehend verschütteten und sehr stückweisen Klassikwissen die nicht hätte zuordnen können… ich find generell dieses zitieren in Soli eine etwas seltsame Sache – irgendwie bestehen Improvisationen ja bei den meisten Leuten aus Versatzstücken – aber irgendwie… sowas wie das unten zitierte Bolero Zitat find ich schon seltsam… aber hier bei Jenkins ist das ja nochmal auf einen anderen Level gehoben…
hier ist ein bißchen mehr Diskussion zu Bartok aus Jazzsicht… interessant zum Beispiel, dass Vic Juris erwähnt, dass alle seine Studenten Bartok Violinduette üben müssen… in seiner Musik hör ich davon wenig… (interessant auch der Hinweis auf das Tony Williams Stück…)
hab mir gestern tatsächlich meine erste Boyd Raeburn CD bestellt – ich rechne mit mehr solchen Einflüssen dort… jedenfalls waren in der großen Zeit des Third Stream Bartok und Stravinsky sicherlich wichtige Einflüsse, vielleicht die wichtigsten neben Debussy/Ravel? Bezüge zur zweiten Wiener Schule hört man heutzutage eher mal (John Zorns Streichquartette zB?), damals glaub ich noch weniger…
Bartok hör ich auch in den Streicherarrangements auf Sonny Simmons „The Traveller“, aber wie du schon richtig meintest, das ist alles ein bißchen glatter… viele der Leute, die etwas interessantere Streichersätze schreiben, sich von der großen Hollywood-Seife emanzipiert haben, beziehen sich auf Bartok… das scheint schon einer der organischsten Wege zu sein, Klassikeinflüsse in den Jazz zu schaufeln…
nochmal der Hinweis auf Jack Chambers Dick Twardzik Biografie… ich hör das nicht in der Musik, aber das Buch heißt sicher nicht von ungefähr „Bouncin‘ with Bartok“… auch die These, dass Cecil Taylor von Twardzik beeinflusst ist, könnte dich interessieren; davon, dass Chambers mehr kann als den unsäglichen Tina Brooks Text kann man sich in diesem Text über Twardziks Mentor Bob Zieff überzeugen… Zieff, der alle Stücke für das gemeinsame Album von Chet Baker und Twardzik geschrieben hat, wurde unlängst von Franz Koglmann (?) für ein österreichisches Konzert aus dem Ruhestand geholt… es gibt ein Chet Baker Interview aus den späten fünfziger Jahren, aus dem so ein bißchen den Eindruck gewinnt, die Musik von Zieff sei für ihn „sein Projekt“ um zur Zukunft des Jazz beizutragen, so im Sinne von (stark ausinterpretiert) „Miles Davis hat vorgelegt, hiermit lege ich nach…“, aber dann brach diverses über Baker herein und er ging dem nicht weiter nach – bis in die späten siebziger Jahre, wenn man will… nur Zieffs „Sad Walk“ blieb immer in seinem Repertoire…
hab deine Frage zu Mingus/Bartok nicht so recht mitgekriegt… hast du mal seine „third-streamigeren“ Sachen gehört (wahllose Zusammenstellung)? da würd mich eine Einschätzung, welche Klassikeinflüsse das im einzelnen sind ja auch interessieren… um die Zeit der Bohemia Live Aufnahmen kristallisierte sich daraus dann langsam der Mingus, den wir alle kennen (?) man darf nicht vergessen, dass Mingus schon mehr als zehn Jahre als Bandleader hinter sich hatte, als er begann seine großen Alben aufzunehmen… wer nichts gegen Compilations hat, und mehr über Mingus Aktivitäten ca 1950-55 könnte sich hier für kleines Geld die „Debut Records Story“ Box mit repräsentativen Aufnahmen von Mingus und Max Roachs gemeinsamen Label kaufen…(hoffe die versenden international, gibt auch auf ebay noch ein passables angebot) und für Mingus frühere Ellington Phase kommt man hieran nicht vorbei, die hervorragend editierte Sammlung von Mingus kalifornischen Aufnahmen 1945-49… und für die Zeit dazwischen muss man Mingus mit Red Norvo hören, oder mit Charlie Parker…
eins der tollsten Konzerte, die ich je gehört hab war so ein Dreiteiler, erst Bartok – Mikrokosmos, George Crumb – Makrokosmos und dann ein Solo-Set von John Taylor… Idee klingt irgendwie forciert, aber funktionierte erstaunlich gut…
was „primitives“ zum Schluss Gene Ammons zitiert Bolero in seinem Solo im ersten Stück hier (Billy Eckstine – I like the rhythm in a riff, ca Minute 2… in dem Solo sind noch mehr Passagen, die sich wie Zitate anhören, außer dem Thema des Stücks kann ich sie aber nicht zuordnen…) das ist generell so eine Sache – grad im älteren Jazz erkennt unsereiner ja nur einen Bruchteil, das ist dann schon die Frage, wieweit man die Musik so verstehen kann, wie sie gemeint ist…
um Larry Kart über Johnny Griffin’s „Way Out“ zu zitieren – hab glaub ich noch nie ein Zitat bei Griffin erkannt, auch wenn er einer meiner Lieblingsmusiker ist… (von hier)
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it’s the lurid Griffin– full of tonal distortions and outrageous, and outrageously jammed-in, quotes –that I love most (though his quote here on „Cherokee“ from „Fascinatin’ Rhythm“ is very tasty). Once in a fanciful mood I wrote this about JG:
„A Griffin solo is like a construction made of fused-together pieces of cultural-physical debris–a cracked juke box, a smoking truck tire, some buzzing neon tubong and maybe a 1953 Buick Skylark grille and bumper. The title? ‘Ugly Beauty.’“
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