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redbeansandrice
M-Base trivia, neulich gelesen, dass Cassandra Wilson (die frühe Cassandra Wilson…) eine zeitlang mit Henry Threadgill verheiratet war – der macht für mich als M-Base Urvater und Vorbild von Osby und Coleman auch absolut Sinn…Ah, jetzt ist mir klar, wieso New Air ein Album mit CW aufgenommen haben. Ich habe irgendwie Angst davor, es mir anzuhören, wird aber schon noch.
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WerbungAber Threadgill war doch nie „kalt“, oder? Und das scheint mir irgendwie schon sowas wie der gemeinsame Nenner von M-Base zu sein.
Kenne ja noch nicht alles von ihm – gibt ja auch ziemlich viel…
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windAber Threadgill war doch nie „kalt“, oder? Und das scheint mir irgendwie schon sowas wie der gemeinsame Nenner von M-Base zu sein.
Kenne ja noch nicht alles von ihm – gibt ja auch ziemlich viel…
hmmm, das find ich jetzt nicht, also Air waren vielleicht nicht kalt (obwohl ich auch das debattierbar finde), aber zB Song out of Trees und Spirit of Nuff Nuff aus dem BSSN Set (streamen) oder die beiden 2005er (?) Alben, find ich jetzt schon eher kalt – oder selbst wenn man sie selbst nicht kalt findet, hör ich eine gewisse Nähe zu Colemans Sachen, die Art wie die Gitarre eingetzt wird, dieser Fokus auf Rhythmus und clevere Arrangements… vom Ton her find ich ihn auch wohl etwas interessanter, aber nicht allzu weit weg…
kein Grund für Berührungsängste, nail! mit Blue Light Til Dawn und New Moon Daughter (die ich übrigens neulich gar nicht soo schlecht gealtert fand) hat das hier wenig zu tun… im Grunde ist Wilson eine ideale Sängerin wenn man Delta Blues Feeling in einem sophisticated Kontext hervorzaubern will… fand ich auch überzeugender als ihre M-Base Sachen, die ich gehört hab…
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.Ich glaub das beste, was ich von Wilson kenne, ist ihr Miles Album – das fand ich ziemlich gut, hab’s aber schon eine Weile nicht mehr gehört. Die beiden Blue Notes, die redbeans oben erwähnt hab ich auch, aber schon ewig nicht mehr gehört, und in meiner Erinnerung etwas „sketchy“.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaWenn man alles genau weiß, dreht man sich im Kreis – bestätigt stets seine eigenen Annahmen.
Wenn mein Beitrag irgendeinen Sinn haben sollte, dann den, dass man sich sagt: “Aha, da wird einer (Iyer) von der Mehrheit der amerikanischen Jazz-Kritiker als wichtigster gegenwärtiger Musiker angesehen und der sagt, dass ein anderer Musiker (Steve Coleman) so bedeutend wie Coltrane ist! Das möchte ich verstehen.”
Wenn man einen Zugang zu Steve Colemans Musik hat, kann man über Aussagen wie, seine Musik wäre kalt usw., nur den Kopf schütteln.
Es gibt da ganz andere Zugänge zur Musik, Zusammenhänge, die nicht sofort offensichtlich sind. Es lohnt sich wirklich, sich um Verständnis zu bemühen. Man sollte da nicht leichtfertig aus dem Bauch heraus irgendwelche Beurteilungen herausschleudern und sich irgendwelche Zusammenhänge zusammenreimen.
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FefWenn mein Beitrag irgendeinen Sinn haben sollte, dann den, dass man sich sagt: “Aha, da wird einer (Iyer) von der Mehrheit der amerikanischen Jazz-Kritiker als wichtigster gegenwärtiger Musiker angesehen und der sagt, dass ein anderer Musiker (Steve Coleman) so bedeutend wie Coltrane ist! Das möchte ich verstehen.”
Ist das denn so? Wird Iyer von der Mehrheit der amerikanischen Jazz-Kritiker als wichtigster gegenwärtiger Musiker angesehen?
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.FefWenn man alles genau weiß, dreht man sich im Kreis – bestätigt stets seine eigenen Annahmen.
Wenn mein Beitrag irgendeinen Sinn haben sollte, dann den, dass man sich sagt: “Aha, da wird einer (Iyer) von der Mehrheit der amerikanischen Jazz-Kritiker als wichtigster gegenwärtiger Musiker angesehen und der sagt, dass ein anderer Musiker (Steve Coleman) so bedeutend wie Coltrane ist! Das möchte ich verstehen.”
also: mit dem aggressiven Ton bist du jedenfalls bis auf weiteres von jedem streetteam verdacht freigesprochen :lol:
ich kannte Coleman schon lange bevor Iyer das gesagt hat, er wird meine Meinung nicht mit einem Schlag wegfegen… klar, Coleman wie Iyer sind Musiker mit denen es sich zu beschäftigen lohnt… aber bei einer Kunstform im Niedergang (zumindest was die Spitzenleistungen betrifft), ist man als wichtiger Exponent schnell geneigt, das Umfeld hochzustilisieren, damit man selbst toller dasteht – mag unbewusst geschehen, wird hier der Fall sein – Coltrane und Coleman gleichzusetzen erscheint mir auf ganzer Linie absurd…
blöder Vergleich: Ralph Siegel behauptet, dass sich bei Eurovision die besten Songs Europas treffen, weil er selbst dort einige Male gut abgeschnitten hat…
was nun den Diskussionstil betrifft – ich hab mir nach deinem Post nochmal einiges von Coleman und Iyer angehört, mehr kannst du erstmal nicht erwarten… ich bevorzuge es in ganzen Theorien zu diskutieren, die man dann auchmal aufgeben muss, weil sie sich als Mist entpuppen – ich glaub so kommt man eher zu einem lohnenden Ergebnis, als wenn man sich ewig auf „ich kann hierzu noch nichts sagen“ ausruht…
Iyer hat grad diesen Jazz Journalists Association Preis als Musiker des Jahres gewonnen… würd ich nicht überbewerten; im Downbeat Critics Poll war er weniger dominant, Rising Star Klavier, dritter bei Rising Star Künstler des Jahres (hinter Mahanthappa und Anat Cohen), mit seinem Quartet zweiter bei Rising Star „Jazz Group“, in den „Erwachsenenkategorien“ hat er bislang noch keine Chance, allerdings haben unter 50jährige dort ohnehin einen schweren Stand – was nicht immer so war… dass Steve Coleman im Poll nicht mehr auftaucht, find ich allerdings bemerkenswert, und einen Shout für ihn auszustoßen an sich eine gute Sache…
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.Na wer dreht sich denn hier im Kreis?
Ich glaub wenn man die jüngeren aktiven Threads hier liest sieht man, dass die wenigen regelmässigen Diskussionsteilnehmer hier ganz gerne neues entdecken, Meinungen ändern, den Horizont erweitern… find ich einen ziemlich dummen Vorwurf, zumal für einen dritten Post.Wenn unsere Antworten zu „hart“ im Ton scheinen würd ich allenfalls mal vorschlagen, den eigenen Ton etwas moderater auszugestalten!
Und es gäbe überdies für einen M-Base/Iyer/Coleman/Osby-Fan auch durchaus Anknüpfungspunkte in den Posts hier um über die Musik der genannte Leute weiterzudiskutieren als nur eine Meta-Diskussion abzuhalten – das fänd ich jedenfalls spannender und sage in diesem Sinne: trag doch Dein Wissen hier rein, lass uns dran teilhaben – auch wenn Du auf Widerspruch stossen magst, das gehört doch zu jeder Diskussion!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaVijay Iyer ist ein kluger, gebildeter Mann, der über eine sehr breite Palette an musikalischen Erfahrungen verfügt, sich tiefgründig mit Musik auseinandergesetzt hat (siehe seine Dissertation) und auch im Bereich der Naturwissenschaften akademisch gebildet ist. Ich mein: Das ist kein „Bauch-Typ“, der mal so kurz etwas Übertriebenes von sich gibt. Was er sagt, ist wohl überlegt, und er versteht es bestens, sich auszudrücken. Sein Urteil ist um Vieles fundierter als all die Meinungen der Kritiker, die ja die ganze Jazz-Geschichte hindurch zunächst nur allzu oft komplett daneben lagen, aber trotzdem meinen, sie könnten mit Preisverteilungen die Richter spielen (im Grunde eine Unverschämtheit).
Den einen spricht das an, den anderen etwas anderes. So hat jeder seinen individuellen Zugang und seine Vorlieben. Mich sprang die Steve-Coleman-Musik bereits vor 20 Jahren an und ich hab hin und her verglichen und kam immer wieder zum Schluss, dass Coleman auf der Ebene der Allergrößten im Jazz steht. Was Iyer sagt, ist das, was ich mir seit fast 20 Jahren denke, und ich versuche halt immer wieder einmal, irgendwo Anstöße in diese Richtung zu platzieren – allerdings vergeblich und ich weiß: Das ist keine leichte Musik, sondern eine, die einen oft überfordert (ich glaub, darum wird sie oft als kalt erlebt; bei Charlie Parker scheint das ähnlich gewesen zu sein). Auch wenn man die vielen Texte Colemans liest, stößt man auf eine Menge Irritierendes. Aber ich höre durch ihn heute auch einen Charlie Parker auf eine wesentlich intensivere Art. Coleman ist auch durch seine Workshops eine Institution. Er sieht sich heute als eine Art Griot und er vermittelt eine Einsicht, die eben für Leute wie Vijay Iyer unschätzbar ist – auch für mich.
Aber man kann über solche Dinge natürlich nicht streiten. Jeder ist auf seinem eigenen Weg unterwegs.
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FefVijay Iyer ist ein kluger, gebildeter Mann, der über eine sehr breite Palette an musikalischen Erfahrungen verfügt, sich tiefgründig mit Musik auseinandergesetzt hat (siehe seine Dissertation) und auch im Bereich der Naturwissenschaften akademisch gebildet ist. Ich mein: Das ist kein „Bauch-Typ“, der mal so kurz etwas Übertriebenes von sich gibt. Was er sagt, ist wohl überlegt, und er versteht es bestens, sich auszudrücken. Sein Urteil ist um Vieles fundierter als all die Meinungen der Kritiker, die ja die ganze Jazz-Geschichte hindurch zunächst nur allzu oft komplett daneben lagen, aber trotzdem meinen, sie könnten mit Preisverteilungen die Richter spielen (im Grunde eine Unverschämtheit).
Den einen spricht das an, den anderen etwas anderes. So hat jeder seinen individuellen Zugang und seine Vorlieben. Mich sprang die Steve-Coleman-Musik bereits vor 20 Jahren an und ich hab hin und her verglichen und kam immer wieder zum Schluss, dass Coleman auf der Ebene der Allergrößten im Jazz steht. Was Iyer sagt, ist das, was ich mir seit fast 20 Jahren denke, und ich versuche halt immer wieder einmal, irgendwo Anstöße in diese Richtung zu platzieren – allerdings vergeblich und ich weiß: Das ist keine leichte Musik, sondern eine, die einen oft überfordert (ich glaub, darum wird sie oft als kalt erlebt; bei Charlie Parker scheint das ähnlich gewesen zu sein). Auch wenn man die vielen Texte Colemans liest, stößt man auf eine Menge Irritierendes. Aber ich höre durch ihn heute auch einen Charlie Parker auf eine wesentlich intensivere Art. Coleman ist auch durch seine Workshops eine Institution. Er sieht sich heute als eine Art Griot und er vermittelt eine Einsicht, die eben für Leute wie Vijay Iyer unschätzbar ist – auch für mich.
Aber man kann über solche Dinge natürlich nicht streiten. Jeder ist auf seinem eigenen Weg unterwegs.
also, dass Iyer jetzt wenn er über Musik schreibt den besseren Kritikern überlegen sein soll, weil er ja auch selber Musik macht, das würd ich geneigt sein abzulehnen – man selbst als Hörer ist ja letztlich in vieler Hinsicht der Perspektive des Kritikers näher – im Jazz ist es relativ akzeptiert, Musik zu machen, an der sich vor allem die anderen Musiker freuen – aber bei näherer Betrachtung ist das doch Thema verfehlt, oder? was nützt mir ein Klempner, dessen Klempnereien die anderen Klempner zum schmunzeln bringen, wenn er in meiner Küche nicht das anstellt, was ich von ihm verlange… sobald es eine ernstzunehmende Diskrepanz gibt, ist mir die Meinung eines erfahrenen Kunden wichtiger als die eines eloquenten Kollegen!
kenne von Iyers Schriften bislang nur den Hill Text, der ist sehr schön, aber auch nicht wesentlich mehr als das – und was eine naturwissenschaftliche Bildung einem als Musikkritiker helfen soll, ist mir auch unklar … letztlich, bis zu einem gewissen Grad geht es bei Musik doch auch um Bauchgefühle, nein? was habe ich davon, wenn jemand Musik von einer technischen Warte beurteilt, die mir gänzlich unzugänglich ist?
den Platz neben Coltrane und erst Recht Parker hat Coleman hinten und vorne nicht verdient, der Platz neben Threadgill und Zorn ist ja auch ganz nett, den kann er haben… und einen durchschlagenden breiten EInfluss kann ich wirklich nicht feststellen – ist ja kein Zufall, dass man Musik von Coleman und Osby meistens leicht erkennen kann – was eine bemerkenswerte Leistung ist, die nicht vielen Jazzmusikern ihrer generation gelungen ist…
und die Kälte gehört doch eindeutig zu der Musik dazu, allein schon diese Rhythmusgruppen, mit Gitarre und E-Bass [präzisere Beschreibung vielleicht ein anderes Mal], die rhythmische Komplexität, die Funkbezüge – das sind für mich Bausteine um kalkuliert coole Musik zu machen – spricht ja auch gar nichts gegen… den Griot, die Wurzeln in Afrika, kann ich bei Coleman beim besten WIllen kaum erkennen…
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.hinterhergesagt – es macht für mich absolut Sinn, dass Steve Coleman – von dem man lernen kann, wie man einen 13/8 Takt durch eingestreute 11/8 Takte auflockert („“), oder wie man Rapper in seinen Jazz integriert – ein wichtiges Vorbild für Iyer war, der ja beides macht, vergleichbar wichtig mit Coltrane… das heißt aber noch lange nicht, dass beide gleich einflussreich oder gleich toll sind… wo kommt das Iyer Zitat her?
im übrigen,
Was soll man später einmal den Jungen erzählen: Dass man nichts davon mitgekriegt hat? Coltrane ausgelassen hat? Steve Coleman übersehen hat? – Also sollte man sich diese CD ins Regal stellen – zumindest alibi-halber, so wie sich früher manche den Goethe in den Wohnzimmerschrank stellten, einfach um nicht als ungebildet zu erscheinen (es soll sogar leere Umschlag-Attrappen von „Klassikern“ gegeben haben; das gibt es für die Steve-Coleman-CD nicht).
keine Ahnung was ich hören würde, wenn ich solche Ängste hätte, bestimmt keinen Jazz, Steve Coleman sowieso nicht… Lady Gaga?
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.Dass Iyer kein „Bauchtyp“ ist ist möglicherweise sein Problem… als ich ihn live hörte im Frühling kam erst Leben ins Konzert, als der Bauch gegen Ende auch langsam einbezogen wurde. Davor hatte das Konzert mehr den Charakter aneinandergereihter, öffentlich vorgetragener Etuden.
Darüber kann, ja muss man streiten!
Und, lieber Fef, hast Du denn Deine Hausaufgaben gemacht und Parkers Savoy und Dial Sessions (um mal einen Anfang zu machen… danach weiter mit den frühen Jay McShann Aufnahmen, den unzähligen Live-Mitschnitten, den Verve-Sessions…) studiert? Und von da dann zurück zu Lester Young? Und weiter zu … was weiss ich, Sonny Stitt, Lou Donaldson, Phil Woods, Cannonball Adderley, Gigi Gryce, Sonny Criss, Eric Dolphy, Charles McPherson… ? (Oder hast Du davon auch nur Attrappen in der bildungsbürgerlich gutsortiert dargebotenen Musiksammlung? )
Und ich würde es echt begrüssen, wenn hier eine Diskussion zustande käme, statt nur immer wieder eine Verweigerung! Hab immerhin vorhin alle meine Osby Blue Notes hervorgesucht (es sind 7 Stück, hab grad selbst gestaunt).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaa propos Osby… das führt ja direkt zu Jason Moran, und der derzeitige Hype um Vijay Iyer erinnert mich stark an den Hype vor ca. 10 Jahren um Moran!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windUnd, lieber Fef, hast Du denn Deine Hausaufgaben gemacht und Parkers Savoy und Dial Sessions (um mal einen Anfang zu machen… danach weiter mit den frühen Jay McShann Aufnahmen, den unzähligen Live-Mitschnitten, den Verve-Sessions…) studiert? Und von da dann zurück zu Lester Young? Und weiter zu … was weiss ich, Sonny Stitt, Lou Donaldson, Phil Woods, Cannonball Adderley, Gigi Gryce, Sonny Criss, Eric Dolphy, Charles McPherson… ? (Oder hast Du davon auch nur Attrappen in der bildungsbürgerlich gutsortiert dargebotenen Musiksammlung? )
Naja, „studieren“ tu ich das nicht so. Ich „liebe“ es mehr. Aber bei weitem nicht alles. Mir geht es um ein Gefühl für das, was abhebt, strahlt oder so. Ich bin nicht der Sammler-Typ. Es kann ja interessant sein, zu schauen, wo einer herkommt und wo er hingeht. Aber irgendwie kommt mir vor: Je größer die Menge, desto mehr sinkt der Durchschnitt. Auch kann ich nicht ständig Musik hören. Es nimmt auch der Musikgenuss mit der Menge ab. Deshalb geht es mir schon seit langem um eine Art „Essenz“. Ich hab ein Radio bei laut.fm laufen, das ich „Jazz-Essenz“ nenne: http://www.laut.fm/jazzessenz Dafür hab ich lauter Stücke ausgesucht, die meines Erachtens eine Art Spitze der Jazz-Geschichte darstellen – nach dem, was ich glaube, im Laufe der Jahre mitgekriegt zu haben. Ich hör das selbst viel und gerne.
Ich hab halt das Übliche über Jazz gelesen. Aber wenn ich Steve Colemans Text über Charlie Parker (http://www.m-base.com/the_dozens_parker.html) lese, dann denke ich mir: Ich hab keine Ahnung. Das geht viel tiefer, als ich es mir vorgestellt habe. Ich glaub, ich spür nur ein wenig, worum es geht. Schließlich stehe ich schon seit langem sehr auf Parker. Colemans sonstige Texte enthalten oft viel an mehr oder weniger esoterischen Bezügen, die mir absolut nicht liegen – bzw. nur, wenn ich sie als eine Art Bildersprache verstehe und in meine eigene „Philosophie“ übersetze. Aber mir vermitteln seine Texte eine Insider-Sicht des „Jazz“ (er lehnt den Ausdruck „Jazz“ ab – aus guten Gründen, wie ich allmählich verstehe), die mir wertvoll ist.
Im Übrigen: Vijay Iyers Musik liegt mir auch nicht. Von Osby mag ich ein paar Sachen echt gern. Cassandra Wilson hat zu einer Zeit, als sie bereits bei Blue Note war, gesagt, ihr bestes Album sei „Jump World“. Ich hab das irgendwo einmal gelesen. Und es entspricht genau meinem Eindruck. Ein paar Songs von diesem Album finde ich nach wie vor super. Die Blue-Note-Sachen interessieren mich nicht so. Es gibt aus der letzten Zeit allerdings folgendes Video: http://www.youtube.com/watch?v=WUny2g-FpCE
In diesem Song kommt später Steve Coleman dazu und ich krieg eine Gänsehaut, wenn er auf seinem Saxofon zu „singen“ beginnt – wie er die Melodie in einen immer größeren Raum entfaltet, wie Cassandra Wilson davon angetan ist … und dann kommt der Punkt, wo sie irgendwie verwirrt wirkt, als könnte sie nicht mehr richtig auschecken, wohin die Reise geht. Man ist da überfordert: Man spürt zwar genau, dass diese Linien völlig logisch, organisch aufgebaut sind, aber man checkt das System nicht mehr. So entsteht eine Dimension, die einen übersteigt, und wenn man trotz der Überforderung mitgeht, stellt sich der Eindruck ein, an etwas Aufregendem (vielleicht Transzendierem) teilgenommen zu haben. Als es in diesem Song (für Wilsons Publikum) schon etwas schwierig geworden ist, ruft sich Wilson in Erinnerung, Coleman nimmt sich zurück und beginnt mit dem Groove zu spielen – das find ich auch lässig. So ungefähr erlebe ich diesen Song.Ich denke, letztlich erwies sich „M-Base“ vor allem als das kreative Potential von Steve Coleman – PLUS vieler toller Beiträge fabelhafter Musiker, die später bei weitem nicht mehr das erreichten, was sie bei Coleman zustande brachten. Z.B. war absolut irre, was Marvin „Smitty“ Smith bei Coleman spielte. Tyshawn Sorreys Beiträge ebenso … da gibt es eine Menge großartiger Beiträge. Doch scheint alles an der „Institution“ zu hängen, die Coleman (trotz des Jazz-Business, das mit ihm nichts anfangen kann) darstellt.
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Fef
Ich hab halt das Übliche über Jazz gelesen. Aber wenn ich Steve Colemans Text über Charlie Parker (http://www.m-base.com/the_dozens_parker.html) lese, dann denke ich mir: Ich hab keine Ahnung. Das geht viel tiefer, als ich es mir vorgestellt habe. Ich glaub, ich spür nur ein wenig, worum es geht. Schließlich stehe ich schon seit langem sehr auf Parker. Colemans sonstige Texte enthalten oft viel an mehr oder weniger esoterischen Bezügen, die mir absolut nicht liegen – bzw. nur, wenn ich sie als eine Art Bildersprache verstehe und in meine eigene „Philosophie“ übersetze. Aber mir vermitteln seine Texte eine Insider-Sicht des „Jazz“ (er lehnt den Ausdruck „Jazz“ ab – aus guten Gründen, wie ich allmählich verstehe), die mir wertvoll ist.ja, der Parker Text ist toll, hab ihn selbst hier schon mehr als einmal verlinkt ich glaub aber, dass dieser intellektuelle Zugang zur Musik nicht alles ist – ich find ihn nicht falsch, aber es gibt noch mehr… ist ja kein Zufall, dass sich Coleman – was selten ist – neben Parker auch auf Sonny Stitt bezieht (s. das oben verlinkte Interview), den Meister der Tonleitern und versteckten Kniffe… aber man darf nicht vergessen, dass es auch noch Ornette Colemans Ansatz gibt, der nicht minder von Parker herkommt, dem eher der Gedanke zu Grunde liegt, dass Parker zwar den „harmonischen/theoretischen Ballast“ brauchte, um seine Ideen zu entwickeln, dass es aber durchaus möglich ist, vieles davon im Nachhinein wieder wegzunehmen… lies dir bei Gelegenheit mal die Liner Notes zu Prince Lasha/Sonny Simmons – The Cry durch, da hat man das Gefühl, die beiden haben grad so eben den Vorschulaufnahmetest versemmelt – aber die Musik braucht sich vor nichts im Jazz zu verstecken (so in der Art von „das nächste Stück heißt Lost Generation, wir bezeichnen damit, äh, unsere Generation“, „weil die Welt so schlecht ist“ , “ äh, ja genau, weil die Welt so schlecht ist“ – sehr frei wiedergegeben); wie gesagt, der intellektuelle Zugang ist nicht alles – das soll nicht heißen, dass er für den einen oder anderen nicht der richtige ist – aber man darf sich nicht von ihm blenden lassen oder ihn überschätzen – der eine braucht die Theorien im Rücken, der andere nicht… (und das gilt nicht nur für Jazz)
welche Steve Coleman Alben findest du denn am besten?
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Schlagwörter: Altsaxophon, M-Base, Steve Coleman
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