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Vijay Iyer ist ein kluger, gebildeter Mann, der über eine sehr breite Palette an musikalischen Erfahrungen verfügt, sich tiefgründig mit Musik auseinandergesetzt hat (siehe seine Dissertation) und auch im Bereich der Naturwissenschaften akademisch gebildet ist. Ich mein: Das ist kein „Bauch-Typ“, der mal so kurz etwas Übertriebenes von sich gibt. Was er sagt, ist wohl überlegt, und er versteht es bestens, sich auszudrücken. Sein Urteil ist um Vieles fundierter als all die Meinungen der Kritiker, die ja die ganze Jazz-Geschichte hindurch zunächst nur allzu oft komplett daneben lagen, aber trotzdem meinen, sie könnten mit Preisverteilungen die Richter spielen (im Grunde eine Unverschämtheit).
Den einen spricht das an, den anderen etwas anderes. So hat jeder seinen individuellen Zugang und seine Vorlieben. Mich sprang die Steve-Coleman-Musik bereits vor 20 Jahren an und ich hab hin und her verglichen und kam immer wieder zum Schluss, dass Coleman auf der Ebene der Allergrößten im Jazz steht. Was Iyer sagt, ist das, was ich mir seit fast 20 Jahren denke, und ich versuche halt immer wieder einmal, irgendwo Anstöße in diese Richtung zu platzieren – allerdings vergeblich und ich weiß: Das ist keine leichte Musik, sondern eine, die einen oft überfordert (ich glaub, darum wird sie oft als kalt erlebt; bei Charlie Parker scheint das ähnlich gewesen zu sein). Auch wenn man die vielen Texte Colemans liest, stößt man auf eine Menge Irritierendes. Aber ich höre durch ihn heute auch einen Charlie Parker auf eine wesentlich intensivere Art. Coleman ist auch durch seine Workshops eine Institution. Er sieht sich heute als eine Art Griot und er vermittelt eine Einsicht, die eben für Leute wie Vijay Iyer unschätzbar ist – auch für mich.
Aber man kann über solche Dinge natürlich nicht streiten. Jeder ist auf seinem eigenen Weg unterwegs.
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