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Fef
Ich hab halt das Übliche über Jazz gelesen. Aber wenn ich Steve Colemans Text über Charlie Parker (http://www.m-base.com/the_dozens_parker.html) lese, dann denke ich mir: Ich hab keine Ahnung. Das geht viel tiefer, als ich es mir vorgestellt habe. Ich glaub, ich spür nur ein wenig, worum es geht. Schließlich stehe ich schon seit langem sehr auf Parker. Colemans sonstige Texte enthalten oft viel an mehr oder weniger esoterischen Bezügen, die mir absolut nicht liegen – bzw. nur, wenn ich sie als eine Art Bildersprache verstehe und in meine eigene „Philosophie“ übersetze. Aber mir vermitteln seine Texte eine Insider-Sicht des „Jazz“ (er lehnt den Ausdruck „Jazz“ ab – aus guten Gründen, wie ich allmählich verstehe), die mir wertvoll ist.
ja, der Parker Text ist toll, hab ihn selbst hier schon mehr als einmal verlinkt ich glaub aber, dass dieser intellektuelle Zugang zur Musik nicht alles ist – ich find ihn nicht falsch, aber es gibt noch mehr… ist ja kein Zufall, dass sich Coleman – was selten ist – neben Parker auch auf Sonny Stitt bezieht (s. das oben verlinkte Interview), den Meister der Tonleitern und versteckten Kniffe… aber man darf nicht vergessen, dass es auch noch Ornette Colemans Ansatz gibt, der nicht minder von Parker herkommt, dem eher der Gedanke zu Grunde liegt, dass Parker zwar den „harmonischen/theoretischen Ballast“ brauchte, um seine Ideen zu entwickeln, dass es aber durchaus möglich ist, vieles davon im Nachhinein wieder wegzunehmen… lies dir bei Gelegenheit mal die Liner Notes zu Prince Lasha/Sonny Simmons – The Cry durch, da hat man das Gefühl, die beiden haben grad so eben den Vorschulaufnahmetest versemmelt – aber die Musik braucht sich vor nichts im Jazz zu verstecken (so in der Art von „das nächste Stück heißt Lost Generation, wir bezeichnen damit, äh, unsere Generation“, „weil die Welt so schlecht ist“ , “ äh, ja genau, weil die Welt so schlecht ist“ – sehr frei wiedergegeben); wie gesagt, der intellektuelle Zugang ist nicht alles – das soll nicht heißen, dass er für den einen oder anderen nicht der richtige ist – aber man darf sich nicht von ihm blenden lassen oder ihn überschätzen – der eine braucht die Theorien im Rücken, der andere nicht… (und das gilt nicht nur für Jazz)
welche Steve Coleman Alben findest du denn am besten?
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