"Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)

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  • #7654669  | PERMALINK

    coleporter

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    redbeansandricesoweit lagen unsere Aussagen ja nicht auseinander was Spector selbst betrifft… und dass es große „Zeiten“ gab, als Pop noch flächendeckend aus Gefallsucht fabrizierte wurde und das Geld auf dem Konto kaum bemerkt wurde – das nehm ich dir ohne weitere Beispiele nicht ab…, dass es eine Zeit der Unschuld gab, in denen Charterfolge denen verschlossen blieben, die ihre Mitmenschen lieber auf dem Umweg über große Autos und Häuser beeindrucken wollten als direkt über die Musik… was ja letztlich auch irgendwie das gleiche ist… (und nicht im geringsten verwerflich, nur dass das klar ist)

    Ich denke, es ist durchaus möglich (wenn nicht gar wahrscheinlich), dass es Musiker gab und gibt, denen ihre Kunst wichtiger ist als Geld. Aber ich denke auch, dass es das Ziel jedes ernstzunehmenden Musikers ist, von seiner Kunst leben zu können – und um das zu erreichen ist eben zumindest ein Minimum an kommerziellem Erfolg unerlässlich.

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    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
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    #7654671  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    redbeansandrice… und dass es große „Zeiten“ gab, als Pop noch flächendeckend aus Gefallsucht fabrizierte wurde und das Geld auf dem Konto kaum bemerkt wurde – das nehm ich dir ohne weitere Beispiele nicht ab…

    Ich hab nicht gesagt, dass die das Geld auf dem Konto nicht bemerkten, ganz im Gegenteil. Aber das Geldverdienen ist doch nicht der einzige Effekt. Und „Gefallsucht“, das ist auch so puritanisch formuliert. Es geht auch um „von 0 auf 1 in 1 Woche“, Fan-Hysterie, die Poster an den Wänden, die Cover der Zeitschriften, Fernsehauftritte, Ruhm, Bewunderung, Schaumachen, der Coolste oder die Heißeste zu sein. All die tollen Äußerlichkeiten, die genauso wichtig sind wie die Musik, aber die ohne die Musik eben nicht funktionieren. Das Hollywood-Prinzip via Schallplatten.

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    #7654673  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    Herr RossiIch hab nicht gesagt, dass die das Geld auf dem Konto nicht bemerkten, ganz im Gegenteil. Aber das Geldverdienen ist doch nicht der einzige Effekt. Und „Gefallsucht“, das ist auch so puritanisch formuliert. Es geht auch um „von 0 auf 1 in 1 Woche“, Fan-Hysterie, die Poster an den Wänden, die Cover der Zeitschriften, Fernsehauftritte, Ruhm, Bewunderung, Schaumachen, der Coolste oder die Heißeste zu sein. All die tollen Äußerlichkeiten, die genauso wichtig sind wie die Musik, aber die ohne die Musik eben nicht funktionieren. Das Hollywood-Prinzip via Schallplatten.

    naja, irgendeine psychiche Störung bei Spector mit im Mix zu sehen ist glaub ich nicht soo exzentrisch – mag sein, dass Gefallsucht das falsche Wort war… wieviel von den ganzen tollen Äußerlichkeiten hat der als Produzent denn persönlich abbekommen? (dass er der Coolste und Heißeste war, keine Frage, aber Poster und Fernsehauftritte…)

    Und vielleicht wirken Schlager deshalb so kommerziell, weil das „Hollywood-Prinzip via Schallplatten“ in Deutschland so elend wirkt, man (also, nur ich) sich nicht vorstellen kann, dass ein Auftritt bei DT Heck und ein Poster in der Bravo einen vergleichbaren Reiz haben wie vergleichbare Erfolge in den USA….

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    #7654675  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    redbeansandricenaja, irgendeine psychiche Störung bei Spector mit im Mix zu sehen ist glaub ich nicht soo exzentrisch – mag sein, dass Gefallsucht das falsche Wort war… wieviel von den ganzen tollen Äußerlichkeiten hat der als Produzent denn persönlich abbekommen? (dass er der Coolste und Heißeste war, keine Frage, aber Poster und Fernsehauftritte…)

    Mir ging es jetzt um „kommerziellen“ Pop allgemein. Produzenten bekommen vom öffentlichen Ruhm logischerweise nicht so viel ab wie die Künstler, die sie produzieren, aber ähnlich wie Regisseure fällt auch für sie genug vom Glanz des Hollywood-Prinzips ab und so wie es ausgesprochene Star-Regisseure gab (und gibt), gilt das auch für Produzenten. Phil Spector war ein Star-Produzent, jeder verband seinen Namen mit einem bestimmten Sound.

    Und vielleicht wirken Schlager deshalb so kommerziell, weil das „Hollywood-Prinzip via Schallplatten“ in Deutschland so elend wirkt, man (also, nur ich) sich nicht vorstellen kann, dass ein Auftritt bei DT Heck und ein Poster in der Bravo einen vergleichbaren Reiz haben wie vergleichbare Erfolge in den USA….

    Klar, im deutschen Schlager war alles ein paar Nummern kleiner und biederer als im US- und UK-Pop. Da wurde dann eben Deine Autogrammadresse in 3987 Nordhorn eingeblendet, Du durftest alle 4 Wochen zu Dieter Thomas Heck, wo Dir schüchterne Töchter und Mütter mit klopfenden Herzen Rosen in die Hand drückten, während Du Dein langes Mikrofonkabel durch die Sitzreihen schleiftest, bekamst vielleicht eine Starschnitt in der Bravo und einen goldenen Otto und durftest in Hansi Kraus-Filmen mitspielen. Aber besser als arbeiten gehen war das trotzdem.

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    #7654677  | PERMALINK

    mikko
    Moderator
    Moderator / Juontaja

    Registriert seit: 15.02.2004

    Beiträge: 34,399

    redbeansandriceUnd vielleicht wirken Schlager deshalb so kommerziell, weil das „Hollywood-Prinzip via Schallplatten“ in Deutschland so elend wirkt, man (also, nur ich) sich nicht vorstellen kann, dass ein Auftritt bei DT Heck und ein Poster in der Bravo einen vergleichbaren Reiz haben wie vergleichbare Erfolge in den USA….

    Was ist schon vergleichbar?

    Für den deutschen Schlager in den 70ern war eine Spitzenposition in der Hitparade des DTH schon das Nonplusultra. Und die Bravo war nun mal lange Zeit die bestverkaufte und meistgelesene bzw. ausgeschnittene Jugendzeitschrift im deutschsprachigen Raum.

    Übrigens, coleporter, wir können gerne auch hier über Pop reden. Allerdings sollten wir uns einigermaßen einig sein, um welchen Popbegriff es dabei geht. Pop als Überbegriff für jegliche populäre oder intendiert populäre Musik? Dann gehört Schlager dazu, genauso wie Heavy Metal oder Postpunk.
    Oder Pop als internationalistischer Gegenpol zu Rock? Da gibt es dann wieder keine eindeutige Definition. Am besten, wir denken nicht in solchen Kategorien. :-)

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    #7654679  | PERMALINK

    coleporter

    Registriert seit: 23.02.2007

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    Herr RossiPhil Spector war ein Star-Produzent, jeder verband seinen Namen mit einem bestimmten Sound.

    Sowas gibt’s ja heute auch noch, Rick Rubin zum Beispiel oder Nigel Godrich.

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    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
    #7654681  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    Herr RossiUnd wieso sind das keine Schlager? Weil du sie gut findest?

    Warum ist der Freddy Quinn-Titel Deiner Meinung nach ein Schlager? Ich war eben überrascht, als ich mir Canziones Link anhörte. Als Jump Blues-Interpret war mir Quinn bisher unbekannt. OK, er hätte es einen Schuss aggressiver singen können und er serviert im Grunde schon damals kalten Kaffee. Aber als Schlager sehe ich es nicht an. Oder macht es die Tatsche, dass es leicht geglättet ist und altes aufgreift evtl. zum Schlager?
    (Davon, dass Du Mabel Scott, Wynonie Harris, Roy Brown, Erline Harris usw. nicht als Schlagersänger ansiehts, gehe ich jetzt mal aus. ;-))

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    #7654683  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    MinosWarum ist der Freddy Quinn-Titel Deiner Meinung nach ein Schlager? Ich war eben überrascht, als ich mir Canziones Link anhörte. Als Jump Blues-Interpret war mir Quinn bisher unbekannt. OK, er hätte es einen Schuss aggressiver singen können und er serviert im Grunde schon damals kalten Kaffee. Aber als Schlager sehe ich es nicht an. Oder macht es die Tatsche, dass es leicht geglättet ist und altes aufgreift evtl. zum Schlager?

    Na, so ungewöhnlich ist die Nummer für einen Schlager der 50er nicht, neben den „Caprifischer“-mäßigen Schnulzen hat man natürlich auch Tanznummern produziert und es war nicht so, dass die Studiomusiker nichts konnten. Nur ein Beispiel:

    Renee Franke – Musikverrückt (Crazy, Man, Crazy) (1954)

    Man hat sich im Schlager immer im internationalen Fundus an Rhythmen und Melodien bedient. Aber davon, dass Du bei dem Quinn-Track „Jump Blues“ heraushörst, ist Freddy Quinn eben noch lange kein Jump Blues-Künstler. Es fehlt der kulturelle Kontext bzw. bestimmte Elemente einer anderen Musik werden in einen anderen Kontext verpflanzt und der ist nunmal Schlager. Als nächstes wird Freddy vielleicht ein Seemannslied singen und nach ihm wird jemand „La Montanara“ anstimmen und das ist alles Musik für ein Publikum, das Schlager hören möchte.

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    #7654685  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    Herr Rossi

    Renee Franke – Musikverrückt (Crazy, Man, Crazy) (1954)

    Gut, das ist aber nur ein Bill Haley-Cover. Trotzdem natürlich beachtlich, dass der m. W. erste Rock’n’Roll-Track, der sich in den US-Pop-Charts (und nicht nur in den R&B-Charts) ordentlich plazieren konnte, in Deustchland gleich gecovert wurde.

    [Quote]Man hat sich im Schlager immer im internationalen Fundus an Rhythmen und Melodien bedient. Aber davon, dass Du bei dem Quinn-Track „Jump Blues“ heraushörst, ist Freddy Quinn eben noch lange kein Jump Blues-Künstler. Es fehlt der kulturelle Kontext bzw. bestimmte Elemente einer anderen Musik werden in einen anderen Kontext verpflanzt und der ist nunmal Schlager. Als nächstes wird Freddy vielleicht ein Seemannslied singen und nach ihm wird jemand „La Montanara“ anstimmen und das ist alles Musik für ein Publikum, das Schlager hören möchte.

    Ich hatte auch nicht behaupten wollen, dass Quinn Jump Blues-Künstler oder sowas wie der deutsche Wynonie Harris ist. ;-) Hier interpretiert er aber tatsächlich einen Song, der starke Ähnlichkeiten (nicht nur bestimmte Elemente!) zu in der schwarzen Musik der späten 40er/frühen 50er sehr populären Sachen hat. Natürlich ist mir bewußt, dass Quinn sehr viel unterschiedliches gesungen, vieles davon kann man sicher als Schlager bezeichnen. Mir ging es aber speziell um diesen Track.

    Ist schwierig auf die Schnelle bei youtube etwas zu finden, da vieles dort nicht existiert, aber Tracks wie diesen (Mabel Scott, 1948) oder diesen gab es um 1950 sehr viele (auch welche mit Hintergrundgesang, wie bei „So geht das jede Nacht“). Ich dachte vorhin sogar an ein Cover, kann aber, da beim ECS vorgetragen, nicht sein. (Hab grade in das englische Wikipedia geschielt. Tatsächlich ein deutscher Komponist. Die Ähnlichkeiten zu Haleys Version von „Rock Around The Clock“, wie dort angeführt, finde ich allerdings nicht besonders stark.)

    „Publikum, das Schlager hören möchte“ klingt mir etwas sehr pauschal. Hat das Pubikum wirklich alles gemocht, dass Quinn damals sang? Umgekehrt: war alles, was für dieses „Publikum“ produziert wurde, Schlager? Hat dieses damalige Publikum es auch als Schlager wahrgenommen?

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    #7654687  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Minos

    „Publikum, das Schlager hören möchte“ klingt mir etwas sehr pauschal. Hat das Pubikum wirklich alles gemocht, dass Quinn damals sang? Umgekehrt: war alles, was für dieses „Publikum“ produziert wurde, Schlager? Hat dieses damalige Publikum es auch als Schlager wahrgenommen?

    Es gab oder gibt bei den Schlagerproduzenten sicher eine Art Zielgruppe die man anvisiert hatte, ob diese auch erreicht wurde ist ja eine andere Frage. Ein gutes Beispiel ist doch Peter Kraus, den würde ich so interpretieren dass eben diese Produzenten ein junges Publikum für den Schlager gewinnen wollten, und sich deswegen dem damals angesagten Rock`n`Roll bedienten, der allerdings immer noch sehr brav (eben schlagerhaft) wirkte, im Vergleich zu den amerikanischen Vorbildern.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7654689  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    Blitzkrieg BettinaEs gab oder gibt bei den Schlagerproduzenten sicher eine Art Zielgruppe die man anvisiert hatte, ob diese auch erreicht wurde ist ja eine andere Frage. Ein gutes Beispiel ist doch Peter Kraus, den würde ich so interpretieren dass eben diese Produzenten ein junges Publikum für den Schlager gewinnen wollten, und sich deswegen dem damals angesagten Rock`n`Roll bedienten, der allerdings immer noch sehr brav (eben schlagerhaft) wirkte, im Vergleich zu den amerikanischen Vorbildern.

    Wollte Peter Kraus ein junges Publikum für den Schlager oder für den Rock’n’Roll interessieren (oder beides?)? Nicht, dass ich Peter Kraus besonders schätze – ich kenne auch sehr wenig von ihm und mir sind natürlich die amerikanischen Vorbilder lieber -, aber könnte es nicht auch der Versuch gewesen sein, eine Richtung, die bei vielen jungen weißen Amerikanern damals sehr populär war, nach Deutschland zu bringen? Natürlich abgeschwächt, geglättet usw., damit das ganze nicht sofort als „Negermusik“ oder jugendgefährdendes Teufelszeug abgetan wird. Wie geschrieben, ich kenne mich mit Kraus nicht aus, ist tatsächlich eine ernstgemeinte Frage.

    Einiges von ihm, das ich kenne, ist aber weniger durch Rock’n’Roll als durch andere damalige US-Pop-Musik (wird allerdings offenbar von manchen auch noch zum R’n’R gerechnet) beeinflusst, die ich tatsächlich immer als „schlagerartig“ empfand.

    --

    #7654691  | PERMALINK

    skydog

    Registriert seit: 22.08.2008

    Beiträge: 2,788

    coleporterSowas gibt’s ja heute auch noch, Rick Rubin zum Beispiel oder Nigel Godrich.

    Rick Rubin passt aber nicht so ganz … seine Bandbreite geht von Slayer über Rap bis zu Johnny Cash. Aber ist eh off-topic …

    --

    ***Is it me for a moment, the stars are falling The heat is rising, the past is calling***
    #7654693  | PERMALINK

    coleporter

    Registriert seit: 23.02.2007

    Beiträge: 4,085

    A-very-sporting-gentRick Rubin passt aber nicht so ganz … seine Bandbreite geht von Slayer über Rap bis zu Johnny Cash. Aber ist eh off-topic …

    Rick Rubin passt schon, wie ich finde. Ich bezog mich darauf:

    Herr RossiPhil Spector war ein Star-Produzent, jeder verband seinen Namen mit einem bestimmten Sound.

    Natürlich hat Rick Rubin in seiner Produktions-Diskographie ein breites Spektrum, aber der „bestimmte Sound“, den man (neuerdings) mit ihm verbindet, ist meines Erachtens das Aufs-Wesentliche-Reduzieren (z.B. bei Johnny Cash, Neil Diamond und Metallica).

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    Es ist viel leichter in dem Werke eines großen Geistes die Fehler und Irrthümer nachzuweisen, als von dem Werthe desselben eine deutliche und vollständige Entwickelung zu geben. (Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, Zürich 1988, S.531)
    #7654695  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,234

    MinosWollte Peter Kraus ein junges Publikum für den Schlager oder für den Rock’n’Roll interessieren (oder beides?)? Nicht, dass ich Peter Kraus besonders schätze – ich kenne auch sehr wenig von ihm und mir sind natürlich die amerikanischen Vorbilder lieber -, aber könnte es nicht auch der Versuch gewesen sein, eine Richtung, die bei vielen jungen weißen Amerikanern damals sehr populär war, nach Deutschland zu bringen? Natürlich abgeschwächt, geglättet usw., damit das ganze nicht sofort als „Negermusik“ oder jugendgefährdendes Teufelszeug abgetan wird. Wie geschrieben, ich kenne mich mit Kraus nicht aus, ist tatsächlich eine ernstgemeinte Frage.

    Dazu schreibt Peter Kraus ja selbst etwas im aktuellen RS. Er verstand sich anfangs schon als Rock’n’Roller, wurde aber umstandslos für das „Schlagersystem“ vereinnahmt. Ihm fehlte einfach ein entsprechendes Umfeld, passende Musiker, Produzenten usw., und er selbst hatte auch mehr Begeisterung als echte Kenntnis. Er wusste z.B. nicht, wie dieser Hüftschwung von Elvis eigentlich aussah, über den alle Welt redete.

    Einiges von ihm, das ich kenne, ist aber weniger durch Rock’n’Roll als durch andere damalige US-Pop-Musik (wird allerdings offenbar von manchen auch noch zum R’n’R gerechnet) beeinflusst, die ich tatsächlich immer als „schlagerartig“ empfand.

    Das ist aber Deine Hörweise als jemand, der musikalisch in Deutschland sozialisiert wurde. Man empfindet dann manche US-/UK-/usw.-Aufnahmen eben als „schlagerhaft“, weil man Elemente wiedererkennt, die im deutschen Schlager adaptiert wurden. Das wollte ich ja weiter oben mit dem Beispiel „My Boy Lollipop“ illustrieren. Für einen amerikanischen und englischen Hörer ist das hingegen völlig irrelevant, ob wir irgendwas als „schlagerartig“ empfinden. Auch hier gilt: Es ist der kulturelle Kontext, der den Unterschied macht.

    coleporterRick Rubin passt schon, wie ich finde. Ich bezog mich darauf

    Mein ich auch. Phil Spector hat nach seiner Zeit als „Teen-Tycon“ nicht mehr oft produziert, mit den Beatles (als Gruppe und Solo-Alben), Leonard Cohen, Dion, The Ramones und Starsailor aber doch recht unterschiedliche Acts.

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    #7654697  | PERMALINK

    canzione

    Registriert seit: 03.05.2010

    Beiträge: 689

    Warum müssen wir nur ständig in Schubladen denken? Jazz? Pop? Schlager? Klassik? Ist das wirklich so wichtig? In Afrika leben doch nicht nur Afrikaner, in Indien nicht nur Inder und in Deutschland nicht nur Deutsche. Die Genres beginnen sich heutzutage eh aufzulösen. Wer will denn allen Ernstes analysieren, ob (z.B.) Elvis Costello nun Jazz, Klassik oder vielleicht doch Pop oder gar etwas anderes macht? Es ist Musik, eine Mischung aus allem. So einfach ist das!

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