Re: "Nimm mich so wie ich bin"? – Die Definition von Schlager (und Pop)

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herr-rossi
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MinosWollte Peter Kraus ein junges Publikum für den Schlager oder für den Rock’n’Roll interessieren (oder beides?)? Nicht, dass ich Peter Kraus besonders schätze – ich kenne auch sehr wenig von ihm und mir sind natürlich die amerikanischen Vorbilder lieber -, aber könnte es nicht auch der Versuch gewesen sein, eine Richtung, die bei vielen jungen weißen Amerikanern damals sehr populär war, nach Deutschland zu bringen? Natürlich abgeschwächt, geglättet usw., damit das ganze nicht sofort als „Negermusik“ oder jugendgefährdendes Teufelszeug abgetan wird. Wie geschrieben, ich kenne mich mit Kraus nicht aus, ist tatsächlich eine ernstgemeinte Frage.

Dazu schreibt Peter Kraus ja selbst etwas im aktuellen RS. Er verstand sich anfangs schon als Rock’n’Roller, wurde aber umstandslos für das „Schlagersystem“ vereinnahmt. Ihm fehlte einfach ein entsprechendes Umfeld, passende Musiker, Produzenten usw., und er selbst hatte auch mehr Begeisterung als echte Kenntnis. Er wusste z.B. nicht, wie dieser Hüftschwung von Elvis eigentlich aussah, über den alle Welt redete.

Einiges von ihm, das ich kenne, ist aber weniger durch Rock’n’Roll als durch andere damalige US-Pop-Musik (wird allerdings offenbar von manchen auch noch zum R’n’R gerechnet) beeinflusst, die ich tatsächlich immer als „schlagerartig“ empfand.

Das ist aber Deine Hörweise als jemand, der musikalisch in Deutschland sozialisiert wurde. Man empfindet dann manche US-/UK-/usw.-Aufnahmen eben als „schlagerhaft“, weil man Elemente wiedererkennt, die im deutschen Schlager adaptiert wurden. Das wollte ich ja weiter oben mit dem Beispiel „My Boy Lollipop“ illustrieren. Für einen amerikanischen und englischen Hörer ist das hingegen völlig irrelevant, ob wir irgendwas als „schlagerartig“ empfinden. Auch hier gilt: Es ist der kulturelle Kontext, der den Unterschied macht.

coleporterRick Rubin passt schon, wie ich finde. Ich bezog mich darauf

Mein ich auch. Phil Spector hat nach seiner Zeit als „Teen-Tycon“ nicht mehr oft produziert, mit den Beatles (als Gruppe und Solo-Alben), Leonard Cohen, Dion, The Ramones und Starsailor aber doch recht unterschiedliche Acts.

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