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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„Winter’s Bone“
USA, 2010, Farbe, 105 Min
R: Debra Granik, B: Debra Granik, Anne Rosselini, M: Dickon Hinchliffe, K: Michael McDonough, Schnitt:
Alfonso GoncalvesD: Jennifer Lawrence, John Hawkes, Casey McLaren u.a.
Selten schafft es ein Film einen so zu beeindrucken, und zu einem instant classic zu werden. Dies schafft der Preisträger des großen Preises der Jury vom letztjährigen Sundance Festival. „Winter’s Bone“. der zweite abendfüllende Spielfilm von der Independent Regisseurin Debra Granik ist ein wuchtiger, aber dennoch karger und minimalistischer Film, eine Mischung zwischen spannendem Thriller und bewegendem Sozialdrama.
Die 17jährige Ree Dolly muss für ihre Familie sorgen, nachdem ihr Vater ins Gefängnis musste, und ihre Mutter eine Krankheit auf das Sofa fesselte. Mit einer Mischung aus liebevollem und strengem Regiment meistert sie ihr Leben. Als ihr Vater aus dem Gefängnis flieht, und sie droht das Haus zu verlieren, da er es als Kaution angegeben hat, muss sie ihn finden, und beweisen, das er tot ist, damit das Haus gehalten werden kann.
Die noch relativ unbekannte Darstellerin Jennifer Lawrence ist neben der unmenschlichen und tristen Natur der Star des Filmes. Wie sie in diesen jungen Jahren ihre Rolle meistert, ist beachtenswert. Verletzlich und tough trägt sie den ganzen Film beinahe mühelos und ist in so gut wie jeder Szene zu sehen. Aber auch großartig ist es John Hawkes zuzusehen, der seiner Figur Teardrop eine ungeheure Präsenz und Tiefe verleiht.
In fast schon dokumentarischem Stil und immer nah an den Figuren erzählt Granik ihre Geschichte, und erreicht damit eine ungehure Intensität, auch wenn in dem Film eigentlich nicht viel passiert. Es gibt Filme, die lange in einem nachschwingen, „Winter’s Bone“ gehört definitiv zu dieser Sorte, und ist schon jetzt einer der besten Filme des Jahres. Sehr sehenswert.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„Bugsy“, USA, 1991 136 Min., Farbe
R: Barry Levinson, B: James Tobak, M: Ennio Morricone, K: Allen Daviau
D: Warren Beatty, Annette Benning, Harvey Keitel, Ben Kingsley, u.a.
Las Vegas zählt heute zu den schillerndsten und faszinierendsten Städten der Welt. Jedes Jahr pilgern hier Millionen Menschen hin, auf der Suche nach dem Glück. Das diese Stadt einst von einem Mafiaboss gegründet wurde, ist in Vergessenheit geraten. Die Geschichte dieses Mafiabosses erzählt der amerikanische Regisseur Barry Levinson („Rain Man) 1991 in seinem packenden und episch elegant ausgestattem Gangsterdrama.
Benjamin „Bugsy“ Siegel ist neben Meyer Lansky und Lucky Luciano einer der führenden Gangsterbosse in New York. Ende der 30er Jahre schicken ihn seine Bosse nach Los Angeles, um dort das Glücksspiel anzukurbeln. Doch anstatt sich den Gedchäften zu widmen, verfällt Bugsy der Magie Hollywoods und der Schauspielerin Virginia Hill, mit der er eine leidenschaftliche Affäre beginnt. Als er durch das Kaff Las Vegas fährt, erscheint ihm plötzlich eine Vision, die ihn nicht mehr loslassen soll, und die Amerika verändern wird…
Warren Beatty kurbelte als Produzent den Film maßgeblich mit an, und war fasziniert von der Geschichte Bugsy Siegels. Mit großen Aufwand schufen er und Barry Levinson einen Hochglanz-Film, der dennoch fasziniert und fesselt. Prominent besetzt mit Annette Benning (in einer oscarnominierten Rolle), Ben Kingsley, Harvey Keitel und Elliot Gould, schildert der Film Siegels Faszination mit Hollywood und wie er in jahrelanger Arbeit, und mit für damalige Verhältnisse enorm viel Geld das Glücksspielerparadies Las Vegas aufbaute.
„Bugsy“ ist ein enorm packender Mafiafilm, der den Zuschauer wunderbar in die damalige Zeit transportiert, und mit sehenswerten schauspielerischen Darstellungen aufwartet, insbesondere Annette Benning. Ein toller Film der alten, klassischen Schule.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„The Hoax“
USA, 2006, Farbe, 115 Min.
R: Lasse Hallström B: William Wheeler, M: Carter Burwell, K: Oliver Stapleton, S: Andrew Mondshein
D: Richard Gere, Alfred Molina, Marcia Gay Hayden, Julie Delpy, Stanley TucciDer Schriftsteller Clifford Irving scheint es geschafft zu haben. Sein neuer Roman wurde von seinem Verlag begeistert aufgenommen, und er steht kurz vor der Vertragsunterzeichnung. Doch dem Eigentümer des Verlagshauses gefällt das Buch nicht, und legt sein Veto ein. Clifford ist auf einem Mal am Ende. Aus purer Verzweiflung stellt er seinem Verleger das größte Buch des 20. Jahrhunderts in Aussicht. Nur hat er ein Problem: Worüber soll er schreiben. Bis ihm die Idee einfällt, die Geschichte Howard Hughes‘ als Autobiographie zu verkaufen. Eine wahnwitzige Geschichte nimmt ihren Lauf…
Die wahre Geschichte des Clffford Irving zog Anfang der Siebziger Jahre in den USA eine große Aufmerksamkeit auf sich, und es wird angenommen, das es sogar der Auslöser für die Watergate-Affäre war, da Präsident NIxon in dem Buch Enthüllungen seiner Beziehung zu Hughes fürchete.
Der schwedische Regisseur Lasse Hallström inszenierte nun nach dieser bemerkenswerten Geschichte eine wunderbare Gaunerdramödie, die gekonnt zwischen Komödie, Drama und Thriller hin und her wechselt. In tollem siebziger Jahre Kollorit erzählt Hallström, wie Irving sich immer mehr in seine Lügen verstrickt, und es dabei schafft, ein Verlagshaus, Howard Hughes und sogar den amerikanischen Präsidenten auf den Leim zu gehen.
Die Besetzung ist einmalig gut: Richard Gere zeigt hier eine seiner größten Leistungen, und schafft es uns Clifford Irving, der ja eigentlich ein Schuft ist, sympathisch und voller Mitleid näher zu bringen. Sein Clifford ist ein zerrissener Charackter, der eigentlich nur ein Stück von dem Kuchen will, und dabei gnadenlos baden geht. Sein „Partner in crime“ ist Alfred Molina, der Irvings Freund Richard Suskind spielt, der später mit mehreren Kinderbüchern erfolgreich wurde. Des weitern glänzen Stanley Tucci, Marcia Gay Hayden und Julie Delpy in kleinen, aber feinen Nebenrollen.
„The Hoax“ ist eine der schönsten filmischen Überraschungen in den letzten Jahren, und ein durch und durch sehenswerter, kleiner großer Film, der die gesamte Spielzeit hindurch (trotz einiger ernster Untertöne) ungeheuren Spaß macht. Das Leben schreib eben halt wirklich die verrücktesten Geschichten. Der Film ist ein echter Geheimtipp.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„Sleepers“, USA 1996, 150 Minuten, Farbe
R: Barry Levinson, B: Levinson, Laurenzo Cacerterra, M: John Williams, K: Michael Ballhaus
D: Brad Pitt, Jason Patric, Billy Crudup, Minnie Driver, Robert DeNiro, Brad Renfro und andere
Wie weit kann man gehen, bis man eine Grenze überschritten hat? Welches Greuel rechtfertigt es, einen Mord zu begehen? Oder darf es nie soweit kommen? Diesen Fragen stellt sich der amerikanische Regisseur Barry Levinson in seinem spannendem und packend inszeniertem Drama „Sleepers“, das auf dem Roman des Amerikaners Lorenzo Carcaterra beruht, der die Ereignisse in dem Buch angeblich selbst erlebt hat. Jedoch finden sich in der Schule, in der die brutalen Vorkomnisse geschehen sind, keinerlei Unterlagen zu dem Vorfall, so das das Buch von Carcaterra schon bei seinem Erscheinen einen heftige Kontroverse ausgelöst hat.
Hell’s Kitchen, New York, 60er Jahre. Die vier Freunde Shakes, Tommy, Michael und John wachsen behütet in einem italienischen Viertel auf. Neben ihren Eltern gibt ihnen Pater Bobby Halt und zeigt ihnen den Weg. Sie spielen die üblichen Streiche, leben eine unbeschwerte Kindheit. Bis sie eines Tages auf die Idee kommen, einem Hotdog-Verkäufer seinen Stand zu klauen. Bei dem „Scherz“ wird der Mann jedoch schwer verletzt, und die Jungs kommen in ein Heim für schwererziehbare Jungs. Dort treffen sie auf den Wärter Nokes und seine Männer, die ein hartes Regiment führen. Die Jungs lernen auf bittere Weise, dass das Leben auch seine Schattenseiten bereit hält. Als sie Jahre später wieder auf Nokes treffen, überlegen sie nicht schnell, und ermorden ihn. Ihr Freund Michael, der Anwalt geworden ist, übernimmt den Fall als Staatsanwalt, den er hat einen unglaublichen Plan, wie er seine Freunde retten kann…
Rachefilme gab es schon viele, und es war immer ein heißes Eisen. Ob nun „Straw Dogs“, „Taxi Driver“ oder jetzt vor ein paar Jahren „The Brave One“ mit Jodie Foster. Selbstjustiz ist ein brisantes Thema, zeigt es uns doch, wie leicht die Grenzen verwischen können. Barry Levinson zeigt in „Sleepers“ das Schicksal dieser vier Jungs äusserst packend. Dazu tragen natürlich auch die grandiose Kamera des deutschen Kamerasses Michael Ballhaus, und die äusserst bewegende und emotionale Musik von John Williams das ihre bei. Jedoch zeigt der Film auch deutlich auf, auf welcher Seite er steht. Dies hat in den USA, und mehr noch in Europa, zu heftigen Diskussionen beim Filmstart geführt.
Die Schauspieler sind allesamt erste Klasse. Besonders Kevin Bacon versteht es einmal mehr, den fiesen Bösewicht zu spielen. Auch Robert DeNiro überzeugt mit einer wunderbar warmen und sehr ruhigen Art, seinen Pater Bobby auszufüllen. Die Jungstars, allen voran Brad Renfro spielen ihre Parts sehr überzeugend, genauso wie ihre älteren Counterparts, besonders Ron Eldard und Brad Pitt. Großartig auch Dustin Hoffman als Anwalt der Verteidigung, noch nie sah man den Schauspieler so kaputt wie in diesem Film.
Am Ende des Filmes, wenn sich alle für einen Abend noch einmal treffen, um ihren Sieg zu feiern, bleibt jedoch kein Auge trocken. Dazu ist diese Szene zu berührend und emotional gedreht. „Sleepers“ ist ein bewegender und kein einfacher Film, der es jedoch leider versäumt ambivalenter über sein Thema zu reflektieren.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„Requiem“, Deutschland, 2006, Farbe, 93 Min
R: Hans Christian Schmid, D: Bernd Lange, K: Bogumil Godfrejów, Schnitt: Hansjörg Weißbrich, Bernd Schlegel
D: Burkhart Klaußner, Imogen Kooge, Sandra Hüller, u.v.a.
Im Jahre 1976 starb die erst 24jährige Anneliese Michel an den Folgen extremer Unterernährung. Sie litt an epileptischen Anfällen. Erst später wurde bekannt, das ihre Eltern die strenggläubige Katholiken waren, davon überzeugt waren, das ihre Tochter vom Teufel besessen war. Nicht weniger als zwei Pfarrer hatten an dem Mädchen den großen Exorzismus verübt, in der Hoffnung, den Teufel auszutreiben.
Diese wahre Geschichte hat bereits viele Menschen in ihren Bann gezogen, und es wurde so zu einer modernen Legende. Im Jahre 2005 drehte der amerikanische Regisseur Scott Derricksson den Film „The Exorcism of Emily Rose“. Ein Horrorfilm, der sich im Gewand eines Gerichtsfilmes um die Hintergründe eines ähnlich gelagerten Falles in den USA rankte. Ein Jahr später kam Hans Christian Schmid mit seinem beeindruckendem und bedrückendem Drama „Requiem“ heraus, in dem er anders als Scott Derrickson die Vorgeschichte der Anneliese Michel, wenn auch mit anderen Namen der Hauptpersonen, erzählt.
Klingenberg, Oberbayern in den Siebziger Jahren. Relativ behütet wächst dort die Schülerin Michaela Klingler bei ihren Eltern auf. Sie ist eine fleissige Studentin, die es schafft, nach Tübingen an die Universität zu kommen. Dort schließt sie schnell Freundschaft mit einigen Komilitonen, die nichts von ihrem dunklen Geheimnis wissen…
Hans Christian Schmid, der seit „23“, und „Lichter“ als einer der spannendsten und originellsten Regiehoffnugnen Deutschlands gilt, schuf mit „Requiem“ ein beeindruckendes, schlichtes Drama, das sich ganz auf die Figuren konzentriert, und mit einem großartigen Schauspieler-Ensemble aufwarten kann. Allen voran brillieren in ihren Rollen Sandra Hüller, die hier ihr Leinwanddebut gab, und Imogen Kogge und Burkhardt Klaußner, die die strenggläubigen Eltern mit einer unglaublichen Intensität spielen.
Schmid ist nicht auf Effekte aus. So endet der Film auch folgerichtig nach dem ersten Exorzismus, der überhaupt nicht reißerisch, sondern sehr sensible und emotional inszeniert wurde. Mit „Requiem“ gelang Schmid ein erschütterndes Portrait einer verzweifelten Familie, das unter die Haut geht.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„Three Days Of The Condor“
USA, 1975, Farbe, 113 Min.
R: Sidney Pollack, DB: Lorenzo Sample Jr., David Rayfiel M: Dave Grusin, K: Owen Roizman
D: Robert Redford, Faye Dunaway, Cliff Robertson, Max Von Sydow, John Houseman
„I don’t remember yesterday. Today it rained.“
Joe Turner ist ein Angestellter einer unscheinbar wirkenden Firma, die für die CIA sämtliche je erschienene Bücher und Artikel liest, um sie für den Dienst auszukundschaften. Als er jedoch eines Tages von seiner Mittagspause wieder kommt, stellt er entsetzt fest, das alle seine Mitarbeiter ermordet wurden. Als er flieht, findet er, gezwungenermaßen, Unterschlupf bei der attraktiven Fotografin Kathy. Während sich die beiden näher kommen, versucht Joe die Mörder seiner Kollegen zu finden, und deckt dabei eine CIA innerhalb der CIA auf…
Die 70er Jahre waren in den USA eine Hochzeit für Verschwörungsfreaks und Regierungskritiker. Nixon, Watergate und Vietnam haben die Amerikaner sensibilisiert. Zu der Zeit war das Mißtrauen in die eigene Regierung, besonders während der Präsidentschaft Richard Nixons, auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Folgerichtig erlebte dieses Jahrzehnt eine ungemeine Blüte an politischen Thrillern, die die aktuellen Themen aufgriffen. Zu den bekanntesten zählen sicherlich „The Marathon Man“, „All The President’s Men“ (ebenfalls mit Robert Redford), „The Parallax View“ und Francis Ford Coppolas „The Conversation“ mit Gene Hackman, und ebenfalls mit Gene Hackman „Night Moves“ von Arthur Penn.
Zu einem der besten und bekanntesten Vertreter dieses Genres wurde Sidney Pollacks 1975 erschiener Film „Three Days Of The Condor“, der auf dem Roman „The Six Days Of The Condor“ von James Grady basiert. Robert Redford spielt den Everyman Joe Turner, der von einem Moment auf den nächsten in ein gefährliches Komplott gerät, und keinem mehr trauen kann. Gerade nach Watergate war dieser Film genau richtig, und wurde ein Kassenhit. In weiteren Rollen glänzen Max Von Sydow als Killer und Cliff Robertson als undurchsichtiger Sektionschef, und natürlich Faye Dunaway, als unfreiwillige Komplizin.
Christian Petzold schrieb in seiner Rezension zu dem Film, das „Three Days Of The Condor“ ein Film der Hintertüren und versteckten Eingänge sei. Sowohl in der Story, als auch in der Szenerei. Und das stimmt wohl. In keinem weiteren Film wird New York so aus dieser Perspektive, der Perspektive hinter den Kulissen, gezeigt. Alles findet im Verborgenen statt, allerdings sind die wenigen Szenen, die an öffentlichen Plätzen spielen, auch nicht viel sicherer. Ausserdem ist es sehr beklemmend die vielen Szenen mit dem WTC zu sehen, wissend um das Schicksal, das dem Gebäude und den Menschen darin erwartet.
Am Ende, als alles klar scheint, und als Joe Turner sich in Sicherheit wiegt, wird ihm auch der letzte Strohhalm, an den er sich klammern kann, genommen. Das schockierende Finale in den lichtdurchfluteten Straßen New Yorks schildert sehr gut das Verhältnis, das die Amerikaner mit ihrer Regierung haben. Mit „Three Days Of The Condor“, ist Sidney Pollack wohl sein bitterster, sein bester Film gelungen, einer der besten Politthriller überhaupt.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„The Quiet Earth“
Neuseeland, 1985, Farbe, 91 Min
R, B: Geoff Murphy, K: James Bartle, M: John Charles
D: Bruno Lawrence, Alison Routledge, Pete Smith
Zac Hobson, July 5th. One: there has been a malfunction in Project Flashlight with devastating results. Two: it seems I am the only person left on Earth.
Was würden wir tun, wenn wir die letzten Menschen auf der Erde wären? Diese Frage wird für den Wissenschaftler Zach Hobson bittere Wirklichkeit, als er eines Morgens aufwacht. Während er zur Arbeit fährt, wird ihm immer mehr klar, dass das Experiment, an dem er und sein Team gearbeitet haben, furchtbar schief gegangen sein muss. Sein Labor ist zerstört, die Mitarbeiter tot. Während Hobson sich langsam an sein Alleinsein auf Erden gewöhnt, trifft er plötzlich doch noch auf zwei Überlende, mit denen er versucht das Unglück zu verstehen…
Der neuseländische Regisseur Geoff Murphy schuff mit seinem packendem, und eher ruhigem Sci-Fi Film „The Quiet Earth“ einen echten Geheimtipp des Genres, das sich eher auf die spannende Geschichte, als auf stumpfe und unnötige Action verlässt. Beeindruckend zeigt er ein verlassendes Auckland, fasziniert schaut man Zack dabei zu, wie er versucht mit dem neuen Leben zurecht zu kommen. Während er am Anfang noch genüßlich in einer herrschaftlichen Villa wohnt, und sich hemmungslos in den Geschäften und Supermärkten bedient, wird er im Verlauf doch einsamer, und beginnt, sich immer weiter in sich zurückzuziehen. Als er durchzudrehen droht, trifft er schließlich auf Joanne, mit der er das Paradies auf Erden geniesst. Doch sie sind nicht alleine…
Ich habe den Film irgendwann mal im Nachtprogramm gesehen, in der Mitte irgendwann reingezappt, und war sofort gefangen von der Geschichte, von den schauspielerischen Leistungen, allen voran Bruno Lawrence, der den Film in der ersten Hälfte fast alleine tragen muss. Geoff Murphy, der später noch unter anderem die Filme „Freejack“ und „Young Guns II“ drehte, inszenierte einen originellen, nachdenklich machenden Sci-Fi-Film, völlig abseits von den sonstigen Filmen dieses Genres. Es gibt wenige Filme, die mich nachhaltig so beeindruckt und beschäftigt haben. „The Quiet Earth“ gehört definitiv dazu.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraWow, die Story hört sich sehr interessant an. Danach werde ich mich mal umschauen.
Danke für die Empfehlung.--
„In The Name Of The Father“
USA, Irland, Großbritannien, 1993, 129 Min., Farbe
R: Jim Sheridan, B: Jim Sheridan, Terry Georges, M: Trevor Jones, K: Peter Biziou
D: Daniel Day Lewis, Pete Postlethwaite, Emma Thompson
Am 05. Oktober 1974 wurde in der englischen Stad Guildford auf einen Pub ein Bombenanschlag verübt, bei dem 5 Menschen starben, und mehrere Personen teilweise lebensgefährlich verletzt wurden. Um dem Druck der Öffentlichkeit und der Presse Genugtuung zu verschaffen, präsentierte die britische Polizei schnell 4 Personen, die man als die Bombenleger darzustellen versuchte. Doch das einzige Vebrechen der 4 war, zum Zeitpunkt des Attentates in der Nähe des Pubs gewesen zu sein, sie hatten nichts mit dem Terrorakt zu tun. Dennoch wurden sie in einem spektakulärem Prozeß zu jahrzentelangen Haftstrafen verurteilt. Als der Polizei schließlich doch noch die wahren Bombenleger der IRA in die Hände fallen, lässt man die Guildford Four, wie die 4 Unschuldigen mittlerweile heißen, trotzdem im Gefängnis schmoren, da man sich keine Blöße geben will. Es dauert erst 15 Jahre, bis die vermeintlichen Attentäter ihren Namen reinwaschen können…
Diese unglaublich spannende und beklemmende Geschichte hat dern irischen Regisseur Jim Sheridan („The Field“, „My Left Foot“) zu einem packenden und bewegenden Film inspiriert, der mit einer exzellenten Schauspielerriege und einem peinlich genau rekrierten 70er Jahre England aufwarten kann. In den Hauptrollen glänzen Daniel Day Lewis als Jerry Conlon, der als Ringleader ausfindig gemacht wurde, und Pete Posthlethwaite als sein Vater, der ebenfalls unschuldig ins Gefängnis gesteckt wird. Daniel Day Lewis, ein wahrer Method Actor, bringt Jerry Conlon mit einer Brachialgewalt auf die Leinwand, das man den Schauspieler irgendwan vergisst. Posthletwaithe zeigt Conlon Sr. als gottesfürchtigen und ehrbaren Mann, der trotz seiner ausweglosen Lage den Glauben an die Gerechtigkeit nicht verliert.
Als Jerry und seine Freunde schließlich freigesprochen werden, ist die Blamage für das britische Justizsystem nicht mehr abzuwenden, und es dauert noch weitere fast 10 Jahre, bis sich der Premierminister Tony Blair im Jahre 2005 bei den Guildford Four öffentlich entschuldigt. „In The Name of The Father“ stellt sich klar auf die Seite der zu Unrecht Beschuldigten, vermeidet aber durch vielschichtige Charackterzeichnung die britische Seite als das Böse darzustellen. Ein rundum gelungener, intensiver IRA-Film, wenn nicht einer der Besten.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra„The Parallax View“ USA, 1974, Farbe, 102 Minuten
Regie: Alan J. Pakula, B: Lorenzo Semple Jr, David Giler K: Gordon Willis, M: Michael Small
D: Warren Beatty, Earl Hindman, Hume Cronyn u.a.
Die 70er Jahre waren DAS Jahrzehnt für Politthriller. Ob Sidney Pollack mit „Three Days Of The Condor“, Costa-Cavraz mit „I wie Ikarus“ oder Alan J Pakula mit „All The President’s Men“. Kein Jahrzehnt bot soviel Stoff für politische Verschwörungsfilme. Ein weiterer herausragender Vertreter dieses Genres ist Pakulas 1974 erschiener Film „The Parallax View“.
Während einer Wahlkampfveranstaltung wird der hoffnungsvolle US Senator Charles Carroll von einem Attentäter erschossen. Zeuge der Verschwörung ist unter anderem der Lokalreporter Joe Frady. Der Attentäter, der nach einem Handgemenge von der Space Needle in Seattle stürzt, handelt nach Auffassung einer Regierungsuntersuchung als Einzeltäter, der Fall wird abgeschlossen. Drei Jahre nach den Ereignissen erhält Frady Informationen, die besagen, dass das Attentat doch eine Verschwörung war. Mehrere Zeugen des Attentate starben in den letzten drei Jahren unter mysteriösen Umständen. Er kommt der geheimnisvollen Parallax Corporation auf die Spur…
Die Parallen zu den Kennedy Morden (Ermordung des Senators Robert Kennedy während des Wahlkampfes, das Sterben einiger Zeugen des JFK-Attentates nach dem 22. November 1963) sind mehr als offensichtlich. Pakula, ein Meister des Politthrillers, zeigt die USA als einen totalitären Staat, der ähnlich wie in „The Manchurian Candidate“, die Kandidaten für politische Ämter beliebig auszutauschen vermag. Die Amerikaner, durch Watergate, Vietnam und eben die Kennedy-Morde, verunsichert, waren offen für diese Filme. „The Parallax View“ gehört wohl zu den düstersten Beiträgen dieser Gattung.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank CapraDas ist ja ganze Arbeit, die du hier leistest! Sehr gute Tipps
Hast du auch schon Untergrundperlen Perlen des deutschen Films vorgestellt a la Die Bettwurst…?--
mirindaDas ist ja ganze Arbeit, die du hier leistest! Sehr gute Tipps
Hast du auch schon Untergrundperlen Perlen des deutschen Films vorgestellt a la Die Bettwurst…?Für Underground-Perlen gibts einen Thread von mir!
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Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.mirindaHast du auch schon Untergrundperlen Perlen des deutschen Films vorgestellt a la Die Bettwurst…?
Wunderbarer Film, herrlich grotesk und verstörend.
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