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„Sleepers“, USA 1996, 150 Minuten, Farbe
R: Barry Levinson, B: Levinson, Laurenzo Cacerterra, M: John Williams, K: Michael Ballhaus
D: Brad Pitt, Jason Patric, Billy Crudup, Minnie Driver, Robert DeNiro, Brad Renfro und andere
Wie weit kann man gehen, bis man eine Grenze überschritten hat? Welches Greuel rechtfertigt es, einen Mord zu begehen? Oder darf es nie soweit kommen? Diesen Fragen stellt sich der amerikanische Regisseur Barry Levinson in seinem spannendem und packend inszeniertem Drama „Sleepers“, das auf dem Roman des Amerikaners Lorenzo Carcaterra beruht, der die Ereignisse in dem Buch angeblich selbst erlebt hat. Jedoch finden sich in der Schule, in der die brutalen Vorkomnisse geschehen sind, keinerlei Unterlagen zu dem Vorfall, so das das Buch von Carcaterra schon bei seinem Erscheinen einen heftige Kontroverse ausgelöst hat.
Hell’s Kitchen, New York, 60er Jahre. Die vier Freunde Shakes, Tommy, Michael und John wachsen behütet in einem italienischen Viertel auf. Neben ihren Eltern gibt ihnen Pater Bobby Halt und zeigt ihnen den Weg. Sie spielen die üblichen Streiche, leben eine unbeschwerte Kindheit. Bis sie eines Tages auf die Idee kommen, einem Hotdog-Verkäufer seinen Stand zu klauen. Bei dem „Scherz“ wird der Mann jedoch schwer verletzt, und die Jungs kommen in ein Heim für schwererziehbare Jungs. Dort treffen sie auf den Wärter Nokes und seine Männer, die ein hartes Regiment führen. Die Jungs lernen auf bittere Weise, dass das Leben auch seine Schattenseiten bereit hält. Als sie Jahre später wieder auf Nokes treffen, überlegen sie nicht schnell, und ermorden ihn. Ihr Freund Michael, der Anwalt geworden ist, übernimmt den Fall als Staatsanwalt, den er hat einen unglaublichen Plan, wie er seine Freunde retten kann…
Rachefilme gab es schon viele, und es war immer ein heißes Eisen. Ob nun „Straw Dogs“, „Taxi Driver“ oder jetzt vor ein paar Jahren „The Brave One“ mit Jodie Foster. Selbstjustiz ist ein brisantes Thema, zeigt es uns doch, wie leicht die Grenzen verwischen können. Barry Levinson zeigt in „Sleepers“ das Schicksal dieser vier Jungs äusserst packend. Dazu tragen natürlich auch die grandiose Kamera des deutschen Kamerasses Michael Ballhaus, und die äusserst bewegende und emotionale Musik von John Williams das ihre bei. Jedoch zeigt der Film auch deutlich auf, auf welcher Seite er steht. Dies hat in den USA, und mehr noch in Europa, zu heftigen Diskussionen beim Filmstart geführt.
Die Schauspieler sind allesamt erste Klasse. Besonders Kevin Bacon versteht es einmal mehr, den fiesen Bösewicht zu spielen. Auch Robert DeNiro überzeugt mit einer wunderbar warmen und sehr ruhigen Art, seinen Pater Bobby auszufüllen. Die Jungstars, allen voran Brad Renfro spielen ihre Parts sehr überzeugend, genauso wie ihre älteren Counterparts, besonders Ron Eldard und Brad Pitt. Großartig auch Dustin Hoffman als Anwalt der Verteidigung, noch nie sah man den Schauspieler so kaputt wie in diesem Film.
Am Ende des Filmes, wenn sich alle für einen Abend noch einmal treffen, um ihren Sieg zu feiern, bleibt jedoch kein Auge trocken. Dazu ist diese Szene zu berührend und emotional gedreht. „Sleepers“ ist ein bewegender und kein einfacher Film, der es jedoch leider versäumt ambivalenter über sein Thema zu reflektieren.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra