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„Requiem“, Deutschland, 2006, Farbe, 93 Min
R: Hans Christian Schmid, D: Bernd Lange, K: Bogumil Godfrejów, Schnitt: Hansjörg Weißbrich, Bernd Schlegel
D: Burkhart Klaußner, Imogen Kooge, Sandra Hüller, u.v.a.
Im Jahre 1976 starb die erst 24jährige Anneliese Michel an den Folgen extremer Unterernährung. Sie litt an epileptischen Anfällen. Erst später wurde bekannt, das ihre Eltern die strenggläubige Katholiken waren, davon überzeugt waren, das ihre Tochter vom Teufel besessen war. Nicht weniger als zwei Pfarrer hatten an dem Mädchen den großen Exorzismus verübt, in der Hoffnung, den Teufel auszutreiben.
Diese wahre Geschichte hat bereits viele Menschen in ihren Bann gezogen, und es wurde so zu einer modernen Legende. Im Jahre 2005 drehte der amerikanische Regisseur Scott Derricksson den Film „The Exorcism of Emily Rose“. Ein Horrorfilm, der sich im Gewand eines Gerichtsfilmes um die Hintergründe eines ähnlich gelagerten Falles in den USA rankte. Ein Jahr später kam Hans Christian Schmid mit seinem beeindruckendem und bedrückendem Drama „Requiem“ heraus, in dem er anders als Scott Derrickson die Vorgeschichte der Anneliese Michel, wenn auch mit anderen Namen der Hauptpersonen, erzählt.
Klingenberg, Oberbayern in den Siebziger Jahren. Relativ behütet wächst dort die Schülerin Michaela Klingler bei ihren Eltern auf. Sie ist eine fleissige Studentin, die es schafft, nach Tübingen an die Universität zu kommen. Dort schließt sie schnell Freundschaft mit einigen Komilitonen, die nichts von ihrem dunklen Geheimnis wissen…
Hans Christian Schmid, der seit „23“, und „Lichter“ als einer der spannendsten und originellsten Regiehoffnugnen Deutschlands gilt, schuf mit „Requiem“ ein beeindruckendes, schlichtes Drama, das sich ganz auf die Figuren konzentriert, und mit einem großartigen Schauspieler-Ensemble aufwarten kann. Allen voran brillieren in ihren Rollen Sandra Hüller, die hier ihr Leinwanddebut gab, und Imogen Kogge und Burkhardt Klaußner, die die strenggläubigen Eltern mit einer unglaublichen Intensität spielen.
Schmid ist nicht auf Effekte aus. So endet der Film auch folgerichtig nach dem ersten Exorzismus, der überhaupt nicht reißerisch, sondern sehr sensible und emotional inszeniert wurde. Mit „Requiem“ gelang Schmid ein erschütterndes Portrait einer verzweifelten Familie, das unter die Haut geht.
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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra