Re: Meine Klassiker

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scorechaser

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„Three Days Of The Condor“

USA, 1975, Farbe, 113 Min.

R: Sidney Pollack, DB: Lorenzo Sample Jr., David Rayfiel M: Dave Grusin, K: Owen Roizman

D: Robert Redford, Faye Dunaway, Cliff Robertson, Max Von Sydow, John Houseman

„I don’t remember yesterday. Today it rained.“

Joe Turner ist ein Angestellter einer unscheinbar wirkenden Firma, die für die CIA sämtliche je erschienene Bücher und Artikel liest, um sie für den Dienst auszukundschaften. Als er jedoch eines Tages von seiner Mittagspause wieder kommt, stellt er entsetzt fest, das alle seine Mitarbeiter ermordet wurden. Als er flieht, findet er, gezwungenermaßen, Unterschlupf bei der attraktiven Fotografin Kathy. Während sich die beiden näher kommen, versucht Joe die Mörder seiner Kollegen zu finden, und deckt dabei eine CIA innerhalb der CIA auf…

Die 70er Jahre waren in den USA eine Hochzeit für Verschwörungsfreaks und Regierungskritiker. Nixon, Watergate und Vietnam haben die Amerikaner sensibilisiert. Zu der Zeit war das Mißtrauen in die eigene Regierung, besonders während der Präsidentschaft Richard Nixons, auf einem neuen Tiefpunkt angekommen. Folgerichtig erlebte dieses Jahrzehnt eine ungemeine Blüte an politischen Thrillern, die die aktuellen Themen aufgriffen. Zu den bekanntesten zählen sicherlich „The Marathon Man“, „All The President’s Men“ (ebenfalls mit Robert Redford), „The Parallax View“ und Francis Ford Coppolas „The Conversation“ mit Gene Hackman, und ebenfalls mit Gene Hackman „Night Moves“ von Arthur Penn.

Zu einem der besten und bekanntesten Vertreter dieses Genres wurde Sidney Pollacks 1975 erschiener Film „Three Days Of The Condor“, der auf dem Roman „The Six Days Of The Condor“ von James Grady basiert. Robert Redford spielt den Everyman Joe Turner, der von einem Moment auf den nächsten in ein gefährliches Komplott gerät, und keinem mehr trauen kann. Gerade nach Watergate war dieser Film genau richtig, und wurde ein Kassenhit. In weiteren Rollen glänzen Max Von Sydow als Killer und Cliff Robertson als undurchsichtiger Sektionschef, und natürlich Faye Dunaway, als unfreiwillige Komplizin.

Christian Petzold schrieb in seiner Rezension zu dem Film, das „Three Days Of The Condor“ ein Film der Hintertüren und versteckten Eingänge sei. Sowohl in der Story, als auch in der Szenerei. Und das stimmt wohl. In keinem weiteren Film wird New York so aus dieser Perspektive, der Perspektive hinter den Kulissen, gezeigt. Alles findet im Verborgenen statt, allerdings sind die wenigen Szenen, die an öffentlichen Plätzen spielen, auch nicht viel sicherer. Ausserdem ist es sehr beklemmend die vielen Szenen mit dem WTC zu sehen, wissend um das Schicksal, das dem Gebäude und den Menschen darin erwartet.

Am Ende, als alles klar scheint, und als Joe Turner sich in Sicherheit wiegt, wird ihm auch der letzte Strohhalm, an den er sich klammern kann, genommen. Das schockierende Finale in den lichtdurchfluteten Straßen New Yorks schildert sehr gut das Verhältnis, das die Amerikaner mit ihrer Regierung haben. Mit „Three Days Of The Condor“, ist Sidney Pollack wohl sein bitterster, sein bester Film gelungen, einer der besten Politthriller überhaupt.

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"Film is a disease. And the only antidote to film is more film." - Frank Capra