Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism, PC & Cancel Culture

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  • #12307071  | PERMALINK

    thesidewinder
    Mr T. Being

    Registriert seit: 17.03.2019

    Beiträge: 11,104

    Also die Bosetti mag ich ja. Die anderen aus der Aufzählung kenne ich nicht mal.

    Und über Söder kann man doch immer Witze machen, oder?

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    #12307079  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,883

    irrlicht

    h8g7f6 Kannst Du bitte ein paar konkrete Beispiele linker Influencer geben, besonders auf die Deine Beschreibung zutrifft, ggf. aber auch welche, die Du eher positiv siehst. Merci!

    Für mich ist der ganze Kreis rund um Leute wie Silvie Carlsson, Sarah Bosetti, Leonie Löwenherz, Shirin Azami, Aljosha, Tim Jacken, Jonas Ems, Rob Bubble usw. eigentlich ein Brei. Die Welt mit Allerweltsfloskeln retten, den Rest der Zeit auf Trash-TV reacten.

    Ok, die Frage hatte ich auch. Die genannten kenne ich alle nicht, bis auf Jonas Ems (dem meine Tochter folgt, vor allem wegen des Vegan- und Tierrechte-Contents, sie ist insgesamt an politischen Themen bislang eher wenig interessiert).

    Und ja, FUNK hat eine schlechte Entwicklung genommen, nach Highlights wie „Mr. Wissen2Go“ und „MaiLab“ kam da nicht mehr viel, und sie beziehen zurecht immer wieder Prügel von unabhängigen Kommentar-Kanälen für ihren sehr leichtgewichtigen Journalismus.

    Differenzierter und zumindest bei einigen Videos substantiell besser wird es dann m.E. bei Leuten wie dem Parabelritter, Sashka, Desy, Alicia Joe oder Biased Skeptic. Hervorgehoben natürlich auch Mailab, aber das ist oft eher kein politischer Content und ich vermute, dass sie sich auch nicht als Influencerin sieht.

    Parabelritter und Alicia Joe finde ich richtig gut und enorm wichtig, denn sie erreichen mit differenzierten und gut recherchierten Kommentaren ein (junges) Publikum, das traditionelle Medien kaum oder gar nicht wahrnimmt. Die haben auch beide ordentliche Uni-Nachweise (Lehramt bzw. Kommunikationswissenschaft).:) Ich würde aber beide nicht als „links“ oder gar „woke“ einordnen, das sind Vertreter einer ausgewogenen politischen Mitte, ähnlich wie Mr. Wissen2Go.

    Wenn es um politische Comedy geht, finde ich ja Space Frogs ziemlich gut. Für den durchschnittlichen RS-User sicher unerträglich hektisch und laut, aber wir sind ja auch nicht die Zielgruppe. Im Kern bringen die Frogs ebenfalls ausgewogene, differenzierte und gut informierte Meinungsstücke. Ich hab leider nicht herausgefunden, ob die auch eine anständige Ausbildung haben.;) Sie haben jedenfalls wie alle auch als Teens mit dem damals üblichen Quatsch-Content („10 Arten von …“) angefangen, aber dann irgendwann die Kurve gekriegt. (Alicia Joe hat ja auch mal als „Beauty Guru“ begonnen.)

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    #12307085  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    thesidewinderUnd über Söder kann man doch immer Witze machen, oder?

     
    Ich finde, Witze hin oder her, vor allem wichtig, ihn weiter dauerhauft kritisch zu begleiten. Sonst kommt er mit seiner Lausbubenmasche irgendwann noch durch, weil aus dem Blick verloren wurde, was das für ein durchtriebener Machtmensch ist. Hinsichtlich Intelligenz und Skrupellosigkeit unterscheidet sich Söder nur marginal von Leuten wie Krah – er ist eben nur in einer etablierten Partei.

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12307089  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 85,883

    latho
    Die Diskussionen um „Cancel Culture“ v.a. in den USA erinnern mich stark an Verhaltensweisen in der chinesischen Kulturrevolution: ohne Kontext, ohne Anhaltspunkte oder größere Ahnung wird ein „Feind“ ausgemacht, dann mithilfe von Mob und Verbündeten (zB in Medien und Verlagen) an den Pranger gestellt. Entschuldigungen, oftmals völlig die Selbstachtung ignorierend, müssen abgegeben werden, natürlich ohne Ergebnis, „erschossen“ wird man sowieso. Ist glücklicherweise nur online und betrifft weniger das Leben als eher den Lebensunterhalt, aber irgendwie erkennt man das Muster.

    Ich halte diesen beliebten Vergleich mit der Kulturrevolution weiterhin für völlig überzogen und letztlich am Thema vorbei, denn es framet „Cancel Culture“ als spezifisch links, und das ist schlicht und einfach ein rechter Mythos, der davon ablenkt, dass man sich dort genau der gleichen Mechanismen bedient und dass es solche Konfliktverläufe auch abseits des rechts-links-Schemas gibt. Es ist ein Phänomen der Social Media-Ära und wird dadurch befeuert, dass Interaktion das wichtigste Gut für die entsprechenden Plattformen ist, und nichts triggert Interaktion so sehr wie kollektive Aufregung und Empörung. Das sieht man ja sogar in unserem beschaulichen Forum in einem schwarzen Loch am äußersten Ende der virtuellen Milchstraße …

    Apropos: Greta Thunberg ist also nun umstandslos zur Antisemitin erklärt worden, aber wenn beispielsweise J. K. Rowling als „transphob“ bezeichnet wird, dann ist das irrationale woke Cancel Culture, die die Meinungsfreiheit und die Freiheit als solche bedroht und zudem die bürgerliche Existenz einer hilflosen Milliardärin mit millionenfacher Followerschaft zu vernichten sucht … Dabei sind die Muster, mit denen die Einordnung in beiden Fällen begründet bzw. von den Protagonistinnen bestritten werden, auffallend ähnlich.

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    #12307091  | PERMALINK

    thesidewinder
    Mr T. Being

    Registriert seit: 17.03.2019

    Beiträge: 11,104

    nicht_vom_forum

    thesidewinderUnd über Söder kann man doch immer Witze machen, oder?

    Ich finde, Witze hin oder her, vor allem wichtig, ihn weiter dauerhauft kritisch zu begleiten. Sonst kommt er mit seiner Lausbubenmasche irgendwann noch durch, weil aus dem Blick verloren wurde, was das für ein durchtriebener Machtmensch ist. Hinsichtlich Intelligenz und Skrupellosigkeit unterscheidet sich Söder nur marginal von Leuten wie Krah – er ist eben nur in einer etablierten Partei.

    Unterschreibe ich so.

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    #12307131  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    herr-rossiIch würde aber beide nicht als „links“ oder gar „woke“ einordnen, das sind Vertreter einer ausgewogenen politischen Mitte,

    Um mal Sarah Bosetti zu zitieren *SCNR*: The Magic of Diskursverschiebung.

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    Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away.  Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
    #12307133  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,245

    herr-rossi
    Ich halte diesen beliebten Vergleich mit der Kulturrevolution weiterhin für völlig überzogen und letztlich am Thema vorbei, denn es framet „Cancel Culture“ als spezifisch links, und das ist schlicht und einfach ein rechter Mythos, der davon ablenkt, dass man sich dort genau der gleichen Mechanismen bedient und dass es solche Konfliktverläufe auch abseits des rechts-links-Schemas gibt. Es ist ein Phänomen der Social Media-Ära und wird dadurch befeuert, dass Interaktion das wichtigste Gut für die entsprechenden Plattformen ist, und nichts triggert Interaktion so sehr wie kollektive Aufregung und Empörung. Das sieht man ja sogar in unserem beschaulichen Forum in einem schwarzen Loch am äußersten Ende der virtuellen Milchstraße …

    Über rechte Mechanismen wollte ich mich gar nicht auslassen, die funktionieren für mich anders, schneller, wesentlich vernichtender und simpler, weil man sich da auf rechte Opfergruppen eingeschossen hat – manchmal buchstäblich. Und vor allem: gesteuert über Einzelne, nicht über dieses langsam Anwachsene, der „aware“ werdenden Follower.
    Wie ich geschrieben hatte: das erinnert mich an die Kulturrevolution, vor allem wegen der Unnachgiebigkeit und der Unfähigkeit Schwarz-Weiß zu sehen – da ist es doch egal, dass die Rechten das so oder so ähnlich machen. Wo ich dir recht gebe: Social Media, vor allem Twitter, haben dieses Freund-Feind-, Schwarz-Weiß-Denken, dieses ganging up und die völlige Unfähigkeit zum Abwägen befördert. Moralische Rigorisität gab’s immer auf der Linken, aber früher war sie nicht so allumfassend. Das digitale Ich ist leichter zu erfassen.

    Apropos: Greta Thunberg ist also nun umstandslos zur Antisemitin erklärt worden, aber wenn beispielsweise J. K. Rowling als „transphob“ bezeichnet wird, dann ist das irrationale woke Cancel Culture, die die Meinungsfreiheit und die Freiheit als solche bedroht und zudem die bürgerliche Existenz einer hilflosen Milliardärin mit millionenfacher Followerschaft zu vernichten sucht … Dabei sind die Muster, mit denen die Einordnung in beiden Fällen begründet bzw. von den Protagonistinnen bestritten werden, auffallend ähnlich.

    Ich zumindest hätte Thunberg (von der ich nicht wirklich viel halte) nicht als Antisemitin tituliert, sondern als jemand, der bei antisemitischen Demos mitgelaufen und entsprechende Slogans verbreitet hat. Bei JK Rowling finde ich es nochmal komplizierter. Und ich hatte es schon mal gesagt: die Ausrede „die hat Geld, die kann das ab“, finde ich absolut daneben.

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    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #12307137  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,323

    thesidewinder Also die Bosetti mag ich ja. Die anderen aus der Aufzählung kenne ich nicht mal. Und über Söder kann man doch immer Witze machen, oder?

    Darum geht es nicht. Söder kann von mir aus permanent kritisiert werden, ich brauche das aber auf der Ebene nicht. Das ist jedes Mal auf dem Niveau von „FDPler haben viel Geld und fahren SUVs“. Danke, nein.

    irrlicht Ok, die Frage hatte ich auch. Die genannten kenne ich alle nicht, bis auf Jonas Ems (dem meine Tochter folgt, vor allem wegen des Vegan- und Tierrechte-Contents, sie ist insgesamt an politischen Themen bislang eher wenig interessiert). Und ja, FUNK hat eine schlechte Entwicklung genommen, nach Highlights wie „Mr. Wissen2Go“ und „MaiLab“ kam da nicht mehr viel, und sie beziehen zurecht immer wieder Prügel von unabhängigen Kommentar-Kanälen für ihren sehr leichtgewichtigen Journalismus.

    Jonas Ems hat auch ein paar ganz nette Videos gemacht (gerade zu Veganismus mit Robert Marc Lehmann, den ich sehr schätze), aber inhaltlich ist mir ist das oft dennoch zu flach. Warum ich Leute wie Sashka oder Alicia sehr viel lieber mag, selbst wenn mich nicht alle Themen interessieren, liegt schon daran, dass sie fähig sind, auch die eigene Peer zu kritisieren und den eigenen Bias kritisch zu hinterfragen.

    Und bei einigen Funk-Formaten ist halt der journalistische Anspruch auf Schulhofumfrage 7 Klasse Niveau: „Du fühlst Dich wie ein Drache oder ein Fuchs? Oh, das ist soo cool! Und Du hattest heute den ganzen Tag nen Analplug drin? Wow, totaaaal amazing! Erzähl, wie fühlt sich das an?“.

    Parabelritter und Alicia Joe finde ich richtig gut und enorm wichtig, denn sie erreichen mit differenzierten und gut recherchierten Kommentaren ein (junges) Publikum, das traditionelle Medien kaum oder gar nicht wahrnimmt. Die haben auch beide ordentliche Uni-Nachweise (Lehramt bzw. Kommunikationswissenschaft).:)

    Alex macht mir einen Tacken zu viel, aber fundierter als der Rest ist es meistens dennoch. Guter Typ. Alicia und Biased Skeptic sind ja relativ close, die führen mittlerweile auch gemeinsam Talks durch. Auf ihrem Zweitkanal „Genug Internet für heute“ interviewt sie ganz aktuell übrigens Kleinparteien zur Europawahl, sehr guter und hilfreicher Ansatz.

    P.S. Die Frogs mag ich auch, auch, wenn mir das oft tatsächlich zu anstrengend ist. Das ist zuweilen schon ein Fiebertraum an Schnitten und Effekten.

    --

    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #12307145  | PERMALINK

    mahoney

    Registriert seit: 29.08.2012

    Beiträge: 706

    irrlicht
    Und bei einigen Funk-Formaten ist halt der journalistische Anspruch auf Schulhofumfrage 7 Klasse Niveau: „Du fühlst Dich wie ein Drache oder ein Fuchs? Oh, das ist soo cool! Und Du hattest heute den ganzen Tag nen Analplug drin? Wow, totaaaal amazing! Erzähl, wie fühlt sich das an?“.

    Mir würde da als einziges postiv Beispiel nur Simplicissimus einfallen, wobei die mittlerweile auch nicht mehr bei Funk sind.

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    #12307149  | PERMALINK

    irrlicht
    Nihil

    Registriert seit: 08.07.2007

    Beiträge: 31,323

    mahoney Mir würde da als einziges postiv Beispiel nur Simplicissimus einfallen, wobei die mittlerweile auch nicht mehr bei Funk sind.

    Es gibt super Funk-Kanäle, nicht, dass das falsch rüberkommt, daher hatte ich die großen Negativbeispiele unten genannt.

    Simplicissismus ist sehr gut, „Die da oben“ machen zeitgemäßen Content, STRG-F haben oft sehr starke Reportagen und klar, Mirko (MrWissen2Go) sowieso.

    Und ich liebe ja „Sonne, Tod und Sterne“ – quasi Mailab für Leute, die auf Physik/Astronomie stehen. :-)

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    Hold on Magnolia to that great highway moon
    #12307159  | PERMALINK

    mahoney

    Registriert seit: 29.08.2012

    Beiträge: 706

    irrlicht

    mahoney Mir würde da als einziges postiv Beispiel nur Simplicissimus einfallen, wobei die mittlerweile auch nicht mehr bei Funk sind.

    Es gibt super Funk-Kanäle, nicht, dass das falsch rüberkommt, daher hatte ich die großen Negativbeispiele unten genannt.
    Simplicissismus ist sehr gut, „Die da oben“ machen zeitgemäßen Content, STRG-F haben oft sehr starke Reportagen und klar, Mirko (MrWissen2Go) sowieso.
    Und ich liebe ja „Sonne, Tod und Sterne“ – quasi Mailab für Leute, die auf Physik/Astronomie stehen.

    MrWissen2Go sagt mir sogar etwas, der ist wirklich voll in Ordnung.
    STRG-F kenne ich hauptsächlich durch die massive Kritik, an ihre anscheinend sehr mangelahfte Recherchearbeit, da hab es ja vor Kurzem einen mittelgroßen Skandal.
    Der Rest ist mir nicht bekannt, aber glaube ich gerne. Simplicissismus wurden mir halt irgendwann mal in den youtube Algorithmus gespült, daher konnte ich die benennen.

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    #12307165  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,141

    herr-rossi Ich halte diesen beliebten Vergleich mit der Kulturrevolution weiterhin für völlig überzogen

    Klar, die Kulturrevolution war natürlich schlimmer.

    und letztlich am Thema vorbei,

    Das finde ich nicht.

    denn es framet „Cancel Culture“ als spezifisch links, und das ist schlicht und einfach ein rechter Mythos, der davon ablenkt, dass man sich dort genau der gleichen Mechanismen bedient und dass es solche Konfliktverläufe auch abseits des rechts-links-Schemas gibt.

    Dass es linke Cancel Culture gibt, ist aber kein Mythos, sondern eine Tatsache. Was mich daran empört: Die Linke (die doch eigentlich für Universalismus und freien Diskurs stehen sollte) bedient sich teilweise haargenau derselben identitätspolitischen Mundtotmachungsstrategien wie die extreme Rechte (von der ich sowieso niemals irgendwas Gutes erwarten würde). Eine Linke, wie ich sie mir wünsche, sollte in der Lage sein, die Nachtseiten ihrer eigenen Geschichte zu reflektieren und daraus zu lernen. Und wo sie das nicht schafft, sondern in ungute Muster der Vergangenheit zurückfällt, hat sie Kritik verdient. Dabei ist mir völlig wurscht, ob die Rechten auch schlimm sind (sind sie natürlich!) oder sogar noch schlimmer (sind sie).

    Es ist ein Phänomen der Social Media-Ära und wird dadurch befeuert, dass Interaktion das wichtigste Gut für die entsprechenden Plattformen ist, und nichts triggert Interaktion so sehr wie kollektive Aufregung und Empörung.

    Das ist natürlich richtig, aber auch eine Binse und zur Erklärung explizit politisch motivierter Cancel Culture nicht ausreichend. Denn links wie rechts kommt da zum socialmedialen Empörungsklima noch etwas weiteres dazu – allerdings nicht dasselbe, glaube ich.

    Meinem Eindruck nach speist sich linke Cancel Culture oft aus einem fundamentalistischen Drang, moralische Normen zu überdrehen. Rassismus beginnt dann im Extremfall bereits bei der falschen Smalltalkfrage („wo kommst du her?“) oder falschen Frisur (Dreadlocks zu weißer Haut), jedenfalls dem „falschen Bewusstsein“.

    Rechte Cancel Culture hingegen hat, sofern ich das richtig sehe, meist einen rein taktischen oder strategischen Drive: den ÖRR vorführen (Oma-Umweltsau-Lied) zum Beispiel, Gegner in die Ecke drängen usw. Und dabei nutzen rechte Akteure sehr gekonnt und systematisch, oft geradezu perfide die leichte Erregbarkeit der digitalen Öffentlichkeit.

    zuletzt geändert von bullschuetz

    --

    #12307173  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    Nur als Einwurf (Hervorhebung von mir):

    bullschuetz
    Was mich daran empört: Die Linke (die doch eigentlich für Universalismus und freien Diskurs stehen sollte) bedient sich teilweise haargenau derselben identitätspolitischen Mundtotmachungsstrategien wie die extreme Rechte

    Man sollte[1] „Der Linken“ bei solchen Vergleichen schon ebenfalls ein Adjektiv gönnen. Es ist ja nicht der linksgrüne Mainstream, der scheinbar ständig nur darauf wartet, den nächsten Shitstorm zu starten. Diese implizite Gleichsetzung von „Mitte/Links“ mit „extrem rechts“ im öffentlichen Diskurs ist ja kein Zufall, sondern auch eine der rechten Strategien. Habeck und Weidel unterscheiden sich schließlich nicht nur durch das Vorzeichen.

    [1] Das bezieht sich nicht explizit auf Dich, es fiel mir hier nur gerade auf.

    --

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    #12307201  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,245

    nicht_vom_forumNur als Einwurf (Hervorhebung von mir):

    bullschuetz
    Was mich daran empört: Die Linke (die doch eigentlich für Universalismus und freien Diskurs stehen sollte) bedient sich teilweise haargenau derselben identitätspolitischen Mundtotmachungsstrategien wie die extreme Rechte

    Man sollte[1] „Der Linken“ bei solchen Vergleichen schon ebenfalls ein Adjektiv gönnen. Es ist ja nicht der linksgrüne Mainstream, der scheinbar ständig nur darauf wartet, den nächsten Shitstorm zu starten. Diese implizite Gleichsetzung von „Mitte/Links“ mit „extrem rechts“ im öffentlichen Diskurs ist ja kein Zufall, sondern auch eine der rechten Strategien. Habeck und Weidel unterscheiden sich schließlich nicht nur durch das Vorzeichen.
    [1] Das bezieht sich nicht explizit auf Dich, es fiel mir hier nur gerade auf.

    Na, das ist doch aber logisch. Es sind ja auch nicht kreuzbrave CDU-Anhänger, die Sawsan Chebli „du F**ze“ in die Timeline drücken oder Morddrohungen verschicken. Klar sind das Ränder. Wobei sich gewisse schlechte Angewohnheiten bis weit in die Mitte ziehen. Sonst würde es ja (erfolgreiche) Shitstorms mangels Masse gar nicht geben (wobei die Masse nun eh nicht so gewichtig ist, siehe Nutzerzahlen von Twitter).

    --

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    #12307209  | PERMALINK

    nicht_vom_forum

    Registriert seit: 18.01.2009

    Beiträge: 6,039

    latho

    nicht_vom_forum
    Man sollte[1] „Der Linken“ bei solchen Vergleichen schon ebenfalls ein Adjektiv gönnen. Es ist ja nicht der linksgrüne Mainstream, der scheinbar ständig nur darauf wartet, den nächsten Shitstorm zu starten. Diese implizite Gleichsetzung von „Mitte/Links“ mit „extrem rechts“ im öffentlichen Diskurs ist ja kein Zufall, sondern auch eine der rechten Strategien. Habeck und Weidel unterscheiden sich schließlich nicht nur durch das Vorzeichen.

    Na, das ist doch aber logisch. Es sind ja auch nicht kreuzbrave CDU-Anhänger, die Sawsan Chebli „du F**ze“ in die Timeline drücken oder Morddrohungen verschicken. Klar sind das Ränder..

    Ich befürchte halt, dass das immer weniger Leuten klar ist. Nicht nur, aber auch, wegen solchen schiefen Gleichsetzungen. Gerade, weil es in der Realität auch gerne anders herum ist: So wie Amthor, Linneman und Co., im CDU-Mainstream, formuliert man „links“ schon eher am Rand. Wann haben Berufspolitiker links von der CDU das letzte Mal Wörter wie „Wahnsinn“, „katastrophal“, „unfähig“ usw. für den politischen Gegner verwendet?

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