Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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herr-rossi
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latho
Die Diskussionen um „Cancel Culture“ v.a. in den USA erinnern mich stark an Verhaltensweisen in der chinesischen Kulturrevolution: ohne Kontext, ohne Anhaltspunkte oder größere Ahnung wird ein „Feind“ ausgemacht, dann mithilfe von Mob und Verbündeten (zB in Medien und Verlagen) an den Pranger gestellt. Entschuldigungen, oftmals völlig die Selbstachtung ignorierend, müssen abgegeben werden, natürlich ohne Ergebnis, „erschossen“ wird man sowieso. Ist glücklicherweise nur online und betrifft weniger das Leben als eher den Lebensunterhalt, aber irgendwie erkennt man das Muster.

Ich halte diesen beliebten Vergleich mit der Kulturrevolution weiterhin für völlig überzogen und letztlich am Thema vorbei, denn es framet „Cancel Culture“ als spezifisch links, und das ist schlicht und einfach ein rechter Mythos, der davon ablenkt, dass man sich dort genau der gleichen Mechanismen bedient und dass es solche Konfliktverläufe auch abseits des rechts-links-Schemas gibt. Es ist ein Phänomen der Social Media-Ära und wird dadurch befeuert, dass Interaktion das wichtigste Gut für die entsprechenden Plattformen ist, und nichts triggert Interaktion so sehr wie kollektive Aufregung und Empörung. Das sieht man ja sogar in unserem beschaulichen Forum in einem schwarzen Loch am äußersten Ende der virtuellen Milchstraße …

Apropos: Greta Thunberg ist also nun umstandslos zur Antisemitin erklärt worden, aber wenn beispielsweise J. K. Rowling als „transphob“ bezeichnet wird, dann ist das irrationale woke Cancel Culture, die die Meinungsfreiheit und die Freiheit als solche bedroht und zudem die bürgerliche Existenz einer hilflosen Milliardärin mit millionenfacher Followerschaft zu vernichten sucht … Dabei sind die Muster, mit denen die Einordnung in beiden Fällen begründet bzw. von den Protagonistinnen bestritten werden, auffallend ähnlich.

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