Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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  • #11203985  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    bullitt

    herr-rossi
    …Worüber in Deutschland geborene und aufgewachsene Menschen mit „Migrationsvordergrund“ (wie das ein Comedian mal genannt hat) tatsächlich klagen, ist, dass dann aber häufig penetrant weitergefragt wird, woher sie denn eigentlich kämen, und die Frager sich eben nicht mit der einfachen Antwort zufrieden geben. Wenn Betroffene diese Erfahrung machen, kann man das auch nicht einfach als „Konstrukt“ abtun.

    go1
    …Weder die Autoren der Anstalt noch die anderen User dieses Forums wollen die Frage nach der Herkunft „tabuisieren“. Der Sketch bezweckt, Leuten, die das Konzept der „Mikroaggression“ nicht kennen, vor Augen zu führen, was damit gemeint ist und wie sich so etwas anfühlt. Das ist nichts weiter als eine unterhaltsame Anregung zur Selbstreflexion …

    Nett, dass ihr mir den Sachverhalt nochmal erklärt, aber er ist mir durchaus bewusst, deshalb verhalte ich mich ja wie eingangs beschrieben.

    Ja, schön – und wieso unterstellst Du dann, hier würde jemand Tabus errichten wollen? Mir wäre es auch lieber, wenn man sachlich diskutieren könnte, ohne ständig etwas richtigstellen zu müssen. Ich finde das anstrengend. (Ich kann auch nichts dafür, was andere Leute auf Twitter anstellen.)

    bullittMeine Selbstreflexion ging eben einen Schritt weiter, weil ich festgestellt habe, dass das Narrativ vom „auf den Schlips getretenen Ausländer“ so nicht aufgeht oder sich zumindest keinesfalls verallgemeinern lässt.

    Wie kommst Du jetzt darauf? Bisher haben wir von Inländern gesprochen (die von Erfahrungen berichten, dass sie wegen ihres Aussehens etc. als fremd, anders, nicht dazugehörig betrachtet werden).

    bullittUm im Bild zu bleiben: Ist es es nicht auch eine rassistische Mikroaggression, wenn ich einen Nichtweißen explizit nicht nach seiner Herkunft frage, einen Herkunftsdeutschen oder jemanden mit europäischen oder angloamerikanischen Wurzeln aber schon?

    Wer hat verlangt, dass Du Leute ungleich behandeln sollst? Der Punkt ist nur, dass man sich um Unvoreingenommenheit ein bisschen bemühen muss, weil sie nicht selbstverständlich ist (jeder hat irgendwelche Vorurteile, niemand ist perfekt). Es gibt in diesem Land Leute, die empfindlich reagieren, wenn sie das Gefühl bekommen, dass ihr Gegenüber sie nach „Afrika“ einsortiert, nur weil sie eine dunkle Haut haben (beispielsweise). Darauf kann man doch Rücksicht nehmen – wieso muss man darum so ein Gewese machen? Wenn man sich in Hamburg trifft, kann man mit der Frage anfangen, ob das Gegenüber aus Hamburg kommt, und abwarten, was der andere erzählt.

    bullittWie gesagt, ich selektiere unbewusst in „Opfer“ und „Nichtopfer“ und halte das für ziemlich bedenklich und solche Darstellungen wie der Sketsch haben in der Vergangenheit genau diese Denkweise gefördert.

    Wie Du das da reinliest, ist mir völlig unverständlich. In dem Sketch geht es um Vorurteile und Stereotype und das nervende, verletzende oder herabsetzende Verhalten, das daraus folgt – eben den „gewöhnlichen Alltags-Rassismus“, den man sich mal bewusst gemacht haben sollte, weil man ihn dann besser vermeiden kann (und die Betroffenen besser versteht).

    bullittAber da drehen wir uns jetzt im Kreis. Einigen wir uns auf lathos Einwurf: Es kommt auf den Kontext an.

    Jo. Ich dachte ja, das verstehe sich von selbst, aber anscheinend ist das nicht so. Peace?

    (Und sorry, das ist alles immer noch off-topic.)

    --

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    #11204015  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,238

    @go1 Ja, ist strenggenommen offtopic. Aber vielleicht auch kein Zufall, dass eine CA-Debatte schnell beim Thema Mikroaggression und bei Jim Knopf landet. Viele Leute empfinden das, glaube ich, als auf diffuse Weise irgendwie zusammengehörend.

    Das mag auch daran liegen, dass AfD-Heinis das alles gerne genüsslich zusammen in einen Topf rühren und die Suppe dann „Die Meinungsfreiheit ist bedroht“ nennen. Das ist mir derartig unsympathisch, dass ich am liebsten aus Trotz alles super finden möchte, was die anprangern.

    Aber mein Unbehagen geht davon trotzdem nicht ganz weg.

    zuletzt geändert von bullschuetz

    --

    #11204035  | PERMALINK

    tezuka
    The artist formerly known as BB

    Registriert seit: 14.12.2016

    Beiträge: 1,879

    redbeansandriceund Blues Brothers ist ein Film, der damals vor 40 Jahren sicherlich fuer das Gegenteil von Rassismus stand (aehnlich wie Jim Knopf)… dass man ihn heute aus guten Gruenden ganz anders machen wuerde, ja, klar, keine Frage…

    Für mich ist das auf jeden Fall eine Frage, wieso hätte man den Film heute nicht genauso machen können? Was ist an der „kulturellen Aneignung“ da falsch? Hat bei mir übrigens eine ganz persönliche Bedeutung warum mir diese Frage so wichtig ist, warum ich bei vielem was hier geschrieben wird nur sauer bin, hab jetzt nicht die Nerven das zu erläutern, mach ich sicher die Tage mal…

    --

    #11204093  | PERMALINK

    go1
    Gang of One

    Registriert seit: 03.11.2004

    Beiträge: 5,644

    bullschuetz@ go1 Ja, ist strenggenommen offtopic. Aber vielleicht auch kein Zufall, dass eine CA-Debatte schnell beim Thema Mikroaggression und bei Jim Knopf landet. Viele Leute empfinden das, glaube ich, als auf diffuse Weise irgendwie zusammengehörend.
    Das mag auch daran liegen, dass AfD-Heinis das alles gerne genüsslich zusammen in einen Topf rühren und die Suppe dann „Die Meinungsfreiheit ist bedroht“ nennen. Das ist mir derartig unsympathisch, dass ich am liebsten aus Trotz alles super finden möchte, was die anprangern.
    Aber mein Unbehagen geht davon trotzdem nicht ganz weg.

    Klar. Der verstorbene Michael Brooks hat in dem Zusammenhang davon gesprochen, dass man es mit einer Menge „confused moralism“ zu tun kriege. Es scheint eine Menge (meist jüngere) Leute zu geben, die eine Berufung zum Sittenwächter in sich entdecken – heute verteilt über das ganze politische Spektrum, nicht nur auf der Rechten (Stichworte: „cancel culture“, „public shaming“, „calling out“ etc.) – Leute, die sich anscheinend mehr für individuelles (Fehl-)Verhalten interessieren als für gesellschaftliche Strukturen. Die Dummheiten, die in der linken Hälfte dieses Sumpfes wachsen, sind ein gefundenes Fressen für die Kreaturen in der rechten Hälfte, die damit immer neuen Stoff erhalten, um ihre Geschichten vom Untergang des Abendlandes fortzuspinnen. Ich habe auch die These gehört, dass die sozialen Medien, vor allem Twitter, ein besonders günstiges Mikroklima für solche Sumpfblüten schaffen – aber da kenne ich mich nicht gut aus. Gerade in letzter Zeit scheint das vermehrt diskutiert zu werden, weil es einfach vielen Leuten auf die Nerven geht.

    Meinst Du, dass es hier im Forum (im politischen Salon) einen eigenen Thread dafür geben sollte? Mit „kultureller Aneignung“ hat das ja nur manchmal was zu tun.

    --

    To Hell with Poverty
    #11204149  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 14,067

    tezuka

    redbeansandriceund Blues Brothers ist ein Film, der damals vor 40 Jahren sicherlich fuer das Gegenteil von Rassismus stand (aehnlich wie Jim Knopf)… dass man ihn heute aus guten Gruenden ganz anders machen wuerde, ja, klar, keine Frage…

    Für mich ist das auf jeden Fall eine Frage, wieso hätte man den Film heute nicht genauso machen können? Was ist an der „kulturellen Aneignung“ da falsch? Hat bei mir übrigens eine ganz persönliche Bedeutung warum mir diese Frage so wichtig ist, warum ich bei vielem was hier geschrieben wird nur sauer bin, hab jetzt nicht die Nerven das zu erläutern, mach ich sicher die Tage mal…

    meinst du nicht, dass einer der beiden Blues Brothers schwarz waere, wenn man den Film heute machen wuerde? Und dass das voellig ok waere, also, nichts von dem was damals super dran war, waere ein Stueck weniger super… klar, wir sind mit dem Film gross geworden, er ist Teil von dem, was wir sind… aber das heisst ja nicht, das man nicht heute manches anders sieht… zwei Sachen, an denen ich viel verstanden hab: 1) brauner Zucker heisst hier in den Niederlanden immer noch Bastardzucker (bastaardsuiker) … und hier stoert das fast keinen… aber irgendwann in den naechsten paar Jahren wird irgendwer zu Recht drauf hinweisen, dass das evtl, naja, microaggression ist, und dann wird das Gejammer gross sein, und natuerlich hat das keiner boese gemeint, und natuerlich werden da verschiedene Zuckerarten gemischt… aber man wird sich doch auf einen anderen Namen einigen und es wird am Ende keinem wehtun… 2) von der „anderen Seite“ kommen diese ganzen Vorwuerfe von CA bis microaggression auch gerne in geballter Ladung, es sind nicht nur die Rechten, die das vermischen. In einer amerikanischen Episode, die mich die letzten Tage beschaefftigt hat, hat eine Studenten schon vor dem ersten Tag des Studiums einen Termin mit Vorgesetzten ihres Dozenten ausgemacht, weil kein einziges Buch auf dem Lehrplan exklusiv von schwarzen Autoren geschrieben wurde (auch wenn immerhin drei der sechs Buecher „non-white“ perspectives beleuchten, aber da ist halt auch latinx dazwischen etc etc und das ist nicht schwarz)… und da kam in einem der sauren tweets auch direkt „wahrscheinlich fand der Typ auch The Green Book voellig in Ordnung“… was ein Film mit einem schwarzen Helden (Don Shirley) ist, der fuer manche durch das White Savior Motive (Don Shirleys Chauffeur) scheinbar komplett verdorben wird… und bei White Savior Motive sind die Blues Brothers an vorderster Front dabei…

    --

    .
    #11204155  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    go1
    Jo. Ich dachte ja, das verstehe sich von selbst, aber anscheinend ist das nicht so. Peace? (Und sorry, das ist alles immer noch off-topic.)

    Yep, peace & back to topic… :good:

    zuletzt geändert von bullitt

    --

    #11204223  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,238

    @go1 Ja, vielleicht bräuchte man da einen eigenen Thread, aber fürs Erste begnüge ich mich damit, mir ontopic-Disziplin aufzuerlegen, und deshalb:

    @ Blues Brothers

    Ein interessanter Fall, um CA zu diskutieren.

    Einerseits: Ja, vermutlich würde man den Film heute etwas anders machen. Die beiden Weißen sind die Hauptfiguren, rings umher sind ziemlich viele schwarze Buddies gruppiert, die auch in nicht direkt klischeefreie Rollen gecastet sind, vom Soulfoodkoch über den breit lächelnden Entertainer bis natürlich zum Gospelpreacher. Zwei Halbgeschwister, gleiche Mutter, verschiedene Väter, einer weiß, einer schwarz, Jaqueline und Elwood Blues: Das wäre natürlich 2020er-Diversity-Goldstandard.

    Aber ehrlich: Das ist doch eigentlich eher schnuppe. Denn andererseits (und dieses „andererseits“ jetzt bitte dick unterstrichen denken) ist BB ja nicht nur eine wahnsinnige Liebeserklärung an Soulmusik im besonderen und schwarze Kultur im Allgemeinen, sondern präsentiert auch ganz offensiv die Leute, von denen diese Musik WIRKLICH stammt. Und das ist CA-maessig ein riesiges Verdienst.

    Ganz abgesehen davon, dass zum Beispiel James Brown in seiner Autobio selber davon schwaermt, wie sehr dieser Film geholfen habe, seine Ende der 70er-Jahre ziemlich lahmende Karriere wieder zu kickstarten (noch mehr gepusht habe ihn dann aber der Auftritt in Rocky 4 …).

    Unterm Strich ist BB also vielleicht hier und da ein bisschen dated, aber in vieler Hinsicht doch vor allem absolut vorbildlich.

    Ich habe später öfters von Leuten gehört, dass dieser Film ihnen den echten Stoff nahegebracht habe: Danach haetten sie angefangen, tiefer in Soul einzusteigen. BB legt da eine derart breite Spur aus, die so dringend einlädt, ihr zu folgen. Und das nicht nur in den offensichtlichen Szenen, wo Aretha oder Ray Charles höchstpersönlich die Showbühne entern, sondern auch in liebevollen Beilaeufigkeiten, wenn die beiden zum Beispiel im Auto nicht nur Soothe Me von Sam and Dave hören, sondern die Kamera in Großaufnahme auch die Musikassette mit dem Aufdruck „Sam and Dave“ zeigt.

    Mich selber musste Anfang der 80er zwar niemand mehr zu Sam and Dave oder Aretha bekehren, für die war ich bereits entflammt – aber mir hat der Film damals Steve Cropper und Duck Dunn bekanntgemacht, also mein Auge für die Schoepfer in der zweiten Reihe geschult. Auch deren Leistungen hat der Film sich ja nicht einfach unter den Nagel gerissen, sondern die beiden alten Stax-Musiker selber im Zuge der Generationengerechtigkeit angemessen gewürdigt und zur Schau gestellt.

    Insofern: Im CA-Prozess gegen die Blues Brothers plädiere ich auf Freispruch.

    --

    #11204277  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    bullschuetz@go1 […]
    @ Blues Brothers
    Ein interessanter Fall, um CA zu diskutieren.
    Einerseits: Ja, vermutlich würde man den Film heute etwas anders machen.
    […]

    Man würde heute einiges anders machen, aber vermutlich nicht besser. Das Problem bei vielen der „Progressives“ ist ja die absolute Geschichtsvergessenheit. Gestriges wird mit den Augen von heute beurteilt (der Teil ist ja nicht ungewöhnlich), aber der Vergangenheit auch zum Vorwurf gemacht. Da habe ich es natürlich einfach mich als supermoralischer Twitteruser mit ’ner verdienten 6 in Geschichte mich über alles zu erheben, „mir egal, die hatten damals alle Sklaven“. Man kann Leute hervorheben, beispielsweise Olympe des Gouges mit ihrem Protofeminismus, man kann aber ihren Zeitgenossen nicht fehlenden Feminismus vorwerfen, wenn der allgemein üblich war. Man kann der damaligen Gesellschaft fehlende Beachtung von Frauenrechten vorwerfen, aber nicht die Bevölkerung, jeden Einzelnen, in Bausch und Bogen verdammen, weil sie damals keine absoluten Minderheiten-Rechte vertreten haben.
    Als er herauskam, war Blues Brothers (im Rahmen der Entstehungsgeschichte aus einem SNL-Sketch und den Bedingungen von Hollywood) ein durchaus linkes, liberales Projekt, da kann ich mich gut erinnern (allein die Rekordhöhe an zerschossenen Polizei-Autos sagt einiges) – mit dem berechtigten Anliegen, schwarze Musik (nach Jahren der „weißen“ Rock-Musik) in Erinnerung zu rufen. Er entstand in den 80ern, er muss aus der Perspektive der 80ern bewertet werden (so wie römische Politiker schlecht verdammt werden können, weil sie Sklaven hielten, wenn es die ganze Welt um sie herum tat). Sich einzelne heute nicht mehr „passende“ Details oder Aufreger (Maßstab bei Twitter ist ja oft nur noch die eigene offendedness) herauszupicken und Twitter- oder Blogwellen mit der eigenen Beschränktheit gegenüber Zeitläufen oder aus moralischer Auftrumpferei zu verursachen, das kann man und da scheint sich das Forum hier einig, gut als „Auswuchs“ bezeichnen (das ist auf jeden Fall nicht so gemeint, als hättest du das irgendwo gemacht, ich stimme dir in deinen Posts voll zu).

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11204281  | PERMALINK

    tezuka
    The artist formerly known as BB

    Registriert seit: 14.12.2016

    Beiträge: 1,879

    Okay, euren Ausführungen zu den Blues-Brothers kann ich folgen…Teile dann aber auch Lathos Meinung das heutiges anders machen nicht unbedingt eine Verbesserung wäre…

    Meine Befürchtung war halt dass es generell ein Problem sein könnte dass ein weisser Regisseur sich eines schwarzen Themas annimmt, und bei sowas bin ich dann raus…

    --

    #11204333  | PERMALINK

    cleetus

    Registriert seit: 29.06.2006

    Beiträge: 17,572

    tezukaOkay, euren Ausführungen zu den Blues-Brothers kann ich folgen…Teile dann aber auch Lathos Meinung das heutiges anders machen nicht unbedingt eine Verbesserung wäre… Meine Befürchtung war halt dass es generell ein Problem sein könnte dass ein weisser Regisseur sich eines schwarzen Themas annimmt, und bei sowas bin ich dann raus…

    Deshalb hat (FÜR MICH!) auch Deutschrap abseits von Texten über Party, Liebe und die Schienen der Geschichte keine Daseinsberechtigung.

    --

    Don't be fooled by the rocks that I got - I'm still, I'm still Jenny from the block
    #11204439  | PERMALINK

    reino

    Registriert seit: 20.06.2008

    Beiträge: 5,700

    Und für mich haben Beiträge, die irgendwas die Daseinsberechtigung absprechen, keine Daseinsberechtigung!

    zuletzt geändert von reino

    --

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    #11204497  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,711

    Und Beiträge, die sich an einem Wörtchen aufhängen, haben auch keine Darseinsberechtigung.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #11205047  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,238

    latho Geschichtsvergessenheit. Gestriges wird mit den Augen von heute beurteilt (der Teil ist ja nicht ungewöhnlich), aber der Vergangenheit auch zum Vorwurf gemacht.

    Das ist, glaube ich, ein wichtiger Punkt.

    Ich hege die (vielleicht naive) Hoffnung, dass man in der heutigen Zeit quer stehend wirkende Worte oder Passagen aus älteren Texten (z. B. Jim Knopf oder Kleist Hochzeit in Santo Domino) nicht tilgen muss, um Irritationspotentiale zu entsorgen, sondern dass man genau diese Irritationspotentiale zulassen und produktiv nutzen kann, um bei der Lektüre (zum Beispiel in der Schule) im Idealfall nebenbei das Geschichtsbewusstsein zu schaerfen.

    Im Übrigen muss ich, glaube ich, unbedingt mal wieder Die Blues-Brothers anschauen.

    --

    #11205149  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,224

    bullschuetz
    Ich hege die (vielleicht naive) Hoffnung, dass man in der heutigen Zeit quer stehend wirkende Worte oder Passagen aus älteren Texten (z. B. Jim Knopf oder Kleist Hochzeit in Santo Domino) nicht tilgen muss, um Irritationspotentiale zu entsorgen, sondern dass man genau diese Irritationspotentiale zulassen und produktiv nutzen kann, um bei der Lektüre (zum Beispiel in der Schule) im Idealfall nebenbei das Geschichtsbewusstsein zu schaerfen.

    Ich bin Historiker, selbstverständlich meine ich auch, dass Heranwachsende und Erwachsene in der Lage sein müssen, historische Texte als solche zu lesen und zu beurteilen. Aber Lektüre fürs Vorschulalter ist eine andere Kategorie.

    Es geht konkret um die Verwendung von Jim Knopf als Vorleselektüre für den Kindergarten. In der Schule kann man mit Fußnoten oder Erläuterungen arbeiten, da kann man bei der Lektüre die „fourth wall“ durchbrechen und über den Text sprechen. Aber probier das mal mit 5-jährigen … Ich sehe es auch so, dass Jim Knopf weiterhin beste Vorleselektüre ist (habe beide Bände auch selber gerne vorgelesen) und auf unangestrengte Weise lehrreich. Und ich finde Deine Lesart der „Stelle“ auch nachvollziehbar, aber wie gesagt: es geht hier um die Rezipientengruppe Kindergartenkinder. Wenn auf der ersten Seite eines Vorlesebuchs für den Kindergarten das Wort „ficken“ stünde, dann wäre das Hallo aber groß. Dabei ist das ein ehrenwertes altes deutsches Wort!

    Michael Ende hat selbst in den Text eingegriffen, als er „China“ nachträglich in „Mandala“ umtaufte. Hat er da auch mangelndes Geschichtsbewusstsein bewiesen?

    Ich finde es auch eine pragmatische und vertretbare Lösung, dass man aus dem „Negerkönig“ bei Astrid Lindgren einen „Südseekönig“ gemacht hat.

    --

    #11205209  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
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    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,224

    bullschuetz
    Insofern: Im CA-Prozess gegen die Blues Brothers plädiere ich auf Freispruch.

    Ja, klarer Fall. Jake und Elwood sind auch so spezifische Charaktere, dass sie nicht einfach durch andere zu ersetzen wären. Zwei weiße Nerds, die sich schwarzer Musik verschrieben und einen im Wortsinne schwarzen Trademark-Look zugelegt haben, aber durch ihre Lakonie und Griesgrämigkeit jederzeit der Gefahr entgehen, sich als „white saviours“ zu inszenieren. Retten wollen sie ja auch nur die „Pinguintanten“. Der eine Satz „Ich kann Nazis nicht ausstehen“ ist schon das Maximum an politischer Aussage, soweit ich das in Erinnerung habe.

    --

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