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Hat alles nichts mehr mit cultural appropriation zu tun…
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Lektüre-Tipp: Caroline Fourest, Generation beleidigt. Es geht darin nicht nur, aber auch um Cultural Appropration. Fourest kritisiert die linksidentitären Konzepte aus einer freiheitlich-linken Perspektive. Sicher kein Text, dem man in allem zustimmen müsste (aber Texte, denen man in allem zustimmen muss, sind ja sowieso langweilig), aber sehr bedenkenswert. Mehr dazu bei Gelegenheit.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Das Buch greift auch den Schutz/Black-Fall auf. Zur Erinnerung:
Die weiße Künstlerin Dana Schutz verarbeitete ein Foto des ermordeten Schwarzen Emmett Till zu einem antirassistisch gemeinten Kunstwerk. Das Foto war möglich geworden, weil Tills Mutter gesagt hatte: Der Sarg solle offen bleiben, damit die Welt sehen könne, was Rassisten ihrem Sohn angetan hatten. Dana Schutz hat letztlich den Wunsch einer schwarzen Mutter Jahrzehnte nach dem Ereignis aktualisiert, indem sie noch einmal an das rassistische Verbrechen erinnerte.
Die schwarze Aktivistin Hannah Black und andere erklärten daraufhin: Das Schutz-Gemälde „muss weg“. Denn das Foto des toten Till diene „schwarzen Menschen als Inspiration und Warnung“, Weiße „müssen akzeptieren“, dass sie das „niemals verstehen“ können.
Ergebnis: Das Bild wurde nicht in der geplanten Form bei der Biennale des Whitney-Museums präsentiert.
Fourest nennt mehrere ähnliche Fälle und folgert: Das Gemälde von Schutz ist ein antirassistischer Akt der „politischen Intelligenz“, Blacks Intervention hingegen „rassistische Zensur“.
Ich finde, da hat sie tendenziell recht.
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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Interessantes Interview im Spiegel mit dem schwarzen Linguistik-Professor John McWhorter über linke Identitätspolitik: McWhorter arbeitet – ähnlich wie Fourest von einem recht dezidiert linken Standort aus – ziemlich nachvollziehbar die quasireligiösen, teilweise sektenhaft-fundamentalistischen Tendenzen der „woken“ Bewegung heraus.
Der Interviewer befragt McWhorter auch nach einem aktuellen CA-Fall: Darf eine weiße Autorin das Gedicht der schwarzen Amanda Gorman (die von der Biden-Amtseinsetzung) übersetzen?
McWhorter: „Hinter der Idee, nur ein schwarzer Autor könne eine schwarze Dichterin übersetzen“, stecke ein ähnliches Denken wie der Deutschtums-Nationalismus von Heinrich von Treitschke im 19. Jahrhundert.
McWhorter spricht einmal gar von „magischem Denken“. So weit mag ich nicht gehen, aber der Streit um die Gedichtübersetzung ist auch aus meiner Sicht zumindest ein weiteres recht verstörendes Beispiel für CA-Dogmatismus.
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Tribalism at work.
Zu dem Thema habe ich diesen Artikel gerne gelesen (nicht ganz leicht lesbar aber well worth it): Adoph Reed
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.Schön, dann gibt es ja offensichtlich nichts mehr zu diskutieren …
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AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
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lathoTribalism at work. Zu dem Thema habe ich diesen Artikel gerne gelesen (nicht ganz leicht lesbar aber well worth it): Adoph Reed
Danke, interessant! Die Debatte um die Identitätspolitik (bei der CA ein Teilaspekt ist) ist ja nun sogar in der SPD angekommen, und die Reaktionen, die Thierse geerntet hat, machen mir aufgrund ihres oft hyperventilatorischen Tons nicht viel Hoffnung. Interessanterweise hat sich Sahra Wagenknecht ja noch viel deutlicher ausgedrückt als Thierse.
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Thierse hat sich aber teilweise wirklich nicht gut ausgedrückt. Beispielsweise ist „Blackfacing“ nunmal eine nicht zu verteidigende rassistische Praxis. Die bessere Aussage Thierses wäre an der Stelle doch gewesen, dass ein weißer Schauspieler in einem deutschen Kontext kein[1] Blackfacing betrieben hat, sondern schlicht schwarz schminkt war, wenn er im letzten Jahrhundert Othello gespielt hat. Ähnliches gilt für seine Aussagen zu Identity Politics. Linke und rechte Identity Politics scheinbar gleichzustellen, ist nunmal problematisch, wenn das Opfer in einem Fall einen Buchvertrag und im andern Fall das Leben verliert.
That being said, war die Twitter-Reaktion in mehrfacher Hinsicht Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Nicht nur (aber auch), weil hier wieder jemand mit einer richtigen Haltung und ungeschickten Formulierungen angegriffen wurde, während der Teil des politischen Spektrums, der tatsächlich aufgrund der Haltung ein Problem darstellt, nicht nur ungeschoren davon kam, sondern sogar noch mit Munition beliefert wurde. Also mal wieder die bekannte linke Selbstzerfleischung.
[1] oder zumindest nicht in jedem Fall
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Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. Dick
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
nicht_vom_forumThierse hat sich aber teilweise wirklich nicht gut ausgedrückt.
Da gebe ich dir recht.
Beispielsweise ist „Blackfacing“ nunmal eine nicht zu verteidigende rassistische Praxis.
Ja, aber am Blackfacing zeigt sich auch, wie heikel es wird, wenn man auf Differenzierung verzichtet. In den USA ist das wegen der Minstrel-Show-Tradition zurecht in Verruf, ganz zu schweigen von den schwarz geschminkten Vergewaltigern im filmischen Meisterwerk/rassistischen Machwerk „Birth of a Nation“. In Deutschland hingegen ist Blackfacing traditionell, abgesehen vom Karneval, verbreitet vor allem bei den Sternsingern und drückt da das genaue Gegenteil von Rassismus aus.
Die bessere Aussage Thierses wäre an der Stelle doch gewesen, dass ein weißer Schauspieler in einem deutschen Kontext kein Blackfacing betrieben hat, sondern schlicht schwarz schminkt war, wenn er im letzten Jahrhundert Othello gespielt hat.
Zustimmung.
Ähnliches gilt für seine Aussagen zu Identity Politics. Linke und rechte Identity Politics scheinbar gleichzustellen, ist nunmal problematisch, wenn das Opfer in einem Fall einen Buchvertrag und im andern Fall das Leben verliert.
Absolut!
That being said, war die Twitter-Reaktion in mehrfacher Hinsicht Teil des Problems und nicht Teil der Lösung. Nicht nur (aber auch), weil hier wieder jemand mit einer richtigen Haltung und ungeschickten Formulierungen angegriffen wurdem während der Teil des politischen Spektrums, der tatsächlich aufgrund der Haltung ein Problem darstellt, nicht nur ungeschoren davon kam, sondern sogar noch mit Munition beliefert wurde.
Dieses Dilemma empfinde auch ich.
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nicht_vom_forum[…]
Linke und rechte Identity Politics scheinbar gleichzustellen, ist nunmal problematisch, wenn das Opfer in einem Fall einen Buchvertrag und im andern Fall das Leben verliert.
[…]Jein. Natürlich sind die „Ergebnisse“ unterschiedlich, aber die Prinzipien sind ähnlich. Es machte ja durchaus Sinn, zB in den 70ern rechten und linken Terrrorismus zu vergleichen, nicht von den Opfern her, nicht von dem Maßstab, aber zB von Methoden etc.
Deswegen schrieb ich oben „Tribalismus“, in ihrem abgeschotteten Denken bei gleichzeitiger Einforderung universalistischer Prinzipien, die man aber den jeweils anderen Gruppen versagt, sehe ich da schon Gemeinsamkeiten. Aber klar, nicht vom Mass der Mobilisierung, nicht vom Maß der Gewalt.--
If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.latho
nicht_vom_forum[…]
Linke und rechte Identity Politics scheinbar gleichzustellen, ist nunmal problematisch, wenn das Opfer in einem Fall einen Buchvertrag und im andern Fall das Leben verliert.
[…]Jein. Natürlich sind die „Ergebnisse“ unterschiedlich, aber die Prinzipien sind ähnlich. Es machte ja durchaus Sinn, zB in den 70ern rechten und linken Terrrorismus zu vergleichen, nicht von den Opfern her, nicht von dem Maßstab, aber zB von Methoden etc.
Deswegen schrieb ich oben „Tribalismus“, in ihrem abgeschotteten Denken bei gleichzeitiger Einforderung universalistischer Prinzipien, die man aber den jeweils anderen Gruppen versagt, sehe ich da schon Gemeinsamkeiten. Aber klar, nicht vom Mass der Mobilisierung, nicht vom Maß der Gewalt.Natürlich gibt es hinsichtlich der Methoden Gemeinsamkeiten zwischen allen Ideologien mit Hang zum Totalitären. Das macht aber weder eine Hufeisentheorie noch eine Gleichstellung von Ku-Klux-Klan und Cancel Culture automatisch zutreffend. Und so ähnlich hatte es Thierse eben formuliert:
Heckmann: Wen haben Sie da im Blick, Herr Thierse?
Thierse: Ganz unterschiedliche Gruppen. Auf der einen Seite, auf der rechten Seite gibt es diejenigen, die das Nationale als die zentrale Kategorie nennen und damit Vorstellungen von Homogenität, also von Ausschließung betreiben – die Deutschen, Ausländer weg, Menschen, die andere Ansichten, andere Einstellungen haben, andere kulturelle, sexuelle Orientierungen und so weiter. Die werden befedet.
Auf der anderen Seite: Menschen werden vom Diskurs ausgeschlossen an den Universitäten oder in den Medien, die unliebsame Ansichten haben, die einem nicht passen, die man ablehnt, und deswegen will man sie ausschließen. Das sind die Beobachtungen, die mich beunruhigen.
https://www.deutschlandfunk.de/wolfgang-thierse-spd-ueber-identitaetspolitik-ziemlich.694.de.html?dram:article_id=493111Das kann man m. E. schon mit Recht kritisieren. Die unterschiedlichen Folgen für die jeweiligen Opfer sind ja kein Detail. Ganz davon abgesehen, dass momentan nur eine der beiden Gruppen über Sympathisantenstrukturen bei Polizei und Bundeswehr verfügt.
zuletzt geändert von nicht_vom_forum--
Reality is that which, when you stop believing in it, doesn't go away. Reality denied comes back to haunt. Philip K. DickGestern in ttt, passend zum Thema:
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/sendung/von-sprachpolizei-zur-gedankenpolizei-100.html
Bullschuetz hatte Caroline Fourest ja schon zitiert. Leider finde ich den Beitrag (noch) nicht in der Mediathek.--
The highway is for gamblers, better use yurr sense Contre la guerreMit diesem Thema beschäftigt sich jetzt zufällig (?) auch noch die ZEIT.
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"All I can do is be me, whoever that is." Bob DylanpunchlineMit diesem Thema beschäftigt sich jetzt zufällig (?) auch noch die ZEIT.
https://www.zeit.de/kultur/2021-03/kulturelle-aneignung-kunst-musik-rassismus-ausbeutung-kolonialismus-geschichteIst (mittlerweile?) hinter der Paywall.
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If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.latho
punchlineMit diesem Thema beschäftigt sich jetzt zufällig (?) auch noch die ZEIT. https://www.zeit.de/kultur/2021-03/kulturelle-aneignung-kunst-musik-rassismus-ausbeutung-kolonialismus-geschichte
Ist (mittlerweile?) hinter der Paywall.
Hier nicht, kann alles komplett lesen.
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