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AutorBeiträge
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vorgartenebenso probleme machte mir beim wiederhören MY SONG. das lag aber vor allem an garbarek. ich mag ihn auf 60er-jahre-aufnahmen (bei karin krog) sehr, da hat er einen großen, ziemlich dunklen ton – aber zu ECM-zeiten kriegt er diesen trademark-sound, quetschig, durchdringend, aber immer im tonalen bereich… und auch hier bei jarrett: arpeggien, wohin man hört…
Ich mag die flüssige Melodik des europäischen Quartetts und finde Garbarek und Jarrett eine exzellente Kombination. Dass Garbarek „zu ECM-Zeiten“ diesen „Trademark-Sound“ bekommt, ist eine etwas unklare Aussage. Sein Ton verändert sich in der ECM-Zeit deutlich: Noch zu Beginn flirtet er mit freieren Formen (Witchi-Tai-To), bevor sich sehr ruhigem atmosphärischen Jazz zuwendet (Dis etc.), den ich nicht sonderlich mag. Auf den Jarrett-Alben klingt Garbarek wesentlich lebendiger.
kennt eigentlich jemand SPHERES, die orgelplatte? die allmusic-rezension besteht aus einem satz: „1988 reissue of 1976 date that’s among his worst.“
Ja, das ist eines von Jarretts misslungenen Experimenten, es sei denn man ist eine Art Orgelfetischist. Finde ich grundsätzlich unhörbar, jedenfalls auf 2 vollen LPs. Siehe auch Book Of Ways. Ich stimme daher gypsys Eltern voll zu.
gypsy tail windGestern hab ich noch „Treasure Island“, „Death and the Flower“ und „Backhand“ wiedergehört, letztere beiden kommen jetzt nochmal dran. Von „Treasure Island“ war ich eher enttäuscht. Überhaupt: das ist so eine tolle Band, aber diese Impulse-Sessions… keine wird ihr wirklich gerecht.
Das stimmt, insgesamt sind die Impulse-Sessions leicht enttäuschend. Irgendwie wächst das alles nie so wirklich richtig zusammen, vielleicht weil die persönlichen Interessen zu unterschiedlich waren – und Jarrett ist sicher auch ein schwieriger Charakter.
gypsy tail windDa schliess ich mich an… irgendwo hab ich die CD zwar immer noch.
Mnemosyne ist deutlich besser, beide haben mit Jazz aber nur wenig zu tun. Beide sind den meisten Jarrett-Experimenten deutlich überlegen. Garbarek ist grundsätzlich erfolgreicher in der Integration „jazzfremder“ Musikstile, siehe auch „Visible World“ oder „Ragas und Sagas“. Aber das gilt auch nicht immer.
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Werbungvorgartendas debüt war AFRIC PEPPERBIRD, oder? die kenne ich gar nicht.
Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt, denn ich meinte Jarretts ECM-Debüt „Facing You“. Von Garbarek schätze ich eigentlich nur noch „Esoteric Circle“.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...nail75Ich mag die flüssige Melodik des europäischen Quartetts und finde Garbarek und Jarrett eine exzellente Kombination. Dass Garbarek „zu ECM-Zeiten“ diesen „Trademark-Sound“ bekommt, ist eine etwas unklare Aussage. Sein Ton verändert sich in der ECM-Zeit deutlich: Noch zu Beginn flirtet er mit freieren Formen (Witchi-Tai-To), bevor sich sehr ruhigem atmosphärischen Jazz zuwendet (Dis etc.), den ich nicht sonderlich mag. Auf den Jarrett-Alben klingt Garbarek wesentlich lebendiger.
atomDa habe ich mich missverständlich ausgedrückt, denn ich meinte Jarretts ECM-Debüt „Facing You“. Von Garbarek schätze ich eigentlich nur noch „Esoteric Circle“.
Ich nähere mich Garbarek langsam wieder an. Das erste, was mich vollends überzeugt hat, ist „Witchi-Tai-To“, für mich ein wunderbares Album!
„Tryptikon“ gefällt mir ebenfalls.Vorhin hab ich zum ersten mal „Belonging“ angehört – auch das gefällt mir auf Anhieb sehr. Aber wie bei „Facing You“ brauche ich da noch einige Durchgänge.
nail75Ja, das ist eines von Jarretts misslungenen Experimenten, es sei denn man ist eine Art Orgelfetischist. Finde ich grundsätzlich unhörbar, jedenfalls auf 2 vollen LPs. Siehe auch Book Of Ways. Ich stimme daher gypsys Eltern voll zu.
Die erste Seite hab ich demnächst ohne bleibende Schäden überstanden
Was ich davon halten soll? Keine Ahnung. Bezüge zu Messiaen et.al. kann ich nicht erkennen weil ich mich da überhaupt nicht auskenne (Bezüge zu Fats Waller oder Jimmy Smith kann ich auch nicht erkennen, da würd ich mich schön eher auskennen )nail75Das stimmt, insgesamt sind die Impulse-Sessions leicht enttäuschend. Irgendwie wächst das alles nie so wirklich richtig zusammen, vielleicht weil die persönlichen Interessen zu unterschiedlich waren – und Jarrett ist sicher auch ein schwieriger Charakter.
Besonders schade ist dabei, dass die Brillanz, die da möglich gewesen wäre, immer mal wieder aufblitz, es gibt immer wieder Augenblicke und hie und da auch ein ganzes Stück, das hervorragend ist. Zudem ist es ganz unabhängig vom Erfolg der Musik eine Freude, soviel Dewey Redman hören zu können (bei ihm war irgendie wie ganze Karriere so: es gab immer wieder Momente… aber richtig ausgereift und vollumfänglich gelungen blieb leider weniges).
nail75Mnemosyne ist deutlich besser, beide haben mit Jazz aber nur wenig zu tun. Beide sind den meisten Jarrett-Experimenten deutlich überlegen. Garbarek ist grundsätzlich erfolgreicher in der Integration „jazzfremder“ Musikstile, siehe auch „Visible World“ oder „Ragas und Sagas“. Aber das gilt auch nicht immer.
„Mnemosyne“ hab ich damals noch gehört, als es neu erschienen ist – kann mich aber nur noch erinnern, dass ich wenig damit anfangen konnte (und das war, als die Faszination von „Officium“ noch nicht gänzlich abgeklungen war).
Dass das mit Jazz nichts zu tun hat, ist klar… ich höre selten aber mit Genuss polyphone Musik von Dufay, Ockeghem u.a…. Garbareks Gesäusel (das nach meinem Empfinden spätestens seit den 90ern kaum noch zu ertragen ist, Ausnahmen… na ja, die erste Katché-CD ist ganz ok, auch „Universal Syncopations“, aber mehr als ***1/2 kriegen beide auf keinen Fall) brauche ich dazu nicht!
„Visible World“ steht übrigens auch im CD-Gestell meiner Eltern und „Songs for Everyone“ mit der unerträglichen drum machine – ein Verbrechen, das! – steht in ihrem Plattenschrank… mit beiden konnte ich nichts anfangen. „Making Music“ nimmt mich aber moderat Wunder, aber das eilt nicht und gehört sowieso alles rüber in den ECM-Thread.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbakenny werner hat seine 10 lieblingsstücke von jarrett ausgewählt:
http://jazztimes.com/articles/28162-artist-s-choice-kenny-werner-on-keith-jarrett
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vorgartenkenny werner hat seine 10 lieblingsstücke von jarrett ausgewählt:
http://jazztimes.com/articles/28162-artist-s-choice-kenny-werner-on-keith-jarrett
Interessant, danke. Aber „Lieblingsstücke“… das ganze klingt sehr technisch-beschreibend und für mich recht leidenschaftslos. Ich weiss allerdings nicht, wie Werner sich sonst über Musik äussert, seine letzten Jahre waren jedenfalls wohl nicht sehr einfach, vielleicht schützt er sich auch durch dieses leicht detachierte, will nicht zuviel preisgeben? Jedenfalls klingt es eher danach, als sei Jarrett für ihn rein technisch interessant gewesen („…it sent my colleagues and I on a new path…“, „All most of us can do is practice and aspire to it.“) als dass er echte Leidenschaft für Jarretts Musik empfindet.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy tail windAber „Lieblingsstücke“… das ganze klingt sehr technisch-beschreibend und für mich recht leidenschaftslos. Ich weiss allerdings nicht, wie Werner sich sonst über Musik äussert, seine letzten Jahre waren jedenfalls wohl nicht sehr einfach, vielleicht schützt er sich auch durch dieses leicht detachierte, will nicht zuviel preisgeben? Jedenfalls klingt es eher danach, als sei Jarrett für ihn rein technisch interessant gewesen („…it sent my colleagues and I on a new path…“, „All most of us can do is practice and aspire to it.“) als dass er echte Leidenschaft für Jarretts Musik empfindet.
ich mochte das gerade, dass da mal so eine kollegiale bewunderung zum ausdruck kommt und nicht die ewigen spekulationen über den menschen jarrett. die auswahl finde ich sehr originell – habe gerade das solo über SECRET LOVE bei den jazz messengers nochmal gehört, das hat es wirklich in sich.
ist jedenfalls für mich eine spannende frage: wen außer esbjörn svensson und konsorten jarrett eigentlich als pianist beeinflusst hat.ganz grundsätzlich hätte ich diese artist’s-choice-nummer auch lieber von jemandem wie crispell gelesen als von werner…
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Die Auswahl ist wohl auch biographisch – eben aus den Jahren, als Werner noch auf der Suche nach Einflüssen war… das leuchtet schon ein. Ein arrivierter Pianist sagt ja selten nach 25jähriger Karriere, dieses oder jenes Stück, das letztes Jahr erschienen ist, hätte ihm neue Möglichkeiten aufgezeigt, wie man mit Harmonik umgehen könne. Ob die Auswahl innerhalb des Frühwerks so überraschend ist, weiss ich ehrlich gesagt nicht, dafür kenn ich die einzelnen Stücke zu schlecht… und eben: Mir scheint, man müsste eigentlich selber die ganzen technischen Finessen verstehen, um Werners Auswahl nachvollziehen zu können.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaIch war in den letzten Tagen immer wieder bei den Impulse und ECM-Aufnahmen des American Quartet von 1975/76.
Manches in den Impulse-Aufnahmen von 1975/76 im „Mysteries“ 4CD-Set ist sehr toll, von Grooves bis zu impressionistischen freien Impros. Anderes wirkt etwas zerfasert… der absolute Fokus auf die Melodie gelingt nicht immer erfolgreich, manchmal wäre der Musik vielleicht geholfen gewesen, wenn andere Elemente (Form, Rhythmus, Farben, was weiss ich – siehe unten die Zitate aus Neil Tessers Liner Notes zur „Mysteries“-Box) etwas dominanter gewesen wären. Dagegenhalten könnte man dann aber, dass das dann die Identität der Band verraten (oder zumindest stark verändert) hätte.
Gemäss Neil Tessers Liner Notes zu „Mysteries: The Impulse Years 1975-1976“ war Jarrett indes schon 1975 klar, dass die Band ihre Pflicht bald getan haben würde. Dennoch gehören die drei Sessions vom Dezember 1975 – auf den beiden Alben „Shades“ und „Mysteries“ veröffentlicht – mit zum besten, was die Gruppe zustande gebracht hat.
Die zweiten Sessions vom Herbst 1976 sind deutlich schwächer – es fehlt die lenkende Hand Jarretts, deren Bedeutung für die Band möglicherweise erst in ihrer Abwesenheit richtig eingeschätzt werden kann. Jarrett liess für diese allerletzten Aufnahmen – schon die langen Sessions von 1975 dienten dazu, die Impulse noch geschuldeten vier Alben abzutragen – die Sidemen Musik mitbringen, die sie spielen wollten. Er selber brachte nur gerade zwei Stücke mit. Motians Stücke haben etwas leichtes, verspieltes, lyrisches. Das Highlight in Sachen Lyrismus ist allerdings Hadens auf „Bop-Be“ erstmals zu hörendes Original „Silence“. Redmans Stücke sind erdiger, direkter. Insgesamt fehlt der rhapsodische Zugriff Jarretts, der Überschwang, mit dem er auf den Sessions von 1973/74 in die vollen griff. Dafür hören wir viel schöne und relaxte Jarrett-Soli, er wirkt fast wie ein Trio-Pianist hier, weniger mit dem Gesamtergebnis beschäftigt als damit, selber ein tolles Solo zu „blasen.“
Der Höhepunkt ist dann wohl das erste ECM-Album, „The Survivor’s Suite“, das im April 1976 in Ludwigsburg im Studio eingespielt wurde. Hier spielt die Band keine kürzeren und längeren Stücke mehr (die Stücke der Impulse-Alben dauerten von 3 bis 23 Minuten) sondern eine durchgehende, 48minütige Suite, die langsam mit einem Beat erinnert, der an Yusef Lateefs orientalisch angehauchte Experimente der 60er Jahre erinnert (Haden greift ein simples Riff in einer hohen Lage, das auch von einer arabischen Laute stammen könnte). Jarretts Sopran und Redmans Tenor spielen dann eine schlängelnde Linie (irgendwann sind auch Overdubs im Spiel, es ist zugleich zu den beiden Saxophonen noch eine Flötenstimme – gespielt auch von Jarrett – zu hören). Jarrett improvisiert über den offenen Groove mäandrierend am Sopran, dann wechselt er ans Piano (die Flöte taucht aber bald wieder auf) und Redman bläst am Tenor weiter leicht orientalisch angehauchte Linien, die sich in ein schönes Solo steigern. Der Beat wird unterdesse fortwährend dichter, treibender. Wie in den Jazz-Rock-Experimenten von Miles Davis wird teils mit minimalen Riffs gearbeitet, werden verschiedene Teile abgewechselt, variiert und wiederholt, und es zieht sich stets Motians grundlegender Groove durch (dessen Akzentuierung sich allerdings manchmal verschiebt, von den Toms zum Hi-Hat. Die Musik entwickelt sich organisch, auf lautere Passagen (ein tolles Tenorsolo von Redman) folgen ruhigere, Jarrett und Haden sind zu hören, hinter letzterem wechselt Jarrett an die Celeste – was so tief wie sie im Mix ist gar nicht weiter tragisch ist. Dann folgt ein Thema von Redman und anschliessend (ab etwa 22:22) ein wunderbares Piano-Solo mit langen, tiefen, evokativen Bass-Tönen, Jarrett in bester frei-assoziierender und durchaus auch schwelgerischer Manier – es folgt Haden mit einem ähnlich ruhigen und schönen Bass-Solo. Der zweite Teil beginnt bewegt mit Redmans wohl intensivstem Solo der Scheibe, der Beat löst sich auf, Redman wird teils nur noch von Motian begleitet, steigert sich auch in ein paar vokale Schreie. Dann übernimmt Motian, bevor Jarrett wieder einsteigt und sich über einem schnelleren Beat erneut fast, aber nicht ganz, in die Zone spielt. Redman unterstützt die Rhythmusgruppe mit Perkussion, die Flöte taucht auch wieder auf, zudem ein zweiter, gestrichener Bass – schwer zu sagen, was hier mit Overdubs später ergänzt wurde, aber letztlich ja auch nicht von Bedeutung. Der Groove zieht sich unter einem weiteren wunderbaren Tenorsolo von Redman durch. Er spielt mit solider Phrasierung und einem leicht verhangenen, wunderbaren Ton (ich würde vermutlich nickend beipflichten, wenn mir jemand hier Byas-Einflüsse einreden wollte – siehe unten). Haden folgt nochmal, Jarrett ist tief im Mix, die Perkussionsinstrumente viel weiter vorn. Haden ist in diesem schnelleren Tempo bewegter, aber die Hauptsache ist wie immer sein Feeling, sein warmer Ton, die Direktheit, mit der er seine Geschichte erzählt. Dann löst sich der Beat auf, es folgt Jarrett am Sopransax (über seine eigene Flöte), begleitet von sparsamem, rhythmisch freiem Spiel Hadens. Dann folgt eine freie Quartett-Passage, in der Redman mit kantigem Ton Melodien spielt, später gesellt sich Jarrett am wild überblasenen Sporansax dazu, der Rhythmus festigt sich langsam wieder, fällt wieder in einen losen Groove, gestützt von Jarretts starken Motiven.
Ein grossartiges Album, das man wohl Dutzende Male hören kann, und immer wieder Neues hört und entdeckt.Das oft (auch in diesem Thread) als Debakel beschriebene Konzert, das im Mai 1976 in Bregenz mitgeschnitten und auf ECM als „Eyes of the Heart“ herausgegeben wurde, fasziniert mich mit wiederholtem Hören immer mehr. Der von vorgarten immer wieder beschworene Moment des „Wartens auf Dewey“ im zweiten Teil, und die energetische Auflösung, als er endlich erscheint, ist in der Tat grossartig! Auch anderes, etwa Jarretts Sopransolo und dann die Übergabe an Redman in der Zugabe, sind sehr schön. Und wie Jarrett und die Rhythmusgruppe im Wartsaal in Teil 2 riffen, riffen, und weiterriffen, macht mir ebenfalls immer mehr Spass!
Das ganze mag ein Debakel (oder eher eine mittelprächtige Live-Aufnahme einer Band, die ihren Erwartung selten richtig gerecht wurde) sein, aber es macht dennoch Spass, gerade weil die Möglichkeit des Debakels bei dieser Musik eben dazugehört, stets mitgedacht werden muss.Zum Thema Melodie zitiert Neil Tesser Jarrett in seinen Liner Notes zur Box „Mysteries: The Impulse Years 1975-1976“ folgendermassen:
All four of these musicians heard and admired many aspects of each other’s art. But the primary element linking them during these years was their reliance on melody, above and beyond such other musical considerations as color, harmony, form, or rhythm. […]
But as Jarrett points out, „If you’re a player who believes that melody is it, and that everything comes from that — that you can just fold up the tents if you don’t have the melody — then it would make no sense to work with guys who don’t know that too. And if I see that a guy has successfully played in Ornette’s band, then I know he has to have a strong relationship to melody because, in Ornette’s band, that’s all they’ve got to deal with, really — melodic form.
„I think that any great melody writer, in any kind of music, would immediately recognize another great melody person, even in other kinds of music. And if they had the choice, they would pick someone they wouldn’t have to explain such things to.“ For these reasons, Jarrett chose Haden and Redman. As for Motian: „Of all the drummers I’ve ever worked with, not a single one was more sensitive to melody than Paul.“Diese Betrachtungsweise von Ornettes Musik scheint mir etwas gar eingeschränkt, selbst wenn man sie nur auf die frühen Quartett-Aufnahmen aus der Atlantic-Zeit bezieht. Auch da schon wurde mit Vamps und Grooves gearbeitet, der Swing, der Puls der Musik war zentral (mich dünkt viel zentraler – beweglicher, stärker, präsenter – als in Jarretts amerikanischem Quartett). Allerdings war (und ist) Melodie bei Coleman sicher ein absolut zentrales, vielleicht auch das zentrale Moment, insofern hat Jarrett nicht unrecht.
Tesser zitiert Jarrett auch über die „demokratische“ Organisationsform des american quartet:
The dichotomy between Jarrett’s American and Scandinavian quartets provides an important insight about the music heard here.
„One way in which it makes sense is that they were not so much two quartets but two vehicles for music I felt close to,“ Jarrett says now. „One band was better at some things, and the other was better at others, and I wrote differently for each band.“ In fact, Jarrett treated the Scandinavian quartet as something of a hierarchy, counting on his talented sidemen to follow where he led. But he approached his homegrown band differently, consciously recalling the classic ideals of the 18th century’s Great Social Experiment.
„The American band was the democracy: four sort of radical individualists who were willing to play together,“ he explains — hastening to add that this sort of philosophy may not define modern-day America at all. „They each thought their job was to do exactly what they wanted to, and in that context I was always aware of allowing as much freedom as possible for each person to do that. It was up to me to find a way for us to continue to play together, to use the strength of individual will that was there when everyone was playing well. I knew from the start that the tradeoff was going to be hard.
„I was writing for what the players did well,“ Jarrett continues, „and also for what they didn’t like to do very much.“ For example? „Charlie has never liked to play vamps,“ Jarrett offers, referring to open-ended sections of improvisation built on a recurring rhythmic-harmonic pattern. „He wanted to relate to the material in a very personal way all the time. He wasn’t somebody to get into a groove and just enjoy it simply because it was a groove.“ So for Jarrett, the challenge became a matter of choosing the right, relatively rare occasions on which to employ this technique.
But just as Haden disliked playing vamps, which by definition are harmonically limited, Dewey Redman had an aversion to playing on busy harmonic structures — tunes with a lot of chords. „Basically,“ Jarrett recalls, „he thought he was not as good at it as he really was. But I remember one night, at the Village Vanguard, it was the day that Don Byas died, and Dewey played a solo on a tune with chords. Usually he’d ignore the changes, but he got into the chords, and he became Byas that day, as sort of a tribute thing. The rest of us just stared at him and I said to myself, ‚Jesus Christ, he doesn’t realize some of the things he could really do.‘ He played the shit out of those chords.“ But for the most part, Jarrett knew not to expect from Redman the sort of bop-aesthetic harmonic analysis he could get from other saxophonists, and took this into account in his compositions for the quartet.--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaAls Neuling hier habe ich mich erst brav durch alle 12 Seiten Forumsbeiträge zu Keith Jarrett durchgelesen, bevor ich nun poste.
Von meiner musikalischen Sozialisiation her komme ich eher aus der Hard-Rock-Richtung der frühen 1970er Jahre; Jazz war allenfalls ein Randinteresse bei mir (höchstens mal Al Jarreau oder so…), bis mich vor ca. zwei Jahren das Jarrett-Fieber ergriff und seitdem nicht mehr losließ.
Zunächst waren es seine Solo-Konzerte, die ich nach und nach für mich entdeckte. Unter diesen Scheiben sind meine Favoriten das „Vienna Concert“, die „Sun Bear Concerts“, das „Paris Concert“ und „La Scala“. Zudem finde ich die Aufnahme von Vermont 1977 extrem spannend (gibt es leider nur als LaserDisc, auf VHS, wenn man glücklich fündig wird, bzw. auf YouTube). Und so unerträglich wie manche hier im Forum finde ich das „Köln Concert“ gar nicht. Warum muss (offenbar für Puristen) schlecht sein, was kommerziell erfolgreich ist?
Nach den Solo-Live-Alben und einigen seiner sonstigen Einspielungen habe ich mir nach und nach die Trio-Scheiben vorgenommen, von denen ich noch nicht alle habe. Insbesondere die „Entdeckung“ der „At the Blue Note“ möchte ich mir noch ein wenig aufsparen. Meine Favoriten unter jenen Aufnahmen sind „Changeless“ sowie als klassische Standards-Scheiben „The Out-Of-Towners“, „Bye bye Blackbird“ und die „Standards I/II“-DVD. Schließlich habe ich auch noch das European Quartet und das American Quartet zu erforschen begonnen.
Bei letzterem bin ich gespalten. Zu einigen Aufnahmen mit Redman, Haden und Motian finde ich keinen rechten Zugang („Fort Yawuh“, „Mysteries“, „Shades“), während ich den „The Impulse! Story“-Sampler und die Compilation „Silence“ (aus „Byablue“ und „Bop-Be“, ohne die orientalisch klingenden Titel) ziemlich spannend finde.
Dazu eine Frage an die Jarrett-Communitiy: Wann wurden die beiden Platten „Byablue“ und „Bop-Be“ eingespielt bzw. aufgenommen. Es war wohl eine Session und wohl auch die letzte des AQ. Ich habe in diversen Quellen insgesamt drei verschiedene Angaben gefunden, von Oktober 1976 über Februar 1977 bis hin zum September 1977 (im „Silence“-Booklet). Auch von verschiedenen Sessions war schon die Rede. Weiß jemand hierzu Genaueres?
Wenn ich den Foristen hier folge, dann fehlen mir wohl noch die interessantesten Platten des AQ („The Survivors‘ Suite“ und „Eyes of the Heart“). Ist doch wunderbar, noch etwas zu entdecken zu haben im Jarrett-Kosmos (obwohl ich mittlerweile auch schon bei 52 Veröffentlichungen stehe, die ich habe von KJ).
Demnächst kommt ja auch eine neue, alte Scheibe des European Quartet heraus, nach 33 Jahren im Wachkoma erwacht „Sleeper“.
Auch hierzu ne Frage: Wenn auf „Sleeper“ das Konzert des EQ vom 16.4.1979 dokumentiert ist, sind dann einige Titel, die auch schon auf „Personal Mountains“ erschienen sind (Konzerte vom 16./17.4.1979), zum zweiten Mal veröffentlicht? Ich denke an „Personal Mountains“, „Innocence“, „Oasis“ und „Prism“… Als bloße „Geldschneider“ kenne ich ECM eigentlich nicht…
So long…--
Ein herzlicher Willkommensgruss an Herrn Arcimboldo
Du solltest Dir das Bremen/Lausanne-Set holen (2CD oder – ich vermute – 3LP). Das finde ich die besten Solo-Aufnahmen Jarretts (kenne aber nicht ganz alle, di Sun Bear z.B. noch nicht). Auch das frühe „Facing You“ ist zumindest hörenswert.
Was Deine Frage zu den Impulse-Aufnahmen betrifft: 1994 bzw. 1997 erschienen zwei CD Boxen, die erste hiess „Mysteries – The Impulse Years 1975-1976“ und enthielt auf vier CDs die Alben „Shades“, „Mysteries“, „Byablue“ und „Bop-Be“, inklusive einiger unveröffentlichter Stücke. Die zweite Box hiess dann „The Impulse Years 1973-1974“ und enthält auf fünf CD die wie ich finde etwas bessere Musik (wenigstens als ganzes gesehen), nämlich die Alben „Fort Yawuh“, „Treasure Island“, „Death and the Flower“ und „Backhand“, wobei v.a. „Fort Yawuh“ stark erweitert wurde – nicht nur um diverse zusätzliche Stücke sondern auch um längere Versionen der veröffentlichten Stücke (die in gekürzter Version auf LP veröffentlicht wurden und vermutlich auf allenfalls greifbaren „Originals“-CDs von Universal heute wieder in der Form vorliegen).
Die Sessions:
24. Februar 1973 (Live, Village Vanguard, NYC) – Fort Yawuh
27. & 28. Februar 1974 (Generation Sound, NYC) – Treasure Island
9. & 10. Oktober 1974 (Generation Sound, NYC) – Death and the Flower & Backhand
10., 11. & 12. Dezember 1975 (Generation Sound, NYC) – Shades & Mysteries
14., 15. & 16. Oktober 1976 (Generation Sound, NYC) – Byablue & Bop-BeFalls Du genauere Details aus den Boxen haben willst (die Reihenfolge der Tracks an den verschiedenen Tagen), lass es mich wissen und ich tippe noch ein wenig weiter…
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaBenno von Archimboldi
Demnächst kommt ja auch eine neue, alte Scheibe des European Quartet heraus, nach 33 Jahren im Wachkoma erwacht „Sleeper“.
Auch hierzu ne Frage: Wenn auf „Sleeper“ das Konzert des EQ vom 16.4.1979 dokumentiert ist, sind dann einige Titel, die auch schon auf „Personal Mountains“ erschienen sind (Konzerte vom 16./17.4.1979), zum zweiten Mal veröffentlicht? Ich denke an „Personal Mountains“, „Innocence“, „Oasis“ und „Prism“… Als bloße „Geldschneider“ kenne ich ECM eigentlich nicht…
So long…Willkommen Benno.:-)
Danke für den Hinweis auf Sleeper, das war mir bislang vollkommen entgangen. Ich kann Deine Frage leider nicht beantworten, was die Sessions angeht, hat gypsy schon das Richtige gepostet.
Ansonsten kann ich viel von dem, was Du schreibst grundsätzlich nachvollziehen oder sehe es genauso. The Survivor’s Suite ist tatsächlich das stärkste Album des American Quartet. Ich würde Dir auch dringend zur Blue Note Box raten, das ist die beste Veröffentlichung des Standards Trio, obwohl Changeless auch ganz großartig ist.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Das mit „Sleeper“ wusste ich noch nicht. Allerdings gilt „Personal Mountains“ ja gemeinhin nicht als der beste Moment des europäischen Quartetts.
… Sleeper was recorded at Nakano Sun Plaza in Tokyo on 16 April 1979 by Jarrett with his fabled quartet of Jan Garbarek, tenor and soprano saxophones, flute, and percussion; Palle Danielsson double bass; and Jon Christensen drums and percussion. It’s the band that laid down Belonging in 1974, the wondrous My Song in 1977, and Personal Mountains and Nude Ants two years later in 1979.
Personal Mountains was recorded in Tokyo around the same time as Sleeper but over two days, on 16 April when the Sleeper tracks were recorded, and the next day, with Nude Ants then taped in New York at the Village Vanguard the following month. While it took a mere decade for Personal Mountains to be released Sleeper has had to wait considerably longer for its emergence. Spread over two CDs all the songs are by Jarrett …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaNude Ants ist auch nicht so super, keine Ahnung, was da live immer schieflief.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.nail75Nude Ants ist auch nicht so super, keine Ahnung, was da live immer schieflief.
Jarrett hat zu laut gestöhnt
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba@ gypsy tail wind: Vielen Dank für die Info zu den Sessions. Das steht im „Silence“-Booklet dann falsch drin, ebenso falsch auf Wikipedia und auf der eigentlich zuverlässigen Seite http://www.jazzdisco.org/keith-jarrett/discography/
Danke auch für den Hinweis auf „Bremen/Lausanne“ und „Facing You“. Beide Scheiben habe ich schon und gerade die „Bremen/Lausanne“ ist natürlich auch sehr klasse (auch wenn ein Track auf CD leider in einer Boogie-Passage ausgefadet wird – auf LP muss das anders sein, hab ich mal gelesen). Generell finde ich die Langstücke, die vor Jarretts Erkrankung entstanden sind, besser als die kürzeren Live-Stücke seit „Radiance“. Die „Sun Bear Concerts“ musst du dir echt mal zulegen: Und dann alle CDs in nen CD-Wechsler rein, nimm dir sechseinhalb Stunden Zeit… und genießen!!!
@ nail75: „Nude Ants“ hab ich noch nicht (weiß aber, dass die Scheibe recht roh klingen soll) und die „Personal Mountains“ find ich gar nicht so schlecht (besonders „Innocence“ und „Oasis“, während „Prism“ etwas behäbig daherkommt).
Wer mag, kann meine (inzwischen ca. 55) Amazon-Rezensionen zu Jarrett-CDs lesen (gleicher Nick). Kommentare immer willkommen!
Auf die „Blue Note“ freue ich mich schon, aber die möchte ich bewusst erst ganz am Ende der Trio-Sammlung angehen. Zuletzt habe ich mich mit „Whisper Not“ intensiver beschäftigt. „What is this thing called love“ und „Poinciana“ sind meine Favoriten darauf. Ich kann aber keinen Unterschied ausmachen zu der Zeit vor Jarretts Erkrankung. „Whisper Not“ ist ja die erste Live-Scheibe, die nach seiner Genesung aufgenommen wurde.--
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Schlagwörter: ECM, Gary Peacock, Jack DeJohnette, Jazz, Keith Jarrett
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