Re: Keith Jarrett

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gypsy-tail-wind
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nail75Ich mag die flüssige Melodik des europäischen Quartetts und finde Garbarek und Jarrett eine exzellente Kombination. Dass Garbarek „zu ECM-Zeiten“ diesen „Trademark-Sound“ bekommt, ist eine etwas unklare Aussage. Sein Ton verändert sich in der ECM-Zeit deutlich: Noch zu Beginn flirtet er mit freieren Formen (Witchi-Tai-To), bevor sich sehr ruhigem atmosphärischen Jazz zuwendet (Dis etc.), den ich nicht sonderlich mag. Auf den Jarrett-Alben klingt Garbarek wesentlich lebendiger.

atomDa habe ich mich missverständlich ausgedrückt, denn ich meinte Jarretts ECM-Debüt „Facing You“. Von Garbarek schätze ich eigentlich nur noch „Esoteric Circle“.

Ich nähere mich Garbarek langsam wieder an. Das erste, was mich vollends überzeugt hat, ist „Witchi-Tai-To“, für mich ein wunderbares Album!
„Tryptikon“ gefällt mir ebenfalls.

Vorhin hab ich zum ersten mal „Belonging“ angehört – auch das gefällt mir auf Anhieb sehr. Aber wie bei „Facing You“ brauche ich da noch einige Durchgänge.

nail75Ja, das ist eines von Jarretts misslungenen Experimenten, es sei denn man ist eine Art Orgelfetischist. Finde ich grundsätzlich unhörbar, jedenfalls auf 2 vollen LPs. Siehe auch Book Of Ways. Ich stimme daher gypsys Eltern voll zu. ;-)

Die erste Seite hab ich demnächst ohne bleibende Schäden überstanden :-)
Was ich davon halten soll? Keine Ahnung. Bezüge zu Messiaen et.al. kann ich nicht erkennen weil ich mich da überhaupt nicht auskenne (Bezüge zu Fats Waller oder Jimmy Smith kann ich auch nicht erkennen, da würd ich mich schön eher auskennen :-) )

nail75Das stimmt, insgesamt sind die Impulse-Sessions leicht enttäuschend. Irgendwie wächst das alles nie so wirklich richtig zusammen, vielleicht weil die persönlichen Interessen zu unterschiedlich waren – und Jarrett ist sicher auch ein schwieriger Charakter.

Besonders schade ist dabei, dass die Brillanz, die da möglich gewesen wäre, immer mal wieder aufblitz, es gibt immer wieder Augenblicke und hie und da auch ein ganzes Stück, das hervorragend ist. Zudem ist es ganz unabhängig vom Erfolg der Musik eine Freude, soviel Dewey Redman hören zu können (bei ihm war irgendie wie ganze Karriere so: es gab immer wieder Momente… aber richtig ausgereift und vollumfänglich gelungen blieb leider weniges).

nail75Mnemosyne ist deutlich besser, beide haben mit Jazz aber nur wenig zu tun. Beide sind den meisten Jarrett-Experimenten deutlich überlegen. Garbarek ist grundsätzlich erfolgreicher in der Integration „jazzfremder“ Musikstile, siehe auch „Visible World“ oder „Ragas und Sagas“. Aber das gilt auch nicht immer.

„Mnemosyne“ hab ich damals noch gehört, als es neu erschienen ist – kann mich aber nur noch erinnern, dass ich wenig damit anfangen konnte (und das war, als die Faszination von „Officium“ noch nicht gänzlich abgeklungen war).
Dass das mit Jazz nichts zu tun hat, ist klar… ich höre selten aber mit Genuss polyphone Musik von Dufay, Ockeghem u.a…. Garbareks Gesäusel (das nach meinem Empfinden spätestens seit den 90ern kaum noch zu ertragen ist, Ausnahmen… na ja, die erste Katché-CD ist ganz ok, auch „Universal Syncopations“, aber mehr als ***1/2 kriegen beide auf keinen Fall) brauche ich dazu nicht!
„Visible World“ steht übrigens auch im CD-Gestell meiner Eltern und „Songs for Everyone“ mit der unerträglichen drum machine – ein Verbrechen, das! – steht in ihrem Plattenschrank… mit beiden konnte ich nichts anfangen. „Making Music“ nimmt mich aber moderat Wunder, aber das eilt nicht und gehört sowieso alles rüber in den ECM-Thread.

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