Jazzland – kleine Schwester, oder großer Wurf?!

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  • #7781541  | PERMALINK

    katharsis

    Registriert seit: 05.11.2005

    Beiträge: 1,737

    @redbeans: James Clay ist nicht auf Jazzland erschienen, sondern nur auf Riverside.
    Das Stitt Album ist „Low Flame“, JLP 71. Kenne ich auch noch nicht.

    btw.: Ich habe oben noch „Breezin'“ eingefügt!

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    #7781543  | PERMALINK

    tejazz

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    Beiträge: 1,100

    Die Ausgabepolitik bei Jazzland habe ich auch nicht verstanden, aber aufgrund des guten Preises gegenüber den Riverside-Originalen kaufe ich sie gern. Mir geht es um die Musik, da nehme ich ja auch OJC oder Fresh Sound „in Kauf“.
    Der Fetischismus in Sachen Originale geht mir sowieso auf den Geist. Obwohl man hier in Deutschland damit ein gutes Geschäft machen kann. Ich habe so manches Original gegen eine schöne Japan-LP ersetzt und mit dem Erlös des Originales 4,5 andere LPs gekauft.
    Ähnliches gilt auch für NEW JAZZ von Prestige.
    Ich habe je ein japanisches Labelbuch von/über Prestige, Riverside, Blue Note (mindestens Bethlehem gibt es auch noch). Darin sind die 12‘-LPs mit Bildchen in s/w (Papier ist Zeitungspapier ähnlich, die Qualität ist also nicht so berauschend) mit Besetzung, Aufnahmedatum, Titelverzeichnis und Querverweis bei den Sublabels auf die Originalveröffentlichung bzw. bei Samplern auf die Original-LPs.
    Bei den kleineren Formaten und noch kleineren Sublabels fehlen dann meist die Bildchen. Insgesamt ist das Büchlein hilfreich, wenn bei späteren Ausgaben das Coverbild verändert wurde usw. Am Anfang sind noch ein paar Glanzpapierseiten mit bunten Bildchen für einige EPs, 10‘- und 12‘-LPs bzw. ausländischen- oder regulären Coverbildversionen. Wahrscheinlich wären die Druckkosten zu hoch für ein komplettes Buch mit Farbbildern gewesen.

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    #7781545  | PERMALINK

    redbeansandrice

    Registriert seit: 14.08.2009

    Beiträge: 13,894

    hab mich jetzt auch mal durch die Liste gearbeitet (reine Reissues rausgelassen, da ist natürlich auch tolles Zeug dabei, Joe Harriotts Free Form etwa, Werner/Rosengren ist ein „originales“ Jazzland Album; wie ist das eigentlich mit Southern Horizons von Harriott, ist das ein genuines Riverside Album? sieht jedenfalls super aus, klick, nie gehört…)
    Topfavoriten sind mit * hervorgehoben… das Stitt Album ist auf CD auf der gleichnamigen Twofer CD zu finden, gekoppelt mit dem ebenfalls exzellenten Prestige Album Shangrila, das (überhaupt nicht bombastische) Bombastica ist auf einer Dragon CD rausgekommen (also ausnahmsweise nicht bei Fantasy). Die Lockjaw/Griffin Alben sind eine große Lücke bei mir…

    JLP 2 Zoot Sims Quintet
    JLP 26 Lars Werner/Bernt Rosengren – Bombastica!
    *JLP 27 Rene Thomas – Guitar Groove
    JLP 29 The Resurgence Of Dexter Gordon
    JLP 36 Paul Gonsalves – Gettin‘ Together
    JLP 45 Don Sleet – All Members
    *JLP 56 Frank Strozier – Long Night
    *JLP 70 Frank Strozier – March Of The Siamese Children
    *JLP 71 Sonny Stitt – Low Flame
    JLP 93 Johnny Griffin – The Little Giant

    neugierig bin ich ja was diese vier betrifft… Einschätzungen anyone?

    JLP 23 Joe Alexander – Blue Jubilee
    JLP 28 Walter Benton – Out Of This World
    JLP 57 Chris Anderson – Inverted Image
    JLP 69 Clifford Jordan – Bearcat

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    #7781547  | PERMALINK

    katharsis

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    Beiträge: 1,737

    @tejazz: Deinen Hinweis auf den Originalpressungswahnsinn kann ich gut nachvollziehen. Ich persönlich ziehe jeder Nachpressung eine Originalpressung vor, sofern ich sie mir ohne größeren Spagat leisten kann. Mein Aha-Erlebnis hatte ich bei einer Art Blakey/Blue Note-LP. DG-Pressung. Die habe ich auf einem normalen Plattenspieler über eine handelsübliche Stereoanalage gehört und ich war einfach nur davon weggefegt, wie der Akustikbass zur Geltung kam! Man muss einfach sagen, dass diese alten Bretter soundtechnisch superb sind. Da können die dünnen OJC und viele Japan-Pressungen einfach nicht mithalten.
    In erster Linie geht es mir also um den Sound, da ich die Platten auch wirklich höre.
    Keinen Spaß verstehe ich bei Wucherpreisen für Erstpressungen und abfälliges Missachten von originalen Zweitpressungen, die nur ein, zwei Jahre später entstanden sind.
    Jazzland ist momentan noch einigermaßen günstig. Es gibt auch teurere (Sal Nistico, Paul Gonsalves, Frank Strozier etwa). Ich möchte aber wetten, dass diese im Preis immer mehr anziehen, wenn der Markt für Blue Notes, Prestiges usw. immer unbezahlbarer wird.

    @redbeans: Auch das eine schöne Liste mit vielen Überschneidungen meiner Lieblinge.
    „Southern Horizons“ ist meines Wissens ein genuines Jazzland-Release. Das Album ist schön, hält aber noch etwas mehr am HardBop-Idiom fest, als „Fre Form“. Ich werde vielleicht demnächst mehr dazu schreiben.

    Dann kann ich noch etwas zu Walter Benton beitragen. Ich habe die LP kurz bevor ich geflogen bin gekommen und immerhin einmal durchgehört. Angesichts der superben Begleitung hat sie mich etwas enttäuscht. Hubbard steht noch relativ am Anfang seiner Karriere und spielt recht „traditionell“, wie Benton auch. Die Rhythmusgruppe gibt guten Support, aber eher standard. Mich hat das Album eher enttäuscht, da ich mir von den Musikern viel erwartete, aber das war nach einem Durchlauf, ist also nicht sehr valide.

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    #7781549  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    „Southern Horizon“ scheint in der Tat ein genuines Jazzland/Riverside-Album zu sein, ja. Hat mich auch überrascht, aber bei Bruyninckx steht das jedenfalls so.

    Benton und Jordan müsste ich mal wieder hören, um mich über sie äussern zu können. Jordan hab ich aber als gut in Erinnerung, Benton hab ich mit einem fehlenden Stück auf dem Twofer mit Julian Priesters „Spiritsville“.

    Und ja zu Stitts „Low Flame“! Hab ich verpasst, das oben schon als Favorit zu nennen. Sims und Griffin sind ja eigentlich bei Riverside erschienen, die hab ich darum nicht berücksichtigt.

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    #7781551  | PERMALINK

    katharsis

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    Btw. Seht ihr eigentlich einen roten Faden hinter den re-releasten Alben? Waren das besonders gut verkaufte, oder eben nicht?

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    #7781553  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hm, keine Ahnung, aber denke eher letzteres – statt einer Nachpressung halt eher eine Neuauflage in der billigeren Reihe?

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    #7781555  | PERMALINK

    katharsis

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    Nachdem ich nun Jazzland JLP 1 habe, kann ich abtippen, was das auf dem Cover steht:

    „Jazzland’s new series of High Fidelity long play albums are designed to bring you examples of some of the finest of mid-century jazz, at prices within the reach of all.
    Such albums as those listed below, and others to be released on Jazzland, feature the work of many of the most talented and exciting of modern jazz musicians. You’ll hear such men as Kenny Dorham, Herbie Mann, Paul Chambers, Philly Joe Jones, Clark Terry – and many, many others -in outstanding performances recorded under the finest and most up-to-date high fidelity conditions. All Jazzland LPs are high quality pressings, attractively packaged.“

    Das solche LPs gut aufgenommen werden sollte ja klar sein. Aber der Fokus liegt auch hier eindeutig auf dem wohl günstigeren Preis (den ich immer noch anzweifle).

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    #7781557  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Hab mich jetzt grad noch ein wenig durch die Sessions der ersten paar Jazzland LPs gelesen… diese Zusammenstellungen aus verschiedenen Session und dann mit anderen Leadern neu aufgelegt (Dorham, Henry, Gee), das sind ja fast schon Lonehill Methoden ;-)

    Eine, die im CD-Zeitalter in der Jazzland-Form Bestand hatte, ist Trigger Alperts „Trigger Happy“, die’s bei Fantasy als OJCCD auch als Sims/Cohn/Scott „East Coast Sounds“ herausgekommen. Schönes Album übrigens, nichts grandioses, aber da ich Sims/Cohn eh mag und Scott auch… dazu Joe Wilder und Urbie Green und eine Rhythmusgruppe ohne Piano (Alpert am Bass und Ed Shaughnessy am Schlagzeug).

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    #7781559  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bin jetzt am Priester/Benton Twofer (von Bentons Album fehlt leider ein Stück, „Iris“). Gefällt mir spontan sehr gut, „Spiritsville“. Benton und Davis bilden eine gute Frontline – aber irgendwie wird Priester ein wenig begraben, dünkt mich – gerade im Vergleich zu „Keep Swingin'“. Das mag auch an der schwergewichtigeren Rhythmusgruppe liegen: McCoy Tyner, Sam Jones, Art Taylor – Elvin war zwar um 1960 schon „the heaviest“, aber er tänzelt eben, während Taylor eher hämmert – was in vielen Fällen zu Hardbop sehr gut passt, aber eben eher nicht zum lyrischen Priester. Tyner ist frisch, wie er in dieser Zeit halt so war… Sam Jones sehr erdig, aber viel weniger flexibel als Heath auf dem Debut-Album. Sein Bass ist oft in den unteren Lagen zu hören, mindestens so stark gefühlt wie gehört.
    Die ganze Band erinnert mich ein wenig an jene auf dem schönen Ronnie Mathews Album, das wir drüben im Hardbop-Thread schon ausgiebiger besprocchen haben (hier meine kleine Besprechung).
    Die Musik beginnt mit Charlie Parkers „Chi Chi“, einem Blues. Tyner spielt ein Intro, Davis übernimmt das erste Solo, die beiden anderen Bläser riffen zwischendurch mal einen Chorus lang… ein paar einfache „arrangers touches“. Es folgt Priester und sein weicher, geschmeidiger Ton, der eben doch nie nur auf Leichtigkeit aus ist, ist sofort wieder zu hören – und wie er Takte 9-12 seines zweiten Chorus gestaltet (ab ca. 1:52 – eine ähnliche Phrase taucht auch später im Solo wieder auf) ist wieder äusserst vokal (es gibt bei Basie eine Stelle in einem NT-Arrangement, wo die Posaunen gemeinsam „lachen“ – wunderbar! Schade, dass die Posaune nicht weiter verbreitet ist im modernen Jazz!). Benton folgt, solide, irgendwo zwischen Griffin und Golson mit einer starken Dosis Rollins und ein wenig Coltrane. Leider ein sehr kurzes Solo, aber das Album beginnt ja auch erst… Tyner spielt ein wunderbares Solo.
    Bluesig geht’s weiter mit Priesters einzigem Original „Blue Stride“, das im Thema die tiefe Bläser-Frontline ausnutzt – insgesamt aber ist das eine für Priester irgendwie enttäuschend konventionelle Hardbop-Nummer, auch wenn die Soli ganz hübsch sind – aber zwingend ist hier nichts (an meinen Hardbop-aversiven Tagen würd ich das wohl „Allerweltshardbop“ nennen).
    Es folgt die Ballade „It Might As Well Be Spring“ – eine sehr schöne Komposition von Rodgers/Hammerstein, aus der Priester sehr viel rausholt – schon seine unbegleitete Eröffnung ist wunderbar, eine kleine improvisierte Phrase, vor er zum Thema findet. Tyner spielt wunderbar hier, sparsam aber doch flüssig, nie plätschernd. Jones legt das Fundament, wie es nur wenige konnten, tief, ruhig, und doch immer mit spannender Tonwahl, und Taylor begleitet mit Besen. Die anderen Bläser setzen hier (zum Glück!) aus und Priester hat den ganzen Raum für sich. Auch hier gibt’s kurze Passagen, in denen er äusserst vokal klingt – wunderbar! Tyner spielt sein Solo über einen etwas flüssigeren, dichteren Teppich von Taylor und Jones, wechselt zwischen dem langsamen Tempo und Doubletime, ohne je die Stimmung zu stören. Priesters zweites Solo läuft dann auch im Doubletime, er findet aber mit Leichtigkeit zurück ins Ausgangstempo fürs abschliessende Thema.
    Mit Walter Bentons „Excursions“ meldet sich das Ensemble zurück, Davis spielt ein überzeugendes Solo, in dem er die Tiefen des Saxophons auslotet, wieder gibt’s Riffs der anderen Bläser und dazu eine spezielle Begleitung Tyners, der eher in die hohen Lagen ausweicht. Es folgt Priester, getragen von Jones‘ Bass. Benton klingt leicht verhangen, sehr schön – ich glaub der Vergleich mit Golson passt ganz gut (und wenn er zu neuen Phrasen ansetzt beginnt er manchmal mit kurzen, schreienden Schnörkeln, die mich eben stark an Griffin erinnern).
    Mit Bentons Titelstück beginnt dann die zweite Hälfte des Albums. Das dritte und letzte Bluesstück walkt in zügigem Tempo und lebt vom Kontrast von langen, schleichenden Linien und kurzen triolischen Figuren. Sam Jones spielt das erste Solo; auf seine solide, unspektakuläre Art lässt er den Bass singen, biegt Töne und spricht zu uns. Tyner folgt, dann wird das Thema erneut aufgegriffen, bevor Davis wieder sein Instrument auslotet. Auch Benton weiss mit seinem Solo zu gefallen.
    Eine zweite Nummer von Richard Rodgers (mit Laurenz Hart) folgt, das in mittelschnellem Tempo vorgetragene „My Romance“ – mit dem typischen Halfbeat-Groove, wie das Miles Davis Quintett ihn perfektioniert hatte… bloss hat Tayler es mal wieder unglaublich eilig, ihm fehlt die Gelassenheit für einen solchen „laid back“ Groove leider. Es gibt daher auch kaum einen Kontrast, wenn der Solo-Reigen beginnt (ausser dass Jones nun halt 4/4 walkt). Die Soli sind kurz aber schön. Davis spielt balladesker als auf den anderen Stücken und gefällt – sehr schön auch die Interaktion mit Sam Jones.
    Am Ende des Albums steht „Donna’s Waltz“, ein weiteres Stück von Walter Benton, wie der Titel schon sagt im 3/4 Takt. Auch hier wäre eine Spur mehr Gelassenheit bei Taylor sehr willkommen… Priester spielt dennoch ein sehr schönes Solo, ebenso Benton, der nächste in der Reihe. Davis und Tyner spielen kurze Soli und mit der Reprise des Themas endet ein eher zwiespältiges, etwas fragmentarisch und durchzogen wirkendes Album, das aber durchaus auch seine Höhepunkte hat.

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    gypsy-tail-wind
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    Ach, und ich hab ja noch eine LP von Jazzland (OJC-Nachpressung natürlich), nämlich die Don Rendell – Roarin‘ – hab ich als ganz gut aber irgendwie etwas eigenartig in Erinnerung, muss ich mal hervorsuchen!

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    Laut meinen Informationen handelt es sich bei Roarin‘ um ein genuines Jazzland-Album. Ich hab die Stereo-LP von Fantasy – ohne Angabe eines Veröffentlichungsjahres.

    Don Rendell gehörte zu den ersten Modern Jazzern in England und hatte schon seit den frühen Fünfzigern mit diversen bekannten Leuten musiziert:

    One of the first men to play modern jazz in Europe, since the early 1950s his has been the name which appeared most often in reports on the English jazz scene appearing in American magazines. A charter member of the John Dankworth Seven – the group which showed the commercial possibilities of modern jazz in Britain – he has always played as much jazz as possible, and only resorted to studio work when gigs with his own or somebody else’s jazz group became impossibly scarce. He has always been highly respected by visiting American musicians – to such good effect that he was chosen for the first tour of Britain made by Billie Holiday, for the vacant tenor chair in the Kenton band during its 1956 tour of Britain and Europe, and as one of the British musicians in the Woody Herman Anglo-American Herd.

    ~ Chris Whent, Liner Notes zu: Don Rendell New Jaz Quintet – Roarin‘, Jazzland JLP 951S / Fantasy Reissue LP

    Rendell zog sich dann anfangs 1960 zurück, um sich nach ein paar Monaten mit einem neuen Quartett (mit dem Pianisten John Burch) zurückzumelden. Sein Stil hatte sich geändert, war härter geworden, klang mehr nach John Coltrane als nach Lester Young. Im Mai 1961 stellte er dann wieder eine neue Band zusammen, diesmal mit Graham Bond am Altsax.
    Aufgenommen wurde das Album in London am 17. Juni und am 29. August 1961 mit Don Rendell (ts), Graham Bond (as), John Burch (p), Tony Archer (b) und Phil Kinorra (d), produziert hat Ed Michel.

    Der Opener, „Bring Back the Burch“, stammt von Graham Bond und dieser spielt mit seinem klagenden Alt das erste Solo, sehr vokal, irgendwo zwischen Jackie McLean, Leo Wright und Eric Dolphy, mit einer eigentümlichen Intonation und Tongestaltung, die etwas sehr vokales hat. Das Thema beginnt mit einer Stotterphrase und geht dann in einen „Amen“-Groove im 6/8. Rendell speilt dann an abgehärtetes kurzes Solo, vor Burch ein paar Takte kriegt. Dann folgt eine a-capella Passage der Saxophone – sehr schön! Erinnert durchaus ein wenig an Mingus‘ Musik in der Intensität, in der Rendell und vor allem Bond hier spielen!
    Von Pianist Burch stammt „Manumission“, das zweite Stück. Im swingenden 4/4 mit Pedal-Point-Passagen zwischendurch spielen Bond, Rendell und Burch schöne Soli, angetrieben vom intensiven Beat von Kinorra und Archers walkendem Bass. Archer kriegt dann ein eigenes Solo, das er durchaus zu nutzen versteht – zwar nicht mit dem fettesten Ton, aber mit sicherem Time und guten Ideen in der Pedal-Point-Passage. Zum Abschluss folgen Rendell und Bond im Dialog (Fours, aber ohne Drums), der sich verdichtet und in einer längeren kollektiv improvisierten Passage kulminiert, während der die Rhythmusgruppe komplett aussetzt – das macht Spass!
    Die erste Seite endet mit „Blue Monk“, dem ersten von drei Fremdkompositionen und mit knapp unter acht Minuten das längste Stück des Albums. Rendell spielt das erste Solo, klingt streckenweise fast wie ein Alt, wird auch vokaler, emotionaler, rauher als zuvor, streut Triller und Vibrato-Passagen ein – sehr schön! Mit grosser Gelassenheit konstruiert er sein Solo, während die Rhythmusgruppe ihn äusserst solide begleitet und Drummer Kinorra sein Spiel kontinuierlich verdichtet. Bond folgt mit einem eindriglichen, etwas ruhigeren aber keineswegs weniger überzeugenden Solo. Archers sicheres Bassspiel fällt immer stärker auf und nach Burchs ruhigem Solo kriegt er auch wieder Raum für ein Solo.
    Das Stück ist zweifellos eins der Highlights – ich hab’s beim zweiten Durchgang dreimal am Stück gespielt!
    Die zweite Seite beginnt mit Duke Pearsons „Jeannine“, ein flüssig-treibendes Stück, und wie „A.M.“ im Gramophone schrieb (s.u.) erinnert Kinorra tatsächlich etwas an den langjährigen Drummer von Cannonball Adderley, dessen Version von „Jeannine“ hier wohl Pate gestanden hat. Rendell spielt das erste Solo, Bond wieder „heart on the sleeve“ – ein eindrückliches Talent, das der damals 23-jährige an den Tag legt! Nach dem Piano-Solo folgt nochmal Rendell, zuerst mit Begleitung, dann immer mehr im Zwiegespräch mit Bond, dieses Mal aber mit der vollen Rhythmusgruppe. Es ist diese Dialoghaftigkeit, die die Musik so direkt macht, so emotional, und genau das macht diese Platte für mich letztlich so speziell. Beim ersten Hören vor ein paar Jahren bin ich ein wenig erschrocken – weil ich sowas von Europäern nicht erwartet hätte… vielleicht war Günter Kronberg im Mangelsdorff Quintett ein ähnlich kommunikativer und emotionaler Solist, aber sonst ist das ja nicht nur in Europa selten!
    Es folgt Rendells „You Loomed Out of Loch Ness“, ein Stück, das stark nach Standard-Changes klingt und Rendell zu einem sehr flüssigen Solo inspiriert, in dem auch seine jüngsten Coltrane-Einflüsse zum Tragen kommen, ohne dass sie ihn daran hindern, seinen Ideen freien Lauf zu lassen. Für einmal klingt Bond hier angesichts von Rendells Brillanz eher flach und auch Burch mag nicht so recht mitzureissen.
    Das letzte amerikanische Stück folgt und ist – zumal 1961 und auf Platte – eine kleine Überraschung: „So What“ von Miles Davis. Die Band versucht nicht, das Original zu übertrumpfen sondern nimmt es als Vehikel für seine härtere, vom Hardbop, Mingus und Coltrane geprägte Spielweise zu präsentieren. Rendell spielt das erste Solo und vermag wieder zu überzeugen. Bond begleitet ihn anfänglich in garnierenden, kontrapunktischen Linien, bläst dann das nächste Solo und eine gewisse Nähe zu Cannonball Adderley lässt sich kaum bestreiten. Burch scheint die offene Form des Stückes zu liegen und er spielt sein wohl schönstes Solo des ganzen Albums.
    Zum Abschluss hören wir das zweite Burch-Original, „The Haunt“. Es beginnt im Trio mit einem leichten Stop-and-Go-Feel. Dann steigen die Saxophone mit dem einfachen Blues-Thema ein und Kinorra – damals übrigens zwanzig Jahre jung – kocht schon wieder. Burch überzeugt hier erneut mit seinem Solo.

    Hier gibt’s den Review von Gramophone (Dec. 1961, p. 115f):

    Don Rendell New Jazz Quintet „Roarin“

    Bring Back The Burch: Manumission: Blue Monk) Jeannine: You Loomed Out Of Loch Ness: So What: The Haunt. Jazzland Q JLP5I (12 in., BOs. Zd. plus lOs. lod. P.T.).

    For some years now Don Rendell has been one of Europe’s leading exponents of a style of tenor playing stemming from Lester Young. At any time up to about a year ago he could have been dropped into a Woody Herman sax section alongside Zoot Sims, Al Cohn, etc., and would have been fully absorbed into the Herd at a moment’s notice. Not so today. He has become attracted to the music of men such as John Coltrane and Stanley Turrentine and his new quintet reflects this drastic change in outlook. For one thing his own playing is different (although it retains some of those personal embellishments which have always hall-marked his work); for another, the quintet is quite different to any other now playing in this country. Here is a unit which seems to play the type of music fostered by Charlie Mingus with a natural ease of expression; it is one of the most exciting groups to be formed in Britain for many years.
    Another extremely important aspect of the Rendell Quintet is the presence of Graham Bond. Graham is a strong individualist who knows what he wants to do and resolutely (and quite correctly) refuses to be drawn away from his chosen route. To hear him in the flesh is an experience which one is not likely to forget in a hurry and my first encounter with Graham came at the recording session which produced Burch and Manumission for this present LP. Although he professes a liking for nearly every other alto player in jazz (and admits to being influenced by Erie Doiphy and Art Pepper) he plays as if he has never heard anyone else on his instrument, and I mean that as a sincere compliment. He and Don frequently indulge in a form of improvised counterpoint in which the rhythm section is tacit; sometimes the spontaneous rapport achieved gives the impression that the passages have been rehearsed and written Out, so closely to the tenor and alto lines interlock. The rhythm section, comprising Johnny B-irch, Tony Archer and Phil Kinorra on piano, bass and drums respectively, is youthful and exciting with Kinorra leading the way like Louis Hayes. On some of the tracks Phil’s exuberance gets the better of him and the tempos are unsteady, but the feeling of excitement remains. lnterdisc deserve praise for recording the Rendell group and for arranging the simultaneous release of the LP in Britain and America. The British jazz public owes men such as Rendell and Bond some token of its respect and readers are advised to make arrangements to hear the LP without delay. ~ A.M.

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    #7781565  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    hmmm, das klingt ja nach einem überzeugenden Album! A.M. dürfte für Alun Morgan stehen…

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    #7781567  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandricehmmm, das klingt ja nach einem überzeugenden Album! A.M. dürfte für Alun Morgan stehen…

    Hab ich gar nicht überlegt, wer das sein könnte… hat Morgan denn für Gramophone geschrieben? Ich hab das rein zufällit gefunden.

    Vielleicht klingt meine Besprechung etwas zu enthusiastisch, aber mir gefällt das Album sehr, es hat eine gewisse Frische und ein paar Eigenheiten, die es aus dem amerikanischen Hardbop Einheitsbrei herausragen lassen. Die Emotionalität im Spiel v.a. Bonds ist nicht urban-cool sondern kommt echt und ungefiltert rüber – das ist das Mingus-Element… da greift die Besprechung auf Allmusic meines Erachtens deutlich zu kurz.

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    #7781569  | PERMALINK

    katharsis

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    Den Post über Priester muss ich wohl überlesen haben. Ich habe die Aufnahmen etwas länger nicht mehr gehört – und da auch nur ein einziges Mal, aber ich sehe es in etwa wie Du. (Selbiges trifft auf Priester’s Riverside-Erstling zu, den ich ja kurz vor meinem Abflug gekauft habe.) Das faszinierende an „Spiritsville“ ist ja die Rhythmusgruppe, da Tyner relativ frisch unterwegs und zusammen mit Coltrane auf dem Weg zu neuen Ufern war, während Sam Jones einfach nur standfest und geerdet ist. Elvin Jones hätte der Session wohl zusätzlich gut getan, da er -wie Du ja selbst schreibst – in der Lage war, einen dichten Klangteppich zu weben, der aber trotzdem so viel Luft enthält, dass man sich darin gut bewegen konnte. Auch Roy Haynes hätte vielleicht gut dazu gepasst?!
    Ich finde es interessant, dass Du wiederholt auf den gehetzten Taylor hinweist. Wenn ich wieder zu Hause bin, dann werde ich mir Taylor mal gezielt auf ein paar Aufnahmen anhören.

    Don Rendell habe ich in der bisherigen Jazzland-Diskographie komplett überlesen. Es klingt aber sehr interessant und lohnend, was Du schreibst. Vor allem die zeitnah eingespielte Version von „So what“ ist sehr spannend.

    Im übrigen scheint es auch eine kleine Besonderheit bei Jazzland gewesen zu sein, dass sie Europäern immr wieder eine Plattform geboten haben, was ich „unique“ finde!

    gypsy tail windda greift die Besprechung auf Allmusic meines Erachtens deutlich zu kurz.

    Wann tut sie das nicht? ;)

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