jazz in den 1990ern

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  • #11781337  | PERMALINK

    thelonica

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    vorgarten etwas beruhigt war ich, dort so häufig sharrocks ASK THE AGES genannt zu sehen, das war ja eine eher steile these meinerseits, dass das rückwirkend ein prägendes album war. mich würden tatsächlich ein paar listen interessieren, ganz unformatiert, ohne umfragedruck, dafür sind wir ja auch zu wenige hier. was habt ihr in den 90ern gehört, was war prägend, was hört ihr immer noch? (für die nuller und zehner jahre fänd ich das übrigens auch interessant.)

    „Ask The Ages“ dürften nicht so viele Leute gekannt haben als es damals rauskam. Eher hatten es vielleicht ältere Leute (geboren vor 1970), die sich schon länger mit Sharrock oder Sanders beschäftigt hatten. Es wäre halt die Frage, ob Geheimtipps damals so offen kommuniziert wurden, als es mit Internet noch nicht so weit war. Ich kenne es selber nur von YouTube, habe vielleicht mal eine CD gesehen, aber wüsste nicht mehr wann das war.

    Ansonsten habe ich in den 90ern eher wenig aktuellen Jazz verfolgt. Viel Rhythm and Blues aus den 40er-60er Jahren gehört, Swing (Lester Young, Mary Lou Williams, Count Basie, Ellington) und Country Blues, Chicago Blues, Texas Blues, Rock ’n‘ Roll. Reggae und Ska waren und sind immer mal wieder Thema. Von Teddy Edwards kannte ich „Teddy’s Ready“ und „Together Again“, „Mississippi Lad“ aber erst seit 2007. New Orleans war eine Zeit lang immer mal Thema, aber nicht der Jazz aus den 90ern von dort. Eigentlich sind es nur drei Alben, die mich länger beschäftigt haben und das immer noch tun: Shirley Horn (Light Out Of Darkness) und „Dream“ und „Heaven“ von Jimmy Scott. Aber da bin ich kein Komplettist und das Album von Shirley Horn habe ich nicht wirklich wegen dem Tribute für Ray Charles. Es ist einfach ein gutes, stimmiges Album oder Konzept mit toller Band. Statt Komplettismus mache ich lieber Stichproben, oder lese viel um wirklich Sachen zu finden, die mich interessieren oder begeistern könnten (bei „Oneness“ lief das so ab). Eigentlich interessieren mich oft einzelne Sachen, die vielleicht aus welchen Gründen auch immer nicht so beliebt sind. Bei Jack DeJohnette konnte man ja einiges entdecken, was bei der Vielfalt aber auch kein Wunder ist. Die Auseinandersetzung mit der Musik, der Zeit oder die Entwicklung über mehrere Dekaden ist in so einem Fall definitiv spannender, als die Suche nach fast perfekten oder großartigen Alben. Oder wenn ich lese, dass Leute bestimmte Alben nicht mehr hören möchten (Beatles als Beispiel), hat das sicherlich Gründe, weil sich irgendwas abgenutzt hat. Ich kann nur empfehlen Musik nicht übermäßig zu konsumieren, was ja gerade bei großen Angeboten möglich ist. Jedenfalls funktioniert das mir besser, wenn ich gezielt Sachen auswähle und mich bewusster damit beschäftige.

    Tommy Flanagan kam bei mir auch erst später dazu (2002), Hank Jones und Jarrett viel später.

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    #11781357  | PERMALINK

    vorgarten

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    danke euch allen, ich werde in den nächsten tagen noch auf einzelne bemerkungen eingehen. ich hatte nicht damit gerechnet, dass es hier so biografisch wird. schön. listen – ohne ranking – finde ich schon interessant, weil dadurch ja unabhängig vom anekdotischen die vielfalt dessen deutlich wird, was es alles gab.

    was bisher kaum zur sprache kommt, sind die m-base- und die zorn-ecke, die aber in den 90ern auch nicht mehr so „neu“ waren, sondern eher in einer konsolidierungsphase. und bei den junglöwen war das ja auch schon 2. generation (redman, mehdau, mcbride, wie bei gypsy deutlich wird, ich hab die alle eher ausgelassen), am ende der 90er kamen dann schon jason moran usw.

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    #11781385  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten
    was bisher kaum zur sprache kommt, sind die m-base- und die zorn-ecke, die aber in den 90ern auch nicht mehr so „neu“ waren, sondern eher in einer konsolidierungsphase. und bei den junglöwen war das ja auch schon 2. generation (redman, mehdau, mcbride, wie bei gypsy deutlich wird, ich hab die alle eher ausgelassen), am ende der 90er kamen dann schon jason moran usw.

    M-Base hab ich nur sehr oberflächlich mitgekriegt, das ist ja bekannt. Und Jason Moran als Leader dann auch erst in den Nullern. So richtig aufmerksam wurde ich, als das Album mit Sam Rivers erschien. Den „Soundtrack to Human Motion“ holte ich danach erst nach.

    Und dass ich v.a. die zweite Generation der Young Lions kenne, ist ebenfalls bekannt. Hatte bisher nie wirklich Anlass, das zu ändern – aber an Branford Marsalis bin ich ja gerade ein wenig (gab ja noch einen Nachtrag zu „Random Abstracts“). Da ist halt das Alter relevant.

    Was John Zorn angeht, hatte ich mir gestern überlegt, ob ich ein erstes Masada-Album schon in den Neunzigern kannte – ich glaube nicht. Aber die Gruppe spielte 1997 oder 1998 in beim Jazzfestival Willisau. Damals nahm ich das alles auf Kassette auf (spannte auch mal meine Mutter ein, wenn ich nicht zuhause war oder Programmieren nicht ging) … grad geguckt, 1998 war’s, hier mit Setlist:
    https://www.fonoteca.ch/cgi-bin/oecgi4.exe/inet_fnbasedetail?REC_ID=206155.011&LNG_ID=ENU
    So richtig bei Zorn eingestiegen bin ich erst in den Zehnern, als es hier mal einen Faden gab. 2016 war ich dann beim Zorn-Tag in Willisau, zweimal drei Sets von sechs Bands – darüber hatte ich hier geschrieben. Meine 90er-Bestenliste kommt bestimmt nicht ohne Masada aus, aber damals hätte ich mir die CDs schlicht nicht leisten können, und die eine zufällig gefundene (um den Dreh herum gekauft, vermutlich erst so um 2001/2 herum) war „Live in Tapei“ und die ist weder besonders gut noch klingt sie gut (von den damals veröffentlichten vier Live-Mitschnitten ist wohl der aus Middelheim der Klassiker, aber den habe ich erst seit ein paar Monaten hier). Noch in den 90ern habe ich vermutlich „Grand Guignol“ von Naked City gekauft – aber dass ich die Musik verstehen würde, kann ich eigentlich bis heute nicht behaupten. Das das alles (Tzadik, Avant, Hat) hochpreisige Label waren, beschränkte sich mein Erkunden auf Zufallsfunde („Cobra“ auf Tzadik war ein nächster, aber wie die Lulu-Alben auf Hat erst in den Nullern – da war ich dann schon an Derek Bailey dran, der in den frühen Nullern auf Tzadik auch schöne Alben machte – „Mirakle“ ist noch 1999 aufgenommen, kam aber auch erst 2000 und ich hab die alle zusammen erst ein paar Jahre später entdeckt, nach Baileys Tod wenn mich nicht alles täuscht, davor kannte ich von ihm nur ganz wenig).

    Zu Laswell („Panthalassa“) kam noch – auch aus Willisau – Laswell/DeJohnette/Haynes/Sharp (Bill, Jack, Graham, Eliot). Das war damals ziemlich neu für mich, aber gefiel mir sehr, sehr gut.

    Diese Festival-Sachen kann ich aber echt nicht mehr alle rekonstruieren. Was mir in den Sinn kommt: 1997 das Ellery Eskelin Trio mit seiner Gene Ammons/Harold Ousley-Hommage („The Sun Died), wohl die erste Begegnung mit Marc Ribot (auf CD waren das wohl die Alben mit Waits und „Los cubanos postizos“) und Kenny Wollesen. Das lief, wie Masada, rauf und runter.

    Joey Baron hörte ich dann auch im Radio – sein Album „Down Home“ war eine der ersten Begegnungen mit Bill Frisell und nach der „44th Street Suite“ von McCoy Tyner wohl auch die erste mit Arthur Blythe (und das Tyner-Album die erste mit David Murray, dem ich in den 90ern aber auch noch nicht nach gegangen war).

    Wenn ich im Willisau-Archiv gucke, die Festivals von 1997, 1998 und 1999 boten stets ein sehr breites Programm voller Leute, die ich im Rückblick wahnsinnig gerne gehört hätte. Damals wie gesagt ging das eh nicht, aber ich hab wohl auch mit dem Radio erst später richtig angefangen, aus den Neunzigern habe ich fast nichts, hab wohl z.B. Crispell/Peacock/Motian am selben Abend wie Laswell etc. verpasst, ebenso Roscoe Mitchell, Peter Brötzmann, Doug Hammond, Steve Coleman, Trio 3, Ulmer mit Sanders usw. – aber die allermeisten kannte ich damals schlicht noch gar nicht. Was ich noch mitschnitt und war mir damals auch gut gefiel, war Nils Petter Molvaers Khmer.

    Andere Festivals, die ich im Radio so um 1998/99 herum allmählich zu verfolgen begann, waren das jazznojazz in Zürich und das Jazzfestival Schaffhausen (das vornehmlich Schweizer Musiker*innen präsentiert). Die wurden jeweils live im Radio übertragen (in der Regel erst so ab 22 Uhr, aber wenn sie es gut hinkriegten, brachten sie dann ein ganzes Set und schoben danach noch eines von früher am Abend nach, später gab’s nochmal zunächst 85minütige, später auf eine Stunde gekürzte Programm-Slots, in denen diese Aufnahmen – in der Regel ein Set pro Woche – erneut gesendet wurden, selten komplett, aber manchmal setzte ich die zwei Aufnahmen dann zusammen, die glorreichen Zeiten von Doppelkassettendecks ;-) ). Beim Jazznojazz war ich ja dann 2000 und 2001 selber, 1998 oder 1999 hörte ich von dort Pharoah Sanders im Radio … für 2022 sind Marcus Miller und Spyro Gyra die Headliner und es ist gut möglich, dass das die mit dem grössten Jazz-Content sind. Leider gibt es da kein online suchbares Archiv – selbst die (durchsuchbare) Konzertliste, die es vom Veranstalter vor ein paar Jahren noch auf deren Website gab, ist verschwunden.

    Das Jazzfestival Schaffhausen hat ein Online-Archiv, aber wenn ich dort die Jahre um 1998/99 herum durchgucke, sehe ich, dass wohl erst so ab 2002 einzelnes im Radio gehört habe (2009 war ich dann mal dort, u.a. für Irène Schweizer/Pierre Favre).

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    #11781449  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Dann haue ich jetzt auch noch eine Liste raus – der aktuelle Stand des Irrtums. Kriterium: aufgenommen zwischen 1990 und 1999 – veröffentlicht: egal – das ist ja jetzt die Liste im Rückspiegel. (Und klar, „Panthalassa“ ist nach den Kriterien schwierig, aber wer das kommentiert hätte, kann mir eh den Buckel runter rutschen.)

    Lücken klaffen (z.B. Ulmer, da könnte sich in den kommenden Monaten was ändern), ein paar Alben aus der angejahrten grossen Liste sind rausgefallen, 168 sind es geworden (oder 169, weil ich die zwei Rudd zusammenzog … die sieben weiteren Masada kann man sich dazudenken, dann wären’s 176 – Nachtrag: alles plus 1, da ich „After Hours“ von Kikuchi übersehen hatte).

    Stark vertreten sind ein paar Veteranen, besonders die Sängerinnen Shirley Horn und Helen Merrill, aber auch Randy Weston, der in den Neunzigern vielleicht sein bestes Jahrzehnt erlebte. Die Schnittmenge mit der Liste von gestern ist relativ klein.

    Kommentiert hab ich glaub ich für den Moment genug – aber Fragen sind natürlich mehr als willkommen :-)

    Abdullah Ibrahim – No Fear, No Die
    Abdullah Ibrahim – Yarona
    André Hodeir – Anna Livia Plurabelle
    Andrew Hill – Dusk
    Anthony Braxton – Quartet (Willisau) 1991, Studio
    Anthony Braxton – Quartet (Santa Cruz) 1993
    Arthur Blythe – Spirits in the Field
    Banda Città Ruvo di Puglia – Traditional Italian Banda/Banda and Jazz
    Barney Wilen – Inside Nitty=Gritty
    Barney Wilen – Sanctuary
    Barney Wilen – The Osaka Concert
    Bennie Wallace – Bennie Wallace [AudioQuest]
    Bennie Wallace – Someone to Watch Over Me
    Bertha Hope – Between Two Kings
    Betty Carter – Feed the Fire
    Bill Dixon/Cecil Taylor – Duets 1992
    Bobby Wellins – Don’t Worry ‚Bout Me
    Bobo Stenson – Serenity
    Bobo Stenson – Reflections
    Bobo Stenson – War Orphans
    Borah Bergman/Wilber Morris/Sunny Murray – Monks
    Brad Mehldau – Live at the Village Vanguard: The Art of the Trio Vol. 2
    Brad Mehldau – Songs: The Art of the Trio Vol. 3
    Cassandra Wilson – New Moon Daughter
    Cecil Taylor Feel Trio – Two T’s for a Lovely T
    Charles Gayle – Touchin‘ on Trane
    Charles Lloyd – Canto
    Charles Lloyd – Hyperion with Higgins
    Charlie Haden/Chris Anderson – None But the Lonely Heart
    Charlie Haden/Hank Jones – Steal Away: Spirituals, Hymns and Folk Songs
    Chris Connor – As Time Goes By
    Clusone 3 – Rara Avis
    Conrad Bauer/Ulrich Gumpert/Ernst-Ludwig Petrowsky/Günter Sommer – Zentralquartett
    Dave Douglas – Charms of the Night Sky
    Dave Douglas – Tiny Bell Trio
    David Murray – Shakill’s Warrior
    David Murray – Body and Soul
    Denny Zeitlin – As Long As There’s Music
    Duck Baker – Spinning Song: Duck Baker Plays the Music of Herbie Nichols
    Ed Blackwell – What It Is? Ed Blackwell Project Vol. 1
    Ed Blackwell – What It Be Like? Ed Blackwell Project Vol. 2
    Eddie Harris – There Was a Time: Echo of Harlem
    Eddie Harris Funk Project – Listen Here
    Egberto Gismonti Group – Música de Sobrevivência
    Ellery Eskelin/Andrea Parkins/Jim Black – One Great Day…
    Enciro Pieranunzi/Charlie Haden/Paul Motian – The Copenhagen Concert December 2, 1996
    Enrico Rava/Ran Blake – Duo en noir
    Evan Parker/Barry Guy/Paul Lytton – At the Vortex (1996)
    Fred Anderson – Fred Anderson Quartet Live, Volume V
    Fred Anderson – Live at the Velvvet Lounge
    Fred Anderson/Hamid Drake/Kidd Jordan/William Parker – 2 Days in April
    Fred Hersch Trio ’97 @ The Village Vanguard
    Georg Graewe – Melodie und Rhythmus
    Geri Allen/Charlie Haden/Paul Motian – Live at the Village Vanguard
    Geri Allen/Charlie Haden/Paul Motian – Live at the Village Vanguard: Unissued Tracks, December 21 & 22, 1990
    Gerry Hemingway – Demon Chaser
    Great 3 – Complete Sessions 1994
    Greg Osby – Banned in New York
    Hal Russell – The Hal Russell Story
    Helen Merrill – Clear out of This World
    Helen Merrill – You and the Night and the Music
    Henry Threadgill – Spirit of Nuff… Nuff
    Henry Threadgill – Too Much Sugar for a Dime
    Horace Tapscott Pan Afrikan Peoples Arkestra – Why Don’t You Listen? Live at LACMA, 1998
    Irene Schweizer – Piano Solo Vol. 1
    Italian Instabile Festival – Pisa, Teatro Verdi 1997
    Italian Instabile Orchestra – Live in Noci & Rive de Gier
    Italian Instabile Orchestra – Skies of Europe
    Ivo Perelman – Sad Life
    Jack DeJohnette – Oneness
    Jackie McLean – The Jackie Mac Attack
    Jackie McLean – Hat Trick: Jackie McLean Meets Junko Onishi
    Jackie McLean – Nature Boy
    Jeanne Lee/Mal Waldron – After Hours
    Jim Pepper – Polar Bear Stomp
    Joe Henderson – Lush Life: The Music of Billy Strayhorn
    Joe Lovano – 52nd Street Themes
    Joe Lovano – Rush Hour
    Joe Maneri – Coming Down the Mountain
    Joe Maneri Quartet – In Full Cry
    Joe Maneri/Mat Maneri/Barre Philips – Tales of Rohnlief
    Joey Baron – Down Home
    John Abercrombie/Marc Johnson/Peter Erskine/John Surman – November
    John Lewis – Private Concert
    John Patton – Minor Swing
    John Surman – Road to Saint Ives
    John Zorn – Masada 1: Alef
    John Zorn – Masada 2: Beit
    John Zorn – Masada 3: Gimel
    Joseph Holbrooke Trio – The Moat Recordings
    Keith Jarrett – A Multitude of Angels
    Keith Jarrett/Gary Peacock/Jack DeJohnette – Bye Bye Blackbird
    Keith Jarrett/Gary Peacock/Jack DeJohnette – Keith Jarrett at the Blue Note
    Keith Jarrett/Gary Peacock/Jack DeJohnette – Whisper Not
    Keith Jarrett/Gary Peacock/Paul Motian – At the Deer Head Inn
    Ken McIntyre – A New Beginning
    Kenny Barron – Live at Bradley’s
    Kenny Barron – Live at Bradley’s II: The Perfect Set
    Kenny Wheeler/Lee Konitz/Dave Holland/Bill Frisell – Angel Song
    Koch-Schütz-Studer & El Nil Troop – Heavy Cairo traffic
    Lee Konitz – Sound of Surprise
    Lee Konitz/Charlie Haden – Sweet & Lovely
    Mal Waldron – Soul Eyes
    Marilyn Crispell/Gary Peacock/Paul Motian – Nothing Ever Was, Anyway: Music of Annette Peacock
    Mark Shim – Turbulent Flow
    Martial Solal – Balade du 10 Mars
    Martial Solal – Triangle
    Masabumi Kikuchi – After Hours
    Masahiko Togashi/Masabumi Kikuchi – Concerto
    Matthew Shipp – Multiplication Table
    Mike Westbrook – Catania
    Miles Davis – Live Around the World
    Miles Davis/Bill Laswell – Panthalassa: The Music of Miles Davis 1969-1974
    Mototeru Takagi – Live at Little John, Yokohama 1999
    Myra Melford – Alive in the House of Saints
    Oscar Peterson – The Legendary Oscar Peterson Trio Live at the Blue Note
    Paul Bley – Homage to Carla
    Paul Bley/Evan Parker/Barre Phillips – Time Will Tell
    Paul Bley/Evan Parker/Barre Phillips – Sankt Gerold
    Paul Bley/Gary Peacock/Paul Motian – Not Two, Not One
    Paul Bley/Gary Peacock/Paul Motian – When Will the Blues Leave
    Paul Giger – Alpstein
    Paul Motian – At the Village Vanguard: You Took the Words Right out of My Heart
    Peter Brötzmann – The Chicago Octet/Tentet
    Peter Brötzmann/Hamid Drake – The Dried Rat-Dog
    Peter Brötzmann/Toshinori Kondo/William Parker/Hamid Drake – Die Like a Dog: The Complete FMP Recordings
    Peter Erskine/John Taylor/Palle Danielsson – As It Was
    Pino Minafra – Sudori
    PMP (Masabumi Kikuchi/Marc Johnson/Paul Motian) – Miles Mode
    Randy Weston – Marrakech in the Cool of the Evening
    Randy Weston – Saga
    Randy Weston – The Spirits of Our Ancestors
    Randy Weston/Melba Liston – Volcano Blues
    Rashied Ali/Borah Bergman/Joe McPhee/Wilber Morris/Myra Melford – The October Revolution
    Reggie Workman – Summit Conference
    Romano-Sclavis-Texier – Carnet de Routes
    Roswell Rudd – The Unheard Herbie Nichols Vols. 1 & 2
    Sam Rivers – Portrait
    Sergey Kuryokhin – Some Combinations of Fingers and Passion
    Shirley Horn – Here’s to Life
    Shirley Horn – I Remember Miles
    Shirley Horn – You Won’t Forget Me
    Sidsel Endresen – Exile
    Sidsel Endresen – So I Write
    Stan Getz/Kenny Barron – People Time: The Complete Recordings
    Stéphan Oliva – Fantasm (The Music of Paul Motian)
    Stephan Oliva – Jazz ’n (e)motion (aka „Films“) Vol. 4
    Stéphan Oliva/François Raulin – Tristano
    Steve Kuhn – Dedication
    Steve Lacy – The Holy La
    Steve Lacy/Mal Waldron – Communique
    Steve Williamson – Journey to Truth
    Teddy Edwards – Mississippi Lad
    Tethered Moon – First Meeting
    The Hal Russell Story
    The Lounge Lizards – Queen of All Ears
    Thomas Borgmann/Wilber Morris/Denis Charles – Boom Swing
    Thomas Chapin – Alive
    Tom Harrell – The Art of Rhythm
    Tomasz Stanko – Leosia
    Tomasz Stanko – Matka Joanna
    Tomasz Stanko Septet – Litania: Music of Krzysztof Komeda
    Tommy Flanagan – Sea Changes
    Tommy Flanagan – Sunset and the Mockingbird
    Urs Voerkel – Propinquity/Zwischenzeitstück/Aria
    Vienna Art Orchestra – The Original Charts of Duke Ellington and Charles Mingus
    Von Freeman – Live at the Dakota
    Wadada Leo Smith – Kulture Jazz
    Yusef Lateef Plays Ballads

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    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    soulpope

    vorgarten

    soulpope Abbey Lincoln „Sings Billie Holiday Vol. 2″ (Enja) * Helen Merrill „Clear Out Of This World“ (Gitanes) *

    danke auch für deine liste. was ist denn mit den späten karrieren von lincoln, carter, merrill, horn auf verve? hast du die nicht mehr verfolgt?

    Ich hab den ganz Tag im Garten „gehackelt“ und so immer wieder in den Pausen am Phone 2-3 Scheiben „nachgeschoben“ (mit *) …. Horn + Carter kommen noch und was mir sonst noch einfällt …. bei Merrill ist die genannte Scheibe in den 90ern (m)ein Highlight, ebenso die Lincoln (welche ich sonst generell eher selektiv höre) ….

    Aktuell auf 50+ Scheiben ausgeweitet …. die Erinnerungen stellen sich halt in unterschiedlichen Schüben ein …. jedenfalls ein gutes Gedächtnistraining und Spass macht es auch ….

    --

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    gypsy-tail-wind
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    Weiter mit Brad Mehldau. Gestern liefen auch noch Vols. 2 und 3 von Mehldau – und das bleiben meine Favoriten, zumindest aus den Neunzigern (und vermutlich überhaupt). Hier passieren Dinge, die davor so nicht zu hören sind, Formen und traditionelle Spielweisen werden aufgebrochen, Mehldau verdichtet, spielt manchmal mehrere Linien gleichzeitig (daher kommt bestimmt der sehr deplatzierte Tristano-Vergleich, siehe unten). Im Booklet von Vol. 2 gibt es erstmals Liner Notes, und zwar ein langes Essay von Mehldau selbst, dem ein Zitat aus Thomas Manns „Doktor Faustus“ vorangestellt ist: „What is art today? A pilgrimage on peas.“ Der Text trägt den Titel „Irony?“ und ist als Dialog aufgebaut, mit einem Stichwortgeber, der zum Einstieg die alles durchtränkende Ironie beklagt (im Text heisst es mal: „Okay, listen up, you degenerate Socrates“).

    Aber schon nach wenigen Runden werden die Rollen vertauscht und der Antwortende wird zum Stichwortgeber – sind wohl beides Facetten von Mehldau selbst, die sich hier über Kunst und Ironie unterhalten. „Here we are on the crest of another millennium and I’m playing what? Showtunes!“ – „Pretty ironic, no?“ – „How?“ – „That those miniatures are still endearing to you, hyperaware of your own place in history as you are. Don’t worry, though–you have models, imposing ones in fact, that demonstrate music’s aptitude to use even downright vapid material as fodder for profound creations.“ Da kommen dann der Walzer von Anton Diabelli und Beethoven, Charlie Parker und Gershwins „I Got Rhythm“. Ein Schelm, wer an „Moon River“ (Vol. 2) oder „Exit Music“ und „River Man“ (Vol. 3) denkt. Jedenfalls herrscht hier, so weit ich das beurteilen kann, ein völlig anderer Tonfall vor, als er bei der ersten Generation von Young Lions anzutreffen ist (die Liner Notes von Delfayo Marsalis zu Branfords „Random Abstract“ sind ja unter aller Sau, mit Ironie ist da auch nichts zu wollen). Jedenfalls wird überdeutlich, dass Mehldau sich Gedanken macht über seine Position in der Geschichte des Jazz, über Vorgänger, über Vorstellungen und Ideen, die damals (Postmoderne) und früher im Raum standen. Und folgende Zeilen gibt es auch noch zu lesen:

    „Let’s take the musician who feels a strong connection to some supposed lineage–there are many examples throughout history. This musician appoints himself the rightful heir of a ‚tradition‘ by means of a filmsy, good-ol‘-boy mythology, salted with patriarchal symbolism and a pretense of geographical exclusivity. When this kind of chauvinistic ideology and myth step into the foreground, there arises a tendency toward a sort of musical fascism, steeped in the conservative, with a sensibility inclined towards the downright reactionary. The music will at best achieve a sort of banal correctness, informed by an impotent lack of the spontaneous.“

    Ich denke, die Adressaten dieser Invektive sind klar. Die Worte sind polemisch und schiessen sicher da und dort etwas über das Ziel hinaus, aber da wird auch klar, warum Mehldau für mich andere Ansatzpunkte bot, tragendere, als all die anderen Young Lions. Er ist damit aber noch längst nicht am Ende:

    Next we observe another musician quite different from the last, but similar in his notion that he has found an objective truth in music. He attains this through an admirably subjective process–a ball-and-chain commitment to the completely personal, a willful renounciation [sic] of direct involvement in the musical ’scene‘ around him. Noble enough. But this aura of mystical asceticism can quickly morph into fantastic egotism, with all the mania of a hermetic monk. In distinctly resentful tones, he makes periodic Sermons on the Mount to the media, hurling poisonous, absurd insults at the throne heir, denouncing the latter’s generation in general, sweeping fashion, for what he perceives as a lack of creativity in their music, with its implicit neo-tendendcies. He gives a longing, backward glance to a bygone day, listing musicians of his generation, who valiantly explored uncharted regions with an icy, unapologetic ardor. Cloistered in his own ego-world, isolated from even his own contemporaries, his notions go unchecked and become progressively more bizarre, yet are always put forth with incredible self-rightousness…

    Auch hier ist der Adressat überdeutlich, ging es davor um Wynton Marsalis und sein Gefolge (ich bin übrigens bis heute nicht sicher, ob Brandford dazugezählt werden muss oder nicht … in den 90ern hatte ich den Eindruck, dass das nicht der Fall sei, aber in den 80ern habe ich das halt nicht mitgekriegt), so geht es hier um Keith Jarrett, der sich ja auch an den Young Lions abgearbeitet hat – den Vorwurf vom Mangel an Spontanität teilen sich Mehldaus Alter Egos und der von ihnen konstruierte Jarrett überdies ja. Auch hier ist die Kritik von beissender Schärfe und sicher nicht gerecht – aber ich kann das, soweit es auf Jarretts Äusserungen gemünzt ist, nicht auf seine Musik, schon mehr oder minder nachvollziehen: die Polemik trifft den Punkt, mit dem ich mich bei Jarrett auch am schwersten tue – ich möchte bei ihm wirklich nur die Musik hören und nicht, was er darum herum für Konstrukte erfindet und erzählt (wir hatten es ja bei ECM hie und da von seinen seltsamen Liner Notes).

    Dieses Entweder-Oder – „both polarities, the traditional and the anti-traditional, have a tendency to delve into irrational ideology“ – muss nun natürlich irgendwie aufgelöst, die eigene Position darin gefunden werden. Das läuft aber nicht auf eine post-histoire-Haltung hinaus sondern auf eine Engführung, die as Entweder-Oder auflöst – „Call it the divine, call it soul … I can’t really answer that one“ lautet die Antwort auf die Frage, was diese immer schon dagewesene „oldness“, auf die Mehldau abzielt, denn eigentlich ausmache. Dahin kommt er auf folgendem Weg:

    „Let me just ask you then–what is your animus? Your attempt to cast off the opposing elements incipient within any musical culture doesn’t even qualify as nihilistic. Instead, a middle-brow sensibility is all that’s left. There’s a certain resignation present, the dreary resignation of a bourgeois artist, with his lack of ability to commit to something.“

    „Not resignation. Rather, a realistic appraisal in the face of flawed dialectics. Besides, didn’t Berthold Brecht say somewhere that ‚Irony is a device of the bourgeois‘? It’s true enough. Art uses irony to make the inherent weaknesses of humanity endearing. Don’t be afraid of the burlesque, even the downright excremental…

    […]

    Whether it’s showtunes or Schoenberg, the fundamental animus for composer and improviser has never been about finding something ’new,‘ really. What’s new becomes worn-out immediately, and if there’s any ‚objective‘ truth to be found in art today, it’s the fact that, like you say, everything has already been rendered obsolete. But it already was, a long time ago! All you’re doing in any ‚creative‘ experience is melding together the same raw materials everyone else has at their disposal to suit your own needs–the same ones that have always been around.

    […]

    Why does posterity continue to honor Beethoven’s and Charlie Parker’s creations? What gives them their ‚timeless‘ quality? Not their ’newness.‘ No, they are affirmations of something utterly old, as old as the earth itself, indestructible. You can’t ‚hurt the music.‘ Talk about bad faith. Music is a force of nature. Any great art can wear the garments of style and lineage openly, even brazenly, because these are just skins to be shed: The transient is transcended. There’s your paradigm–the first master stroke that was the eihter and the or, a protean blueprint for firlth and beauty, excess and restraint…“

    Vol. 3 ist dann wieder ein Studio-Album, auf dem die neue Freiheit in kleinerer Dosierung zu hören ist – und in wahnsinnig schöner Musik. Ein perfektes Album für späte Stunden, wieder mit Fotos statt Text und mit zur Hälfte eigenem Material. Neben den zwei erwähnten Pop-Songs gibt es „Bewitched, Bothered and Bewildered“, „For All We Know“ und „Young at Heart“ sowie fünf Originals – das letzte trägt wieder einen mit der deutschen Romantik verbundenen Titel: „Sehnsucht“.

    Auf Vol. 4, wie Vol. 2 live im Village Vanguard aufgenommen, schleichen sich vielleicht erste Ermüdungserscheinungen ein – oder es ist einfach das Album, das auf die Gipfel folgte, die mit Vols. 2 und 3 erklommen worden waren. Der Einstieg mit „All the Things You Are“ ist allerdings einmal mehr superb. Neben Live-Versionen von „London Blues“ (Introducing) sowie „Sehnsucht“ und „Exit Music (For a Film)“ (Vol. 3) gibt es das 17minütige Original „Nice Pass“, „I’ll Be Seeing You“ und „Solar“ – ein Stück von Miles Davis (oder auch nicht), das 1999 sicherlich so manche mit Keith Jarrett verbanden. Und Liner Notes gibt es auch wieder – dieses Mal sind die ungenügenden Jazzkritiker die Zielscheibe … und ein wenig darf man sich schon fragen, inwiefern sich Mehldau selbst der oben geschilderten Jarrett-Position annähert. Aber im Gegensatz zu Jarrett streitet er sehr lustvoll, dünkt mich:

    The constant comparison of this trio with the Bill Evans trio by critics has been a thorn in my side. I remember listening to his music only a little, when I was 13 or 14 years old, for several months. I’m not saying I „grew out of him.“ Nor am I denying Bill Evans‘ stature in jazz. But, along with those of Lennie Tristano and Paul Bley, both of whom I never listened to, the non-stop claims of their influence on me are not about musical content. Notions of an introverted intellectualism and cloying overemotionalism give the piano trio its otherness in this false appraisal. What’s really going on, I fear, is good old-fashioned racial troping–the piano trio as sensitive-white-guys club. If all this sounds defensive, it is. When you’re trying to create something personal, it’s frustrating to be categorized away with no explanation. The problem with a big portion of writing on jazz is that it lags behind the music. More like rock journalism, it draws on biographical hearsay about the artist, but with an added pretense: it uses these speculations to make general, sweeping musical judgments. That’s a form of sophistry with the worst aspects of classical and pop writing. It has all the mystification that comes along with pop’s personality cult, with an air of self-righteouos assurance that parodies classical criticism. Then throw in fetishism for the past, fueled, ironically, by half-baked ideas about a recent renaissance. Let me clarify: how a player crooks his head into the piano or battles with substance abuse is not comparative criticism; what he does with melody, harmony, rhythm, and form, is. The way that Larry and I are abstracting harmony has nothing to do with Bill Evans, who to my knowledge generally stayed within the prescribed chords. Larry has found his own way to not walk a bass line per se but, within our texture, still play the bass role. He constantly supplies shifting pedal points that serve pragmatically as the root for whatever harmony I’m suggesting. He’s totally unlike Evans‘ Scott Lafaro [sic], who soloistically vied with the piano, often not supplying a root. Larry gives a bottom end to the harmony that allows me any possibility. You’ll hear his constant inventiveness on a simple form like „Nice Pass.“ Listen only to Larry ‚behind‘ me here: his playing is melodically compelling in and of itself, yet acts as an anchor to my solo at the same time.

    Aus der Invektive geht Mehldau also direkt zum Erläutern der Funktionsweise seines Trios über – und das finde ich auch wiederum interessant, denn diese Art Erläuterung direkt von Musikern kriegt man ja nicht so häufig. Hier ist das erwähnte Stück:

    Nach zwei Seiten mehr über die Musik (was ich abgetippt habe, sind 1,5 Seiten) folgen nochmal fünf darüber, weshalb er nicht der Meinung sei, dass es sinnvoll sei, im Jazz von einer „Renaissance“ zu sprechen. Das geht dann wieder mehr in die allgemeine Richtung, wie das schon aus dem Essay zu Vol. 2 hervorgeht. Er haut dann auch gleich ein Mic-Drop-Statement raus: „The act of improvisation is a perpetual birthing, making a rebirth unnecessary.“ Auf den folgenden Seiten erläutert Mehldau seine Ansichten zur Essenz des Jazz, was diesen in Hinblick auf Ästhetik und Entstehungskontext möglich machte, was ihn ausmacht etc. Das kann man sehr gut lesen, aber den Einstieg mit den Erläuterungen seines eigenen Vorgehens (das oben ist der Anfang des Textes, danach folgen weitere Kommentare mit Bezug auf das Material, das auf dem Album zu hören ist) finde ich überraschend – da fällt der Denker quasi für einen Moment aus der Rolle, vergisst die Distanz zwischen dem Denken und dem Handeln (dem Klavierspielen) und lässt uns ein wenig in die Werkstatt gucken.

    Einen knappen Monat nach der Woche im Village Vanguard, die auf Vol. 4 dokumentiert ist, ging Mehldau erstmals als Solist ins Studio und nahm ein Album auf, das ich ebenfalls sehr schätze (es wäre das dritte aus den Neunzigern, das in die Liste dürfte, und bliebe auch das dritte, wenn der Rest des Trios mit Grenadier/Rossy bis in die Nuller berücksichtigt würde, denke ich).

    Im Essay (wahnsinnig klein gedruckt, dafür nur auf vier Seiten – und erstmals dreisprachig, wie bei Klassik-CDs) gibt Mehldau dieses Mal Einblick in sein Kunstverständnis, das Einverständnis, das zwischen Künstler*in und Publikum besteht. Er zitiert aus „Tonio Kröger“ und zitiert Thomas Carlyle, endet mit dem Tod als Motor allen Lebens, allen Schaffens – womit die Überleitung zu den „Elegies“ gemacht ist, dem zweiten Kapitel des Texts, der sich auf den Titel des Albums bezieht. Mingus („Goodbye Pork-Pie Hat“), Coltrane („Alabama“), Spätwerke von Bill Evans (da hat er wohl in der Zwischenzeit etwas weitergehört) oder Chet Baker werden erwähnt, mit denen sie in ihre frühen Jahre zurück weisen: „You Must Believe in Spring“ (von 1977, also vom gleichnamigen Album) und „Blame It On My Youth“ (die Version vom Film „Let’s Get Lost“ wohl – lohnt eigentlich der Soundtrack? Das dürfte eine Frage für @redbeansandrice sein) stehen Pate, Gustav Aschenbach und Adrian Leverkühn aus Thomas Manns „Tod in Venedig“ bzw. „Doktor Faustus“ ebenfalls, und Autoren wie Henry Miller, Jack Kerouac, Allen Ginsberg und William Borroughs, die „discerned that America had sold her soul as well–to a corporate Mephistopheles, ruler of an icy Cold-War hell. And the mourned–at times ecstatically–America’s loss of naiveté. (Burroughs and Ginsberg, recently departed, are two I’ll be singing elegies about for a long time.)“

    Was mich hier – und auch schon beim „racial troping“ oben wundernehmen würde: wie Mehldau diese Dinge heute sieht? Dieses beweint werdende Amerika ist ja ein sehr, sehr Weisses, auf den Körpern von hunderttausenden Sklaven gebaut. Wenn er manchen Jazz-Kritikern (kaum zu unrecht) „racial troping“ vorwirft, würde man ja hoffen, dass er da selber nicht blind ist?

    Im Essay folgt das längste Kapitel über „Romantic Freedom“ – allerdings mit einem Fragezeichen versehen. Da gibt es nun einen Überbau, via Hegel, Beethoven und Coltrane kommt Mehldau von der Ästhetik zur Ethik, von der Freiheit zum Faschismus: „Art for me has everything and nothing to do with all that disturbing stuff. Confirming Wilde again, the nature of art, like philosophy, is that it comes on the scene when the shit has already hit the fan, as a kind of exalted commentary on what’s passed. Much of the the philosophy and art of this century is informed by an aching yen for some prelapsarian innocence that got sabotaged amidst humanity’s blunders (elegy). The Romantics proper summoned up a vision of the Renaissance and even Antiquity. What do we look back for?“

    Es folgt ein kurzer Absatz über die Ironie (das las man teils auch schon im Essay zu Vol. 2, aber hier gibt es das Konzentrat ohne viel Gelaber), der natürlich in der Romantik endet – „l’art pour l’art“, die Befreiung der Kunst aus teleologischen Zusammenhängen im Anschluss an die Aufklärung, Beethoven, Schlegel, Novalis. Da ist der Satz zu finden: „Whatever Postmodernism may be, in artistic matters it seems to be just this: a kind of sickness of our endless commentary within the work, on the work. We’ve grown weary of our ironies … ‚Enough!'“.

    Via Kritik des extrem kurzlebigen Jugendkultes der gegenwärtigen (1999) Popindustrie schliesst Mehldau den Kreis und kommt wieder zu dem, was für ihn Kunst ausmacht – über die Unsterblichkeit (mit Fragezeichen) zur Sterblichkeit (mit Ausrufezeichen): „Dying, being remembered, music sings an elegy to itself, beautifying the ‚everyday‘ loss around us, showing us how intimate we can be with death. So an elegy can have this purpose: To celebrate those very things that make us mortal.“

    Das ist die postmoderne Kunsttheorie eines anti-postmodernen Romantikers – oder so ähnlich. Für die Musik ist das alles ziemlich belanglos. Warum Mehldau diese Essays – oder: gerade dieses Essay hier – seinen Alben mitgeben zu müssen meinte, weiss ich nicht. Aber verdammt anregend – und manchmal anstrengend und auch ärgerlich – sind sie halt schon. Der Eindruck, den ich damals wie heute habe ist: da ist ein Künstler, der die Deutungshoheit über sein eigenes Schaffen nicht aus der Hand geben will, oder aber diese zumindest wort- und geistreich und alles in allem ziemlich klug mitzuprägen sucht.

    PS: Weil diese Mehldau-Posts viel Zeit – zum (Wieder-)Lesen und zum Schreiben – beanspruchen, höre ich zwischendurch auch wieder Joshua Redman – zweimal mit Mehldau, unten ein Bootleg unbekannten Ursprungs („USA ’94“ ist die einzige Angabe neben dem Line-Up und den drei Tracks – die CD ist 36 Minuten kurz), oben das etwas brave Album „Timeless Tales (for Changing Times)“ von 1998, auf dem neue und weniger neue „Standards“ gesucht und gefunden werden („Summertime“, „Visions“, „Love for Sale“, „Eleanor Rigby“, „How Come U Don’t Call Me Anymore“, „Visions“ usw., und natürlich der Dylan-Song, auf den der Titel anspielt). Die Band ist beide Male dieselbe wie auf „MoodSwing“. Live legt sie mehr los, vor allem Redman selbst klingt wilder, dunkler. Im Studio für das 1998er-Album ist alles wieder eher brav, die hippen Grooves von „MoodSwing“ werden reaktiviert und auf das neue Material angewandt – das zieht aber seit dem ersten Hören ziemlich an mir vorbei.

    Viel besser finde ich auch heute noch das Live-Doppelalbum aus dem Village Vanguard. Die Band ist weniger prominent – nur Brian Blade ist noch dabei, am Klavier sitzt Peter Martin, den Bass spielt Christopher Thomas – und die ganzen hippen Grooves und Licks werden nicht ausgepackt, es gibt einen Marathon, keineswegs ohne Längen – 14 Stücke, die meisten zehn oder mehr Minuten lang – aber eben auch animierter, freier, lockrer als alles, was ich aus dem Studio kenne. Schnelle Nummern, Balladen, eine tolle Version von „St. Thomas“, ein paar Klassiker („My One and Only Love“, „Remember“, „Just in Time“) und neben diversen Originals von Redman auch eins von Blade („Mt. Zion“) stehen auf dem Programm. Mein Redman-Fazit ist wenig gesichert (es bzw. seine Musik ist auch weniger wichtig für mich) als bei Mehldau, aber ich denke das hier und „MoodSwing“ können neben bzw. knapp vor „Wish“ ganz gut bestehen, den Rest brauche ich eher nicht … aber ein paar weitere sind noch da, so 2000 bis 2002 herum, aus Gewohnheit noch gekauft, aber ohne je richtig zu zünden, befürchte ich. Mal schauen, ob das Wiederhören daran was ändern wird.

    PS: Keine Angst, das war’s jetzt mit diesen Mehldau-Posts, die Neunziger sind damit um. Falls ich weiter mache (im Januar und März 2000 nahm Mehldau zur Hälfte im Trio und zur Hälfte solo das Album „Places“ auf, im September folgte Vol. 5 von „The Art of the Trio“, dieses mal ein Doppelalbum, wieder live aus dem Village Vanguard), werde ich das hier in einen anderen Faden kopieren und kann es hier allenfalls auch kürzen, wenn’s stört :-)

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    #11781619  | PERMALINK

    thelonica

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    Zu Mehldau kann ich eigentlich gar nicht wirklich was sagen: Die Auswahl der Stücke bei seinen frühen Alben (Monk, Coltrane, Beatles, bestimmte Standards…). Und dann noch „The Way You Look Tonight“. Oder die Albenreihe „The Art of the Trio“ (das mag ich gar nicht aussprechen). Das ist auf eine gewisse Art natürlich auch ein bißchen konservativ (oder artsy fartsy), fast ein Widerspruch zu seinen Worten. Okay, insgesamt sicherlich ein exzellenter Musikgeschmack bei ihm, aber manche Aussagen sollte man natürlich nicht überbewerten. Da find ich Jarrett teilweise interessanter/witziger, aber auch er wurde oft missverstanden.

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    #11782077  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich plädiere ja stets dafür, Aussagen von Künstlern zum eigenen Werk mit dem sprichwörtlichen „grain of salt“ zu nehmen. Fand es aber interessant, die Diskussion damit anzureichern, wie Mehldau sich damals positioniert hat. Das scheint mir eben – korrigiert mich bitte, wenn ihr das besser wisst! – ein ganz anderer Diskurs zu sein, als er in den 80ern geführt wurde.

    Was Jarrett angeht: ich habe bisher nicht bemerkt, dass er Ironie kann – aber auch da mag ich etwas ungerecht sein. Klar gehören seine Äusserungen und sein Verhalten bei Konzerten usw. mit zum Gesamtbild. Aber – wie bei Mehldau übrigens auch – am Ende ist es das Werk, das für mich zählt. Und da bin ich von Jarrett ja – nach einigen Auf und Abs, die teils auch hier im Forum nachzulesen sind – inzwischen schon sehr überzeugt.

    Das mit „The Art of the Trio“ war natürlich sehr vollmundig, klar. Andererseits ist schon beim Debut das Potential von Mehldau zu erkennen. Das kann bzw. wie ich finde darf auch positiv als vorausschauende Planung – und als eine seltene Form von Verpflichtung einem Künstler gegenüber durch ein (Major-)Label – gesehen werden.

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    #11782107  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windFand es aber interessant, die Diskussion damit anzureichern, wie Mehldau sich damals positioniert hat. Das scheint mir eben – korrigiert mich bitte, wenn ihr das besser wisst! – ein ganz anderer Diskurs zu sein, als er in den 80ern geführt wurde.

    ja, total, vielen dank fürs zitieren. ich kann diese positionierungsanstrengungen gut nachvollziehen, habe auch immer ernstgenommen, was mehldau musikalisch versucht hat (zuletzt habe ich in was aktuelleres reingehört, FINDING GABRIEL, das ging dann bei mir gar nicht mehr), der ist schon super interessant, aber fan werde ich wohl nie. joshua redman war für mich immer – mit verlaub – ein langweiler, obwohl ich ihn sympathisch fand (im vergleich zu james carter z.b.), er hat sich nicht aufgespielt, aber ich könnte keinen moment benennen, in dem er mich wirklich gepackt oder auch nur überrascht hätte.

    neue diskurse in den 90ern – darum ging es mir ja eigentlich auch. da würde ich nach den listen gerne nochmal nachdenken. aber momentan bin ich total überfordert von gypsys kommentaren, ich weiß gar nicht, wo ich da ansetzen könnte. und wie ich selbst meine bewegungen damals nachzeichnen soll.

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    #11782137  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, sorry, ist viel geworden :-) – ich hab im Gefolge von Allen, Moran, Ulmer usw. seit Monaten immer wieder darüber nachgedacht (vielleicht auch durch die Pandemie in eine retrospektive Stimmung gekommen) – und wir hatten ja auch schon die eine oder andere Diskussion, z.B. mit @redbeansandrice, der aus der Perspektive Jazz kennenlernen am Rhein in den 90ern wieder andere Erfahrungen gemacht hat, an die ich anknüpfen konnte.

    Mehldau wieder hören finde ich gerade ziemlich toll, aber ich bin nach dem Trio (auch noch mit Ballard statt Rossy) dann auch mehr oder weniger raus. Die Solo 4-CD-Box („10 Years Solo Live“ von 2015, Aufnahmen von 2004 bis 2014) kam noch dazu, und dann das (schwache) Bach-Album, sonst aus den letzten Jahren auch nichts mehr. Das Duo mit Redman hörten wir ja zusammen in Berlin und das war echt nicht gut.

    Redman als Langweiler kann ich nachvollziehen. Finde auf das Live-Doppelalbum trifft das nicht wirklich zu. Und es gibt auch sonst schöne Sachen, z.B. den Opener von „MoodSwing“, das Original „Sweet Sorrow“:

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    #11782139  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    Habe das Brad Mehldau Trio Ende der 90er hier

    https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_19990426_OTS0133/jazzfest-wien-superstars-austro-jazz-open-air-film

    gehört und (btw es war ein Kundentermin) mich dabei zeitnah gelangweilt ….

    Ein 2tes Mal streiffte ich den Pianisten via

    und realisierte, daß dies eine Duo Aufnahme unter Verzicht auf die Teilnahme von Brad Mehldau war …. denn es war als „Reunion“ ein Jahr nach den  Auftritten @ The Jazz Bakery, San Francisco in 1997 gedacht ….

    P.S Brad Mehldau hat eine gefestigte Fanbase in Wien und im Rahmen der Jazzkonzertreihe @ Wiener Konzerthaus tritt er de facto jährlich auf ….

    --

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    #11782143  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die „Sweet and Lovely“ habe ich ja erst dank deinem Hinweis kennengelernt – und sie steht, im Gegensatz zu den zwei Trio-CDs auf Blue Note, auch in meiner 90er-Liste oben :good:

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    #11782149  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind Die „Sweet and Lovely“ habe ich ja erst dank deinem Hinweis kennengelernt – und sie steht, im Gegensatz zu den zwei Trio-CDs auf Blue Note, auch in meiner 90er-Liste oben

    Ich hab diese Scheibe auch erst zeitverspätet über die japanische Reissue in 2015 entdeckt ….

    --

      "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
    #11782239  | PERMALINK

    thelonica

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    gypsy-tail-windIch plädiere ja stets dafür, Aussagen von Künstlern zum eigenen Werk mit dem sprichwörtlichen „grain of salt“ zu nehmen. Fand es aber interessant, die Diskussion damit anzureichern, wie Mehldau sich damals positioniert hat. Das scheint mir eben – korrigiert mich bitte, wenn ihr das besser wisst! – ein ganz anderer Diskurs zu sein, als er in den 80ern geführt wurde. Was Jarrett angeht: ich habe bisher nicht bemerkt, dass er Ironie kann – aber auch da mag ich etwas ungerecht sein. Klar gehören seine Äusserungen und sein Verhalten bei Konzerten usw. mit zum Gesamtbild.

    Cloistered in his own ego-world, isolated from even his own contemporaries, his notions go unchecked and become progressively more bizarre, yet are always put forth with incredible self-rightousness… (Mehldau)

    Diese Kommentare wurden vor langer Zeit verfasst, aber ich finde die vollkommen unnötig und aufgebläht. Von der Ausdrucksweise (Sprache) her auch grottig, ganz schlechter Stil. Das auf ’nem Major Label zu bringen ist schon dreist. Ich konnte bei Jarrett immer noch sowas wie ein Augenzwinkern entdecken, jemand der er es nicht ganz so einfach hatte (siehe Haden/Redman und Interview bei Iverson). Er ist halt aus einer ganz anderen Generation und sein Werdegang schon speziell (er hat ja fast nur mit vier-fünf Drummern gespielt, sowas z.B.). Und man musste Jarrett die richtigen Fragen stellen, bei Iverson war er sehr gesprächig. Ich hätte nie gedacht, dass er Erroll Garner oder John Lewis schätzt. Ja, da schimmert hier und da etwas Bescheidenheit durch,  man hätte gerne ein Video von diesem Interview gesehen. Die Wahrnehmung von Mehldau (falls der Text von ihm stammt) war aber wohl schon ordentlich verzerrt. Da vermisse ich die Empathie.

    --

    #11782259  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das schätzt du meiner Ansicht nach falsch ein – ich denke, für so ein Urteil solltest du erstmal den ganzen Text lesen (oder mein Versuch der Einbettung der Zitate oben berücksichtigen). Mehldaus Text (dass es seiner ist, wird oben hoffentlich klar?) ist ironisch, in vielerlei Hinsicht gebrochen, als (semi-)sokratischer Dialog aufgebaut, ich lese da eine grosse Lust und Freude am Wortgefecht heraus. Sprachliche wie moralische Kritik prallen daran (und am Label) ab. Wenn, müsste die Kritik auf einer ganz anderen Ebene angesetzt werden, auf einer Ebene der Ästhetik und des allgemeinen Kunstverständnisses. Ich habe aber überhaupt keine Lust, Jarrett und Mehldau gegeneinander auszuspielen, weder als Musiker noch als Denker (bei Jarrett weiss ich da eh viel zu wenig, in dem, was man so oberflächlich mitkriegt – Liner Notes, Rezensionen – ist ja oft mehr ein Raunen da als klare Aussagen), das führt nirgends hin.

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