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vorgarten
was bisher kaum zur sprache kommt, sind die m-base- und die zorn-ecke, die aber in den 90ern auch nicht mehr so „neu“ waren, sondern eher in einer konsolidierungsphase. und bei den junglöwen war das ja auch schon 2. generation (redman, mehdau, mcbride, wie bei gypsy deutlich wird, ich hab die alle eher ausgelassen), am ende der 90er kamen dann schon jason moran usw.
M-Base hab ich nur sehr oberflächlich mitgekriegt, das ist ja bekannt. Und Jason Moran als Leader dann auch erst in den Nullern. So richtig aufmerksam wurde ich, als das Album mit Sam Rivers erschien. Den „Soundtrack to Human Motion“ holte ich danach erst nach.
Und dass ich v.a. die zweite Generation der Young Lions kenne, ist ebenfalls bekannt. Hatte bisher nie wirklich Anlass, das zu ändern – aber an Branford Marsalis bin ich ja gerade ein wenig (gab ja noch einen Nachtrag zu „Random Abstracts“). Da ist halt das Alter relevant.
Was John Zorn angeht, hatte ich mir gestern überlegt, ob ich ein erstes Masada-Album schon in den Neunzigern kannte – ich glaube nicht. Aber die Gruppe spielte 1997 oder 1998 in beim Jazzfestival Willisau. Damals nahm ich das alles auf Kassette auf (spannte auch mal meine Mutter ein, wenn ich nicht zuhause war oder Programmieren nicht ging) … grad geguckt, 1998 war’s, hier mit Setlist:
https://www.fonoteca.ch/cgi-bin/oecgi4.exe/inet_fnbasedetail?REC_ID=206155.011&LNG_ID=ENU
So richtig bei Zorn eingestiegen bin ich erst in den Zehnern, als es hier mal einen Faden gab. 2016 war ich dann beim Zorn-Tag in Willisau, zweimal drei Sets von sechs Bands – darüber hatte ich hier geschrieben. Meine 90er-Bestenliste kommt bestimmt nicht ohne Masada aus, aber damals hätte ich mir die CDs schlicht nicht leisten können, und die eine zufällig gefundene (um den Dreh herum gekauft, vermutlich erst so um 2001/2 herum) war „Live in Tapei“ und die ist weder besonders gut noch klingt sie gut (von den damals veröffentlichten vier Live-Mitschnitten ist wohl der aus Middelheim der Klassiker, aber den habe ich erst seit ein paar Monaten hier). Noch in den 90ern habe ich vermutlich „Grand Guignol“ von Naked City gekauft – aber dass ich die Musik verstehen würde, kann ich eigentlich bis heute nicht behaupten. Das das alles (Tzadik, Avant, Hat) hochpreisige Label waren, beschränkte sich mein Erkunden auf Zufallsfunde („Cobra“ auf Tzadik war ein nächster, aber wie die Lulu-Alben auf Hat erst in den Nullern – da war ich dann schon an Derek Bailey dran, der in den frühen Nullern auf Tzadik auch schöne Alben machte – „Mirakle“ ist noch 1999 aufgenommen, kam aber auch erst 2000 und ich hab die alle zusammen erst ein paar Jahre später entdeckt, nach Baileys Tod wenn mich nicht alles täuscht, davor kannte ich von ihm nur ganz wenig).
Zu Laswell („Panthalassa“) kam noch – auch aus Willisau – Laswell/DeJohnette/Haynes/Sharp (Bill, Jack, Graham, Eliot). Das war damals ziemlich neu für mich, aber gefiel mir sehr, sehr gut.
Diese Festival-Sachen kann ich aber echt nicht mehr alle rekonstruieren. Was mir in den Sinn kommt: 1997 das Ellery Eskelin Trio mit seiner Gene Ammons/Harold Ousley-Hommage („The Sun Died), wohl die erste Begegnung mit Marc Ribot (auf CD waren das wohl die Alben mit Waits und „Los cubanos postizos“) und Kenny Wollesen. Das lief, wie Masada, rauf und runter.
Joey Baron hörte ich dann auch im Radio – sein Album „Down Home“ war eine der ersten Begegnungen mit Bill Frisell und nach der „44th Street Suite“ von McCoy Tyner wohl auch die erste mit Arthur Blythe (und das Tyner-Album die erste mit David Murray, dem ich in den 90ern aber auch noch nicht nach gegangen war).
Wenn ich im Willisau-Archiv gucke, die Festivals von 1997, 1998 und 1999 boten stets ein sehr breites Programm voller Leute, die ich im Rückblick wahnsinnig gerne gehört hätte. Damals wie gesagt ging das eh nicht, aber ich hab wohl auch mit dem Radio erst später richtig angefangen, aus den Neunzigern habe ich fast nichts, hab wohl z.B. Crispell/Peacock/Motian am selben Abend wie Laswell etc. verpasst, ebenso Roscoe Mitchell, Peter Brötzmann, Doug Hammond, Steve Coleman, Trio 3, Ulmer mit Sanders usw. – aber die allermeisten kannte ich damals schlicht noch gar nicht. Was ich noch mitschnitt und war mir damals auch gut gefiel, war Nils Petter Molvaers Khmer.
Andere Festivals, die ich im Radio so um 1998/99 herum allmählich zu verfolgen begann, waren das jazznojazz in Zürich und das Jazzfestival Schaffhausen (das vornehmlich Schweizer Musiker*innen präsentiert). Die wurden jeweils live im Radio übertragen (in der Regel erst so ab 22 Uhr, aber wenn sie es gut hinkriegten, brachten sie dann ein ganzes Set und schoben danach noch eines von früher am Abend nach, später gab’s nochmal zunächst 85minütige, später auf eine Stunde gekürzte Programm-Slots, in denen diese Aufnahmen – in der Regel ein Set pro Woche – erneut gesendet wurden, selten komplett, aber manchmal setzte ich die zwei Aufnahmen dann zusammen, die glorreichen Zeiten von Doppelkassettendecks ). Beim Jazznojazz war ich ja dann 2000 und 2001 selber, 1998 oder 1999 hörte ich von dort Pharoah Sanders im Radio … für 2022 sind Marcus Miller und Spyro Gyra die Headliner und es ist gut möglich, dass das die mit dem grössten Jazz-Content sind. Leider gibt es da kein online suchbares Archiv – selbst die (durchsuchbare) Konzertliste, die es vom Veranstalter vor ein paar Jahren noch auf deren Website gab, ist verschwunden.
Das Jazzfestival Schaffhausen hat ein Online-Archiv, aber wenn ich dort die Jahre um 1998/99 herum durchgucke, sehe ich, dass wohl erst so ab 2002 einzelnes im Radio gehört habe (2009 war ich dann mal dort, u.a. für Irène Schweizer/Pierre Favre).
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