Antwort auf: jazz in den 1990ern

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thelonica

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gypsy-tail-windIch plädiere ja stets dafür, Aussagen von Künstlern zum eigenen Werk mit dem sprichwörtlichen „grain of salt“ zu nehmen. Fand es aber interessant, die Diskussion damit anzureichern, wie Mehldau sich damals positioniert hat. Das scheint mir eben – korrigiert mich bitte, wenn ihr das besser wisst! – ein ganz anderer Diskurs zu sein, als er in den 80ern geführt wurde. Was Jarrett angeht: ich habe bisher nicht bemerkt, dass er Ironie kann – aber auch da mag ich etwas ungerecht sein. Klar gehören seine Äusserungen und sein Verhalten bei Konzerten usw. mit zum Gesamtbild.

Cloistered in his own ego-world, isolated from even his own contemporaries, his notions go unchecked and become progressively more bizarre, yet are always put forth with incredible self-rightousness… (Mehldau)

Diese Kommentare wurden vor langer Zeit verfasst, aber ich finde die vollkommen unnötig und aufgebläht. Von der Ausdrucksweise (Sprache) her auch grottig, ganz schlechter Stil. Das auf ’nem Major Label zu bringen ist schon dreist. Ich konnte bei Jarrett immer noch sowas wie ein Augenzwinkern entdecken, jemand der er es nicht ganz so einfach hatte (siehe Haden/Redman und Interview bei Iverson). Er ist halt aus einer ganz anderen Generation und sein Werdegang schon speziell (er hat ja fast nur mit vier-fünf Drummern gespielt, sowas z.B.). Und man musste Jarrett die richtigen Fragen stellen, bei Iverson war er sehr gesprächig. Ich hätte nie gedacht, dass er Erroll Garner oder John Lewis schätzt. Ja, da schimmert hier und da etwas Bescheidenheit durch,  man hätte gerne ein Video von diesem Interview gesehen. Die Wahrnehmung von Mehldau (falls der Text von ihm stammt) war aber wohl schon ordentlich verzerrt. Da vermisse ich die Empathie.

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