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AutorBeiträge
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alexischickeDer Jazz nach 1960 ist eh schlecht dokomentiert in Büchern und Filmen.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Es gibt eine ganze Reihe Dokus und Bücher zum Thema Jazz nach 1960.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...Highlights von Rolling-Stone.deWelches Equipment verwenden eigentlich…Pink Floyd?
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WerbungAuch wenn mich Free Jazz und danach kaum was auf Jazz-Gebiet interessiert, fand ich das dann auch recht schwach. Damit wäre ich bei meiner Deutschlehrerin nicht durchgekommen.
Und Wynton Marsalis ist zu einseitig. Er nervt wirklich, nicht nur bei Burns.Ich habe das im TV nahezu komplett gesehen. Natürlich bin ich froh, daß jemand diese Serie gemacht hat. Es waren schöne Aufnahmen dabei. Man sollte nicht vergessen, daß die Serie schon 10 Jahre alt ist. Nicht jeder war (und ist es heute) so im Internet aktiv, konnte/wollte bei youtube alte Jazzfilmchen gucken. Da gab es schon starke Momente.
Aber letztlich ist es schon wieder eine vergebene Chance. Und das ist wirklich bitter.
Es ist eben KEN BURNS Jazz.Das Buch ist ganz nett, ich habe auch um die 20 Seiten gelesen. Vor allem ist es ja schön, ab und an ein alte paar Fotos anschauen zu können (z.B. Lester Young bei den Blue Devils 1932, eingerahmt von Theo Ross und Buster Smith – das kannte ich noch nicht). Das gibt mir immer ein bißchen was zur Stimmung dazu.
Was meinst Du mit der EINTEILUNG, Alex?Errol Garner kommt auch nur am Rande vor.;-)
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Ich meine die Einteilung
Blues-Ragtime-Dixieland-New Orleans-Swing-Bebop-cool Jazz-Hard Pop-Free Jazz.
Die verwendet z.b auch Herr Berendt in seinem Jazzbuch.Manche Zeitgenossen werfen all diese Musik in einem Topf und schreiben drüber „Mainstream Jazz“.Gut,dass ich nicht zu den Zeitgenossen gehöre.;-)
Der Wynton Marsalis hat schon Ahnung von Jazz.Wohl mehr als ich und gypsy,oder? Er spielt ja auch einige Stücke vor.
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WMs Problem ist nicht, dass er keine Ahnung hat…
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.alexischicke
Der Wynton Marsalis hat schon Ahnung von Jazz.Wohl mehr als […] gypsy,oder?Das bezweifel‘ ich. Ganz ehrlich!
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"There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur IIIAlex: Wynton Marsalis ist in seiner Meinung nicht nur sehr festgelegt, er läßt auch nicht gern andere Meinungen gelten. Er ist da recht dominant.
Ansonsten ist er sicher ein „netter Kerl“, guter Musiker, Jazzkenner usw.
Das steht ja auch nicht so zur Debatte, meine ich. Zumal ihn hier wohl kaum jemand persönlich kennt.Jetzt weiß ich auch, was Du mit Einteilung meinst!
Ja, das geht sicher in Ordnung. Letztlich ist das alles ja Jazz, egal wie das heißt. Aber es ist sicher leichter, wenn da ein paar Schubladen gefunden werden. Man kann dann leichter eine grobe Richtung finden und diskutieren.
Und es ist sicher auch gut für den Verkauf. Muß der geneigte Kunde nicht so lange suchen und eventuell Musik hören, die ihm dann vielleicht nicht gefällt …
Hat eben alles mindestens zwei Seiten.Nicht wieder die Sache mit dem mainstream!
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Das mit der Ahnung vom Jazz würde ich so nicht bei Wynton Marsalis sehen.
Ohne gypsy damit zu nahe treten zu wollen, den Kosmos von ihm und WM kann ich gar nicht überblicken und traue beiden daher auch immens viel zu.
Aber gypsy hat für mich schon mal den Vorteil (neben seiner „Verfügbarkeit“ usw.), daß er über Meinungen anderer nachdenkt und ggf. seine eigene korrigieren kann.
Das Empfinden habe ich bei Wynton Marsalis nicht. Wobei ich seine Ausführungen auch seit Jahren nicht mehr verfolge. Vielelicht ist er ja inzwischen „altersweise“ geworden.Ich habe das jetz mal kurz gehalten, weil ich meine, darüber nicht fünf Seiten schreiben zu müssen/sollen. Meine Grundeinstellung läßt sich auch so herauslesen.
Und Lobeshymnen auf gypsy werden ja nicht nur von mir ab und an gestreut, da reduziere ich dann auch mal.;-)--
alexischickeIch meine die Einteilung
Blues-Ragtime-Dixieland-New Orleans-Swing-Bebop-cool Jazz-Hard Pop-Free Jazz.
Die verwendet z.b auch Herr Berendt in seinem Jazzbuch.Manche Zeitgenossen werfen all diese Musik in einem Topf und schreiben drüber „Mainstream Jazz“.Gut,dass ich nicht zu den Zeitgenossen gehöre.;-)
Der Wynton Marsalis hat schon Ahnung von Jazz.Wohl mehr als ich und gypsy,oder? Er spielt ja auch einige Stücke vor.
Du solltest im Falle Berendts aber bedenken, wann er seine beiden wichtigsten Bücher über den Jazz geschrieben hat. Er hat diese später nicht mehr selbst aktualisiert sondern man hat das von Verlagsseite aktualisieren und fortschreiben lassen. So hast du dann bei Berendt den logischen Bruch ab etwa 1960/70.
Nenn‘ doch mal die Zeitgenossen, die über alle Jazz-Stile den Begriff „Mainstream Jazz“ setzen. Ich habe das Gefühl, dass dich das irgendwie verfolgt.
In der mir bekannten Literatur wird Mainstream Jazz eigentlich immer relativ präzise umrissen und zeitlich ebenfalls sehr genau eingegrenzt. Insgesamt bezeichnet er ein Revival (vor allem Swing) seit den mittleren 1950s quasi als Abgrenzung zu neuen Strömungen.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...was ich übrigens neulich in alten Jazz Podium Heften aus den 50ern ziemlich bemerkenswert zu lesen fand, war wie klar Behrendt die Kette bis Hard Bop schon zu dieser Zeit formuliert hat (während andere der Autoren Philly Joe Jones in Miles erstem Quintet für den heruntergekommenen Jo Jones hielten, solche Sachen…); keine Mainstreamdebatte mehr, aber ist doch klar, dass für eine Einordnung nicht nur zählt, was man macht, sondern auch wann man es macht, Vorreiter ist nur der erste und vielleicht noch der zweite… natürlich weiß Wynton Marsalis Sachen über Jazz, die dir und gypsy immer verschlossen bleiben werden – das ändert aber nichts daran, dass seine verbalen Äußerungen ihn als dämlich und borniert erscheinen lassen – davon, jemals Trompetensoli wie er über How High The Moon zu spielen, davon könnt ihr nur träumen – das heißt aber nicht, dass man irgendwas auf seine jazzhistorischen Ergüsse geben muss…
in Sachen:
Blues-Ragtime-Dixieland-New Orleans-Swing-Bebop-Cool Jazz-Hard Bop-Free Jazzklar ist Ragtime irgendwie isoliert und gut abgegrenzt, mit Blues ist das schon schwieriger, wenn man die Liste streng chronologisch sieht, wird es zweifelhaft, die Trennung Dixieland/New Orleans hat mich noch nie so richtig überzeugt, klar ist da was dran, aber wenn ich abwäge ‚was die Unterscheidung bringt‘ vs ‚an wievielen Stellen sie problematisch ist‘ find ich sie nicht mehr so super – ich hatte immer das Gefühl, dass diese Trennung zu einer Zeit eingeführt wurde, als noch niemand abschätzen konnte, wie weit und breit sich der Jazz entwickeln würde, dass man sie im Nachhinein eher nicht mehr gemacht hätte… klar, Swing war der nächste Schritt und auch Bebop war nochmal wirklich was anderes … die Unterscheidung Bebop/Cool/Hard Bop ist dann schon wieder ziemlich schwer, ich fänd es ähnlich natürlich, den Bebop Begriff aufzuweichen, so dass John Lewis, Birth of The Cool… drunterfallen, und den Rest vom Cool Jazz in ein Swing Revival mit Bop Anleihen zu packen… wie dem auch sei, jenseite von New Orleans, Swing, Bop, Free find ich diese Unterteilung nicht übermäßig überzeugend…
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.Ja Schluss mit der Mainstream Debatte!
Die Unterteilung beschreibt das auch nur grob.Aber wird halt in der Jazzliteratur verwendet,irgendwo muss man ja die Musik einordnen.
Diese Doko vertritt jedenfalls die Aufassung,zum aktuelleren Jazz äußert sie sich überhaupt nicht.Der letzte Teil beschreibt den Niedergang des Jazz,nach Ellingtons und Armstrongs Tod die in fast allen Teilen vorkommen.
Muss aber sagen,dass ich von neueren Jazz der letzten 20 Jahre auch wenig Ahnung habe.Die Musik hat sich immer weiter und schneller weiterentwickelt.
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alexischickeJa Schluss mit der Mainstream Debatte!
Die Unterteilung beschreibt das auch nur grob.Aber wird halt in der Jazzliteratur verwendet,irgendwo muss man ja die Musik einordnen.
Wir sollten das hier nicht weiter Vertiefen aber zum Weiterlesen bzw. Verständnis des Begriffs empfehle ich das Kapitel From Swing To Bop und dort insbesondere den Teil Revival And Mainstream Jazz aus dem sehr guten Band A New History Of Jazz von Alyn Shipton, der seit 2007 in überarbeiteter und erweiterter Fassung vorliegt.
alexischickeDiese Doko vertritt jedenfalls die Aufassung,zum aktuelleren Jazz äußert sie sich überhaupt nicht.Der letzte Teil beschreibt den Niedergang des Jazz,nach Ellingtons und Armstrongs Tod die in fast allen Teilen vorkommen.
Die Qualität der Reihe wurde hier zu Recht bemängelt aber man sollte bedenken, dass die Doku fürs deutsche Fernsehen stark gekürzt wurde. Das sollte man in der Diskussion bedenken, falls man nur die dt. TV-Fassung gesehen hat.
alexischickeMuss aber sagen,dass ich von neueren Jazz der letzten 20 Jahre auch wenig Ahnung habe.Die Musik hat sich immer weiter und schneller weiterentwickelt.
Sprichst du im letzten Satz von Jazzmusik oder von Musik im Allgemeinen? Falls du von Jazz sprichst, würde ich dir nämlich widersprechen.
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Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...alexischickeHard Pop
Das ist, wenn Dippermouth mit einer Morgenerektion erwachte? :lol:
nail75WMs Problem ist nicht, dass er keine Ahnung hat…
:lol:
katharsisDas bezweifel‘ ich. Ganz ehrlich!
Nicht übertreiben bitte – siehe:
tejazzDas mit der Ahnung vom Jazz würde ich so nicht bei Wynton Marsalis sehen.
Ohne gypsy damit zu nahe treten zu wollen, den Kosmos von ihm und WM kann ich gar nicht überblicken und traue beiden daher auch immens viel zu.
Aber gypsy hat für mich schon mal den Vorteil (neben seiner „Verfügbarkeit“ usw.), daß er über Meinungen anderer nachdenkt und ggf. seine eigene korrigieren kann.
Das Empfinden habe ich bei Wynton Marsalis nicht. Wobei ich seine Ausführungen auch seit Jahren nicht mehr verfolge. Vielelicht ist er ja inzwischen „altersweise“ geworden.Ich habe das jetz mal kurz gehalten, weil ich meine, darüber nicht fünf Seiten schreiben zu müssen/sollen. Meine Grundeinstellung läßt sich auch so herauslesen.
Und Lobeshymnen auf gypsy werden ja nicht nur von mir ab und an gestreut, da reduziere ich dann auch mal.;-)Lobeshymnen brauch ich nicht! Und klar, man sollte immer und überall seine Meinungen hinterfragen, sich Gedanken machen, von welchen Prämissen man ausging, um zu einer Ansicht zu gelangen, sich überlegen, ob das alles immer noch zutrifft und gegebenfalls auch alles über den Haufen werfen können.
Das gehört nunmal zum kritischen Denken mit dazu.
Dass Marsalis genau das nicht tut (siehe nails Einwurf) macht ihn so… gefährlich. Zudem hat er die grösste Finanzmacht hinter sich, die je ein Jazz-„Promoter“ (im weitesten Sinne) hatte, das Lincoln Center, die wenigen Amerikaner, die sich für Jazz interessieren, glauben zu grossen Teil wohl wortwörtlich, was er (oder Burns, der sich quasi zu seinem Helfer degradieren liess) erzählen. Das Problem ist nicht Unwissenheit sondern ideologische Festgefahrenheit. Wynton Marsalis ist für mich quasi der Neo-Con-Ideologe des Jazz (und nein, man bewahre mich vor Leo Strauss-Vergleichen, das hat dieser nicht verdient… ich denke da eher an freundliche Zeitgenossen und Dicks wie Cheney oder Rummy).
redbeansandricewas ich übrigens neulich in alten Jazz Podium Heften aus den 50ern ziemlich bemerkenswert zu lesen fand, war wie klar Behrendt die Kette bis Hard Bop schon zu dieser Zeit formuliert hat (während andere der Autoren Philly Joe Jones in Miles erstem Quintet für den heruntergekommenen Jo Jones hielten, solche Sachen…); keine Mainstreamdebatte mehr, aber ist doch klar, dass für eine Einordnung nicht nur zählt, was man macht, sondern auch wann man es macht, Vorreiter ist nur der erste und vielleicht noch der zweite… natürlich weiß Wynton Marsalis Sachen über Jazz, die dir und gypsy immer verschlossen bleiben werden – das ändert aber nichts daran, dass seine verbalen Äußerungen ihn als dämlich und borniert erscheinen lassen – davon, jemals Trompetensoli wie er über How High The Moon zu spielen, davon könnt ihr nur träumen – das heißt aber nicht, dass man irgendwas auf seine jazzhistorischen Ergüsse geben muss…
in Sachen:
Blues-Ragtime-Dixieland-New Orleans-Swing-Bebop-Cool Jazz-Hard Bop-Free Jazzklar ist Ragtime irgendwie isoliert und gut abgegrenzt, mit Blues ist das schon schwieriger, wenn man die Liste streng chronologisch sieht, wird es zweifelhaft, die Trennung Dixieland/New Orleans hat mich noch nie so richtig überzeugt, klar ist da was dran, aber wenn ich abwäge ‚was die Unterscheidung bringt‘ vs ‚an wievielen Stellen sie problematisch ist‘ find ich sie nicht mehr so super – ich hatte immer das Gefühl, dass diese Trennung zu einer Zeit eingeführt wurde, als noch niemand abschätzen konnte, wie weit und breit sich der Jazz entwickeln würde, dass man sie im Nachhinein eher nicht mehr gemacht hätte… klar, Swing war der nächste Schritt und auch Bebop war nochmal wirklich was anderes … die Unterscheidung Bebop/Cool/Hard Bop ist dann schon wieder ziemlich schwer, ich fänd es ähnlich natürlich, den Bebop Begriff aufzuweichen, so dass John Lewis, Birth of The Cool… drunterfallen, und den Rest vom Cool Jazz in ein Swing Revival mit Bop Anleihen zu packen… wie dem auch sei, jenseite von New Orleans, Swing, Bop, Free find ich diese Unterteilung nicht übermäßig überzeugend…
Von Berendt halte ich viel, auch in Unkenntnis seiner frühen Schreibereien (was ist eigentlich mit diesen Jazzpodium-Ausgaben… hab ich neulich auch mal dran gedacht, krieg ich die dereinst? Oder was war damit schon wieder? Eilt ja alles nicht, vielleicht im Herbst persönlich?).
Was Deinen Vorschlag zum Aufweichen von Bop betrifft: in diese Richtung hab ich auch schon gedacht, man kann den sogenannten Cool Jazz von Leuten wie Miles, Lewis oder dem frühen George Russell durchaus als eine Facette des Bop sehen, anderes (die Brothers, die eher mainstreamigen RCA-Sachen) durchaus als Erweiterung des Swing betrachten.
Andererseits ist der Begriff Bebop eben doch recht schön umrissen, wenn man ihn strikte auf die Jahre 1944-49 anwendet (in denen es auch noch wenig Cool Jazz gab, Tristano lass ich übrigens gern als Bopper durchgehen) und es wäre auch schade, das aufzugeben.Die Linie mit Blues und Ragtime beginnen zu lassen ist arg verkürzt, wenn man schon zum Blues zurückgeht müsste man auch die anderen Elemente berücksichtigen, Spirituals, Work Songs, Marching Band Musik (inkl. des verhassten John Philipp Souza) und anderes (wohl auch die europäische Tradition über die Oper, Verdi etc… New Orleans war der erste melting pot, in dem alles zusammenfand). Diesbezüglich will ich mich eines Tages komplett durch Allen Lowes tolle „Devilin‘ Music“ CD-Boxen und Booklets arbeiten, da wird in vielerlei Hinsicht völlig quer gedacht und verknüpft. Soweit ich da hereingelesen und -gehört habe (etwa die ersten drei CDs der ersten Box) fand ich das enorm anregend und faszinierend. (Seine Blues-Box wäre dann das nächste, aber die hab ich noch nicht.)
Was nun Dixieland und New Orleans betrifft: da ist doch die Reihenfolge vertauscht? New Orleans sind die Hot Fives, Luis Russell… dann folgte der Zug nach Chicago (schon King Oliver reiste dahin) und ich hab das irgendwie so im Kopf, dass Dixieland eben die Musik aus dem Süden (südlich der Mason-Dixon-Line ist eben Dixieland) ist, wie sie dann aber nicht nur im Süden sondern in Chicago und wenig später auch in New York gespielt wurde… und das bald auch von Weissen (bemerkenswert etwa der Zirkel um Eddie Condon, der bis in die 50er in Condons Klub und einer langen Reihe von Konzerten in der New Yorker Town Hall Dixieland-Musik erster Güte gespielt hat).
Die Revivals setzen dann schon Ende der 30er ein, als Bunk Johnson wiederentdeckt wurde. Es entstanden auch Label, die das dokumentierten und in den 50ern und bis in die frühen 60er zog sich das weiter, auch Atlantic und Riverside begannen, diese „alte“ Musik zu dokumentieren, in teilweise schon fast an ethnologische Studien erinnernder Feldforschung. Gleichzeitig spielte in New York in den 50ern z.B. auch mal Roy Eldridge in einem Dixieland-Setting, Kid Ory und Red Allen tauchten wieder auf, nahmen für Norman Granz neue Alben auf… und irgendwann tauchte selbst Earl Hines wieder auf (und Roy Eldridge war neben Coleman Hawkins an den tollen „Grand Reunion“ Aufnahmen für Limelight beteiligt). Um all das zu fassen scheint mir „Mainstream“ eben doch ein sehr geeigneter Begriff zu sein (das ist eben die erste Bedeutung aus der oben geführten Diskussion – die zweite mag man verwerfen, man verzeihe es mir aber, wenn ich nicht gänzlich drauf verzichten mag).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaMarsalis hatte eine eine klassische Ausbildung als Trompeter.Er nahm diverse Klassikalben auf.Er spielte bei den Jazz Messengers von Art Blakey,da konnte ja auch nicht Hinz und Kunz spielen.Also scheint auf seinem Instrument gut zu sein.Die wenige Musik die ich von ihm habe hat mich bisher nicht umgehauen.
Mit Miles Davis hatte er in den 80ern eine Auseinandersetzung,kann schon sein,dass er deswegen bei Ken Burns Jazz nicht so viel vorkommt.
Trotz aller Kritik gibt die Doko einen guten ersten Einblick in die Welt des Jazz.Ich kenne weiteren Jazzdokos.Aber sie ist von 98 und aus heutiger Sicht sicherlich veraltet.Die Jazzforschung hat sich ja weiter entwickelt.Die Hintergründe um Marsalis sind mir nicht so bekannt.
Der Jazz hat sich in den letzten 20 Jahren zunehmend mit andern Musikarten vermischt wie Rap,Hip Hop.Auch der Computer findet zunehmend Einsatz in der Jazzwelt.Kenne mich aber mit dem Jazz nach 1970 wenig aus,vielleicht sollte man darüber mal eine Doko machen.Da gibst sichelrich auch führende Vertreter.
Ich bin prinzipell jeder Jazzart aufgeschlossen, man muss sich halt immer einarbeiten.
Stell dein Licht nicht unter dem Schefel,Gypsy! Du hast viel auf dem Kasten!!
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Klar ist Marsalis rein technisch gesehen ein hervorragender Trompeter – aber das ist mir sowas von egal. Technik allein reicht im Jazz nicht, seine ganzen Imitiertricks machen das auch nicht besser… dass er als Jüngling mit Blakey spielen konnte (doch, das konnte ziemlich jeder, denn die waren alle noch jung, Blakey hatte meist einfach den richtigen Riecher und hat sich sehr talentierte Leute geholt, die bei ihm wohl mehr gelernt haben als man in jeder Jazzschule lernen kann… den Erfolg scheint er bei Wynton nicht gehabt zu haben, sonst wäre dieser bestimmt anders rausgekommen) heisst noch nicht besonders viel.
Keith Jarrett hat übrigens eine lange Fehde gegen Marsalis geführt (ich glaub das endete dann irgendwann, wohl um die Zeit, als Jarrett sich wegen seines chronic fatigue syndrome zurückgezogen hatte) – und es bestanden nie Zweifel, auf welcher Seite man da zu stehen hatte, bei aller (potentiellen) Abneigung, die man gegen Jarrett auch hegen mag.
Die Entwicklung des Jazz ab den 70ern – atom das schon angetönt – ist nicht unbedingt vielfältig. Irgendwie schon, aber irgendwie auch nicht. In erster Linie ist es die Geschichte einer Zersplitterung, es gibt keinen Haupstrom mehr, wie ihn die Stil-Epochen-Reihe oben andeutet.
Free Jazz und den frühen Jazz Rock sehe ich letztlich als gar nicht so unähnliche Versuche, musikalische Freiheit zu gewinnen – allerdings vor völlig unterschiedlichem soziokulturellen Hintergrund. Was danach folgte, ist schwierig zu fassen… eigentlich lief alles irgendwie weiter, es gab noch bis in die 90er oder 00er Jahre aktive Swing-Musiker, es gab und gibt den einen oder anderen survivor aus der Bebop-Ära (Lou Donaldson etwa), auch ein paar der Hardbop-Junkies hatten wundersam lange Leben (Freddie Redd und Butch Warren weilen noch unter uns, Freddie Hubbard verstarb erst kürzlich, Sonny Rollins – so man ihn als Hardbopper sehen mag – ist auch noch aktiv), von den jüngeren Musiker sind natürlich erst recht noch viele unter uns – aber viele haben ihren Stil geändert, sind aus der Avantgarde in einen wie auch immer zu definierenden Mainstream „zurückgekehrt“ – ich denke da etwa an Archie Shepp, der allerdings schon immer Bezüge zu Ellington und dem Blues in seiner Musik hatte. Ornette Coleman und Cecil Taylor mögen da die grossen, enigmatischen Ausnahmegestalten sein, die unbeirrt ihren Weg verfolgten… daneben gibt es natürlich viele andere, weniger bekannte Musiker. Diese Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen (die in der schnellen Entwicklung des Jazz – sagen wir mal von 1925 bis 1965 – eh schon angelegt ist) hat auch in nachfolgenden Generationen zu grosser Vielfalt geführt… es gibt junge Avantgarde-Musiker (und immer mehr Musikerinnenn), es gibt Mainstream-Musiker im weitesten Sinne (darunter fast alle young lions, inkl. Marsalis), es gibt allerlei Experimente an den Rändern… aber die grosse Frage bleibt, ob’s was Neues gab und gibt… ich bin da eher skeptisch, denn mit sich ändernden Mitteln (Ikue Moris iBook statt Dr. Patrick Gleesons analoge Synthesizer) entsteht keineswegs automatisch neue Musik. Vieles, was sich im Bereich des elektrischen Jazz so getan hat etwa, wirkt geradezu zahm, wenn man Miles Davis‘ Musik aus der Mitte der 70er danebenstellt. Verschmelzungen mit diversen „ethnischen“ Musiken gab’s auch schon längst, das fängt schon bei Leuten wie Yusef Lateef an, John Handy mit Ali Akbar Khan und Buddy Rich mit Alla Rakha gab’s schon in den 60ern (und schon in den 50ern gab’s Olatunji und andere) – und ob neuere Experimente wirklich organischer geraten sind, ist wieder eine andere Frage.
Ich will damit keineswegs sagen, es gäbe heute keinen guten Jazz mehr – ganz im Gegenteil, in meiner Liste hab ich ja auch einiges drin aus den 90ern und 00ern. Auch bin ich ziemlich schnell, in solchen Debatten heutiges zu verteidigen – unabhängig davon, ob’s musikalisch neu ist, es gibt vieles, was ich für gültig halte, was in einem abgesteckten Rahmen zu eigenem Ausdruck findet und schlicht und ergreifend gute Musik entstehen lässt.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #157: Benny Golson & Curtis Fuller – 12.11.2024 – 22:00 / #158 – 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaAlso wenn ich mir „Cherokee“ von der Village Vanguard Box anhöre,
fliegt mir jedes mal neu das Blech weg. In solchen Momenten ist es
mir ziemlich egal, welcher Konfession Wynton angehört.--
Free Jazz doesn't seem to care about getting paid, it sounds like truth. (Henry Rollins, Jan. 2013) -
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