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hier nochmal, zum dritten, vierten Mal, die drei langen Live-Stücke von 1956 von hier:
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaMuss jetzt natürlich auch wieder sein, nach all der Zeit mit Brown/Roach … obwohl die Lust gerade so gross ist, mit Roachs Aufnahmen für Mercury nach Browns Tod fortzufahren. Vielleicht morgen dann …
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGekauft in Athen, auf Klassenfahrt in den späten Neunzigern, wenn mich nicht alles täuscht … ich mag das Album sehr gerne, dass Burrell die Gruppe (mit Byrd, Coltrane und Chambers als hartem Kern, der auf einigen Sessions zusammen anzutreffen ist) zum Sextett macht, dass Horace Silver und Philly Joe Jones (statt Red Garland und Art Taylor) dabei sind führt zu einem ganz anderen Klang … und dass Chambers Stücke originell und gut strukturiert sind – mit Intros, Tags, manchmal ungewöhnlichen Formen – hilft natürlich auch … das hebt sich alles ziemlich stark von den blowing sessions à la Prestige ab, die Coltrane damals zu machen begann.
Es läuft allerdings nicht die Einzel-CD (die hat ein neues Heim bei clasjaz, wenn ich mich nicht täsuche? :wave:) sondern CD 1 des Mosaic Select, aus dem gestern zur Nacht schon das Jazz West-Album im Quartett mit Coltrane, Kenny Drew und Philly Joe lief, das ich auch sehr gerne mag (@Clau und Vinylisten: „High Step“ – klick, klick – suchen, die Doppel-LP aus den Siebzigern, enthält das Jazz West-Album, die ganze Transition-Session sowie Kostproben aus „Whims of Chambers“ weil die beiden anderen Sessions allein etwas kurz gewesen wären).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaSchon vor dem tragischen Unfalltod von Clifford Brown und Richie Powell und Monate vor „Sonny Rollins Plus 4“ war eine Art Roach-Combo unter Rollins‘ Leitung im Studio für Prestige und nahm „Work Time“ auf – das Kerntrio von Rollins/Morrow/Roach war auch die Rumpf-Band, mit der man zunächst weiter auftrat, bevor Donald Byrd und Wade Legge als erste Ersatzmusiker dazukamen. Hier sitzt allerdings Ray Bryant am Klavier (schade, nichts gegen Bryant, aber Richie Powell war doch ein frischer, viel zu selten gehörter Pianist). Rollins ist hier am Anfang einer unglaublich produktiven Phase, spielt mit grösster Souveränität, einem Rhythmus wie man ihn wohl nur von Louis Armstrong kennt, mit unglaublich tollem, körnigem Ton, einer Attacke, die einem immer wieder den Atem raubt – und natürlich mit einem beeindruckenden Ideenreichtum. Das ging so weiter bis Anfang 1959, dann zog Rollins sich zurück, um erst Anfang 1962 wieder aufzunehmen.
Das erste Album nach dem Unfall entstand im September 1956 für Mercury, „Max Roach + 4“, mit Kenny Dorham und erneut Bryant. Die Arrangement sind straffer, die Stücke weiterhin eher kurz (eine neunminütige Version von George Russells „Ezz-Thetic“ ist die Ausnahme, sonst dauern sie fünf bis etwas über sieben Minuten). Straffer heisst auch: abwechslunsreicher. Es wird weniger drauflosgespielt, es gib weniger Standards und die gewählten sind schlau organisiert, nicht einfach „blowing vehicles“. So setzt Roach in einem höllisch schnellen „Just One of Those Things“ immer wieder aus, Rollins spielt seine erste Version von „Body and Soul“ … ein rundum gelungener Start in eine neue Phase von Roachs Karriere, in der er immer mehr zum Leader wird, weniger Sideman-Auftritte absolviert als zuvor, und wenn er dies tut dann meist im Rahmen der „Roach-Familie“: so nahmen Sonny Rollins, Booker Little, Abbey Lincoln, Tommy und Stanley Turrentine alle Alben mit der Roach-Combo auf, die unter ihren Namen erschienen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaDie nächsten Sessions fanden wieder unter Rollins‘ Namen statt, Anfang Oktober und Anfang Dezember für Prestige, dann Mitte Dezember für Blue Note. Bei der ersten Session kehrte der erste Ersatzpianist zurück, Wade Legge, ein guter aber völlig unbekannter Pianist, der u.a. auch mit Dizzy Gillespie und Mingus gearbeitet hatte. „Sonny Rollins Plays for Bird“ präsentiert die Gruppe mit Material, das nicht zum regulären „book“ gehörte – Standards und Originals aus dem Repertoire von Charlie Parker, aber auch ein grosses Balladen-Showcase in „I’ve Grown Accustomed to Her Face“ zum Auftakt, sowie Rollins‘ Original „Kids Know“.
Im Dezember wurde das Kerntrio – Rollins/Morrow/Roach – durch Kenny Drew zum Quartett erweitert, „Tour de Force“ hiess das Album, das den Grossteil seiner letzten Prestige-Session enthielt. Wir hören den für Rollins inzwischen üblichen Mix aus Originals und Standards, letztere meist rare Exemplare, oftmals Songs, welche er erst für den Jazz entdeckt hatte.
Ein paar Jahre später legte Prestige noch „Sonny Boy“ nach – die Kuh musste wie üblich bis über den letzten Tropfen hinaus gemolken werden. Das hiess in dem Fall: die drei Originals von „Tour de Force“ recyclen und je ein zuvor unveröffentlichtes Stück von den beiden Sessions draufpacken, „The House I Live In“ (im Stil des Miles Davis Quintetts über einen Two-Beat präsentiert, Rollins unheimlich charmant) vom November und „Sonny Boy“ vom Dezember. Die beiden Tracks gab es später natürlich als Bonustracks auf den CD-Reissues der zwei Alben, aber auch „Sonny Boy“ wurde in Fantasys Original Jazz Classics-Reihe nochmal aufgelegt (auch auf CD, was dann ja schon etwas absurd ist).
Die kommenden beiden Jahre nahm Rollins weiterhin Unmengen von toller Musik auf – mit Roach und auch ohne Roach. Er schloss keinen Exklusivvertrag mehr ab sondern veröffentlichte Alben bei Blue Note, Riverside, Contemporary, Metrojazz und Period. Das erste Album dieser zweiten Hälfte von Rollins‘ erster grosser Phase erschiend bei Blue Note, „Sonny Rollins“ oder auch „Sonny Rollins Volume One“ (da war Blue Note ja notorisch inkonsistent, in diesem Fall scheint „Volume One“ sich erst später eingebürgert zu haben, als es eben auch ein „Volume Two“ gab). Diesmal war keine klassiche Roach-Combo am Werk, aber Rollins und Roach waren ebenso dabei wie der Trompeter Donald Byrd, der ja als Nachfolger von Clifford Brown mit der Combo gespielt hatte. Die beiden weiteren Musiker waren Wynton Kelly (ich bilde mir ein, einige Parallelen zwischen ihm und Richie Powell zu hören) und – seltsame Wahl, aber das gab’s damals bei Blue Note ebenso wie Prestige noch ab und zu – Gene Ramey am Bass, der Kansas City-Musiker, der u.a. mit Lester Young und Jay McShann gespielt hatte – aber eben auch mit Charlie Parker, Thelonious Monk (mit dem er für Blue Note auch aufgenommen hatte) und Miles Davis. Das Repertoire besteht dieses Mal fast nur aus Originals. Neben vier Rollins-Kompositionen ist die einzige Fremdkomposition „How Are Things in Glocca Morra“, ein Song von Burton Lane/Yip Harburg. Nicht Rollins‘ feinste Stunde (von den Blue Notes zählt da erstaunlicherweise ja eigentlich eh nur der Mitschnitt aus dem Village Vanguard dazu, Rollins war keiner, der unter Lions Fittichen mehr aufblühte als anderswo, eher im Gegenteil scheint mir) aber ein weiteres schönes Album aus einer Phase, als Rollins grundsätzlich alles zu gelingen schien.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy tail wind
Das erste Album nach dem Unfall entstand im September 1956 für Mercury, „Max Roach + 4“, mit Kenny Dorham und erneut Bryant. Die Arrangement sind straffer, die Stücke weiterhin eher kurz (eine neunminütige Version von George Russells „Ezz-Thetic“ ist die Ausnahme, sonst dauern sie fünf bis etwas über sieben Minuten). Straffer heisst auch: abwechslunsreicher. Es wird weniger drauflosgespielt, es gib weniger Standards und die gewählten sind schlau organisiert, nicht einfach „blowing vehicles“. So setzt Roach in einem höllisch schnellen „Just One of Those Things“ immer wieder aus, Rollins spielt seine erste Version von „Body and Soul“ … ein rundum gelungener Start in eine neue Phase von Roachs Karriere, in der er immer mehr zum Leader wird, weniger Sideman-Auftritte absolviert als zuvor, und wenn er dies tut dann meist im Rahmen der „Roach-Familie“: so nahmen Sonny Rollins, Booker Little, Abbey Lincoln, Tommy und Stanley Turrentine alle Alben mit der Roach-Combo auf, die unter ihren Namen erschienen.
Interessant dass Roach nicht bereits mit diesen beiden Starsolisten an eine „pianolose“ Formation dachte – so wie er sie wohl spätestens durch die Aufnahmen mit Rollins und Pettiford im Jänner 1958 von „The Freedom Suite“ zu schätzen lernte …. es wäre übertrieben zu sagen, dass Bryant hier „stört“, aber schon das nächste (im Zeitlablauf nach der vorerwähnten Session für Riverside) Album auf EmArcy “ The Max Roach 4 Plays Charlie Parker“ zeigt wie Roach diesen neuen Freiraum zu füllen und nützen vermag ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpopeInteressant dass Roach nicht bereits mit diesen beiden Starsolisten an eine „pianolose“ Formation dachte – so wie er sie wohl spätestens durch die Aufnahmen mit Rollins und Pettiford im Jänner 1958 von „The Freedom Suite“ zu schätzen lernte …. es wäre übertrieben zu sagen, dass Bryant hier „stört“, aber schon das nächste (im Zeitlablauf nach der vorerwähnten Session für Riverside) Album auf EmArcy “ The Max Roach 4 Plays Charlie Parker“ zeigt wie Roach diesen neuen Freiraum zu füllen und nützen vermag ….
Wobei die Initialzündung fürs klavierlose Trio (oder Quartett/Quintett) ja wohl die Formation ohne Brown/Powell war, nicht erst von Rollins erfunden wurde. Mag jedoch sein, dass Rollins es war, der sie zuerst bewusst wählte – übrigens schon im März 1957 für seine Invasion in Brubecks Territorium der Cowboy-Songs (;-)), „Way Out West“ (das jedoch mit Roach nichts zu tun).
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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Aus gegebenem Anlass :
Sonny Rollins Trio „Freedom Suite“ (CD Riverside Victor Japan VDJ-1520)
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)
soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy tail windWobei die Initialzündung fürs klavierlose Trio (oder Quartett/Quintett) ja wohl die Formation ohne Brown/Powell war, nicht erst von Rollins erfunden wurde. Mag jedoch sein, dass Rollins es war, der sie zuerst bewusst wählte – übrigens schon im März 1957 für seine Invasion in Brubecks Territorium der Cowboy-Songs (;-)), „Way Out West“ (das jedoch mit Roach nichts zu tun).
Mir ist der zeitliche Zusammenhang zwischen der „Freedom Suite“ Session und der folgenden (IMO unterschätzten) „The Max Roach 4 Plays Charlie Parker“ eigentlich erst vorhin bei Stöbern wieder aufgefallen …
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpope“The Max Roach 4 Plays Charlie Parker“
So weit war ich ja noch gar nicht … bleibe immer wieder hängen, jetzt geht aber gerade die erste Blue Note in den Player. Und der Opener ist schon klasse, rein vom Stück her, dieser Stottergroove, ganz einfach gehalten – denke mal das ist den Messengers abgeschaut (das tat ja auch Roach ab und zu mal, „Blues Walk“ noch mit Brownie etwa, eine klasse Aufnahme).
Was mir auch grad auffällt: Wynton Kelly scheint hier etwas dunkler zu klingen als sonst – und Byrd bekommt das auch ganz gut, es herrscht wirklich eine Art Messengers-Stimmung hier, in der seine Trompete sich natürlich bestens einfügt, aber auch mit Chiaroscuro-Wirkung ausbrechen kann. Das ganze aber – und das meinte ich oben – wirkt eben doch stark Blue Note/Lions-mässig, und Rollins war nicht der Mann dafür. Er denkt – das klingt jetzt wohl dämlich – grösser, als es bei Blue Note üblich war, das etwas klischierte Blues-lastige engt ihn etwas ein.
Allerdings spielt Roach hervorragend, auch wenn er stellenweise ebenfalls anders zu spielen scheint. Ich will jetzt hier gar keine seltame Theorie aufstellen oder gar Lion mit Eicher vergleich und unbotmässige Beeinflussung vorwerfen (was eh absurd ist, denn die dürfen mit ihren Labeln machen, was sie wollen, sie mögen was verpassen, sie mögen – das betrifft dann allerdings noch viel stärker die Produzenten der Westküste – daran mitschuldig sein, dass mach tolle Band, manch grosser Solist nicht adäquat dokumeniert wurde, aber sie leiten ja auch kein Archiv sondern ein Unternehmen, das auch etwas Gewinn abwerfen muss, um überhaupt weiter existieren zu können). Aber dennoch, die drei Rollins-Studio-Alben für Blue Note sind ein wenig anders als der Rest seines Werkes aus den Jahren – und live, im Village Vanguard, wo Rollins ja sowieso völlig befreit, nahezu entgrenzt, aufspielt, ist das alles wieder vergessen (auch wenn die Musik dort durch das Trio-Format wiederum eine gewisse Strenge erhält).
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für mich ist powell ja der große wermutstropfen des roach quintets. ich komme wirklich überhaupt nicht auf ihn klar, aber ich müsste mal wieder nachhören, warum eigentlich nicht.
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vorgartenfür mich ist powell ja der große wermutstropfen des roach quintets. ich komme wirklich überhaupt nicht auf ihn klar, aber ich müsste mal wieder nachhören, warum eigentlich nicht.
Ich erinnere mich – kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, aber so ist das halt manchmal. Für meine Ohren klingt er frisch, ohne die Frohnatur Kellys zu haben (den ich überaus schätze). Auch hält er sich von Blues-Klischees ziemlich fern (die Falle, in die in den Fünfzigern viel zu viele gute Pianisten viel zu oft trappten, und nicht bei allen klingt das dann trotzdem so gut wie bei Sonny Clark oder eben bei Kelly). Aber ich habe mir zu Richie Powell nie gross Gedanken gemacht, mehr kann ich spontan gar nicht zu ihm sagen, er hat für mich einfach auf Anhieb gepasst und tut das immer noch.
Und ich muss nachtragen: Bryant hält sich auf dem Roach-Album in Sachen Blues-Klischees sehr zurück – und gefällt mir ziemlich gut! Ich mag ja ein paar seiner Alben sehr gerne (v.a. „Alone with the Blues“), aber er gehört für mich zu den erwähnten Pianisten, die zu oft in die Falle gingen).
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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gypsy tail windIch erinnere mich – kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, aber so ist das halt manchmal. Für meine Ohren klingt er frisch, ohne die Frohnatur Kellys zu haben (den ich überaus schätze). Auch hält er sich von Blues-Klischees ziemlich fern (die Falle, in die in den Fünfzigern viel zu viele gute Pianisten viel zu oft trappten, und nicht bei allen klingt das dann trotzdem so gut wie bei Sonny Clark oder eben bei Kelly). Aber ich habe mir zu Richie Powell nie gross Gedanken gemacht, mehr kann ich spontan gar nicht zu ihm sagen, er hat für mich einfach auf Anhieb gepasst und tut das immer noch.
Und ich muss nachtragen: Bryant hält sich auf dem Roach-Album in Sachen Blues-Klischees sehr zurück – und gefällt mir ziemlich gut! Ich mag ja ein paar seiner Alben sehr gerne (v.a. „Alone with the Blues“), aber er gehört für mich zu den erwähnten Pianisten, die zu oft in die Falle gingen).
ad Richie Powell : ist jetzt auch kein Pianist, der mich besonders berührt …. ist ihm aber öfter bei Anderen gelungen, wie mal Harold Land zu berichten wusste „Richie was a little busy with the ladies. He had harems in almost every city“ :teufel:
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)„Brilliant Corners“, Monks grossartiges Album mit Sonny Rollins und Max Roach, lasse ich hier mal weg, stattdessen als nächste Station Kenny Dorhams „Jazz Contrasts“ (Riverside, rec. Mai 1957) mit Rollins, Roach, Oscar Pettiford (der auch bei Monk dabei war und bei Rollins und Roach wieder auftauchen sollte, soulpope war grad da) sowie Hank Jones. Auf zwei Stücken setzt Rollins aus, dafür stösst Betty Glamann (nicht Glamman, wie die Keepnews Collection aber auch die Rollins-Box „The Freelance Years“ – wo die Stücke ohne Rollins fehlen – sie schreibt!) an der Harfe dazu. „I’ll Remember April“ hatte schon im Roach/Brown-Quintett eine erstklassige Behandlung erhalten, hier gibt es ein tolles kurzes Intro von Oscar Pettiford und dann präsentieren Dorham und Rollins im Wechsel das Thema, derweil die Rhythmusgruppe in jedem Chorus für ein paar Takte in einen Latin-Vamp fällt … das Tempo ist halsbrecherisch, doch Dorham legt ohne mit der Wimper zu zucken los. Was Roach alles bei der höllischen Geschwindkeit noch alles hinkriegt, macht ziemlich sprachlos … und Pettiford ebenfalls. Morrows Rolle im Quintett war es wohl, den Beat zu halten, den Boden zu geben – aber wenn einer das tut und dann noch mehr bringt, gibt das noch einen zusätzlichen Kick. Rollins klingt hier wie schon im öffnenden „Falling in Love with Love“ – die beiden langen Stücke füllten die erste Seite des Albums – etwas zögerlich. Er hebt nicht sofort ab, setzt immer wieder neu an, lässt sich viel Zeit – was durchaus faszinierend zu hören ist. Nicht immer ist alles gleich da, manchmal braucht es seine Zeit, und Rollins lässt sie sich (ganz so, wie Lee Konitz oder ein paar der grossen Chicagoer – Roscoe Mitchell etwa – sich auch die Zeit nehmen konnten, bis da da war – wenn da nicht da ist, kann man es eben nicht erzwingen, Jazz ist immer auch Arbeit, mit den Fingern, mit der Lunge und wenn man ihn so spielt wie Rollins, auch mit dem Geist). Sehr toll dann aber wieder das Schlagzeugsolo von Roach, teils mit Begleitung von Oscar Pettiford – etwas, was man in Zukunft bei Roach öfter hören sollte).
Die Idee hinter den Harfenstücken verstehe ich nur so halb … aber gut, „Larue“ ist schon sehr hübsch, klingt zwar gar arg nach „What’s New“, aber Dorhams Ton ist spitze und passt recht gut mit der Harfe, die gegen Ende des Solos, als es zwar rhythmisch ein wenig holprig wird, single notes zupft, bevor die zum abschliessenden Thema wir in klischierte Arpeggien fällt. In „My Old Flame“ gibt es dann Rollins und Harfe, im kurzen „But Beautiful“ nochmal Harfen-Arpeggios ohne Rollins, und dann zum Abschluss folgt noch das rasante „La Villa“, wieder im Quintett mit Rollins und ohne Harfe. Und in „My Old Flame“ ist Rollins phantastisch – klingt zwar immer noch leicht detaché, aber sein Solo hat es in sich, gemeisselte Phrasen mit klug gesetzten Pausen, dann ein Growl … und dazwischen die Phrase, die vermutlich Coltrane zu „Like Sonny“ inspiriert haben dürfte (habe ich – 3:23-3:32 – gerade zum ersten Mal wahrgenommen, keine Ahnung, ob das Motiv bei Rollins sonst noch öfter auftaucht, mir fiel es bisher nie auf).
Weiter geht es jetzt mit mit den nächsten Roach-Sessions für Mercury (nach Abbey Lincoln steht mir der Sinn ja eher selten, „That’s Him!“, das in der Freelance Years-Box von Rollins enthalten ist, wird also übersprungen). Im März 1957 entstand der Grossteil von „Jazz in 3/4 Time“, das wie der Titel andeutet, dem Dreier-Takt gewidmet ist – damals noch selten gespielt, Brubecks rhythmische Innovationen standen auch erst bevor. Auf „Sonny Rollins Plus 4“ gab es ja bereits „Valse Hot“, das hier in einer neuen Einspielung zu hören ist, auch „The Most Beautiful Girl in the World“ hatte Sonny Rollins bereits 1956 für „Tenor Madness“ eingespielt. Es fand sich auch auf dem Roach-Album, entstand aber im Rahmen der „Max Roach + 4“-Sessions.
Drei Stücke von den drei Sessions im März 1957 (übrigens mit Billy Wallace am Piano und gemäss diesem in LA aufgenommen, als die Band auf Tour war) landeten später auf einem Japan-Album („Max Roach + 4 & More“), zusammen mit der ganze ersten Session mit Hank Mobley am Saxophon, eine Stück von seiner zweiten (deren Rest auf „Max Roach 4 Plays Charlie Parker“ landete) und „Deeds Not Words“ vom Newport-Konzert von 1958 (der Track gab dann Roachs Riverside-Album vom September 1958 den Namen). Die Mono- und Stereo-Versionen von „3/4 Time“ wichen übrigens ab (mono: 6 Stücke, inkl. gekürzte Version von „Lover“; stereo: komplettes „Lover“ aber ohne „Blues Waltz“ und „The Most Beautiful Girl in the World“). „Valse Hot“ ist hier das Kernstück, es dauert über 14 Minuten – so lange wie bisher mit Abstand keine Roach-Aufnahme im Studio gedauert hatte.
Im Dezember fanden in New York die nächsten zwei Sessions statt, wie erwähnt mit Hank Mobley und diesmal ohne Klavier, aus „Max Roach + 4“ war „Max Roach 4“ geworden. Die erste Session erschien wie gesagt erst später in Japan, von der zweiten landeten drei der vier Stücke auf dem Album „Max Roach 4 Plays Charlie Parker“, das vierte auf der Japan-LP (und zwei der drei veröffentlichten kamen in mono mit gekürzten Drum-Intros daher).
Fertig gestellt wurde die LP erst im April 1958, als die Band sich wieder verändert hatte: Dorham war weiterhin dabei, aber an Mobley Stelle spielte nun George Coleman und Nelson Boyd (wie es scheint der Widmungsträger von Miles Davis‘ „Half Nelson“). Erst im Sommer 1958 fand Roach in Art Davis seinen neuen kongenialen Bass-Partner (der zudem dem Vorgänger Morrow und auch dem zweitweiligen Ersatz Bob Boswell weit überlegen war).
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #163: Neuentdeckungen aus dem Katalog von CTI Records (Teil 2), 13.5., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba -
Schlagwörter: Ich höre gerade..., It's about the melody stupid, Jazz, Tagebuch
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