Re: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Schon vor dem tragischen Unfalltod von Clifford Brown und Richie Powell und Monate vor „Sonny Rollins Plus 4“ war eine Art Roach-Combo unter Rollins‘ Leitung im Studio für Prestige und nahm „Work Time“ auf – das Kerntrio von Rollins/Morrow/Roach war auch die Rumpf-Band, mit der man zunächst weiter auftrat, bevor Donald Byrd und Wade Legge als erste Ersatzmusiker dazukamen. Hier sitzt allerdings Ray Bryant am Klavier (schade, nichts gegen Bryant, aber Richie Powell war doch ein frischer, viel zu selten gehörter Pianist). Rollins ist hier am Anfang einer unglaublich produktiven Phase, spielt mit grösster Souveränität, einem Rhythmus wie man ihn wohl nur von Louis Armstrong kennt, mit unglaublich tollem, körnigem Ton, einer Attacke, die einem immer wieder den Atem raubt – und natürlich mit einem beeindruckenden Ideenreichtum. Das ging so weiter bis Anfang 1959, dann zog Rollins sich zurück, um erst Anfang 1962 wieder aufzunehmen.

Das erste Album nach dem Unfall entstand im September 1956 für Mercury, „Max Roach + 4“, mit Kenny Dorham und erneut Bryant. Die Arrangement sind straffer, die Stücke weiterhin eher kurz (eine neunminütige Version von George Russells „Ezz-Thetic“ ist die Ausnahme, sonst dauern sie fünf bis etwas über sieben Minuten). Straffer heisst auch: abwechslunsreicher. Es wird weniger drauflosgespielt, es gib weniger Standards und die gewählten sind schlau organisiert, nicht einfach „blowing vehicles“. So setzt Roach in einem höllisch schnellen „Just One of Those Things“ immer wieder aus, Rollins spielt seine erste Version von „Body and Soul“ … ein rundum gelungener Start in eine neue Phase von Roachs Karriere, in der er immer mehr zum Leader wird, weniger Sideman-Auftritte absolviert als zuvor, und wenn er dies tut dann meist im Rahmen der „Roach-Familie“: so nahmen Sonny Rollins, Booker Little, Abbey Lincoln, Tommy und Stanley Turrentine alle Alben mit der Roach-Combo auf, die unter ihren Namen erschienen.

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