Ich höre gerade … Jazz!

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  • #8467041  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Auch die Session mit Freddie Hubbard (er ist nur auf den ersten drei von sechs Stücken zu hören) beginnt eher verhalten, das Augenmerk liegt auf Balladen, Hubbard spielt schön, ist aber 1958 noch sehr jung und klingt für mich noch nicht so recht nach Hubbard … aber egal, Coltrane spielt mit wunderschönem Ton, die Rhythmusgruppe (wieder mit Taylor) ist toll, besonders Garland glänzt immer wieder, sei es mit kurzen Intros, Einwürfen während Coltranes Soli oder auch mit seinen seinen eigenen Soli. Chambers ist sehr präsent mit seinem satten Ton (und ja, ich mag seine Arco-Soli), während Taylor naturgemäss eher im Hintergrund agiert.

    Ohne Hubbard (der zu allem Unglück in „Then I’ll Be Tired of You“ auch noch verstimmt ist) geht dann etwas mehr: Latin-Rythmen in „Bahia“, Uptempo in „Goldsboro Express“ und zum Abschluss ein entspanntes „Time After Time“ (nicht Cindy Lauper – dig that, Miles!).

    Mal schauen, womit ich weitermache … den Garland-Sessions mit Coltrane und Byrd oder den Sessions mit Wess, Quinichette, Mobley etc. Wohl zunächst mal die Garland-Aufnahmen, die passen grad am schönsten.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
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    #8467043  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    CDs 3 und 4 – in umgekehrter Reihenfolge, weil ich grosse Lust auf „All Morning Long“ hatte, den letzten Track der ersten Session der Band, der am Anfang von CD 4 steht. Die zweite Session endet dann wieder mit einem tollen, langen Blues, „Lazy Mae“. Garland soliert meist zuerst und es gelingt ihm mühelos, die Stücke in Gang zu bringen, einen starken Swing aufzusetzen. Es folgen Coltrane und Byrd, die von Garland aufmerksam und recht altmodisch (im besten Sinne, einfühlsam, auf den Solisten zugeschneidert) begleitet werden. Am Bass ist nicht Paul Chambers sondern George Joyner (Jamil Nasser), der erdiger spielt, weniger virtuos, als Solist gewiss nicht so viel zu bieten hat wie Chambers – der Musik aber einen tollen, bluesigen Klang gibt – allerdings scheinen Taylor und er stellenweise nicht so recht zu harmonieren. Aber das ist Nörgelei auf hohem Niveau, denn Coltrane ist phantastisch – die Sessions entstanden gegen Ende seiner Monate mit Monk, während denen er sich enorm entwickelt hatte -, sein Ton eine Offenbarung, und Garland ist ebenfalls in bester Verfassung. Byrd lässt sich seinerseits nicht lumpen – ich mag ihn in dieser Zeit wohl am allerliebsten, auch wenn seine Blue Notes (v.a. jene mit Pepper Adams, aber auch die späteren mit Sonny Red und das eine mit Wayne Shorter und Herbie Hancock) ebenfalls schön sind.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8467045  | PERMALINK

    Anonym
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    Vielen Dank für die weiteren Erläuterungen zu Wess und Quinichette; meine Frage zu Davis und Dorham war natürlich etwas unbeleckt, nur ein erster Eindruck nach dem Dorham-Hören, dass er wohl ein „Konkurrent“ gewesen sein könnte.

    Blues to BechetSchönes Album. Traneing in, ein Jahr zuvor (1957) in gleicher Besetzung aufgenommen, ist mbmn noch besser.

    „Traneing In“ habe ich heute gehört, ja, auch sehr mitreißend, dennoch war ich bei „Settin‘ The Pace“ etwas überwältigter. Aber das sind ja alles nur erste Eindrücke, jedenfalls merke ich, dass ich bisher viel zu wenig den früheren Coltrane gehört habe. Auf „Traneing In“ ist jedenfalls abermals berückend, wie phantasiereich selbst in den kleineren Begleitungen das Quartett spielt, wunderbar die Vorgabe von Chambers in „Slow Dance“ und wie Coltrane ohne jede Affektiertheit lange Phrasen anschließt, Garlands Tupfer, die dann auch Raum für ein paar wunderbare Perlereien bekommen, einfach und unaufdringlich zum Schluss seines Solos herausgetragen. Und toll, wie dann Chambers in die langen Töne geht bei Coltranes nächstem Solo. Und Taylor, wenig aufdringlich, ist doch überall da. – „Soft Lights And Sweet Music“ ist dann ein schönes rauschendes Schlussstück, auch Garland wieder mit umso beeindruckenderen Girlanden, aber eigentlich machen sie da alle in toller Einheit ein großes Girlandenfest.

    Jetzt:

    Das lässt sich sehr gut an!

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    #8467047  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    :sonne:

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8467049  | PERMALINK

    newk

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    #8467051  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8467053  | PERMALINK

    blues-to-bechet

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    Medeski, Martin & Wood – Tonic

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    Bald in diesem Theater: - BtBs Top 100 Filme - Top 100 des Barock
    #8467055  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    CD 4 der „Interplay“-Box mit der kompletten Wheelin‘ & Dealin‘ Session unter Leitung von Mal Waldron … die Diskussion darüber hat mich ja überhaupt dazu angeregt, mal wieder in Coltranes frühe Aufnahmen reinzuhören!

    Wunderbar schon der Auftakt – und enorm der Kontrast im Bass. Ich glaub ich mag Doug Watkins am Ende eben doch lieber als Chambers, sein Ton ist phantastisch (und er spielt auch wirklich Bass!), sein Timing ebenso, und seine Walking-Linien gleich dazu…

    Für alle Interessierten hier die Liste der Solisten, wie sie im Booklet der Box steht:

    DEALIN‘ (alt. take)
    Wess (fl), Quinichette (3:33), Coltrane (5:17), Wess (ts; 6:32)

    DEALIN‘
    Solo sequence as above

    WHEELIN‘ (alt. take)
    Coltrane, Quinichette (1:20), Wess (sax, 2:04), and continuing in that sequence until the piano solo

    WHEELIN‘
    Solo sequence as above

    ROBBINS‘ NEST
    Wess (fl), Quinichette (4:31), Coltrane (7:49)

    THINGS AIN’T WHAT THEY USED TO BE
    Wess (fl), Quinichette (2:45), Coltrane (3:37), Quinichette (4:29), Coltrane (5:19)

    Angaben ohne Gewähr, bin erst im ersten Track, aber dort stimmen sie jedenfalls – und ich finde es völlig klar, welcher Solist Quinichette ist und welcher Wess. Muss gelegentlich mal die mittelprächtige „Tenor Conclave“ nachhören, ob ich Al & Zoot auseinanderhalten kann, weiss ich auch nicht, schon lange nichts mehr von den beiden gehört, aber ansonsten dürfte das klar sein, genau wie bei Griffins „Tenor Conclave“.

    Der Übergang von Q zu Trane im Alternate Take von „Dealin'“ ist allerdings tricky, denn Coltrane beendet die letzte Phrase von Quinichette und es gibt da einen kurzen, recht seltsamen Moment.

    Wunderbare Session jedenfalls, ich liebe Waldrons Telegramm-Stil und mit ihm und Watkins klingt Taylor ähnlich gut wie mit Garland und Chambers, aber mich dünkt der Beat von Watkins (und der von Waldron) wirken sich sehr positiv auf Taylors Tempi aus. Ach ja … „Baby, It’s Cold Outside“ :liebe: (Quinichette, bei 4:40 im zweiten Take von „Dealin'“). Wess spielt dann aber das wohl beste Solo des Stückes.

    „Wheelin'“ ist dann die grosse tenor battle, Wess blüht auch hier wieder auf – im zweiten Take ist er in grosser Form. Quinichette öffnet sein zweites mit einem Zitat von Cole Porters „Anything Goes“ (2:56) – aber es ist Wess, der hier absahnt … anything goes, er phrasiert mit unglaublicher Sicherheit, klingt sogar mal rasch wie sein Basie-Kollege Eddie „Lockjaw“ Davis (4:12). Quinichettes nächste Passage (4:37) ist dann allerdings ebenfalls grandios. Waldron phrasiert dann ebenfalls viel sicherer und es gibt ein paar sehr schöne Reaktionen von Tayor (die Rimshots). Insgesamt phantastische Musik hier – das Highlight der Session wohl und ein ganzes Stück besser als der erste Take!

    Der Alternate Take ist etwas weniger gut, Quinichette scheint in seinem ersten Solo manchmal etwas neben den Schuhen, spielt aber dennoch mit viel Gefühl. Waldron stapelt seine Linien zu Pyramiden, aber der Beat kommt ihm streckenweise etwas abhanden, bevor er sich wieder fängt … allerdings zieht das Tempo enorm an, Watkins walkt nicht mehr, er rennt. Im Master scheint das Tempo von Beginn an etwas rascher zu sein und danach weniger (oder nicht?) anzuziehen – aber das ist im Master Take auch wirklich egal, denn er ist phantastisch!

    „Robbins‘ Nest“ ist eine Komposition, die Illinois Jacquet mit seinem Pianisten Sir Charles Thompson (geadelt von keinem geringeren als Pres) komponiert hat. Wess spielt das Thema auf der Flöte – ich denke, er war der beste der frühen Jazzflötisten, egal was Linda Shank oder Herbie Manns Brustfell dazu sagen würden … sein Ton ist sehr schön, sein Spiel modern, chromatisch (grad im Vergleich mit Herbie Manns wesentlich begrenzterer Technik!). Er brauchte ja bekanntlich lange, um Basie zu überzeugen, dass er Flöte spielen durfte in dessen Band, aber es hat sich auf alle Fälle gelohnt! Quinichette öffnet mit einer typischen Phrase, einem scheinbar zweifelnden Gestus, lässt sich viel Zeit, spielt eine grossartige Bridge im ersten Chorus (5:02-5:19), baut im zweiten Chorus weiter auf, streut ein paar beinah-Zitate ein, öffnet seinen Ton im dritten Chorus richtiggehend, streut dann ein Zitat aus „Without a Song“ ein (6:56). Coltrane setzt ebenfalls mit einem Zitat ein: „Violets for Your Furs“, eine Ballade, die er auf seinem Debut-Album aufgenommen hatte. Auch hier ist sein Ton wieder überraschend – im September 1957 hatte er – nach dem Rauswurf bei Miles im Mai – seine Drogensucht überwunden und schon einige Wochen mit Monk geübt und live gespielt und er wirkt selbstsicher, phrasiert weitgehend sicher und eben: spielt mit einem wunderschönen Ton! Hier gefällt mir allerdings wohl Quinichette am besten. Waldron scheint in seinem Klaviersolo schon etwas an Ellington zu denken. Watkins spielt ebenfalls ein schönes Solo – er fiel schon davor manchmal auf, besonders während Quinichettes Solo.

    Ellington macht dann den Schlusspunkt: Sohn Mercers Klassiker „Things Ain’t What They Used to Be“, eine äusserst eingängie Blues-Nummer. Wie schon im Outro von „Robbins‘ Nest“ spielt Wess in seinem Flötensolo ein paar Phrasen mit einem leichten „buzz“ – später begannen Flötisten (Lateef etwa, einer der wenigen, die Wess in Sachen Ton das Wasser reichen konnten, auch Kirk) diese Technik soweit auszubauen, dass sie beim Spielen ihre Stimme einsetzten und mitsummten. Quinichette spielt erneut ein tolles Solo, sein Ton singt, ist weniger brüchig als üblich, er zitiert „Stormy Weather“ (ab 3:10). Coltrane spielt seinerseits mit wunderbarem Ton ein paar schöne Blues-Chorusse und es ist wunderbar, ihn und Quinichette im Wechsel zu hören (ich will wohl gleich noch „Cattin‘ with Coltrane & Quinichette“ hören!).

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    #8467057  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Das Album entstand im Mai 1957, im selben Monat also, als Coltrane sein erstes Album als Leader einspielte – er ist noch nicht ganz so sicher wie im Herbst auf „Wheelin‘ and Dealin'“, auch Quinichette kommt nicht überall zurecht – er war kein Bebopper, in Waldrons „Anatomy“, das auf „All the Things You Are“ beruht, fühlt er sich hörbar unwohl und als er bei 3:16 einen falschen Ton spielt, hört man, wie er zu sich selbst sagt: „come on!“ – aber viel besser wird’s nicht, auch in der Bridge (3:18-3:24) liegt er daneben. Den zweiten Chorus kriegt er dann allerdings besser – sogar mit einer tollen Phrase in double time – hin (aber nicht ohne Fehler).
    Es gibt auf dem Album ein Stück ohne Coltrane „Exactly Like You“ und ein weiteres, das als Bonustrack auf der CD-Ausgabe erschienen ist, „Tea for Two“. Auf ihnen präsentiert sich Quinichette in bester Form. Die Rhythmusgruppe – Mal Waldron mit Julian Euell und Ed Thigpen – ist hier eher erdig denn agil, was zu Quinichette und seinem sicheren Beat bestens passt. Auch im öffnenden Blues „Cattin'“ ist er entspannt und sein Beat konstrasiert schön mit Coltranes viel freier rhythmisierten Phrasen.
    Das Highlight ist wohl „Sunday“, in dem Quinichette mit berückendem Ton das Thema spielt. Auch Coltrane soliert wunderbar hier, zitiert im zweiten Solo eins seiner Lieblingsstücke, „Dearly Beloved“ (4:48).
    „Vodka“ beruht auf „Yesterdays“, Coltrane soliert zuerst, Waldron zitiert Gershwins „It Ain’t Necessarily So“ (ab 5:51). Das Thema von „Tea for Two“ wird über einen Latin Beat präsentiert, die Soli werden dann aber in straightem 4/4 gespielt. Quinichette spielt lange Linien, die hart am Beat zu kleben scheinen, löst sich allmählich, fängt an, mit seinem Ton zu arbeiten – sehr schön.

    Neben „Wheelin‘ and Dealin'“ kann diese Session nicht bestehen, aber sie ist mir dennoch sehr lieb, bei allen Mäkeln … und es muss auch festgehalten werden, dass „Wheelin‘ and Dealin'“ von allen Jam Sessions, die Coltrane für Prestige gemacht hat, ziemlich klar die beste ist (die Alben mit Tommy Flanagan – „The Cats“ – und Kenny Burrell mal ausgenommen, die auch auf der „Interplay“-Box zu finden sind, weil Coltrane eben Co-Leader und nicht Sideman war).

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #8467059  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    „Interplay for 2 Trumpets and 2 Tenors“, das Album, das der Interplay-Box ihren Namen gab … eine tolle Band, Idrees Sulieman mag ich besonders gerne (ich hörte ihn zum allerersten Mal auf „The Cats“ mit Coltrane, Burrell und Flanagan), Webster Young hat selber auch ein schönes Prestige-Album gemacht mit Quinichette, Burrell, Waldron, Joe Puma und Earl May … Puma, der Aussenseiter der Gruppe, taucht seinerseits auf den Flöten-Sessions von Herbie Mann und Bobby Jaspar auf, und so schliesst sich der Kreis zum Aussenseiter hier, dem Belgier Bobby Jaspar, der vom Sommer 1956 bis im Winter 1957 als Mitglied des J.J. Johnson Quintet in den USA wirkte (ob er im März noch in der Band war, weiss ich grad nicht, die letzten Aufnahmen sind vom Februar). Coltrane wirkt hier auch nicht überall überzeugend, Taylor sitzt leider auf einem quiekenden Hocker … aber die Band ist interessant und das Ergebnis auf jeden Fall hörenswert, wenngleich nicht gänzlich gelungen. Die schönste Nummer ist vermutlich Waldrons Ballade „Soul Eyes“, die in einer siebzehnminütigen Version zu hören ist.

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    #8467061  | PERMALINK

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    gypsy tail wind
    Für alle Interessierten hier die Liste der Solisten, wie sie im Booklet der Box steht

    Die Liner Notes von Ira Gitler sind aber doch nicht so detailliert, hast Du ein anderes Booklet? Ich höre das Album jetzt gerade immer wieder und immer wieder – und es ist mir mindestens 27(000) Mys über „Traneing In“ -, und wenn das hier stimmt und es stimmt sicher,

    WHEELIN‘ (alt. take)
    Coltrane, Quinichette (1:20), Wess (sax, 2:04), and continuing in that sequence until the piano solo

    ist Coltrane ein Hexenmeister in seinem zweiten Solo, wie er da Wess‘ Ton aufnimmt (bei den Zeiten gibt es bei mir hier übrigens einige kleine Verschiebungen).

    Nachdem ich jetzt an Take 2 von „Wheelin'“ schon lange hänge, wird heute nur noch Zeit für Take 1 sein. Danke für all die Details! „Wheelin‘ and Dealin'“ ist wohl mein Jazz-Album des Jahres (neben Dixons „Envoi“, auch wenn das schon etwas zurückliegt), es wurde auch Zeit.

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    #8467063  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Die Auflistung stammt aus der Diskographie des Büchleins in der „Interplay“-Box (die ich abgebildet habe). Dort gibt’s einen oder zwei Texte, dann eine Diskographie, und danach alle originalen Liner Notes (inklusive Abbildungen der Cover, weshalb es mich auch nicht schmerzte, all die einzelnen CDs weiterzureichen). Das sind sehr schön gemachte Boxen („Fearless Leader“ mit den Leader-Sessions, „Interplay“ mit den Jam-Sessions und „Side Steps“ mit den Sideman-Aufnahmen).

    Die Zeitangaben sollten für den Alternate Take einigermassen passen (ganz kleine Verschiebungen sind sicher möglich, vielleicht auch ein Fehler im Booklet), für den Master sind sie natürlich anders, aber die Reihenfolge ist die selben (genaue Zeiten sind auch im Booklet nicht mehr angebeben).

    Schön, dass Dir „Wheelin‘ and Dealin'“ so gut gefällt!

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    #8467065  | PERMALINK

    atom
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    --

    Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos...
    #8467067  | PERMALINK

    asdfjkloe

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    gestern wieder David S. Ware mit dem 3CD-Set Live In The World…

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    #8467069  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Bei den meisten Jam-Alben, an denen Coltrane mitwirkte, zeichnete Mal Waldron für die Kompositionen und die Leitung zuständig. Hier fiel diese Rolle an Hank Mobley, der zwei Originals beisteuert, „Bob’s Boys“ (gemeint sein dürfte Bob Weinstock) und das Titelstück.

    Die Solo-Charts:

    JUST YOU, JUST ME
    Bridge im Thema: Sims (4 Takte)/Mobley (4 Takte)
    Solos: Mobley, Sims (1:37), Coltrane (2:43), Cohn (3:51) (je 2 Chorusse à 32 Takte), nach dem Piano-Solo in gleicher Reihenfolge je 16 Takte, dann 4 Takte für 3 Chorusse
    Bridge im Thema: Cohn (4 Takte)/Coltrane (4 Takte)

    TENOR CONCLAVE
    Intro und Bridge im Thema (Anfang und Ende): Mobley, Coltrane, Sims, Cohn (je 2 Takte)
    Solos: Mobley, Sims (2:24), Cohn (3:59), Coltrane (5:31), nach den Piano-, Bass- und Drum-Solos: Mobley, Coltrane (4 Takte für 1 Chorus), Cohn, Sims (4 Takte für 1 Chorus)

    HOW DEEP IS THE OCEAN?
    Cohn – Piano-Solo – Sims, Coltrane (9:25) – Bass-Solo – Mobley (11:56)

    BOB’S BOYS
    Thema: Mobley (1. Mal), Sims (2. Mal)
    Solos: Coltrane, Cohn (1:42), Mobley (2:47), Sims (3:49) – Piano- und Bass-Solos – Coltrane, Cohn (4 Takte für 2 Chorusse), Mobley, Sims (6:14) (4 Takte für 2 Chorusse), dann ab 6:44 Coltrane, Cohn, Mobley, Sims (4 Takte für 4 Chorusse)
    Thema: Sims, Mobley, Coltrane, Cohn

    Hier gibt es übrigens massive Probleme mit den Tempi … in „Just You, Just Me“ sind Taylor und Chambers nicht am gleichen Ort, wenn Sims einsteigt, ist das Tempo schon ziemlich langsamer geworden, im Klaviersolo (ab 4:57) wird das Tempo dann wieder schneller.

    Coltrane ist hier, im September 1956, wohl noch nicht ganz bereit für eine solche „battle“, auch Mobley hat hie und da etwas Mühe mit dem Ton. Sims und Cohn hingegen (und ja, man kann sie auseinanderhalten, Sims ist der mit dem unglaublichen Vorwärtsdrang, dem unwiderstehlichen Drive, hat den flacheren Sound als Cohn (dessen Ton ich stellenweise jenem Quinichettes auf eine gewisse Weise für nicht unähnlich halte – er hat auch etwas „Hohles“, ich habe kein besseres Wort dafür … bei Quinichette, ich habe das oben erwähnt, gibt es die Möglichkeit, den Ton voller werden zu lassen – wohl eben diesen Hohlraum mit Volumen zu füllen – und diese Möglichkeit scheint Cohn auch zu haben, während Sims satter spielt und seinen Ton eigentlich immer füllt … ich weiss nicht, ob das Sinn macht, aber ich finde keine anderen Worte dafür). In den Fours spielt Coltrane bei 6:40 einen Lauf, der später in „Giant Steps“ auftauchen sollte.

    „Tenor Conclave“ basiert auf „Rhythm changes“, öffnet – wie Basies „Every Tub“ mit kurzen Sax-Fanfaren. Mobley zitiert Parkers „Cool Blues“ (1:50), die Rhythmusgruppe kommt während Cohns Solo (ab 3:59) dann richtig zusammen und kocht dann ganz schön. Mobley kling in seinem Solo hier recht unsicher, finde ich – sein Ton kommt auch nicht recht zur Geltung (von den vieren hier hatte er gewiss den besondersten, aber auch – man hört das auf dem Griffin-Album mit ihm und Coltrane ziemlich brutal – jenen, der am raschesten unterging in solchen Jam-Settings). Bei 6:03 spielt Coltrane rasch Dvoráks „Humoresque“ an, eins der Stücke, das schon damals einige Dutzende Male von Jazzern gecovert sein worden dürfte. Und wieder das Tempo … am Anfang des Bass-Solos (8:05) wird Taylor schneller und dann gleich wieder langsamer … aber wenn bei 9:28 die Fours einsetzen, ist das Tempo ein ganzes Stück rascher als zu Beginn.

    Die Ballade „How Deep Is the Ocean“ wird langsam angegangen, Garland gelingt es, trotz des langsamen Tempos, lebendig zu bleiben. Der Bass ist laut im Mix, man hört einige Male Chambers Finger auf den Saiten, als sei er etwas zu nah am Mikrophon. Aber die Jam-Atmosphäre gewinnt und es wird in ein funky double time Tempo gewechselt (bei 7:45, bei 7:58 hört man jemanden „Yeah!“ rufen) – schon im Piano-Solo wurde die Musik vorübergehend ziemlich funky … das war eine Spezialität von Garland/Chambers/Taylor, diese langsamen Tempi zu kochen. Sims spielt aber ein schönes Balladensolo aber im Bass-Solo von Chambers wird wieder ins schnellere Tempo gewechselt. Coltrane spielt dann ebenfalls ein sehr schönes Solo und man hört, wie er vom Mikrophon zurücktritt, um Mobley Platz zu machen. Chambers spielt hinter Mobley ein Ostinato und dieser beendet das Stück mit einer Solo-Kadenz.

    Den Abschluss macht „Bob’s Boys“, ein Blues, der ähnlich Parkers „Blues for Alice“ vom üblichen Schema abweicht. Cohn endet sein Solo mit einem Zitat aus „You Ought to Be in Pictures“ (auch diese Info habe ich aus dem Booklet, das ist von den erwähnten Zitaten allerdings das einzige, das ich nicht erkennen würde, dieses Stücke kenne ich nicht). Ein ausgeschriebenes Interlude folgt, dann Mobley … und die Phrase, die dieser bei 7:14 spielt, eins seiner typischen Motive, wird ihm von Sims postwendend zurückgespielt.

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