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vorgarten
friedrich
Compilations gelten hier wahrscheinlich als so was wie Wein vom Aldi, Tee im Beutel oder Spaghettisoße aus dem Tetra Pak. Für den nicht ganz so versierten Hörer mit begrenztem Zeit-, Raum- oder Geldbudget ist das oft aber eine gute Lösung.ich glaube, da ist keine rechtfertigung nötig. für mich sind kompilationen, abgesehen von einem schnellen ersten eindruck, eher problematisch, weil ich am ende immer nur 3 stücke oder so daraus höre, und das ist ja nicht sehr effizient
schöner hinweis auf anita o’day, die bisher überhaupt nur @gypsy-tail-wind und ich genannt habe, und das komplett ohne überschneidungen das sind dann natürlich vor allem späte alben, die als solche konzipiert sind, und du hast natürlich recht, dass man ihr frühwerk anders hören muss. von ihr stehen auf jeden fall bei mir noch einige sachen zum wiederhören bereit – gegen mein lieblingsalbum ALL TH SAD YOUNG MEN kann ich da COOL HEAT, TRAV’LIN‘ LIGHT, TIME FOR 2, SINGS THE MOST, THE LADY IS A TRAMP, AN EVENING WITH und ANITA ins rennen schicken.Kommt in meinen Ohren drauf an, wie Compis konzipiert sind. Gut gemachter Querschnitt? Thematischer, stilistischer oder chronologischer Schwerpunkt? Eine handvoll populäre Hits? Obskuritäten? Kann man alles besser oder schlechter machen … Aber egal.
Die genannte Compi versammelt 18 Tracks aus einer bestimmten Periode mit einer bestimmten Band, die heute sonst kaum noch oder gar nicht mehr erhältlich sind, insofern gibt es sowieso keine Alternative dazu. Wurde vor langer Zeit schon mal so wiederveröffentlicht.
Ja, bei Anita O’Day kann man einen deutliche Reifeprozess erkennen. Wobei die verschiedenen Phasen wohl jeweils ihren speziellen Reiz haben. Die junge, mädchenhaft kesse Anita O’Day hätte wohl kaum All The Sad Young Man singen können, zur späteren, gereiften Anita O’Day wiederum passt Let Me Off Uptown nicht so recht.
ALL THE SAD YOUNG MAN steht auch bei mir auf der Favoritenliste.
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vorgarten
friedrich
Compilations gelten hier wahrscheinlich als so was wie Wein vom Aldi, Tee im Beutel oder Spaghettisoße aus dem Tetra Pak. Für den nicht ganz so versierten Hörer mit begrenztem Zeit-, Raum- oder Geldbudget ist das oft aber eine gute Lösung.ich glaube, da ist keine rechtfertigung nötig. für mich sind kompilationen, abgesehen von einem schnellen ersten eindruck, eher problematisch, weil ich am ende immer nur 3 stücke oder so daraus höre, und das ist ja nicht sehr effizient
Kommt in meinen Ohren drauf an, wie Compis konzipiert sind. Gut gemachter Querschnitt? Thematischer, stilistischer oder chronologischer Schwerpunkt? Eine handvoll populäre Hits? Obskuritäten? Kann man alles besser oder schlechter machen … Aber egal.
ja klar. wäre mir diese kompilation nicht in die hände gefallen, hätte ich mich wohl nie (oder erst wesentlich später) für karin krog interessiert:
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Ein kleiner Abstecher in den Blues bzw. den Rhythm and Blues – Teil 1/2 mit Eddie „Lockjaw“ Davis.
Ich kenne nur zwei Alben, die mit dem Untertitel „Eddie ‚Lockjaw‘ Davis Showcases“ versehen sind: „Hear My Blues“ von Al Smith und „Person to Person“ von Mildred Anderson. Smith war ein Gospelsänger, der Lockjaw bei einer Jamsession im Key Club in Newark so sehr beeindruckte, dass er im September 1959 dieses Album mit einer leicht abewandelten Cookbook-Band (Lockjaw-ts, Shirley Scott-org, Wendell Marshall-b, Arthur Edgehill-d) organisierte (die „supervision“ lag bei Esmond Edwards). Das ist echt schön, Smith hat einen fliessenden Tenor und macht seine Sachen für einen 23jährigen, der damals noch gar kein richtiger Profi war (und das auch nicht zu werden plante), wirklich gut. Da sind Gospel-Elemente drin, auch die Musik geht oft in die Richtung von „sanctified“ Grooves, das rollt alles richtig gut. Das zweite Bluesville-Album, das er dann noch machte, muss ich mal noch in die Finger kriegen (gab’s auch als OJCCD wieder bze. wie heissen dann ja Original Blues Classics, OBCCD). Fünf der acht Songs stammen von Smith, den Auftakt machen zwei der anderen, „Night Time Is the Right Time“ und „Pledging My Love“, an zweitletzter Stelle steht die dritte Fremdkomposition, „Never Let Me Go“ (später auch Titelstück eines Blue Note-Albums von Stanley Turrentine mit Shirley Scott).
Im Januar 1960 fand die Davis/Scott-Band, jetzt mit George Duvivier am Bass (die Cookbook-Band, halt ohne Jerome Richardson, der ja bei Smith auch nicht dabei war), wieder bei Van Gelder ein, Edwards war erneut mit dabei. Im Vergleich zum goldenen Fluss von Smiths Tenor ist die Altstimme von Mildred Anderson richtiggehend ruppig, exaltiert, zupackend, und das gleich im Opener, „I’m Gettin‘ Long Alright“. Auch sie hat ein eigenes Stück dabei, „Hello Little Boy“ (sie hat ihn gemäss den Liner Notes von Dale Wright schon 1955 geschrieben), singt aber auch ein paar Klassiker wie den Titelsong oder den „Kidney Stew Blues“. Anderson war kein Neuling mehr, sie hatte 1946 die High School in Brooklyn abgeschlossen und einige Runden durch die Nachtclubs gedreht, bevor sie in den frühen Fünfzigern zur Band von Bill Doggett stiess: „It was a ball. Bill was – and is – a wonderful musician and showman and I learned a lot with him and his group.“ – Musik und Showwomanship finden auch bei Anderson sehr gut zusammen. Dafür dünkt mich, hält Davis sich etwas mehr zurück, spielt ein paar Mal mit verschatteterem Ton als üblich, hält sein meterbreites Vibrato etwas im Zaum – denn den Part übernimmt hier schon die Frau am Mirko. Und sie hat das vollkommen im Griff. Al Einflüsse nennt sie „Ella and Dinah and Hibbler“.
Das zweite Prestige/Bluesville-Album von Mildred Anderson ist dann da (sie und Smith machten je zwei – und von den Line-Ups her gehören sie jeweils zusammen), anders als bei Smith. Es entstand schon im September 1960 mit Al Sears (ts), Robert Banks (org), Lord Westbrook (g), Leonard Gaskin (b) und Bobby Donaldson (d) wieder bei Van Gelder, Ozzie Cadena hat es produziert (Smiths zweites kam schon im August, ähnliche Band, aber mit King Curtis und Jimmy Lee statt Sears und Westbrook). Das ist ein second helping, dieses Mal mit zwei eigenen Songs: „Everybody’s Got Somebody but Me“ und „Mistreater“ (wer „Hard Times“ geschrieben hat, das Esmond Edwards zugeschrieben ist, ist eine andere Frage). Auch Klassiker gibt es wieder ein paar, darunter „Roll ‚em Pete“, „That Ole Devil Called Love“, Basie/Greens „I Ain’t Mad at You“ und Lee/Barbours „What More Can a Woman Do“. Es gibt auch einen Song mehr und im Gegensatz zu der gut halbstündigen Spieldauer der beiden Lockjaw Showcases dauert dieses Album etwas mehr als 36 Minuten. Die Musik ist allerdings wesentlich weniger jazzy. Sears‘ Spiel ist robust und einfach – die Nuancen liegen bei ihm in der Tongestaltung, nicht in den Linien oder den harmonischen Tricks oder so (Davis hat das alles drauf, auch wenn er manchmal relativ einfach scheinen mag) – und die Band spielt basic Blues, Donaldson schlägt die 12/8-Beats im Opener leicht und doch scher, Westbrook spielt mit Twang, Gaskin ist rock solid, doch fehlt ihm die Eleganz von Duvivier, die auf dem ersten Album manchmal echt bestechend ist (wenn man denn drauf achtet). Aber da ist auch Platz für eine wahnsinnig schöne Ballade, „No More in Life“ (Doggett/Adams/Adams) in der Anderson richtig überzeugend ist (und Westbrook eine ganz andere Gitarre spielt als sonst). Das ist nicht schlechter – es ist vor allem anders und auf seine Art auch ziemlich super.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGestern spät hörte ich die erste CD, jetzt die zweite vom Avid-Set von Lena Horne. Los geht’s mit „Stormy Weather“ (RCA, 1957). Jazzgesang ist das wohl nicht – aber darüber, dass Horne eine klasse Sängerin war, brauchen wir hoffentlich nicht zu diskutieren! Die Stimme ist toll, Horne weiss sie einzusetzen, hat grosses Charisma, hervorragende Diktion, super Timing usw. Da sitzt wirklich alles.
Das ist auch nochmal sehr anders, als wie ich Eartha Kitt höre – obwohl ich da wirklich zu wenig weiss, aber das hört sich halt nach grosser Bühne im poshen Nachtclub an, wie wir ihn aus Filmen kenne, sowas mit dutzenden wenn nicht hunderten Tischen, Tanzfläche in der Mitte, grosser Bühne dahinter usw. Horne war das aber auch schon lange im Geschäft – mehr als zwei Jahrzehnte. Mit Jahrgang 1917 stiess sie 1933 zur „chorus line“ im Cotton Club und wirkte in den Dreissigern auch schon in ersten Filmen mit. Horne war also, als sie in den Fünfzigern ihre ersten grossen Platten machte, bereits um die Vierzig und eine gestandene Künstlerin und Performerin – und eine, die das auch nutzte und sich nicht versteckte.
Da ich gerade bei Eartha Kitt war (hier und ein paar Posts drunter nochmal), drängt sich irgendwie der Vergleich auf, und das soll nun echt kein Vorwurf an Kitt sein, aber in dem Kontext kommt es mir bei Kitt und ihrem „kitten“-Spiel halt ein wenig vor, als hätte sie, die immerhin auch schon 1927 zur Welt kam, in den Fünfzigern noch immer das Mädchen junge gespielt – von solchem Rollenspiel ist Horne sehr weit weg und wirkt auf mich ungleich souveräner.
Line-Ups zu den Bands, die Lennie Hayton auf den ersten beiden Alben leitet, finde ich nur auszugsweise (bei Bruyninckx, das ist neben Online-Diskographie die einzige, die ich in einer veralteten Version hier habe) – „Stormy Weather“ taucht dort nicht auf, aber für das zweite Album, „Give the Lady What She Wants“ (RCA, 1958), sind Sessions aufgeführt (Juni bzw. „ca mid 1958“), und da tauchen Namen wie Al DeRisi, Jimmy Maxwell, Doc Severinson, Frank Rehak, Billy Byers, Eddie Bert, Romeo Penque, Al Cohn, Eddie Caine, Danny Bank, Gene DiNovi, George Duvivier und Osie Johnson auf.
Zwischen die zwei Alben passt auch noch die EP „Lena Horne at the Cocoanut Grove“ (RCA, 1958) mit vier Stücken, darunter „The Surry with the Fringe on Top“. Die Bands klingen auch wirklich so gut, wie die Namenliste oben das ahnen macht. Die Arrangements sind aber nicht über jeden Zweifel erhaben, auch wenn für Album Nr. 2 (nicht von Horne, nur vom Avid-Set) Ralph Burns (neben Hayton) ziemlich viel arrangiert hat.
Das Live-Album (?) „Lena Horne at the Waldorf Astoria“ (gleicher Waldorf-Clan wie der von den Anthroposophen?) entstand schon im Februar 1957, ist hier aber aus Zeitgründen an den Anfang von CD 2 gestellt – und hier ist für einmal Avids LP-Transfer ziemlich ruppig, klingt etwas dumpf und die LP ist alles andere als geräuschfrei. Musikalisch ist das aber klasse, Hornes Stimme klingt halt leider auch nicht so glänzend, wie sie es verdient hätte, aber ihr Gesang ist hervorragend!
Hier ist das Orchester von Nat Brandynne zu hören, unter der Leitung von Hayton. Und von Brandwynne gibt es einen kurzen Abstecher zu Abbey Lincoln:
The band leader, his first name was Nat, at the Waldorf-Astoria, he came to visit me at the Village Vanguard and he took me to see Lena Horne at the Waldorf-Astoria, and it was a changing point in my life. I’d never seen her in person, and I’d been compared to her. They compared everybody to Lena then. Barbara McNair, Diahann Carroll.
I saw this absolutely original woman on stage who sang „Evil Spelled Backwards means Live.“ She was brilliant. Changed my life. I knew that I was never going to be anything like Lena. I was just going to be myself, like she was herself.
(S. 46 hier: https://americanhistory.si.edu/sites/default/files/file-uploader/Abbey-Lincoln-Transcription-2020.pdf)
Das Album vermittelt jedenfalls einen hervorragenden Eindruck davon, wie toll das live gewesen sein muss. Das ist Show, und auch Horne singt zwischendurch mal etwas Spanisch, die Band stompt zwischendurch kurze Segues (immer „How About You“, das machte James Brown ein paar Jahre später ja mit einem Stück von Tadd Dameron oder Morgans „The Sidewinder“ auch gerne so), das ist total mitreissend, getragen von einem hervorragenden Drummer, den man zum Glück auch bei dem zu wünschen übrig lassenden Transfer sehr gut hören kann. Und Raum für ein paar Balladen ist da auch noch – Höhepunkt für meine Ohren vielleicht das Ellington-Medley mit einem wunderschönen „Mood Indigo“, auf das „I’m Beginning to See the Light“ folgt.
Album Nr. 4 im Avid-Set ist dann „A Friend of Yours (Songs by Burke and Van Heusen)“ (RCA, 1959), für das Johnny Burke auch die Liner Notes schrieb (da ist das Avid-Set wie üblich: keine Line-Ups, keine Aufnahmedaten, dafür die Liner Notes der vier Alben, die ausser denen von Burke alle generisch und knapp gehalten sind – und ordentlich misogyne Formulierungen, die natürlich nie so gemeint waren [augenroll], enthalten: „Forget the beautiful face, the graceful hands, the fabulous clothes sense, the warmth of her eyes, the intimacy of the smile. Forget Lena Horne and just listen … and she will come right to you and lead you down the enchanting pathway of song“ schreibt John Chapman am Ende der Liners zu „Give the Lady…“ – alles sehr ambivalent, klar, denn manches, was er da in zum Glück unmöglich gewordenen Worten formuliert, spielt ja bei Gesang wirklich eine ganz entscheidende Rolle).
Die Arrangements sind hier wieder von Burns und Layton – die Line-Ups unbekannt, aber auch da sind bestimmt wieder viele erstklassige Jazzer dabei (das Altsax in „A Friend of Yours“ könnte z.B. durchaus von Phil Woods stammen?). Der Klang ist wieder besser, wie bei den Aufnahmen auf CD 1 – aber das Angebot, das solche Billig-Releases machen ist ja eh nur noch für die letzten „CD-Spinner“ (so heisst das im Forumsjargon wohl?), das kann man wohl alles auch Streamen. Im direkten Vergleich mit dem Live-Album ist das recht anders, entspannter, irgendwo zwischen Basie-Swing und Balladen. Und mir ist in Hornes Gesang hier öfter mal eine Spur zu viel und zu hartes Vibrato – aber klar, sie macht auch das wieder hervorragend; Intonation, Phrasierung usw. sind einfach perfekt, da gibt es nichts zu mäkeln. Und es gibt auch hier ein paar Songs, die mächtig Dampf entwickeln, z.B. „My Heart Is a Hobo“. Sonst sind einige der bestbekannten Songs des Komponisten-Duos dabei: „Like Someone in Love“, „But Beautiful“, „It Could Happen to You“, „Polka Dots and Moonbeams“, aber auch einige, die mir nicht weiter bekannt sind – auch repertoiremässig ein durchaus attraktives Album.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaEin kleiner Abstecher in den Blues bzw. den Rhythm and Blues – Teil 2/2 mit King Curtis.
Das ist hier jetzt schon eher off-topic, aber trennscharf ist das ja alles eh nicht (ich hörte auch gerade die zweite LP von Jimmy Witherspoon, „Kansas City Blue“, da ist Jay McShann dabei und der ganze Komplex von Moten-Basie-McShann-Parker lässt sich ja eh nicht trennen und Jimmy Rushing als vielleicht der grosse Vorläufer von Witherspoon ist da auch gleich um die Ecke … Blues, Jazz, wen kümmert’s, wenn es so gut ist?). Das erste ist eine schöne neue Entdeckung, über die ich vor ein paar Wochen im Blues-Hörfaden ein paar Zeilen schrieb – inzwischen lief das Album ein paar Male und gefällt mir wirklich gut.
Trouble in Mind – King Curtis Sings the Blues | Jazz und Soul hab ich von Curtis schon, als Bluessänger (auf „Ain’t Nobody Business“ begleitet er sich auch gleich noch selbst an der Gitarre) kannte ich ihn noch nicht … tolle Session vom April 1961, produziert von Esmond Edwards. Die Band ist bis auf eine Ausnahme Curtis‘ reguläre Combo von damals mit Al Casey (g), Paul Griffin (p), Jimmy Lewis (b) und Belton Evans (d). Dazu kommen die Stimmen von Margaret Ross, Ethel McCrea und Dorothy Jones) und der zweite Gitarrist Mac Pierce. Joe Goldberg erzählt in den Liner Notes, wie es dazu kam: seine Mutter sei in einem der Clubs, in dem King Curtis spielte, für die Garderobe zuständig gewesen und hätte ihm erzählt, dass es einer der grössten Wünsche ihres Sohnes sei, mal bei der Band reinzusitzen. Curtis: „I asked her to have him come over one night, and when he did, he just knocked me out.“ Die meisten Soli spielt Veteran Al Casey, aber Pierce ist auch dreimal zu hören. Es gibt acht kurze Tracks (zwei bis drei Minuten), darunter Klassiker wie – natürlich! – „Trouble in Mind“, „Bad, Bad Whiskey“ oder „Nobody Wants You When You’re Down and Out“, das etwas längere „Jivin‘ Time“ (mit Soli beider Gitarristen) und am Ende ein richtig langes Stück von acht Minuten „Deep Fry“, und da ist Curtis dann auch ausgiebig am Sax – hier für einmal am Alt – zu hören.
Von hier recyclet:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/ich-hoere-gerade-blues/page/171/#post-11938191Das Album kam bei Tru-Sound heraus, dem Blues-, Gospel- und Latin-Sublabel von Prestige, und auf CD dann in der Original Blues Classics-Reihe. Der Katalog von Tru-Sound ist recht schräg, da ist auch ein frühes Album vom Rhoda Scott-Trio dabei, dass auch Latin-Alben da erschienen, passt auch nicht so recht. Und warum bei Discogs nach acht Jahren Funkstille noch je ein Album Idris Muhammad (1971) und Leon Spencer (1973) gelistet sind, begreife ich auch nicht, finde bei den Album-Einträgen keinen Bezug zu Tru-Sound:
https://www.discogs.com/label/152089-Tru-Sound?sort=year&sort_order=asc—
Ernestine Allen – Let It Roll | Die zweite Runde dieser Alben – auch ein Paar wie die beiden Smith/Mildred Anderson-Paare – kenne ich schon lange, habe es aber noch nicht oft gehört. Der Hinweise darauf kam auch einst aus dem Forum, ich denke von minos? Fünf Wochen später fand sich dieselbe Band wieder bei Van Gelder ein, einfach ohne Backing-Sängerinnen und Curtis hatte nur seine Saxophone dabei – er singt nicht und spielt wohl auch keine Gitarre. Allen sang von 1947 bis 1954 mit Lucky Millinder und das ist die Sorte Rhythm & Blues, die Proto-Rock’n’Roll ist denn Bezüge zum Hard Bop aufweist. Als die Big Band-Ära Mitte der Fünfziger endgültig vorbei war, bezog Allen mit ihrer inzwischen gegründeten Familie eine Wohnung in Manhattan und arbeitete in der Buchhaltung eines der grossen New Yorker Krankenhäuser. Gelegentlich absolvierte sie Nachtclub-Auftritte – wenn es ihr mit den beiden Töchtern (einen Vater scheint’s nicht gegeben zu haben) oder dem Job nicht in die Quere kam. An einem Wochenende sass sie dann mal mit King Curtis‘ Band im Baby Grand Cafe in Brooklyn rein (es gibt von dort ein paar Blue Note-Alben von Jimmy Smith).
While nursing coffee and kicking ideas around between sets, King suggested that she record some of her favorites. He later took the matter up with Prestige and this session was arranged at Rudy Van Gelder’s studios in Englewood Cliffs, N. J.
It is quite appropriate that this package of Ernestine’s best has the title, Let It Roll. The tune was one of her biggest hits as Lucky Millinder’s vocalist. He’d written it for Ernestine and she introduced it. She is still closely identified with „Roll.“ Miss Allen recorded the song with Lucky in 1949, and it led the R and B popularity charts for many weeks. „I’ve sung it,“ she recalled with a smile, „maybe a thousand times. I still love the mood and the rhythm. They say something, something I feel.“
Ernestine recaptures that old flair and that old feeling in this album. One of her most lingering regrets, she said, was that as a band singer the leader usually dictated the selection of songs. „Here, for the first time, I am singing the music I want to sing.“
(Dale Wright in den Liner Notes)
Ein paar längst zu Jazz-Klassikern gewordene Songs finden sich auch in der Auswahl: „The Man I Love“, „Tea for Two“, „Baubles, Bangles and Beads“ oder „Love for Sale“:
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaEin Nachtrag noch zu Lena Horne – die zwei späteren Alben, die ich von ihr noch habe. Das erste entstand im Herbst 1969 zusammen mit Gabor Szabo und hiess im Original schlicht „Lena & Gabor“. Ich habe es mal auf Empfehlung von @redbeans hin gekauft, als wir es von Szabo hatten (das 1993er CD-Reissue mit anderem Cover und dem Titel „Watch What Happens!“ und leicht umgestellter Songreihenfolge: „Rocky Raccoon“ steht am Anfang der B-Seite, tauschte den Platz mit „Watch What Happens“, das die CD öffent, zudem wurden der zweitletzte Track der A-Seite und der Closer der B-Seite vertauscht, auf der CD wird „The Fool on the Hill“ vorgezogen und „In My Life“ ans Ende gestellt – weiss der Geier warum). Und das ist wirklich ein feines Album. Gary McFarland hat die Arrangements geschrieben, die Band besteht aus den besten Leuten, die damals in den Studios aktiv waren: Eric Gale und Cornell Dupree (g), Richard Tee (org), Chuck Rainey (elb), Grady Tate (d), zudem hat Howard Roberts mit seinem „Howard Roberts Chorale“ (ob’s den ausserhalb dieser Sessions gab?) einen Background-Chor arrangiert. Das Repertoire ist grossteils Pop aus der Gegenwart, Lennon/McCartnyey, Harrison, Bacharach/David, ein Song Fred Neil, einer von Aznavour (Yesterday When I Was Young, den englischen Text schrieb Herbert Kretzmer) dazwischen ein Song on Carl Sigman und einer von Bobby Scotts Soundtrack zum Film „Slave“ (auch 1969 mit Grady Tate und McFarlands Band aufgenommen – die Lyrics hat Bob Kessler beigesteuert). Das hätte auch bei CTI herauskommen können, aber dann wäre der recht dunkle und auch recht rohe Sound, den es zumindest auf meinem Reissue hat, sicherlich ordentlich glatter ausgefallen (und – bzw. auch weil: statt McFarland hätte dann wohl Don Sebesky arrangiert). Das ist definitiv mein liebstes Album von Horne, auch wenn es kaum mit den oben erwähnten, 10-12 Jahre früher entstandenen Aufnahmen vergleich bar ist.
Das letzte Album war das, mit dem ich Horne einst kennenlernte ist „An Evening with Lena Horne. Live at The Supper Club“ (Blue Note, 1995). Ein Live-Mitschnitt aus dem Supper Club in New York mit einer ordentlichen Rhythmusgruppe (Mike Renzi-p/synth, Rodney Jones-g, Ben Brown-b und Akira Tana-d), verstärkt auf fünf der sechzehn Stücke von den Bläsern des Count Basie Orchestra, also der Ghost Band, zu der damals u.a. die Veteranen Danny Turner, Kenny King, Mel Wanzo und Bill Hughes gehörten. Eine Veteranin ist natürlich Horne zu dem Zeitpunkt auch längst – ihre Stimme ist aber keine, die mit dem Alter irre persönlich wurde – das wirkt einfach sehr souverän, vielleicht eine Spur weniger druckvoll gesungen als früher, was ich aber ziemlich gut finde. Es gibt auch ein Ellington/Waller-Medley („Mood Indigo“ und „Squeeze Me“) im Duo Horne mit Brown am Bass, zudem stösst wohl einer der Tenorsaxer (King oder Doug Miller) bei einigen der Combo-Nummern dazu – Edit: in der Ansage zwischen „Just One of Those Things“ und „We’ll Be Together Again“ sagt Horne die Combo an und nennt Donald Harrison – er ist dann wohl der tolle Solist auf den Combo-Nummern (z.B. auf „Just One of Those Things“). Kann mich gar nicht mehr erinnnern, ob ich das je zur Kenntnis genommen habe – die CD ist wohl 25 Jahre da, aber lief schon sehr lange nicht mehr.
Von den sechs Alben ist aber nur das mit Szabo in der Nähe von Lieblingsalben für mich. Das ist wirklich toll … aber am Ende wohl eine Spur zu poppig, als dass es bei mir ganz oben landen würde.
zuletzt geändert von gypsy-tail-wind--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbagypsy-tail-windMit Jahrgang 1917 stiess sie 1933 zur „chorus line“ im Cotton Club und wirkte in den Dreissigern auch schon in ersten Filmen mit.
hornes erfahrungen in hollywood wären wohl noch mal ein extra-thema (aus den üblichen gründen keine hauptrollen, strereotype rollen hat sie abgelehnt) und waren wohl dafür verantwortlich, dass sie als sängerin weitermachte. wichtig in diesem zusammenhang und interessant für den thread ist auf jeden fall CABIN IN THE SKY (1943), vincente minellis debüt, das erste rein afroamerikanische filmmusical, in dem horne neben ethel waters, armstrong und ellington zu sehen war. dafür (eigentlich für die broadwayvorlage) wurden u.a. „happiness is a thing called joe“ und „taking a chance on love“ geschrieben, und vinícius de moraes kam durch den poc-cast auf die idee seines „orfeu da conceição“.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
Beiträge: 56,506
https://www.washingtonpost.com/obituaries/2023/01/24/jazz-singer-carol-sloane-dead/
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Susi Hyldgaard ist vor einigen Tagen gestorben. Kann das Album „Homesweethome“ von 2002 sehr empfehlen.
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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"Registriert seit: 02.12.2013
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largo Susi Hyldgaard ist vor einigen Tagen gestorben. Kann das Album „Homesweethome“ von 2002 sehr empfehlen.
So jung …. hab sie damals mit diesem Programm gesehen
https://www.porgy.at/events/1099/
Auch schon wieder 20 Jahre her ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)soulpopehttps://www.washingtonpost.com/obituaries/2023/01/24/jazz-singer-carol-sloane-dead/
Kenne ich bisher auch überhaupt nicht (Hyldgaard auch nicht – dieser ganze Skandinavien-Boom in den frühen Nullern zog an mir ziemlich spurlos vorbei) – liest sich aber nicht uninteressant.
Schön der letzte Absatz:
“The young women hated me because I wouldn’t let them scat-sing,” she told the New York City Jazz Record. “You have to pick one of these Duke Ellington ballads, I told them, and sing it for me as I wish it to be sung … I thought it was interesting that they all showed some resistance. To them, jazz singing meant scat and improvisation, but to me, it means conveying the lyric, because that’s what Carmen taught me. She said tell the story, feel the tug in the heart.”
Das passt zu dem, was ich über Carmen McRae in ihrer Folge von „Jazz Casual“ mit Ralph J. Gleason geschrieben hatte:
Von Carmen McRae guckte ich gestern auch noch den Jazz Casual-Auftritt (hab ich auf DVD da) und da stellt Ralph Gleason ihr die Gretchen-Frage, was denn eine Jazzsängerin ausmache bzw. sei? Sie meinte zunächst, das seien halt die, die sich selbst einbringen würden, die Melodie mal etwas ändern – das vertieft sie aber nicht gross, fügt an, dass es schwer sei, eine Melodie genau wie geschrieben zu singen – und noch schwerer sei es, das zu tun, und sich dabei dennoch einzubringen – dem Song den eigenen Stempel aufzudrücken quasi, ohne sich dazu Freiheiten zu nehmen, die quasi nicht in den Noten stehen.
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https://www.jazzwax.com/2023/01/carol-sloane-1937-2023.html
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)Zum heutigen Geburtstag von Alice Babs (26. Januar 1924 – 11. Februar 2014), „Serenade to Sweden“, ihr wunderbares Album von 1966 mit Duke Ellington. Der wortlose Gesang im Opener „Serenade to Sweden“ (den ich in einer bezaubernden Trio-Version von Tommy Flanagan kennenlernte, wenn mich nicht alles täuscht) ist schon mal wahnsinnig toll!
Infos z.B. hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Serenade_to_SwedenNicht weit von meiner Favoritenliste!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbaGestern spät „Smooth Operator“ von Dorothy Dandridge – eine tragische Biographie, nach allem was im Booklet über sie steht: riesiger Erfolg mit „Carmen Jones“ (der „Carmen“-Adaption, in der Dandridge im Film die glühende Hauptfigur spielt, während Marilyn Horne auf der Tonspur singt) und längere Affäre mit Otto Preminger, dem Regisseur … daneben sehr erfolgreich in den „supper clubs“, litt unter wahnsinniger „stage fright“ … und schied mit 42 Jahren an einer Überdosis Medikamente aus dem Leben. Ich hab das Booklet nicht nochmal in Ruhe gelesen, nur überflogen gestern, aber mich dünkt das Fazit, dass sie hätte wahnsinnig gut werden können, wenn ihr das Auftreten leichter gefallen wäre, wenn sie bloss mehr Zeit geblieben – und vielleicht in der Zeit, die sie hatte, mehr Selbstsicherheit gegeben worden – wäre, nicht so falsch. Die Anzeichen für eine grossartige Sängerin sind da, aber in der Umsetzung bleibt das dann oft etwas hinter dem zurück, was ich mir vom wahrgenommenen Potential (Stimme, Charisma) erhoffen würde (also da und dort Intonationsprobleme, nicht die überzeugendste Gestaltung, Phrasierung usw). Dennoch ein Geheimtipp. Wenn euch die CD mal begegnen sollte, ist sie vermutlich günstig, nehmt sie einfach mit! Der Grossteil ist mit Oscar Petersons Trio (Herb Ellis, Ray Brown) und Alvin Stoller eingespielt worden – am Ende finden sich noch vier Stücke mit grosser Band. Norman Granz hat die Aufnahmen damals produziert, aber sie kamen wohl tatsächlich erst 1999 auf der abgebildeten CD heraus.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tbafalls jemand Lust auf einen Ein-Track BFT hat, hier ist er… wobei ich zugeben muss, dass es ein bisschen off-topic ist, weil es dazu kein Album gibt… Vocal Jazz ist es aber auf jeden Fall.
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Schlagwörter: Beste Jazzalben, Jazzsänger*innen, Vocal Jazz
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