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Ein kleiner Abstecher in den Blues bzw. den Rhythm and Blues – Teil 2/2 mit King Curtis.
Das ist hier jetzt schon eher off-topic, aber trennscharf ist das ja alles eh nicht (ich hörte auch gerade die zweite LP von Jimmy Witherspoon, „Kansas City Blue“, da ist Jay McShann dabei und der ganze Komplex von Moten-Basie-McShann-Parker lässt sich ja eh nicht trennen und Jimmy Rushing als vielleicht der grosse Vorläufer von Witherspoon ist da auch gleich um die Ecke … Blues, Jazz, wen kümmert’s, wenn es so gut ist?). Das erste ist eine schöne neue Entdeckung, über die ich vor ein paar Wochen im Blues-Hörfaden ein paar Zeilen schrieb – inzwischen lief das Album ein paar Male und gefällt mir wirklich gut.
Trouble in Mind – King Curtis Sings the Blues | Jazz und Soul hab ich von Curtis schon, als Bluessänger (auf „Ain’t Nobody Business“ begleitet er sich auch gleich noch selbst an der Gitarre) kannte ich ihn noch nicht … tolle Session vom April 1961, produziert von Esmond Edwards. Die Band ist bis auf eine Ausnahme Curtis‘ reguläre Combo von damals mit Al Casey (g), Paul Griffin (p), Jimmy Lewis (b) und Belton Evans (d). Dazu kommen die Stimmen von Margaret Ross, Ethel McCrea und Dorothy Jones) und der zweite Gitarrist Mac Pierce. Joe Goldberg erzählt in den Liner Notes, wie es dazu kam: seine Mutter sei in einem der Clubs, in dem King Curtis spielte, für die Garderobe zuständig gewesen und hätte ihm erzählt, dass es einer der grössten Wünsche ihres Sohnes sei, mal bei der Band reinzusitzen. Curtis: „I asked her to have him come over one night, and when he did, he just knocked me out.“ Die meisten Soli spielt Veteran Al Casey, aber Pierce ist auch dreimal zu hören. Es gibt acht kurze Tracks (zwei bis drei Minuten), darunter Klassiker wie – natürlich! – „Trouble in Mind“, „Bad, Bad Whiskey“ oder „Nobody Wants You When You’re Down and Out“, das etwas längere „Jivin‘ Time“ (mit Soli beider Gitarristen) und am Ende ein richtig langes Stück von acht Minuten „Deep Fry“, und da ist Curtis dann auch ausgiebig am Sax – hier für einmal am Alt – zu hören.
Von hier recyclet:
http://forum.rollingstone.de/foren/topic/ich-hoere-gerade-blues/page/171/#post-11938191
Das Album kam bei Tru-Sound heraus, dem Blues-, Gospel- und Latin-Sublabel von Prestige, und auf CD dann in der Original Blues Classics-Reihe. Der Katalog von Tru-Sound ist recht schräg, da ist auch ein frühes Album vom Rhoda Scott-Trio dabei, dass auch Latin-Alben da erschienen, passt auch nicht so recht. Und warum bei Discogs nach acht Jahren Funkstille noch je ein Album Idris Muhammad (1971) und Leon Spencer (1973) gelistet sind, begreife ich auch nicht, finde bei den Album-Einträgen keinen Bezug zu Tru-Sound:
https://www.discogs.com/label/152089-Tru-Sound?sort=year&sort_order=asc
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Ernestine Allen – Let It Roll | Die zweite Runde dieser Alben – auch ein Paar wie die beiden Smith/Mildred Anderson-Paare – kenne ich schon lange, habe es aber noch nicht oft gehört. Der Hinweise darauf kam auch einst aus dem Forum, ich denke von minos? Fünf Wochen später fand sich dieselbe Band wieder bei Van Gelder ein, einfach ohne Backing-Sängerinnen und Curtis hatte nur seine Saxophone dabei – er singt nicht und spielt wohl auch keine Gitarre. Allen sang von 1947 bis 1954 mit Lucky Millinder und das ist die Sorte Rhythm & Blues, die Proto-Rock’n’Roll ist denn Bezüge zum Hard Bop aufweist. Als die Big Band-Ära Mitte der Fünfziger endgültig vorbei war, bezog Allen mit ihrer inzwischen gegründeten Familie eine Wohnung in Manhattan und arbeitete in der Buchhaltung eines der grossen New Yorker Krankenhäuser. Gelegentlich absolvierte sie Nachtclub-Auftritte – wenn es ihr mit den beiden Töchtern (einen Vater scheint’s nicht gegeben zu haben) oder dem Job nicht in die Quere kam. An einem Wochenende sass sie dann mal mit King Curtis‘ Band im Baby Grand Cafe in Brooklyn rein (es gibt von dort ein paar Blue Note-Alben von Jimmy Smith).
While nursing coffee and kicking ideas around between sets, King suggested that she record some of her favorites. He later took the matter up with Prestige and this session was arranged at Rudy Van Gelder’s studios in Englewood Cliffs, N. J.
It is quite appropriate that this package of Ernestine’s best has the title, Let It Roll. The tune was one of her biggest hits as Lucky Millinder’s vocalist. He’d written it for Ernestine and she introduced it. She is still closely identified with „Roll.“ Miss Allen recorded the song with Lucky in 1949, and it led the R and B popularity charts for many weeks. „I’ve sung it,“ she recalled with a smile, „maybe a thousand times. I still love the mood and the rhythm. They say something, something I feel.“
Ernestine recaptures that old flair and that old feeling in this album. One of her most lingering regrets, she said, was that as a band singer the leader usually dictated the selection of songs. „Here, for the first time, I am singing the music I want to sing.“
(Dale Wright in den Liner Notes)
Ein paar längst zu Jazz-Klassikern gewordene Songs finden sich auch in der Auswahl: „The Man I Love“, „Tea for Two“, „Baubles, Bangles and Beads“ oder „Love for Sale“:
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba