Die besten Blue Note Alben

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  • #2246519  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    katharsisDanke für die Links. Eigentlich bin ich ein bißchen überrascht gewesen, dass Hill Kenny Dorham gewählt hatte und nicht Hubbard. Nicht dass der im Endeffekt besser gewesen wäre (wer weiß :lol:), aber es läge irgendwie eher auf der Hand…

    ja, das hätte man naiv erwartet… anders gesagt, kein Mensch kann verstehen, warum so oft Hubbard und so selten Dorham verpflichtet wurde ;-) (apropos naive Vermutungen über Trompeter auf BN sessions)

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    #2246521  | PERMALINK

    katharsis

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    Das kann ich schon verstehen. Hubbard ist mit den richtigen Leuten (insb. Dolphy) groß geworden und er ist einfach gut :sonne:
    Die Monchur-Session ist in der Tat auch obskur, was Lee Morgan betrifft. Für mein naives Selbstverständnis waren Leute wie Dorham oder Morgan bei Blue Note immer „traditioneller“…dafür ist er an vielen spannenden Henderson-Alben beteiligt.
    Woody Shaw wäre für „Evolution“ auch spannend gewesen.

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    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #2246523  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandriceja, das hätte man naiv erwartet… anders gesagt, kein Mensch kann verstehen, warum so oft Hubbard und so selten Dorham verpflichtet wurde ;-) (apropos naive Vermutungen über Trompeter auf BN sessions)

    Wow, Webster Young auf „Evolution“?!

    Sein Album „For Lady“ wäre ein schönes Beispiel für den Perlen vor die Säue (also mich, z.B. :lol:) Thread!

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    #2246525  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    ja, oder für den beste Prestige Alben Thread… das ist wirklich mal ein relativ frühes Prestige Alben, das mE die Klischees weitgehend wiederlegt, also, es ist eine Band, die es außerhalb des Studios kaum gegeben hat, aber sie klingt super zusammen, das Konzept hat den Namen verdient, ist sorgfältig umgesetzt und füllt irgendwie schon ein bißchen eine Lücke, also ich wüsst jetzt kein anderes Album das so richtig ähnlich wäre, zwei tracks auf deezer, nicht maßlos originell, klar hat er Miles gehört… aber trotzdem! auch ein schönes cover… zurück zum Thema, irgendwo hab ich mal gelesen, die Foto-Location sei die gleiche wie bei Joe Henderson’s Page One, kann jedenfalls gut sein…

    gestern zum ersten Mal Dialogue und Contours gehört… noch kein abschließendes Urteil aber stimmt schon, grad auf Dialogue macht Hubbard das wirklich sehr schön… weiß nicht, ob ich das glauben soll, dass die Alben, die Lion zu „wild“ fand im Kasten blieben… was Green betrifft find ich jetzt eigentlich Chris‘ Erklärung mit dem Starpotential ziemlich einsichtig… BN hatten wohl noch im Blick was mit Wes Montgomery und Riverside passiert war… wär vielleicht auch so gelaufen, wenn Green sich nicht Mitte der sechziger zwischenzeitig ins abseits bugsiert hätte…

    was Andrew Hill betrifft würd ich eher vermuten, der hatte zumindest zwischenzeitlich so eine wild card aufzunehmen, wann er sich danach fühlte, und das hatte auch mit Dokumentation zu tun… [an diesem Punkt im Post ein gründlicher Blick in die Diskografie] wobei – hätt ja auch gut sein können, dass er der nächste Monk geworden wär… also, ich find katharsis „working group“ Erklärung zumindest für einen Teil der sessions jetzt doch ziemlich überzeugend… also, die 66er session (Change) scheint eine working group zu sein, und für die drei 67er sessions, die ja auch alle im Kasten blieben scheint das auch plausibel (allein schon wegen dem Fehlen der typischen „stars“ im Bläsersatz, und wegen der für BN eher untypischen Stabilität der Besetzungen… die mittlere war die letzte Alfred Lion session von Hill); die beiden Anläufe zu Grass Roots sehen dann mehr aus wie „so geht das nicht, Andrew, wir helfen dir mal ein bißchen“, darauf deutet jedenfalls die Präsenz von Jimmy Ponder, Lee Morgan, Idris Muhammad hin… dann kommt Dance with Death, Joe Farrell am Tenor deutet für mich eher auf leitende Hand hin… die nächsten drei Projekte sind relativ „große“ Sachen und scheinen vage von einer Art Schubladendenken geleitet (wie schon Grass Roots, keine kritik…) – sieht mir klar mehr nach Produktion aus als nach working group: Lift Every Voice mit Chor, dann das Streicherprojekt, dann das Blechbläserprojekt (Passing Ships)… danach kommt nochmal ein Projekt (das Sextett mit Tolliver/Maupin/Patrick) wo ich mich nicht so recht zwischen Produktion und working group entscheiden kann, danach als letztes Album das Nachfolgeprojekt zu Lift every voice, Lee Morgan spielt Trompete – ganz klar ein produziertes Album würd ich sagen… anders gesagt, es gibt im wesentlichen zwei unabhängige Gruppen von unveröffentlichten Hill sessions, vier selbstproduziert aussehende Alben aus 66/67 und dann einen Schwung „Konzeptalben“ aus 68-70, die einfach zu viel waren, um alle rausgebracht zu werden…

    Fazit: ich werd endlich die mir fehlenden Hill Sessions kaufen, demnächst das Select albenweise auf einzelne CDs brennen und mir Covers basteln etc, um diesem Wust von Musik fair zu begegnen… und Katharsis working group geschichte scheint auf die mittlere Phase ganz gut zu passen, dann ist aber nochmal was anderes passiert…

    abschließend noch ein warmes Wort für Time Lines, auch auf Blue Note, Hills letztes Album… wer den klassischen Hill mag, kommt hieran langfristig nicht vorbei…

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    #2246527  | PERMALINK

    katharsis

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    …wir kommen der Sache näher! :-)

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    #2246529  | PERMALINK

    katharsis

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    „Somethin‘ else“ ist mit Sicherheit eine bedeutsame Blue Note-Platte gewesen. Nicht nur die Musik ist erstklassig, sondern es war ja auch Cannonball Adderley’s einziger Blue Note-Longplayer. Und wenn man dann noch Miles Davis als Sideman hat. Die Rhythmusgruppe ist insgesamt natürlich klasse. Schade ist, dass auf der LP „Allison’s uncle“ nicht enthalten ist. Auch hier lohnt der Griff zur CD.
    Die beiden ersten Miles Davis-Platten für Blue Note habe ich nicht gut im Ohr (ich habe beide nur als DMM-Ausgaben, da ist der Sound etwas metallisch). Die Aufnahmen sind mit Sicherheit wichtig, um Davis weitere Entwicklung zu verfolgen und sie dokumentieren ja auch diesen neuen Jazz-Sound. Ich persönlich hatte immer ein wenig das Problem, dass mir die Alben etwas zu zerfahren sind und unterschiedliche Musiker zusammenspielen. Irgendwie fehlt mir ein klein wenig die Symbiotik und vielleicht auch noch das ureigene, was Miles Davis später auszeichnete. Was man aber gut hören kann, ist der neue Wind, den er mit sich bringt. Und die beteiligten Musiker sind ja dann später auch Größen geworden. Von daher sind die Aufnahmen vielleicht immer noch unterschätzt?!
    Aus der Zeit finde ich „Walkin“, „Modern Jazz Giants“ und vor allem „Blue Moods“ schön. Gerade das letztere funktioniert! Eigentlich ist die Besetzung ja hochinteressant und umsomehr ist es verwunderlich, dass alle einen auf Cool Jazz machen. Aber ich mag diese Stimmung, die vielleicht schon auf Kind of Blue hindeutet.

    Wer zum Henker ist eigentlich Gil Coggins?

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    #2246531  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    ich hör Somethin Else eigentlich eher als Miles Davis Album, aber das mag unfair sein…

    was ich irgendwann mal ganz erhellend fand, war der Hinweis, dass es in New York zwei Jazz-Szenen gibt, die internationale und daneben eine lokale, die genau so lokal ist wie die in Detroit, Cleveland, was weiß ich… diese Musiker tauchen gelegentlich als Sidemen auf Alben der internationalen New Yorker Szene auf (grad bei New Yorkern wie Jackie McLean, aber auch zB bei Archie Shepp), der Altist C Sharpe gehört zum Beispiel hierher, der Trompeter Oliver Beener, vielleicht Tina Brooks, Joe Lee Wilson, der Trompeter Little Benny Harris wird immer wieder von Musikern erwähnt (etwa von Brooks oder von Barbara Donald…), hat aber meines Wissens nach der großen Zeit des Bebop nicht mehr in größerem Stil aufgenommen… und irgendwie muss man wohl auch Gil Coggins hier einordnen… und dieser eine Club wird immer wieder erwähnt, das Blue Morocco in der Bronx… auf Smalls Records sind einige späte Alben solcher Musiker erschienen, Frank Hewitt und auch das letzte von Coggins…

    http://www.smallsrecords.com/releases.htm

    irgendwie scheint sich in dieser Szene authentischer Bebop auch länger gehalten zu haben als irgendwo sonst auf der Welt, hör dir mal das Dwayne Clemons Quintet mit Josh Benko und Sacha Perry an, gibt glaub ich keine Alben aber unzählige Stunden im Smalls Jazz Club Archive, hier etwa, mag sehr retro sein, aber post-bop Scheußlichkeiten ;-) sind hier tabu… das sind alles noch Musiker die in der x-ten Generation dieser Szene groß geworden sind…

    ich zitier mal aus den liner notes zum Zaid Nasser Album auf Smalls

    The style of music herein is a form of bop, but it should be clarified that this is not retro music or a throwback to the 40s and 50s. In fact it follows from continued development in the intricate bop idiom in New York over more than forty years since that time. You can hear in Elmo Hope’s final 1966 recordings, for example, a form of bop that did not exist before, and a form that continued in development through a number of key figures, and often in the inner-circles of the New York jazz scene. If you are lucky enough to have heard C Sharpe, or to have caught Junior Cook in his later years, or if you’ve listened to Frank Hewitt, you have some idea of what I mean. These players did not play the bop that was; they continued to grow and develop throughout their careers, and the form of bop they fostered is more advanced over the historical forms, and at least as challenging. That music advances today through the work of a number of players familiar to the original Smalls scene (and this label), such as Ari Roland, Sacha Perry, Chris Byars, Mike Mullins, William Ash, and Zaid Nasser. For this date, Zaid’s working group, comprising longtime collaborators Sacha Perry, Ari Roland and Phil Stewart from Zaid’s working group, join him for this date. They know all of Zaid’s moves and move freely and without hesitation into any musical territory Zaid wants to travel into.

    sicherlich nicht das innovativste Label im Jazz, aber ich kann mir Musiker wie Sacha Perry und William Ash stundenlang anhören… und man wünscht sich natürlich, sie hätten die gleiche Szene ein paar (oder viele) Jahre früher dokumentiert, als Sharpe, Elmo Hope, Tina Brooks… noch dabei waren… Smalls Archive mit Mitschnitten der meisten Konzerte der letzten paar Jahre…

    wo es sich so schön einfügt… Webster Young über Gil Coggins, diese Jackie McLean Band mit Young, Coggins, Ray Draper… man beachte auch einmal mehr die Erwähnung von Benny Harris Hilfe, da muss es dutzende Referenzen geben…; hier wird ein Schülerkonzert (?) von 1956 erwähnt mit „George Braith, Bobby Capers, Vinnie McEwen, Oliver Beener, Pete LaRoca, Ray Draper and others.“ solche Leute :-)

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    #2246533  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Verdammt, grad den halben Post verloren… also nochmal…

    Die 50er BN Sessions von Miles erschienen meines Wissens zuerst schön getrennt auf drei 10 Inch Alben:

    Young Man With a Horn – Vol. 1

    Miles Davis (tpt); J.J. Johnson (tb); Jackie McLean (as); Gil Coggins (p); Oscar Pettiford (b); Kenny Clarke (d)

    WOR Studio, New York NY – May 9, 1952

    1 Dear Old Stockholm (Traditional, arr. S. Getz) 4:12
    2 Woody ’n‘ You (D. Gillespie) 3:22
    3 Yesterdays (J. Kern-O. Harbach) 3:42
    4 Chance It (O. Pettiford) [Max is Making Wax] 3:05
    5 Dig (M. Davis) 3:22
    6 How Deep is the Ocean? (I. Berlin) 4:38

    session info

    Vol. 2

    WOR Studio, New York NY – April 20, 1953

    Miles Davis (tpt); J.J. Johnson (tb); Jimmy Heath (ts); Gil Coggins (p); Percy Heath (b); Art Blakey (d)

    1 Tempus Fugit (B. Powell) 3:48
    2 Enigma (J.J. Johnson) 3:21
    3 Ray’s Idea (R. Brown-W.G. Fuller) 3:41
    4 Kelo (J.J. Johnson) 3:16
    5 I Waited for You (W.G. Fuller) 3:28
    6 C.T.A. (J. Heath) 3:31

    session info

    Vol. 3

    March 6, 1954 – Rudy van Gelder Studio, Hackensack NJ

    Miles Davis (tpt); Horace Silver (p); Percy Heath (b); Art Blakey (d)

    1 Take Off (M. Davis) 3:39
    2 It Never Entered My Mind (R. Rodgers-L. Hart) 4:00
    3 Well, You Needn’t (T. Monk) 5:21
    4 Lazy Susan (M. Davis) 4:01
    5 Weirdo (M. Davis) 4:42
    6 The Leap (M. Davis) 4:30

    session info

    : . : : . : : . :

    Für die RVG CDs wurden die Sessions auch wieder getrennt, auf der einen CD gibt’s die erste und vierte Session, auf der andern die zweite (die mit Alternate Takes grad knapp lang genug ist für ne kurze CD… aber man kauft Musik ja nicht am Meter!)

    Die erste Session ist höchstens halb gelungen, die zweite ist sehr interessant (und in der Autobiographie gibt’s eine Story wie Blakey verschwand um Drogen zu organisieren… si non e vero…). Die dritte Session zählt für mich dann aber bereits zu den tollen Miles Sessions, wie man sie 1954 gehäuft antrifft (und 1955 auch noch hie und da, das ist aber wieder durchzogener, „Miles“ find ich z.B. deutlich weniger gut als alles, was Miles mit Silver/Heath/Blakey bzw. v.a. Silver/Heath/Clarke gemacht hat!

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    #2246535  | PERMALINK

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    Und noch zu „Somethin‘ Else“ – es gibt ja die Ansicht, dass es eine Art Übung für „Kind of Blue“ gewesen sei, mit diesem einen völlig modalen Stück, wo Miles und Cannonball im Wechsel das beinahe nicht vorhandene Thema spielen… mag schon sein. Jedenfalls gehen die Anfänge für solche reduziert strukturierten Stücke weiter zurück (und auch auf dem grandiosen, völlig zu Unrecht im Schatten von „KoB“ stehenden „Milestones“ gibt’s solches zu hören).

    Für mich ist „Somethin‘ Else“ aber eben doch auch ein Blue Note Album, wegen der Rhytmusgruppe mit Blakey (den man selten auf anderen Labels zu hören bekam… bis 1957 war er auf Columbia, RCA etc, dann später kurz mal bei Riverside und United Artists, aber sonst war er von 1958-64 oder 65 fast nur auf Blue Note). Und die Kombination von Hank Jones, Sam Jones und Blakey kann ich mir bei einem anderen Label wirklich nur schlecht vorstellen.

    Und genau das macht für mich auch einen Teil der Faszination von Blue Note aus, dass es eben solche Gruppen gibt, die man sonst nirgends zu hören kriegt, und die unerwartet gut zusammenpassen… weiss man, wer bei „Somethin‘ Else“ dahintersteckt? Für mich echt eine Meisterleistung… der moderne Miles, der bluesige und boppige Adderley, der etwas altmodischere Hank Jones, Sam Jones mit seinem fetten Sound, und Blakey anstelle von Philly Joe oder Art Taylor, die wohl für eine etwas weniger hochkarätige Session eher angerufen worden wären…

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    #2246537  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    gypsy tail wind
    Und genau das macht für mich auch einen Teil der Faszination von Blue Note aus, dass es eben solche Gruppen gibt, die man sonst nirgends zu hören kriegt, und die unerwartet gut zusammenpassen… weiss man, wer bei „Somethin‘ Else“ dahintersteckt? Für mich echt eine Meisterleistung… der moderne Miles, der bluesige und boppige Adderley, der etwas altmodischere Hank Jones, Sam Jones mit seinem fetten Sound, und Blakey anstelle von Philly Joe oder Art Taylor, die wohl für eine etwas weniger hochkarätige Session eher angerufen worden wären…

    hmmm.. ist natürlich was dran – obwohl ich schon denke, die Band hätte einen bei Riverside weniger überascht als bei BN… also Miles Davis ist offensichtlich auf „Abwegen“, wenn er nicht bei Columbia ist (1958)… Sam Jones und Adderley sind bei Riverside „zu Hause“, Hank Jones hat glaub ich auch vergleichsweise viel für Riverside aufgenommen (grad im Vergleich zu BN) und Blakey war vielleicht eher die Ausnahme, aber immer mal wieder war er dort auch zu hören…

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    #2246539  | PERMALINK

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    Ja, Blakey war z.B. auf dem Bobby Timmons Album mit Blue Mitchell (aber ich glaub nicht die ideale Wahl… irgendwie klingt er mir zu schwer und zu träge dort, grad auf dem 3/4-Stück am Anfang – das hätte Cobb oder Albert Heath wohl besser hingekriegt!)

    Hank Jones hat soweit ich weiss nur zweimal für Blue Note aufgenommen: Paul Chamber’s „Bass on Top“ (July 1957), und dann „Somethin‘ Else“.

    Klar könnte man wegen Jones und Adderley Riverside erwarten… aber dass das eben nicht dort kam sondern auf Blue Note ist für mich irgendwie typisch für Blue Note, zumindest für diese Phase, bevor sich der „Roster“ dann etwas stabilisierte (Blakey, Morgan, Mobley, Donaldson, Silver, Turrentine, die waren zwar meist schon eine Weile dabei, aber in den 60ern haben sie dauernd aufgenommen!)

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    katharsis

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    Das stimmt. Interessant ist auch, dass es später nur noch wenige Alben von Musikern gab, die nur einmal, höchstens zweimal für BN aufgenommen habe. Charlie Rouse, Harold Vick, Walter Davis, Fred Jackson, usw.

    „Somethin‘ else“ trägt ja noch eine 1500er-Nummer. Ich denke, dass sich erst mit den 4000er Sessions die Bands stabilsierten und immer mehr auf bewährte Musiker zurückgegriffen wurde. Vieles hat sich zu der Zeit ja erst entwickelt, so dass Musik bei unterschiedlichen Labels untergekommen sind.
    Es wäre mal interessant, den Background der Entstehung von „Somethin‘ else“ zu wissen.

    Hank Jones hat zumindest in der klassischen Ära nur die beiden Sessions aufgenommen. Später war er bspw. noch bei „The look of love“ (4286; 1968) oder „Always something there“ (4298; 1968) von Stanley Turrentine vertreten.

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    gypsy-tail-wind
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    Rouse ist eins dieser für sich stehenden, es gab aber noch diese andere Session von ihm mit Hubbard, von der auf der „Lost Sessions“ CD ein Stück drauf war.

    Die anderen lassen sich erklären/herleiten: Walter Davis war eine Zeit lang (vor/nach/während Timmons?) der Pianist der Jazz Messengers, der bekam dann halt mal sein eigenes Album (oder war das schon früher?), das war dann auch bös gesagt so ne Standard-Präsentation mit Byrd, McLean und Art Taylor… Stangenware, aber doch recht schön und dank Davis‘ Stücken besser als erwartet, finde ich.

    Bei Vick und Jackson dürfte die Situation ähnlich gewesen sein – die waren zusammen oder allein auf ein paar Patton-Alben und durften dann auch mal selber ran. Die Orgel-Band von Jackson hat ja Ike Quebec dann auch noch verwendet für eine seiner 45 Sessions.
    Und Jackson machte ja zwei Sessions, die zweite gibt’s als Bonus auf der Connoisseur-CD seines Albums, und auf der erwähnten „Lost Sessions“ gibt’s dann noch ein Stück von einer dritten Session (glaub ich, oder ist das auch von der zweiten? Hab die CD nicht zur Hand).

    Andere solche einzelnen Alben sind die von Dodo Greene (das wollte glaub ich Quebec machen), Duke & Sheila Jordan (ich glaub mich zu erinnern, dass es da einen Zusammenhang gab, kann mich aber nicht mehr an Details erinnern), oder das Kenny Burrell/John Jenkins Album (nur halb geglückt, find ich – Jenkins ist nicht sehr beständig), oder dann das Sonny Red (sehr schön), wo’s auch zwei Sessions gab, aber keine allein für ein ganzes Album gereicht hätte (die Connoisseur-CD enthält auch mehr von derjenigen, von der’s auf dem Album nur ein oder zwei Stücke gab).
    Aber die beiden fallen dann wieder in die 1500er-Zeit. Da gab’s noch einige weitere solche Sachen, JR Monterose, Gilmore/Clifford Jordan (obwohl, Jordan machte ja allein auch noch eins, war wohl weil er Horace Silver-Sideman war, dass er zur Ehre kam – bei Monterose ev. weil er in KDs Band war und davon gab’s ja die brillanten Bohemia-Aufnahmen).

    Also, das meiste lässt sich irgendwie erklären…

    Dann gab’s auch noch die seltsamen oder einmaligen oder unbekannten Sidemen, wie dieser Clarence Sharpe bei Lee Morgan, oder Shafi Hadi bei Mobley (tolles Album!), Tate Houston und Slide Hampton mit Curtis Fuller, oder Lateef (auf der erwähnten von Grant Green, sowie auf einem dieser Drums-Alben).

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    katharsis

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    Klar, erklären lässt es sich schon irgendwie, vor allem weil immer irgendeiner irgendeinen kennt, der ihn dann mal zu einer Aufnahme mitgenommen hat.
    Unklar ist meines Erachtens dann trotzdem, warum es meist nur bei einem Album oder maximal zwei Sessions geblieben ist.
    BN hat immer wieder mal Experimente gemacht, so auch die beiden Alben mit Sabu oder Solomon Ilori. Da kam der Kontakt dann wohl auch wieder über Silver oder Blakey zustande. (Lateef spielt übrigens auf „The African Beat“ – wäre in diesem Zusammenhang interessant, warum er nie für BN aufgenommen hat). Bei solchen Experimenten lasse ich mir auch eingehen, warum es bei einer LP geblieben ist (zu Solomon Ilori ist vor wenigen Jahren eine 12″ mit Bonus-Tracks erschienen; das Label weiß ich gerade nicht), aber gerade so LPs wo bei BN alles aufgefahren wurde was da war (Davis Cup bspw. oder bei Freddie Redd, der immerhin zweimal ran durfte; Johnny Coles passt hier auch) finde ich das zweifelhaft. Vielleicht sind die Sessions keine Sternstunden, aber oft besser als manch andere BN-Sessions oder zumindest solider HardBop.
    Bzgl. Sheila Jordan und Dodo Greene versuchte man sich ja an einer Vocal-Jazz-Reihe (9000er-Serie). Wahrscheinlich kam sie nicht ganz so gut an, so dass es bei beiden Exemplaren blieb. Sheila Jordan verwendet ja für BN untypische Musiker. Der Kontakt kam wahrscheinlich über Duke Jordan zustande, der noch mit ihr verheiratet war (Duke Jordan – auch nur eine LP). Bei Dodo Greene, die ja als erste da war, kann ich mir den Kontakt nicht erklären, vor allem weil sie eigentlich untypisch für das ist, was damals so bei BN geschah. Nichtsdestotrotz hat sie eine ansehnliche Band zur Seite gestellt bekommen.

    Zwei Randnotizen noch:
    Sonny Red’s „Out of the Blue“ hatte die Nummer 4032, war also schon etwas später. Das Album ist stark besetzt!
    Walter Davis war bspw. schon auf McLean’s BN-Erstling zu hören. Kurz danach durfte er nochmal bei „Byrd in Hand“ und „Let freedom ring“ ran. Bei den Jazz Messengers war er vor Timmons am Klavier (allerdings nicht für BN).

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    Von Ilori gibt’s auf der Conn-CD auch eine längere Bonus-Session, nehme mal an, dass das dieselbe ist? Tolle Musik!
    Randy Weston hat ja auch eine Highlife-Platte gemacht (gabs im Weston Mosaic Select), die ist auch ganz schön!

    Walter Davis ist auf „Africaine“ (auch eine Session, die länger im Kasten blieb) aber er taucht dann 1961 wieder auf, bei zwei Stücken der „Roots & Herbs“ LP (4347, 18. Februar 1961).

    Freddie Redd durfte dreimal, aber das dritte Album blieb lange im Kasten. Auf dem ersten hat er ja seine eigenen Leute dabei (ausser McLean, aber der gehörte ja zum Cast der Show, also auch zu Redds „eigenen Leuten“, auch wenn er bei Blue Note kein unbekannter war).

    Johnny Coles‘ „Little Johnny C“ ist ganz hübsch. Für mich läuft das unter der Kategorie Duke Pearson… ebenso wie das erste von Blue Mitchell (auf beiden ist die Besetzung ähnlich und der nicht-Blue Note Musiker Leo Wright spielt mit… mit seiner schiefen und irgendwie nicht so ganz zu BN passenden Intonation… heisst ja er sei möglicherweise der Grund gewesen, weshalb das Album von Mitchell im Kasten blieb).

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