Death Proof (Quentin Tarantino)

Startseite Foren Kulturgut Für Cineasten: die Filme-Diskussion Death Proof (Quentin Tarantino)

Ansicht von 15 Beiträgen - 61 bis 75 (von insgesamt 131)
  • Autor
    Beiträge
  • #5676513  | PERMALINK

    nachtmahr

    Registriert seit: 22.01.2005

    Beiträge: 3,198

    OldBoyDer Film wirkt ziemlich leer und künstlich in die Länge gezogen. Gerade die Dialoge verlieren sich diesmal im Nichts und langweilen.

    Tarantino ist halt nur noch ein hohler, rückwärts gewandter Stilist. Ich will mich durchaus nicht als Spielverderber gerieren, denn der Film hat stellenweisen Unterhaltungswert, aber z.B. seine vorgetäuschte Manipulation des Filmmaterials (in der ersten Hälfte) wirkt doch nun wirklich sehr aufgesetzt.

    --

    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    Highlights von Rolling-Stone.de
    Werbung
    #5676515  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Hier, wie im anderen Thread ist es sehr amüsant zu lesen, wie vermeintliche Regeln und Kriterien herbeiphantastiert werden, was die guten Tarantino Filme von den schlechten unterscheiden soll. Dort noch pointiert und schlüssig, hier schon hohl und überflüssig. Oder: Rückwärts gewandt. Jeez!

    Dabei ist es so offensichtlich, daß Tarantino zeitlebens nie auf irgendeine andere Weise Filme drehen wird, sondern stattdessen sein Talent für das benutzt, was er am Besten kann und in dessen Höhen er vollkommen unerreicht ist. Und wenn er nun, wie Hawks, dreimal in Folge den gleichen Film mit minimaler Variation abdreht. Sehr gerne, that’s alright with me.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #5676517  | PERMALINK

    nachtmahr

    Registriert seit: 22.01.2005

    Beiträge: 3,198

    Bis einschließlich „Jackie Brown“ gab es in seinen Balladen noch so etwas wie Charaktere und „Pulp Fiction“ ließ sich nicht zuletzt dank Samuel L. Jackson als popkulturell betriebene Gewaltstudie lesen.
    Mit „Kill Bill“ ging es dann bergab: aktionistische Genrewilderei – dort, wo es die Vorbilder viel besser können.
    Aber egal, für eine zeitgemäß subversive Überführung des 70er-Kontrovers-Kinos haben wir ja noch Rob Zombie.

    --

    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    #5676519  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    Eh, simple Kategorisierung. „Jackie Brown“ zB. bezieht doch gerade seine Stärke daraus, daß die Charaktere ihren Sinn nicht durch Differenzierung und Verfeinerung erhalten, sondern durch ihre gemeinsame Auflösung im nur eigens für dieses Werk gültigen Filmkosmos. Und „Kill Bill“ ist nicht nur besser als sämtliche einzelnen Genrebeiträge zu Italowestern, Eastern, Giallo etc., sondern eben auch noch ein einzigartig homogenes Werk, das die Regeln und Konventionen wirklich aller Genres, auf die es sich bezieht, befolgt, dabei aber nicht den geringsten Beigeschmack irgendeiner technischen Fleißarbeit hinterläßt. Virtuosität nicht der Fähigkeiten, sondern der Poesie willen.

    Nun „Death Proof“. Ein einziger selbstbezogener MacGuffin, einzig und allein der eigenen Motorik und dem eigenen Rythmus gehorchend. Ein Film, der weder den bedeutungsheischenden Verweis schlechter Epigonenarbeit braucht, noch den dilletantischen Subtext minderer Werke. Pure Kunst, nichts weniger.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #5676521  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    PS: Das größte Erstaunen bleibt mir immer noch darüber, daß die Kritik, je weniger sie die Verweise bei Tarantino erkennt und versteht, umso vollmundiger knallschottet, er zitiere „nur noch“. Dabei werden in keinem seiner Filme bereits bestehende Filmsentenzen nachgeplappert oder Szenen nachgezeichnet. Alles, was hier Zitat ist, nimmt seine Stärke doch nicht daraus, daß es an die Qualität anderer Filme andockt und sich dessen bedient, sondern aus der eigenen Sinngebung & Verwandlung.

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #5676523  | PERMALINK

    declan-macmanus

    Registriert seit: 07.01.2003

    Beiträge: 14,707

    Napoleon DynamitePS: Das größte Erstaunen bleibt mir immer noch darüber, daß die Kritik, je weniger sie die Verweise bei Tarantino erkennt und versteht, umso vollmundiger knallschottet, er zitiere „nur noch“. Dabei werden in keinem seiner Filme bereits bestehende Filmsentenzen nachgeplappert oder Szenen nachgezeichnet. Alles, was hier Zitat ist, nimmt seine Stärke doch nicht daraus, daß es an die Qualität anderer Filme andockt und sich dessen bedient, sondern aus der eigenen Sinngebung & Verwandlung.

    Ganz genau!

    Zu dieser Einsicht kann man übrigens auch kommen, wenn man (wie ich) die Verweise in „Death Proof“ im Detail nicht erkennt. Man weiß immerhin, welches Genre oder welche Art von Film er zitiert und weiterführt – und das reicht meines Erachtens aus um die Größe der Filme zu erkennen.

    Dennoch interessieren mich die Details der Verweise. Napo, du hast doch bestimmt etliche ausmachen können – würdest du ein paar Beispiele nennen?

    Warst du übrigens bei der Vorführung in der Kulturbrauerei oder auf der Party hinterher und hast gar mit Tarantino sprechen können?

    --

    Lately I've been seeing things / They look like they float at the back of my head room[/B] [/SIZE][/FONT]
    #5676525  | PERMALINK

    latho
    No pretty face

    Registriert seit: 04.05.2003

    Beiträge: 37,712

    Napoleon DynamitePS: Das größte Erstaunen bleibt mir immer noch darüber, daß die Kritik, je weniger sie die Verweise bei Tarantino erkennt und versteht, umso vollmundiger knallschottet, er zitiere „nur noch“. Dabei werden in keinem seiner Filme bereits bestehende Filmsentenzen nachgeplappert oder Szenen nachgezeichnet. Alles, was hier Zitat ist, nimmt seine Stärke doch nicht daraus, daß es an die Qualität anderer Filme andockt und sich dessen bedient, sondern aus der eigenen Sinngebung & Verwandlung.

    Bei Reservoir Dogs soll er sich ja grob an einem HK-Actioneer bedient haben (kann ich nicht beurteilen, weil ich das Original oder „Original“ nicht kenne). Dieses ständige Nachplappern komplett ahnungsloser „Filmkritiker“ im Feuilleton, die das abschreiben, was ihnen opportun erscheint, ist nichts neues und Filmkritik in den Massenmedien findet in diesem Land nicht statt.
    Sicher wie das Amen in der Kirche war doch diesmal wieder, dass Tarantino wieder mal einen Film „zusammengesetzt“ haben soll, lediglich eine Anreihung von geklauten Szenen, Zitat nichts weiter. (beziehe ich aber nicht auf Death Proof, den ich immer noch nicht gesehen habe , das war aber bei Kill Bill genauso) Selbst der blindeste Volontär (denn wer sonst schreibt im deutschen Feuilleton über Film) hätte doch inzwischen erkennen müssen, dass Taratinos Zitierei Stilmmittel, aber nicht Film ist. Es regt sich ja auch keiner über Gilliams wundersame Ausstattungen, Scorceses Hektik oder Tim Burtons cute goth auf (um mal drei bekanntere Beispiele zu nennen), im Gegenteil, es wird sogar noch gelobt. Tarantino versteht man nicht und er betreibt eben – oh, Graus! – „Genrekino“.
    Lässt man bei Kill Bill die Zitate weg (wenn das überhaupt geht), bleibt immer noch ein (vor allem im ersten Teil) unglaublich konzentrierter, wuchtiger Film, der es schafft Charaktere anzulegen, ohne die von der Kritik ansonsten stets geforderte Charakterzeichnung (i. e. endlose Dialoge) zu bemühen. Natürlich ein Meisterwerk.

    @nachtmahr
    Selbiges gilt für mich im übrigen für die künstliche Alterung des Filmmaterials. Es fällt alles in den Zitatenstil und ergibt dort sogar Sinn. Aber wie gesagt, noch nicht gesehen, deswegen kein weiterer Kommentar dazu.

    --

    If you talk bad about country music, it's like saying bad things about my momma. Them's fightin' words.
    #5676527  | PERMALINK

    napoleon-dynamite
    Moderator

    Registriert seit: 09.11.2002

    Beiträge: 21,865

    muffkimuffkiZu dieser Einsicht kann man übrigens auch kommen, wenn man (wie ich) die Verweise in „Death Proof“ im Detail nicht erkennt.

    Natürlich, seine Filme funktionieren vollkommen ohne Zitatjagden, man erkennt höchstens dadurch die Feinarbeit bzw. hat eben zusätzlichen Spaß daran.

    Der ist bei „Death Proof“ ausnehmend 70’s packed. Von Italo-Sleaze Kost (die finale Verfolgungsszenerie beschwört so einige Male Mario Bavas großartigen „Cani Arrabiati“), Eastern (der Shaw Bros. Gong!) zu gut zwei Dutzend amerikanischen Schwitzigkeiten. Das reicht von den diversen Namen, mit denen Kurt Russell angesprochen wird („Cannonball Run“ zB) zu den Robert Frost Zeilen, mit denen er Vanessa Ferlito anmacht und die einstmals in Don Siegels „Telefon“ dazu dienten, KGB-Schläfer zu mobilisieren. Besonders schön ist ja die Ausstattung der multiplen Vehikel, Russells „Rubber Duck“ auf der Kühlerhaube (Peckinpahs „Convoy“, anyone?), die kleinen Verweise auf den Nuimmernschildern etc. Hat mir alles viel Spaß bereit. Pure universal entertainment.

    @latho
    Na, aus welcher geliebten „Vampire Slayer“ Serie hat Tarantino den knife fight in der ersten „Kill Bill 1“ Seqeuenz?

    --

    A Kiss in the Dreamhouse  
    #5676529  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,166

    Napoleon Dynamite

    Na, aus welcher geliebten „Vampire Slayer“ Serie hat Tarantino den knife fight in der ersten „Kill Bill 1“ Seqeuenz?

    …dieser Fight ist doch dann wiederum in der letzten Folge der 2. Staffel von Alias zitiert worden, wenn sich Sydney mit ihrer schwarzen Doppelgängerfreundin durch das Appartment prügeln.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #5676531  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    Ich bin etwas verwirrt. Liege ich richtig in der Annahme, dass der Film nicht als Grindhouse Double-Feature mit Rodriguez´Film ins deutsche Kino kommt und nur einzeln zu sehen sein wird?

    --

    #5676533  | PERMALINK

    krautathaus

    Registriert seit: 18.09.2004

    Beiträge: 26,166

    BullittIch bin etwas verwirrt. Liege ich richtig in der Annahme, dass der Film nicht als Grindhouse Double-Feature mit Rodriguez´Film ins deutsche Kino kommt und nur einzeln zu sehen sein wird?

    Guten Morgen, Bullittt ;-)

    So wie’s aussieht, ja.

    Dafür dauern beide Filme etwas länger und bei Death Proof ist statt der „missing reel“, die heiße Lapdanceszene zu sehen.

    --

    “It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko
    #5676535  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    KrautathausGuten Morgen, Bullittt ;-)

    So wie’s aussieht, ja.

    Dafür dauern beide Filme etwas länger und bei Death Proof ist statt der „missing reel“, die heiße Lapdanceszene zu sehen.

    Sorry, hab den obligatorisch vorauseilenden Tarantino-Hype mal wieder komplett verschlafen ;-)

    Habe aber gerade einige Rezensionen gelesen und stelle mir jetzt die Frage, ob ich nicht lieber bis zur DVD-Veröffentlichung warten soll. Als solche wird Grindhouse ja sicher erscheinen, oder? (Vermutlich auch eine Frage die schon tausend mal gestellt wurde!? ;-) )

    --

    #5676537  | PERMALINK

    fargo

    Registriert seit: 04.03.2004

    Beiträge: 2,521

    Napoleon DynamiteNatürlich, seine Filme funktionieren vollkommen ohne Zitatjagden, man erkennt höchstens dadurch die Feinarbeit bzw. hat eben zusätzlichen Spaß daran.

    manche Szenen erinnern mich an John Carpenters Christine!(den ich leider nur teilweise gesehen hab)

    --

    #5676539  | PERMALINK

    nachtmahr

    Registriert seit: 22.01.2005

    Beiträge: 3,198

    „Vanishing Point“ (dieser Film ließ ein Thema, nämlich die Freiheit des Individuums, zu), „Wild Dogs“, „Telefon“ („Meilen gehn, bevor ich schlafen kann“), der „Twisted Nerve“-Handy-Klingelton (den man mittlerweile des Öfteren im Supermarkt zu hören bekommt), die Kühlerfigur aus „Convoy“, Russell, die „Klapperschlange“, Eli Roth etc. pp.
    Alles schön und gut – man blickt milde lächelnd und vor allem wissend durch den Multiplex-Saal (das Connaisseurlachen).
    Doch was bleibt einem neben dieser Fingerschnipserei aus der ersten Reihe?
    Dem reinen Fanboytum Quentin Tarantinos fehlt meines Erachtens eine Positionierung zum Gegenstand; er setzt sich weder inhaltlich noch kontextuell mit seinem goldenen Kalb auseinander. Er huldigt mit seinen persönlichen Ritualen (man mag darin sogar Poesie sehen), das stimmt, doch sie bleiben bloße Behauptung, da sie dem Zuseher selten Raum zur Selbstspiegelung überlassen.
    (Ich gehe jetzt mal etwas härter zu Gericht, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen.)
    Ganz anders ein Rob Zombie – der lässt in seinem „House of 1000 Corpses“ den Massenmörder Otis Driftwood seinem Opfer zurufen: „Our bodies come and go but this blood…is forever!“
    Und gibt damit unseren lebenslangen Blick in das schwarze Loch frei, gesehen durch die währende Auseinandersetzung in der subversiven Pop-Kunstgeschichte.
    Oder wie ich zum Erscheinen von „Kill Bill“ mal irgendwo las, sinngemäß:
    Tarantinos Werk gleicht einem Astronauten, der nach der Landung auf der Erde dem erwartungsvollen Publikum mitteilt, dass es da oben nichts gibt.
    Im übertragenen Sinne zu verstehen…

    --

    "Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)
    #5676541  | PERMALINK

    bullitt

    Registriert seit: 06.01.2003

    Beiträge: 20,757

    Nachtmahr“Vanishing Point“ (dieser Film ließ ein Thema, nämlich die Freiheit des Individuums, zu), „Wild Dogs“, „Telefon“ („Meilen gehn, bevor ich schlafen kann“), der „Twisted Nerve“-Handy-Klingelton (den man mittlerweile des Öfteren im Supermarkt zu hören bekommt), die Kühlerfigur aus „Convoy“, Russell, die „Klapperschlange“, Eli Roth etc. pp.
    Alles schön und gut – man blickt milde lächelnd und vor allem wissend durch den Multiplex-Saal (das Connaisseurlachen).
    Doch was bleibt einem neben dieser Fingerschnipserei aus der ersten Reihe?
    Dem reinen Fanboytum Quentin Tarantinos fehlt meines Erachtens eine Positionierung zum Gegenstand; er setzt sich weder inhaltlich noch kontextuell mit seinem goldenen Kalb auseinander. Er huldigt mit seinen persönlichen Ritualen (man mag darin sogar Poesie sehen), das stimmt, doch sie bleiben bloße Behauptung, da sie dem Zuseher selten Raum zur Selbstspiegelung überlassen.

    Rubber Ducks Kühlerfigur wird gehuldigt? Dann muss ich doch sofort rein ;-)
    Ich dachte es würden nur Exploitation-Filme verwurstet. Ansonsten stößt deinen Kritik in eine ähnliche Richtung wie die im Film-Dienst. Habe den Film zwar noch nicht gesehen, ahne aber bereits was gemeint ist. Wäre auch nicht das erste mal, das Rodriguez als Punktsieger das Feld verlässt.
    Apropos Rob Zombie. Sind die Fake-Trailer hierzulande wenigstens im Kino zu sehen?

    FD: (…) In den amerikanischen Multiplexen lief das „Grindhouse“ betitelte Unternehmen allerdings mit derart geringem Erfolg, dass Tarantino und Rodriguez ihre Filme nun als eigenständige (und jeweils deutlich gestreckte) Werke auf den internationalen Markt bringen. Diese Trennung mag wirtschaftlich sinnvoll sein, ästhetisch ist sie es nicht. Erst der direkte Vergleich kehrt die Eigenheiten der im selben künstlerischen Rahmen gefertigten Filme heraus. Während Rodriguez seinen Vorbildern treu bleibt, indem er ihre Exzesse ins Abgründig-Absurde steigert, inszeniert Tarantino die Anführungszeichen immer gleich mit. Man hat keine Sekunde das Gefühl, tatsächlich einem schmutzigen Stück Exploitation-Kino beizuwohnen, stattdessen ähnelt „Death Proof – Todsicher“ eher Jean-Luc Godards Klippschule der Filmnation. Die Zitate purzeln aus allen Richtungen durcheinander, werden mit den Mitteln des Autorenkinos aufpoliert – Tarantinos eigentliche Quelle scheint Richard C. Sarafians existenzialistischer Thriller „Fluchtpunkt San Francisco“ zu sein – und schließlich in „Kunst“ verwandelt. Bei dieser in „Pulp Fiction“ zur Meisterschaft geführten Ehrenrettung gering geschätzter Genres geht immer etwas von deren ursprünglicher Wucht verloren. Zum Ausgleich erhält man ein Übermaß an Stil. Letztlich ist Tarantino zu sehr Tarantino, um sich selbst zurücknehmen zu können – und sei es aus Liebe zu einer vergessenen Form des Kinos.

    --

Ansicht von 15 Beiträgen - 61 bis 75 (von insgesamt 131)

Schlagwörter: 

Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.