Re: Death Proof (Quentin Tarantino)

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nachtmahr

Registriert seit: 22.01.2005

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„Vanishing Point“ (dieser Film ließ ein Thema, nämlich die Freiheit des Individuums, zu), „Wild Dogs“, „Telefon“ („Meilen gehn, bevor ich schlafen kann“), der „Twisted Nerve“-Handy-Klingelton (den man mittlerweile des Öfteren im Supermarkt zu hören bekommt), die Kühlerfigur aus „Convoy“, Russell, die „Klapperschlange“, Eli Roth etc. pp.
Alles schön und gut – man blickt milde lächelnd und vor allem wissend durch den Multiplex-Saal (das Connaisseurlachen).
Doch was bleibt einem neben dieser Fingerschnipserei aus der ersten Reihe?
Dem reinen Fanboytum Quentin Tarantinos fehlt meines Erachtens eine Positionierung zum Gegenstand; er setzt sich weder inhaltlich noch kontextuell mit seinem goldenen Kalb auseinander. Er huldigt mit seinen persönlichen Ritualen (man mag darin sogar Poesie sehen), das stimmt, doch sie bleiben bloße Behauptung, da sie dem Zuseher selten Raum zur Selbstspiegelung überlassen.
(Ich gehe jetzt mal etwas härter zu Gericht, um meinen Standpunkt zu verdeutlichen.)
Ganz anders ein Rob Zombie – der lässt in seinem „House of 1000 Corpses“ den Massenmörder Otis Driftwood seinem Opfer zurufen: „Our bodies come and go but this blood…is forever!“
Und gibt damit unseren lebenslangen Blick in das schwarze Loch frei, gesehen durch die währende Auseinandersetzung in der subversiven Pop-Kunstgeschichte.
Oder wie ich zum Erscheinen von „Kill Bill“ mal irgendwo las, sinngemäß:
Tarantinos Werk gleicht einem Astronauten, der nach der Landung auf der Erde dem erwartungsvollen Publikum mitteilt, dass es da oben nichts gibt.
Im übertragenen Sinne zu verstehen…

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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)