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Nachtmahr“Vanishing Point“ (dieser Film ließ ein Thema, nämlich die Freiheit des Individuums, zu), „Wild Dogs“, „Telefon“ („Meilen gehn, bevor ich schlafen kann“), der „Twisted Nerve“-Handy-Klingelton (den man mittlerweile des Öfteren im Supermarkt zu hören bekommt), die Kühlerfigur aus „Convoy“, Russell, die „Klapperschlange“, Eli Roth etc. pp.
Alles schön und gut – man blickt milde lächelnd und vor allem wissend durch den Multiplex-Saal (das Connaisseurlachen).
Doch was bleibt einem neben dieser Fingerschnipserei aus der ersten Reihe?
Dem reinen Fanboytum Quentin Tarantinos fehlt meines Erachtens eine Positionierung zum Gegenstand; er setzt sich weder inhaltlich noch kontextuell mit seinem goldenen Kalb auseinander. Er huldigt mit seinen persönlichen Ritualen (man mag darin sogar Poesie sehen), das stimmt, doch sie bleiben bloße Behauptung, da sie dem Zuseher selten Raum zur Selbstspiegelung überlassen.
Rubber Ducks Kühlerfigur wird gehuldigt? Dann muss ich doch sofort rein
Ich dachte es würden nur Exploitation-Filme verwurstet. Ansonsten stößt deinen Kritik in eine ähnliche Richtung wie die im Film-Dienst. Habe den Film zwar noch nicht gesehen, ahne aber bereits was gemeint ist. Wäre auch nicht das erste mal, das Rodriguez als Punktsieger das Feld verlässt.
Apropos Rob Zombie. Sind die Fake-Trailer hierzulande wenigstens im Kino zu sehen?
FD: (…) In den amerikanischen Multiplexen lief das „Grindhouse“ betitelte Unternehmen allerdings mit derart geringem Erfolg, dass Tarantino und Rodriguez ihre Filme nun als eigenständige (und jeweils deutlich gestreckte) Werke auf den internationalen Markt bringen. Diese Trennung mag wirtschaftlich sinnvoll sein, ästhetisch ist sie es nicht. Erst der direkte Vergleich kehrt die Eigenheiten der im selben künstlerischen Rahmen gefertigten Filme heraus. Während Rodriguez seinen Vorbildern treu bleibt, indem er ihre Exzesse ins Abgründig-Absurde steigert, inszeniert Tarantino die Anführungszeichen immer gleich mit. Man hat keine Sekunde das Gefühl, tatsächlich einem schmutzigen Stück Exploitation-Kino beizuwohnen, stattdessen ähnelt „Death Proof – Todsicher“ eher Jean-Luc Godards Klippschule der Filmnation. Die Zitate purzeln aus allen Richtungen durcheinander, werden mit den Mitteln des Autorenkinos aufpoliert – Tarantinos eigentliche Quelle scheint Richard C. Sarafians existenzialistischer Thriller „Fluchtpunkt San Francisco“ zu sein – und schließlich in „Kunst“ verwandelt. Bei dieser in „Pulp Fiction“ zur Meisterschaft geführten Ehrenrettung gering geschätzter Genres geht immer etwas von deren ursprünglicher Wucht verloren. Zum Ausgleich erhält man ein Übermaß an Stil. Letztlich ist Tarantino zu sehr Tarantino, um sich selbst zurücknehmen zu können – und sei es aus Liebe zu einer vergessenen Form des Kinos.
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