Bob Dylan

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  • #11098755  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

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    Ja, Otis, danke!

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    Well, my telephone rang, it would not stop It's President Biden callin' me up He said, "My friend, Maik, what do we need to make the country grow?" I said, "My friend, Joe, my friend Bob would advice you , Brigitte Bardot, Anita Ekberg, Sophia Loren" Country'll grow
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    #11098941  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

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    otis

    close-to-the-edgeIch, als Dylan bekannlich eher neutral Gegenüberstehender, finde die Nummer eigentlich ganz nett, wenngleich man über 16 Minuten besser für etwas Abwechslung gesorgt hätte.

    Ich denke, genau das macht sie so großartig richtig. Dieses ewige, ruhig dahinklimpernd endlos aufzählende Etwas steht doch letzendlich hilflos dem historischen Geschehen gegnüber. Die Gleichzeitigkeit des Ganzen macht für mich den großen Sinn. Ich habe das nicht parat, welchen Einfluss der Mord an Kennedy tatsächlich auf Dylan gehabt haben mag. Danach jedenfalls ging er erst einmal in sich mit Another Side. Und ich weiß nicht, ob mit den Zeilen der Hits „Hello Mary Lou“ (1961) und „Hello Stranger“ (1963) im „False Prophet“ nicht auch biografische Anknüpfungspunkte zu sehen sind. Jedenfalls liest sich in meinen Augen der Text wie eine Selbstdekonstruktion des 60er-Dylan. Interessant, dass ihm das noch wichtig zu sein scheint. Oder setzen ihm die Dylanologen noch immer so, ihn überhöhend, zu?

    Dekonstruiert wird da auch das, was wir als künstlerisches „Ich“, artistische Personality, Individualitaetskern des Musikers zu betrachten gewohnt sind. An diesem Projekt arbeitet Dylan ja mindestens seit „Love and Theft“ mit allem was er tut: in Gemälden (wo sich auf den ersten Blich wie authentisch beobachtete Szenen wirkende Bilder als gemalte Varianten alter, von anderen gemachter Fotografien entpuppen), in Chronicles (wo sich so vieles, was vorderhand autobiografisch klingt, als Zitate-Irrgarten von Jack London bis Mark Twain erweist), in Reden, in Songs. Und je betonter er „Ich“ sagt, desto weniger sollten wir das wörtlich nehmen.

    Da ist „False Prophet“ (musikalisch eine fast komplette Kopie von „If Lovin Is Believin“ aus dem Jahr 1954) nur das jüngste Beispiel. Auch Murder Most Foul besteht ja teilweise Zeile für Zeile nur aus Zitaten. Dieses Vorgehen hat Dylan mittlerweile wirklich wahnsinnig radikalisiert.

    Insofern ist das tatsächlich das Gegenteil zumindest des öffentlichen Dylanbildes aus den 60er-Jahren, als er als Inbegriff des individuellen Innovators galt.

    Das Faszinierende ist, dass das schon damals natürlich überhaupt nicht gestimmt hat. Bezugnahme, Zitate, Arbeit mit Traditionslinien, Annäherung an Vorbilder bis hin zur Mimikry: All das war schon beim 60er-Dylan wichtig.

    Der alte D. radikalisiert das Verfahren nur noch immer weiter. Mittlerweile kann man wohl sagen, dass Dylan das Prinzip der Intertextualitaet auf eine Weise radikalisiert hat, die jeden Plagiator oder Epigonen wie einen Waisenknaben ohne Vision und Perspektive aussehen lässt. Das ist schon mitreißend und spektakulär.

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    #11099563  | PERMALINK

    livin-thing68

    Registriert seit: 15.09.2012

    Beiträge: 302

    Freue mich auch jedes Mal wie Bolle wenn der Meister ein neues Album raus bringt, vor allen Dingen wenn es schon acht Jahre her ist seit dem letzten. „Tempest“, „Together Through Life“, „Modern Times“, „Love and Theft“, um nur die letzten Alben anzusprechen sicher alle samt große Meisterwerke. Sind bei mir rauf und runter gelaufen.

    Jetzt kam mit „Murder Most Foul“ endlich mal wieder ein Song in gewohnter Manier, der in die richtige Richtung geht. Wobei er etwas zu lang ausgefallen ist, meiner Meinung nach hätten es auch knapp 10 Minuten getan, irgendwann erwische ich mich selbst dabei nicht mehr richtig zu zu hören.

    Als der zweite Song „I Contain Multitudes“ herauskam habe ich nur gedacht oh Gott jetzt fängt er wieder mit diesen Fünfzigerjahre Kram an (ich bin ein großer Verehrer Sinatras Werke) aber Dylans Interpretationen aus dieser Zeit fand ich einfach nur schlecht, teilweise sogar richtig schlimm. Aber ich weiß ja, bei den Hardcore Fans unter euch könnte er das gesamte Telefonbuch runter singen, und es wäre immer noch ein Meisterwerk.

    Beim dritten Song „False Prophet“ war die Begeisterung dann schon wieder etwas größer, endlich mal elektrische Gitarren ein Blues Shuffle in alter Manier, nicht schlecht, aber mehr auch nicht.

    Wie dann gleichzeitig auch die Ankündigung eines neuen Albums mit dem Titel „Rough and Rowdy  Ways“  kam, habe ich mich dann doch trotzdem sehr gefreut.
    Allerdings beim Anblick des nostalgischen Covers aus den Fünfzigern mit Jukebox hatte ich dann doch erst wieder wenig Hoffnung. Ich dachte mir nur, jetzt macht er da weiter wo er bei den letzten Album aufgehört hat, wieder diesen Fünfzigerjahre Kram.

    Aber ich lasse mich gerne überraschen vielleicht liege ich ja falsch (hoffentlich), und es wird tatsächlich wieder ein Meisterwerk (nach meinem Geschmack), wie jemand vom Rolling Stone schon verlauten ließ.  :good:
    Würde mir dann das Vinyl zulegen, welches zwar mit 35 € etwas happig ist, aber bei 70 Minuten Spieldauer, -und wenn es dann tatsächlich das von mir erhoffte Album wird- natürlich völlig gerechtfertigt ist.

     

     

     

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    #11099567  | PERMALINK

    livin-thing68

    Registriert seit: 15.09.2012

    Beiträge: 302

     
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    #11099755  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,113

    @livin-thing68 Ich teile deine Sorgen zwar nicht, aber ich verstehe sie. Tatsächlich ist fraglich, ob die neue Platte eine Abkehr von den Themen sein wird, die Dylan seit mittlerweile zwei Jahrzehnten konzeptuell und musikalisch beschäftigen.

    In dem Zusammenhang verwundert mich nur, dass Du Modern Times als Meisterwerk einstufst (eine Einschätzung, die ich nicht so ganz teile). Denn da beginnt ja eigentlich genau das, was in der „Sinatra“-Phase dann durchdekliniert (und aus meiner Sicht instrumentalistisch, arrangementtechnisch und gesanglich überzeugender realisiert) wird: Anlehnung an Schlager vergangener Zeiten, indem auf MT zum Beispiel Bing-Crosby-Nummern aus den 30er-Jahren musikalisch paraphrasiert werden.

    Ich fand obendrein auf MT die bluesbasierten Nummern teilweise sehr generisch und im Vergleich zu „Love and Theft“ wie auch zu False Prophet ein bisschen arg altherrenhaft gediegen gespielt.

    Deshalb aus Interesse/Neugier meine Nachfrage: Was macht MT für Dich so groß? Die Texte? Oder an der Musik etwas, das mir womöglich entgangen ist? Vielleicht kannst Du mir ja helfen, die Platte neu zu entdecken.

     

     

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    #11099837  | PERMALINK

    livin-thing68

    Registriert seit: 15.09.2012

    Beiträge: 302

    @bullschuetz

    „Thunder on the Mountain“, „Rollin’ and Tumblin‘ „ Someday Baby“, „The Levee‘s Gonna Break“ und „Ain‘t Talking“ sind die Songs die es  für mich zum Meisterwerk machen. Ich bin sowieso ein großer Freund von Mid-Tempo Nummern. Wobei ich Dir natürlich Recht geben muss, Stücke wie „Spirit on the Water“, „When the Deal goes down“, „Beyond the Horizon“ und „Netti Moore“ hätten auch auf den Alben „Fallen Angels“ oder „Triplicate“ sicher ihren Platz gefunden. Aber trotz allem, für mich reichen diese erstgenannten Songs von mir zur Benennung eines Meisterwerks aus.

    Für mich ist ja auch -und jetzt halt dich fest- „Under the Red Sky“ ein Meisterwerk, welches von vielen Fans und vor allen Dingen Kritikern total zerrissen wird. Gilt bei den meisten als eines der schlechtesten Dylan Alben. Für mich ist es eines meiner Lieblingsalben von Dylan.

    Aber um noch mal auf die Sinatra (50 er Jahre Ära) zurück zu kommen. Wenn ich mir „I Contain Multitudes“ anhöre, welches ja auch noch der Album opener ist, dann befürchte ich einfach, das er sich in diesem Stil festgebissen hat. Es mag vielleicht etwas platt klingen, aber vielleicht ist es seinem Alter geschuldet, dass er jetzt auf die alten Tage einfach nur noch Bock auf so etwas hat, und natürlich der Tatsache, dass er ein Kind der Fünfziger ist. Auch der Album Titel ist wohl eine Anlehnung an Jimmie Rodgers (1897-1933), der auch schon ein Album mit dem gleichnamigen Titel hatte, und ich weiß dass Dylan ihn sehr verehrt.

    --

    #11099975  | PERMALINK

    bullschuetz

    Registriert seit: 16.12.2008

    Beiträge: 2,113

    @livin-thing68 Danke! Das leuchtet ein – Deine Lieblingstracks auf MT sind stimmigerweise nicht diejenigen, die auf die Sinatra-Phase vorausweisen. Ich kann all die Verbindungen, die Du herstellst, vollkommen nachvollziehen und finde genau wie Du, dass I Contain Multitudes hörbar die Aufnahme einer Band ist, die durch die Schule der drei Alben davor gegangen ist. Insofern ist Deine Sorge sicher berechtigt. Der einzige, in diesem Zusammenhang aber wesentliche Unterschied zwischen uns: Ich fand schon auf MT die langsamen Nummern die interessanteren, schätze die jüngsten drei Platten und kann mich entsprechend mit Multitudes sehr gut anfreunden.

    Under The Red Sky habe ich seit mindestens 10 Jahren nicht mehr gehört und davor nur ein, zwei Mal. Insofern kann ich mir da kein Urteil erlauben. Neulich habe ich mich mal wieder näher mit Knocked Out Loaded befasst und fand es auf interessante Weise misslungen, teilweise sogar toll. Insofern sollte ich es mit Red Sky vielleicht auch mal wieder versuchen.

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    #11099993  | PERMALINK

    kinkster
    Private Investigator

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    Beiträge: 46,518

    latho
    @otis: sehr interessant!

    stormy-monday
    Ja, Otis, danke!

    +2 … freue mich schon auf das neue Album.

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    Meine nächste Sendung bei Radio StoneFM am Donnerstag den 25.04.2024 um 22:00: On the Decks Vol. 17: 2024 #01
    #11100003  | PERMALINK

    cycleandale
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    @livin-thing68
    Schön dass mal jemand sagt dass Under the red sky ein klasse Album ist.

    --

    l'enfer c'est les autres...
    #11100053  | PERMALINK

    j-w
    Moderator
    maximum rhythm & blues

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    cycleandale@livin-thing68 Schön dass mal jemand sagt dass Under the red sky ein klasse Album ist.

    Okay, das mit Bill Gates und der Impf-5G-Verschwörung fand ich noch relativ plausibel, aber das scheint mir jetzt doch etwas weit hergeholt! Aber, hey: Stell Dich auf den Marktplatz und fordere Anerkennung für „Under the red sky“ und da stellen sich bestimmt ein paar dazu und machen mit! ;-)

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    Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage Blue
    #11100057  | PERMALINK

    jackofh

    Registriert seit: 27.06.2011

    Beiträge: 3,572

    „Cat‘s In The Well“ war in den Setlists um 2000 herum durchaus mal ein Highlight. Auf Platte allerdings tatsächlich schlecht zu genießen.

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    #11100121  | PERMALINK

    stormy-monday
    We Shall Overcome

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    Beiträge: 20,064

    Bobs Rock n‘ Roll-Platte? Uptempo zumindest, Wiggle Wiggle, T.V Talkin‘ Song und auch Unbelievable. Letzteres als Video mit Molly Ringwald und einer interessanten Autonummer am Schluss.

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    Well, my telephone rang, it would not stop It's President Biden callin' me up He said, "My friend, Maik, what do we need to make the country grow?" I said, "My friend, Joe, my friend Bob would advice you , Brigitte Bardot, Anita Ekberg, Sophia Loren" Country'll grow
    #11100185  | PERMALINK

    livin-thing68

    Registriert seit: 15.09.2012

    Beiträge: 302

    j-w

    cycleandale@livin-thing68 Schön dass mal jemand sagt dass Under the red sky ein klasse Album ist.

    Okay, das mit Bill Gates und der Impf-5G-Verschwörung fand ich noch relativ plausibel, aber das scheint mir jetzt doch etwas weit hergeholt! Aber, hey: Stell Dich auf den Marktplatz und fordere Anerkennung für „Under the red sky“ und da stellen sich bestimmt ein paar dazu und machen mit!

    …und die, die sich dazu gesellen sich garantiert auch viele „Traveling Wilbury“ Fans. Denn aus der Zeit nach TW Vol.1 stammt ja das Album. Die Energie und Spielfreude der Wilburys ist auf „under the red sky“ deutlich zu hören. Die Energie hatte er damals mit ins Studio gebracht. Und da er soviel Spass daran hatte, mit Freunden zu jammen, hat er sich für „under the red Sky“ so viele Gastmusiker ins Haus geholt wie auf keinem anderen Album. Ich habe die Wilburys geliebt, und vielleicht ist „under the red sky“ auch deshalb eines meiner Lieblingsalben von Dylan, weil dort die gleiche Spielfreude zu spüren ist.

    --

    #11100189  | PERMALINK

    cycleandale
    ALEoholic

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    Beiträge: 10,342

    j-w

    cycleandale@livin-thing68 Schön dass mal jemand sagt dass Under the red sky ein klasse Album ist.

    Okay, das mit Bill Gates und der Impf-5G-Verschwörung fand ich noch relativ plausibel, aber das scheint mir jetzt doch etwas weit hergeholt! Aber, hey: Stell Dich auf den Marktplatz und fordere Anerkennung für „Under the red sky“ und da stellen sich bestimmt ein paar dazu und machen mit!

    Ach! Ich wäre der einsame Rufer in der Wüste!
    Das Problem mir Under the red sky ist für die meisten doch die zu gelackte Produktion (Ach zum Zweiten! Was hätte Jeff draus machen können!). Aber Songs wie Under the red sky oder Cats in the well nehmen doch Time out of mind vorweg. Da deutete sich Dylans Weg an, und er musste dann erst mal die beiden spartanischeren Cover-Alben machen um zu wissen dass es das jetzt ist.
    Und ich finde den Text von TV talking blues einfach klasse.

    --

    l'enfer c'est les autres...
    #11100193  | PERMALINK

    cycleandale
    ALEoholic

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    Das mit Jeff als Produzent ist übrigens bei dem Album ernst gemeint – ein Dylan Album in Wilbury Manier wäre einfach *hach*, vor allem bei den Songs.

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    l'enfer c'est les autres...
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